Rheinmetall-Tochter ZMS erhält wichtigen Auftrag zur Ausstattung der Bundeswehr-Sanitätseinrichtung in Gao, Mali

Die Bundeswehr hat das noch junge Rheinmetall-Tochterunternehmen Zeppelin Mobile Systeme GmbH (ZMS) mit der Bereitstellung und Integration modernster Medizintechnik in die sanitätsdienstliche Versorgungeinrichtung des Bundeswehr-Feldlagers „Camp Castor“ in Gao, Mali beauftragt. Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen im niedrigen zweistelligen MioEUR-Bereich. Die Bereitstellung des Materials wird in der zweiten Jahreshälfte erfolgen, die Integration vor Ort in Mali ist für das Jahresende geplant.

Das Leistungspaket der ZMS GmbH umfasst in diesem Auftrag neben der Bereitstellung und Integration der hochwertigen Medizintechnik in die feste Infrastruktur des Feldlagers in Gao auch Schulungen von Personal, umfassende Dokumentationsleistungen sowie ein Service- und Instandhaltungspaket.

„Wir als ZMS und Tochter der Rheinmetall AG wollen auch in diesen herausfordernden Zeiten unserem Anspruch gerecht werden, der erste Ansprechpartner der Bundeswehr zu sein, wenn es um qualitativ hochwertige Bedarfe im Bereich der mobilen sanitätsdienstlichen Versorgung geht“, so Hauke H. Bindzus, der Geschäftsführer der ZMS GmbH. „Hier bieten wir von der weitreichenden Integrations-leistung hochentwickelter Medizintechnik bis hin zur Bereitstellung vollständiger und schlüsselfertiger Feldlazarette eine breite Produktpalette an. Der jetzt erteilte Auftrag, die sanitätsdienstliche Behandlungseinrichtung im Feldlager in GAO mit Medizintechnik modernsten Stands ausstatten zu dürfen, unterstreicht unseren Anspruch, ist uns vor allem aber eine Verpflichtung, verlässlich unseren Teil dazu beizutragen, die bestmögliche sanitätsdienstliche Versorgung unserer Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sicherzustellen.“

Rheinmetall hat im November 2021 die Anteile an der Firma Zeppelin Mobile Systeme GmbH aus Meckenbeuren in der Bodenseeregion übernommen. Diese Übernahme folgt der strategischen Entscheidung, mit der Business Unit International Projects and Services den Bereich der Dienstleistungen rund um die internationalen Einsatzverpflichtungen der Kunden deutlich zu erweitern. Die ZMS bringt dabei das langjährige Know-How im Feld der Medizintechnik und mobilen sanitätsdienstlichen Versorgung ein.

Über den Bereich der Medizin hinaus ist die ZMS der führende Hersteller von individuellen kundenspezifischen Shelter-Lösungen für verschiedenste Anwendungsbereiche in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Besonders häufige Anwendung finden die hochwertigen Shelter-Konzepte im Bereich der militärischen Versorgung, wie beispielsweise in Feldküchen, Dekontaminationssystemen oder mobilen Instandsetzungseinrichtungen sowie in der militärischen Kommunikationstechnik.

Die ZMS ist bereits in mehreren Projekten und Programmen direkter oder indirekter Zulieferer der Bundeswehr.

Mit der neuen Business Unit International Projects and Services, zu der die Rheinmetall Project Solutions GmbH und auch die ZMS GmbH gehört, hat sich Rheinmetall in einem internationalen Schlüsselmarkt neu aufgestellt. Die Rheinmetall Business Unit soll künftig Ressourcen und Fähigkeiten für Dienstleistungen bündeln wie z. B. Einsatzunterstützung, Depotorganisation oder Munitionsaltlastenentsorgung. Ziel ist es, die Kunden auch durch spezifische Dienstleistungen bei ihren Missionen langfristig zu unterstützen. Anspruch Rheinmetalls ist es dabei, als „One-Stop-Shop“ zu fungieren. So kann Rheinmetall beispielsweise für die Unterbringung im Einsatz Feldlager planen und errichten, gehärtete Bereiche schaffen, die Überwachung einschließlich modernster Sensorik und Robotik übernehmen, das Feldlager einschließlich der erforderlichen Logistikleistungen und Personalgestellung betreiben und nach Einsatzende wieder zurückbauen. Kooperationen mit anderen Unternehmen sowie weitere Akquisitionen sind geplant, um das Portfolio noch weiter auszubauen.

 

Quelle: Rheinmetall AG

Entladebereich POL LogHub KUTNO © Bundeswehr / LogZBw JCC Blauer Bund

PESCO – Network of Logistic Hubs and Support to Operations

Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitspolitische Lage Europas wurde im Dezember 2017 die Permanent Structured Cooperation (PESCO) – die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (SSZ) der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der Europäischen Union (EU) beschlossen. Sie ist eine auf freiwilliger Basis bestehende Zusammenarbeit von Mitgliedsstaaten der EU, die sich in der GSVP besonders engagieren wollen. Voraussetzung für die Teilnahme an PESCO ist, dass Mitgliedsnationen bestrebt sind, ihre Verteidigungsfähigkeiten gemeinsam weiterzuentwickeln und im Bedarfsfall bewaffnete Kräfte, einschließlich logistischer Unterstützung, bereitzustellen. Der Fokus von PESCO liegt auf der Bereitstellung von Fähigkeiten für Operationen und Missionen und somit auch auf der komplementären Stärkung des europäischen Beitrags in der NATO. Konkret bedeutet dies, dass bei der Entwicklung neuer Fähigkeiten enger zwischen den Mitgliedsnationen zusammengearbeitet und bereits vorhandene militärische Fähigkeiten für gemeinsame Einsätze besser koordiniert und gebündelt werden sollen. In drei Tranchen wurden in den Jahren 2018 sowie in 2019 dafür insgesamt 47 Projekte, die in sieben unterschiedliche Bereiche/Dimensionen aufgeteilt sind[1], initiiert. Diese Projekte sollen ab 2021 einer ersten Revision, hinsichtlich eines operativen Mehrwerts, unterzogen werden. Ein deutlicher Pluspunkt von PESCO gegenüber bisherigen Projekten ist die Verbindlichkeit, mit der die jeweiligen Projekte auf der Zeitachse umzusetzen sind. Hierzu haben die teilnehmenden Nationen einen konkreten Plan zu erarbeiten. Insgesamt zielen alle PESCO-Projekte darauf ab, die von der Europäischen Verteidigungsagentur (engl. European Defence Agency – EDA) im „Capability Development Plan“ identifizierten Fähigkeitslücken zu schließen und die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union zu erhöhen bzw. zu stärken. Die Spanne der PESCO-Projekte ist sehr weit und umfasst neben logistischen Themen u.a. die Entwicklung von Drohnen, den Aufbau eines europäischen Cyber-Abwehrzentrums, die Verbesserung bzw. Vereinfachung des grenzüberschreitenden Verkehrs in Europa (Military Mobility), die Unterstützung im Bereich Geoinformationswesen oder auch die Weiterentwicklung des Kampfhubschraubers Tiger. Die Leitung eines Projekts kann dabei flexibel, durch eine oder mehrere Nationen gemeinsam, erfolgen. 25[2] Nationen sind aktuell an PESCO-Projekten beteiligt, wobei nicht jede Nation an allen Projekten teilnimmt – durchschnittlich belegt ein Mitgliedsstaat sechs (6) Projekte.

DEU ist insgesamt an 16 PESCO-Projekten beteiligt und koordiniert in Federführung davon sechs. Neben der Beteiligung am größten PESCO-Projekt „Military Mobility“[3] koordiniert Deutschland, gemeinsam mit Frankreich und Zypern, das zweitgrößte PESCO-Projekt „Network of Logistic Hubs in Europe and Support to Operations“. Das Logistikkommando der Bundeswehr wurde mit der federführenden Bearbeitung dieses herausgehobenen Projekts und der Umsetzung der jeweiligen Projektschritte beauftragt.

Zielsetzung des Projekts

Das PESCO-Projekt „Network of LogHubs in EUR and Support to Operations“ aus dem Bereich „Enabling / Joint“ umfasst im Zielzustand ein europaweites Netzwerk von militärischen Logistikzentren/-knoten (sog. Logistic Hubs – LogHubs) mit einem dazu gehörigen zentralen Koordinierungselement zur Erhöhung der (militärischen) Handlungsfähigkeit der EU. Unter einem LogHub versteht man dabei eine nationale logistische Einrichtung, die als Teil des Netzwerks dauerhaft oder zeitlich befristet logistische Leistungen für andere teilnehmende Nationen zur Deckung logistischer Bedarfe anbietet. Ziel des Projekts ist ein (schrittweiser) Aufbau eines europäischen Netzwerks, das Mitgliedsnationen und auch Drittstaaten effektiv und robust für künftige Einsätze aber auch im Grundbetrieb logistisch unterstützt. Der Fokus der Unterstützungsleistungen umfasst das gesamte Einsatzspektrum: Von Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen über sonstige Verteidigungsinitiativen der EU bzw. der NATO (z.B. enhanced Forward Presence) bis hin zu Übungen aller Teilstreitkräfte / militärischer Organisationsbereiche. Im Kern geht es darum, durch gemeinsame Nutzung stationärer Infrastruktur entlang strategischer Verlegerouten Kräfte zeitgerecht zu verlegen und die im Transit befindlichen als auch bereits verlegten Kräfte logistisch zu unterstützen. Das Projekt ist dabei so ausgelegt, dass alle Phasen eines militärischen Einsatzes – von Beginn der Verlegung bis zum Ende der Rückverlegung – wirksam unterstützt werden können. Damit generiert das Netzwerk einen nachhaltigen operativen Mehrwert. Zur Koordinierung der Unterstützungsleistungen bzw. der Materialströme und –bewegungen wurden durch die Mitgliedsstaaten nationale Zugangspunkte (sog. national Access Points – nAP) eingerichtet; die zentrale Koordinierung des Gesamt-Netzwerks erfolgt durch das Joint Coordination Centre (JCC) im Logistikzentrum der Bundeswehr, das durch DEU speziell für dieses PESCO-Projekt bzw. für diese Aufgabe aufgestellt wurde.

Entladebereich POL LogHub KUTNO © Bundeswehr / LogZBw JCC Blauer Bund
Entladebereich POL LogHub KUTNO © Bundeswehr / LogZBw JCC

Das angestrebte Leistungsspektrum der LogHubs soll Möglichkeiten zum Umschlag und Transport von Material in Einsatzgebiete und Übungsräume umfassen, eine Zwischenlagerung bzw. die Vorausstationierung von Material (einschließlich der werterhaltenden Lagerung/Instandhaltung von Material) ermöglichen, um die Reaktionsfähigkeit, insbesondere im Rahmen von Stand-by Verpflichtungen, permanent auf hohem Niveau halten zu können. An dieser Stelle muss allerdings angemerkt werden, dass ein LogHub als solcher in der aktuellen Aufbauphase (noch) nicht standardisiert ist. In dieser Phase des Projekts kommt es zunächst darauf an, das Grundgerüst eines Netzwerks aufzustellen – somit ist jeder Beitrag durch die Mitgliedsnationen willkommen. Eine Vereinheitlichung und Standardisierung wird wo sinnvoll möglich in Zukunft angestrebt.

Am PESCO-Projekt „Network of LogHubs in EUR and Support to Operations“, das gemeinsam durch Deutschland, Frankreich und Zypern als die projektkoordinierenden Länder gesteuert wird, arbeiten derzeit 15 Nationen aktiv und weitere vier als Beobachter mit. So haben bereits 14 Nationen mindestens einen LogHub eingemeldet, die Gesamtzahl der dabei nutzbaren logistischen Einrichtungen beläuft sich aktuell auf 26. Mit Blick auf die Europakarte kann nach gut drei Jahren seit Aufstellung des Projekts festgestellt werden, dass bereits ein Netzwerk an LogHubs über fast ganz Europa, von West nach Ost bzw. Nord nach Süd, aufgespannt ist – es reicht von Spanien bis Litauen und von den Niederlanden bis Zypern.

Die Bedeutung von PESCO lässt sich auch am DEU Beitrag zum Projekt leicht erkennen. So wurden dem Projekt insgesamt 30 Dienstposten an den Standorten Erfurt, Wilhelmshaven und Pfungstadt zugeteilt, die sich in Vollzeit mit der Projektarbeit, der Nutzung/Koordinierung und Weiterentwicklung des Netzwerks sowie mit Umschlag/Lagerung und Versand in der logistischen Leistungserbringung befassen. Das JCC, als das zentrale Koordinierungselement auf Durchführungsebene, wurde bereits 2019 in Dienst gestellt und konnte bereits ein Jahr später seine volle Einsatzbereitschaft melden. Zukünftig soll das JCC die Funktion des „Trusted Agent“, also die zentrale Instanz bzw. die Koordinierungsstelle für das gesamte Netzwerk mit seinen Fähigkeiten einnehmen.

IOC-Declaration DEU LogHub Pfungstadt im November 2020 © Bundeswehr / LogKdoBw Blauer Bund
IOC-Declaration DEU LogHub Pfungstadt im November 2020 © Bundeswehr / LogKdoBw

Als weiterer DEU Beitrag zum Projekt wurde 2019 in Pfungstadt das Bundeswehrdepot Süd als DEU LogHub eingemeldet; in 2020 erfolgte folgerichtig die Umbenennung zu „Bundeswehrdepot Süd und DEU LogHub“. Der Inspekteur der Streitkräftebasis, Herr Generalleutnant Schelleis und der damalige Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr, Herr Generalmajor Thomas haben im November 2020 die Anfangsbefähigung des DEU LogHub öffentlich erklärt und dabei betont, dass mit der operationellen Erstbefähigung des deutschen Anteils ein weiterer Meilenstein im Projekt erreicht werden konnte, der die europäische Verteidigungsfähigkeit zusätzlich stärkt. Die für den LogHub angestrebten Fähigkeiten werden schrittweise aufgebaut und multinational zur Verfügung gestellt. Dafür wird auch beginnend ab 2024 in die Modernisierung der Infrastruktur des Materiallagers investiert. Es werden größere Lagerkapazitäten mit modernster Lager- und Anlagentechnik in energieeffizienter Bauweise geschaffen – als positiver Nebeneffekt wird der Primärenergiebedarf der Liegenschaft und der Kohlendioxidausstoß signifikant verringert.

DEU nimmt deutlich erkennbar seine Verantwortung im PESCO-Projekt wahr. Es ist mit dem Anzeigen bzw. der Bereitstellung von konkreten Fähigkeiten als verlässlicher Partner bereits in Vorleistung gegangen und liefert so einen überzeugenden Beitrag zum Projekt, der andere Nationen entweder als Nutzer oder als Leistungserbringer für das Netzwerk zur Nachahmung ermutigen sollte.

Multinationale gemeinsame Projektarbeit (MN / DEU Beitrag)

Bildlich gesprochen lässt sich die gemeinsame multinationale Projektarbeit des Projekts am besten mit einem Uhrwerk vergleichen, das von einer Vielzahl an Zahnrädern (hier: unterschiedliche Arbeitsstränge – sog. „Workstrands“) angetrieben wird.

Zu Beginn des Projekts wurde auf Vorschlag der projektkoordinierenden Nationen festgelegt, dass das Gesamtprojekt auf insgesamt sieben Workstrands aufgeteilt wird. Die ursprüngliche Aufteilung umfasste u.a. die Entwicklung einer Führungsorganisation und Projektsteuerung, die Konzeptentwicklung, die Erstellung eines gemeinsamen Fähigkeitskatalogs der unterschiedlichen LogHubs, Untersuchungen im Bereich des strategischen Transports, die Festlegung von Abruf- und Steuerungsmechanismen (Managementfunktionen) sowie die Berücksichtigung finanzieller Aspekte (Funding als auch Reimbursement). Die drei Projektnationen teilten sich die Führung der jeweiligen Workstrands untereinander auf. Frankreich bearbeitet den Anteil Transport, Zypern analysiert die finanziellen Aspekte und Deutschland übernahm die restlichen Workstrands in Federführung. Aufgrund der erzielten Projekt-Fortschritte können sich die Nationen heute auf drei Arbeitsstränge fokussieren; die restlichen Workstrands können bei Bedarf jedoch jederzeit wieder reaktiviert werden.

Multinationale Arbeitspakete © Bundeswehr / LogKdoBw Blauer Bund
Multinationale Arbeitspakete © Bundeswehr / LogKdoBw

Wesentlich für die Projektarbeit sind die regelmäßig stattfindenden Steuergruppensitzungen (Project Management Committee Meetings), bei denen gemeinsam die weitere Ausrichtung des Projekts beschlossen wird. Da an diesen Meetings auch externe Vertreter (z.B. der EDA) teilnehmen, werden Informationen zu anderen PESCO-Projekten wie „Military Mobility“, die einen unmittelbaren Bezug zum Netzwerk haben und auch weitere Initiativen der EU, z.B. Technical Agreement zu Cross Border Movement Permission, regelmäßig ausgetauscht bzw. vorgestellt. Mit Blick auf zukünftige Entwicklungen in den Verteidigungsorganisationen und der Ausrichtung des Netzwerks gilt es, im engen Schulterschluss mit Vertretern aus Brüssel und den Hauptstädten, kontinuierlich am Ball zu bleiben und das Netzwerk zukunftssicher aufzustellen.

Wie bereits angedeutet, liegt die Grundlagenarbeit, die die zentrale Projektsteuerung und die Konzeptentwicklung als auch das Netzwerkmanagement (einschließlich der dafür erforderlichen Führungs- und Informationssysteme) umfasst, in deutscher Verantwortung. Hier konnten mit Inkraftsetzen der beiden Grundlagendokumente (Conceptual Framework Document / Project Management Arrangement) wesentliche Meilensteine Ende 2020 bzw. Anfang 2021 erreicht werden. In der Folge erstellt das JCC aktuell die Standing Operating Procedures (SOPs), also verbindliche und einheitliche Regelungen und Verfahren zur Angleichung der Arbeit in bzw. unter den LogHubs. Mit Blick auf die stärkere Vernetzung der LogHubs und zum Austausch von (sensiblen) Informationen werden derzeit technisch realisierbare Lösungsmöglichkeiten untersucht. Dazu will man sich auf bereits im multinationalen Raum genutzte Führungs- und Informationssysteme (z.B. LOGFAS) abstützen. Hier zeichnen sich vielversprechende Ergebnisse ab.

Der Workstrand in französischer Federführung zielt auf die grundsätzliche Verfügbarkeit multinationaler Transportkapazitäten und die Harmonisierung der zugehörigen Prozesse ab. Aktuell verschaffen sich die am Workstrand beteiligten Nationen einen Überblick über die von den Mitgliedsstaaten genutzten multinationalen Transportlösungen und Kapazitäten. Dieses Ergebnis wird im folgenden Schritt mit dem grundsätzlichen Bedarf des Netzwerks abgeglichen, um etwaige Fähigkeitslücken im Bereich Transport zu identifizieren bzw. zu schließen. Parallel dazu werden die nationalen Regelungen und Besonderheiten im Bereich Transport zusammengetragen, um einen Gesamtüberblick zu erhalten und die jeweiligen Verfahren angleichen zu können. Abstimmungen mit dem PESCO-Projekt „Military Mobility“ stehen daher ebenfalls auf der „To-do-Liste“.

Zypern ist mit den Workstrands „Reimbursement“ und „Funding“ für die Arbeitspakete zuständig, die sich mit finanziellen Aspekten befassen. Auch hier befindet man sich noch in der Analysephase. Mit Blick auf das „Reimbursement“ hat man sich darauf verständigt, dass zunächst die derzeit gültigen HNS-Abrechnungsmodalitäten für die Inanspruchnahme von HNS Leistungen (oder bilaterale TAs) genutzt werden. Insbesondere im Hinblick auf die mögliche Nutzung des Netzwerks durch Drittstaaten, wäre dies ein praktikabler und schneller Lösungsansatz. Im nächsten Schritt soll im Sinne einer Standardisierung eine Preisliste für die entsprechenden Dienstleistungen eines LogHub entwickelt werden. Parallel dazu wird der sog. „Toolbox“-Ansatz weiterverfolgt. Dazu analysieren die Workstrand-Teilnehmer, ob und wenn ja, welche bereits verwendeten internationalen Abrechnungsmodalitäten für das Netzwerk zweckmäßig und anwendbar sind.

 Drittstaatenbeteiligung

Im Oktober des letzten Jahres gelang der Durchbruch bei der Beteiligung von Drittstaaten an PESCO-Projekten; der während der deutschen Ratspräsidentschaft in 2020 entwickelte Kompromissvorschlag wurde angenommen. Somit können sich nun Drittstaaten über PESCO an europäischen Verteidigungsprojekten beteiligen. Bei der Erstellung der Grundlagendokumente für das PESCO-Projekt „Network of LogHubs in EUR and Support to Operations“ wurde bereits Weitblick durch die Mitglieder bewiesen und eine mögliche Beteiligung von Drittstatten bzw. Öffnung des Projekts für Nichtmitglieder am Projekt in Betracht gezogen. Allerdings sind an eine Beteiligung auch bestimmte Konditionen geknüpft. So müssen zunächst alle am Projekt beteiligten Nationen der Beteiligung des Nicht-EU-Mitglieds zustimmen; danach folgt die formale Zustimmung zur Beteiligung am PESCO-Projekt durch die Europäische Kommission, vergleichbar dem Beitritt der USA, Canada und Norwegen zum PESCO-Projekt „Military Mobility“ im Mai 2021. Vertreter Kanadas haben bereits Interesse zur Nutzung des Netzwerks angezeigt. Die entsprechenden Modalitäten, wie Unterstützungsumfänge, Lagerungsmöglichkeiten, etc. sollen in den kommenden Monaten geklärt werden. Mit Blick auf die Beteiligung von Drittstaaten ist anzumerken, dass diese grundsätzlich entgeltlich die Leistungen der LogHubs in Anspruch nehmen und auch an den Steuergruppensitzungen als Beobachter teilnehmen können. Sie haben dort allerdings keine Stimmberechtigung.

schematische Darstellung des Netzwerks © Bundeswehr / LogKdoBw Blauer Bund
schematische Darstellung des Netzwerks © Bundeswehr / LogKdoBw

Weitere Überlegungen zum PESCO-Projekt „Network of LogHubs in EUR and Support to Operations“ gehen in die Richtung, dass man eine Kooperation mit dem in Ulm neu aufgestellten Joint Support and Enabling Command (JSEC) anstrebt. Erste Informationsaustausche auf Arbeitsebene haben diesbezüglich bereits stattgefunden.

Anwendungsfälle / Bewährungsproben für das Netzwerk

Wenn man von den LogHubs spricht, denkt man zumeist an Landoperationen und an Landsysteme. Jedoch ist diese Betrachtungsweise, die nur auf solche Anwendungsfälle abzielt, zu einseitig und nicht umfassend. Die logistischen Einrichtungen des Netzwerks stehen nicht nur Heeresverbänden zur Verfügung. Aufgrund der verkehrstechnisch guten Anbindung, beispielswiese zu Flug- und Seehäfen, können auch Versorgungsartikel von Einheiten der Marine oder auch der Luftwaffe bewirtschaftet bzw. vorausstationiert werden. Auch kann das Netzwerk für die werterhaltende Lagerung (z.B. für den Einsatz mobiler Instandsetzungstrupps) genutzt werden. Kurz gesagt, LogHubs sind mehrdimensional ausgelegt, sie stellen teilstreitkraftübergreifend die logistische Versorgung / Unterstützung in allen Szenaren sicher!

Noch bevor das Projekt seine eigentliche Anfangsbefähigung erreichen konnte, hatte das Netzwerk im November 2019 bereits seine erste Bewährungsprobe – einen sog. Anwendungsfall (engl. „Use-Case“) – zu absolvieren. An diesem Anwendungsfall, über den ein Teil der Folgeversorgung für enhanced Forward Presence in Litauen (eFP LTU) gesteuert wurde, beteiligten sich Belgien, die Niederlande, Deutschland und Litauen. Das zum damaligen Zeitpunkt neu aufgestellte JCC wurde mit der Materialsteuerung beauftragt. Dazu wurde das Material der beteiligten Nationen im deutschen LogHub in Pfungstadt zusammengeführt, dort kommissioniert und im Eisenbahn- und Lufttransport in den litauischen LogHub in Kaunas transportiert. Aus diesem heraus erfolgte dann die Versorgung der jeweiligen eFP-Truppenteile. Die beteiligten Akteure können sich mit Stolz auf die Schultern klopfen; sie haben mit ihrem Einsatz, ihrem Willen und mit Kreativität den Grundstein für dieses multinationale Projekt gelegt.

Für das Jahr 2020 waren ursprünglich zwei Anwendungsfälle geplant, von denen pandemiebedingt allerdings nur einer stattfinden konnte. Der ausgefallene „Use-Case“ zielte auf die Unterstützung des Flugabwehrraketengeschwader 1 bei der Übung „Tobruq Legacy 2020“ ab. Dabei sahen die Planungen vor, dass ca. 50 Fahrzeuge sowie sonstige Ausrüstungsgegenstände im Seetransport über den LTU LogHub nach KAUNAS zur Übungstruppe transportiert werden sollten. Die Unterstützung durch Litauen war bereits zugesagt, das JCC hatte den Anwendungsfall zwischen den Beteiligten bereits koordiniert.

Erfreulicherweise konnte der zweite für 2020 geplante Anwendungsfall „Verfahrungsübung robuste Folgeversorgung“ zur Unterstützung „Verstärktes Air Policing im Baltikum 2020“ (VAPB) erfolgreich durchgeführt werden. Für die Luftwaffe wurde dazu Feldlagermaterial aus dem Materialwirtschaftszentrum in WESTER-OHRSTEDT mit zivilem Spediteur in den polnischen LogHub in KUTNO transportiert und dort für mehrere Wochen bis zur Nutzung in Litauen vorausstationiert bzw. zwischengelagert. Die Einlagerung/Bewirtschaftung des deutschen Materials erfolgte durch die am polnischen LogHub eingesetzten Soldaten bzw. Zivilbeschäftigten; die Kräfte LogBtl 172 – 90 Soldaten mit 35 Fahrzeugen – trafen mit Beginn der Verfahrensübung robuste Folgeversorgung im LogHub ein. Von dort aus wurden dann in zwei Wochen über 100 Container nach Litauen transportiert.

POL LogHub KUTNO – Materiallagerung © Bundeswehr / LogZBw JCC Blauer Bund
POL LogHub KUTNO – Materiallagerung © Bundeswehr / LogZBw JCC

Zur Erhöhung der Transportleistung wurden dabei die Kraftfahrer ausgetauscht – so konnte die Anzahl der Umläufe erhöht werden. Auch diesen Anwendungsfall koordinierte das JCC. Die Zusammenarbeit mit den polnischen Kameraden in KUTNO war aus logistischer Sicht äußerst professionell, die Zusammenarbeit war unkompliziert, zielorientiert und sehr kameradschaftlich. Das Material konnte so zeitgerecht und einsatzbereit für die Durchführung des VAPB in Litauen bereitgestellt werden. Das Netzwerk hat so seine Leistungsfähigkeit erneut bewiesen und einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung VAPB geleistet.

In Anlehnung an die DEU-HUN Übung „Safety Transport“[4], die gemeinsam mit den ungarischen Streitkräften in Ungarn durchgeführt wurde, konnte auch in 2021 – trotz pandemiebedingter Einschränkungen und reduzierter als ursprünglich geplant – ein weiterer Anwendungsfall generiert werden.

Dazu wurden 40 Fahrzeuge einschl. Anhänger und sechs Container des LogBtl 472 aus KÜMMERSBRUCK im Schienentransport in den ungarischen LogHub in TABORFALVA transportiert. Vor Ort in Ungarn erfolgte dann die Eisenbahnentladung durch Kräfte LogBtl 472 (sog. „Reception). Ungarische Kräfte stellten den Containerumschlag sicher. Nach erfolgreicher Durchführung der Übung „Safety Transport“ erfolgte auch der Rücktransport des DEU Materials über das Netzwerk. Zur Verbesserung und Optimierung von Prozessabläufen, insbesondere für die zugewiesene Rolle als Manager des Gesamtnetzwerks, entsandte das JCC ein Evaluierungsteam, das wertvolle Erkenntnisse für die weitere Arbeit und zur Ausgestaltung des Netzwerks in den unterschiedlichen Arbeitssträngen sammeln konnte.

Für die zweite Jahreshälfte ist eine weitere Nutzung des ungarischen LogHubs im Zusammenhang mit der Übung „Break Through“, einer Übung des Artilleriebataillon 131 (ArtBtl) vorgesehen. Dabei soll die für das Schießen benötigte Artilleriemunition zunächst bis zum Beginn der Übung im ungarischen LogHub zwischengelagert bzw. vorausstationiert werden. Darüber hinaus wird derzeit geprüft, ob die Ersatzteilversorgung der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) für das ArtBtl auch (teilweise) über den LogHub gesteuert werden kann.

Das „Network of LogHubs in EUR and Support to Operations“ konnte sein aktuelles Leistungsspektrum bislang Einheiten des Heeres bzw. der Luftwaffe zur Verfügung stellen. Die Planungen zur Unterstützung der Marine sind ebenfalls bereits angelaufen. Ein möglicher Anwendungsfall wurde konzipiert; dabei sollen über den italienischen LogHub in BRINDISI Versorgungsgüter für die EU Operation IRINI eingelagert/vorausstationiert werden, um diese im Bedarfsfall den jeweiligen Marineeinheiten übergeben zu können. Ein Durchführungszeitraum steht u.a. aufgrund der Corona Pandemie noch aus.

Zusammenfassung

Mit der ständigen strukturierten Zusammenarbeit hat die EU einen entscheidenden Schritt hin zu einer Selbstverpflichtung eingeschlagen, bei der es weniger um strategische Autonomie geht, sondern vielmehr um das Ausplanen und Vorhalten gemeinsamer militärischer Fähigkeiten für das Krisenmanagement.

PESCO bietet den Mitgliedern den Rahmen, um gemeinsam Verteidigungsfähigkeiten zu entwickeln, in gemeinsame Projekte zu investieren und dadurch die generelle Einsatzbereitschaft der Streitkräfte zu erhöhen. Das PESCO Projekt „Network of LogHubs in EUR and Support to Operations“ ist hinsichtlich zeitlicher Umsetzung und Realisierung, der aktiven Beteiligung und Mitarbeit aller Projektmitglieder und bisherigen Leistungen eine Erfolgsgeschichte und ein Vorzeigemodell. Das Netzwerk ist von Anfang an konsequent auf den operativen Mehrwert ausgerichtet. Dennoch darf man sich gerade jetzt nicht auf dem Erreichten ausruhen. „Keep the momentum“ ist daher das Motto, mit dem das Projekt derzeit weiter aktiv vorangetrieben wird. Im übertragenen Sinn heißt dies, dass der Druck auf dem Projekt aufrecht erhalten bleibt bzw. sogar Schritt für Schritt bis zur Erreichung der Vollbefähigung in 2024 gesteigert werden muss. Daher sind aktuell alle Projektmitglieder – getreu dem Motto „Use it or loose it“ – angehalten, weitere Anwendungsfälle für alle möglichen Einsatzoptionen bzw. Übungsszenare zu entwickeln und durchzuführen. Von weiteren konkreten Use-Cases in 2021 und den Folgejahren ist auszugehen.

Entwicklungslinie des Projekts © Bundeswehr / LogKdoBw Blauer Bund
Entwicklungslinie des Projekts © Bundeswehr / LogKdoBw

Nur auf diese Weise kann erreicht werden, dass „Operateure“, Übungs- und Einsatzplaner die Leistungsfähigkeit des Netzwerks (er)kennen und dieses zukünftig als „feste Größe“ bei all ihren Planungen mitberücksichtigen.

Soviel sei an dieser Stelle bereits gesagt – „das Netzwerk wird dazu bereit sein“!

 

[1] 1. Training/Facilities; 2. Land/Formations/Systems; 3. Maritime; 4. Air/Systems; 5. Enabling/Joint; 6. Space;
7. Cyber/C4ISR

[2] Malta hat aufgrund verfassungsrechtlicher Bedenken eine Teilnahme abgelehnt; Dänemark nimmt grundsätzlich nicht an der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union teil.

[3] Alle PESCO-Mitgliedsstaaten nehmen an diesem Projekt teil.

[4] Weitere Information zur DEU – HUN Zusammenarbeit sind dem Artikel „DEU/HUN Kooperation Strukturierte Partnerschaft in der Logistik (SPiL)“ im Sonderheft zu entnehmen.

Text: Autorenteam LogKdoBw Abt Planung I (2) MN Logistik

Abbildung 2.1: Unterbrechungsfreie, durchhaltefähige und robuste logistische Versorgung durch das LogSysBw zur Logistische Unterstützung von Streitkräften Blauer Bund

Logistische Unterstützung von Operationen der Streitkräfte

Logistische Unterstützung von Operationen der Streitkräfte in den Phasen Bereitstellung, Aufmarsch, Verlegung, RSOM und logistische Versorgung

Einleitung

Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und der Ausbruch des Krieges in der Ukraine bildeten im 21sten Jahrhundert die bisher fundamentalsten Einschnitte in der internationalen Sicherheitspolitik.

Als Reaktion auf die damit einhergehende veränderte Bedrohungslage hat die NATO seit 2014 ihr Verständnis zur Ausplanung von Streitkräften angepasst. Die seit den 1990er Jahren strukturelle Schwerpunktausrichtung auf Kräfte zur Unterstützung des Internationalen Krisenmanagements (IKM) konnte unter den veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen nicht mehr aufrechterhalten werden. Der Auftrag und die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) wurde planungsleitend und damit auch für die Bundeswehr strukturbestimmend.

Die deutschen Streitkräfte werden seither im Einklang mit dem konzeptionellen Dreiklang aus dem Weißbuch der Bundesregierung, der Konzeption der Bundeswehr und dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr (FPBw) des Bundesministeriums der Verteidigung schrittweise befähigt, schnell und kampfkräftig im gesamten Bündnisgebiet in einem 360° Ansatz zur LV/BV zum Einsatz kommen zu können. Dieser veränderte Ansatz wird beispielsweise durch die Gestellung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) der NATO, für welche Deutschland als bedeutender Truppensteller im Jahr 2023 wiederholt gemeinsam mit Norwegen und den Niederlanden die Führungsverantwortung tragen wird, sichtbar.

Um die eingegangenen Bündnisverpflichtungen erfüllen zu können, bedarf es neben durchsetzungsfähiger Einsatzverbände aller Dimensionen gleichzeitig auch reaktionsschneller, leistungsfähiger, robuster und flexibler logistischer Fähigkeiten, Kräfte und Mittel. Es bedarf einer nachhaltigen logistischen Unterstützung, welche die Durchhaltefähigkeit deutscher Streitkräfte in dimensionsübergreifenden Einsätzen, in Joint & Combined Operationen unter Führung der NATO oder EU, in allen Phasen der Operationsführung sicherstellen kann.

Die mit diesen Fähigkeitsforderungen einhergehende gleichrangige und gleichzeitige Unterstützung von Aufgaben der LV/BV und des IKM stellte für das Logistische System der Bundeswehr (LogSysBw) und insbesondere das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw), als den wesentlichen Verantwortungs- und Leistungsträger der Streitkräfte im LogSysBw, eine grundlegende Lageänderung dar und implizierte einen erheblichen Anpassungsbedarf.

Hintergrund

Das LogSysBw wurde nach der deutschen Wiedervereinigung auf die Unterstützung planbarer, kleinerer bis mittlerer Einsätze im Rahmen des IKM mit einer eher statischen, lokal begrenzten Operationsführung und im Umfang deutlich geringeren Verbräuchen konsequent ausgerichtet. Die organischen logistischen Kräfte und Mittel der Streitkräfte und insbesondere der Basislogistik wurden mit der Bundeswehrreform im Jahr 2011 erneut um mehr als 40% reduziert. Grundbetrieb, Übungen und IKM Einsätze wurden auf Basis einer auf Effizienz getrimmten Bereitstellungslogistik mit einer deutlich verschlankten Depotorganisation sowie mit auf Stabilisierungsoperationen optimierten mobilen Logistiktruppen der Basislogistik (mobLogTr BasLog) unterstützt.

Szenare innerhalb der LV/BV unterscheiden sich jedoch von Einsätzen des IKM grundlegend. Beispielhaft seien an dieser Stelle auszugsweise nur viel kürzere Reaktionszeiten, dynamischere und hochintensive Gefechtsphasen – inkl. hoher Verbräuche (z.B. Verbräuche von Munition, Betriebsstoff, Ersatz-/Austauschteile), der damit einhergehende Bedarf an stationärer und mobiler Lagerkapazität, sowie die Notwendigkeit hoher Mobilität und Verlegefähigkeit von Kräften an die Peripherie des Bündnisgebietes im 360° Ansatz genannt.

Projekt „WE LogSysBw“, FPBw u. Eckpunkte für die Bw der Zukunft

Das LogSysBw besteht aus einem mehrstufigen System in welchem die Basislogistik mit den Einsatzlogistiken der militärischen Organisationsbereiche synergetisch zusammenwirkt. Diese grundlegende Ausrichtung des LogSysBw stellt auch für Einsätze im Rahmen LV/BV die effektivste Option logistischer Unterstützung dar. Es ist überall dort dezentral ausgerichtet, wo dies möglich ist und eine unmittelbare Unterstützung der operierenden Truppe erfolgt, aber zentral dort, wo ein Funktionieren des Gesamtsystems gewährleistet werden und verfügbare Ressourcen effektiv, effizient und flexibel eingesetzt werden müssen.

Die Grundlagen für die seither eingeleitete Weiterentwicklung des LogSysBw und insbesondere der Basislogistik – als die tragende militärische Säule im LogSysBw – stellen die Ergebnisse des Projekts „Weiterentwicklung LogSysBw“ des Generals Bundeswehrlogistik sowie das FPBw dar. Das FPBw definiert dabei über Systemverbünde die Fähigkeiten und Kapazitäten der Streitkräfte, die im Rahmen der LV/BV logistisch unterstützt werden müssen.

Darüber hinaus werden die durch die „Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft“ gesetzten Rahmenbedingungen und Vorgaben planungsleitend berücksichtigt.

Im Hinblick auf die erforderlichen Anpassungen – vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Anforderungen und Bandbreite sowie aufgrund begrenzter Ressourcen – hat sich sehr frühzeitig herauskristallisiert, dass die für die logistische Unterstützung notwendigen Kapazitäten und Fähigkeiten nicht nur durch organische (militärische als auch zivile) Kräfte und Mittel der Bundeswehr bereitgestellt werden können.

Vielmehr ist es notwendig, das LogSysBw und insbesondere die Basislogistik in ausgewählten Bereichen durch Leistungen Dritter – multinationaler Partner, Kooperationen mit der Wirtschaft sowie sonstiger gewerblicher Leistungen – integrativ zu ergänzen.

Das häufig verwendete Bild eines „Haus der Logistik“ in Abbildung 1 verdeutlicht diesen integrativen Ansatz.

Abbildung 1: Der integrativen Ansatz im LogSysBw dargestellt im „Haus der Logistik“ Blauer Bund
Abbildung 1: Der integrativen Ansatz im LogSysBw dargestellt im „Haus der Logistik“

Quelle: Eigene Darstellung

Zur gleichrangigen und gleichzeitigen Erfüllung der logistischen Anforderungen der LV/BV und des IKM in Deutschland, aus Deutschland heraus zur Stärkung der Drehscheibe Deutschland, ins Einsatzgebiet und im Einsatzgebiet und damit in allen Phasen der Operationsführung („Bereitstellung“, „Aufmarsch“, „Verlegung“, „RSOM“ und „Versorgung“) wurde und wird das LogSysBw und insbesondere das LogKdoBw mit seinen Kräften und Mitteln schrittweise weiterentwickelt. Zielsetzung ist dabei eine unterbrechungsfreie, durchhaltefähige und robuste logistische Versorgung durch das LogSysBw, wie in Abbildung 2.1 schematisch dargestellt.

 

Abbildung 2.1: Unterbrechungsfreie, durchhaltefähige und robuste logistische Versorgung durch das LogSysBw zur Logistische Unterstützung von Streitkräften Blauer Bund
Abbildung 2.1: Unterbrechungsfreie, durchhaltefähige und robuste logistische Versorgung durch das LogSysBw zur Logistische Unterstützung von Streitkräften

Quelle: Eigene Darstellung

Bereitstellung

In der Phase Bereitstellung ist es entscheidend, einsatzbereite Kräfte und damit auch voll ausgebildete Kräfte bereitzustellen. Dazu tragen die Logistikschule der Bundeswehr, unter anderem mit dem Logistischen Übungszentrum, dem JLSG Coordination and Training Center sowie dem Spezialpionierausbildungs- und übungszentrum als auch das Zentrum für Kraftfahrwesen der Bundeswehr mit der Kraftfahrgrundausbildung wesentlich bei. Entscheidend ist in dieser Phase aber auch, dass die Leistungen in der logistischen Basis Inland aus dem „Netzwerk ortsfeste logistische Einrichtungen der Basislogistik“ unter Einbindung zivil-gewerblicher und multinationaler Partner sowie der Ressourcenämter zeitgerecht, in den erforderlichen Mengen (aufgefüllte Bestände vorausgesetzt) und Qualität zur Verfügung gestellt werden. Nur so können die gegenüber der NATO und unseren Bündnispartnern eingegangenen Verpflichtungen verlässlich erfüllt werden. Anhand der definierten Reaktionszeiten (Notice To Move (NTM)) der ersten Kräfte der VJTF von 2 bis 7 Tagen sowie einer Durchhaltefähigkeit von bis zu 30 Tagen (30-Tage-Vorrat) werden die veränderten Anforderungen an das LogSysBw und insbesondere an das LogKdoBw und die Basislogistik besonders deutlich.

Abbildung 2.2 – Der Logistische Wirkverbund der Basislogistik im Inland Blauer Bund
Abbildung 2.2 – Der Logistische Wirkverbund der Basislogistik im Inland

Quelle: Eigene Darstellung

Die Abkehr einer rein auf Effizienz ausgerichteten Gestaltung des Gesamtsystems wurde erfolgreich eingeleitet und in ersten Schritten umgesetzt. Primäres Ziel ist wieder die Gewährleistung einer effektiven logistischen Leistungserbringung durch eine Steigerung der Robustheit. Steigerung der Robustheit mittels des Aufbaus von organischen Kapazitäten, der Erhöhung der Flexibilität, der Reaktionsfähigkeit, des Schutzes und der Durchhaltefähigkeit des Netzwerks ortsfeste Logistische Einrichtungen der Basislogistik. Die bereits vollzogene Umgliederung des Stabs des Logistikzentrums der Bundeswehr (LogZBw) sowie die stufenweise Wiederinbetriebnahme von Material- und Munitionslagern als auch die bedarfsgerechte Integration zivil-gewerblicher Leistungen sowie die eingeleitete Aufstellung eines aufbauorganisatorischen Kerns eines National Movement Coordination Centre (NMCC) im Stab LogZBw sind sichtbare Zeichen und erste wesentliche Erfolge.

Aber auch ablauforganisatorische Maßnahmen wie die Einrichtung von 24/7 Rufbereitschaften und Ausgabebereitschaften für den Alarmierungsfall als auch die Bereitstellung vorkommissionierter Vorräte zur unverzüglichen Bereitstellung der Erst- und Folgeversorgung können entscheidend dazu beitragen.

Neben den ortsfesten logistischen Einrichtungen bedarf es zur Gewährleistung einer durchhaltefähigen und robusten logistischen Unterstützung aber auch reaktionsschneller mobLogTr der Basislogistik (BasisLog) in der Verantwortung des LogKdoBw. MobLogTr BasisLog können in der Phase Bereitstellung zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft und zur Gewährleistung der „schnellstmöglich Einsatzfähigkeit“ von Kräftedispositiven beitragen. Der Schwerpunkt ihres Auftrags ist und bleibt, frühestmöglich in ein Einsatzgebiet zu verlegen, um dort eine Aufnahme der Masse der nachfolgenden Streitkräfte zu gewährleisten sowie die Erst- und Folgeversorgung und damit die „Coupling Bridge“ zur Basis Inland sicherzustellen.

Die organischen Kapazitäten der Bundeswehr werden trotz der exemplarisch angesprochenen Maßnahmen nicht ausreichen, um den Anforderungen der LV/BV und des IKM im vollen Umfang gerecht werden zu können.

Daher wurden mögliche Kooperationen mit der Wirtschaft durch das LogKdoBw im Rahmen des Projekts „Zukunftsorientierung Kooperationen in der Logistik“ in verschiedenen Fachpanels in enger Zusammenarbeit mit Vertretern aus der Wirtschaft erörtert. Vor allem im Fachpanel 2 „Materialbewirtschaftung und Lagerung“ und im Panel 3 „Logistische Unterstützung bei der Verlegung von Kräften“ sind die Arbeiten sehr weit fortgeschritten und die grundsätzlichen Voraussetzungen für eine Umsetzung geschaffen.

Abbildung 3: – Einblick in das Materiallager Zeithain Blauer Bund
Abbildung 3: – Einblick in das Materiallager Zeithain

Quelle: PIZ SKB

Die sehr positiven Erfahrungen aus dem Gesamtprojekt haben den Kommandeur LogKdoBw und General Bundeswehrlogistik darin bestärkt, diesen Weg konsequent und zielgerichtet gemeinsam mit der Wirtschaft weiter zu beschreiten. Ziel ist es, weitere tragfähige und zielorientierte Kooperationen gemeinsam mit der Wirtschaft zu entwickeln, um die erhöhten Bedarfe in den Bereichen Lagerhaltung, Instandhaltung, bei der Verlegung von Kräften aber auch Ausbildung gesichert decken zu können.

Im Bereich der multinationalen (MN) Logistik ist die Fortsetzung der begonnenen Arbeiten mit der Herausgabe der Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft explizit angewiesen. Als eins der erfolgreichsten jüngeren Beispiele für die MN Zusammenarbeit in der Logistik ist das Projekt „Network of Logistic Hubs in Europe and Support to Operations (NW of LogHubs in EUR)“ als Teil der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit (Permanent Structured Cooperation; PESCO) der Europäischen Union zu nennen. Das Projekt NW of LogHubs ist das zweitgrößte PESCO-Projekt der EU und hat das Ziel, in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl europäischer Staaten ein europaweites Netzwerk an logistischen Knoten – sogenannter logistischer Hubs (LogHubs) – zu etablieren. Mit Hilfe des Netzwerks soll die Sicherstellung von zugewiesenen logistischen Leistungen, wie die Unterstützung der Verlegung militärischer Güter und Fahrzeuge, die temporäre Lagerung von Versorgungsgütern von Partnernationen sowie die Erst- und Folgeversorgung von Einsatzkontingenten (EinsKtgt) gewährleistet werden. Deutschland beteiligt sich mit dem Ende 2020 etablierten LogHub in Pfungstadt und stellt Leistungen für das Netzwerk zur Verfügung.

Verlegung (Aufmarsch, Strateg. Verlegung u. RSOM)

An die Phase der Bereitstellung schließt sich die Phase Verlegung an (Aufmarsch, Strategische Verlegung u. Reception, Staging and Onward Movement (RSOM)).

Die Verlegung von Streitkräften verfolgen das übergeordnete Ziel, Personal, Material/Ausrüstung und Versorgungsgüter zeitgerecht, in der richtigen Reihenfolge und in der geforderten Einsatzbereitschaft gemäß operativer Erfordernisse von ihrem Aufkommens-/Stationierungsort an definierte Einsatzorte zu verbringen. Verlegung lässt sich in drei Abschnitte unterteilen.

Der erste Abschnitt (Aufmarsch) bildet die Wegstrecke vom Aufkommens-/Stationierungsort der Truppenteile bis zum jeweiligen Verladeort (Port of Embarkation (POE); zum Beispiel einem Hafen, Bahnhof, etc.) ab. Im zweiten Abschnitt (Strategische Verlegung) folgt der strategische Transport vom Verladeort bis zum Entladepunkt in einem Einsatzgebiet (Port of Debarkation (POD)) wo die „Reception“ (Entladung, Sortierung und Vorbereitung des Weitertransportes) erfolgt. Verladeort und Entladepunkt können dabei für Personal, material/Ausrüstung und Versorgungsgüter voneinander abweichen. Im dritten Abschnitt erfolgt dann beim „Staging“ die Zusammenführung von Truppe mit ihrem Material, das Herstellen der Einsatzbereitschaft und anschließend die Verlegung („Onward Movement“) von einsatzbereiten Kräfte an den jeweiligen Zielort im Einsatzgebiet.

In diesen Teilphasen sind sowohl für den ersten als auch für den dritten Abschnitt mil. Kräfte oder zivil-gewerbliche Partner zur Unterstützung der Einsatzverbände zwingend notwendig. Kräfte, die den Transport von Personal, Material/Ausrüstung und Versorgungsgütern zu definierten POEs und von PODs in die Sammelräume gewährleisten sowie bei Eigenmärschen über große Entfernungen die Unterstützung von technischen Halten und Rasten sicherstellen.

In Deutschland, besonders für die Ertüchtigung der „Drehscheibe Deutschland“ schafft das LogKdoBw dazu beispielsweise mit der Aufstellung eines NMCC im LogZBw sowie mittels des Abrufs von Leistungen aus Rahmenverträgen für Transport und Umschlag sowie mit der Vorbereitung eines neuen Rahmenvertrags für Rast- und Sammelräume wesentliche Voraussetzungen.

In Ergänzung dazu zählen die mobLogTr BasisLog im Falle eines Einsatzes im Rahmen der LV/BV immer zu den Kräften der „ersten Stunde“. MobLogTr BasisLog sind grundsätzlich für die Unterstützung im Einsatzgebiet konzipiert und im Umfang für diese Aufgabe bemessen. Sie unterstützen vor der Erfüllung ihres eigentlichen Kernauftrags in einem Einsatzgebiet aber auch im Rahmen freier Kapazitäten und in Abhängigkeit der Operationsplanung in den Phasen Aufmarsch, Verlegung und RSOM. Mit der Aufstellung des Logistikbataillons 163 werden die mobLogTr BasisLog insbesondere für die Unterstützung von RSOM Operationen einen signifikanten Fähigkeitsaufwuchs erfahren.

Abbildung 4: Entladung eines RoRo-Schiffes im Rahmen einer Übung Blauer Bund
Abbildung 4: Entladung eines RoRo-Schiffes im Rahmen einer Übung

Quelle: PIZ SKB

Deutschland wird mit diesem RSOM-Bataillon über einen derzeit im Rahmen der NATO einzigartigen Verband verfügen und der NATO für die Stand-by Phase der VJTF 2023 bereits diese Kräfte verbindlich zur Verfügung stellen. Dieser neue Verband ist dann befähigt – unter MN Beteiligung – die Aufnahme von Kräften, eine logistische Erstversorgung sowie die Zusammenführung von Personal und Material unter Führung eines JLSG – Joint Logistic Support Group – Kommandeurs im Einsatzgebiet als logistische Leistung bereitzustellen.

Entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Verlegung im Rahmen von Operationen zur Bündnisverteidigung ist eine auf der Ebene der NATO abgestimmte und harmonisierte multinationale Verlegeplanung. Hierzu tragen die Nationen durch Vorlage ihrer nationalen Verlegeplanung (National Detailed Deployment Plan (NDDP)) entscheidend bei. Auf Basis nationaler operativer Vorgaben (Nationale Aufmarschplanung) des Aufmarschführenden Kommandos (bisher KdoSKB, künftig Territoriales Führungskommando der Bundeswehr) leistet der Stab LogKdoBw für den Aufmarsch deutscher Truppenteile mit der Erstellung des NDDP einen wesentlichen Beitrag für diesen Anteil des Planungsprozesses. Im deutschen NDDP wird letztendlich für die eigenen Kräfte festgelegt, welches Personal, Material und welche Vorräte (wer/was), von wo, wann, wohin und womit bewegt werden sollen, um in ein designiertes Einsatzgebiet verlegt werden zu können. Dieses die nationale Aufmarschplanung koordinierende Dokument wird in die multinationale Gesamtplanung auf Ebene der NATO eingebracht und durch das Allied Movement and Coordination Centre (AMCC) im Rahmen der Zusammenfassung aller nationalen Pläne in den Multinational Detailed Deployment Plan (MNDDP) umgesetzt. Dieser harmonisierte MNDDP bildet dann den „Abholpunkt“ für das LogZBw, um eine mit allen Beteiligten (Nationen, Truppensteller, Behörden, etc.) abgestimmte, nationale Transport- und Marschplanung zu erstellen. Darüber hinaus ist er Grundlage für das entsprechende Joint Force Command (JFC) im Rahmen der Erstellung eines multinationalen RSOM-Planes.

Der zweite, mittlere Abschnitt der Phase Verlegung (aus nationaler Perspektive die sogenannte strategische Verlegung) umfasst den „Weg“ zwischen den jeweiligen POEs in Deutschland und PODs im Einsatzgebiet. Das Aufmarschführende Kommando trägt – eingebettet in die Verlegeoperation der NATO – die nationale Gesamtverantwortung. Für diesen Abschnitt sind grundsätzlich alle Verkehrsarten (Land, Luft, See) zu betrachten. Dabei ist zu beachten, dass nicht sämtliche Verkehrsträger für die strategische Verlegung von Personal, Material/Ausrüstung und Versorgungsgütern für jedes Einsatzgebiet gleichermaßen geeignet sind bzw. im Extremfall überhaupt nicht geeignet sein oder auch unterbrochen bzw. signifikant gestört werden können. Daher steht im Rahmen der Planung dieses Abschnitts grundsätzlich und in Abhängigkeit der operativen Vorgaben die Bereitstellung eines maßgeschneiderten und resilienten Mixes bestehend aus allen Verkehrsträgern im Fokus. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass für die strategische Verlegung von Personal, Material/Ausrüstung und Versorgungsgütern in der Regel unterschiedliche Verkehrsträger und Routen genutzt werden. Einheiten und Verbände werden grundsätzlich nicht als ein „geschlossenes Paket“ in ein Einsatzgebiet verlegt. Auf Grund der begrenzten eigenen militärischen Kapazitäten wird zudem für die strategische Verlegung auf Rahmenverträge mit Dienstleistern wie beispielsweise SALIS1, ARK2, etc. zurückgegriffen. Dazu ruft das Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw) auf Basis des abgestimmten Verlegeplans (NDDP) die Leistungen aus den jeweiligen Rahmenverträgen ab, überwacht die Durchführung und trifft bei Bedarf Abstimmungen mit Nachbarländern. Es ist damit mit dem NMCC „Dreh- und Angelpunkt“ zur Sicherstellung strategischer Verlegung deutscher Streitkräfte.

Der RSOM Prozess zum Abschluss der Verlegung ist dadurch gekennzeichnet, dass er durch die NATO geführt und koordiniert wird. Nach Erreichen der PODs sind die nationalen Kräfte auf Unterstützung für die Zusammenführung von Personal, Material und Vorräten angewiesen. Diese wird durch den durch die NATO festgelegten RSOM-Commander und seinen Stab geführt und koordiniert sowie durch auf Zusammenarbeit angewiesene und/oder unterstellte Kräfte unterstützt. In einer frühen Phase des Aufmarsches geschieht dies durch die Host Nation in enger Abstimmung mit der Standing Joint Logistic Support Group (SJLSG). Mit Erreichen der vollen Einsatzbereitschaft der Joint Logistic Support Group (JLSG) des zuständigen Joint Force Commands im Einsatzgebiet wird diese die Führung des RSOM Prozesses übernehmen und mit den beteiligten Nationen koordinieren. Zur Alimentierung einer JLSG, das heißt der Unterstellung von Truppenteilen unter ein JLSG HQ, leistet Deutschland, wie oben bereits ausgeführt, mit der Aufstellung der LogBtl 163 als RSOM-Btl einen wesentlichen Beitrag. In diesem Zusammenhang ist das bereits erwähnte, aus dem Framework Nations Concept Cluster Logistics (FNC CL) hervorgegangene JLSG Coordination and Training Centre (JCTC) an der Logistikschule der Bundeswehr besonders hervorzuheben. Mit der Schaffung des JCTC wurde eine in der NATO einmalige Ausbildungs- und Übungsmöglichkeit für Experten eines JLSG HQ geschaffen, dort ein mn besetzter Expertenpool aufgebaut/ausgebildet und eine bis dahin bestehende Fähigkeitslücke geschlossen.

Für Deutschland gibt es neben der Verlegung von Verbänden in ein Einsatzgebiet jedoch noch einen weiteren Aspekt, der bei der Verlegung von NATO-Streitkräften zu betrachten. Auf Grund der zentralen geographischen Lage in Europa ist Deutschland neben seiner Rolle als Truppensteller auch Transitland für andere NATO-Partner. Als „Drehscheibe“ für den Aufmarsch verbündeter Streitkräfte ist Deutschland im Rahmen von Military Enablement/ Host Nation Support (HNS) für die Bündnispartner auch Bedarfsdecker und stellt unter anderem logistische Leistungen bereit. Dabei gilt es zu beachten, dass HNS nicht ausschließlich Leistungen seitens der Streitkräfte beinhaltet, sondern vielmehr immer als eine gesamtstaatliche Aufgabe verstanden werden muss.

Die Koordinierung aller Unterstützungsleistungen im Rahmen des HNS einschließlich der Verlegung durch Deutschland liegt in der Gesamtverantwortung des nationalen Territorialen Befehlshabers (NatTerrBefh), welcher zukünftig im neu geschaffenen Territorialen Führungskommando verortet sein wird. Die Ausplanung der Marsch- und Transportrouten auf der Basis des MNDDP, der entsprechenden Marschanträge und logistische Anteile des HNS erfolgen durch das NMCC im LogZBw. Die klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten ist wesentlicher Erfolgsfaktor, da die im Rahmen „Drehscheibe Deutschland“ wahrgenommenen Aufgaben eine Vielzahl von Unterstützungsleistungen beinhalten, welche unter Federführung des TerrFüKdoBw zu koordinieren sind.

Entlang von Marschstraßen müssen beispielsweise Convoy Support Center (CSC) oder Technische Halte (Parkplätze) eingerichtet und betrieben werden, um die Kampfkraft marschierender Truppenteile während eines Landmarsches aufrechterhalten zu können. In diesen CSC werden beispielsweise Schlafmöglichkeiten, Sanitäreinrichtungen und Betreuungsmöglichkeiten bereitgestellt sowie die Versorgung der Soldaten/Soldatinnen mit Verpflegung und Marketenderwaren sichergestellt. Darüber hinaus werden in diesen Rasträumen grundsätzlich Fähigkeiten zur Bergung und zum Abschub von Großgerät, zur Unterstützung kleinerer Reparaturmaßnahmen, zum Umschlag, zur Betankung und zur sanitätsdienstlichen Unterstützung vorgehalten.

Ein weiterer Beitrag innerhalb der logistischen Leistungen ist die Unterstützung beim Transport mittels unterschiedlicher Verkehrsträger. Bei den hierbei zu erbringenden Leistungen handelt es sich um die Vorbereitung, Koordination und Durchführung von Straßen-/Schienen-/Lufttransporten, Binnenschifffahrt und Seetransport sowie von Spezialtransporten (Groß- und Schwerlasttransporten) und den damit im Zusammenhang stehenden typischen Nebenleistungen bei der Transportdurchführung wie zum Beispiel Transportberatung, Fahrplanwesen, Trassenbestellungen, Bereitstellung von Bedien- und Fachpersonal sowie sicherheitstechnische Abnahmen und die Erteilung von Marschkrediten. Auch Aufgaben im Rahmen des Betriebs von Häfen, Flughäfen und/oder Bahnhöfen an POD/ POE sind Teil logistischer Unterstützungspakete. Hierbei werden beispielsweise Kapazitäten und/ oder Fähigkeiten zur Sicherstellung des Umschlags, zur Abfertigung von Personal und Material in Deutschland zur Verfügung gestellt. Auch dazugehörige Peripherieleistungen und notwendige administrative Arbeiten sind grundsätzlich mit inbegriffen. Dazu zählen unter anderem das Erstellen notwendiger Ladepapiere und Dokumente, das Abwickeln von Zollformalitäten oder das Erwirken von Genehmigungen und Überprüfungen. Absicht LogKdoBw ist es, unter Nutzung bereits bestehender Rahmenverträge und durch den Abschluss von weiteren Verträgen, möglichst viele, wenn nicht sämtliche Leistungen zivil-gewerblich zu vergeben, um die eigenen organischen Kapazitäten für die Logistische Versorgung in den Einsatzgebieten zur Wirkung bringen zu können.

Logistische Versorgung im Einsatzgebiet

Mit Abschluss der (strategischen) Verlegung und nach einer erfolgreichen RSOM-Operation stehen die Kräfte dem designierten NATO-Kommandeur zur Verfügung und spätestens mit Erreichen der Zielorte (final destination) erfolgt der Unterstellungswechsel (Transfer of Authority (TOA)). Damit können die Kräfte eingesetzt werden und müssen fortan für die Erhaltung der Durchhaltefähigkeit logistisch versorgt werden. Auch wenn immer multinationale Lösungen angestrebt werden, ist und bleibt Logistik in der NATO unverändert eine nationale Aufgabe und in nationaler Verantwortung.

Die Folgeversorgung für Einsätze der Bundeswehr wird im Schwerpunkt aus dem LogSysBw heraus und durch dieses sichergestellt. Dabei bedarf es eines leistungsorientierten, bundeswehrgemeinsamen Wirkverbundes. Das Zusammenwirken im logistischen Wirkverbund wird durch das LogKdoBw grundsätzlich dimensionsübergreifend koordiniert und einsatzbezogen im Zusammenwirken mit allen Beteiligten unter Integration multinationaler Lösungen geplant. Entscheidend ist dabei der Aufbau und die Aufrechterhaltung einer kontinuierlichen Folgeversorgung aus der Basisinland. Die Versorgungs- und Leistungswege im Inland und im Einsatzgebiet werden dabei nach dem Prinzip einer belastbaren und durchgängigen Kette verknüpft, die unter Einbeziehung militärischer und ziviler Einrichtungen sowie Leistungserbringern und durch Nutzung verfügbarer, zweckmäßiger Verkehrsinfrastruktur die logistische Basis Inland und das logistische Netzwerk im Einsatzgebiet (LogNw i.E.) funktional verbinden.

Die mobLogTr BasisLog betreiben dabei das LogNw i.E. und stellen den Anschluss an die Einsatzlogistik mit einem Verbund aus verlegefähigen, redundanten, modularen und adaptiven logistischen Knoten im Sinne von Übergabepunkten logistischer Leistungen sicher.

Abbildung 5 – Logistische Netzwerk mobLogTr BasisLog im Einsatzgebiet Blauer Bund
Abbildung 5 – Logistische Netzwerk mobLogTr BasisLog im Einsatzgebiet

Quelle: Eigene Darstellung

Entlang der verteidigungspolitischen Grundlagen und den begrenzten Umfängen von Streitkräften erhält die multinationale Einbindung auch in der Logistik eine stetig wachsende Bedeutung. Die MN Abstimmung der logistischen Leistungen ist unabdingbar, um Synergien zu erschließen und die Nutzung bzw. Auslastung der Versorgungswege zu koordinieren.

Ein greifbares und bereits in naher Zukunft wirksam werdendes Beispiel stellt diesbezüglich die VJTF (L) 2023 dar. Mit den truppenstellenden Rahmennationen Deutschland, Niederlande und Norwegen sowie weiteren Nationen ergibt sich auch für die VJTF (L) 2023 eine starke multinationale Durchmischung. Dies hat eine Multinationalisierung bis auf Einheitsebene zur Folge. Bereits die Ausplanung der logistischen Versorgung der Heeresbrigade VJTF (L) 2019 hat gezeigt, dass eine umfassende Multinationalisierung einerseits viele Chancen eröffnet, andererseits zu einem deutlichen Anstieg an Koordinierungsaufwand und Komplexität führt. Diese Komplexität kommt besonders durch die multiple nationale logistische Befehlsgebung zur Unterstützung der MN Einheiten der Heeresbrigade im Rahmen der Folgeversorgung zum Ausdruck. Die Auswirkungen und Anforderungen an den Leiter der Generalstabsabteilung Logistik (G4) der Heeresbrigade zur Erstellung eines transparenten logistischen Lagebilds für den Brigadekommandeur in Abstimmung mit einer Vielzahl von nationalen Unterstützungselementen (National Support Elements (NSE)) sind enorm und mit rein nationalen Mitteln nicht zu gewährleisten. Zur Realisierung eines gesamtheitlichen Lagebilds in der Einsatzlogistik der Heeresbrigade mit dem Ziel, die logistischen Bedarfe der multinationalen Einsatzkräfte unter den bestehenden, gegebenenfalls auch wechselnden operativen und taktischen Rahmenbedingungen wirksam zu decken, wurde für 2019 auf Ebene der Heeresbrigade VJTF durch das Heer ein multinationales logistisches Steuerungselement in Form des multinationalen Logistic Operations Centre (MN LogOC) etabliert. Dieses Element untersteht der fachlichen Führung des deutschen G4 der Brigade. Die Versorgung der zu unterstützenden MN Verbände und Einheiten der VJTF(L) Brig soll durch das MN LogOC unter Berücksichtigung der Vorgaben des G4 der Brigade und aller an der VJTF(L) beteiligten Nationen koordiniert werden. Somit stellt sie das Bindeglied zwischen MN Truppenteilen, der Einsatzlogistik sowie den jeweiligen NSE dar, ohne die jeweiligen nationalen logistischen Verfahren zu ersetzen.

In Vorbereitung auf den NRF Zyklus 2022-2024 wurde der Bedarf für ein weiteres multinationales logistisches Steuerungselement oberhalb der Ebene Einsatzlogistik erkannt, um die Versorgungs- und Leistungswege sowie Informations- und Kommunikationsbeziehungen multinational so frühzeitig wie möglich, d.h. bereits auf der Ebene der NSE, zu harmonisieren und Ressourcen zu bündeln und wo immer möglich effektiver einzusetzen. Im Verständnis der Funktion Deutschlands als Rahmennation (Framework Nation(FN)) hat das LogKdoBw die Idee einer multinationalen Logistic Fusion Cell (MN LogFusionCell) entwickelt. Dieses Element dient der Harmonisierung der einzelnen, in jeweiliger nationaler Verantwortung liegenden, Versorgungs- und Leistungswege, der Folgeversorgung sowie der Informations- und Kommunikationsbeziehungen, um deren Visibilität zwischen den NSE und der Heeresbrigaden zu erhöhen.

In der Verantwortung als Rahmennation ist die MN LogFusionCell unter deutscher Führung ein logistisches Koordinierungselement, um ausgewählte logistische Fähigkeiten der multiplen NSE in die logistische Leistungserbringung im Rahmen der Folgeversorgung schnell, transparent und zielgerichtet zu koordinieren und zu harmonisieren.

Die Gesamtverantwortung, mit der multinationalen operativen Führungsebene im Einsatzgebiet Verbindung zu halten, verbleibt davon unberührt bei der jeweiligen nationalen logistischen Führung. Für Deutschland trägt diese Rolle der J4 des DEU EinsKtgt. In dessen Verantwortung bleibt die Berücksichtigung nationaler logistischer Belange im multinationalen Führungs- und Entscheidungsprozess im Einsatz. Damit übernimmt die MN LogFusionCell Koordinierungsaufgaben und kann nach Erreichen der vollen Einsatzbereitschaft des JLSG HQ in diesem Bereich unterstützen. Im weiteren Planungsverlauf zur Etablierung der MN LogFusionCell ist diese mit der NATO, insbesondere mit dem zuständigen JLSG Hauptquartier (HQ) eng abzustimmen, um Redundanzen in den Aufgabenbereichen und den Personalbedarfen zu vermeiden.

Das Beispiel „Etablierung einer MN LogFusionCell“ zeigt jedoch nur einen kleinen Ausschnitt der Arbeiten des LogKdoBw zur Intensivierung der Einbindung MN Kapazitäten und Fähigkeiten. Einen weiterführenden Einblick in die Aktivitäten LogKdoBw zur Weiterentwicklung der MN Zusammenarbeit in der Logistik können Sie an anderer Stelle dieses Sonderheftes erhalten.

Fazit und Ausblick

Mit der konsequenten Ausrichtung der deutschen Streitkräfte am Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und entlang der vorgegebenen Rahmenbedingungen der „Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft“ begegnet das LogKdoBw den aufgezeigten Herausforderungen in allen Phasen von dimensionsübergreifenden Operationen der Streitkräfte der Bundeswehr.

Im Verantwortungsbereich LogKdoBw, einschließlich des LogZBw, der Logistikschule der Bundeswehr, des Zentrums für Kraftfahrwesen der Bundeswehr und den mobLogTr BasisLog arbeiten wir gemeinsam mit unseren multinationalen Partnern mit Nachdruck daran, das Logistische System der Bundeswehr robust, agil, flexibel, multinational und zukunftsorientiert auszugestalten, um jederzeit einen wesentlichen Beitrag für eine hohe Einsatzbereitschaft der Bundeswehr im gesamten Aufgabenspektrum leisten zu können.

Das LogKdoBw ist als das Fähigkeitskommando oder im Verständnis der NATO als Functional Command der Bundeswehr für Logistik in seiner jetzigen Form und Zusammensetzung

  • das Ergebnis einer nachvollziehbaren Leistungsanalyse bei gemeinsam definierten und akzeptierten Schnittstellen;
  • garantiert Synergieeffekte für alle Dimensionen;
  • hält den Erbringungsdimensionen „den Rücken frei“ für ihren Kernauftrag;
  • erlaubt das Ausschöpfen von Synergien in der Versorgungskette im Inland, aus dem Inland heraus, ins Einsatzgebiet und im Einsatzgebiet;
  • erlaubt eine kurzfristige Reaktionsfähigkeit und lageangepasste Schwerpunktsetzung bzgl. LV/BV, IKM, Unterstützung Alliierter beim Transfer aber auch subsidiärer Unterstützung;
  • ermöglicht mit einer mehrstufig ausgebrachten Logistik eine dezentrale Leistungserbringung, wo immer möglich und zentral nur wo notwendig;
  • gewährleistet ein durchgängiges logistisches System mit einer durchgängigen Versorgungskette;
  • bündelt Aufgaben – Kompetenz – Verantwortung mit Kräften und Mitteln, hat klare Zuständigkeiten;
  • verhindert so Dysfunktionalitäten und Verantwortungsdiffusion
  • und ist aufgrund der Begrenztheit der Ressourcen ein strategisches Asset und ein strategischer Enabler der Bundeswehr.

Autor: Autorenteam LogKdoBw Abt Eins/ Abt Plg

Rheinmetall unterstützt die Luftwaffe bei der Betreuung und Wartung des Transporthubschraubers CH-53G an allen Standorten

Rheinmetall ist von der Bundeswehr an weiteren Standorten mit der Betreuung, Wartung und Instand-haltung von Transporthubschraubern des Typs Sikorsky CH-53G beauftragt worden. Seit März 2022 unterstützt das Unternehmen die Luftwaffe an den Standorten Laupheim sowie Holzdorf-Schönewalde mit der Durchführung von Flugdienstinspektionen sowie dem Betrieb von insgesamt drei Instandhaltungs-Docks für Teilphasen beim Hubschraubergeschwader 64. Der Vertrag mit der Rheinmetall Aviation Services GmbH läuft in zwei Losen zunächst über drei Jahre. Der Auftragswert liegt im niedrigen zweistelligen MioEUR-Bereich.

Bereits im November 2020 war Rheinmetall mit der Wartung von CH-53G-Maschinen beauftragt worden. Planmäßig hatte das Unternehmen – den Wartungsbetrieb im März 2021 am Standort Diepholz aufgenommen.

Das Hubschraubergeschwader 64 ist in Laupheim stationiert und betreibt dort sowie in seiner Lufttransportgruppe am weiteren Standort Holzdorf-Schönewalde insgesamt 66 Hubschrauber CH-53G – ein Luftfahrzeugmuster, das sich bei der Bundeswehr seit 1972 in Nutzung befindet.

Die Leistungserbringung erfolgt in allen Fällen eingebunden in die Strukturen des Hubschraubergeschwaders 64.

Der integrierte Technologiekonzern aus Düsseldorf konnte sich in einer Ausschreibung durchsetzen und wird die Instandsetzungsmaßnahmen an den Bundeswehr-Hubschraubern an den Standorten Laupheim sowie Holzdorf-Schönewalde mit seiner Gesellschaft Rheinmetall Aviation Services GmbH (RAS) durchführen.

Über Rheinmetall Aviation Services:

Die in Bremen ansässige Rheinmetall Aviation Services GmbH wurde Anfang 2019 für die strategische Kooperation mit Sikorsky im Beschaffungsvorhaben Schwerer Transporthubschrauber (STH) mit der Absicht gegründet, in diesem Programm die Arbeitsanteile Wartung, Instandhaltung, Training sowie Dokumentation zu übernehmen. Rheinmetall und Sikorsky arbeiten bereits seit 2009 intensiv im Rahmen verschiedener Beschaffungsvorhaben zusammen. Die im Rahmen dieser Partnerschaft erworbenen Kompetenzen werden schon seit Anfang 2021 gewinnbringend für die Bundeswehr am Luftwaffenstandort in Diepholz eingebracht, wo die Rheinmetall Aviation Services GmbH die Luftwaffe mit zwei Hauptphasendocks unterstützt. Mit dem Gewinn der weiteren Ausschreibung unterstützt Rheinmetall die Luftwaffe nun an allen Standorten, an denen die CH-53G von der Luftwaffe betrieben wird. Durch die schon jetzt etablierte Vor-Ort-Präsenz an den Standorten kann die Bundeswehr mittelfristig enorm von dieser Partnerschaft profitieren.

 

Quelle: Rheinmetall AG

Truppenfahren Logistikbataillon 163 RSOM im Rahmen Aufstellungsappell am 28. September 2020 Blauer Bund

Logistikregiment 1 und Logistikbataillon 163

Logistikregiment 1 und Logistikbataillon 163 – Neue und einzigartige logistische Fähigkeiten der Bundeswehr mit entscheidender Bedeutung für die NATO

Mit dem Logistikregiment 1 wurde am 24. September 2020 das erste Mal seit Langem in den mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis am Standort Burg ein neuer Verband aufgestellt. Es wird die zukünftig unterstellten Logistikbataillone truppendienstlich führen und mit ihnen im Rahmen von Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen die Erst- und Folgeversorgung der eingesetzten Bundeswehrkräfte und bei Bedarf auch multinationaler Partner sicherstellen. Hierzu richtet das Logistikregiment 1 im Einsatzgebiet (LogBasis i.E.) ein logistisches Netzwerk ein, aus dem heraus logistische Leistungen flexibel den jeweiligen Bedarfsträgern der Dimensionen lageangepasst bereit gestellt werden. Neben der Führung der eigenen Kräfte ist es entscheident, eine enge Koordination mit multinationalen Anteilen – sofern eingesetzt insbesondere dem Joint Logistic Support HQ der NATO – sicherzustellen, sowie logistische Dienstleistungen des Gastgeberlandes (Host Nation), und der gewerblichen Wirtschaft zu koordinieren und in die logistische Leistungserbringung einzubinden.

Aufstellungsappell Logistikregiment 1 am 24.09.2020 Blauer Bund
Aufstellungsappell Logistikregiment 1 am 24.09.2020

Nur vier Tage nach der Aufstellung des LogRgt 1 erfolgte am 28. September 2020 die Aufstellung des Logistikbataillons 163 in Delmenhorst. Mit dieser Aufstellung erweitert die Bundeswehr nicht nur ihr eigenes Fähigkeitsprofil, sondern stellt der NATO erstmalig einen Verband zur Verfügung, dessen spezielle Fähigkeiten für den Prozess der Aufnahme, Bereitstellung und des Weitertransports von Personal und Material – das sog. Reception, Staging & Onward Movement (RSOM) – derzeit einzigartig in der NATO und in Europa sind.

Truppenfahren Logistikbataillon 163 RSOM im Rahmen Aufstellungsappell am 28. September 2020 Blauer Bund
Truppenfahren Logistikbataillon 163 RSOM im Rahmen Aufstellungsappell am 28. September 2020

Dieses Logistikbataillon ist ein weiterer Baustein, um Operationen der NATO oder der EU reaktionsfähig logistisch unterstützen zu können. Nach erfolgter Aufbau-, Ausbildungs- und Zertifizierungsphase wird der Verband im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) als wesentlicher Bestandteil bei der Verlegung von Kräften eingesetzt werden.

Das Logistikbataillon 163 ist, wie alle anderen Logistikbataillone auch, nicht nur ein Teil der mobilen Logistiktruppen, sondern gleichsam ein Bestandteil der logistischen Unterstützung von nationalen und multinationalen Einsatzkräften durch die Basislogistik, als Force Enabler eines Multinational Headquarters, bzw. eines Joint Logistics Support Group Headquarters (JLSG HQ).

Das Logistikregiment 1

Rahmenbedingungen und Rational der Aufstellung von Logistikregimentern

Die seit 2014 veränderte sicherheitspolitische Rahmenlage, die hieraus resultierenden NATO-Gipfelbeschlüsse sowie die Vorgaben des Weißbuches und der Konzeption der Bundeswehr, haben eine Neuausrichtung und Anpassung der Kräfte und Mittel erforderlich gemacht. Um in unterschiedlichen Einsatzräumen gleichzeitig die Erst- und Folgeversorgung durchhaltefähig für alle Dimensionen (Land/Luft und Weltraum/See/Cyber- und Informationsraum) bereitstellen und ein Führungselement für die nationalen Unterstützungskräfte (Stab NUK) aus vorhandenen Strukturen abbilden zu können, sind zwei Logistikregimenter mit der Befähigung, bis zu je fünf Logistikbataillone zu führen, auszuplanen und aufzustellen.

Die Entscheidung zur hiervon abweichenden, vorgezogenen Aufstellung des ersten Logistikregimentes (Logistikregiment 1) im Jahr 2020 war ein konsequenter Schritt auf Grundlage der Auswertung der Erfahrungen aus der Verpflichtung NATO Response Force (NRF) 2018-2020. Im Rahmen der damaligen Rotation wurde zur Koordinierung sämtlicher nationaler Aufgaben ein komplett ablauforganisatorischer Stab gebildet. Unter diesem Stab wurden alle nationalen Kräfte zusammengefasst, die zur Unterstützung des der NATO angezeigten deutschen Kräftebeitrages NRF 2018-2020 erforderlich waren. Neben der Steuerung der Erst- und Folgeversorgung und der Koordination der nationalen Aufgaben im Einsatzgebiet kam dem Stab auch die Rolle eines taktischen Führungselementes für nahezu 2.000 Soldatinnen und Soldaten zu. Dabei führten die nicht vorhandenen Grundstrukturen zu deutlichen Herausforderungen

In Konsequenz wurde beschlossen, den Zeitpunkt der Aufstellung und den Auftrag der Logistikregimenter dahingehend anzupassen, dass bei künftigen NRF-Verpflichtungen auf deren bestehende Strukturen zurückgegriffen werden kann. Bereits in der anstehenden NRF-Verpflichtung 2022-2024 werden Stab und Stabskompanie Logistikregiment 1 als Nukleus von Stab und Stabs‑/ Versorgungskompanie „Unterstützungsverband NRF 2022-2024“ diesem Rational folgend eingesetzt.

Aufgaben und Struktur

Die zwei künftigen Logistikregimenter sind jeweils mit dem Stab und der Stabskompanie grundsätzlich für die Führung und Versorgung von unterstellten Kräften aufgestellt und umfassen jeweils circa 180 aktive und nicht aktive militärische und zivile Dienstposten. Das Kräftedispositiv der Logistikregimenter bildet gleichzeitig den Nukleus für den Stab eines Unterstützungsverbandes im Rahmen der LV/BV, der hierzu bedarfsgerecht personell verstärkt werden kann. Durch die Aufnahme von weiterem Stabspersonal kann der Stab Logistikregiment 1 grundsätzlich zu einem Stab Kontingentführer (KtgFhr) bzw. Nationaler Befehlshaber im Einsatz (NatBefH i.E.) mit Joint-Stabsabteilungen aufwachsen und als stehende Struktur jederzeit als Führungselement für den Einsatz herangezogen werden.

Für die militärische Leistungserbringung werden den Logistikregimentern Logistikbataillone unterstellt. Sie stellen aus dem logistischen Netzwerk heraus zu den Einsatzlogistiken der militärischen Organisationsbereiche die Erst- und Folgeversorgung an definierten Übergabepunkten agil, flexibel und robust sicher.

In der gesamten logistischen Kette sind die Logistikregimenter somit wesentliche und unverzichtbare Player für eine durchgängige logistische Kette vom Aufkommensort in Deutschland bis zum Verbraucher im Einsatzgebiet und bei Bedarf auch wieder zurück.

Während die allgemeinen Aufgaben zur Führung und Unterstützung der unterstellten Truppe in den klassischen Stabsabteilungen nach den Führungsgrundgebieten 1 bis 4 und 6 verortet sind, bildet die Einsatzzentrale Logistik (EZLog) mit den verfügbaren logistischen Leistungserbringern jeweils das logistische Rückgrat für die Versorgung. Sie arbeiten sowohl eng mit dem JLSG HQ, als dem multinational verantwortlichen logistischen Führungselement, als auch den Divisionen des Heeres und den Führungselementen der anderen militärischen Organisationsbereiche im Einsatzgebiet zusammen. Dabei koordiniert und steuert die EZLog alle erforderliche Prozesse zur Versorgung der eingesetzten deutschen Kräfte. Sie verknüpft militärische Leistungserbringungen aus den „Logistischen Knoten“ mit bereitgestellten Leistungen multinationaler Partner, des Host Nation Support (HNS) und Leistungen gewerblicher Anbieter zu einem tragfähigen und effektiven logistischen Netzwerk. Zu den Aufgaben der EZLog zählen:

  • Beratung der Führung Logistikregiment in der Funktion „Führung einer LogBasis i.E.“,
  • Erstellen des logistischen Lagebildes auf nationaler Ebene und von Beiträgen für die multinationale Ebene,
  • Koordinierung der Erstversorgung nach Eintreffen im Einsatzgebiet und weiter der Folgeversorgung aus Deutschland heraus in Zusammenarbeit mit dem Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw),
  • Steuerung der logistischen Leistungserbringung in den logistischen Geschäftsprozessen und der entsprechenden Versorgungsketten im gesamten Einsatzgebiet, einschl. Engpassmanagement,
  • Abstimmung und Koordinierung der Elemente des logistischen Netzwerkes für zukünftige Aufträge sowie mit den multinationalen Partnern im Einsatzgebiet,
  • Einbindung logistischer Leistungen Dritter, z.B. HNS und ziviler gewerblicher Anbieter.

Die EZLog der Logistikregimenter sind bereits in der Grundaufstellung organisatorisch am Einsatzauftrag ausgerichtet und verfügen somit über eine hohe Reaktionsfähigkeit. Sie werden im Fall er LV/BV oder einsatzgleichen Verpflichtungen geschlossen zum Einsatz gebracht.

Aufgaben und Beziehungsgeflecht EZLog Blauer Bund
Aufgaben und Beziehungsgeflecht EZLog

Sie besteht dabei im Wesentlichen aus einer logistischen Führung (LogFü), sowie den weiteren logistischen Geschäftsprozesse Instandhaltung (IH), Transport (Trsp) und Materialbewirtschaftung (MatBew), einem Element für Verbindung zu einer Gastnation und einem Element für den Betrieb der logistischen Fach- und Informationssysteme. Anlass- und/oder auftragsbezogen können weitere Elemente zur Steuerung und Koordination von logistischen Sonderaufgaben hinzugefügt werden.

In der LogFü wird nach laufenden oder zu planenden logistischen Aufgaben unterschieden und die jeweilige Verantwortung in der Bearbeitung festgelegt. Das für die Koordination der weiteren drei Geschäftsprozesse verantwortliche Element ist die Zelle Logistische Operationen (LogOps). Zu ihren Aufgaben zählt auch das „logistische Troubleshooting“, um die täglichen taktisch-logistischen Herausforderungen zu meistern. Sie sammelt und konsolidiert darüber hinaus alle erforderlichen logistischen Informationen und Daten und erzeugt das logistische Lagebild für die Regimentsführung und weitere Bedarfsträger. Dafür werden neben SASPF die NATO-Tools der LogFAS- Produktfamilie verwendet.

Für zukünftige logistische Operationen ist die Zelle Logistische Planung (LogPlans) verantwortlich, die im engen Schulterschluss mit den Geschäftsprozessen und der Zelle Planung der Stabsabteilung 3 beim Erarbeiten von logistischen Möglichkeiten des Handelns zusammenarbeitet.

Hinzu kommen ein Verbindungselement Host Nation Support / Multinationale Logistik (HNS/MNLog) für die Verbindung in logistischen Fragestellungen zur Gastnation/verbündeten Streitkräften und die Zelle Nutzerbetreuung für logistische IT-Anwendungen (NuBe IT-Log AnwMngt).

Gliederung EZLog Logistikregiment Blauer Bund
Gliederung EZLog Logistikregiment

In sämtlichen Einsatzoptionen findet ohne die EZLog keine Folgeversorgung statt. Sie ist die „Spinne im Netz“, die durch Einbinden aller logistischen Leistungs-erbringer für die Durchhaltefähigkeit der deutschen Einsatzkräfte sorgt und somit zum Erfolg der Mission einen unverzichtbaren Beitrag leistet.

Vielfältige Arbeitsbeziehungen auf unterschiedlichen Führungsebenen im multinationalen Umfeld mit militärischen und zivilen Leitungsbringern sowie einzigartigen Fähigkeiten prägen die Besonderheit dieser Abteilung.

Blick in die Zukunft

Das Logistikregiment 1 wird als erstes der beiden Logistikregimenter ab dem 1. Januar 2022 eine tragende Rolle für die logistische Erst- und Folgeversorgung bei der Wahrnehmung der einsatzgleichen Verpflichtung NRF 2022-2024 (einschließlich Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2023) übernehmen. Hierzu muss es auch innerhalb einer Zeit von weniger als sieben Tagen den Nukleus von Stab und Stabs-/Versorgungskompanie Unterstützungsverband NRF 2022-2024 bilden. Unter der Führung Logistikregiment 1 werden dann neben den Logistikkräften weitere Einheiten zur Unterstützung zusammengefasst. Hierzu gehören der Sanitätseinsatzverband, die Feldjägerkompanie, die Sicherungskompanie sowie die Informationstechnikkompanie. Diese Kräfte bilden gemeinsam das National Support Element (NSE).

Wegen des kurzen Abstandes zwischen der Aufstellungs- und Bereitschaftsphase des Logistikregiment 1 erfolgt die Ausbildung für den NRF-Auftrag mit wesentlicher Unterstützung durch das Logistische Übungszentrum an der Logistikschule der Bundeswehr gemeinsam mit den im Einsatzfall unterstellten und zu versorgenden Verbänden und Einheiten.

Neben der Vermittlung des logistischen Handwerkszeuges, Verfahren und Abläufe, wird der Fokus in der Ausbildung auf dem Erwerb von Kenntnissen über Einsatzgrundsätze sowie ‑möglichkeiten der nichtlogistischen Verbände und Einheiten des Unterstützungsverbandes NRF 2022‑2024 liegen. Hierbei kommt es darauf an, sämtliche Fähigkeiten, insbesondere im gemeinsamen taktischen Einsatz, zielführend zur Wirkung zu bringen.

Im Zeitraum 2022-2024 wird das Logistikregiment 1 als Unterstützungsverband NRF an den jeweiligen Übungsreihen teilnehmen und die erlernten Fähigkeiten auch im multinationalen Umfeld unter Beweis stellen.

Ab 2023 wird das Logistikregiment 1 vollumfängliche Führungsverantwortung im Grundbetrieb für bis zu fünf Logistikverbände übernehmen.

Mit dem ebenfalls ab 2023 geplanten zweiten Logistikregiment wird ein weiterer wesentlicher Beitrag für die Unterstützung von landbasierten Operationen im Rahmen von LV/BV jenseits des Einsatzraumes der Division für alle Dimensionen geleistet werden können.

Kurzum:

  • Durch die Führung sämtlicher nationaler Unterstützungskräfte NRF aus einer Hand unter Heranziehung der Logistikregimenter wird eine entscheidende Fähigkeitslücke bei den einsatzgleichen Verpflichtungen NRF/VJTF geschlossen.
  • Mit zwei Logistikregimentern wird die Erst- und Folgeversorgung gem. des zielstrukturellen Level of Ambition Deutschlands und den dazu geforderten Kräften der übrigen Erbringungsdimensionen gewährleistet.
  • Durch die Aufstellung von zwei Logistikregimentern im Verantwortungsbereich des Logistikkommandos der Bundeswehr wird im strukturbestimmenden Szenar LV/BV ein durchgängiges logistisches System mit einer verlässlichen, durchgängigen Versorgungskette sowie kurzfristiger Reaktionsfähigkeit und lageangepasster, dimensionsübergreifender Schwerpunktsetzung gewährleistet.

Auch bei der angestrebten Verbesserung der Kohäsion zwischen Verbänden der Basis- und Einsatzlogistik  – insbesondere der zukünftigen Dimension Land – kommt den Logistikregimentern eine herausgehobene Bedeutung zu.

 

Das Logistikbataillon 163

Rahmenbedingungen und Rational der Aufstellung

Mit der Aufstellung eines Kerns des ersten RSOM-Battaillons wurde ein wesentlicher Beitrag zur Schließung der identifizierten Fähigkeitslücke der NATO im Bereich RSOM gemäß den sogenannten Capability Targets  getan.

Diese Capability Targets waren Grundlage und somit strukturbestimmende Elemente der Ausplanung des neuen Verbandes. Für die umfängliche Abbildung der benötigten Fähigkeiten wären für das RSOM-Bataillon ein Gesamtumfang von ca. 1.400 Dienstposten (DP) erforderlich.

Von diesen 1.400 DP wurden für das Logistikbataillon 163 zunächst knapp 600 aktive Dienstposten und ca. 300 Reservisten-Dienstposten als nationaler Anteil ausgeplant, wovon 273 DP für eine Anfangsbefähigung bereit gestellt wurden. Die weiteren DP sind auch für multinationale Beiträge vorgesehen.

Dabei kann das LogBtl 163 als Anlehnungsverband dienen, wodurch es Partnernationen ermöglicht wird, auch kleinere Kräftebeiträge in das RSOM-Battalion einzubringen.

In der langfristigen Personalplanung sollen bis 2027 in erster Priorität weitere Züge in den Bereichen Staging Area Support (SAS) und Convoy Support Centre (CSC) aktiviert werden. SAS-Züge sind für den Betrieb der Sammelräume verantwortlich, in denen Personal und Material im Einsatzland zusammengebracht wird. Convoy Support Centre, dienen als Zwischenstopp auf dem Weg zum Einsatzort und bieten den Konvois die Möglichkeit zur Versorgung, Verpflegung und der notwendigen Regeneration. In zweiter Priorität ist es geplant, den Verband mit einer Transportkompanie zu verstärken.

Aktuell besteht das Logistikbataillon 163 aus einem Stab sowie aus der 1. Kompanie, dem sogenannten Headquarter Support. Zum 1. Oktober 2021 wurde, wie bereits erwähnt, das Bataillon durch eine Umschlagkompanie Land/See des Logistikbataillons 161, zukünftig die 2. Kompanie Logistikbataillon 163 RSOM (Port-/Railpoint Operation Unit) verstärkt.

Zeitgleich wird die Umschlagkompanie Luft des Logistikbataillons 171 als zukünftige 3. Kompanie Logistikbataillon 163 RSOM (Air Terminal Operation Unit), unterstellt.

Gliederung Logistikbataillon 163 (RSOM) Blauer Bund
Gliederung Logistikbataillon 163 (RSOM)

Derzeit sind die Sammelraumunterstützungskompanie (Staging Area Support – SAS) sowie die Servicepunktkompanie (Convoy Support Centre – CSC) jeweils mit einem Zug aufgestellt. Diese beiden Züge werden zunächst im Betrieb Inland zur truppendienstlichen Führung der 1. Kompanie Logistikbataillon 163 in einer Art Keimzelle unterstellt. Erst nach Aufwuchs der beiden Kompanien werden diese Züge organisatorisch unter die jeweilige Kompanieführung verlagert.

In der Zielstruktur werden dem Verband sechs Kompanien unterstehen. Fünf dieser Kompanien bestehen zunächst in der Grundbefähigung aus einem nationalen Kräftedispositiv. Bis zur vollständigen Aktivierung aller Dienstposten müssen bei einem Einsatz des Bataillons die 1. bis 5. Kompanie durch multinationale Kräfte verstärkt werden. Die Transportkompanie ist als multinationaler Truppenteil vorgesehen.

Phasen strategische Verlegung Blauer Bund
Phasen strategische Verlegung

Mit den aufzubauenden Fähigkeiten des Logistikbataillon 163 kann eine RSOM-Operation über alle Phasen unterstützt werden. Dies ist in der NATO und der Europäischen Union einzigartig.

Die Aufgaben des Logistikbataillons 163 in einer RSOM Operation

Der Stab des Logistikbataillons 163 unterscheidet sich vor allem durch den Bereich der Einsatzzentrale RSOM (EinsZ RSOM) von den anderen Logistikbataillonen der Bundeswehr. Die EinsZ RSOM stellt, im Auftrag des JLSG HQ, die Durchführung und Überwachung der gesamten RSOM Operation im Verantwortungsbereich sicher. Hier werden alle logistischen Schritte geplant, erfasst, ausgewertet und der übergeordneten Führung bereitgestellt. Mit ihrem logistischen Blick „in das Gelände“ bildet die EinsZ RSOM den verlängerten Arm der JLSG im Einsatzgebiet und trägt zum sogenannten Recognised Logistics Picture (RLP) bei. Das RLP ist das logistische Lagebild für den Joint Force Commander über den gesamten Einsatzraum.

Die 1. Kompanie Logistikbataillon 163 (HQ SPT) ist für den Aufbau und Betrieb des Bataillonsgefechtsstandes zuständig. Sie gewährleistet die Eigenversorgung des Bataillons, welche ebenfalls die Instandhaltung bis zur Instandhaltungsstufe 1 umfasst.

Fahrzeuge verlassen im Konvoi den Verladehafen in Bremerhaven im Rahmen der multinationalen Verlege-Übung Joint Derby am 16.04.2016. Blauer Bund
Auffahren von Fahrzeugen im SPOE(D)

Im Rahmen der Phase Reception ist die Umschlagkompanie Land/See für die Planung, Einrichtung und den Betrieb von bis zu zwei Entladebahnhöfen Schiene (RPOD’s) sowie bis zu zwei Entladehäfen See (SPOD’s) verantwortlich. Dort können pro Verkehrsträger bis zu 2.500 Tonnen Güter oder 500 Fahrzeuge pro Tag umgeschlagen werden. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen militärischen und zivilen Behörden beziehungsweise Dienststellen, beispielsweise dem Zoll, notwendig.

Die Umschlagkompanie Luft betreibt an bis zu vier Entladeflughäfen zeitgleich Umschlagsstellen. Hier können bis zu 1.000 Soldatinnen und Soldaten sowie bis zu 500 Tonnen Fracht täglich umgeschlagen werden. In enger Zusammenarbeit mit anderen militärischen und zivilen Behörden vor Ort wird zusätzlich die Luftfracht entladen und abgefertigt.

In der Phase Staging ist die Sammelraumunterstützungskompanie für den Aufbau und Betrieb von Staging Areas zuständig. Der SAS Zug stellt Instandsetzungsbereiche, Betriebsstofflager und Munitionslagereinrichtungen bereit. Während für die Fahrzeuge und das Material sowohl Park- als auch Abstellflächen eingerichtet werden, wird den jeweiligen Truppen ein Unterkunfts-/ und Verpflegungsbereich zugewiesen.

In der Phase Onward Movement ist der Auftrag der Servicepunktkompanie die Einrichtung sowie der Betrieb der Convoi Support Center (CSC). Ein CSC umfasst eine temporäre Unterbringung, die Bereitstellung von Verpflegung, Betriebsstoffen sowie sanitätsdienstlicher Unterstützung. Zusätzlich befinden sich Kapazitäten vor Ort, um u.a. beschädigte Fahrzeuge wieder in einen rollfähigen Zustand zu versetzen.

Blick in die Zukunft

Obwohl der Prozess RSOM bereits seit Längerem in der Bundeswehr bekannt ist, hat bisher nur ein geringer Teil der Soldatinnen und Soldaten tiefgehende Erfahrungen dazu sammeln können. Dementsprechend war es die Absicht des Kommandeurs des Logistikbataillon 163 mit Hilfe des JLSG Coordination and Training Centre (JCTC) in einem zweiwöchigen Workshop in Garlstedt einen gemeinsamen Abholpunkt zu schaffen.

Ausbildung am JCTC Blauer Bund
Ausbildung am JCTC

Dieser Workshop wurde im April und Juni 2021 beim JCTC durchgeführt und umfasste die Themengebiete von der NATO-Struktur bis zur Vertragsgestaltung im Rahmen des HNS. Die Teilnehmenden wurden dazu aufgerufen durch aktives Einbringen zukünftige Arbeitsstrukturen mitzugestalten und sich selbst intensiv mit ihrem Auftrag zu beschäftigen. Dazu wurde untereinander, als auch mit Vertretern des Joint Force Commands in Neapel und des multinationalen Kommandos Operative Führung in Ulm, rege diskutiert und sich ausgetauscht. Da in vielen Bereichen kaum Erfahrungswerte oder Vorschriften existieren, muss das Bataillon seine Einsatzgrundsätze und -verfahren erarbeiten. Innerhalb des Workshops stand daher der Austausch von Erfahrungen und Fachwissen im Vordergrund.

Mit dem Workshop und den geplanten sowie bereits durchgeführten LOGFAS-Ausbildungen wird die Grundlage zum Bestehen der Übung BLUE FACULTY geschaffen. Hier soll die Führungs- und Einsatzbereitschaft des Stabes und der EinsZ RSOM auf die Probe gestellt und national zertifiziert werden.

Im Jahr 2022 finden zwei Feldeinsatzübungen des Bataillons statt. Während der Übungen STARKER PEGASUS I+II werden, unter Beteiligung einer in Kooperation mit Ungarn einzusetzenden deutsch-ungarischen Transportkompanie, Teilen des Logistikbataillons 472 aus Kümmersbruck und 172 aus Beelitz sowie Anteile des Logistikbataillons 171 aus Burg die erlernten Fähigkeiten vertiefen. Ziel für 2023 ist, die uneingeschränkte und reibungsfreie Eingliederung des Logistikbataillon 163 als multinationales RSOM-Battalion in die NATO Response Force (NRF).

Fazit

Mit den neuen Fähigkeiten des Logistikregiments 1 und dem in der NATO und Europa einmaligen Verband Logistikbataillon 163 folgt die Bundeswehr konsequent ihrer eigenen Zielsetzung und den eingegangenen Verpflichtungen zur Stärkung des Bündnisses. Dadurch stehen der NATO auf der einen Seite RSOM-Kräfte verlässlich abrufbar zur Verfügung. Auf der anderen Seite wird die Durchhaltefähigkeit der dem Bündnis angezeigten deutschen Kräftebeiträge signifikant erhöht. Die neu geschaffenen logistischen Fähigkeiten Deutschlands steigern somit den Einsatzwert und leisten einen wichtigen Beitrag zur schnellen Reaktionsfähigkeit der NATO und der EU.

Autor und Bilder/Graphiken: Autorenteam des Logistikkommando der Bundeswehr

Landmobilität – Sachstand und Planungen in der AG Landmobilität

Ersterscheinung Juni 2021 im Mittler Report Verlag, Wehrtechnischer Report „Mobilität für Landstreitkräfte“

Mobilität zu Lande ist nahezu in allen Streitkräften ein zentraler Faktor bei der Entfaltung militärischer Fähigkeiten. Das gilt auch und gerade für die Bundeswehr.
Der Einsatz zu Lande steht im Mittelpunkt zahlreicher denkbarer Szenarien. Dabei steigen seit einigen Jahren die Anforderungen und Stückzahlen, mit denen die deutschen Streitkräfte planen müssen. Ursächlich dafür ist die Re-Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung, die nach Jahren der Krisen- und Konfliktprävention im Rahmen von personell und materiell überschaubaren Auslandseinsätzen wieder im Zentrum der Überlegungen steht.

Konzept Landmobilität
Nunmehr dreht es sich planerisch darum, wieder die moderne, landgebundene Mobilität der gesamten, wohlbemerkt auch noch aufwachsenden Bundeswehr zu erreichen.

Eine Panzerkolonne verlegt vom Bahnhof zum Truppenübungsplatz nach der Bahnentladung im Rahmen der multinationalen Battle Group Enhanced Forward Presence in Rukla/Litauen, am 27.07.2020. Blauer Bund
Leopard 2A6-Kolonne in Litauen (2020); © Bundeswehr/Christian Kuhrt

Zentraler Akteur auf dem Weg zur Realisierung dieser ambitionierten Zielvorstellung ist die Ständige Arbeitsgruppe Landmobilität, welche einschlägige Kompetenz aus dem Verteidigungsministerium, dem Planungsamt der Bundeswehr, dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw), dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr sowie den militärischen und zivilen Organisationsbereichen bündelt. Die Ständige Arbeitsgruppe Landmobilität ist das Gremium, in dem planerische Vorgaben, vor allem aus den aufeinander folgenden Fortschreibungen des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr, in ihrer Gesamtheit harmonisiert und umgesetzt werden. Wie Landmobilität überhaupt zu gestalten ist, ergibt sich aus dem seit 2019 erarbeiteten Konzept Landmobilität. Das Konzept beschreibt die qualitative Grundlage der Landmobilität und definiert vier Handlungsfelder: Kraftstoffresilienz, Trennung von Funktionalität und Mobilität, Automatisierung und unbemanntes Fahren sowie Schutz.

Zusammenspiel von Rüstsätzen und Fahrzeugen (Prinzipskizze); © Bundeswehr

Grafik_LandMob Rüstsätze_175x100mm

Arbeitsschwerpunkte
Trennung von Funktionalität und Mobilität

Aktuell steht insbesondere die Trennung von Funktionalität und Mobilität im Fokus der Arbeitsgruppe. Funktionalität bedeutet in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, eine bestimmte Aufgabe im engeren Sinn erfüllen zu können. Diese Fähigkeit wird oft durch sogenannte Rüstsätze generiert. So wird beispielsweise im Rahmen der ABC-Abwehr die Fähigkeit, Wasser für die Dekontamination von Personen einzusetzen, durch einen Rüstsatz gewonnen. Genauer, durch einen Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 2.000 Litern. Damit dieser Wassertank zu seinem Einsatzort gelangen kann, ist ein Anhänger erforderlich und natürlich ein Fahrzeug, das diesen Anhänger zieht. Insgesamt verfügt die Bundeswehr über mehr als 800 Arten von Rüstsätzen, die sich, abgesehen von den durch sie bereitgestellten Fähigkeiten, nicht zuletzt durch die Art der Verbindung mit dem Fahrzeug unterscheiden. Je nach dem Grad der Flexibilität dieser Verbindung ist hier zwischen „verlastet“, also leicht vom Fahrzeug zu trennen, „verbaut“, im Sinne einer prinzipiell auf längere Zeiträume angelegten Zusammenführung von Funktionalität und Mobilität sowie „untrennbar verbunden“ zu unterscheiden.

Um der Bundeswehr eine breit gefächerte Nutzung ihrer Rüstsätze zu ermöglichen, kommt es darauf an, viele Rüstsätze mit unterschiedlichen Fahrzeugen von einem Ort an den anderen verbringen zu können, also die starre Bindung an ein bestimmtes Einzelfahrzeug und – wenn machbar – an ein bestimmtes Fahrzeugmodell aufzugeben. Wenn also das Fahrzeug A mit einem Getriebeschaden ausfällt, muss es möglich sein, den Rüstsatz mit dem Fahrzeug B zu einem neuen Einsatzort zu bewegen und optimalerweise auch mit einem ganz anderen, vielleicht sogar handelsüblichen Fahrzeugtyp. Das minimiert die Nichtverfügbarkeit bestimmter Fähigkeiten im Einsatz, aber auch im normalen Tagesdienst oder z.B. dem Ausbildungsbetrieb. Auf dem Weg zu diesem Ziel ist die Ständige Arbeitsgruppe Landmobilität dazu übergegangen, standardisierte Schnittstellen zwischen Rüstsatz und Fahrzeug zu definieren und zu planen. Also im Regelfall Container oder Wechselpritschen, in die Rüstsätze aufgenommen und dann vergleichsweise einfach auf Fahrzeuge verlastet werden können. Zu diesem Zweck gilt es, die umfangreiche Rüstsatzlandschaft in Familien einzuteilen, die wiederum für bestimmte Container in Frage kommen – eine planerische Mammutaufgabe, die viel Detailkenntnis und das Hand-in-Hand-Arbeiten zahlreicher Experten erfordert.

Soldaten vom 3. Logistikbataillon 171 heben mit Hilfe des Containerstaplers Orion einen Container auf einen Lastkraftwagen vom Typ Ungeschütztes Transportfahrzeug (UTF) in Burg, am 02.03.2021. Blauer Bund
Ungeschütztes Transportfahrzeug mit Container; © Bundeswehr/Torsten Kraatz

Fahrzeugumfänge
Zweiter aktueller Tätigkeitsschwerpunkt der Ständigen Arbeitsgruppe Landmobilität ist, den momentan in der Bundeswehr vorhandenen Fahrzeugpark zu erfassen und planerisch vorzubereiten, wie dieser vielfältige „Fahrzeug-Mix“ zukünftig ausgestaltet werden soll. Diese Zukunft wird bestimmt durch das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr, ein fortzuschreibendes und zyklisch weiterzuentwickelndes Dokument, das in drei Zwischenschritten militärpolitische Ambitionen der Bundeswehr, nicht zuletzt mit Blick auf die Ausrüstung und daraus erwachsende Fähigkeiten in qualitativer und quantitativer Hinsicht, beschreibt. Dabei kommt es, beispielhaft und verkürzt mit Blick auf das Heer dargestellt, darauf an, bis 2023 eine Brigade (Zwischenschritt 1), bis 2027 eine Division (Zwischenschritt 2) und bis 2031 ein Korps mit drei Divisionen (Zwischenschritt 3) auszustatten. Ähnlich wie bei der Planung der Rüstsätze bedeutet das, die Fülle der in der Bundeswehr vorhandenen und künftig einzuführenden verschiedenen Fahrzeuge in Bezug auf Schutz, beispielsweise Panzerung, zu klassifizieren (rund 750 unterschiedliche Modelle, dazu über 100 Anhängertypen), diese Modelle den Zwischenschritten zuzuordnen und schließlich die erforderlichen Stückzahlen zu ermitteln.
Die zu betrachtenden Größenordnungen sind beträchtlich: Ausgehend von der Gliederung der Bundeswehr 2016 mit ca. 56.000 Fahrzeugen, sieht der Zwischenschritt 2 für 2027 rund 68.000 Fahrzeuge vor, der Zwischenschritt 3 im Ausblick auf 2031 über 100.000 Fahrzeuge.

In welchem Maße sich die Re-Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung auswirkt, mag allein der Blick auf die Artilleriesysteme verdeutlichen. Deren Anzahl wird sich allein zwischen 2027 und 2031 in etwa verdoppeln. Es bleibt dabei festzuhalten, dass es sich bei den genannten Zahlen um Planungen handelt, mit denen die Arbeitsgruppe versucht den politischen Willen in eine zukünftige Realität zu überführen. Ob diese Planungen Wirklichkeit werden, hängt maßgeblich von den aus dem Bundeshaushalt dafür bereitgestellten Finanzmitteln ab – ein Faktor, der nach momentanem Stand die termingerechte Zielerreichung im Bereich Landmobilität maßgeblich beeinflusst.

Komplexe Dienstleistungen

Ein Weg, die Zwänge komplizierter militärischer Beschaffung und die Knappheit von Haushaltsmitteln in ihrer Auswirkung auf die Landmobilität zu lindern, besteht in der schon seit Jahren praktizierten Nutzung „komplexer Dienstleistungen“ – ein Schlagwort, das hier vor allem die Zusammenarbeit mit dem BwFuhrparkService beschreibt. Der BwFuhrparkService als Unternehmen im Eigentum von Bundeswehr und der Deutschen Bahn stellt den deutschen Streitkräften Dienste wie Fahrzeugleasing und -vermietung sowie Flottenmanagement zur Verfügung. Allerdings ist diese Dienstleistung begrenzt auf handelsübliche bzw. geringfügig umgebaute und an die militärische Nutzung angepasste Fahrzeuge. Das bedeutet, dass die Bundeswehr z.B. keine Gefechtsfahrzeuge über den BwFuhrparkService beziehen kann. Trotz dieser Einschränkung ist das Potential, das im Rahmen der Erreichung der Zwischenschritte des Fähigkeitsprofils genutzt werden kann, immens: Für 2027 ist von etwa 35.000 Fahrzeugen auszugehen, für 2031 mit dem dann erhöhten Anteil an Gefechtsfahrzeugen von rund 41.000 Fahrzeugen. Dabei bietet die Verwendung handelsüblicher Fahrzeuge aus Beständen des BwFuhrparkService nicht nur den Vorteil, durch Verzicht auf kostentreibende Neuentwicklungen Finanzmittel einsparen zu können, sondern auch die Chance, durch eben diesen Verzicht Zeit zu gewinnen mit dem Effekt einer rascheren Verfügbarkeit der Fahrzeuge.

Es ist jedoch notwendig, dass die Nutzer, also die militärischen Organisationsbereiche, das vorgesehene Einsatzszenario genau planen, denn BwFuhrparkService-Fahrzeuge mit ihrer zivil garantierten Wartung und Versorgung sind gemäß Vertragskonstruktion in Konfliktszenarien nur eingeschränkt von Nutzen – weil die Wartung eben von zivilen Dienstleistern in Deutschland selbst durchzuführen ist. Hinzu kommt, das bestimmte, für den Einsatz im Gefecht notwendige Ausrüstungselemente (wie z.B. Kommunikationsmittel) aufgrund ihrer Komplexität in handelsübliche BwFuhrparkService-Fahrzeuge nicht mit vertretbarem Aufwand eingerüstet werden können und somit deren Anbindung an andere Elemente auf dem Gefechtsfeld erschwert würde.

Auf dem Gelände des Mobilitätscenter's (MC) in Köln. Hier einige Modelle der Fuhrpark-Service GmbH (BWFPS). Der Fuhrpark-Service besteht seit Juni 2002 und verfügt über verschiedene Fabrikate aller Klassen. Blauer Bund
BwFPS-Fahrzeuge; © Bundeswehr/Rott

Die Zukunft
Die nächsten Schritte der Ständigen Arbeitsgruppe Landmobilität als zentrale Schnittstelle für die Landmobilität der Bundeswehr sind damit vorgegeben: Nachdem die Bedarfe erfasst und beschrieben wurden, kommt es in den nächsten Monaten und Jahren auf die Umsetzung an. Dabei ist der Bedarf der Bundeswehr in Jahresscheiben möglichst weitgehend zu decken, angepasst an die Haushaltsmittel und Priorisierungen die vorgenommen werden. An dieser Stelle fließen dann auch die anderen Handlungsfelder der Landmobilität, insbesondere die Automatisierung und unbemanntes Fahren sowie Schutz, wieder in die Arbeit der Ständigen Arbeitsgruppe Landmobilität ein.

 Autor: Oberstleutnant Dr. Claus Heinrich Gattermann, Referent für Landmobilität im Planungsamt der Bundeswehr.

oldaten der Instandsetzungskompanie des Logistikbataillon 131 reparieren die Kette und das Fahrwerk eines SchŸtzenpanzers Marder 1A3 im Brigadeinstandsetzungspunkt auf dem TruppenŸbungsplatz wŠhrend der VorfŸhrung "Brigadeinstandsetzngspunkt ROMINTEN". Die Informations- und LehrŸbung in Munster stellt die FŠhigkeiten der einzelnen Truppenteile des Heeres und deren Koordinierung dar. © Bundeswehr / Selsemeier

Steigerung der materiellen Einsatzbereitschaft

Ersterscheinung Juni 2021 im Mittler Report Verlag, Wehrtechnischer Report „Mobilität für Landstreitkräfte“

Mit den 2017 eingeleiteten Trendwenden Personal, Finanzen und Material wird die Neuausrichtung und Refokussierung der Streitkräfte sowie ihrer Organisation und Ausstattung auf die Landes- und Bündnisverteidigung und die Nationale Risiko- und Krisenvorsorge (NatRKV) begleitend unterstützt.

In ganz besonderem Maß stehen die Herausforderungen zur Umsetzung der im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr (FPBw) beschriebenen nationalen Ambition im Fokus der Betrachtungen.

Zur Situation

Aufgrund der seit geraumer Zeit festgestellten Defizite in der materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr, wird das  Parlament durch das BMVg halbjährlich in Form des Rüstungsberichtes und des Berichtes zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme über den jeweiligen Sachstand im Bereich Material und Ausrüstung informiert. Die Agendas Rüstung und Nutzung begleiten gleichfalls die Anstrengungen hinsichtlich der Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft. Bereits im Jahresbericht der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages 2020 nahm die materielle Einsatzbereitschaft und die materielle Ausstattung ebenfalls einen prominenten Platz ein. Alle Militärischen Organisationsbereiche haben im Zuge der Initiative Einsatzbereitschaft der ehemaligen  Bundesministerin Kramp-Karrenbauer vom Januar 2020 in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen diesbezügliche Handlungsfelder identifiziert und arbeiten konzentriert an deren Umsetzung. Mit dem Weg zur Vollausstattung aller Truppenteile, einschließlich der Truppenreserve, mit ihrem zur Auftragserfüllung notwendigen Material (=aufgabenorientierte Ausstattung) stehen der Bundeswehr große Anstrengungen bevor. Insgesamt stellt die materielle Einsatzbereitschaft hohe Anforderungen an das Logistische System der Bundeswehr, bestehend aus der Verknüpfung von logistischen Leistungserbringern der militärischen Logistik im Grundbetrieb und im Einsatz, den Anteilen bundeseigener Unternehmen, sowie den Anteilen ziviler logistischer Leistungserbringer. Im Logistikkommando der Bundeswehr wird die Aufgabe des Hauptprozessmanagers Logistik wahrgenommen.

Einsatzreife

Zum Verständnis der jeweiligen Analysen und Maßnahmen in allen Planungskategorien, sollen hier die Grundlagen zur Erreichung einer hohen materiellen Einsatzbereitschaft, fokussiert auf den Bereich der Land-(Waffen)-Systeme, dargestellt werden. Die Bundeswehr verfügt über eine Vielzahl an Systemen, die sich in verschiedenen Produktlebenszyklen befinden. In Bezug auf die materielle Einsatzbereitschaft ergeben sich hier durchaus sehr unterschiedliche Handlungsfelder. Grundlage jeglichen Handelns ist der Begriff der Einsatzreife, die nach der Vorgabe des novellierten Customer Product Management (CPM (nov.)), unter dem Begriff: Materialverantwortung für die Einsatzreife, in der Verantwortung des zuständigen Projektleiters liegt. Ist sie gegeben, dann erfüllt ein System oder Produkt alle Anforderungen an eine sichere Verwendbarkeit unter den geforderten (realistischen) Einsatzbedingungen auch unter Berücksichtigung rechtlicher Auflagen. Sie schließt insbesondere auch alle logistischen und sonstigen Maßnahmen mit ein, die für den Erhalt und den Einsatz des Systems in der Nutzung erforderlich sind. Mit der Einsatzreife ist die Grundlage für den Erhalt und die Wiederherstellung der materiellen Einsatzbereitschaft und der Einsatzfähigkeit der zur Nutzung übergeben Produkte, hier per Definition des CPM (nov.) durch den Betriebs- und Versorgungsverantwortlichen Inspekteur, gelegt.

Der Produktlebenszyklus: von der Wiege bis zur Bahre

Die Hauptwaffensysteme der Bundeswehr bestehen oft aus einem Mix an Systemen. Diese wiederum befinden sich jeweils in unterschiedlichen Phasen ihres Produktlebenszyklus. Für den Erhalt der materiellen Einsatzbereitschaft ergeben sich deshalb jeweils eine Vielzahl verschiedenster Herausforderungen im Hinblick auf die Schnittstellen zur Industrie, sowie zu den internen Prozessen der Planung und Logistik.

Phase 1: Systeme in der Einführungs- und Wachstumsphase

Aktuelle Beispiele sind der SPz Puma und die geschützten Transportfahrzeuge ZLK 15 t und die ungeschützten Transportfahrzeuge.

Vor dem Hintergrund der Refokussierung auf Aufgaben in der Landes- und Bündnisverteidigung ist der frühen und uneingeschränkten Herstellung der Einsatzreife, insbesondere in den logistischen Aspekten, eine hohe Priorität einzuräumen. In Phase 1 ist es zur Erreichung der Einsatzreife daher wichtig, die Grundlagen für eine erfolgreiche Logistik in die Forderungsdokumente im CPM als Projektbezogenes Logistisches Konzept einzubringen und im Zuge der Beschaffung mit hoher Priorität durchzusetzen. Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Sonderwerkzeugen und speziellen Meß- und Prüfmitteln in nach den Organisationsgrundlagen ausreichender Anzahl, ausgebildetes Personal und entsprechende Lehrgänge sowie Verfügbarkeit der Materialgrundlagen, wie z.B. Instandhaltungsvorschriften und Ersatzteilkataloge (heute in Form der Interaktiven Elektronischen Technischen Dokumentation – IETD), ist sicherzustellen. Der Auswertung von Nutzungsdaten und der flexiblen Umsetzung von Erkenntnissen ist hohe Priorität einzuräumen. Auch die stark zunehmende Komplexität der Systeme stellt vor die Herausforderung, dass diese in allen Bereichen, nicht nur der Logistik, erst einmal beherrscht werden müssen. Mit der internationalen Kooperation im Rahmen der Beschaffung können hier Erfahrungen anderer Nutzernationen mit einfließen. Für den SPz Puma konnten innerhalb der Phase 1 zuletzt bereits Erfolge erzielt werden und durch den Zulauf neuer ungeschützter Transportfahrzeuge in größerer Stückzahl konnte die materielle Einsatzbereitschaft im Bereich der Lkw gesteigert und Altsysteme aus der Nutzung genommen werden.

Phase 2: Systeme in der Wachstums- bis Sättigungsphase

Beispiele hierfür sind das GTK Boxer und das GFF Dingo

Grundsätzlich ist die materielle Einsatzbereitschaft von Systemen in dieser Kategorie hoch. Erfahrungen aus der Nutzung konnten umgesetzt werden, Prozesse sind eingespielt, Nutzungsgrenzen sind ausgelotet und die Defizite der Phase 1 konnten zumindest in die weitere Planung eingebracht werden, wie beispielsweise noch fehlende Dokumentation oder hinreichende Anzahl von Sonderwerkzeugsätzen. Die Erkenntnisse müssen und werden in die Produktpflege und Produktweiterentwicklung eingebracht und stellen, die Verfügbarkeit der Mittel vorausgesetzt, eine hohe materielle Einsatzbereitschaft und Verfügbarkeit sicher. In dieser Phase bringt, mit einem gesicherten Zulauf auf das materielle Soll hin, auch die Entscheidungen zur Ablösung der Vorgängersysteme eine wesentliche Entlastung in die Truppe. Reduzierung von Ausbildungsbedarfen, Entlastung von nicht mehr erforderlichem Material (Werkzeuge, Vorräte) ermöglichen es den Verantwortlichen Kräfte und Ressourcen frei zu machen, zum Erhalt der Einsatzfähigkeit des aktuellen Systems.

Phase 3: Systeme in der Sättigungs- bis Degenerationsphase

Beispiel hierfür: SPz Marder

In dieser Phase wird die materielle Einsatzbereitschaft durch den zunehmenden Verschleiß und die wachsende Alterung der in den Systemen genutzten Komponenten bestimmt. Der Erhalt der Einsatzreife ist hier in besonderem Maße herausfordernd. Obsoleszenzen und durch zunehmende Systemerweiterungen erreichte Grenzen der Belastbarkeit bestimmen die Anstrengungen des Erhalts der Einsatzreife. Mitunter kann nur durch Ausbau von Ersatzteilen aus anderen Systemen die Einsatzfähigkeit erhalten werden. Hinzu kommen auch Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit, die nur mit einer verlässlichen Aussage zur Rest-Nutzungsdauer auch höhere Investitionen für eine Nutzungsdauerverlängerung rechtfertigen. Auch aufgrund der noch klassischen (bewährten) Technik sind aber auch hier im Vergleich zu Systemen der Phase 1 noch hohe Einsatzbereitschaftswerte zu erzielen. Verbunden mit der erforderlichen Vollausstattung für alle Truppenteile einschl. der Reserve kommt diesen Produkten zukünftig eine besondere Bedeutung zu. Der Umgang mit neuen, hochkomplexen Systemen stellt Reservisten und die hierfür verantwortliche Ausbildungsorganisation vor große Herausforderungen. Die Weiternutzung von bewährten und noch einsatzreifen Systemen kann sich hier positiv auswirken. Kommt eine Ablösung für einen absehbaren Zeitraum nicht in Frage, ist mit einer Reduzierung der Typenvielfalt durch Anpassung an den aktuellen Bauzustand der gesamten Flotte zumindest eine Entlastung zu erreichen (Ausbildung, Vorschriften, Ersatzteile und Werkzeuge).

Logistische Aspekte zur Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft

Grundsätzliche Voraussetzung für eine hohe Einsatzbereitschaft ist insgesamt betrachtet einsatzreifes Gerät, in ausreichender Menge unter Berücksichtigung von Reserven.  Ergänzend zu den Aspekten der Einsatzreife und materiellen Einsatzbereitschaft der Systeme in ihren Lebensphasen wird durch weitere Maßnahmen der Bereitschaftsstand auf hohem Niveau gehalten. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von ungeschützten Mobilitätsträgern, in einem Einsatzumfeld unter geringerer Bedrohung, aus der Bereitstellung durch die BwFuhrparkService (BwFPS) GmbH. Modernität, Flexibilität und Nutzbarkeit auch für die spezifischen Bedingungen der militärischen Einsatzumgebung (Tarnbeleuchtung, Vorrüstung für Kommunikationsmittel und Handwaffen, Standardschnittstellen für Container und Wechselpritschen…) halten, in Verbindung mit einer im Grundbetrieb und auf Basis handelsüblicher Fahrzeuge funktionierenden Logistik durch die gewerbliche Wirtschaft, die materielle Einsatzbereitschaft auf hohem Niveau. Um diese positiven Aspekte auch im Einsatzgebiet und im Rahmen der NatRKV zu erhalten, ist jedoch sowohl die Ausbildung des Personals der Militärischen Logistik sowie die Verfügbarkeit von Dokumentation, Ersatzteilen und Sonderwerkzeugen sicherzustellen. Hierzu stellt die BwFPS beispielsweise die „Werkstattausstattung mobile Instandhaltung Bedarfsfall BwFPS“ bereit. In diesem Zuge ist auch die Nutzung der Logistischen Informationssysteme sicherzustellen, um mit dem Übergang vom Grundbetrieb in den Einsatz medienbruchfrei alle produktbezogenen logistischen Informationen verfügbar zu haben und zu nutzen.

oldaten der Instandsetzungskompanie des Logistikbataillon 131 reparieren die Kette und das Fahrwerk eines SchŸtzenpanzers Marder 1A3 im Brigadeinstandsetzungspunkt auf dem TruppenŸbungsplatz wŠhrend der VorfŸhrung "Brigadeinstandsetzngspunkt ROMINTEN". Die Informations- und LehrŸbung in Munster stellt die FŠhigkeiten der einzelnen Truppenteile des Heeres und deren Koordinierung dar. © Bundeswehr / Selsemeier
Klassische Militärische Feldinstandsetzung SPz Marder © Bundeswehr / Selsemeier

Ein weiteres Handlungsfeld des Erhalts und der Wiederherstellung der materiellen Einsatzbereitschaft sind die konzeptionellen und organisatorischen Aspekte einer in der Vergangenheit konsequent auf den Auslandseinsatz ausgerichteten Militärischen Logistik. Planungsleitend war die Sicherstellung der durchhaltefähigen logistischen Unterstützung von Stabilisierungsoperationen in bis zu zwei Einsatzgebieten. In den Einsatzgebieten stellte sie die logistische Basis zur Versorgung der Einsatzkräfte sowie den Anschluss an die Logistische Basis Inland und die Integration der logistischen Leistungen Dritter als „Logistikzentrum im Einsatz“ bereit. Die mobilen Logistikkräfte des Heeres und der SKB sind in derzeitiger Struktur bei weitem nicht ausreichend, der veränderten nationalen Ambition in der Landes- und Bündnisverteidigung und NatRKV gerecht zu werden. Beide Militärischen Organisationsbereiche haben ihre jeweiligen strukturellen Untersuchungen vorgelegt und erwarten für eine Umsetzbarkeit auf der Zeitachse die notwendigen Entscheidungen, insbesondere in der Trendwende Personal, jedoch in Verbindung mit Material und Infrastruktur. Eine Wiedererstarkung der logistischen Ebene eins sowie ein Ausbau der Ebene zwei gehören dazu. In allen logistischen Ebenen wurde die dringende Modernisierung der querschnittlichen Werkstattausstattungen, z.B. der Mobilen Instandhaltung, auf den Weg gebracht, um die Materialerhaltungsaufgaben sachgerecht und effizient in allen Einsatzoptionen mit militärischen Kräften erfüllen zu können.

Eine neuen mobilen Werkstattausstattung, die in nur zwei Container passt, für effizientere Reparaturen; Blauer Bund
Eine neuen mobilen Werkstattausstattung, die in nur zwei Container passt, für effizientere Reparaturen; © Bundeswehr/Bienert

Nicht nur der Zwischenschritt 1, die VJTF 2023, erfordert eine Bevorratung von Ersatzteilen für 30 Tage, sondern auch die weiteren Schritte. Mit der in 2019 beschlossenen Wiederinbetriebnahme von Material- und Munitionslagern, beginnend zum 1. April 2021 mit dem Materiallager in Königswinter, wird die ortsfeste Logistik wieder robuster aufgestellt werden, um ihren notwendigen logistischen Beitrag für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte zu leisten.

Mit der Task Force Beschaffungsorganisation (BeschO) widmet sich der Organisationsbereich Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) der Unterstützung einer seiner Hauptaufgaben: der Herstellung und Erhaltung der Einsatzreife. Hier kommen die Personalumfänge zur Erfüllung aller Managementaufgaben für die Aufrechterhaltung des Betriebs und für die neuen Projekte zum Abbau des Modernisierungsstaus schnell an ihre Grenzen. Es werden aber auch Aspekte der Vertragsgestaltung über Rahmen- und Lieferverträge sowie Kooperationen mit anderen Nutzernationen bzgl. gemeinsamer Beschaffungen oder Ersatzteillogistik ins Auge gefasst. Und Prozesse stehen auf dem Prüfstand, um mit pragmatischen Lösungen eine Verbesserung zu erzielen.

Fazit

Zusammengefasst verlangen die einzelnen Bemühungen und Projekte zur Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft der Systeme der Bundeswehr Maßnahmen im materiellen, personellen, organisatorischen, prozessualen und infrastrukturellen Bereich. Die materiellen Anstrengungen gehen in Richtung der Beschaffung von mehr Gerät einschließlich Reserven und der Bevorratung von Ersatzteilen. Die personellen Herausforderungen manifestieren sich in der Umsetzung der Trendwende Personal, der Mittelfristigen Personalplanung und den diesbezüglichen politischen Vorgaben und Grenzen zum Personalumfang der Bundeswehr. Die personellen Verstärkungen im Bereich der Unterstützungsaufgaben stehen dabei in Konkurrenz zu den Personaldefiziten in anderen Bereichen wie z.B. im Bereich der IT. Organisatorische Aspekte zielen auf die Sicherstellung der Versorgung z.B. durch Aufwuchs der Mobilen Logistikkräfte der Landstreitkräfte in den zugeordneten Zwischenschritten im Fähigkeitsprofil. Nahezu alle Maßnahmen erfordern, oft langdauernde, infrastrukturelle Anstrengungen, gut sichtbar an der Wiederinbetriebnahme der Lagereinrichtungen verbunden mit einer modernen Ausstattung. Und nicht zuletzt prozessuale Veränderungen zur schnellen und bürokratiearmen Umsetzung von Materialforderungen der Streitkräfte. Mit der „Bundeswehr der Zukunft“ wird es sicherlich weitere Antworten und Lösungen zur Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft geben.

Autor: Oberstleutnant a.D. Dipl.-Ing. MSc Wolfgang Gelpke