ALDENHOVEN Testing Center – Gemeinsame Informationsveranstaltung der Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER im Blauer Bund e.V. und des Ausbildungszentrum Technik Landsysteme

Am 16.April 2019 besuchte die Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER das ALDENHOVEN Testing Center of RWTH AACHEN University GmbH (ATC). Das Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZTLS) nutzte diese Veranstaltung für eine Offizier-/ Unteroffizierweiterbildung. Das große Interesse an der Thematik belegt die Tatsache, dass mit insgesamt 44 Teilnehmern die verfügbaren Plätze vollständig ausgenutzt wurden.

Herr Dipl.-Ing. Micha Lesemann, einer der vier Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung, nahm sich die Zeit, die Informationsveranstaltung persönlich durchzuführen. Nach der Begrüßung wurde zunächst das Testgelände befahren, sodass sich die Teilnehmer einen ersten Eindruck von den komplexen Testmöglichkeiten machen konnten. Neben dem zwei Kilometer langen Oval mit Steilkurven bietet das ATC eine Fahrdynamikfläche mit 210 m Durchmesser, einen Hügel mit Steigungen bis 30 % sowie einen Kreuzungsbereich, der im letzten Jahr zu einer vollwertigen städtischen Testumgebung ausgebaut wurde.

In der Folge stellte Herr Dipl.-Ing. Micha Lesemann den Teilnehmern sowohl die Entstehungsgeschichte als auch die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des ATC dar.

Mit dem Betriebsende der Zeche „Emil Mayrisch“ im Dezember 1992 endete die Ära der Steinkohle im AACHENer Revier. Um die Folgen des Strukturwandels zu kompensieren entstand auf dem ehemaligen Zechengelände der Industriepark „Emil Mayrisch“. Seit 2005 betreibt die Film- und Test Location Germany (FTL Germany) einen 1,2 km Autobahnabschnitt zu Filmzwecken. Dieser schließt unmittelbar an das Gelände des ATC an.

Das ATC, ein Joint Venture des Kreises DÜREN und der RWTH AACHEN, wurde am 11.April 2014 als modernes, interdisziplinäres Testzentrum für Mobilität eröffnet. Zu den Kunden gehören Fahrzeughersteller und -zulieferer, Forschungs- und Entwicklungsdienstleister sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das ATC bietet allen interessierten Kunden, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen sowie Start-Ups, die Möglichkeit annähernd alle Situationen aus dem Realverkehr nachzubilden.

Durch die Zusammenarbeit mit dem 5G Mobility Lab des Telekommunikationsunternehmens Vodafone, in dem der 5G-Mobilfunkstandard getestet wird, steht eine der modernsten Mobilfunk-Entwicklungs- und Prüfumgebungen für den vernetzten und autonomen Verkehr der Zukunft zur Verfügung. In Verbindung mit weiteren Funkstandards kann die Vernetzung der Fahrzeuge im Verkehr auf dem Gelände des ATC umfassend dargestellt und quasi unter Laborbedingen getestet werden. Das ATC bietet seine Leistungen kommerziell an, ist jedoch auf Bundes- und Landesmittel angewiesen.

In der abschließenden Frage-Antwort-Runde ging es vornehmlich um die Themen „Weiterentwicklung des ATC“ sowie „E-Mobilität“ und „autonomes Fahren“. Nach rund 90 Minuten endete die informative, interessante Veranstaltung rund um das Zukunftsthema „Digitalisierung der Mobilität“.

Autor: Oberstleutnant a.D. Joachim Mörs

Bedingt handlungsfähig – Brauchen wir diese Bundeswehr?

Die Bundeswehr, die im Kalten Krieg nur „gefechtsbereit“ stand, ist zu einer „Armee im Einsatz“ geworden, trotz Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht. Ausrüstung, Personal und Organisation der Bundeswehr halten damit nicht Schritt.

Das macht den Dienst für Soldatinnen und Soldaten, die in Mali, Somalia, im Kongo und anderswo im Einsatz sind, schwierig und gefährlich. Gute „Exit“-Strategien sind nicht nur in Afghanistan oder im Kosovo schwer zu finden. Skandale um Rechtsradikale in der Truppe, Konflikte in der Führung, peinliche Werbung und teure Beraterverträge machen der Bundeswehr zu schaffen. Deutschland will im Rahmen der gemeinsamen europäischen Verteidigungs- und NATO-Sicherheitspolitik aber ein eigenes Gewicht haben. Politik dazu gibt es bisher nur in sparsamen Ansätzen. Welche politischen Vorgaben braucht die Bundeswehr, um Strategien für das 21. Jahrhundert entwickeln zu können? Wie lassen sich Ministerium und Truppe organisieren, damit die richtige Ausrüstung beschafft werden kann? Muss jedes große Rüstungsprojekt in Chaos und Überteuerung enden?

Diesen Fragen stellten sich am 25.04.2019 in der Sendung „WDR5 Funkhausgesprächen“ dem Moderator Thomas Schaaf   die u.a. Teilnehmer:

 

  • Dr. Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages

„Mein Bild für das sich einigende Europa sind mehr und mehr Inseln funktionierender Kooperation.“

  • Thomas Wiegold, Journalist und Blogger

„Die Bundeswehr wird mit mehr Geld allein nicht glücklich. Eine echte Entbürokratisierung braucht sie ebenso wie Verständnis in der Bevölkerung, wofür Deutschland Streitkräfte unterhält.“

  • Dr. Claudia Major, Politikwissenschaftlerin Forschungsgruppe Sicherheitspolitik-Stiftung Wissenschaft und Politik

„Deutschlands Beitrag ist entscheidend für die Verteidigung Europas und die Handlungsfähigkeit von EU und NATO. Doch leider ist Deutschland oft der rhetorische Vorreiter, blockiert aber in der Praxis die europäische Verteidigungspolitik.“

  • Prof. Nicole Deitelhoff, Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

„Eine zukunftsfähige Bundeswehr wird etwas kosten — nicht nur in finanzieller Hinsicht.“

 

Hier geht es zum Video- oder Audiobeitrag.

 

Quelle: https://www1.wdr.de

Newsletter Verteidigung 16/2019

Die aktuelle Ausgabe stellen wir unseren Mitgliedern jeden Dienstag als Download zum Herunterladen bereit.

Themen der Ausgabe 16/2019:

  • Fallschirmjäger üben virtuell und real
  • Untersuchungsausschuss setzt Vernehmungen fort
  • Fallschirmjägerregiment 26 übt in Celle und Altengrabow
  • Panzermuseum Munster: „Technik, Kultur und Gesellschaft“
  • Neue KarriereTrucks für die Bundeswehr
  • Kiellegung der Korvette „Köln
  • MKS 180: Finale Angebote angefordert

Zum Download …

Besuch der Lebenshilfe AACHEN – Führung durch eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es für Menschen mit geistigen, psychischen oder schweren körperlichen Behinderungen zurzeit etwa 700 anerkannte Werkstätten Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. mit rund 280.000 Plätzen. Auch in der Städteregion AACHEN sind mehrere dieser Einrichtungen ansässig. Und so besuchten 22 Mitglieder und Angehörige der Kameradschaft AACHEN/Eschweiler am 28.März 2019 die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH.

Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), so die offizielle Bezeichnung nach dem SGB IX, sind keine profitorientierten Erwerbsbetriebe. Sie sind Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation und sollen Menschen mit Behinderungen die Teilnahme am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit ermöglichen. Ein eigener Pflegedienst und soziale Fachdienste unterstützen die individuelle Förderung ebenso wie Unterrichte, Sport und Gymnastik. Eingesetzt werden die Mitarbeiter*innen in vielen Produktions- und Dienstleistungsbereichen wie Metall- und Holzbearbeitung, in der Konfektionierung und Verpackung, sowie Dienstleistungen wie Catering und Gartenbau. Auch Eigenprodukte werden hergestellt und vermarktet. Unterstützt werden sie dabei von Fachpersonal aus den Fachbereichen und sozialen Berufen. Wenn auch nicht auf Gewinn orientiert, so stehen die Werkstätten dennoch im Wettbewerb. Preis und Qualität der Produkte und Dienstleistungen müssen stimmen, Termintreue und guter Service sind Pflicht.

Die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie gründete sich als sogenannte. „Beschützende Werkstatt“ in AACHEN-Brand. Parallel dazu existiert der Verein Lebenshilfe AACHEN e.V. und ist Gesellschafter der Werkstatt. In den folgenden Jahren war sie an mehreren Standorten im Stadtgebiet ansässig. 1988 und 1992 wurden die heutigen Betriebsstätten in AACHEN-EILENDORF (Werk 1) und AACHEN-HAAREN (Werk 2) errichtet. Hier, sowie in den Betriebsintegrierten Arbeitsplätzen auf dem 1. Arbeitsmarkt und in den Integrations-Unternehmen werden rund 800 Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Werkstattrat, Angehörigen-, Eltern- und Betreuerbeirat, Betriebsrat und eine Frauenbeauftragte sind Organe der sozialen Mitbestimmung.

Besuchergruppe beim Anlegen der Hygienebekleidung

Nach einer kurzen Einweisung durch die Sozialarbeiter*in Frau Schweitzer und Herrn Jacoby wurden zunächst alle Besucher mit einem weißen Kittel und einer Kopfhaube ausgestattet (Hygienemaßnahme für den „Lindt-Bereich“). Dann erfolgte die Führung in 2 Gruppen.

Seit über 30 Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Lebenshilfe Werkstätten und dem Süßwarenhersteller Lindt & Sprüngli AG. Die Werkstätten führen hierfür Konfektions- und Verpackungsarbeiten durch. Ausgeführt werden die Arbeiten in mehreren gekühlten Räumen und einem eigenen Warenein- und –ausgangsbereich, der eine direkte Datenanbindung an das Warenwirtschaftssytem der Lindt & Sprügli AG besitzt. Bei diesen Arbeiten handelt es sich um Terminarbeiten mit einem großen Anspruch an Lebensmittelhygiene und Qualität. Regelmäßig werden hierfür Proben gezogen und auf Güte und Quantität geprüft.

Nächste Station waren die holzbearbeitenden Werkstätten. In diesen werden u.a. Verpackungsmittel hergestellt. So z.B. schöne Schmuckkisten für die berühmten AACHENer Printen. Aber auch Möbelherstellung, wie beispielsweise Schreib- und Spieltische oder Küchenmöbel für Kindergärten werden hier gebaut. Und selbst Buden für einen Weihnachtsmarkt entstanden hier. Mit einfachen Arbeiten wie sägen, bohren und schrauben, bis zur Bedienung großer holzbearbeitenden Maschinen werden auch hier behinderte Menschen eingesetzt. Mit hohem Anspruch an die Arbeitssicherheit.

Im Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) sind vor allem Menschen mit schweren und Mehrfachbehinderungen eingesetzt. Die Arbeitsgruppen sind meist kleiner und es stehen mehr geschulte Betreuer*innen zur Verfügung. Aber auch gegenseitige Hilfe ist gefragt. Es werden hier beispielsweise Anzündhilfen (kleine Holzstäbchenbündel) konfektioniert und im hauseigenen Basar an jedermann verkauft. Und in der Kunstwerkstatt entstehen handgemachte Gruß- und Weihnachtkarten, eigene Kunstpapiere und viele weitere schöne Dinge.

Zum Schluss gab es dann noch einen Einblick in die hauseigene Großküche. Von dieser werden täglich die Beschäftigten in beiden Werken mit Essen und Getränken versorgt. Die Küche wird darüber hinaus auf Bestellung zum Caterer für Veranstaltungen bis 200 Personen, auf Wunsch auch mit Service-Personal. Hätten Sie es gedacht? Die Lebenshilfe Werkstätten betreiben außerhalb ihrer Werke sogar ein eigenes Cafè, das „Cafè Life“. Es kann für Veranstaltungen bis zu 60 Personen gemietet werden.

Wir haben nicht alles gesehen, da wir nur das Werk 1 besuchten. Aber die Lebenshilfe Werkstätten betreiben auch eine vollausgestattete Metallbearbeitungswerkstatt und Garten- Landschaftsbau, sind im Montage-Service in einem großen Autohaus integriert und unterstützen mit einem Office-Team externe Betriebe. Einnahmen über den eigenen Geschäftsbedarf fließen über den Verein Lebenshilfe e.V. wieder zurück und kommen den behinderten Menschen wieder zugute. Sie erhalten für ihre Arbeit einen Lohn und bereits nach 20 Jahren haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine Arbeitsunfähigkeitsrente. Viele arbeiten aber darüber hinaus weiter, einige haben schon ihr 50. Dienstjubiläum erreicht.

Unser 1. Vorsitzende, Herr Oberst a.D. Günter Selbert, hat als Dank für diese interessante und vielfach beeindruckende Veranstaltung das Wappen der Kameradschaft überreicht.

Traditionell haben wir im Anschluss an diese Führung und Besichtigung noch in gemütlicher und angenehmer Atmosphäre den Ausklang im Restaurant BRANDER BAHNHOF gefunden. Dieser, am 1. Dezember 1885 eröffnete Bahnhof war eine Station der Venn-Bahnlinie. Am 29. Mai 1960 wurde der Personenverkehr eingestellt, am 1. April 1980 schließlich auch der Güterverkehr. Später wurden dann auch die Gleise zurückgebaut, heute ist davon bis auf die Trassenführung als Radweg nichts mehr zu sehen. Geblieben ist der Bahnhof, aufgelistet in den Baudenkmälern von AACHEN-BRAND.

Autor: Hauptmann a.D. Gerd Junkersdorf, Fotos: Oberst a.D. Günter Selbert

PESCO-Projekt: Etablieren eines Network of LogHubs in Europe and Support to Operations, Expertengespräche auf ZYPERN

Europaflagge auf dem Reichstag

Das Projekt „Network of LogHubs in Europe and Support to Operations“ ist Teil der ständigen strukturierten Zusammenarbeit (Permanent Structured Cooperation, kurz: PESCO) und soll multinational auf europäischer Ebene die Bereitstellung logistischer Leistungen vereinfachen und angleichen. Neben DEUTSCHLAND und FRANKREICH ist ZYPERN eines der drei projektkoordinierenden Länder. Nach der Auftaktveranstaltung in BERLIN im September 2018 fand Ende Februar 2019 auf ZYPERN ein zweiter Experten-Workshop statt.

Projektziele und Ergebnisse der Gespräche auf ZYPERN

Bei dem ambitionierten Vorhaben geht es im Kern um eine zunehmend gemeinsame logistische Leistungserbringung als essentieller Beitrag zur Stärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der NATO. Angesichts der geforderten unverzüglichen und kurzfristigen Verlegung von Truppenteilen durch Europa sowie einer robusten Folgeversorgung, stellt das Projekt einen wichtigen Baustein beim Aufbau eines Netzwerkes multinationaler Unterstützung dar.

Logistische Unterstützung gefragt

Ziel ist, schrittweise ein Netzwerk aus gesicherten logistischen Leistungen und Einrichtungen zu etablieren, das die teilnehmenden Partner effizient und robust hinsichtlich ihrer künftigen Einsätze und auch gegenwärtig im Grundbetrieb logistisch unterstützt. Der Fokus liegt auf dem gesamten Spektrum: Von laufenden sowie zukünftig möglichen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen über Enhanced Forward Presence im Baltikum bis hin zu Übungen aller Teilstreitkräfte/ militärischen Organisationsbereiche.

Dabei ist es keinesfalls so, dass die Nationen erst bei diesem Vorhaben angefangen haben, eng im Bereich der Logistik zusammenzuarbeiten. Viele erfolgreiche Beispiele der gegenseitigen logistischen Unterstützung und Kooperation aus Vergangenheit und Gegenwart existieren bereits und sind allen durchaus bewusst. Die Teilnehmer des Workshops sehen dennoch vielversprechende Möglichkeiten einer Weiterentwicklung, um die oft anlassbezogene Kooperation, getreu dem PESCO-Motto: „Mit Struktur ans Ziel“, zu verstetigen.

Projektübersicht

 

Nachdem beim „Kickoff-Treffen“ im Herbst letzten Jahres in BERLIN zunächst ein gemeinsames Projektverständnis erarbeitet wurde, konnte daran im Februar 2019 in LIMASSOL direkt angeknüpft werden. Im Ergebnis verständigten sich die Teilnehmer auf einen abgestimmten Projekt-Zeitplan und über mögliche logistische Leistungen des zu etablierenden Netzwerkes.

Kooperationsbereitschaft erklärt

Weiterhin beabsichtigen zahlreiche beteiligte Nationen, sich hinsichtlich der Einrichtung eigener „LogHubs“ auszutauschen. Im nächsten Schritt erklärten sie ihre Bereitschaft, die Leistungen anderer ebenso zu nutzen. Darüber hinaus konnte mit LITAUEN bereits der 15. aktive Teilnehmerstaat im Projekt begrüßt werden. Bezüglich der Teilnehmer ist dieses Vorhaben nach „Military Mobility“ das zweitgrößte der zurzeit 34 PESCO-Projekte. Die hochrangige Teilnahme von Vertretern der Europäischen Verteidigungsagentur und des EU-Militärstabes unterstrichen das breite Interesse und die Bedeutung des Vorhabens.

Zeitliche Abfolge definiert

Teilnehmer 2. Expertengespräch

Die bereits in BERLIN identifizierten sieben Arbeitspakete, wie zum Beispiel Konzepterstellung, Management und Verfahren sowie die Erstellung eines Fähigkeitskataloges des Netzwerks, wurden nun inhaltlich abgegrenzt und mit Zeitlinien verklammert. Damit liegen synchronisierte Meilensteine für die weitere Projektarbeit vor, deren Erreichbarkeit überprüfbar ist und darüber hinaus das jeweilige Engagement nachvollziehen lassen.

Wie geht es weiter?

Die bisherigen Gesprächsformate verliefen sehr konstruktiv, wobei der Handlungsrahmen PESCO eine ganz neue Qualität mit sich bringt. Die Anzahl der Mitgliedsstaaten macht die Projektarbeit zwar komplex, aber im besten Sinne interessant und gerade bezüglich des 360-Grad-Ansatzes besonders glaubwürdig. Nationen haben natürlich eigene Interessen, unterschiedliche Ressourcenlagen und spezielle logistische Bedürfnisse. Hinzu treten die jeweiligen nationalen logistischen Systeme mit ihren Verfahren und IT-Tools. Das alles unter einen Hut bzw. auf einen hohen gemeinsamen Nenner zu bringen ist nicht einfach, hat aber besonderen Reiz.

Die Beiträge der einzelnen Nationen sind in der weiteren Projektarbeit in einem zu erstellenden Leistungskatalog für alle transparent abzubilden und sukzessive abrufbar zu machen. Dies wird ein wesentlicher Meilenstein und ebenso eine „Nagelprobe“ sein. Es gilt, dabei weiterhin aufmerksam und vernetzt zu bleiben, um bei den zahlreichen Initiativen und Projekten im Rahmen von NATO und EU den Überblick zu behalten, Mehrarbeit zu vermeiden und Chancen sowie eben auch mögliche Doppelungen frühzeitig zu erkennen.

 

DEUTSCHLAND logistischer Leistungserbringer

Erste Zeitlinien zur Etablierung der einzelnen „LogHubs“ sowie des Netzwerkes haben die teilnehmenden Nationen bereits grundsätzlich verabredet. Den deutschen Beitrag kennzeichnet dabei die vorgesehene Bereitstellung logistischer Leistungen in zwei Stufen: Ab 2020 Leistungen im Rahmen der Verlegung von Material in Einsatzgebiete, Übungsräume und im Zuge Einsatzgleicher Verpflichtungen sowie ab 2024 die Zwischenlagerung, Vorausstationierung und werterhaltende Lagerung von Material, insbesondere im Rahmen von Stand-by-Verpflichtungen, um die Reaktionsfähigkeit weiter zu steigern. Das Projekt geht mit Schwung weiter und das Lastenheft der multinationalen Projektarbeit bleibt bis zum nächsten Treffen im Juni 2019 in PARIS prall gefüllt.

Autor: Oberst i.G. Henning Weeke

Bildquellen:

  1. Europaflagge auf dem Reichstag       Quelle: Bundeswehr/Andreas Schindler
  2. Projektübersicht                                     Quelle: Bundeswehr/LogKdoBw
  3. Teilnehmer 2. Expertengespräche     Quelle: CYP MOD/Vattis
BrigGen Matz mit Gastgeber

Stellvertretender Divisionskommandeur der 1. Panzerdivision zu Gast auf dem Donnerberg

Donnerberger Gesprächskreis – VJTF (L) 2019

Stellvertretender Divisionskommandeur der 1. Panzerdivision zu Gast auf dem Donnerberg

Der Kommandeur Land/Luft und Kontingentführer des deutschen Anteils der VJTF, Brigadegeneral Michael Matz, Stellvertretender Divisionskommandeur und Kommandeur der Divisionstruppen der 1. Panzerdivision, war am 07.02.2019 zu Gast beim Donnerberger Gesprächskreis und referierte über die VJTF (L) 2019 und die aktuelle Lage der Bundeswehr. Durch den hochkarätigen Referenten und das ausgewählte Thema kamen zahlreiche Zuhörer, die Veranstaltung mit ca. 200 Teilnehmern musste daher kurzfristig in das Kino der Kaserne verlegt werden. Brigadegeneral Michael Matz fand klare Worte, zeigte positive Entwicklungen auf, scheute sich aber nicht davor, auch Negatives anzusprechen.

BrigGen Michael Matz (Stv DivKdr der 1. PzDiv), im Gespräch mit den zahlreichen Zuhörern

Brigadegeneral Matz stellte heraus, dass die Verantwortlichen der Bundeswehr zwar einerseits gezwungen sind, den Mangel zu verwalten, andererseits allerdings immer mehr fordernde Aufgaben und Einsätze weltweit gestellt werden. Im Vergleich zu früheren Zeiten hätten sich die Rahmenbedingungen aus nationaler Sicht verschlechtert, obwohl die Aufträge steigen und die Einsätze herausfordernder werden. Nach der Bestandsaufnahme von Brigadegeneral Matz sei es dringend notwendig, Geld zu investieren, damit die deutschen Streitkräfte diese Aufgaben zukünftig weiterhin meistern können. Aktuelle Signale aus Berlin ließen zwar hoffen, die finanzielle Ausstattung müsse sich aber vor allem langfristig bessern.

Vor diesem Hintergrund sei die Aufstellung der VJTF (L) 2019, der „Speerspitze“ mit dem Auftrag der NATO, innerhalb von 48-72 Stunden an jedem Ort einsatzbereit zu sein, eine große Herausforderung gewesen. Der Auftrag, diese Kräfte personell und materiell aufzustellen, auszubilden sowie zu zertifizieren, verlangte in den zurückliegenden Jahren viel von den Streitkräften.

Im November 2018 fand in Norwegen mit 50.000 Soldatinnen und Soldaten das größte NATO-Manöver seit 20 Jahren statt und galt für die VJTF als Art „Stresstest“. Ein großer Anteil seines Vortrags fiel auf den Bericht und die Auswertung der Übung „Trident Juncture“, bei der die Bundeswehr mit der VJTF 2019 das zweitgrößte Kontingent der teilnehmenden Nationen stellte. Dieser Stresstest sei insgesamt gut bestanden worden. Als Grund dafür sieht er die hervorragende Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten und passende Rahmenbedingungen.

Die Teilalarmierung der VJTF (L) 2019 vor wenigen Tagen hätte bewiesen, dass die Verantwortlichen der Bundeswehr den Auftrag sehr ernst nehmen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, machte sich vor Ort ein Bild über den Ablauf und das Ergebnis der Alarmierung. Nach nur 48 Stunden standen 96% der alarmierten Soldaten für eine Verlegung bereit.

Doch Brigadegeneral Matz betonte in diesem Zusammenhang auch, dass nicht nur die finanzielle Ausstattung notwendig sei, um Aufträge erfüllen zu können, von größter Bedeutung dabei sei vor allem die Einsatzbereitschaft des einzelnen Soldaten. „Frauen und Männer der Bundeswehr machen diesen Unterschied aus“, so der General.

Am Ende seines Vortrages ging Brigadegeneral Matz auf die Fragen der Zuhörer ein, welche zahlreich und zu vielfältigen Themen gestellt wurden. Bei der Frage zu dem Thema der Wiedereinführung der Wehrpflicht äußerte er sich dahingehend, dass er diese nicht sinnvoll fände, da er es kaum für möglich hält, einen Wehrpflichtigen innerhalb weniger Monate so auszubilden, dass er den Aufgaben gewachsen wäre, die heute an einen Soldaten gestellt werden. Er ist zwar der Meinung, dass es jedem Menschen gut zu Gesicht stünde, ein Jahr für sein Land Dienst abzuleisten, dies müsste allerdings nicht unbedingt mit dem Tragen einer Uniform einhergehen, sondern dies sei in vielerlei Bereichen möglich, wie z.B. im sozialen.

( v. l. n. r. Oberst Klaus-Dieter Cohrs (Kdr AusbZTLS), BrigGen Michael Matz (Stv DivKdr der 1. PzDiv), Gastgeber Oberstlt Andreas Bock (Kdr LehrGrp A)

Im Anschluss an den Vortrag des Generals spiegelte sich das Interesse an diesem aktuellen Thema in der abschließenden Diskussionsrunde im Barraum der Betreuungsgesellschaft wider. Zahlreiche Teilnehmer nahmen diese Chance wahr, mit Brigadegeneral Matz direkt zu diskutieren. Dies rundete die überaus gelungene Veranstaltung ab.

 

Text:   Hptm Peil, Christian
Fotos: Frau Sensen, Sarah

Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen – April 2019

Im März 2019 wurden folgende Personalmaßnahmen wirksam:

Luftwaffe

Generalmajor (TR) Karsten STOYE, Deputy Chief of Staff Operations Headquarter AIRCOM Ramstein/DEU, wurde Chief of Staff Headquarters AIRCOM Ramstein/DEU.

Brigadegeneral Michael HOGREBE, zuletzt im Kommando Luftwaffe, Berlin, verwendet, wurde Kommandeur Bodengebundene Verbände Luftwaffentruppenkommando, Köln.
Im April 2019 werden folgende Personalmaßnahmen wirksam:

Personal

Konteradmiral Martin KREBS, Vizepräsident Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, Köln, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger als Vizepräsident und Stellvertreter der Präsidentin wird Brigadegeneral Gunter SCHNEIDER, zuletzt im Einsatzführungskommando, Schwielowsee, verwendet.

Oberstarzt Dr. Nicole Patricia SCHILLING, Referatsleiterin Personal I 4 im Bundesministerium der Verteidigung, Bonn, wird zweite Vizepräsidentin im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, Köln.

Streitkräftebasis

Generalmajor Walter OHM, DCOS Support Joint Force Command Headquarters, Brunssum/NLD, tritt in den Ruhestand.

Generalmajor Josef Dieter BLOTZ, zuletzt Senior Military Advisor (SMA) bei UNSMIL, bereitet sich auf seine Verwendung als Deputy Commander EUROKORPS vor.

Brigadegeneral Wolfgang RICHTER, Beauftragter für Erziehung und Ausbildung des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Stellvertretender Kommandeur Zentrum Innere Führung, Koblenz, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Oberst Robert Karl SIEGER, zuletzt Chef des Stabes Zentrum Innere Führung, Koblenz.

Brigadegeneral Franz Xaver PFRENGLE, zuletzt als J7 bei SHAPE eingesetzt, tritt in den Ruhestand.

Cyber- und Informationsraum

Generalmajor Heinrich STEINER, Kommandeur Kommando Informationstechnik der Bundeswehr, Bonn, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Generalmajor Dr. Michael FÄRBER, Stellvertreter des Abteilungsleiters Cyber- und Informationstechnik im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin. Ihm folgt Ministerialdirigent Dr. Lutz WENZEL, Unterabteilungsleiter Ausrüstung I im Bundesministerium der Verteidigung, Bonn.

Marine

Flottillenadmiral (TR) Stephan Peter HAISCH, Referatsleiter Führung Streitkräfte I 6 im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin, wird Deputy Commander German Maritime Forces Staff im Marinekommando, Rostock.

Heer

Brigadegeneral Gert GAWELLEK, zuletzt Stellvertretender Kommandeur Division Schnelle Kräfte, Stadtallendorf, wird im Kommando Heer, Strausberg, eingesetzt. Sein Nachfolger wird Oberst Andreas Christian Wolfgang PFEIFER, Gruppenleiter Grundsatz/Grundlagen Division Schnelle Kräfte, Stadtallendorf.

Im Februar 2019 wurden folgende Personalmaßnahmen wirksam:

Bundesministerium der Verteidigung

Ministerialrat Stefan SOHM, bisher Referatsleiter I 3 in der Abteilung Recht des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin, übernahm zum 26. März 2019 die Leitung der Unterabteilung III der Abteilung Recht des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin.

Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab

Neue Generation ungeschützter Transportfahrzeuge für die Bundeswehr

Neue Generation ungeschützter Transportfahrzeuge für die Bundeswehr – die Fahrzeugfamilie Ungeschützte Transportfahrzeuge der Zuladungsklasse 5t-15t (UTF mil 5t-15t) – und die Durchführung der technisch-logistischen Einsatzprüfung (TLEP) am AusbZTLS

Am 5. Juli 2017 haben das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) einen Rahmenvertrag zur Lieferung von 2.271 ungeschützten militarisierten Transportfahrzeugen (UTF mil) – als Nachfolger für die teilweise über 40 Jahre alten LKW 5, 7, 10t Kat 1 – abgeschlossen. Am AusbZTLS wurde im Zeitraum von Januar bis Oktober 2018 im Rahmen der integrierten Nachweisführung die technisch-logistische Einsatzprüfung durchgeführt.

UTF mil ZLK 5t

 

UTF mil ZLK 15t

Das Fahrzeugkonzept

Die Fahrzeugfamilie UTF mil 5t-15t soll als neue Generation der ungeschützten Transportfahrzeuge eine Vielzahl von unterschiedlichen Transportaufgaben im Einsatzgebiet leisten. Mit den UTF mil wird die neueste Entwicklungsstufe der bewährten HX2-Baureihe aus dem Hause RMMV in die Bundeswehr eingeführt. Aus dieser Baureihe haben auch die Nationen Großbritannien, Australien, Neuseeland, Norwegen, Schweden und Dänemark Fahrzeuge für ihre Streitkräfte beschafft. Eine der wesentlichen Forderungen an die neue Fahrzeuggeneration war, diese als Fahrzeugfamilie umzusetzen. Achsen, Motoren, Kühlung, Getriebe, Abgasanlage und weitere Baugruppen sollten bei allen Modellen der technischen Gleichheit unterliegen. Diese Vorgabe wurde konsequent umgesetzt. So sind im UTF mil 5t und 15t über 90% identische Bauteile verbaut. Die Kabine ist für eine Drei-Mann-Besatzung mit kompletter Ausrüstung ausgelegt. Vom mittleren Sitz aus wird die für die Selbstverteidigung vorgesehene Waffenstation FLW 100 bedient. Alternativ ist eine Drehringlafette vorhanden. Im Fahrerhaus integriert sind die Kommunikationssysteme SEM 80/90, Tetrapol und SatCom (BGAN Explorer), FüInfoSysH sowie alternativ ein gehärteter Tablet PC mit der Software MOBIKAN. Dieser dient als militärische Fahrzeug-Navigationsanlage bei Einsatz der Fahrzeuge ohne FüInfoSysH. Die Ausrüstung der Fahrzeuge mit der Schutzausstattung CG12+ ist ebenfalls vorgesehen. Konstruktiv sind diese auch für die Aufnahme von geschützten Fahrerhäusern ausgelegt, um sie bei Bedarf in geschützte Transportfahrzeuge kurzfristig umrüsten zu können. Die Fahrzeuge sind mit einem verwindungsfreien (ZLK 5t) bzw. verwindungsarmen (ZLK 15t) Containertragrahmen mit Twistlock-Schnittstellen ausgestattet. Der UTF mil ZLK 5t kann eine 15ft Wechselpritsche oder jeweils einen 10ft oder 15ft Container transportieren, während der UTF mil ZLK 15t über Schnittstellen für zwei 10ft Container oder einem 20ft Container bzw. einer 20ft Wechselpritsche verfügt. Weiterhin sind Schnittstellen für eingeführte Kabinen I/II und FmA/FmB vorhanden, so dass diese nicht mehr aufwendig auf einer Pritsche verzurrt werden müssen. Die UTF mil müssen zu dem alle eingeführten oder in Einführung befindlichen Anhänger ziehen können. Weitere Vorgaben für die Konstruktion war die Einhaltung der Abgasnorm EURO 5 sowie der Betrieb mit den Treibstoffsorten F54 (Dieselkraftstoff), F34, F63 (Kerosin) als auch mit Schlechtkraftstoff „Afrikadiesel“ mit einem Schwefelanteil über 3000 ppm (parts per million). Zum Vergleich an deutschen Tankstellen wird nur schwefelfreier Dieselkraftstoff verkauft. Dieser gilt als schwefelfrei, wenn sein Schwefelanteil unter 10 ppm liegt. Kommt es zum Einsatz von Schlechtkraftstoff kann durch den „Instandsetzer“ die Abgasnachbehandlung mit AdBlue© abgeschaltet werden. Ebenfalls ist der Einsatz der Fahrzeuge ohne AdBlue© bei unverminderter Leistung möglich. Für den Blick nach hinten ist zusätzlich zu den Spiegeln eine Infrarotrückblickkamera vorhanden. Die UTF mil verfügen ohne Vorbereitung über eine Wattiefe von 1.500 mm und erfüllen die Mobilitätsstufe B+, nach der Mobilitätsklassifizierung der WTD 41. Die im Fahrzeug verbauten technischen Unterstützungen wie permanenter Allradantrieb mit umschaltbarer Verteilung, das vollautomatische 7-Gang-Lastschaltgetriebe mit integriertem 6-stufigen Retarder aus dem Hause ZF sowie Differentialsperren längs und quer erlauben ein Fahren dieser schweren Nutzfahrzeuge – selbst in schwierigem Gelände – schon nach kurzer, intensiver Einweisung. Die Technik unterstützt den Fahrer dabei in allen Situationen, so dass sich dieser vollständig auf das Fahren konzentrieren kann.

Die Produktion der Fahrzeuge erfolgt im RMMV Werk in Wien. Die bestellten UTF mil sollen in den nächsten sechs Jahren der Truppe zulaufen. In 2018 wurden bereits die ersten 90 UTF mil an das Materiallager Karlsruhe übergeben. Dort werden die Fahrzeuge nach Vorgabe der militärischen Organisationsbereiche komplettiert und im Anschluss an die Truppe ausgeliefert.

 

Die integrierte Nachweisführung

Zu Beginn der Realisierungsphase im August 2016, etwa ein Jahr vor Vertragsabschluss, wurde durch die Projektleitung BAAINBw das AusbZTLS und die LogSBw aufgefordert, an den für die Erprobung durch die Wehrtechnischen Dienststellen vorgesehenen Fahrzeugen, eine erste Begutachtung aus taktischer und technisch-logistischer Sicht noch im Wettbewerb durchzuführen und einen Ergebnisbericht zu verfassen. Ziel war es, die Rüstsatzintegration der Kommunikationssysteme und der Waffenstation hinsichtlich Bedienung, Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung zu bewerten, um Verbesserungspotential frühzeitig zu erkennen und um Mängel bei der Konstruktion aus Sicht der Instandhaltung noch vor der Serienfertigung durch den Hersteller abstellen zu lassen. Die gewonnenen Erkenntnisse und sämtliche durch die beiden Ausbildungseinrichtungen eingebrachten Verbesserungsvorschläge wurden in die Leistungsbeschreibung für den Serienvertrag umgesetzt. Im weiteren Verlauf der Realisierungsphase wurde in zwei weiteren Stellproben die Umsetzung durch die Industrie erneut begutachtet und bewertet. Im Ergebnis wurde damit am Serienfahrzeug die Bedienbarkeit, Wartung und Instandhaltung erheblich verbessert und von Anfang an sichergestellt.

Nach Vorschlägen AusbZTLS konstruktiv geänderte Unterbringung der Kommunikationssysteme bei der 2. Stellprobe im November 2017

Allen im Projekt beteiligten Dienststellen war von Beginn an daran gelegen, die Beschaffung der neuen Fahrzeugfamilie in einem sehr straffen Zeitplan zu realisieren. Im Juli 2014 wurde durch BMVg die Erarbeitung der Fähigkeitslücke und Funktionale Forderungen beauftragt. Nur 47 Monate später, im März 2018, stand das 1. Seriengerät für die integrierte Nachweisführung zur Verfügung. Ziel war es, möglichst schnell die Genehmigung zur Nutzung zu erreichen. Um den Zeitplan einzuhalten, wurde auch bei der technisch-logistischen Einsatzprüfung (TLEP) vom Standardverfahren abgewichen. Nach erfolgter Erprobung der Nachweismuster durch die Wehrtechnischen Dienststellen stand ab Januar 2018 ein Fahrzeug, das zu etwa 80% dem zukünftigen Serienfahrzeug entsprach, für die TLEP zur Verfügung. Da andere Nationen wie z.B. Großbritannien, Neuseeland oder auch Australien bereits ähnliche Fahrzeuge in Nutzung haben, konnte die Firma RMMV neben dem Sonderwerkzeug auch handelsübliche Dokumentationen, zum Teil in englischer Sprache, zur Verfügung stellen.

Am 10.01.2018 begann am AusbZTLS die TLEP. Im ersten Schritt wurden die von RMMV und MAN vorgeschriebenen Wartungs- und Serviceintervalle in ein militärisches Fristenkonzept umgesetzt, sowie alle Fristenarbeiten praktisch durchgeführt, um die einzelnen Tätigkeiten und Ebenen der Instandsetzung festzulegen. Hierbei zeigte sich, dass der Aufwand für die planmäßige Instandhaltung erfreulich gering ausfällt. Insgesamt werden für sämtliche Fristenarbeiten gerade einmal 27 verschiedene Ersatzteile benötigt. Da einige Fristenarbeiten nur alle 48 Monate fällig sind, wurde eine F5 Frist eingeführt.

Wesentlich ist aus Sicht des „Instandsetzers“ ist der Austausch der Hauptbaugruppen. Da der Zeitaufwand für die Instandhaltung moderner, hochkomplexer Baugruppen wie Motor, Achsen und Getriebe erheblich ist, ist der Austausch der Hauptbaugruppen bei der Feldinstandsetzung in der Instandhaltungsstufe 3 (IHS 3) von elementarer Bedeutung. Im zweiten Schritt der TLEP wurde daher der Austausch der Hauptbaugruppen praktisch erprobt und die Instandhaltungszeiten für die einzelnen Tätigkeiten ermittelt. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass sich sämtliche Hauptbaugruppen in der IHS 3 ohne feste Infrastruktur auswechseln lassen.

Auswechseln der Vorderachse am UTF mil ZLK 5t Nachweismuster

 

Auswechseln des Motors am UTF mil ZLK 15t Serienfahrzeug Auswechseln Hauptbaugruppen Zeitbedarf in Stunden: #Getriebe 5t: 8h; 15t: 12h #Motor 5t: 14h; 15t: 22h #Achsen 3h

 

Das Abnehmen des Fahrerhauses ist konstruktiv exzellent gelöst und lässt sich in 2,5h durchführen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, die ungeschützten Fahrerhäuser durch geschützte Fahrerhäuser in ca. 7h in der IHS 3, also in der Truppe, auszutauschen. Neben dem Fahrerhaus sind lediglich noch die Blattfedern der Vorderachse und die Hydraulikzylinder für die Fahrerhauskippvorrichtung umzurüsten, da das geschützte Fahrerhaus ca. 2t schwerer sein wird. Voraussetzung für den Tausch ist, dass die geschützten Fahrerhäuser innen vollständig ausgestattet sind und somit keine Umbaumaßnahmen erforderlich sind. Im Rahmen des zurzeit laufenden Rüstungsprojekts UTF 15t mil gl Wechselladersystem werden geschützte Fahrerhäuser qualifiziert. Eine Beschaffung von geschützten Fahrerhäusern für die UTF mil-Flotte ist angedacht.

Demontiertes ungeschütztes Fahrerhaus
UTF mil ZLK 15t Serienfahrzeug mit demontiertem ungeschütztem Fahrerhaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

UTF mil ZLK 15t Serienfahrzeug mit geschütztem Fahrerhaus

Die Diagnosesysteme und das interne Prüfsystem

Ein weiterer wesentlicher Punkt bei der TLEP ist der Nachweis der Prüf-  und Diagnosefähigkeit bei auftretenden Störungen. Die UTF mil verfügen über ein internes Prüfsystem, mit dem alle Betriebsparameter überwacht werden. Auftretende Fehler und Störungen werden dem Fahrer über das Display im Armaturenbrett angezeigt. Für die IHS 2 und 3 wird die Fehlerdiagnose mit Hilfe des handelsüblichen Diagnosemittels MANCATS III aus dem Hause MAN realisiert. Das MANCATS III ist für die Fehlersuche und Diagnose bei Betriebsstörungen zwingend erforderlich. Eine abschließende Instandhaltung ohne den Einsatz des MANCATS III ist nicht möglich. Durch den Einsatz dieses Diagnosemittels ist der „Instandsetzer“ in der Lage, eine umfassende und bis in die Tiefe reichende Fehlersuche durchzuführen. Über den im Sonderwerkzeugsatz vorhandenen Adapterkasten können gezielt Messungen einzelner Sensoren und Geber – ohne Öffnen des Kabelbaums – durchgeführt werden. Der Wechsel der neun im Fahrzeug verbauten Steuergeräte ist nur mit Hilfe des MANCATS III möglich. Das Diagnosemittel deckt alle erforderlichen Prüfbereiche für die IHS 2-3 ab.

MANCATS III
Angeschlossen an UTF mil ZLK 15t

Nachdem am 26.03.2018 zwei Serienfahrzeuge an das AusbZTLS geliefert wurden erfolgte mit der Bereitstellung des Prüfentwurfs der IETD am 14.06.2018 der Einstieg der anderen Dezernate des Bereichs Technik/Logistik in die Prüfung der Kommunikationssysteme, der Waffenstation, der Schutzausstattung und der Klimaanlage.

Die TLEP endete am 31.08.2018 mit der Durchführung der technischen Materialprüfung (TMP). Dabei wurde der Nachweis erbracht, dass die Durchführung der TMP durch die militärische Prüforganisation mit der vorhandenen Ausstattung sichergestellt ist. Eine wesentliche Feststellung der TLEP war, dass bis zum Herstellen der vollständigen Versorgungsreife die Fahrzeuge unter Erfüllung folgender Voraussetzungen schon jetzt nahezu uneingeschränkt instandhaltbar sind:

  • Sonderwerkzeugsätze sind an die Truppe ausgeliefert,
  • Ersatzteilerstbedarf ist in der Versorgungskette verfügbar,
  • vorgesehenes Instandhaltungspersonal hat am AusbZTLS die eingerichteten Systemtechniklehrgänge besucht,
  • handelsübliche Dokumentation steht dem Instandhaltungspersonal zur Verfügung und
  • Unterstützung des militärischen Instandhaltungspersonal bei Fragen und Problemen erfolgt über HelpDesk Einsatz AusbZTLS.

 

Ausblick auf die Lehrgänge UTF mil 5t-15t am AusbZTLS

Am AusbZTLS werden für die Ausbildung des Instandhaltungspersonals zwei Systemtechnik Lehrgänge eingerichtet. Der Lehrgang Systemtechnik 1 hat den Schwerpunkt Instandhaltung der UTF mil und der Lehrgang Systemtechnik 2 wird im Schwerpunkt die Diagnose und Fehlersuche abbilden. Beide Lehrgänge sind zurzeit mit einer Lehrgangsdauer von jeweils 10 Ausbildungstagen ausgeplant. Im Jahr 2019 werden die ersten beiden Pilotlehrgänge am AusbZTLS durchgeführt. Die UTF mil werden zusätzlich in die integrierte Meisterausbildung eingebunden und der Bremsenwerkstatt steht das Nachweismuster als zusätzliches Ausbildungsgerät zur Verfügung. Damit die Durchführung der geplanten Ausbildungen sichergestellt werden kann, wird dem AusbZTLS eine umfangreiche Ausbildungsausstattung Instandsetzung (AAI) zur Verfügung gestellt. Neben dem bereits vorhandenen Sonderwerkzeug und den drei UTF mil der Einsatzprüfung, wurde nach gemeinsamer Planung BAAINBw mit AusbZTLS, die Beschaffung von zwei Trainingsmodellen „Kombinierte Elektrik- und Bremsensysteme“ sowie die Beschaffung einzelner Baugruppen als Ergänzung für eine moderne, fordernde Ausbildung eingeleitet.

 

Zusammenfassung

Als Ergebnis der TLEP lässt sich folgendes festhalten: Über alle Fachtechniken hinweg ist die Fahrzeugfamilie als gut instandhaltbar bewertet worden. Es ergab sich nur eine geringe Anzahl an Änderungsforderungen, die im Wesentlichen die Dokumentation und das Sonderwerkzeug betreffen. Im Gesamtergebnis wurde aus technisch-logistischer Sicht die Fahrzeugfamilie „Ungeschützte Transportfahrzeuge der Zuladungsklasse 5t-15t“ als geeignet bewertet. Dieses erfreuliche Resultat ist insbesondere auf die frühzeitige und konsequente Einbindung des AusbZTLS in der gesamten Realisierungsphase zurückzuführen. Die Genehmigung zur Nutzung durch die Truppe wurde am 17.01.2019 erteilt. Damit erhält die Truppe ein sehr robustes, hochmobiles und modernes Fahrzeug mit hohem Einsatzwert, das alle anfallenden Transportaufgaben genauso zuverlässig erfüllen wird, wie es die LKW der Kat 1 Generation die zurückliegenden 40 Jahre getan haben.

Autor: Hptm Thönnissen, AusbZTLS, Ber Techn/Log

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