ANACONDA: GDELS und Rheinmetall präsentieren radbeweglichen taktischen Brückenleger auf HX 8×8- Basis auf der Fachtagung RÜ.NET 2023

General Dynamics European Land Systems – Bridge Systems und Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) stellen auf dem 5. Anwenderforum Rüstung und Nutzung RÜ.NET 2023 in Koblenz erstmals gemeinsam das taktische Brückensystem ANACONDA auf einem hochmobilen 8×8-Trägerfahrzeug HX2 vor. Brücke, Verlegemechanismus und Fahrzeug bilden eine Festbrücke für mittelschwere und schwere Kräfte.

Die ANACONDA von GDELS ist die neueste Version der bekannten BIBER-Brücke, von der mehr als 300 Stück für Bundeswehr, NATO-Partner und weitere Export­kunden gebaut wurden. Aus der Integration auf die ebenfalls bei zahlreichen Streitkräften eingeführte taktische LKW-Familie HX ergeben sich beträchtliche Vorteile in Interoperabilität, Ausbildung, Service und Ersatzteilversorgung, die zu den geringen Lebenszykluskosten des Gesamtsystems beitragen.

Die HX-Familie von RMMV gehört zu den weltweit am häufigsten eingesetzten Militärlastwagen. Über 16.000 Fahrzeuge sind weltweit im Einsatz. Viele NATO-Staaten haben bereits HX-Fahrzeuge in ihrem Bestand, was zu wertvollen Synergien bei multinationalen Einsätzen führt.

Quelle: Rheinmetall AG (Text und Bild)

Langen/Geestland Besuch bei MWB durch Kameradschaft NORDWEST

Langen/Geestland: Am 27. April 2023 besuchte die Kameradschaft NORDWEST im Rahmen Ihrer Veranstaltungsreihe in 2023, die MWB Fahrzeugtechnik GmbH in Langen bei Bremerhaven.

Geschäftsführer Dr. Patrick Neuhaus und Betriebsleiter Joachim Plagge führten vor Ort durch das Programm. „Die MWB Fahrzeugtechnik unterstützt die Instandsetzung der Bundeswehr seit 1971“, so Dr. Patrick Neuhaus in seinem Vortrag. „Das Kernprodukt der MWBF war über viele Jahrzehnte die Werksinstandsetzung von Kat I Fahrzeugen der Bundeswehr. Die MWBF muss sich allerdings jetzt auch auf neue Produkte und neue Kunden einstellen“, so Dr. Neuhaus weiter. Neben der HIL stünden auch die U.S. Streitkräfte im Fokus.

Nach dem Vortrag, führte Joachim Plagge die Besucher über das Werksgelände. Die MWBF verfügt über Spezialgewerke wie beispielsweise Sattlerei und Holzbau. Im Bereich Oberflächenbehandlung steht eine Lkw-Lackiererei und Sandstrahlanlage zur Verfügung. Technisch besonders interessant war das Nebeneinander von U.S. Hakenliftfahrzeugen und deutschen MULTI FSA. Beide Fahrzeuge dienen dem gleichen taktischen Zweck, aber unterscheiden sich stark in der Ausführung. Nach etwa drei Stunden endete der informative Nachmittag in einer Diskussionsrunde mit guten Gesprächen bei Kaffee und Kuchen.

Der Vorsitzende der Kameradschaft, Oberst Christoph Schladt bedankte sich bei der MWBF für die Einblicke in das gewerbliche Instandsetzungsgeschäft und die sehr gute Betreuung durch das gesamte Team. Schade nur, dass wiederum nur wenige Mitglieder des blauen Bund e.V. den Termin wahrnahmen. Kooperativ übergreifend nutzte allerdings das Mitglied Sven Robold aus der Kameradschaft Ulm/Dornstadt den Besuch bei MWBF zur Weiterbildung in seinem Urlaub in Norddeutschland. Dank an alle Teilnehmer für eine sehr interessante Veranstaltung der Kameradschaft NORDWEST.

Dr. Neuhaus, Oberst Schladt und Herr Plagge

Ausblick: ein zweiter Besuchsanlauf bei CHS – Bremen (CHS Container Handel GmbH) ist für Ende Juni geplant, eine Einladung ergeht in den nächsten Tagen.

Autor Dr. Neuhaus, OTL a.D. Janczyk;   Fotos © Michael Janczyk

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund

ÜBUNG BLUE BRIDGE 22

Bei der ÜBUNG BLUE BRIDGE 22 üben Logistikbataillon 163 RSOM und Logistikbataillon 172 erstmalig die gemeinsame strategische Verlegung.

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund
Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. © Bundeswehr/Christopher Preloznik

Für die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis hat sich seit wenigen Jahren der Fokus von der Versorgung von Einsatzkontingenten in fernen Regionen hin zur Steigerung der Einsatzbereitschaft in einem Szenar der Landes- und Bündnisverteidigung gewandelt. Die Basislogistik ist heute mehr denn je darin gefordert, Großverbände der Landstreitkräfte und Geschwader der Luftwaffe in einem konventionellen Konflikt versorgen zu können. Gleichzeitig haben die Logistikbataillone den Auftrag, einen Beitrag zur „Drehscheibe Deutschland“, der Sicherstellung des Aufmarsches von NATO-Partnern durch Deutschland zu unterstützen. Beide Aufgabenbereichen fordern die Logistik bereits im Grundbetrieb und erfordern es, die Truppe kaltstartfähig auszubilden und auszurüsten.

Ein wesentlicher Bestandteil dafür, dass sie in einem konventionellen Krieg zur Wirkung kommen können, ist deren Verlegung über große Entfernungen und unter Nutzung verschiedener Verkehrsträger wie Eisenbahn, Flugzeug und Fähre. Um diesen komplexen Anteil des Aufmarsches zu üben, haben das Logistikbataillon 163 RSOM aus Delmenhorst und das Logistikbataillon 172 aus Beelitz im September 2022 mit der Übung BLUE BRIDGE 22 eine komplexe Feldeinsatzübung unter Einbindung von Truppenteilen aus Heer, Luftwaffe und dem Zentralen Sanitätsdienst durchgeführt.

Die Ausgangslage dieser Übung war ein Szenar der Bündnisverteidigung, bei dem das RSOM-Bataillon in Nordwestdeutschland verschiedene logistische Einsatzräume eingerichtet und betrieben hat und das Beelitzer Logistikbataillon per Eisenbahn und Flugzeug als Teil von Folgekräften der NATO Response Force in das fiktive Einsatzland ALTRAVERDO verlegt hat. Das Logistikbataillon 163 bot somit die „Blaue Brücke“, über die das Logistikbataillon 172 ins Einsatzgebiet verlegen konnte.

Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; Blauer Bund
Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; © Bundeswehr / OTL Tobias Schmidt

Dazu haben die Beelitzer Fahrzeuge, Gerät und Waffen des gesamten Bataillons vorab für den Eisenbahntransport vorbereitet und nach ALTRAVERDO per Schiene transportiert. Die Soldaten wurden anschließend vom Airport of Embarkation BERLIN-SCHÖNEFELD mit A400-M zum Airport of Debarkation in NORDHOLZ geflogen. Dort angekommen, durchliefen sie den sogenannten RSOM-Prozess (Reception-Staging-Onward Movement), der durch das Logistikbataillon 163 RSOM durchgeführt wurde. Im Kern lag die Herausforderung dabei auf der Zusammenführung von Personal und den per Eisenbahn nach HESEDORF verbrachten Fahrzeuge der Beelitzer Logistiker. Zudem galt es, für die Männer und Frauen des Logistikbataillon 163 ihre Kameraden für den bevorstehenden Straßenmarsch in einen einsatznahen Verfügungsraum im Osten ALTRAVERDOs vorzubereiten. Dazu erfolgten umfangreiche Einweisungen in die Lage, die Übergabe von Material und Versorgungsgütern sowie die Bereitstellung von Ruheräumen. Nachdem die Marschteileinheiten des Logistikbataillons 172 in der sogenannten Staging Area in ROTHENBURG/WÜMME auffrischen konnten, erfolgte der fast 400 Kilometer lange Straßenmarsch zum Convoy Support Center in TROLLENHAGEN, der den Marschteileinheiten vieles abverlangte. In der Nacht und bei strömendem Regen bewegten sich hunderte Großfahrzeuge auf Autobahn und Landstraßen nach Osten. Regelmäßig wurden Technische Halte durchgeführt um Mensch und Material einsatzbereit zu halten. Im Convoy Support Center angekommen konnten die Marschteileinheiten des Logistikbataillon 172 auftanken, verpflegen und ruhen, bevor sie ihren letzten Verlegesprung in den einsatznahen Verfügungsraum JÄGERBRÜCK bewältigten. Die logistische Einrichtung wurde ebenfalls durch das RSOM-Bataillon betrieben und war wesentlicher Garant dafür, dass der Marsch der Beelitzer Logistiker gelingen konnte.

Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben 3000 Meter. Blauer Bund
Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben eine Strecke von 3000 Meter. ©Bundeswehr/Christopher Preloznik

Insgesamt ist festzuhalten, dass es sich bei BLUE BRIDGE 22 um eine der größten logistischen Übungen der letzten Jahre gehandelt hat. Die Besonderheit hierbei war neben dem komplexen Koordinierungsaufwand in der Vorbereitung das Einrichten von insgesamt sechs großen logistischen Knoten und die Verlegung eines Logistikbataillons auf Schiene, Straße und auf dem Luftweg.

Text: Oberstleutnant Tobias Schmidt und Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann

Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt; Blauer Bund

TLEP am MULTI 2 Wechselladersystem

Bei der Fahrzeugfamilie WLS ZLK 15t mil gl handelt es sich um ein geschütztes und ungeschütztes Wechselladersystem, auf der Basis des UTF mil ZLK 15t zum Transport von Wechselladerpritschen, 20ft Funktionscontainern und 20ft Standardcontainern über die standardisierten ISO-Schnittstellen.

Die ersten Fahrzeuge wurden bereits im IV. Quartal 2021 ausgeliefert. Die neuen geschützten Lkw ergänzen die bereits eingeführten Lkw 15t mil gl MULTI A4 FSA. Die ungeschützten Lkw sollen die älteren Lkw 15t mil gl MULTI A1.1 ersetzen.

Das neue Wechselladersystem ist zum Selbstschutz für die Aufnahme einer fernbedienbaren Waffenstation und der Wirkmittelwurfanlage ROSY (dient u.a. zum Verschießen von Nebelmitteln) vorbereitet. Darüber hinaus sind die Fahrzeuge zur Aufnahme von modernen Kommunikations- und Führungsausstattungen mit den dazu notwendigen Komponenten vorgerüstet.

Der Wirkmittelwerfer ROSY auf dem geschützten Fahrerhaus; Blauer Bund
Der Wirkmittelwerfer ROSY auf dem geschützten Fahrerhaus

Im Herbst 2022 wurde durch den Bereich Technik/Logistik, Dezernat U die TLEP (Technisch-logistische Einsatzprüfung) am neuen Lkw 15t mil gl MULTI 2 (alt WLS) geschützt durchgeführt. Da die Fahrzeuge zur Integration diverser Gerätesätze vorgesehen sind, waren im Rahmen der TLEP die Dezernate F (Fm und Füm), S (Klima und ABC-Schutz) und W (Waffenstation) bei der Durchführung der TLEP maßgeblich beteiligt. Aufgrund der bis zu 85%-igen Baugleichheit zum UTF mil ZLK 15t und der zum LKW 15t mil gl MULTI A4 FSA lediglich leicht modifizierten Wechselladereinrichtung, wurde nur eine ergänzende Untersuchung (Delta-Anteil) an der geschützten Variante durchgeführt. Dabei wurde unter anderem anhand der handelsüblichen Dokumentation und Vorabversionen von Datenmodulen der interaktiven elektronischen technischen Dokumentation, die Instandhaltbarkeit durch militärische Instandhaltungskräfte überprüft und bewertet. Zudem wurden abschließende Erkenntnisse zur Diagnosefähigkeit, Prüfbarkeit, Ausbildung der militärischen Instandhaltungskräfte und zur technischen Materialprüfung gewonnen.

Anschlagversuch Hebegeschirr der Fa. Tiger am geschützten Fahrerhaus; Blauer Bund
Anschlagversuch Hebegeschirr der Fa. Tiger am geschützten Fahrerhaus

 

Erkenntnisse aus der TLEP:

Die technische Gleichheit zum UTF mil ZLK 15t wird die Versorgung und Logistik erheblich erleichtern. Unterschiede gibt es unter anderem bei dem geschützten Fahrerhaus der Firma RMMV, dem Heckunterfahrschutz und der elektro-hydraulischen Fahrerhauskippvorrichtung in der geschützten Variante. Die Beschaffung eines neuen eigenständigen Sonderwerkzeugsatzes ist nicht erforderlich. Vielmehr sind die wenigen zusätzlichen Sonderwerkzeuge als Ergänzungssatz in Verbindung mit dem bereits in großer Stückzahl eingeführten Sonderwerkzeugsatz UTF für die Instandhaltung ausreichend. Die Prüf- und Diagnosefähigkeit ist durch den Einsatz eines internen Prüfsystems und des Diagnosesystems MAN Cats III sichergestellt. In der zur TLEP bereitgestellten Dokumentation waren inhaltliche Mängel vorhanden die noch nachzuarbeiten waren. Die Bereiche Klimatechnik, Anteile der technischen Materialprüfung und Wirkmittelwurfanlage ROSY waren hierbei besonders betroffen.

Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt; Blauer Bund
Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt

In der abschließenden Bewertung ist eine umfängliche Instandhaltung durch militärische Kräfte, nach Umsetzung der im Rahmen der TLEP gewonnenen Erkenntnisse und gestellten Änderungsforderungen, möglich. Als Gesamtergebnis bleibt festzuhalten, dass der neue Lkw 15t mil gl MULTI 2 aufgrund der technischen Gleichheit zum UTF mil ZLK 15t insgesamt gesehen gut instandhaltbar ist.

Text und Bilder: TSH, Bereich Techn/Log, Dez U, OStFw Martin Coersten

Die neuen Sattelanhänger bilden zusammen mit den ebenfalls in der Be-schaffung befindlichen neuen Sattelzugmaschinen das System "militarisierter Sat-telzug 70 t". Blauer Bund

Bundeswehr erhöht eigene Kapazitäten für den Schwerlast-Transport

Koblenz. Um die eigenen Kapazitäten für Schwerlast-Transporte zu erweitern, beabsichtigt die Bundeswehr zusätzliche militarisierte Sattelanhänger mit einer Nutzlast von 70 t (SaAnh 70t mil) zu beschaffen. Hierzu wurde heute eine Rahmenvereinbarung zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und dem Auftragnehmer Firma Doll Fahrzeugbau GmbH unterzeichnet.
Neben einer anfänglichen Festbeauftragung von 31 Anhängern inklusive Dokumentation und Zubehör besteht die Möglichkeit, weitere 218 Stück im Laufe der nächsten sieben Jahre zu bestellen. Alle festbeauftragten Sattelanhänger sollen bereits im nächsten Jahr an die Bundeswehr geliefert werden.

Militärischer Schwerlast-Transport im Rahmen einer feierlichen Übergabe die ersten Fahrzeuge der neuesten Version des Kampfpanzers Leopard 2 mit der Be-zeichnung A7V in Bad Frankenhausen am 15.09.2021. Blauer Bund
Das Panzerbataillon 393 erhält als erste Einheit im Rahmen einer feierlichen Übergabe die ersten Fahrzeuge der neueste Version des Kampfpanzers Leopard 2 mit der Bezeichnung A7V in Bad Frankenhausen am 15.09.2021.

Die SaAnh 70t mil dienen dem Transport und der Bergung insbesondere des Kampfpanzers Leopard 2 A6M/A7V und seiner Varianten, weiterem Großgerät wie Ketten- und Radfahrzeugen sowie Containern. Durch die stetig zunehmende Gesamtmasse der zu transportierenden Fahrzeuge ist die Beförderung mit den vorhandenen Sattelanhängern der Bundeswehr zunehmend eingeschränkt. „Die neuen Sattelanhänger bilden zukünftig zusammen mit den bereits in der Beschaffung befindlichen neuen Sattelzugmaschinen das Rückgrat des militärischen Schwerlasttransports. Sie bieten zudem eine Nutzlastreserve für einen möglichen weiteren Aufwuchs der zu transportierenden Fahrzeuge und Großgeräte.“, so der im BAAINBw zuständige Projektleiter anlässlich der Vertragsunterzeichnung.

Vertragsunterzeichnung für militarisierte Sattelanhänger 70t (SaAnh 70t mil) mit Vertretern der Firma Doll Fahrzeugbau GmbH und der Vizeprä-sidentin des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) Blauer Bund
Vertragsunterzeichnung für militarisierte Sattelanhänger 70t (SaAnh 70t mil) mit Vertretern der Firma Doll Fahrzeugbau GmbH und der Vizepräsidentin des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw)

Im Vergleich zu der zivil genutzten Version sind die Anhänger auch auf den Einsatz in leichtem Gelände ausgelegt. Darüber hinaus sind diese hinsichtlich Funktionalität, Bedienbarkeit und Schnittstellen sowohl auf die in der Bundeswehr vorhandenen ungeschützten als auch geschützten Sattelzugmaschinen abgestimmt. Bis Ende 2022 wird die Bundeswehr über 80 ungeschützte und 19 geschützte Zugmaschinen verfügen.

Die neuen Sattelanhänger bilden zusammen mit den ebenfalls in der Be-schaffung befindlichen neuen Sattelzugmaschinen das System "militarisierter Sat-telzug 70 t". Blauer Bund
Die neuen Sattelanhänger bilden zusammen mit den ebenfalls in der Beschaffung befindlichen neuen Sattelzugmaschinen das System „militarisierter Sattelzug 70 t“.

Text und Bilder: PIZ AIN

TLU an Sattelzugmaschine und Auflieger, handelsüblich, große Lasten der BwFPS

Der Bereich Technik/Logistik an der TSH, hier Dezernat U, führte vom 22. September bis 12. November 2021 eine technisch-logistische Untersuchung (TLU) an der Lkw SaZgM 70t SCANIA R 650 B 8×6 sowie dem Semi-Sattelauflieger DOLL durch.

Bild 1: Lkw SaZgM 70t SCANIA R 650 B 8×6 mit dem Semi-Sattelauflieger DOLL

In Vorbereitung auf den Bedarfsfall BwFuhrPark-Service GmbH (BwFPS), im Rahmen der VJTF 2022 bis 2024, sollten aus der TLU Erkenntnisse gewonnen werden, um eine begrenzte logistische Versorgung und Instandhaltbarkeit der SaZgM sowie des Aufliegers für die militärischen Logistikkräfte im Einsatzraum sicherstellen zu können. Durch die BwFPS sind 40 Sattelzugkombinationen in der Beschaffung. Die Sattelzugkombination SCANIA und DOLL zählt zu den handelsüblichen Fahrzeugen (hü). D.h., dass an diesem Sattelzug die einzige militärische Sonderausstattung ein Flaggenhalter an der linke Fahrzeugseite ist.

In Vorbereitung auf die TLU wurde eine jeweils eintägige Firmeneinweisung von den Firmen SCANIA und DOLL durchgeführt. Die Sattelzugmaschine und der Auflieger sollten laut Beauftragung vom AHEntwg I 4 3 getrennt voneinander betrachtet und dafür jeweils eigenständige Berichte erstellt werden. Im Rahmen der TLU sollten Instandsetzungsarbeiten bis auf Höhe der Instandhaltungsstufe (IHS) 2 identifiziert werden. Zeitgleich galt es hierbei neu aufzunehmende Sonderwerkzeuge sowie Betriebshilfsstoffe zu definieren, um diese zeitgerecht in die Werkstattausstattung mobile Instanhaltung (WSA mobIH) Bedarfsfall BwFPS zu integrieren. Ursprünglich war die Sattelzugkombination nur für den Einsatz im Inland vorgesehen. Durch Probleme beim Abschluss des Bahnvorhaltevertrages ist es unumgänglich, die Sattelzugkombination auch für internationale Transporte im Rahmen der VJTF, also im Einsatzgebiet, einzuplanen. Aus diesem Grunde wurde die TLU hoch priorisiert und kurzfristig durch den Bereich Technik/Logistik durchgeführt.

Als besondere Herausforderungen waren in der kurzen Vorbereitungsphase die Infrastruktur für die  Sattelzugkombination sowie die Beschaffung der technischen Dokumentationen zu bewältigen. Aufgrund der Sattelzuglänge von 21 Metern galt es hier einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden, dieses Herausforderung konnte durch die Unterstützung der V. Inspektion in einer Halle mit speziellen Abmaßen gelöst werden.

Aufgrund von Problemen beim Rechnerupdate war auch die Nutzung der technischen Dokumentation von SCANIA fraglich. Ursprünglich sah die Planung nicht vor, dass militärische Instandhaltungskräfte an dem Fahrzeug Arbeiten durchführen und somit existierte auf dem zugehörigen Diagnoserechner keine technische Dokumentation für diesen Fahrzeugtyp.

Bild 2: Fahrerhaus des LkwSaZgM 70t SCANIA R 650 B 8×6

Dank unermüdlichem Einsatz der X. Inspektion ist es gelungen den Diagnoserechner auf aktuellen Stand zu bringen, um die vollumfängliche Nutzbarkeit zur TLU zu gewährleisten. Für den Sattelauflieger der Firma DOLL existiert keine technische Dokumentation. Hier ist die Basis des Handelns der Instandhaltungskräfte eine gerätbegleitende Bedienungsanleitung, welche natürlich im Umfang nicht ausreichend ist. Daraus resultierend wird in die WSA mobIH Bedarfsfall BwFPS ein RDS-Koffer (Remote Diagnostic System) aufgenommen. Mit diesem System soll eine Ferndiagnose durch die Firma DOLL weltweit ermöglicht werden.

In der abschließenden Bewertung ist eine umfängliche Instandhaltung der Sattelzugkombination bis zur IHS 2 durch militärische Kräfte in einem Bedarfsfall BwFPS nach Umsetzung der im Rahmen der TLU gewonnenen Erkenntnisse durchführbar.

Text:

  • HptFw Benny Endler TLU Sattelauflieger DOLL
  • HptFw David Marks TLU SaZgM SCANIA
  • ArbN Michael Schumacher Ber Ustg

Bilder: Bundeswehr, Driessen

Rheinmetall MAN Military Vehicles setzen Erfolgsgeschichte bei den Bundeswehr-Logistikfahrzeugen fort

Schlüsselübergabe für Wechselladersysteme (WLS) und Auslieferung des 3.000sten Ungeschützen Transportfahrzeugs (UTF) an die Bundeswehr

Rheinmetall MAN Military Vehicles setzt die Erfolgsgeschichte bei den Logistikfahrzeugen für die Bundeswehr fort. Im Rahmen eines Festakts in München übergaben der Vorsitzender der Geschäftsführung der Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH, Michael Wittlinger, und der Vorstandsvorsitzende der Rheinmetall AG, Armin Papperger, zusammen mit dem Abteilungsleiter Land-Unterstützung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Erster Direktor beim BAAINBw Jan Gesau, offiziell den Schlüssel für die neue Generation der Wechselladersysteme an die deutschen Streitkräfte – vertreten durch den Kommandeur des Logistikkommandos und General Bundeswehrlogistik, Generalmajor Gerald Funke, Brigadegeneral Frank Schmitz, Abteilungsleiter Planung im Kommando Streitkräftebasis sowie Brigadegeneral Dr. Thomas Czirwitzky als Vertreter des Amtes für Heeresentwicklung.

Zugleich wurde die Übergabe des 3.000sten Exemplars der Ungeschützten Transportfahrzeuge an die Bundeswehr gefeiert. Dass es sich bei den Logistikfahrzeugen um ein Vorzeigeprojekt handelt, bei dem Politik, Streitkräfte und Industrie erfolgreich zusammenwirken, kam auch durch die Anwesenheit weiterer hochrangiger Besucher aus Politik, Bundeswehr und Partnerunternehmen zum Ausdruck. So nahmen an dem Festakt unter anderem der Bayerische Staatsminister des Innern, Joachim Herrmann, MdL, der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, Henning Otte, MdB, sowie Karsten Klein, MdB, Obmann im Haushaltsausschuss, und Bernhard Loos, MdB, aus dem Wirtschaftsausschuss des Bundestages teil.

Im Juni 2020 hatte die Bundeswehr mit der Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) einen bis 2027 angelegten Rahmenvertrag zur Lieferung von bis zu 4.000 Wechselladersystemen (WLS) geschlossen. Die neuen WLS-LKW setzen auf der erfolgreichen Familie der Ungeschützten Transportfahrzeuge (UTF) auf.

Kernausstattung der WLS ist das von der Firma Hiab entwickelte Hakenladegerät. Damit lassen sich die in die Bundeswehr eingeführten austauschbaren Ladungsträger ohne weitere Umschlagmittel in nahezu jedem Gelände aufnehmen und absetzen. Alternativ können die Fahrzeuge auch eine Wechselpritsche oder einen Container über die standardisierten 20 Fuß ISO-Schnittstellen transportieren.

Ein großer Teil der WLS-LKW der Bundeswehr wird über eine geschützte Kabine verfügen. Mit den so ausgestatteten WLS wird sich die Überlebens- und Durchhaltefähigkeit sowie die taktische Flexibilität der logistischen Einheiten und Verbände erheblich erhöhen.

Die WLS sind ein wichtiger und maßgeblicher Bestandteil der durch die Bundeswehr gestellten NATO-Speerspitze Very High Joint Readiness Task Force VJTF 2023. Im März dieses Jahres hat bei der Bundeswehr mit den ersten geschützten WLS der reguläre „Fahrschulbetrieb“ für die Militärkraftfahrer begonnen.

Die Ungeschützte Transportfahrzeug-Familie trägt bereits seit einigen Jahren zur Leistungsfähigkeit der logistischen Einheiten und Verbände der Bundeswehr bei. Im Juli 2017 beauftragte die Bundeswehr Rheinmetall MAN mit der Lieferung ihrer neuen Familie „UTF mil gl in den Zuladungsklassen 5t und 15t“.

„Die UTF sind ein Vorzeigeprojekt, welches gerade im Beschaffungswesen neue Wege bereitet hat“, so Michael Wittlinger. „Hier gab es erstmals flexible Rahmenverträge mit hoher Stückzahl. Über das Corona Konjunkturpaket wurden zusätzliche Fahrzeuge abgerufen und geliefert. Bis Anfang Mai wurden 3.000 Fahrzeuge an den Kunden übergeben – und damit fast 1.000 Stück mehr, als im gesamten ursprünglichen Rahmenvertrag bis zum Jahre 2024 vorgesehen waren. Damit liegt die RMMV bei diesem Vorhaben nicht nur im, sondern vor dem Zeitrahmen.“

Auch Armin Papperger betonte in seiner Ansprache die hohe Bedeutung der WLS und UTF für das Unternehmen. „Beide Projekte aus dem Bereich der Logistikfahrzeuge sind nicht nur in technischer Sicht eng miteinander verwoben. Sie zählen zu unseren Leuchtturmprojekten. Die Vorhaben WLS und UTF zeigen zudem, dass sich Rüstungsprojekte in vorbildlicher Art und Weise realisieren lassen. Der Erfolg ist das Ergebnis einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Parlament, Streitkräften und Industrie – dafür gilt allen Beteiligten großer Dank!“

Ein großer Teil der Wertschöpfung bei WLS und UTF – über 75 Prozent – erfolgt in Deutschland. In enger Abstimmung mit der Bundeswehr hat RMMV die Lieferkapazität bei den UTF auf 1.000 Fahrzeuge pro Jahr aufgebaut. Vor dem Hintergrund, dass sich die logistischen Transportkapazitäten weiter erhöhen und mehr Fahrzeuge benötigt werden dürften, wird die Produktionskapazität für die Bundeswehr weiter ausgebaut. Insbesondere für die WLS-LKW hat sich RMMV ebenfalls darauf eingestellt, die Liefermengen schon kurzfristig im Jahr 2022 stark zu erhöhen. Rheinmetall MAN bleibt somit ein starker, leistungsfähiger und verlässlicher Partner der Bundeswehr und hält – wie während der Corona-Pandemie und jetzt in der Ukraine-Krise ersichtlich – seine Lieferfähigkeit trotz schwierigster Bedingungen aufrecht.

Sowohl die WLS als auch die UTF basieren auf der robusten HX-Fahrzeugfamilie der RMMV. Von vornherein auf militärische Nutzung ausgelegt, zeichnen sie sich durch hohe Mobilität auch in schwerem Gelände aus. Die hohe weltweite Verbreitung der HX-Fahrzeugfamilie bringt gerade im Hinblick auf multinationale Einsätze große Vorteile bei Interoperabilität und Logistik. Aktuell gehören unter anderem Großbritannien, Australien, Neuseeland, Norwegen, Schweden, Österreich, Ungarn und Dänemark zum Nutzerkreis. Die RMMV will die Erfolgsgeschichte der Logistikfahrzeugprojekte gemeinsam mit der Bundeswehr und den Partnerstreitkräften, die die bewährten HX-Fahrzeuge ebenfalls nutzen, fortführen.

Quelle: Rheinmetall AG (Text und Bild)

Geschützte Wechselladersysteme an die Truppe übergeben

Die Bundeswehr erneuert ihre Transport-LKW (Lastkraftwagen). Bis zu 4.000 Wechselladersysteme – kurz WLS – kann die Bundeswehr in den nächsten Jahren erhalten. Im Sommer 2020 wurden 540 dieser speziellen LKW bei der Industrie beauftragt. 230 Fahrzeuge sind davon in einer geschützten Version geplant. Die ersten fünf geschützten und hochmobilen WLS wurden kürzlich an die Truppe übergeben. Nach der Übernahme begann umgehend die Ausbildung der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer auf den geschützten Fahrzeugen.

weitere Informationen

Quelle: https://www.bundeswehr.de

Landmobilität – Sachstand und Planungen in der AG Landmobilität

Ersterscheinung Juni 2021 im Mittler Report Verlag, Wehrtechnischer Report „Mobilität für Landstreitkräfte“

Mobilität zu Lande ist nahezu in allen Streitkräften ein zentraler Faktor bei der Entfaltung militärischer Fähigkeiten. Das gilt auch und gerade für die Bundeswehr.
Der Einsatz zu Lande steht im Mittelpunkt zahlreicher denkbarer Szenarien. Dabei steigen seit einigen Jahren die Anforderungen und Stückzahlen, mit denen die deutschen Streitkräfte planen müssen. Ursächlich dafür ist die Re-Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung, die nach Jahren der Krisen- und Konfliktprävention im Rahmen von personell und materiell überschaubaren Auslandseinsätzen wieder im Zentrum der Überlegungen steht.

Konzept Landmobilität
Nunmehr dreht es sich planerisch darum, wieder die moderne, landgebundene Mobilität der gesamten, wohlbemerkt auch noch aufwachsenden Bundeswehr zu erreichen.

Eine Panzerkolonne verlegt vom Bahnhof zum Truppenübungsplatz nach der Bahnentladung im Rahmen der multinationalen Battle Group Enhanced Forward Presence in Rukla/Litauen, am 27.07.2020. Blauer Bund
Leopard 2A6-Kolonne in Litauen (2020); © Bundeswehr/Christian Kuhrt

Zentraler Akteur auf dem Weg zur Realisierung dieser ambitionierten Zielvorstellung ist die Ständige Arbeitsgruppe Landmobilität, welche einschlägige Kompetenz aus dem Verteidigungsministerium, dem Planungsamt der Bundeswehr, dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw), dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr sowie den militärischen und zivilen Organisationsbereichen bündelt. Die Ständige Arbeitsgruppe Landmobilität ist das Gremium, in dem planerische Vorgaben, vor allem aus den aufeinander folgenden Fortschreibungen des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr, in ihrer Gesamtheit harmonisiert und umgesetzt werden. Wie Landmobilität überhaupt zu gestalten ist, ergibt sich aus dem seit 2019 erarbeiteten Konzept Landmobilität. Das Konzept beschreibt die qualitative Grundlage der Landmobilität und definiert vier Handlungsfelder: Kraftstoffresilienz, Trennung von Funktionalität und Mobilität, Automatisierung und unbemanntes Fahren sowie Schutz.

Zusammenspiel von Rüstsätzen und Fahrzeugen (Prinzipskizze); © Bundeswehr

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Arbeitsschwerpunkte
Trennung von Funktionalität und Mobilität

Aktuell steht insbesondere die Trennung von Funktionalität und Mobilität im Fokus der Arbeitsgruppe. Funktionalität bedeutet in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, eine bestimmte Aufgabe im engeren Sinn erfüllen zu können. Diese Fähigkeit wird oft durch sogenannte Rüstsätze generiert. So wird beispielsweise im Rahmen der ABC-Abwehr die Fähigkeit, Wasser für die Dekontamination von Personen einzusetzen, durch einen Rüstsatz gewonnen. Genauer, durch einen Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 2.000 Litern. Damit dieser Wassertank zu seinem Einsatzort gelangen kann, ist ein Anhänger erforderlich und natürlich ein Fahrzeug, das diesen Anhänger zieht. Insgesamt verfügt die Bundeswehr über mehr als 800 Arten von Rüstsätzen, die sich, abgesehen von den durch sie bereitgestellten Fähigkeiten, nicht zuletzt durch die Art der Verbindung mit dem Fahrzeug unterscheiden. Je nach dem Grad der Flexibilität dieser Verbindung ist hier zwischen „verlastet“, also leicht vom Fahrzeug zu trennen, „verbaut“, im Sinne einer prinzipiell auf längere Zeiträume angelegten Zusammenführung von Funktionalität und Mobilität sowie „untrennbar verbunden“ zu unterscheiden.

Um der Bundeswehr eine breit gefächerte Nutzung ihrer Rüstsätze zu ermöglichen, kommt es darauf an, viele Rüstsätze mit unterschiedlichen Fahrzeugen von einem Ort an den anderen verbringen zu können, also die starre Bindung an ein bestimmtes Einzelfahrzeug und – wenn machbar – an ein bestimmtes Fahrzeugmodell aufzugeben. Wenn also das Fahrzeug A mit einem Getriebeschaden ausfällt, muss es möglich sein, den Rüstsatz mit dem Fahrzeug B zu einem neuen Einsatzort zu bewegen und optimalerweise auch mit einem ganz anderen, vielleicht sogar handelsüblichen Fahrzeugtyp. Das minimiert die Nichtverfügbarkeit bestimmter Fähigkeiten im Einsatz, aber auch im normalen Tagesdienst oder z.B. dem Ausbildungsbetrieb. Auf dem Weg zu diesem Ziel ist die Ständige Arbeitsgruppe Landmobilität dazu übergegangen, standardisierte Schnittstellen zwischen Rüstsatz und Fahrzeug zu definieren und zu planen. Also im Regelfall Container oder Wechselpritschen, in die Rüstsätze aufgenommen und dann vergleichsweise einfach auf Fahrzeuge verlastet werden können. Zu diesem Zweck gilt es, die umfangreiche Rüstsatzlandschaft in Familien einzuteilen, die wiederum für bestimmte Container in Frage kommen – eine planerische Mammutaufgabe, die viel Detailkenntnis und das Hand-in-Hand-Arbeiten zahlreicher Experten erfordert.

Soldaten vom 3. Logistikbataillon 171 heben mit Hilfe des Containerstaplers Orion einen Container auf einen Lastkraftwagen vom Typ Ungeschütztes Transportfahrzeug (UTF) in Burg, am 02.03.2021. Blauer Bund
Ungeschütztes Transportfahrzeug mit Container; © Bundeswehr/Torsten Kraatz

Fahrzeugumfänge
Zweiter aktueller Tätigkeitsschwerpunkt der Ständigen Arbeitsgruppe Landmobilität ist, den momentan in der Bundeswehr vorhandenen Fahrzeugpark zu erfassen und planerisch vorzubereiten, wie dieser vielfältige „Fahrzeug-Mix“ zukünftig ausgestaltet werden soll. Diese Zukunft wird bestimmt durch das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr, ein fortzuschreibendes und zyklisch weiterzuentwickelndes Dokument, das in drei Zwischenschritten militärpolitische Ambitionen der Bundeswehr, nicht zuletzt mit Blick auf die Ausrüstung und daraus erwachsende Fähigkeiten in qualitativer und quantitativer Hinsicht, beschreibt. Dabei kommt es, beispielhaft und verkürzt mit Blick auf das Heer dargestellt, darauf an, bis 2023 eine Brigade (Zwischenschritt 1), bis 2027 eine Division (Zwischenschritt 2) und bis 2031 ein Korps mit drei Divisionen (Zwischenschritt 3) auszustatten. Ähnlich wie bei der Planung der Rüstsätze bedeutet das, die Fülle der in der Bundeswehr vorhandenen und künftig einzuführenden verschiedenen Fahrzeuge in Bezug auf Schutz, beispielsweise Panzerung, zu klassifizieren (rund 750 unterschiedliche Modelle, dazu über 100 Anhängertypen), diese Modelle den Zwischenschritten zuzuordnen und schließlich die erforderlichen Stückzahlen zu ermitteln.
Die zu betrachtenden Größenordnungen sind beträchtlich: Ausgehend von der Gliederung der Bundeswehr 2016 mit ca. 56.000 Fahrzeugen, sieht der Zwischenschritt 2 für 2027 rund 68.000 Fahrzeuge vor, der Zwischenschritt 3 im Ausblick auf 2031 über 100.000 Fahrzeuge.

In welchem Maße sich die Re-Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung auswirkt, mag allein der Blick auf die Artilleriesysteme verdeutlichen. Deren Anzahl wird sich allein zwischen 2027 und 2031 in etwa verdoppeln. Es bleibt dabei festzuhalten, dass es sich bei den genannten Zahlen um Planungen handelt, mit denen die Arbeitsgruppe versucht den politischen Willen in eine zukünftige Realität zu überführen. Ob diese Planungen Wirklichkeit werden, hängt maßgeblich von den aus dem Bundeshaushalt dafür bereitgestellten Finanzmitteln ab – ein Faktor, der nach momentanem Stand die termingerechte Zielerreichung im Bereich Landmobilität maßgeblich beeinflusst.

Komplexe Dienstleistungen

Ein Weg, die Zwänge komplizierter militärischer Beschaffung und die Knappheit von Haushaltsmitteln in ihrer Auswirkung auf die Landmobilität zu lindern, besteht in der schon seit Jahren praktizierten Nutzung „komplexer Dienstleistungen“ – ein Schlagwort, das hier vor allem die Zusammenarbeit mit dem BwFuhrparkService beschreibt. Der BwFuhrparkService als Unternehmen im Eigentum von Bundeswehr und der Deutschen Bahn stellt den deutschen Streitkräften Dienste wie Fahrzeugleasing und -vermietung sowie Flottenmanagement zur Verfügung. Allerdings ist diese Dienstleistung begrenzt auf handelsübliche bzw. geringfügig umgebaute und an die militärische Nutzung angepasste Fahrzeuge. Das bedeutet, dass die Bundeswehr z.B. keine Gefechtsfahrzeuge über den BwFuhrparkService beziehen kann. Trotz dieser Einschränkung ist das Potential, das im Rahmen der Erreichung der Zwischenschritte des Fähigkeitsprofils genutzt werden kann, immens: Für 2027 ist von etwa 35.000 Fahrzeugen auszugehen, für 2031 mit dem dann erhöhten Anteil an Gefechtsfahrzeugen von rund 41.000 Fahrzeugen. Dabei bietet die Verwendung handelsüblicher Fahrzeuge aus Beständen des BwFuhrparkService nicht nur den Vorteil, durch Verzicht auf kostentreibende Neuentwicklungen Finanzmittel einsparen zu können, sondern auch die Chance, durch eben diesen Verzicht Zeit zu gewinnen mit dem Effekt einer rascheren Verfügbarkeit der Fahrzeuge.

Es ist jedoch notwendig, dass die Nutzer, also die militärischen Organisationsbereiche, das vorgesehene Einsatzszenario genau planen, denn BwFuhrparkService-Fahrzeuge mit ihrer zivil garantierten Wartung und Versorgung sind gemäß Vertragskonstruktion in Konfliktszenarien nur eingeschränkt von Nutzen – weil die Wartung eben von zivilen Dienstleistern in Deutschland selbst durchzuführen ist. Hinzu kommt, das bestimmte, für den Einsatz im Gefecht notwendige Ausrüstungselemente (wie z.B. Kommunikationsmittel) aufgrund ihrer Komplexität in handelsübliche BwFuhrparkService-Fahrzeuge nicht mit vertretbarem Aufwand eingerüstet werden können und somit deren Anbindung an andere Elemente auf dem Gefechtsfeld erschwert würde.

Auf dem Gelände des Mobilitätscenter's (MC) in Köln. Hier einige Modelle der Fuhrpark-Service GmbH (BWFPS). Der Fuhrpark-Service besteht seit Juni 2002 und verfügt über verschiedene Fabrikate aller Klassen. Blauer Bund
BwFPS-Fahrzeuge; © Bundeswehr/Rott

Die Zukunft
Die nächsten Schritte der Ständigen Arbeitsgruppe Landmobilität als zentrale Schnittstelle für die Landmobilität der Bundeswehr sind damit vorgegeben: Nachdem die Bedarfe erfasst und beschrieben wurden, kommt es in den nächsten Monaten und Jahren auf die Umsetzung an. Dabei ist der Bedarf der Bundeswehr in Jahresscheiben möglichst weitgehend zu decken, angepasst an die Haushaltsmittel und Priorisierungen die vorgenommen werden. An dieser Stelle fließen dann auch die anderen Handlungsfelder der Landmobilität, insbesondere die Automatisierung und unbemanntes Fahren sowie Schutz, wieder in die Arbeit der Ständigen Arbeitsgruppe Landmobilität ein.

 Autor: Oberstleutnant Dr. Claus Heinrich Gattermann, Referent für Landmobilität im Planungsamt der Bundeswehr.

Das binationale Feldtanklager stellt Kraftstoff für die multinationale Übungstruppe bei der NATO Übung TRIDENT JUNCTURE 2018 bereit Blauer Bund

Deutsch-ungarische Kooperation – Strukturierte Partnerschaft in der Logistik (SPiL)

Die sich stetig ändernde sicherheitspolitische Lage zwingt Deutschland und die NATO Partner, neue Wege zu beschreiten, um personelle, materielle und zeitliche Ressourcen wirtschaftlicher und effektiver einzusetzen. Die Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) als anspruchsvollste Aufgabe ist die Richtschnur für die Ausgestaltung der Fähigkeiten der Bundeswehr, auch wenn die gleichrangige Wahrnehmung von Einsätzen im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements (IKM) wahrscheinlicher ist. Nach Ende des Kalten Krieges sind durch Verkleinerung der Streitkräfte aller europäischen Staaten, Verteidigungsbudgets, Personal- sowie Ausrüstungsumfänge geschrumpft und somit auch Fähigkeiten in der Breite und Tiefe eingebüßt worden. Die multinationale Zusammenarbeit hat in diesem Zusammenhang, insbesondere im Rahmen des IKM stark zugenommen. Die Integration der Beiträge einer Vielzahl von truppenstellenden Nationen bis hinab auf die kleinsten organisatorischen Funktionseinheiten (MN Zellen in Stäben, oder MN Kompanien) war und ist Wesensmerkmal vieler Einsätze. Die Integration MN Partner erfolgt hierbei unter Abstützung auf bewährte Führungs- und Einsatzgrundsätze, einsatzvorbereitende Ausbildung und Übung sowie zielgerichtete Maßnahmen zur „Force Integration“ im Einsatzgebiet, um einsatzbereite Kräfte bereitzustellen.

Während der Münchener Sicherheitskonferenz 2015 hat die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die für Landes- und Bündnisverteidigung erforderliche „Führung aus der Mitte“ wie folgt umrissen:

„Der eigene Anspruch, aber auch die berechtigte Erwartungshaltung unserer Partner ist, dass Ressourcen und Fähigkeiten in Bündnisse und Partnerschaften eingebracht und in diesen weiterentwickelt werden. Dies beinhaltet gleichermaßen, dass Partner mit weniger Ressourcen ihre unverzichtbaren Beiträge auf Augenhöhe einbringen können.“

Im aktuellen Positionspapier „Gedanken zur Bundeswehr der Zukunft“ haben die Bundesministerin der Verteidigung und der Generalinspekteur der Bundeswehr u.a. die Rolle Deutschlands als Partner und Anlehnungsnation für die Fähigkeiten und Strukturen unserer Verbündeten deutlich hervorgehoben und so das konzeptionelle Leitprinzip „Multinationalität und Integration“ unterstrichen. Eine breit aufgestellte und andockfähige Bundeswehr ist unverändert notwendig für ein sicherheitspolitisch handlungsfähiges Europa.

Einbindung von Partnern durch bilaterale Kooperationen

Wie bereits in voranstehenden Beiträgen dargestellt, bedarf es eines modernen logistischen Systems der Bundeswehr, das interoperabel mit alliierten Partnern agieren und multinationale Leistungserbringer integrieren kann. Die Intensivierung der internationalen logistischen Zusammenarbeit ist unverändert ein zentraler Pfeiler, um die Durchhaltefähigkeit des logistischen Systems zu steigern und das Maß an Flexibilität für den Einsatz von Kräften im Bündnis zu vergrößern. Mit den etablierten Projekten/Initiativen innerhalb des Framework Nation Concept (FNC) sowie der ständig strukturierten Zusammenarbeit der EU (PESCO) gibt es bereits erfolgreiche multinationale Beispiele, die mehrere Partnernationen einbinden und einen operativen Mehrwert für alle erzielen. Bilaterale Kooperationen sind neben diesen multinationalen Projekten und Initiativen ein weiteres, erfolgversprechendes Handlungsfeld der internationalen Zusammenarbeit der Bundeswehr.

Bilaterale logistische Kooperationen werden durch das LogKdoBw komplementär zu den multinationalen Formaten verstanden. Die Schaffung von gegenseitigem Vertrauen und eines gemeinsamen Verständnisses zwischen der Bundeswehr und ihren Partnern sind stets der erste Schritt. Auf dieser Grundlage stehen mittel- und langfristig der beidseitige Fähigkeitsausbau und Fähigkeitsgewinn durch Erzielen von Synergien im Fokus. Konkrete bilaterale Projekte tragen zur Weiterentwicklung bestehender Bündnisse bei und fördern so die sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit Deutschlands sowie unserer Partner und Verbündeten. Die Spannbreite umfasst hierbei neben der Koordination und Kooperation mit strategischen Partnern (siehe Weißbuch: Frankreich – USA – Großbritannien – Niederlande) auch den Informationsaustausch und die Ausbildungshilfe für Staaten, die nicht der NATO und der EU angehören, im Rahmen von bilateralen Jahresprogrammen. Das Instrument „bilaterale Kooperation“ reicht somit vom Informationsaustausch zu aktuellen Entwicklungen in der Logistik, über Koordination zu logistisch-fachlichen Zukunftsthemen bis hin zur strukturierten Kooperation, die gemeinsame Fähigkeitsentwicklung zum Ziel hat. Der Generalinspekteur der Bundeswehr hat während der Bundeswehrtagung 2021 das Intensitätsspektrum bi- und multilateraler Zusammenarbeit mit den Begriffen Koordination – Kooperation – Affiliation –  Integration klar benannt.

Zu berücksichtigen ist, dass mit zunehmender Integration der Umfang der gegenseitigen Abhängigkeiten steigen. Die politischen Rahmenbedingungen bestimmen dabei maßgeblich den Handlungsspielraum der Kooperation und bedürfen eines stabilen Rahmens um langfristig angelegte Kooperation, u.a. zur gemeinsamen Fähigkeitsentwicklung mit Erfolg zum Ziel zu führen.

Eine maßgebliche Zielsetzung von Kooperation besteht in der Entwicklung der Fähigkeit zur Zusammenarbeit von verschiedenen Systemen, Techniken und/oder Organisationen – kurzum in der Schaffung von Interoperabilität (z.B. durch Standardisierungen). Dies dient einerseits der Erfüllung von Fähigkeitsforderungen der Bundeswehr und schafft darüber hinaus die Voraussetzung zum Zusammenwirken mit Partnern im Einsatz. Ausgehend von einer prinzipiellen Befähigung zur Interoperabilität beider Partner, bestimmt der logistische Auftrag hierbei die erforderliche Befähigung zur Integration und somit das herzustellende Maß an Interoperabilität. In der Verfolgung eines ganzheitlichen Ansatzes sind dabei operationelle, administrative sowie materielle Aspekte der Standardisierung zu berücksichtigen.

Unter operationeller Standardisierung wird hierbei die Harmonisierung und Anpassung von Planungs- und Führungsverfahren sowie der dazugehörigen logistischen Führungs- und Informationssysteme verstanden. Grundsätzlich erfolgt die Zusammenarbeit hierzu in MN Gremienarbeit, um eine größtmögliche Interoperabilität durch Standardisierung im Bündnis zu erzielen. Unbenommen davon kann in bilateralen Kooperationen durch gegenseitige Ausbildungsunterstützung oder Harmonisierung von Schnittstellen ein Nutzen für beide Partner erzielt werden. Die Einführung von SAP S4/HANA wird hierbei durch seinen Standardisierungsgrad sehr gute Voraussetzungen hin zu einer prozessorientierten logistischen Kooperation im MN Umfeld bieten. In diesem Kontext begleitet das LogKdoBw durch Beratung u.a. die Einführung von SAP S4/HANA Logistik in den ungarischen Streitkräften in enger Abstimmung mit dem KdoH und BAAINBw als Voraussetzung für das enge Zusammenwirken in Einsatz und einsatzgleichen Verpflichtungen auf der Grundlage harmonisierter Führungs- und Informationssysteme.

Die Harmonisierung von Ausbildungsinhalten und Strukturen ist der administrativen Standardisierung zuzuordnen. Die Standardisierung von Strukturen zielt im Kern auf die Möglichkeit zur Einbindung oder Anlehnung von Kräftedispositiven. Die Orientierung und Strukturierung an den NATO Fähigkeitskatalogen als ein wesentlicher Aspekt des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr ist hierfür eine gute Voraussetzung. Trotzdem lässt sich feststellen, dass allein die Orientierung an den NATO Fähigkeitskatalogen noch keine interoperablen Streitkräfte schafft. So nehmen Führungs- und Einsatzgrundsätze sowie Tradition nicht nur einen erheblichen Einfluss auf die Struktur der jeweiligen Streitkräfte, sondern auch auf das grundsätzliche Verständnis, wie durch Ausbildung und Übung die Einsatzbereitschaft herzustellen ist. Darüber hinaus bilden nationale Ausbildungseinrichtungen grundsätzlich unter der Nutzung der jeweiligen Landessprache aus. Die Fähigkeit, mit einem gemeinsamen Zeichenvorrat zu kommunizieren, stellt eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Kooperation dar. In der Kooperation mit Ungarn wird hierbei grundsätzlich auf die englische Sprache zurückgegriffen.

Gute Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit multinationalen Partnern bietet die Nutzung von gleicher Technik, Prozessen und Verfahren sowie Material und Ausrüstung. Diese Aspekte werden unter dem Begriff der materiellen Standardisierung zusammengefasst. Diese ist eine wesentliche Voraussetzung, um Interoperabilität in den Feldern Ausbildung, Strukturen oder Führungsverfahren zu unterstützen. Die Nutzung von gleichem Material, z.B. Nutzung DINGO durch Niederlande bzw. FENNEK durch Belgien im Einsatz Resolute Support, die Nutzung TORNADO und EUROFIGHTER durch Deutschland, Großbritannien und Italien oder Beschaffung/Nutzung des Leopard 2 sowie der PzH 2000 durch Ungarn eröffnet weitere Kooperationsmöglichkeiten im Grundbetrieb zur Bereitstellung einsatzbereiter Kräfte für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen.

Mit der derzeitigen Reorganisation und Modernisierung der ungarischen Streitkräfte unter dem Name ZRYINI 2026 ist neben der Beschaffung von deutschem Wehrmaterial (u.a. Leopard 2 A7, PzH 2000, SPz LYNX) auch die Modernisierung von Strukturen, Verfahren und Prozessen initiiert. Dieser Prozess wird durch Beratung und Unterstützung u.a. von Seiten KdoH, KdoLw und LogKdoBw eng begleitet. Im Ergebnis kann durch Nutzung deutscher Hauptwaffensysteme, die Ausgestaltung der Einsatz- und Basislogistik nach vergleichbaren Kriterien sowie die parallele Einführung von SAP S4/HANA die Interoperabilität der ungarischen und deutschen Streitkräfte aus der Grundaufstellung heraus wesentlich gesteigert werden.

Entwicklung zur Strukturierten Partnerschaft in der Logistik

Die „Strukturierte Partnerschaft in Logistik“ des Logistikkommandos der Bundeswehr mit ungarischen Verteidigungskräften ist aus einem Projekt zur multinationalen gemeinsamen Logistik („Joint Logistics Multinational“) entstanden. In den zugehörigen Übungs- und Untersuchungsvorhaben wurden u.a. die Möglichkeiten und Grenzen multinationaler Logistik im Einsatz mit dem Ziel untersucht, Synergien durch multinationale Zusammenarbeit zu erschließen und diese für zukünftige Einsätze nutzbar zu machen. In Ausgestaltung der Handlungslinien der internationalen Zusammenarbeit der Streitkräftebasis wurde die logistische Kooperation sukzessive zu einer Strukturierten Partnerschaft ausgebaut. Im Rahmen einer Strukturierten Partnerschaft können sich Partner im Sinne von Fähigkeitskooperationen mit ihren Fähigkeiten und Teilfähigkeiten an die SKB „andocken“. Strukturierte Partnerschaften ermöglichen unseren Partnern, ihre logistischen Ressourcen und Fähigkeiten als unverzichtbaren Beitrag im Bündnis gemeinsam und Schulter an Schulter einzubringen.

In diesen langfristig angelegten Kooperationen werden vorhandene Fähigkeiten durch kontinuierlichen Wissens- und Erfahrungsaustausch, die Schaffung gemeinsamer (bilateraler) Standards sowie gemeinsame Ausbildungs- und Übungsvorhaben, also insbesondere Maßnahmen der operationellen und administrativen Standardisierung zu interoperablen Kräftedispositiven mit gegenseitigem Nutzen weiterentwickelt. Langfristig wird somit durch plan- und abrufbare binationale Fähigkeiten die Durchhaltefähigkeit für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen und die Interoperabilität im gesamten Aufgabenspektrum des Bündnisses gestärkt.

Die Projektstruktur der Strukturierten Partnerschaft umfasst derzeit drei Teilprojekte: Die Entwicklung eines binationalen Feldtanklagerzuges (SAFETY FUEL), die Entwicklung einer binationalen mittleren Transportkompanie (SAFETY TRANSPORT) sowie die Entwicklung der binationalen Doktrin und Rahmendokumente (SAFETY DOCTRINE). Im Folgenden werden die Historie, der aktuelle Sachstand sowie die zukünftigen Entwicklungen in diesen Projekten dargestellt.

Die formelle Grundlage für die Strukturierte Partnerschaft in der Logistik (SPiL) wurde im März 2016 im Rahmen von High-Level Talks [unter dem Vorsitz von Brigadegeneral BARÁTH, zu diesem Zeitpunkt Kommandeur des ungarischen Logistics Center und Brigadegeneral FUNKE, zu diesem Zeitpunkt Stellvertretender Kommandeur LogKdoBw in Erfurt] durch Unterzeichnung einer Zielvereinbarung („mid-term-goals“) gelegt. Zur Vertiefung der Zusammenarbeit wurde u.a. die Durchführung von regelmäßigen Ausbildungs- und Übungsvorhaben in Verbindung mit Expertengesprächen und Treffen auf Generalsebene vereinbart. Darüber hinaus die Prüfung zur Etablierung von Patenschaften der beteiligten Verbände eingeleitet.

Die Projektstruktur der Strukturierten Partnerschaft in der Logistik (SPiL) Blauer Bund
Die Projektstruktur der Strukturierten Partnerschaft in der Logistik (SPiL)

 

SAFETY FUEL – Projekt zur Entwicklung eines deutsch-ungarischen Feldtanklagers

Anfänglich gestartet mit logistischen Fachgesprächen auf Expertenebene mit mehreren europäischen Nationen, fanden 2011 erste Ausbildungsgänge ungarischer Soldaten am Feldtanklager – einem Kraftstofflager für den Einsatz – im Ausbildungs- und Trainingszentrum der Spezialpioniere in Putlos statt. Durch Transfer von mobilem Pipelineinstandhaltungsmaterial und Spezialgrundausbildung von HUN Personal an Feldtanklangermaterial durch das „Specialized Engineer Training and Exercise Centre (SETEC)” in Putlos wurden bis 2012 weitere wesentlich Schritte erfolgreich absolviert.

Die ungarische Entscheidung zur Übernahme und Nutzung des deutschen Feldtanklagermaterials, ein Aspekt der materiellen Standardisierung, ist die wesentliche Grundlage innerhalb dieses Projektes.

Mit dem Einsatz von „Mobile Education Training Teams“ (METT) zur Unterstützung der Ausbildung in Ungarn sowie der in 2012 etablierten Übungsserie „SAFETY FUEL“ des Spezialpionierregiments 164 und der ungarischen Material Storage Supply Base wurde die gemeinsame Fähigkeitsentwicklung zum schicht- und durchhaltefähigen Aufbau, Betrieb und Abbau eines binationalen Feldtanklagers, orientiert an NATO-Standards, etabliert. Bereits in 2013 konnte durch Teilnahme an der MN NATO Übung „CAPABLE LOGISTICIAN“ ein erster logistischer Leistungstest absolviert werden. Die Einbindung in MN Übungen mit dem Ziel der Bereitstellung von Kraftstoff ermöglicht das Beüben von logistischen Kräften „unter Last“ im multinationalen Umfeld. Nach Ausbildung von ungarischen Offizieren und Unteroffizieren in NATO-zertifizierten Lehrgängen an der LogSBw folgte im Rahmen der Übung SAFETY FUEL 2014 die Zertifizierung des ungarischen Personals zum selbständigen Aufbau und Betrieb eines mobilen Feldtanklagers.

Mit weiteren Ausbildungs- und Übungsvorhaben, eingebunden in die MN NATO Übungen „CAPABLE LOGISTICIAN 2015“, „TRIDENT JUNCTURE 2018“ sowie „CAPABLE LOGISTICAN 2019“ wurden wesentliche Leistungsnachweise erbracht und die Interoperabilität auf Teileinheitsebene weiterentwickelt. Die COVID-19 Pandemie hatte zur Folge, dass die für 2020 geplanten Ausbildungs- und Übungsvorhaben nicht durchgeführt werden konnten. Dennoch wurde der Informationsaustausch auf Expertenebene unter Nutzung videounterstützter Konferenzsoftware fortgeführt, wichtige Meilensteine wurden erreicht. So stellten beide Co-Präsidenten im November 2020 im Rahmen der erstmals digital durchgeführten High-Level Talks die „Initial Operational Capability“ (IOC) des binationalen Feldtanklagers fest.

Das Übungsvorhaben SAFETY FUEL wurde in 2021 in Ungarn, wiederum mit kroatischer Beteiligung, durchgeführt. Die Vorbereitung der Übung unter den Bedingungen der COVID-19 Pandemie erforderte von den Übungsexperten des LogKdoBw und des Hungarian Defence Forces Command umfangreiche planerische Vorarbeit und Flexibilität. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die Etablierung von Maßnahmen zum Gesundheitsschutz der eingesetzten Soldaten gelegt.

In der Übungsvorbereitung stand neben Fragen der Realversorgung, der Verlegung von Material und Personal im grenzüberschreitenden Verkehr auch die Schaffung eines realitätsnahen Übungsszenars im Lastenheft des Planungsteams. Um die logistischen Fähigkeiten der Übungstruppe unter Last zu setzen, wurde das Übungsvorhaben in diesem Jahr an die US Übungsserie DEFENDER EUROPE 21 angebunden. Damit war das Ziel verbunden, logistische Bedarfsträger zu identifizieren und diese mit der eigenen Übungstruppe mit logistischen Leistungen zu unterstützen. Anhand der ersten Übungsauswertung lässt sich feststellen, dass wichtige Übungsziele erreicht wurden. Erforderliche Maßnahmen für die weitere Projektentwicklung sind bereits abgeleitet. Sie werden wesentlich dazu beitragen, die Vollbefähigung („Full Operational Capability“) in 2022 zu erreichen.

Das binationale Feldtanklager stellt Kraftstoff für die multinationale Übungstruppe bei der NATO Übung TRIDENT JUNCTURE 2018 bereit Blauer Bund
Das binationale Feldtanklager stellt Kraftstoff für die multinationale Übungstruppe bei der NATO Übung TRIDENT JUNCTURE 2018 bereit

Die Integration von Kräften auf der Zug-Ebene stellt hohe Anforderungen an die Harmonisierung und Standardisierung von Arbeitsabläufen und Tätigkeitsbeschreibungen. Die Langfristigkeit des Projektes begründet sich insbesondere durch das erforderliche hohe Maß an operationeller Standardisierung für den erfolgreichen binationalen Betrieb eines Feldtanklagers im Wechselschichtprinzip.

Das Projekt gestaltet sich so erfolgreich, dass eine Zusammenarbeit mit weiteren Nationen angestrebt werden kann. Neben dem Erhalt der Fähigkeit soll daher parallel dazu die Aufnahme und Integration der kroatischen Feldtanklagerkräfte in das Projekt erfolgen. Derzeit nimmt Kroatien im Status eines Beobachters an der Strukturierten Partnerschaft teil. Erste Interoperabilitätstests wurden bereits 2016 in Ungarn absolviert und führten 2017 zu einer ersten kroatischen Übungsteilnahme im Rahmen der Übung „SAFETY FUEL“. Im Gegensatz zu den ungarischen Feldtanklagerkräften greifen die kroatischen Kräfte hierbei allerdings nicht auf deutsches Material zurück. Die Zielsetzung besteht somit nicht in einem nationenübergreifenden Schichtbetrieb eines Feldtanklagers, sondern im interoperablen Einsatz des deutsch-ungarischen Feldtanklagers in Verbindung mit den kroatischen Fähigkeiten. Durch die Einbindung kroatischer Logistikkräfte können die Fähigkeiten zur Bevorratung und Bereithaltung von Kraftstoffen um eine mobile Komponente erweitert werden. Dies ermöglicht zum Beispiel in der Phase der Verlegung des deutsch-ungarischen Feldtanklagers die Erstbevorratung durch kroatische Kräfte oder in der Phase des Betriebes die Möglichkeit zur Erweiterung durch Bevorratung anderer Kraftstoffarten.

Mittelfristig wird das deutsche Feldtanklagermaterial das Ende seines Nutzungszyklus erreichen. Die gemeinsame Abstimmung von Beschaffungsvorhaben – also der Erhalt der materiellen Standardisierung – ist zwingend, um die Fähigkeit auch langfristig für Einsatz und einsatzgleiche Verpflichtungen bereitzuhalten und einsetzen zu können.

SAFETY TRANPSORT – Projekt zur Entwicklung einer deutsch-ungarischen Transportkompanie

Im Februar 2014 wurde eine Erweiterung der Strukturierten Partnerschaft um das Projekt „Transport Cooperation“ in Kooperationsgesprächen erstmalig diskutiert. Nach umfangreichem Informationsaustausch zur nationalen Ausbildungssystematik der Transportkräfte standen hierbei die verschiedenen Möglichkeiten zur Bildung einer multinationalen Transportkompanie im Fokus. Dies mündete 2015 in der erstmaligen Durchführung der Übung SAFETY TRANSPORT im April 2015 in Ungarn. Mit dieser Übung wurde die Teilnahme der deutschen und ungarischen Transportkräfte an der MN NATO Übung „CAPABLE LOGISTICIAN“ im Juni 2015 in Ungarn zielgerichtet vorbereitet. Seither ist das Ziel dieser Zusammenarbeit eine, an NATO-Standards orientierte, deutsch-ungarische mittlere Transportkompanie, die unter Nutzung des Wechselladesystems MULTI, Container- und sonstige militärische Güter transportieren kann (Flachbetttransport). Die Übung SAFETY TRANSPORT 2016 (Mai/Juni) in Deutschland erfolgte auf Grundlage der Erfahrungen im Bereich der Feldtanklagerkräfte in einer gemischten Zugstruktur.

Eine Kollone von mehreren schweren Transport-LKW der deutsch-ungarischen Transportkompanie übt im Rahmen der Übung SAFETY TRANSPORT 2020 Blauer Bund
Die deutsch-ungarische Transportkompanie übt im Rahmen der Übung SAFETY TRANSPORT 2020

Wie im Vorfeld dargestellt, bedingt dies ein sehr hohes Maß an operationeller und administrativer Standardisierung bereits für den „quasi-stationären“ Einsatz von logistischen Kräften. Für Transportkräfte ist durch den Auftrag – Transport von militärischen Gütern – das Anforderungsprofil für den „mobilen Einsatz logistischer Kräfte“ zu berücksichtigen. In der Auswertung von gemeinsamen Ausbildungsabschnitten, wie „Verhalten bei Beschuss“ oder „komplexen Hinterhalten“ wurde deutlich, dass der erforderliche Ausbildungsstand, insbesondere bei Nutzung einer Fremdsprache in Extremsituation nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu erreichen war. Auf dieser Grundlage wurde für die Fähigkeitsentwicklung die Integration auf der Ebene Kompanie mit jeweils nationalen Transportzügen und einer gemischten Kompanieführung, einschließlich Gefechtsstand, entschieden. Hier wird deutlich, dass es bei der Entwicklung von interoperablen Kräften keine Blaupause gibt. Die durchsetzungsfähige Wahrnehmung des logistischen Auftrags und die zu berücksichtigenden Einflussfaktoren des Einsatzumfeldes sind maßgeblich für die Fähigkeitsforderungen an logistische Kräfte. Das zu erreichende Maß an Integration und Interoperabilität leitet sich folgerichtig daraus ab.

Um das Führungspersonal auf die Anforderungen in einem gemeinsam betriebenen Gefechtsstand vorzubereiten, führte das LogBtl 472 ein Key-Leader Training zur Vorbereitung der Übung SAFETY TRANSPORT 2017 durch. Hierbei wurden auch kroatische Kräfte mit eingebunden, die analog zum Projekt „SAFETY FUEL“ auch im Bereich Transport die zukünftige Teilnahme mit eigenen Kräften zum Ziel haben. Mit der Etablierung einer Patenschaft zwischen Logistikbataillon 472 und dem ungarischen Logistikregiment 64 in 2018 wurde die vertrauensvolle Zusammenarbeit sichtbar dokumentiert. Mit der Teilnahme an der MN NATO Übung „CAPABLE LOGISTICIAN 2019“ konnten auch für diese Kooperation wichtige Erkenntnisse zur logistischen Leistungserbringung im MN Umfeld gesammelt werden.

Trotz umfangreicher Einschränkungen der binationalen Projektarbeit im Rahmen der COVID-19 Pandemie seit Beginn des Jahres 2020 haben beide Verbände auf Grundlage einer etablierten Zusammenarbeit mit hohem Engagement auf das Erreichen des nächsten Zwischenziels „Initial Operational Capability 2021“ hingearbeitet. Mit viel Engagement und Herzblut konnten die Übungen „SAFETY TRANSPORT 2020“ in Deutschland sowie „SAFETY TRANSPORT 2021“ in Ungarn unter Einhaltung von Hygieneauflagen mit anspruchsvollen Ausbildungs- und Übungsinhalten ausgeplant und umgesetzt werden. Im Rahmen eines Besuchertages gratulierte Generalmajor Zsolt Sándor, Kommandeur des Territorial- und Unterstützungskommando und zukünftiger Stellvertretender Kommandeur der ungarischen Streitkräfte den Soldaten zur erfolgreichen Auftragserfüllung mit den Worten „Die Zusammenarbeit mit den verbündeten Partnern läuft wie geschmiert“.

Diese Ausbildungs- und Übungserfolge bilden die Grundlage, um nachfolgend im Schulterschluss mit dem Projekt SAFETY FUEL das „Angriffsziel“ „Full Operational Capability“ in 2022 zu nehmen.

Wie ein Räderwerk – Die Projektorganisation

Damit die Projektentwicklung im Bereich Transport und Feldtanklager alle Aspekte der Interoperabilität berücksichtigt, bedarf es neben den Ausbildungs- und Übungsvorhaben einer Projektorganisation, die administrative, materielle und operationelle Interoperabilitätsaspekte verzahnt und aufeinander abstimmt. Es sind Organisationsstrukturen zu entwickeln und abzustimmen, die Entwicklung gemeinsamer Vorschriften und Regelungen voranzutreiben, und gemeinsame Übungsvorhaben langfristig mit nationaler und multinationaler Übungsplanung zu harmonisieren. Als gemeinsame Grundlage wurde hierzu ein „Conceptual Framework Paper“ erstellt. Die Fragen, WER trägt zur gemeinsamen Fähigkeitsentwicklung bei? WELCHE nationalen und multinationalen Vorschriften und Regelungen sind zu berücksichtigen? oder WIE sind gemeinsame logistische Verfahrensregelungen festzuhalten? wurden damit beantwortet und als weitere Arbeitsgrundlage im April 2021 verabschiedet. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, der dazu beiträgt, den weiteren Ausbau bilateraler logistischer Fähigkeiten in den Fähigkeitsbereichen Transport – „SAFETY TRANSPORT“ – und Tanklagerbetrieb – „SAFETY FUEL“ zielgerichtet zu unterstützen.

Zur Unterstützung dieser Projektarbeit sind von deutscher und ungarischer Seite Austauschoffiziere etabliert, die in die Stabsarbeit der Stäbe im jeweiligen Gastland eingebunden sind. Im Gegensatz zu Verbindungsoffizieren beraten und unterstützen die Austauschoffiziere in erster Linie die Vorgesetzten und Projektverantwortlichen des Gastlandes. Der ungarische Austauschoffizier nimmt auf dieser Grundlage seit 2018 seine Aufgaben im LogKdoBw im Bereich MN logistische Kooperation der Abteilung Planung wahr. Im Jahr 2019 wurde im Gegenzug der Dienstposten des Austauschoffizier LogKdoBw beim Hungarian Defence Force Command Logistics Inspectorate in Ungarn etabliert.

Ausblick und Fazit

Im letzten Jahr wurde die Zielvereinbarung für den Zeitraum 2020-2025 fortgeschrieben und das Herstellen der interoperablen Vollbefähigung der beiden Fähigkeitsprojekte für das Jahr 2022 avisiert. Darüber hinaus sind u.a. gegenseitige Ausbildungsunterstützung im Bereich LOGFAS, gemeinsame RSOM Übungen, die Zusammenarbeit im Bereich der Reorganisation/Modernisierung der ungarischen Logistikkräfte als auch die intensive Prüfung zur Erweiterung der Kooperation wesentliche Bestandteile der erneuerten Zielvereinbarung. Das derzeitig durch Ungarn verfolgte Programm „ZRYÍNI 2026“ verfolgt das Ziel, die Streitkräfte zu modernisieren und die Interoperabilität im Bündnis zu steigern. Das Logistikkommando unterstützt hierbei in enger Abstimmung mit den Organisationsbereichen in allen logistischen Fragestellungen mit dem Ziel, die Interoperabilität der logistischen Kräfte aus der Grundaufstellung heraus im Sinne eines „Plug-In“ Profils beständig zu verbessern. Für den binationalen Feldtanklagerzug sowie die mittlere Transportkompanie wird es nach Herstellen der Vollbefähigung in 2022 darauf ankommen, in gemeinsamen Übungen, vorzugsweise im multinationalen Umfeld, die Fähigkeiten zu erhalten, um gemeinsam logistische Kräfte für Einsätze oder einsatzgleiche Verpflichtungen, z.B. NRF oder EUBG bereitstellen zu können.

Die Strukturierte Partnerschaft in der Logistik kann auch für andere Nationen geöffnet werden, um die bisherigen Kapazitäten mit weiteren Kräften, Mitteln und Optionen zu erweitern. Das dargestellte Interesse und Engagement Kroatiens hierzu im Rahmen von Ausbildungs- und Übungsvorhaben belegt dies nachdrücklich. Unter Berücksichtigung des „NATO Long Term Commitment Plan 2021-2032“ hat Kroatien angekündigt, zeitnah in den Status des Teilnehmers wechseln zu wollen. In den Projekten „SAFETY FUEL“ und „SAFETY TRANSPORT“ kommt es in der Folge darauf an, die Vollbefähigung zu erhalten und die Beiträge von Partnern nahtlos auf Grundlage der etablierten Interoperabilitätsstandards zu integrieren.

Die Strukturierte Partnerschaft in der Logistik ist eine Erfolgsgeschichte und ein sehr gutes Beispiel für binationale Kooperation und gemeinsame Fähigkeitsentwicklung. Sie zeigt exemplarisch, dass die gemeinsame Vereinbarung von Zielen sowie deren glaubhafte Erfüllung der kontinuierlichen sowie partnerschaftlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe bedürfen. Die verlässliche und nachhaltige Begleitung des Projektes sowie die Bereitstellung von Ressourcen, auch als Vorleistung, ist zwingende Voraussetzung, um dieses gemeinsam mit Ungarn schrittweise zum Erfolg zu führen. Die Kooperation mit Ungarn in den Bereichen Framework Nations Concept, PESCO und Strukturierte Partnerschaft ergänzen und befördern sich hierbei gegenseitig und bringen einen echten Mehrwert im und für das Bündnis und somit auch für Deutschland. Im Summenzug ist dies ein substantieller Beitrag des LogKdoBw, um der gestiegenen Erwartungshaltung Deutschlands als europäischer Partner innerhalb der NATO/EU gerecht zu werden.

Text und Bilder: Autorenteam LogKdoBw Abt Planung I (2) MN Logistik