WiSENT 2 – Eine Plattform für verschiedene Missionen

Der von der FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) von Grund auf neu entwickelte WiSENT 2 ist die derzeit modernste und erste multifunktionale Fahrzeugplattform in der Klasse der schweren gepanzerten Unterstützungsfahrzeuge.
Bereits fünf Nationen, darunter mit Kanada, Norwegen und Ungarn drei NATO-Staaten, haben den WiSENT 2 als ihre neue Kernplattform für die Zukunft ausgewählt und führen ihn seit 2015 in ihre Streitkräfte ein. Das Fahrzeug bietet unerreichte Vielseitigkeit und überragende Leistungsdaten und ist damit FFGs Spitzenkandidat für die Nachfolge des in die Jahre gekommenen Pionierpanzer Dachs der Bundeswehr.

Eine Plattform – mehrrollenfähig und modular
Basierend auf dem bewährten Chassis des KPz Leopard 2, bietet die modulare Auslegung des WiSENT 2 und die Verwendung von moderner CAN-Bus Technologie dem Nutzer bisher unerreichte operationelle Flexibilität bei hoher logistischer Gleichheit mit dem Leopard 2. Unterschiedliche Fähigkeiten können so auf einem gemeinsamen Grundfahrzeug vereint werden, welches in kürzester Zeit mittels spezifischer Mission-Kits für die jeweils gewünschte Einsatzrolle als Pionier-, Berge-, Minenräum- und Brückenpanzer ausgerüstet werden kann.

Ein zentrales Hydraulikmodul, kombiniert mit intuitiver Fahrzeugbedienung über interaktive Touchscreen Displays, bildet dabei das Herzstück der WiSENT 2-Fahrzeugarchitektur. Alle hydraulischen Hauptkomponenten sind zentral in einem Hydraulikmodul als eine leicht austauschbare Einheit (LAE) im Hydraulikraum zusammengefasst, mühelos zugänglich und einfach zu warten. Sofern ein Wechsel der Einsatzrolle mittels der o. a. Mission-Kits durchgeführt wird, erkennt das Fahrzeug die bestehende Konfiguration automatisch, ohne dass eine Neuprogrammierung von Systemparametern notwendig ist („Plug & Play“).
Standardmäßig verfügt die WiSENT 2-Plattform über eine leistungsfähige Hauptwinde mit 40 t konstanter Zugkraft im Einzelzug. Neben der bordeigenen Trenn- und Schweißausrüstung und einer Vielzahl an mitgeführten Werkzeugen kann der WiSENT 2 entweder mit einer konventionellen Auxiliary Power Unit (APU) oder mit einem batteriebasierten Auxilliary Power Boost (APB) System ausgerüstet werden. Dies erlaubt im Einsatz längerfristige, nahezu geräuschlose Bereitschaftszeiträume (Silent Watch), ohne dass dafür das Haupttriebwerk laufen muss.
Ein hoch geschützter gemeinsamer Kampfraum sichert der dreiköpfigen Besatzung jederzeit die uneingeschränkte direkte Kommunikation untereinander, die Möglichkeit gegenseitiger Unterstützung und Hilfeleistung in Notsituationen unter Schutz sowie die fortgesetzte Einsatzfähigkeit des Fahrzeugs auch bei Ausfall eines Besatzungsmitglieds.

WiSENT 2 als Pionierpanzer
In der Pionierpanzervariante ermöglichen ein mehrteiliger Hochleistungsbaggerarm mit einer Reichweite von 9,4 m eine Förderleistung von mehr als 260 m3/h und ein Standard Baggerlöffel mit 1,3 m3 Fassungsvermögen eine Grabtiefe von über 4 m. Der gepanzerte Baggerarm verfügt über eine hydraulische Schnellkupplung für die Aufnahme von alternativen Löffeln oder Werkzeugen wie Greifern, Hämmern, oder Scheren etc. Der Werkzeugwechsel kann halbautomatisch unter Schutz durchgeführt werden, was insbesondere beim Einsatz in feindlicher urbaner Umgebung von Vorteil ist.


Je nach kundenspezifischen Anforderungen an das Pioniersystem stehen für den WiSENT 2 verschiedene Räumschildtypen zur Auswahl, vom einfachen Räumschild bis zum verstellbaren Pionierschild mit variablem Schnitt-, Neigungs- und Schiebewinkel.
Für taktisches Minenräumen kann der WiSENT 2 statt des Räumschildes mit einem Mine Breaching System (MBS) ausgerüstet werden, das aus einem Minenpflug mit Magnetsignaturduplikatoren und einem automatischen Gassenmarkierungssystem zur Kenntlichmachung der geräumten Spur für nachfolgende Einheiten besteht. Ergänzend kann der WiSENT 2 auch Minengassensprengsysteme wie z.B. das Plofadder Mine Clearing Line Charge (MCLIC) System verbringen.
Mit einem weiteren Kit erhält der WiSENT 2 die zusätzliche Fähigkeit, mittels der hydraulischen Schnellkupplung des Baggerarms taktische Kurzbrücken mitführen und verlegen zu können.

Höchstes Schutzniveau
Bereits das Grundfahrzeug bietet sehr hohen Schutz gegen Minen und ballistische Bedrohungen. Dieses hohe Schutzniveau kann durch den Anbau verschiedener optionaler Zusatzschutzsysteme gegen Bedrohungen wie Rocket Propelled Grenades (RPG) oder Improvised Explosive Devices (IED) weiter gesteigert werden.
Weitere Schutzoptionen umfassen ABC Schutzsysteme, Klimaanlage und/oder individuelle Kühlsysteme für die Besatzungsmitglieder (Chiller), vollautomatische Brandunterdrückungs- und Feuerlöschanlagen, sowie verschiedene 360°- Sensorlösungen für Tag und Nacht.
Optionale Wurfanlagen für den Einsatz von Nebelmitteln oder Sprenggranaten zum Selbstschutz sowie verschiedene ferngesteuerte Waffenstationen vervollständigen das Schutzkonzept des WiSENT 2.

Logistische Gleichheit und Aufwuchspotenzial
Das ausgereifte Chassis des Leopard 2 garantiert höchste Mobilität und Fahrleistungen inklusive der Tiefwat- und Tauchfähigkeiten ebenso wie ein hohes Maß an logistischer Gleichheit mit der Kampfpanzerflotte.
Die gemeinsame Fahrzeugplattform aller WiSENT 2-Konfigurationen reduziert ferner den Bedarf an spezifischen Teilen und Sonderwerkzeugen ebenso wie den Bedarf an spezieller Ausbildung.
Der WiSENT 2 ist bereits standardmäßig mit dem MLC 80 Fahrwerk und Antriebsstrang des KPz Leopard 2 A7V mit verstärkten Drehstäben und hydraulischen Anschlagsdämpfern sowie neuer Gleiskette und neuen Seitenvorgelegen mit stärkerem Drehmoment ausgestattet und bietet damit Aufwuchspotential für die Zukunft.
Die auf CAN-Bus-Architektur basierende Plattform erlaubt darüber hinaus die schnelle Integration von verschiedenen kundenspezifischen C4ISTAR Systemen und ermöglicht so die schnelle Anpassung des WiSENT 2 auch an zukünftige Einsatzszenarien im Wirkverbund.
Aktuell bewährt sich der WiSENT 2 u. a. im Einsatz bei der NATO Enhanced Forward Presence (eFP).

 

Quelle:

Text und Bilder: FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH

Rheinmetall modernisiert Schützenpanzer Marder der Bundeswehr mit neuen Fahrer-Nachtsichtgeräten

Die Bundeswehr hat Rheinmetall mit einer weiteren Modernisierung des bewährten Schützenpanzers Marder beauftragt. Rheinmetall Landsysteme liefert nun über 170 Fahrer-Nachtsichtgeräte für die Marder-Flotte. Der Auftragswert von rund 24 MioEUR brutto umfasst zudem logistische Anteile, Ausbildung und weitere Serviceleistungen. Die Auslieferung beginnt Ende 2021 und soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein.

Bei dem neuen Fahrernachtsichtgerät handelt es sich um das Modell Spectus II.

Es fusioniert das Bild einer Restlichtverstärker-Kamera mit dem eines Wärmebildgeräts und verbessert somit die Sicht des Fahrers auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Zudem wird das System durch eine Rückblickkamera ergänzt. Kooperationspartner bei dem Vorhaben sind die Rheinmetall Technical Publications und die Rheinmetall-Tochtergesellschaft benntec Systemtechnik GmbH. Das Vorgängersystem Spectus I wurde von Rheinmetall bereits als einsatzbedingter Sofortbedarf für die ISAF-Mission in Afghanistan in die Schützenpanzer Marder 1 A5A1-Flotte integriert.

Der jetzt erteilte Auftrag an Rheinmetall setzt die Erfolgsgeschichte der Nutzungsdauerverlängerung des Marders fort. Erst im Dezember 2019 war Rheinmetall durch die deutschen Streitkräfte mit einer umfangreichen Modernisierung eines Teils der Marder-Flotte beauftragt worden. Außerdem birgt die Beauftragung Potential für weitere Aufträge im In- und Ausland, so zum Beispiel durch die Freigabe der Beschaffung neuer Wärmebildzielgeräte Richtschützen und Kommandanten in den Bundeswehr-Mardern durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 7. Oktober 2020. Neben Deutschland nutzen auch Chile, Indonesien und Jordanien den Schützenpanzer Marder.

Als Entwickler und Systemhaus verfügt Rheinmetall über ausgewiesene Kompetenz und Erfahrung für den Schützenpanzer Marder. Das Waffensystem lief bei den Vorgängerorganisationen der heutigen Rheinmetall Landsysteme GmbH in Kassel von den Bändern. Der äußerst zuverlässige und einsatzerprobte Marder wird noch einige Jahre ein wichtiges Arbeitspferd der deutschen Panzergrenadiertruppe bleiben, auch wenn der Nachfolger Puma bald in einer Stückzahl von 350 Exemplaren bei der Truppe eingeführt sein wird.

 

Quelle:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Rheinmetall AG

Absage der Mitgliederversammlung 2020

Am 15. September 2020 hatte der Vorstand des blauer Bund e.V. beschlossen, unsere Mitgliederversammlung am 5. November 2020 durchzuführen und anschließend Einladungen an Sie alle versandt.
Zwischenzeitlich hat sich die Lage bezüglich der täglichen Neuinfizierungen mit dem Corona-Virus und damit die Grundlage für unsere Entscheidung dramatisch geändert. Viele Bundesländer, Kreise und kreisfreie Städte haben erhebliche Anstiege der 7-Tages-Inzidenz zu verzeichnen. Besonders davon betroffen ist u.a. auch Nordrhein-Westfahlen. In der Städteregion Aachen lag die 7-Tages-Inzidenz am 16. Oktober 2020 bei 87. Zunehmend melden sich Mitglieder, die die Durchführung unserer geplanten Mitgliederversammlung zu dem von uns vorgesehenen Zeitpunkt für unverantwortlich halten und eine Verschiebung anraten. Die Führung des Ausbildungszentrums hält es in dieser Lage ebenfalls für dringend geboten, zu diesem Zeitpunkt von der Mitgliederversammlung abzusehen.
In der Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder wurden weitreichende Entscheidungen getroffen, die z.B. in Nordrhein-Westfahlen durch die Landesregierung weiter verschärft wurden. Die Kanzlerin hat in einem dramatischen Appell die Bevölkerung aufgefordert, nicht zwingend notwendige Reisen zu unterlassen und insbesondere die Kontakte zu Mitmenschen wo immer möglich zu reduzieren. Dazu führte Sie aus:
„Wir müssen jetzt alles tun, damit das Virus sich nicht unkontrolliert ausbreitet. Dabei zählt jetzt jeder Tag. … Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, … auf jede Feier, die nicht wirklich zwingend notwendig ist. Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort.“
Der Vorstand des blauer Bund e.V. schließt sich dem Appell unserer Bundeskanzlerin sowie der Bewertung der Führung des Ausbildungszentrums wie auch einiger unserer Mitglieder an und sagt daher die für den 5. November 2020 geplante Mitglieder-versammlung hiermit ab.
Sobald die Entwicklung der Corona-Pandemie es zulässt, werden wir einen neuen Zeitpunkt für unsere Mitgliederversammlung festlegen und Sie dazu zeitgerecht einladen.
Kameraden, trotz der Verschiebung unserer Mitgliederversammlung ist die Vorstandsarbeit des blauer Bund e.V. gemäß unserer Satzung weiterhin gewährleistet. Unsere Satzung sagt hierzu aus, dass der Präsident und die anderen Mitglieder des Vorstandes auch nach Ablauf ihrer Amtszeit die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl weiterführen.
Im Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht (Auszug für Vereine) vom 27. März 2020 ist unter Art 2, § 5 Vereine und Stiftungen aufgeführt: „Ein Vorstandsmitglied eines Vereins oder einer Stiftung bleibt auch nach Ablauf seiner Amtszeit bis zu seiner Abberufung oder bis zur Bestellung seines Nachfolgers im Amt.“
Kameraden, besondere Lagen erfordern besondere Maßnahmen. Durch die COVID-19- Pandemie befinden wir uns in einer besonderen Lage. Ich hoffe, dass Sie die Entscheidung des Vorstandes nachvollziehen können und mittragen. Wir werden Sie bezüglich eines neuen Termins für unsere Mitgliederversammlung sobald wie möglich informieren.
Achten Sie auf sich und Ihre Lieben und bleiben Sie gesund.

Mit kameradschaftlichen Grüßen

Volker Thomas
Generalmajor

Informationsheft Oktober 2020

Das Informationsheft, Nr. 52 ist nun auch als pdf-File zum Herunterladen verfügbar. Sie finden es hier.

Sicherheitspolitik

  • Die NATO: Garant unserer Sicherheit
  • Rüstungskooperation in NATO & EU

Aus Ministerien, Ämtern und Kommandos

  • Die Leitlinien des neuen Konzepts der Landmobilität der Bundeswehr
  • Das künftige Bekleidungsmanagement
  • Weiterentwicklung der Heereslogistiktruppen
  • Logistische Unterstützung von Operationen der Streitkräfte: Phase Verlegung
  • Die neue Offizierausbildung im Heer
  • Defender 2020: Logistik – Schlüssel der Verteidigung

Rüstung / Technik

  • Additive Fertigung in der Bundeswehr

Aus den Schulen

  • GTK Boxer – Technisch logistische Einsatzprüfungen

Historie

  • Endlich Frieden – und was kommt danach?
  • Vor 75 Jahren: Das Ende des zweiten Weltkrieges in Europa

In eigener Sache

  • „blauer Bund e.V.“ – 30 Jahre Engagement für Logistik
  • Programm Informationsveranstaltung „blauer Bund e.V.“

Herzlichen Glückwunsch

  • Zum runden Geburtstag sowie den über 80-Jährigen im Jahr 2021
  • Beförderungen

Verschiedenes

  • Wir betrauern und gedenken

 

Editorial, Heft Nr.51

Sie halten die 52. Ausgabe des Informationsheftes des „blauer Bund e.V.“ in den Händen. Mit diesem Printmedium, das jährlich erscheint, wird traditionell für die anstehende Informationsveranstaltung des Vereins geworben. Zu diesem Anlass sollten dieses Jahr hochrangige Vortragende, im Schwerpunkt zu Themen der Fähigkeitsentwicklung der Bundeswehr und den Auswirkungen auf die Logistik, referieren. Aber dieses Jahr ist nicht wie andere Jahre und so hat
der Vorstand des „blauer Bund e.V.“ schweren Herzens die diesjährige Informationsveranstaltung absagen müssen. Die gültigen Einschränkungen zu Versammlungen dieser Art ließen keine andere Entscheidung zu. Es besteht jedoch die Absicht, Sie stattdessen über die Vereinspublikationen über das Leitthema zu informieren.

Beim Inhalt dieses Heftes selbst geht es von sicherheitspolitischen Fragen zu NATO, EU und Rüstungskooperation über die Landmobilität und die logistische Sonderaufgabe Bekleidung, hin zur Offiziersausbildung und Weiterentwicklung der Logistik im Heer. Wir streifen die Phase Verlegung als logistische Aufgabe und das Beispiel DEFENDER EUR 2020, genauso wie die technischen Themen Additive Fertigung und technisch logistische Einsatzprüfung am BOXER.
Im historischen Abriss beleuchten wir Ereignisse, die sich dieses Jahr zum 100. bzw. 75. Mal jähren, nämlich die Friedensverträge nach dem 1. Weltkrieg und das Ende des 2. Weltkrieges. Ebenso sollen hier jedoch Vereinsaktivitäten nicht zu kurz kommen. Und da gilt es ein wirklich erfreuliches Jubiläum hervorzuheben, denn der „blauer Bund e.V.“ feiert dieses Jahr seinen 30. Geburtstag.

Um in die oben beschriebenen Themen und auch in unser Vereinsleben selbst Einblick zu geben, haben wir unseren Leserinnen und Lesern, vor allem aber unseren Mitgliedern, eine Auswahl von Artikeln aus verschiedenen Bereichen zusammengestellt. Auf die übliche Auflistung der Aktivitäten und Veranstaltungen unserer Kameradschaften haben wir diesmal verzichtet, da die derzeit geltenden Regelungen zu Zusammenkünften in der Öffentlichkeit die Planung dieser Veranstaltungen mit hohem Risiko belegen. Über die aktuelle Entwicklung werden sie auf der Homepage und die Mitglieder per Email informiert.

Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre eine angenehme Zeit mit manch neuer Erkenntnis und freuen uns gemeinsam
auf die nächste Informationsveranstaltung, die vermutlich in Garlstedt stattfinden wird.

Quelle:

Autor: Oberstleutnant Schlosser und Oberstabsfeldwebel a.D. Matheis

Rheinmetall eröffnet Militärfahrzeug-Kompetenzzentrum MILVEHCOE in Australien

Rheinmetall hat sein neues Militärfahrzeug-Kompetenzzentrum im australischen Redbank/Queensland eröffnet. Mit dem Military Vehicle Center of Excellence (MILVEHCOE) wird eine eigenständige nationale Kapazität zur Entwicklung, Fertigung und Wartung militärischer Fahrzeuge, Plattformen und Türme für die australischen Streitkräfte sowie zum Export an befreundete Staaten geschaffen.

Offiziell eröffnet wurde das MILVEHCOE am 11. Oktober 2020 durch den australischen Premierminister Scott Morrison. An der Eröffnungsfeier nahmen – unter Beachtung der Pandemieschutzregeln – zahlreiche Vertreter aus überregionaler und regionaler Politik, aus den Streitkräften und der Verteidigungsindustrie teil.

Das MILVEHCOE ist das Herzstück eines 11 Hektar großen Areals, auf dem auch eine regionale Rheinmetall-Zentrale und eine großflächige Fertigungsstätte angesiedelt sind. Von dort werden an die Australian Defence Force (ADF) Fahrzeuge wie der Radspähpanzer Boxer 8×8 Combat Reconnaissance Vehicle (CRV) im Rahmen des Milliardenvorhabens Land 400 Phase 2 sowie hochmobile Logistikfahrzeuge (LKW) im Rahmen der laufenden Programme Land 121 Phase 3B/5B ausgeliefert.

Der Vorstandsvorsitzende der Rheinmetall-AG Armin Papperger sagte:

„Mit der Eröffnung von MILVEHCOE beginnt eine neue Ära der militärischen Fahrzeugfertigung in Australien. Technologie und Systeme aus Deutschland werden transferiert und bilden den Ausgangspunkt für einen global agierenden Hub zur Entwicklung, zur Herstellung sowie für den Vertrieb und bei Unterstützungsleistungen für militärische Fahrzeuge, Plattformen und Türme.

Papperger betonte weiterhin, dass die exportorientierte Ausrichtung des MILVEHCOE das nachhaltige Wachstum einer Militärfahrzeugindustrie in Australien voranbringen wird. Von der Einbindung in Rheinmetalls weltweite Versorgungsketten würde wiederum die wachsende Zahl der Zulieferer für Produkte und Dienstleistungen in ganz Australien profitieren.

„Mit MILVEHCOE schaffen wir eine herausragende Militärfahrzeug-Kompetenz, die auf der starken Partnerschaft zwischen den australischen Streitkräften und Rheinmetall gründet“, so Papperger. „Außerdem schafft es Wege für australische Firmen, sich an unseren

Programmen für gegenwärtige und künftige Kundenstaaten zu beteiligen, darunter NATO-Mitglieder wie Deutschland und Ungarn.“

Die Aufgaben und Einrichtungen des MILVEHCOE umfassen

  • die Entwicklung und Herstellung von Fahrzeugen, Türmen, Bewaffnung, Panzerung, Elektronik und Elektrooptik sowie Simulatoren;
  • eine Fahrzeug-Teststrecke und eine elektromagnetische Versuchskammer, in denen vor der Auslieferung erprobt wird, ob die Fahrzeuge alle Kundenforderungen erfüllen;
  • einen modernen rundum geschlossenen Schießstand;
  • ein Labor zur Systemintegration, in dem die Integration australischer Heeressysteme und deren Einrüstung in die Fahrzeuge untersucht und optimiert wird;
  • Büro- und sonstige Flächen für Entwicklung, Ausbildung, Beschaffung, Projektmanagement, Finanzen, Recht, Marketing und Management.

Gary Stewart, Geschäftsführer der Rheinmetall Defence Australia, hob hervor, dass sich mit MILVEHCOE die Fähigkeiten von Rheinmetall zur Belieferung der australischen Streitkräfte und internationaler Kunden erheblich verbessern. „Sobald MILVEHCOE im Vollbetrieb ist, wird es die Produktion der Boxer-Flotte des australischen Heeres und alle zugehörige Unterstützungsleistungen übernehmen und es wird zum Zentrum, in dem Streitkräfte, Industrie und Forschungsorganisationen beim australischen Boxer-Vorhaben und bei anderen Programmen zusammenarbeiten und Neuerungen einbringen.“

Im neuen Kompetenzzentrum werden künftig mehr als 450 Rheinmetall-Mitarbeiter beschäftigt sein.

Rheinmetall liefert derzeit im Rahmen des Rüstungsprogramms Land 400 insgesamt 211 Boxer-Fahrzeuge an das australische Heer. Außerdem liefert das Unternehmen im Rahmen des Vorhabens Land 121 mehr als 2500 hochmobile geschützte Lastwagen an die australische Armee. Sie bilden schon heute das logistische Rückgrat der ADF, das durch die Lieferung weiterer 1000 LKW zusätzlich verstärkt wird.

Darüber hinaus hat Rheinmetall mit dem Lynx KF41 einen hochgeschützten Schützenpanzer angeboten, der die hohen militärischen Anforderungen des 15 Milliarden Australische Dollar

(9,1 Mrd Euro) schweren Land 400 Phase-3-Programms erfüllt. „Design, Entwicklung und Herstellung des Lynx in Australien für die ADF sollen sich natürlich auch auf die modernen Fertigungskapazitäten des MILVEHCOE sowie auf ein starkes industrielles Netzwerk von Klein- und mittelständischen Unternehmen in ganz Australien abstützen“, sagt Rheinmetall-Geschäftsführer Gary Stewart.

 

Quelle:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Rheinmetall AG

Rheinmetall BAE Systems Land modernisiert ABC-Spürpanzer Fuchs der britischen Streitkräfte

Der Düsseldorfer Rheinmetall Konzern ist über die Joint-Venture Gesellschaft Rheinmetall BAE Systems Land (RBSL) vom britischen Verteidigungsministerium mit der Modernisierung der Spürpanzer Fuchs-Flotte und eines zugehörigen Ausbildungssimulators beauftragt worden. Der Auftragswert liegt bei über 16 Millionen Britischen Pfund (ca. 17,5 MioEUR).

Der ABC-Spürpanzer Fuchs ist ein hochgeschütztes Radfahrzeug (6×6) mit integrierter Spürausstattung, um Bedrohungen durch chemische, biologische, radiologische und nukleare (CBRN) Kampfstoffe aufzuklären. Rheinmetall verfügt in diesem Technologiefeld über langjährige Erfahrung und weitreichende Kompetenz. Durch ständige Weiterentwicklungen und Leistungssteigerungen steht den internationalen Nutzern für ihre ABC-Spürfüchse stets die modernste Spürtechnologie zur Verfügung. Die nunmehr erfolgte Vergabe des Modernisierungsauftrags zeigt, dass auch das britische Verteidigungsministerium für den zukünftigen Betrieb seiner Spürfuchs-Flotte auf die Kompetenz von Rheinmetall vertraut.

Im Rahmen dieses Auftrags wird RBSL Obsoleszenzen beseitigen und auch die Sensorausstattung der britischen ABC-Spürfüchse auf den oben erwähnten neuesten Stand der Technik bringen. Hierbei leistet die Rheinmetall Landsysteme GmbH mit ihrem Kompetenzzentrum für ABC-Systemtechnik in Kassel umfassende technologische Unterstützung.

Ein neues, umfassendes Servicekonzept wird im Rahmen des Programms durch ein internationales Team aus Ingenieuren der RBSL und Service Technikern der Rheinmetall Landsysteme implementiert. Dieses Konzept umfasst die technische Unterstützung, Ersatzteilversorgung, Instandsetzungsmaßnahmen, Wartung, Ausbildung sowie Entwicklungsleistungen. Die britische Armee kann somit auf den umfangreichen Erfahrungsschatz von Rheinmetall im Bereich der ABC-Spürpanzer zurückgreifen.

Die Umsetzung wird im RBSL-Werk in Telford koordiniert und durch britische Lieferanten unterstützt. Das Programm steht damit im Einklang mit der Agenda der britischen Regierung, Beteiligungsmöglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen zu schaffen, um so die regionale Wirtschaft zu fördern und hochqualifizierte Arbeitsplätze zu erhalten.

Die RBSL verfügt über eine hochqualifizierte Belegschaft mit über 450 Beschäftigten an mehreren britischen Standorten, darunter 250 Ingenieure mit Kernkompetenzen bei Waffensystemen, Schutz und Wirkung. Das RBSL-Team bringt seinen hohen Sachverstand bei Fahrzeugtechnologie und -integration ein, um die Fuchs-Flotte zu modernisieren und einsatzbereit zu halten.

Das notwendige Know-how im Bereich der ABC-Aufklärung wird durch die erfahrenen Experten der Rheinmetall Landsysteme beigesteuert.

Die jetzt beauftragten Modernisierungen werden die technische Übereinstimmung und damit die Interoperabilität mit den ABC-Spürfüchsen der NATO-Partner spürbar steigern. Unabhängig davon erhält die British Army selbst eine deutlich verbesserte CBRN-Spürfähigkeit.

Der britische Minister für die Streitkräfte, James Heappey: „Angesichts des raschen Wandels des militärischen Umfeldes war es noch nie so wichtig wie heute, unsere Fähigkeiten weiterzuentwickeln und weiterhin nach Innovation und Anpassungsfähigkeit zu streben. Diese beeindruckende Auftragsvergabe ist ein starker und positiver Schritt, um unsere traditionelle Ausrüstung zu modernisieren und bahnbrechenden Technologien weiterzuentwickeln.“

Peter Hardisty, Geschäftsführer der RBSL, die als Joint-Venture Gesellschaft mehrheitlich zu Rheinmetall gehört: „Die RBSL freut sich, ihre umfassende Expertise mit gepanzerten Fahrzeugen in das Fuchs-Programm einbringen zu können. Der Auftrag schützt Kernfähigkeiten im Vereinigten Königreich und bietet zugleich die Möglichkeit, neue Technologien nutzbar zu machen und verschafft der British Army erweiterte Fähigkeiten. Weiterhin ist es eine sehr gute Gelegenheit zur projektbezogenen Kooperation mit unseren Rheinmetall-Kollegen in Kassel/Deutschland sowie mit britischen klein- und mittelständischen Unternehmen.”

Weitere Informationen: ABC-Spürpanzer Fuchs

1990 erhielt die British Army von der deutschen Bundesregierung elf Fuchs-Spürpanzer aus Bundeswehr-Beständen, um so Landoperationen während des Golf-Krieges unterstützen zu können.

Der Fuchs ist auch bei weiteren Streitkräften weltweit in Nutzung und hat sich in zahlreichen Einsätzen als hoch wirksames System bewährt.

RBSL wird im Rahmen des Programms „Sustainment Fuchs UK“ wesentliche Verbesserungen der Spürfähigkeit der britischen Spürfüchse vornehmen, Obsoleszenzen beseitigen und weitere Unterstützungsleistungen erbringen.

Quelle:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Rheinmetall AG

Rede der Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer zum Haushaltsgesetz 2021 vor dem Deutschen Bundestag am 30. September 2020 in Berlin

Sehr geehrter Frau Präsidentin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete!

185.000, 3.200, mehr als 1.200, das sind Zahlen, die sich hinter diesem Haushalt verbergen. Das sind 185.000 Männer und Frauen, die ihren Dienst in der Bundeswehr versehen, das sind rund 3.200 Soldatinnen und Soldaten, die in Ihrem Auftrag im Ausland im Einsatz sind, gerade zu dieser Stunde, und das sind rund 1.200 Soldatinnen und Soldaten, die im Kampf gegen Covid-19 helfen, im Ausland, im Inland, fast überall – vielleicht mit Ausnahme des einen oder anderen Bezirks in Berlin.

Liebe Freundinnen und Freunde, meine sehr geehrten Damen und Herren, für diese Männer und Frauen streiten wir in diesem Haushalt um Geld, für diese Männer und Frauen versuchen wir, gute Politik zu machen, diesen Männern und Frauen sind wir zu Dank verpflichtet, und auf diese Männer und Frauen dürfen und können wir auch stolz sein.

In dieser Danksagung spiegelt sich die Lage unseres Landes: auf der einen Seite eine strategische Situation, die uns in die Verantwortung zwingt, und auf der anderen Seite eine akute Pandemie, die uns die Gewissheiten raubt und unseren finanziellen Spielraum einengt.

Schauen wir deshalb gemeinsam auf die Welt, so wie sie ist und wie sie uns fordert! Die Nachbarschaft der EU, im Halbkreis vom Nordosten bis zum Südwesten, ist – wir haben das eben in der Debatte schon gehört – krisenbeladen und instabil, von Misstrauen und leider oft genug auch von Gewalt geprägt. Doch es ist unsere Nachbar- schaft, mit Menschen, die uns am Herzen liegen, mit wirtschaftlichen, politischen und humanitären Interessen. Ein Blick auf die Karte und in ebendiese Nachbarschaft genügt, um deutlich zu machen: Sicherheit in Europa ist nicht teilbar, die Sicherheit der Länder um uns herum ist auch unsere Sicherheit.

Das ist einer der Gründe, warum die Bündnis- und Landesverteidigung in unseren Planungen heute wieder eine zentrale Rolle spielt; der Generalinspekteur der Bundeswehr hat das heute in einem Beitrag entsprechend belegt. Deshalb nutzen wir die deutsche Ratspräsidentschaft auch, um erstmals in der europäischen Geschichte eine gemeinsame Bedrohungsanalyse aller 27 Mitgliedstaaten und für alle 27 Mitgliedstaaten zu erstellen. Zu dieser Bedrohungsanalyse gehört ganz sicher auch die Tatsache, dass in der digitalisierten Welt die Sicherheit unserer Daten, unserer Netzwerke, unserer lebenswichtigen Infrastruktur auf dem Spiel steht und auch der Weltraum als Domäne längst kritische Relevanz hat.

Schließlich fällt der Blick auch nach Asien, auf China und auf die Auswirkungen, die eine veränderte Machtbalance dort auf uns, auch hier in Europa und in Deutschland, hat. Die neuen Leitlinien der Bundesregierung zum Indopazifik definieren Deutschlands Rolle in dieser entscheidenden Weltregion, in der ein großer Teil unseres Wohlstandes erwirtschaftet wird. Um es noch einmal deutlich zu machen, weil es heute Morgen wohl die eine oder andere Unsicherheit über die Rolle der Bundesregierung und auch die Rolle der Bundeswehr in diesem Raum gab, darf ich zitieren aus ebendiesen Leitlinien zum Indopazifik:

Die Bundesregierung wird ihr sicherheitspolitisches Engagement im Indopazifik ausweiten die sicherheits- und verteidigungspolitische Kooperation in der Region mit ihren Partnern ausbauen. Dies kann die Teilnahme – unter anderem – an Übungen in der Region sowie verschiedene Formen maritimer Präsenz umfassen. Für die, die es nicht wissen: „Maritime Präsenz“ ist die Übersetzung von „Schiff“. Deswegen werden wir, wenn Covid es erlaubt, nächstes Jahr mit der Bundeswehr auch in diesem Raum präsent sein.

Dieser Blick macht deutlich: Wenn unser Geschäftsmodell global ist, dann muss auch unsere Sicherheitspolitik global sein. Ich muss deshalb noch einmal deutlich sagen: Wir Deutsche werden als Sicherheitsgarant dafür mehr tun müssen – nicht für Trump, nicht für irgendwen, sondern für unsere eigene Sicherheit.

Lassen Sie mich mit Blick auf das, was die Linken heute Morgen in der Generaldebatte gesagt haben – ich meine den platten Versuch, Bildung gegen Sicherheit und gegen Verteidigung auszuspielen –, noch einmal deutlich sagen: Ich will gut-, ja bestausgebildete Kinder in der Bundesrepublik Deutschland. Aber ich will, dass sie zu selbstbestimmten Menschen heranwachsen können, die in Frieden und Freiheit leben. Und für Frieden und Freiheit stehen die Bundeswehr, die gemeinsame europäische Verteidigung und die Nato. Dafür lohnt es sich, Geld in die Hand zu nehmen.

Es ist unsere Aufgabe, diesen Anspruch mit Leben zu erfüllen in einer Zeit, in der die Mittel nicht in den Himmel wachsen. Der Finanzminister hat gestern gesagt, Haushalt und Planungen stehen unter besonderen Bedingungen. Mit dem Haushalt 2021 steigen unsere Verteidigungsausgaben noch einmal. Das ist ein wichtiger Erfolg, und dafür bin ich dankbar.

Bei einigen der langfristigen Rüstungsprojekte hat die Pandemie die Lage aber verändert; hier fordern die Hersteller, die durch Corona in Not geraten sind, größere Teile der Kosten zu einem früheren Zeitpunkt ein. Das heißt, die Gesamtkosten steigen nicht, aber die Bugwelle erreicht uns früher, und dadurch werden Planungen obsolet. Konkret heißt das: Die großen Beschaffungsvorhaben, allen voran europäische Kooperationsvorhaben, werden nur umsetzbar sein, wenn dafür in Zukunft zusätzliches Geld bereitgestellt wird. Das gilt für den Eurofighter wie für das deutsch-französische FCAS-Projekt und den Hubschrauber NH90. Wenn deutsche und europäische Unternehmen die Liquidität erhalten sollen, die sie brauchen, dann müssen dafür neue Zusagen gemacht werden. Das ist ein Anliegen der gesamten Bundesregierung.

Der Finanzminister hat gestern auch gesagt: Wir werden dafür Sorge tragen, dass die Investitionstätigkeit in diesem Jahr und in den folgenden Jahren nicht zurückgeht. Er hat recht; denn es geht bei unserem Etat nicht nur um Sicherheit, es geht auch um Wertschöpfung und Arbeitsplätze am Industriestandort Deutschland. Bei all dem ist besonders wichtig: Diese Großvorhaben werden nicht bedingungslos umgesetzt, und sie werden schon gar nicht zulasten kleiner und mittlerer Projekte umgesetzt, die wir für das Funktionieren des Gesamtsystems Bundeswehr brauchen. Das haben wir in der Vergangenheit zu lange getan, und an dem Ergebnis leidet die Bundeswehr, leiden die Soldatinnen und Soldaten noch heute.

Mein Lieblingsbeispiel dazu: Seit fast 20 Jahren beabsichtigt die Bundeswehr, einen speziellen Pionierwerkzeugsatz zu beschaffen, und seit 20 Jahren ist er immer wieder herunterpriorisiert worden, weil das Geld nicht gereicht hat. Das führt zu Verdruss, das führt zu Verärgerung, und zwar vollkommen zu Recht, und damit muss Schluss sein.

Worauf kommt es also im Jahr 2021 an? Es kommt darauf an, unsere Soldatinnen und Soldaten mit Material auszustatten – ein dickes Brett, ich weiß. Die Initiative Einsatzbereitschaft, die wir im Februar gestartet haben, bei der wir bis zum Juni über 90 Prozent der identifizierten Vorhaben angepackt haben, wird auch weiter ein dickes Brett bleiben, auch wenn wir erste Fortschritte sehen: Flugstunden für den Eurofighter und andere Luftfahrzeuge der Luftwaffe sind erhöht worden. Über 1.200 moderne Lkws sind in der Truppe angekommen, lösen die teils 40 Jahre alten Vorgänger ab, weitere müssen folgen. Kurzfristig sind die Kapazitäten bei der bundeswehreigenen Instandsetzung aufgestockt worden.

Aber das reicht noch nicht aus. Es muss Weiteres dazukommen. Dazu gehört als ein zentrales Vorhaben auch die Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr. Für den bestmöglichen Schutz unserer Streitkräfte im Einsatz ist das unerlässlich.

Das Verteidigungsministerium hat hier im Juli, so wie es im Koalitionsvertrag vorgesehen war, die Ergebnisse einer intensiven Anhörung vorgestellt und Einsatzgrundsätze dafür entsprechend vorgelegt. Ich hoffe, dass wir in der nächsten Woche zu einer abschließenden Beschlussfassung beim Koalitionspartner kommen, dass wir grünes Licht vom Parlament erhalten, um dann sofort in die Verhandlungen einzusteigen, um schnellstmöglich die 25-Millionen-Euro-Vorlage ins Parlament einzubringen.

Dabei ist wichtig, dass wir von der Industrie auch wirklich als ein Premiumkunde behandelt werden. Wir zeigen gerade auch beim Projekt „schwerer Transporthubschrauber“, dass wir nicht alles und nicht zu jedem Preis abnehmen, was uns angeboten wird. Auch das sind wir der Bundeswehr, das sind wir aber auch den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern dieses Landes schuldig.

Bei der Heeresinstandsetzungslogistik, die wir gemäß Beschluss des vergangenen Jahres nicht mehr privatisieren werden, sind wir in der Lage, in den nächsten Wochen die entsprechende neue Eigentümerstrategie vorzulegen, um auf dieser Grundlage dann auch in die weiteren Planungen für die Werke einzutreten.

Der vormalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Bartels, hat gestern Abend bei seiner Verabschiedung sehr treffend Folgendes gesagt: Die Bundeswehr ist eine Armee der Demokraten in der Demokratie für die Demokratie. – Die allermeisten Soldatinnen und Soldaten sind in die Bundeswehr eingetreten, um für diese Demokratie einzutreten. Diese Soldatinnen und Soldaten bekommen meine, bekommen unsere Rückendeckung. Wir lassen es nicht zu, dass der Dienst dieser Soldatinnen und Soldaten von einer verfassungsfeindlichen Minderheit entwertet und verraten wird. Dafür arbeiten wir alle gemeinsam.

Und wir arbeiten daran, dass die Bundeswehr vielfältig ist, dass nicht danach gefragt wird, welche Hautfarbe ein Soldat oder eine Soldatin hat, welches Geschlecht, wel- che sexuelle Präferenz, welchen Glauben, woher er kommt, sondern dass wir sagen: Es kommt darauf an, was dieser Soldat beziehungsweise diese Soldatin leisten. Deswegen bin ich froh, dass wir feststellen konnten: Die vorvergangene Praxis der Diskriminierung von Homosexuellen in der Bundeswehr war falsch. Dafür haben wir uns entschuldigt. Jetzt geht es um die Entschädigung. Und ich hoffe, dass wir noch in dieser Legislaturperiode mit Ihrer aller Unterstützung in diesem Haus ein entsprechendes Gesetz verabschieden können.

Vor 30 Jahren, als das vereinte Deutschland zusammenwachsen musste, durfte, zum Glück durfte, war die Bundeswehr, was viele gar nicht erwartet haben, ein Motor der Integration von Ost und West. Heute, 30 Jahre nach der Einheit, gilt, dass Deutschland sicherheitspolitisch in eine neue Rolle hineinwachsen muss. Und wieder kann die Bundeswehr ein Motor sein, der einen wichtigen politischen und gesellschaftlichen Prozess voranbringt, indem unsere Streitkräfte Deutschland, seine Menschen, seine Interessen, seine Werte verteidigen und indem wir dafür unsere Verantwortung stärken, in Europa und in der Welt.

Herzlichen Dank.

 

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung