Soldaten versorgen einen Schützenpanzer Puma mit Munition an der Station Versorgung eines Kampftruppenbataillons im Rahmen der Ausbildungslehrübung Landoperationen auf dem Truppenübungsplatz Bergen am 07.10.2022. Blauer Bund

Neue Munition für den Schützenpanzer Puma

Die Bundeswehr erhält weitere Munition des NATO-Standardkaliber 30 mm x 173. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat dazu bereits im Dezember 2022 einen Rahmenvertrag mit dem Hersteller Rheinmetall Waffe Munition GmbH abgeschlossen. Insgesamt können hieraus über die kommenden Jahre mehr als 600.000 Patronen beschafft werden. Die ersten rund 25.000 Patronen wurden noch in 2022 abgerufen und  der Truppe seit Januar 2023 zur Verfügung.

Die neue Munition dient der Aufstockung der Einsatzbevorratung, darüber hinaus zur Ausbildung und für Übungen der Truppe. Mit Schwerpunkt werden die Kräfte der schnellen NATO-Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) 2023 ausgestattet.

Soldaten versorgen einen Schützenpanzer Puma mit Munition an der Station Versorgung eines Kampftruppenbataillons im Rahmen der Ausbildungslehrübung Landoperationen auf dem Truppenübungsplatz Bergen am 07.10.2022. Blauer Bund
Mit der vom BAAINBw beschafften Munition wird unter anderem die Einsatzbevorratung aufgestockt / Bundeswehr/Marco Dorow

Der Vertrag hat bei Beauftragung der maximalen Munitionsmenge ein Volumen von rund 576 Millionen Euro und wird aus Haushaltsmitteln des Einzelplans 14 finanziert.

Im Gegensatz zu den vergangenen Verträgen ist die kürzlich abgeschlossene Vereinbarung mit einer Laufzeit von sieben Jahren versehen, um einen jährlich flexiblen Abruf der Munition anhand des identifizierten Bedarfes für die Truppe zu ermöglichen.

Die Patrone 30 mm x 173 Splitter mit Zeitzünder kann Ziele effektiv bis zu einer Entfernung von mehr als 2.000 m bekämpfen. Sie wird vom Schützenpanzer Puma mit der 30-mm-Maschinenkanone des Typs MK 30-2/ABM verschossen. Mit der Waffe können Ziele im Einzel- als auch im Dauerfeuer mit hoher Präzision bekämpft werden.

Die Maschinenkanone des Schützenpanzers Puma bekämpft Ziele im Einzel- und Dauerfeuer / Bundeswehr/Marco Dorow Blauer Bund
Die Maschinenkanone des Schützenpanzers Puma bekämpft Ziele im Einzel- und Dauerfeuer / Bundeswehr/Marco Dorow

 

Text: PIZ AIN
Bilder: Bundeswehr/Marco Dorow

Die Ausrichtung der TSH im Kontext der Befähigung zur Landes- u. Bündnisverteidigung

Der Prozess der Refokussierung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung wurde nach dem Russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 deutlich beschleunigt. Diese Zeitenwende hat natürlich auch signifikanten Einfluss auf die TSH als eine zentrale Ausbildungseinrichtung des Heeres.

Soldaten der Streitkräfte (SK) der UKR wurden und werden an der TSH an den von Deutschland gelieferten Waffensystemen ausgebildet.

Die gesamte Ausbildung an der TSH, d.h. Inhalte, Organisation, Verfahren und Strukturen – einschließlich der Abläufe zu deren Bedarfsdeckung, ist im Lichte der aktuellen Herausforderungen unter den Schlagworten Flexibilisierung, Digitalisierung und Optimierung auf den Prüfstand zu stellen. Es gilt, sämtliche Ressourcen bestmöglich zu nutzen, Handlungsbedarfe zu identifizieren und notwendige Anpassungen in den Prozess der Weiterentwicklung der TSH zielgerichtet einzubringen. Dies bedeutet u.a., neben der verstärkten Integration von Leistungen Dritter, gerade auch die Implementierung moderner Ausbildungstechnologien stringent weiter voranzutreiben und innovatives Potential im Rüstungsprozess zu identifizieren.

Ausbildungsunterstützung UKR SK durch die TSH

An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet - Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. Blauer Bund
An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet – Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. ©2022 Bundeswehr/Florian Sorge

Die TSH führt seit Mai 2022 die Ausbildungsunterstützung (AusbUstg) UKR Instandhaltungskräfte (IHKr) an der PzH 2000 durch. Die AusbUstg wurde entlang weiterer Waffenlieferungen an die UKR Mitte des Jahres auf den Raketenwerfer MARS II und das geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeug DINGO 2 ausgeweitet.

Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Blauer Bund
Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. ©2022 Bundeswehr/Mario Bähr

Vorbereitung und Durchführung der Sondertrainings erfolgten unter hohem zeitlichem Druck und mit großer sicherheits- und außenpolitischer Wirkung.

Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Blauer Bund
Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Bundeswehr/Roberto Pfeil

Auch wenn der Auftrag – mit nachhaltiger Unterstützung durch externe Dienststellen – erfolgreich durch die TSH ausgeführt wurde und wird, so zeigt die AusbUstg UKR IHKr auch die Grenzen der TSH im Rahmen der Bereitstellung zusätzlicher, über die eigentliche Trainingsplanung des Ausbildungsjahres hinausgehender Ausbildungskapazitäten auf. Die Belastung für Ausbildungs- sowie Unterstützungspersonal, Dolmetscher und Sprachmittler ist erheblich, Verdrängungseffekte auf nationale Trainingsbedarfe sind signifikant.

Einbindung von Leistungen Dritter in die technische Ausbildung der TSH

Die heutige Soll-Organisation der TSH leitet sich im Kern aus dem Ergebnis der in 2015 durchgeführten Lehrer- u. Hörsaalbedarfsrechnung ab. Diese entspricht nicht mehr den aktuellen Ausbildungsbedarfen. Einmal entstandene Defizite in der Bedarfsdeckung können kaum kompensiert werden, da die Soll-Organisation der TSH keine flexiblen Trainingskapazitäten vorsieht. Vielmehr ist externe Unterstützung, z.B. durch die Beistellung von – auch in der Truppe nur sehr begrenzt dafür verfügbarem – Ausbildungspersonal, erforderlich.

Zudem bieten sich Ausbildungskooperationen mit der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH oder mit multinationalen Partnern sowie die Einbindung von Industrieausbilderkapazitäten an. Vertreter der TSH führen dazu derzeit eine Vielzahl von Abstimmungsgesprächen. Absicht ist es, bereits im kommenden Jahr in diesem Handlungsfeld signifikante Fortschritte zu erzielen.

Ausbildungskooperation mit der HIL GmbH

Die HIL GmbH ist integraler Bestandteil des Logistischen Systems der Bundeswehr und maßgeblicher Instandhaltungsdienstleister für Landsysteme der SK. Die Umsetzung der ministeriell gebilligten Unternehmensstrategie der HIL GmbH bis 2031 führt zu einem erheblichen personellen Regenerations- und Ergänzungsbedarf. Bereits jetzt gibt es einen hohen Bedarf an Erst- und Zweitausbildungen für Instandsetzungspersonal, der sich in den folgenden Jahren durch beabsichtigte Neueinstellungen weiter steigern wird.

Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH Blauer Bund
Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH

Die HIL GmbH verfügt über qualifiziertes und erfahrenes Instandsetzungsfachpersonal, das bei individueller Eignung („Können und Wollen“) als Ausbildungspersonal für die TSH gewonnen und qualifiziert werden kann. Seit 2021 wird daher die Einbindung von Ausbildern der HIL GmbH zur kooperativen Ausbildung von militärischen IHKr und HIL-Mitarbeitern an der TSH erfolgreich erprobt. In der nun fast zweijährigen Pilotphase konnten deutliche Synergieeffekte („win-win“) im Rahmen der Ausbildungsbedarfsdeckung der SK und der HIL GmbH identifiziert werden. Ziel ist die Erarbeitung einer auf Dauer angelegten Kooperationsvereinbarung mit einer gesicherten und planbaren paritätischen Ressourcen- u. Lehrgangsplatzteilung für SK und HIL GmbH, um so die Ausbildungsbedarfe von SK und HIL GmbH flexibel zu decken.

Kooperative Ausbildung mit multinationalen Partnern

Ähnlich geartete Synergieeffekte bestehen im Rahmen der gemeinsamen Ausbildung mit internationalen Partnern.

Der Wechsel bei gemeinsam genutzten Landsystemen von einer national ausgerichteten Ausbildungsorganisation hin zu einem multinationalen Ausbildungsverbund generiert deutliche Vorteile für alle Beteiligten und ist mit Blick auf die grundsätzliche Relevanz von Multinationalität im militärischen Kontext in vielerlei Hinsicht folgerichtig. Neben dem optimierten Ressourceneinsatz werden zusätzlich interoperable Instandsetzungsfähigkeiten aufgebaut, die auch bei multinationalen Übungen und in Einsätzen dazu beitragen können, den logistischen Footprint beherrschbar zu halten. Zu erwartende beiderseitige Vorteile lohnen den Aufwand, insbesondere die Überwindung der nicht zu unterschätzenden Sprachbarriere sowie die Beantwortung noch offener rechtlicher Fragestellungen.

Mit den NLD SK werden entsprechende Kooperationen bereits im Rahmen der Ausbildung an der PzH 2000 und am FENNEK sehr erfolgreich praktiziert. Dabei werden Ausbildungsmittel und Infrastruktur gemeinsam genutzt. In 2023 wird die Ausbildungserweiterung auf den TPz FUCHS angestrebt. Diese Ausbildung wird in englischer Sprache erfolgen.

Neben weiteren Systemen bietet gerade auch der GTK BOXER vielfältige Möglichkeiten zur Multinationalisierung der technischen Ausbildung. Erste Gespräche mit der GBR Seite sind dazu für Januar 2023 geplant.

Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Blauer Bund
Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Bundeswehr/Marco Dorow

 

Einbindung von Industrieleistungen in die technische Ausbildung

Die großen Systemhäuser der Rüstungsindustrie verfügen über umfangreiche Ausbildungskapazitäten. Diese Kapazitäten wurden bereits in der Vergangenheit durch die Bundeswehr und andere Armeen genutzt. Die Einbindung von Ausbildungskapazitäten der Industrie – z.B. durch Abruf aus Rahmenverträgen – bietet eine zweckmäßige zusätzliche Möglichkeit, um Trainingskapazitäten der TSH flexibel zu nutzen bzw. bedarfsgerecht anzupassen. Daher wird derzeit im engen Zusammenwirken mit der Industrie und zuständigen Stellen (AusbKdo, BAAINBw) geprüft, wie eine derartige Kooperation realisiert werden kann.

Implementierung moderner Ausbildungstechnologien

Zusätzlich zur ressourcenoptimierten, flexibilisierten Auslastung der TSH ist die Ausbildung auch an die stetig steigenden technischen Anforderungen anzupassen. Dies ist eine Daueraufgabe.

Den Herausforderungen einer großen Variantenvielfalt an komplexen Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen ist auch mit der zielgerichteten Anwendung moderner Ausbildungstechnologien zu begegnen. Mit digitalisierter Ausbildung und darauf angepasster Didaktik und Methodik lassen sich Ausbildungsinhalte in Kombination von Fernausbildung und Präsenzzeiten effizient und effektiv vermitteln.

Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality (MR) bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren bei komplexen Systemen stellt die TSH eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN; Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Blauer Bund
Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN;
Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Bundeswehr/Alexander Bozic

Das an der TSH etablierte MAT-Autorenteam (MAT: Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte mittels 3D-Software so zu visualisieren und zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung nutzbar sind. So werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel – vom Tablet bis zur Augmented-/Virtual-Reality (AR/VR)-Brille – erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Beim Brückenlegepanzer LEGUAN werden z.B. durch den Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten virtuellen Realität (MR) komplexe technische Vorgänge für die Ausbildung aufbereitet und digital animiert. Das Innovationspotenzial einer simulationsbasierten und Netzwerk-gestützten Ausbildung, insbesondere bei komplexen Landsystemen, ist groß. Simulatoren werden niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können, gleichwohl wird an der TSH der Weg der Implementierung moderner Ausbildungstechnologien konzeptionell, organisatorisch, strukturell, materiell sowie inhaltlich konsequent und mit Nachdruck fortgesetzt. Zur weiteren Ausplanung, Steuerung und Überwachung sämtlicher Maßnahmen wird ablauforganisatorisch ein Koordinationselement eingerichtet.

Weiteres Vorgehen

Neben den bereits beschriebenen Handlungsfeldern erzeugt auch die Qualität der Ausbildungs- u. Unterbringungsinfrastruktur an der TSH erheblichen Handlungsdruck. Die umfänglichen Bedarfe sind identifiziert und der Infrastrukturprozess ist in allen Bereichen nachhaltig angestoßen; von einer Realisierungszeit bis weit in die 2030er Jahre ist auszugehen.

Ausbildungsorganisation, Trainingsmanagement und Ausbildungsinhalte werden derzeit bis Ende des Jahres TSH-intern untersucht; die entsprechenden Erkenntnisse werden in einem „Gedankenpapier“ zusammengefasst und auf dem Dienstweg gemeldet. Ziel ist es, auf Basis dieser Überlegungen Prozesse zur Neuausrichtung der TSH anzustoßen bzw. umzusetzen.

Verkleinerung des logistischen Fußabdrucks der IHKr des Heeres

An der TSH gehen das Streben nach Optimierung der Ausbildung sowie Identifizieren von Innovationspotential im Rüstungsprozess Hand-in-Hand. Dazu abschließend ein Beispiel:

Die Vielfalt genutzter Waffensysteme und deren stetig steigende technische Komplexität sowie der Einsatz von BwFPS-Fahrzeugen sind wesentliche Ursachen für eine – aus logistischer Sicht – überbordende und unkoordinierte Ausstattung der IHKr mit Werkzeugen, Sonderwerkzeugen sowie Werkzeug-/Werkstattausstattungen.

Der Bereich Technik/Logistik an der TSH verfügt vor allem mit dem „Fachbereich querschnittliche Werkzeuge“ über umfassende Kompetenz zu Werkzeugen für sämtliche Landsysteme. Aus dem Fachbereich wird jetzt in einem ersten Schritt der Versuch gestartet, die Ausstattung mit querschnittlichem Werkzeug zielgerichtet zu strukturieren und minimieren.

Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Fallmöglich soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Blauer Bund
Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Falls möglich, soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Bundeswehr/TSH, Ber T/L

Dazu soll künftigen Auftragnehmern von Rüstungsprojekten eine neu generierte Auflistung der bei den IHKr bereits verfügbaren querschnittlichen Ausstattung übergeben werden. Damit ist die Auflage verbunden, möglichst sämtliche IH-Arbeiten mit diesem Werkzeug zu ermöglichen und auf den Einsatz von Sonderwerkzeug weitestgehend zu verzichten. So sollen die Fähigkeit zum mobilen Einsatz der IHKr erhöht, der Gesamtumfang an Werkzeugen minimiert und die verfügbaren Haushaltsmittel noch wirtschaftlicher verwendet werden. Erste Besprechungen zum Vorhaben zunächst mit den Verantwortlichen im Amt für Heeresentwicklung sind für November 2022 vorgesehen.

Zusammenfassung

Instandsetzungspersonal aller Ebenen muss und wird mit qualitativ hochwertiger Ausbildung auch zukünftig bestmöglich befähigt werden, Landsysteme unter allen Bedingungen, in Frieden, Krise und Krieg, instand zu halten. Für die TSH ist dieses Rational handlungsleitend!

BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH. Blauer Bund
BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH.

Text: Brigadegeneral Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres
Anm. Red.: Dieser Artikel steht im Zusammenhang mit dem Vortrag des Autors bei der Informationsveranstaltung des Blauer Bund e.V. im November 2022

Das neue Rettungszentrum wurde heute erfolgreich auf den Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN aufgesetzt. Blauer Bund

Neues Rettungszentrum auf Einsatzgruppenversorger der Marine

Ende Mai 2022 wurde das neue integrierte Marine-Einsatz-Rettungszentrum (iMERZ) erfolgreich auf dem Einsatzgruppenversorger (EGV) „Frankfurt am Main“ aufgesetzt. Das iMERZ ist als festes Deckhaus auf dem größten Schiff der deutschen Marine installiert und dient zukünftig der Optimierung der medizinischen Versorgungsabläufe an Bord. Der EGV verfügt damit über ein komplettes „Krankenhaus“, ausgestattet mit zwei Operationsräumen, einem Röntgenraum, einer Zahntechnik-Abteilung, verschiedenen Laboren sowie modernster Medizintechnik, um die vollumfängliche Versorgung der Soldatinnen und Soldaten auf hoher See sicherzustellen.

Das neue Rettungszentrum wurde heute erfolgreich auf den Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN aufgesetzt. Blauer Bund
Das neue Rettungszentrum wurde Ende Mai 2022 erfolgreich auf den Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN aufgesetzt. Foto: GERMAN NAVAL YARDS KIEL GmbH

Das iMERZ stellt hierbei ein zentrales Element innerhalb der Rettungskette dar: von der Notfallversorgung auf der Einheit über die Erstversorgung im iMERZ bis hin zur weiterführenden Versorgung an Land. Dazu der Projektleiter im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Gunther Brückner: „Mit dem heutigen Aufsetzen des iMERZ ist der letzte Meilenstein erreicht, um den Einsatzgruppenversorger mit seinem gesamten Fähigkeitsspektrum der Marine zur Verfügung zu stellen und somit deren Einsatzbereitschaft zu stärken.“ Die nun erfolgte Integration fand im Rahmen planmäßiger Instandsetzungsarbeiten statt. Anfang Mai hatte das Schiff die Instandsetzungswerft in Hamburg zur Durchführung von Funktionsnachweisen in Richtung Skagerrak verlassen. Nach der nun erfolgten Einrüstung des iMERZ soll der EGV spätestens Ende Juli die Werft wieder verlassen und dann zusammen mit den beiden Schwesterschiffen „Berlin“ und „Bonn“, die ebenfalls über ein Rettungszentrum verfügen, der Marine zur Verfügung stehen. Es ist derzeit geplant, die auf den Schwesterschiffen bestehenden Rettungszentren im Rahmen einer der nächsten planmäßigen Instandsetzungen durch das neue iMERZ zu ersetzen. Die drei EGV der Berlin-Klasse versorgen Einsatzverbände in See mit allen notwendigen Ressourcen: Kraftstoff, Verpflegung, Material und Munition. Außerdem stellen diese medizinische Spezialkapazität sowie satellitenbasierte Kommunikationstechnik bereit. EGV sind sogenannte Combat Support Ships (CSS), die gemeinsam mit Kampfschiffen im Verbund agieren können. Deshalb verfügen sie zusätzlich über Waffen zur Selbstverteidigung, darunter vier Marine-Leichtgeschütze.

Die große Transportkapazität des Einsatzgruppenversorgers hält hohem Seegang stand, auch Container für Proviant und sonstigem Material stehen an Deck der FRANKFURT AM MAIN. Blauer Bund
Die große Transportkapazität des Einsatzgruppenversorgers hält hohem Seegang stand, auch Container für Proviant und sonstigem Material stehen an Deck der FRANKFURT AM MAIN. Foto: Bundeswehr, Ricarda Schönbrodt

 

Herausgeber: Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum

Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund

Kommandowechsel an der Technischen Schule des Heeres

Am 16. Mai 2022 hat Generalmajor Michael Hochwart, Kommandeur des Ausbildungskommandos, das Kommando über die Technische Schule des Heeres (TSH) an Brigadegeneral Dirk Kipper übergeben. Sein Vorgänger, Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs, ist nun Kommandeur des Logistikzentrums der Bundeswehr in Wilhelmshaven.

Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Die Aachener Schulungseinrichtung ist verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung aller Instandsetzungskräfte für Landsysteme. Damit leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Einsatzbereitschaft des Heeres. Seite Mitte Mai leitet Kipper die TSH. Mit einem großen Appell endete Cohrs‘ Zeit als Schulkommandeur nach vier ereignisreichen Jahren am Standort Aachen. Bereits am 28. März wurde ihm das Kommando über das Logistikzentrum in Wilhelmshaven übertragen. In seiner Abschiedsrede vor den angetretenen Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedankte sich Cohrs bei den Bereichen der Schule für die ausgezeichnete Arbeit und ließ die letzten Jahre noch einmal Revue passieren.

Neben den Kernaufgaben hob er dabei besonders die Unterstützungsleistung der Schule während der Corona-Pandemie seit 2020 und der Flutkatastrophe, die die Garnisonsstädte Aachen, Stolberg und Eschweiler 2021 heimgesucht hatte, hervor. Die eingesetzten Helfer würden, so der General, noch heute voller Stolz von ihren Einsätzen berichten. „Die Angehörigen der Schule verbindet weiterhin ein großes Herz mit Tatkraft“, führte er aus und nannte unter anderem die Initiativen zur Unterstützung krebskranker Kinder an der Universitätsklinik, das Frühstück für Kinder an Schulen und die Weihnachtsgeschenke für Kinder in Heimen in der Städteregion. Er sei dankbar, dies miterlebt zu haben.

Gemeinsam mit Generalmajor Michael Hochwart schreitet Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (r.) die Formation ab, bevor das Kommando über die Schulungseinrichtung an Brigadegeneral Dirk Kipper übertragen wird. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Gemeinsam mit Generalmajor Michael Hochwart schreitet Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (r.) die Formation ab, bevor das Kommando über die Schulungseinrichtung an Brigadegeneral Dirk Kipper übertragen wird. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

 Cohrs sagte weiter, der Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres hätte die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr in den besonderen Fokus gerückt. „Die Technische Schule des Heeres und die Heereslogistiktruppen leisten dafür einen unverzichtbaren Beitrag. Ohne Logistik kommt vorn nichts an.“ Zum Abschied bedankte sich der Brigadegeneral bei den Angehörigen der Schule für eine unvergessene Zeit als Kommandeur: „Alles Gute, viel Glück und bleiben Sie gesund. Ich melde mich ab!“

Ehrung für Brigadegeneral Cohrs

Für seine Dienste wird Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres ausgezeichnet. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Für seine Dienste wird Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres ausgezeichnet. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Als Novum bei einer Kommandoübergabe überraschte der Führer der Paradeaufstellung, Oberst Frank Hartwig, Leiter des Bereichs Lehre und Ausbildung und stellvertretender Schulkommandeur, den scheidenden Schulkommandeur. Im Interregnum, dem kurzen Zeitraum während der Übergabezeremonie, in dem die Schule ohne Kommandeur war, zeichnete er ihn vor dem Hintergrund seiner besonderen Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres aus – eine Auszeichnung, die grundsätzlich nur der Kommandeur selbst vergibt. Sichtlich überrascht und gerührt nahm Brigadegeneral Cohrs die Auszeichnung entgegen.

Abschied im Oldtimer

Auf einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den frühen Sechzigerjahren wird der scheidende Kommandeur zum abschließenden Gruß an seinen Gästen und den angetretenen Soldaten vorbeigefahren. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Auf einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den frühen Sechzigerjahren wird der scheidende Kommandeur zum abschließenden Gruß an seinen Gästen und den angetretenen Soldaten vorbeigefahren. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Abgeschlossen wurde der Kommandowechsel mit der symbolischen Übergabe der Truppenfahne. Die Fahne ist das Symbol der Kommandogewalt. Wo sich zum Beispiel „Spieße“ ihre gelbe Schnur bei Personalwechseln unmittelbar überreichen, hat bei dem Kommandeurswechsel der Kommandeur des Ausbildungskommandos die Ehre, die Truppenfahne zu überreichen. Mit der Nationalhymne endet zwar der eigentliche Übergabeappell, jedoch noch nicht der Abschied des „Alten“.

Am Abschluss der traditionsreichen Veranstaltung wartete eine weitere Überraschung auf Cohrs. In einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den Anfangszeiten der Bundeswehr wurde der hohe Offizier an der Paradeaufstellung und den zahlreichen Gästen vorbei zum anschließenden Empfang chauffiert. Seine Freude darüber war ihm deutlich anzusehen. Es folgte der Schlachtruf der Logistik-Truppen, ein dreifach kräftiges: „Logistik – rollt!“

Zur Vita von Brigadegeneral Dirk Kipper führt nachstehender Link:

https://www.blauer-bund.de/?p=6058&preview=true&preview_id=6058

Text: TSH, Hptm Torsten Küppers

 

Landmobilität der Zukunft – künftigen Herausforderungen mit Innovationen begegnen

„Wie stellen Sie sich die Welt in 50 Jahren vor?“

Auch wenn sich seit jeher anerkannte Wissenschaftler/Innen, Zukunftsforscher/Innen und renommierte Unternehmen ebenso wie das Militär mit der Analyse möglicher Zukünfte und Zukunftsszenaren beschäftigen, ist diese Frage in Zeiten zunehmender Innovationsgeschwindigkeit, rasanter Veränderungen und neuer Herausforderungen nicht leicht zu beantworten. Einige mögen an ein Leben in Megacities denken; die smarte Wohnung erledigt selbstständig Haushalt, Einkauf und Kochen, während man für den Weg nach Hause ein selbstfahrendes Auto nutzt. Andere haben eventuell düstere Szenen aus Science-Fiction Filmen vor Augen. Ein gewisses Maß an Unsicherheit ist Zukunftsprognosen immer eigen. Jedoch gibt es eine Reihe von Indikatoren und Zukunftstrends (beispielsweise Urbanisierung, Vernetzung, Automation und Künstliche Intelligenz (KI)), welche Ableitungen ermöglichen. Damit kann Chancen und Risiken der Zukunft bestmöglich begegnet und die damit einhergehenden Unsicherheiten geschmälert werden.

Die Arbeitsgruppe „Mobilität und intelligente Verkehrssysteme“ der 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gegründeten „Plattform Lernende Systeme“ hat im Rahmen ihrer Untersuchungen ein sogenanntes Umfeldszenario[1] entwickelt. Abgeleitet aus den hohen Verkehrs- und Umweltbelastungen im Jahr 2018, welche der Transport von mehr als drei Milliarden Tonnen Güter durch LKW auf deutschen Straßen erzeugte, wurde untersucht, wie eine KI-basierte multimodale Transportplanung zu einem effizienteren Gütertransportverkehr beitragen könnte.

Gemäß des Umfeldszenarios vermögen solche Lernenden Systeme den Gütertransport schon in wenigen Jahren kostengünstiger und umweltschonender zu gestalten. So werden diese dann zum Beispiel einen automatisierten Güterumschlag von der Straße auf die Schiene steuern und realisieren: Intelligente Logistikhubs prognostizieren den Warenbedarf, während autonome Roboter liefern und entladen.

Tobias Hesse, Abteilungsleiter Fahrzeug- und Systemfunktionsentwicklung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Co-Leiter der Arbeitsgruppe sagte 2019: „Damit die Transformation zu einem intelligenten, nachhaltigen Mobilitätssystem Realität werden kann, müssen Standards vorangetrieben werden. Der automatisierte Güterumschlag setzt standardisierte Transporteinheiten voraus. Automatisierte Fahrzeuge erfordern einheitliche Kommunikationsprotokolle und Interaktionsprinzipien, damit sie verständlich mit Insassen, Fußgängern und Radfahrern kommunizieren können.“

Aus dieser zivilen Perspektive heraus basieren mögliche Zukünfte auf einem hohen Innovationsgrad. Auch für die Bundeswehr sind vergleichbare Szenare und mögliche Zukünfte wesentlicher Bestandteil der strategischen Planung, des Innovationsmanagements und der zielgerichteten Fähigkeitsentwicklung.

Landmobilität im Zuge des Wandels

Der griechische Philosoph Heraklit von Ephesos machte vor über 2500 Jahren mit seinem Zitat „Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“ auf den allgegenwärtigen Faktor Unsicherheit aufmerksam, der insbesondere auch militärisches Handeln und militärische Planungen bis heute prägt. So sind die Annexion der Krim durch Russland und die anhaltenden Kampfhandlungen im Osten der Ukraine Beispiele für unvorhergesehene Entwicklungen, welche die regelbasierte euroatlantische Friedens- und Stabilitätsordnung auf eine harte Probe stellen. Diese „Rückkehr“ zwischenstaatlicher Konflikte stellt eine zusätzliche sicherheitspolitische Herausforderung unserer Zeit dar, die sich nicht zuletzt auch wesentlich auf den Charakter möglicher zukünftiger Einsatzszenare der Streitkräfte auswirkt. So gilt es gemäß der Konzeption der Bundeswehr, nach Jahren der ausschließlichen Konzentration auf Einsätze im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements (IKM) die umfassende Befähigung zur kollektiven Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) zurückzuerlangen und diese gleichzeitig mit der Befähigung zur Teilhabe am IKM vorzuhalten.

Dazu ist es erforderlich, insbesondere den Charakter der LV/BV zu analysieren und in der Folge spezifische Anforderungen für und aus dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr abzuleiten. Dieser Prozess hat auch für die Landmobilität zu einem fundamentalen Umdenken und schließlich zu einem neuen Konzept „Landmobilität der Bundeswehr“ geführt, welches der Generalinspekteur der Bundeswehr am 13. Mai 2019 gebilligt hat. Seit der Abkehr von Stellungskriegen müssen Streitkräfte einen immer ambitionierteren Grad an Mobilität aufweisen. Um auf die damit verbundenen Herausforderungen auch langfristig adäquat reagieren zu können, gilt es neben dem Rückgriff auf altbewährte Lösungen zunehmend innovative Ansätze zu entwickeln und zu nutzen.

Mit diesem Landmobilitätskonzept wird zum einen der eingeschlagene Weg der Modernisierung bruchfrei fortgesetzt und zum anderen werden zukunftsweisende und klare qualitative Vorgaben gemacht, die als „Leitplanken“ für den notwendigen Aufwuchs und die dringende Regeneration der Landfahrzeuge der Bundeswehr dienen. Unter den vier Gestaltungsfeldern „Schutz“, „Trennung von Mobilität und Funktionalität“, „Kraftstoffresilienz“ und „Automatisierung und unbemanntes Fahren“, bergen die beiden Letztgenannten sicherlich das größte Innovationspotenzial.

„Automatisierung und unbemanntes Fahren“ rückt durch die rasanten technologischen Entwicklungen immer weiter in den Fokus. Heute sorgen Fahrzeuge ohne Fahrer auf amerikanischen Straßen noch für erstaunte Blicke. Mit zunehmender Gewöhnung, wird auch das Vertrauen in die zugrundeliegenden technischen Möglichkeiten und deren Zuverlässigkeit wachsen.

„Kraftstoffresilienz“ hingegen ist ein eher verborgenes Gestaltungsfeld, da es sich vornehmlich im Motor abspielt. Außerhalb des Motorraumes ist die Sicherstellung der Versorgbarkeit – und somit auch der Durchhaltefähigkeit – militärisch von zentraler Bedeutung. Aufgrund gesetzlicher Emissionsvorgaben besitzt es zudem eine gesellschaftliche Dimension. Durch den Aspekt der Nachhaltigkeit bekommt es einen dritten, innovativen Anstrich, soweit es um die Entwicklung und Nutzung nachhaltiger synthetischer Kraftstoffe geht.

Der Einsatz neuer Technologien ist jedoch niemals Selbstzweck, sondern dient stets übergeordneten Zielen. Im Bereich der Landmobilität sind dies vorrangig die effektive Auftragserfüllung, der Schutz der eigenen Kräfte sowie der effiziente Einsatz vorhandener Ressourcen. So werden beispielsweise Logistik und Mobilität auch in Zukunft entscheidende Faktoren in Konflikten und Einsätzen sein. Hier können Innovationen, insbesondere im Bereich der Automatisierung, signifikante Fortschritte und operationelle Vorteile ermöglichen.

Flankierend zur Weiterentwicklung von Technologien gilt es, mögliche zukünftige Einsatzszenare, Anforderungen und Bedrohungen mitzudenken. So wird es bei der detaillierten Betrachtung dieses Themas neben der technischen Machbarkeit auch immer darum gehen, welches Bild bezüglich künftiger Konflikte bestimmend ist und welche (militärischen) Anforderungen daraus erwachsen. Eine Konstante dabei ist Multinationalität. Im Einsatz mit verbündeten Streitkräften ist Interoperabilität auch im Bereich der Landmobilität eine unabdingbare Voraussetzung.

Die Bedeutung von Automatisierung im Allgemeinen und automatisierten Fahrzeugen im Besonderen wird daher auch für die Logistik der Streitkräfte und vor allem die Landmobilität stetig wachsen. Einige innovative Denkansätze werden nachfolgend dargestellt.

Implikationen durch „Logistik 4.0“

Unter dem Begriff „Logistik 4.0“ werden Implikationen der durch das Internet und die Digitalisierung ausgelösten „Industrie 4.0“ auf die Logistikbranche beschrieben. Im Kern geht es hierbei um die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen, sowohl im Bereich der Lagerhaltung und der Produktion als auch beim innerbetrieblichen und außerbetrieblichen Transport.

Diese Veränderungen in der zivilen Logistikbranche wirken auch auf die Streitkräfte. Übertragen auf die Basislogistik wird Logistik 4.0 daher auch Implikationen für die mobilen Logistiktruppen und die ortsfesten logistischen Einrichtungen haben und sich somit unmittelbar auf die Landmobilität auswirken. Aufgrund der engen Vernetzung ziviler und militärischer Logistik spielt hier die Kompatibilität eine bedeutende Rolle.

So ist es perspektivisch beispielsweise denkbar, dass in Depots und Instandsetzungseinrichtungen der Streitkräfte durch eingesetzte Lastenroboter und automatisierte Fördertechnik eine 24/7-Verfügbarkeit von Nichtverbrauchs-, Mengenverbrauchs- oder Einzelverbrauchsgütern sichergestellt wird. Roboter könnten hierbei das Einlagern und Bereitstellen von Gütern übernehmen und so das logistische Personal entlasten. In Instandsetzungseinrichtungen könnten benötigte Teile „just-in-time“ und automatisiert am Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden. Big Data und KI liefern zuverlässige Bedarfsprognosen. Automatisierte Fahrzeuge und Marschgruppen übernehmen Belieferung und Abholung.

Auch wenn es in Zukunft vorerst weiterhin erforderlich sein wird, dass Menschen in entsprechenden Einrichtungen tätig sind, kann Automatisierung so maßgeblich zur Effizienzsteigerung beitragen.

Versorgungsfahrten

Technologisch bereits heute möglich ist das „Aneinanderhängen“ (Platooning) verschiedener unbemannter Fahrzeuge zu einer Kolonne. Regelmäßig wird dabei ein bemanntes Führungsfahrzeug mit mehreren unbemannt folgenden Fahrzeugen kombiniert. Im Rahmen der Verlegung von Kräften und Material sowie für Nachschub und Versorgung sollen Transportgruppen zukünftig unter Nutzung einer sogenannten „Elektronischen Deichsel“ effizienter eingesetzt werden können, wodurch das Platooning ermöglicht wird. Gleichzeitig wird durch die damit verbundene Reduzierung der unmittelbar bei einer Transportgruppe eingesetzten Kräfte auch die konkrete Gefährdung des eigenen Personals bei einer potenziellen Feindeinwirkung vermindert. Hier wird dann ein Beitrag zum Schutz von Leib und Leben der eigenen Soldaten geleistet werden.

Verlegung

In der Regel ist es im militärischen Kontext notwendig, vor einem konkreten Einsatz zur Erfüllung eines Auftrags zunächst zum Einsatzort zu verlegen. Neben strategischer Verlegung, die über große Entfernungen und in der Regel intermodal, also unter Nutzung unterschiedlicher Verkehrsträger, durchgeführt wird, ist auch immer ein gewisser Anteil als taktische Verlegung „auf eigener Kette“ im Landmarsch notwendig. Meistens sind dies die ersten Kilometer vom Heimatstandort zum strategischen Verlegemittel und später die letzten Kilometer nach der strategischen Verlegung zum jeweiligen Einsatzort.

Bei diesem taktischen Anteil der Verlegung verbleiben die Besatzungen meist an Bord der Fahrzeuge. Durch Nutzung des Platoonings, also Entbindung eines Großteils der Besatzung von den Tätigkeiten eines Kraftfahrers, wird die Belastung der Truppe auf dem Marsch reduziert. Daraus resultiert eine vergleichsweise hohe Einsatzbereitschaft beim Eintreffen am Einsatzort.

In einem erweiterten Szenar lässt sich solch eine Nutzung von unbemannten Fähigkeiten sogar als logistische Unterstützungsleistung denken. So hat die Transportkompanie eines Logistikbataillons beispielsweise den Auftrag, Material verschiedener Einheiten in einen Sammelraum zu verlegen. Dazu machen sich wenige bemannte Fahrzeuge dieses Logistikbataillons auf den Weg zu den verschiedenen Einheiten. Das bereits verladene Material und Gerät steht vor Ort auf mehreren Fahrzeugen der zu verlegenden Einheit bereit. Diese werden mit einem „Automatisierungs-KIT“ zum unbemannten Fahren über eine Standardschnittstelle am Fahrzeug nachgerüstet, so dass diese zum Platooning befähigt werden. Auf diese Weise wird die Verlegung des Materials (beispielsweise einer Kampftruppeneinheit) zu einem Hafen durchgeführt, von wo aus die strategische Verlegung in das Einsatzgebiet stattfindet. Das Personal dieser Kampftruppeneinheit, welches bisher den Transport durchführen musste, könnte davon unabhängig schneller und belastungsärmer verlegt werden, um später im Einsatzgebiet das eigene Material zur Erfüllung des Auftrags wieder zu übernehmen.

In einem multinationalen Szenar ist es auch denkbar, dass Frachtschiffe mit Material und Gerät Verbündeter in deutschen Häfen anlanden. In der Rolle der „Drehscheibe Deutschland“ nimmt die Bundeswehr verbündete Kräfte auf und stellt die Entladung der Schiffe sowie die Verlegung zum vereinbarten Aufmarschpunkt sicher. Die Fahrzeuge der Verbündeten werden über eine Standardschnittstelle mit einem „Automatisierung-KIT“ ausgestattet. Es reichen wenige Logistiker, um diese umfangreiche Aufgabe zu übernehmen und das Material und Gerät an einen festgelegten Ort zu verbringen. Hier übernehmen die Verbündeten dieses wieder und führen ihren Auftrag nahtlos fort.

Automatisierter Nachschub

Eine – insbesondere kostenintensive – Herausforderung für die zivile Logistik ist die sogenannte „Letzte Meile“, also der Transport von Waren an die „Haustür“ des Kunden. Einer ähnlichen Herausforderung steht auch das Militär beim Nachschub der Truppen im Einsatzraum gegenüber. Im zivilen Bereich wird dazu mit Nachdruck der Ansatz, die Lieferung bestellter Waren bis zur Bordsteinkante durch automatisierte Systeme übernehmen zu lassen, verfolgt. Das ist gleichermaßen für Streitkräfte, beispielsweise bei kritischer Einsatzversorgung, von Interesse.

Beispielsweise hat eine Kompanie eines Logistikbataillons, die in einer Forward Operating Base eingesetzt ist, den Auftrag, von dort die Truppe mit Munition, Wasser und Verpflegung zu versorgen. Hierbei trägt das rechtzeitige Auffüllen der Vorräte entscheidend zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft bei. Der regelmäßige Nachschub wird bei der zuständigen nächsthöheren Logistikebene angefordert. Diese kommissioniert und verlädt die angeforderten Mengenverbrauchsgüter auf kleine unbemannte Systeme. Je nach Geländebeschaffenheit kommen fahrende oder fliegende Systeme zum Einsatz.

Folgerungen für die Landmobilität

Unabhängig von der Wahrscheinlichkeit ob, und wenn ja, welche möglichen Zukünfte eintreten, ist mit hoher Sicherheit zu erwarten, dass Automatisierung künftig zunehmend zum Schutz und Durchhaltevermögen eigener Kräfte beitragen wird. Zudem birgt eine Automatisierung von Plattformen, auch mit Blick auf die Landmobilität, große Potenziale durch die Erschließung von Innovationsgewinnen und der Erhöhung der Effizienz.

Unstrittig ist hierbei, dass die Dynamik der zivilen Forschung und Entwicklung zwar maßgebliche Auswirkungen auf zukünftige militärische Systeme hat, jedoch niemals alle militärischen Erfordernisse wird abbilden können. Zivile Rahmenbedingungen zeichnen sich insbesondere durch feste Fahrbahnen, bekanntes und vermessenes Straßen- und Wegenetz, GPS-basierte Führungssysteme aus und sind vergleichsweise exakt und planbar. Der Einsatz militärischer Fahrzeuge erfolgt ebenso in unwegsamem, unbekanntem Gelände ohne feste Infrastruktur. Starke Erschütterungen, absolute Dunkelheit, extreme Umwelteinflüsse wie Schlamm, Staub und Niederschlag in verschiedensten Klimaregionen sind ebenso zu berücksichtigen. Die Entwicklung leistungsfähiger Sensoren spielt folglich eine entscheidende Rolle, um unbemanntes Fahren für die militärische Nutzung vollumfänglich realisieren zu können.

Sensoren

Zur Erfassung und Bereitstellung notwendiger Umweltinformationen sind Sensoren für das System unerlässlich. Wie auch beim Menschen ist die Kombination der verschiedenen Sinne und die situationsbezogen richtige Gewichtung der aufgefassten Informationen derselben der Schlüssel zur bestmöglichen Reaktion. So ist beispielsweise der Tastsinn beim Laufen eher nachrangig, während das Sehen zusammen mit dem Dreh- und Lagesinn deutliche Priorität haben. Sobald man sich jedoch in Dunkelheit befindet, ist das Sehen verständlicherweise nicht mehr entscheidend. Vielmehr kommt dann dem Ertasten und Hören eine dominierende Rolle zu. Vergleichbar ist es im militärischen Umfeld bei der technischen Umsetzung des automatisierten Fahrens notwendig, je nach Szenar den bestmöglichen Mix an Sensoren zu finden und diese in der jeweils optimalen Gewichtung einzusetzen. Dazu ist es unerlässlich, die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Sensors zu kennen. Unter anderem sind dabei optische Kameras, Radar und Lidar denkbar. In Zukunft sollten daher den Untersuchungen diesbezüglicher Fragestellungen besondere Aufmerksamkeit zukommen.

Nachhaltige synthetische Kraftstoffe

Eine weitere Herausforderung zeigt die aktuelle klimapolitische Diskussion: Nachhaltigkeit ist ein ressortübergreifendes Thema, das als quasi allgemeingültige Rahmenbedingung stets mitzudenken ist. Dabei ist jedoch leider keine allgemeingültige Lösung möglich. So kann in einem Fall Wasserstoff als Energieträger bestens geeignet, in einem anderen aber beispielsweise aufgrund von Rahmenbedingungen bezüglich Lagerung oder Transport weniger gut nutzbar sein. Auch die Energiedichte des jeweiligen Energieträgers ist in verschiedensten Anwendungsbereichen sicherlich unterschiedlich zu gewichten.

Konkret lässt sich bei diesem Thema ein Spannungsfeld zwischen zivilen Mobilitätsableitungen und den militärischen Bedarfen feststellen. Vor allem ist die Verfügbarkeit von Kraftstoff zur Sicherstellung der Durchhaltefähigkeit militärischer Landoperationen zwingende Voraussetzung. Die Versorgungssicherheit mit Kraftstoff wird daher gegenwärtig durch eine weitgehende Standardisierung signifikant verbessert. „Single Fuel Concept“ bezeichnet etwa die Nutzung eines einzigen standardisierten und kompatiblen Kraftstoffs für landgestützte militärische Operationen der NATO. Die korrespondierende „Single Fuel Policy“ wendet die Bundeswehr bereits durchgehend an, indem unter anderem die Verträglichkeit aller Fahrzeuge für Flugkraftstoff auf Kerosinbasis gefordert wird. Dadurch ist ein Großteil der Fahrzeugflotte der Bundeswehr auf die Nutzung flüssiger Kohlenwasserstoffe als Energieträger ausgerichtet. Solche standardisierenden Vorgaben verfolgen das primäre Ziel, die Versorgungsketten für Kraftstoff so einfach wie möglich zu halten, um auch unter schwierigsten militärischen Rahmenbedingungen Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Aktuelle zivile Megatrends in der Energiewende für die Landmobilität fokussieren primär auf:

  • die künftige Nutzung von Akkumulatoren für die Elektromobilität,
  • mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen für die Elektromobilität und
  • mit Wasserstoff betriebene Verbrennungsmotoren.

Ob solche Lösungen für militärische Anwendungen geeignet sind, hängt vor allem vom Gewicht des jeweiligen Landfahrzeugs ab. Die Leistungsdichte aktuell zur Verfügung stehender wiederaufladbarer Lithiumbatterien, des chemischen Energieträgers Wasserstoff und von Erd-/Methangas ist zu gering, als dass beispielsweise gepanzerte Fahrzeuge oder Luftfahrzeuge damit betrieben werden könnten. Beispielhaft zeigt dies die folgende Abbildung anhand von Berechnungen eines „Kampfpanzeräquivalents“ mit einem Gewicht von 60 Tonnen und einer Motorleistung von 1.100 kW. Ein solcher Elektroantrieb für gepanzerte Fahrzeuge ist absehbar technisch nicht realisierbar, da für einen rein elektrischen Antrieb mit der derzeitigen Lithiumionenbatterietechnik ein zusätzliches Gewicht von 10 t bei einem Zusatzvolumen von 6 m3 benötigt würde.

Inwieweit Hybridisierungsgrade und -techniken zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor mit den aktuellen Leistungsparametern eine Rolle für die Landmobilität spielen können, ist wesentlich aus dem Verhältnis von Masse und Leistungsprofil abzuleiten. Je geringer dieses ist, desto eher wird eine Hybridisierung in Richtung Elektromobilität möglich sein. Die kontinuierlich steigende Anzahl bordabhängiger und zusätzlicher externer Stromabnehmer ist bei diesen Überlegungen aufgrund des damit einhergehenden zusätzlichen Leistungsbedarfs unbedingt zu berücksichtigen.

Ausblick

Die Fortschritte der Automobilindustrie, in der unbemannt fahrende LKW schon heute nicht mehr reine Fiktion, sondern technisch realisierbar sind, zeigen sowohl im Zivilen als auch im Militärischen den Weg in die Zukunft. „Automatisierung und unbemanntes Fahren“ werden mittel- bis langfristig die Effizienz der Bundeswehr in Bezug auf den Personaleinsatz steigern und zudem auch zum Schutz und der qualitativen Verbesserung von Fähigkeiten beitragen. Der Einklang dieser technologischen Entwicklungen mit den rechtlichen Rahmenbedingungen ist weiter voran zu treiben.

„Kraftstoffresilienz“ ist eine stets zu berücksichtigende Größe, um auch künftig eine durchgehende Mobilität für alle Landfahrzeuge sicherzustellen. Dazu ist es angezeigt, im Bereich der synthetischen Kraftstoffe voranzuschreiten, um zum einen zusätzliche militärische Handlungsoptionen zu gewinnen und zum anderen auch der gesamtgesellschaftlichen Notwendigkeit der Nachhaltigkeit angemessen Rechnung zu tragen, ohne vom Grundsatz der „Single-Fuel-Policy“ abweichen zu müssen.

Beide Gestaltungsfelder bergen enormes Potenzial, den zukünftigen (militärischen) Herausforderungen der Landmobilität erfolgreich zu begegnen. Auf diese Weise wird die Bundeswehr auch in Zukunft in der Lage sein, ihre nationalen und internationalen Verpflichtungen als verlässlicher Partner zu erfüllen.

Autor: Oberstleutnant i.G. Daniel Gerlach, BMVg Plg II 5

[1] Siehe hierzu auch: https://www.plattform-lernende-systeme.de/aktuelles-newsreader/intelligent-vernetzt-unterwegs-umfeldszenario-zur-mobilitaet-der-zukunft.html

Informationsheft Oktober 2021

Das aktuelle Informationsheft Nr.53 (Oktober 2021) ist nun auch als pdf-File zum Herunterladen verfügbar. Sie finden es hier.

Heftinhalt:

 

Sicherheitspolitik

  • 20 Jahre Afghanistan – Eine  etwas andere Perspektive
  • Zivile Verteidigung im Rahmen von Gesamt- und Bündnisverteidigung

Aus Ministerien, Ämtern und Kommandos

  • Landmobilität der Bundeswehr – Automatisierung und unbemanntes Fahren
  • Durchführung der materiellen Rückverlegung aus Afghanistan unter immer kritischen Rahmenbedingungen
  • Das deutsche Heer – Auf Kurs für das zukünftige Konfliktbild?
  • Instandhaltung von Landsystemen unter den Bedingungen von Landes- und Bündnisverteidigung

Rüstung / Technik

  • Moderne radgestützte Berge und Abschleppfähigkeiten der Heereslogistiktruppen

Aus den Schulen

  • Erste Fahnenjunkerlehrgänge Logistik erfolgreich beendet
  • Modernes Lernen – digitaler, nachhaltiger, kompetenter
  • Der neue Fahnenjunkerlehrgang an der Techn. Schule des Heeres
  • 10 Jahre „HelpDesk Einsatz“ an der TSH / am AusbZ TLS

Historie

  • Desert Shield/ Storm: eine logistische Meisterleistung
  • 22 Jahre Militärhistorischer Arbeitskreis der Technischen Schule des Heeres

Herzlichen Glückwunsch

  • Zum runden Geburtstag sowie den über 80-Jährigen im Jahr 2022
  • Beförderungen

Verschiedenes

  • Wir betrauern und gedenken

Veranstaltungshinweis: LOG.NET 2021

Die LOG.NET2021 hat nicht nur ein spannendes Leitthema, sondern wird am 09. und 10. November 2021 auch an einem attraktiven Veranstaltungsort, in der Stadthalle Troisdorf, stattfinden. Moderne Ausstattung in Verbindung mit einem großzügigen Raumangebot – genug Platz für Vorträge, Besucher und Aussteller.

Die Durchführung der Veranstaltung erfolgt auch in diesem Jahr wieder in engem thematischen Austausch und fachlicher Abstimmung mit Oberst i.G. Matthias Jozwiak, AL Planung, LogKdoBw.

Herr Brigadegeneral Robert Wilhelm, Stellvertretender Kommandeur LogKdoBw, eröffnet am ersten Veranstaltungstag ein hochkarätiges Plenum und spricht die Key Note.

In unterschiedlichen Panels werden aktuelle Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen vorgestellt und diskutiert:

  • Panel 1 Logistische Unterstützung – Zukunft der Bundeswehr-Logistik
    Moderation: Oberst i.G. Matthias Jozwiak, AL Planung, LogKdoBw
  • Panel 2 Digitalisierung der Prozesse der Logistik
    Moderation: Direktor BAAINBw Rainer Klink, GrpLtr G4, BAAINBw
  • Panel 3 Innovative Logistikleistungen für das Gefechtsfeld der Zukunft 2030+ – Unterstützung der Basislogistik im Inland
    Moderation: Dipl.-Kfm. Ulrich Krompaß, Prokurist, WIMCOM GmbH
  • Panel 4 Standards & Spezifikationen – die DNA einer effizienten logistischen Unterstützung
    Moderation: OTL a.D. Peter Janatschek, CALS Forum Deutschland e.V.

Weitere Informationen finden Sie hier. Das Programmheft können Sie hier herunterladen.

 

Rheinmetall und Thales von Lockheed Martin mit Ausbildungsleistungen für deutsch-französisches C-130J-Transportflugzeuggeschwader beauftragt

Thales und Rheinmetall sind mit der Zertifizierung des zukünftigen Trainingszentrums für die deutsch-französische C-130J-Transportflugzeugflotte beauftragt worden. Beide Unternehmen agieren bei dem Vorhaben als Unterauftragnehmer von Lockheed Martin, dem Hauptauftragnehmer für das deutsch-französische Ausbildungszentrum und Hersteller des Transportflugzeugs C-130J Super Hercules.

Gemäß des im März 2021 erteilten Auftrags werden Rheinmetall und Thales für die Zertifizierung der Ausbildungsorganisation Personal stellen und weitere Serviceleistungen erbringen. Die Qualifizierung des Ausbildungszentrums soll im ersten Quartal 2024 abgeschlossen werden, der Ausbildungsbetrieb noch 2024 aufgenommen werden. Anschließend könnte optional eine Betriebsphase folgen. Im Falle der Beauftragung der Betriebsphase würden Thales und Rheinmetall das Personal für das Management der Ausbildungseinrichtung, qualifizierte Ausbilder für das Training der Luftfahrzeugbesatzungen und der Bodencrews sowie Wartungspersonal zum Betrieb aller Ausbildungseinrichtungen stellen.

Das Trainingszentrum wird im französischen Evreux errichtet werden, dem Standort der 62. Escadre de Transport der französischen Armée de’l Air. Zu diesem Transportgeschwader gehören die französischen und deutschen C-130J Super Hercules-Flugzeuge. Das zugehörige Trainingszentrum soll als Approved Training Organisation (ATO) zertifiziert und betrieben werden, die Zertifizierung erfolgt durch die französische zivile Luftfahrtbehörde DGAC.

Das Vorhaben der deutsch-französischen Transportflugzeugflotte gehört zu den Schlüsselvorhaben im Bereich der Luftwaffe. Ab 2021 wollen Deutschland und Frankreich insgesamt zehn Flugzeuge des Typs C-130J Super Hercules im französischen Évreux gemeinsam betreiben. Vorgesehen sind gemeinsame Cockpitbesatzungen ebenso wie gemischte Teams am Boden. Frankreich hat insgesamt vier Super Hercules beschafft. Deutschland beteiligt sich mit sechs Maschinen an der gemeinsamen Staffel, die ab 2022 zulaufen. Diese sechs Flugzeuge werden die Transall C-160 ersetzen.

Rheinmetall und Thales kooperieren im Bereich der deutsch-französischen Luftfahrzeugbesatzungs-ausbildung bereits sehr erfolgreich. So betreiben sie die ARGE Tiger Aircrew Training Means, die für die Ausbildung der deutschen und französischen Crews des Kampfhubschraubers Tiger zuständig ist.

 

Quelle:

Text und Bild: Rheinmetall AG

Ausbildung an der Logistikschule der Bundeswehr, mit dem „Bison“ SGeBAF

Der „Bison“ ist ein schweres geschütztes Berge- und Abschleppfahrzeug (SGeBAF).

Sein Bedienerlehrgang findet seit Einführung in der Bundeswehr an der LogSBw statt.

Die Drehzahl des über 500 PS starken V8 Turbodiesels erhöht sich merklich, als es darangeht, die Reserven des on-board Luftkompressors zu nutzen. Oberstabsgefreiter Peter Dreßel legt die Handbedienung zur Steuerung der hydraulischen Abschleppbrille zur Seite und positioniert die sogenannten Abschleppadapter gemeinsam mit Hauptfeldwebel Stefan Geiger unter einem Schadfahrzeug. Es gilt, einen über 10 Tonnen schweren LKW, ein vierachsiger Lastwagen der Bundeswehr, am Fahrgestell anzuheben, um ihn zu bergen und abzuschleppen.

Kein gewöhnliches Abschleppfahrzeug

Der 35 Tonnen schwere „Bison“ ist kein behaartes Tier in der Prärie, sondern ein geschütztes Fahrzeug der Bundeswehr. Dieses, besonders geländegängige Fahrzeug, auf Basis des zivilen Mercedes Actros 4151 8×8, gibt es insgesamt 12 mal in der Bundeswehr. Ursprünglich zur Bergung des 2011 in Dienst gestellten gepanzerten Transport-Kraftfahrzeug, kurz GTK Boxer, kann der vielseitige Bison zur Bergung fast aller im Einsatz befindlichen Fahrzeuge genutzt werden. Diese Fähigkeit steigert die Resilienz der Soldatinnen und Soldaten im Einsatzgebiet. Mit dem „Bison“ kann die Bundeswehr selbstständig und schnell ausgefallene Fahrzeuge bergen und instand setzen, ohne Ressourcen und Fahrzeuge von Bündnispartnern beanspruchen zu müssen. Von diesem Mehrwert profitieren auch andere Koalitionspartner im Einsatz.

Die Besatzung von zwei Soldaten muss vor allem im Umgang mit der sogenannten Abschleppbrille, einem ausfahrbaren Haken, der sich auf fast alle Fahrzeuge der Bundeswehr adaptieren lässt, in Kombination mit der Nutzung des Krans geschult werden.

Der Betrieb des Fahrzeugs unterscheidet sich kaum von dem eines zivilen Mercedes Actros. Die 500 PS werden über eine 16 Gang Schaltung an die 8 angetriebenen Räder, bzw. die 4 Antriebsachsen übertragen. Allerdings deuten schon die hydraulisch betriebenen Türen auf den besonderen Schutz der Fahrerkabine vor Beschuss und Sprengfallen hin.

Multinationaler Einsatz

Muss man bei einigen zivilen Fahrzeugen manchmal nach dem Reserverad suchen. Beim Bison ist es gut sichtbar auf dem „Abschlepphaken“ platziert. Ein Wechsel des mehreren hundert Kilogramm schweren Rades ist auch Teil der Ausbildung an der Logistikschule der Bundeswehr, einer Ausbildungsstätte der Streitkräftebasis.

Falls sich das SGeBAF doch einmal festfahren sollte, ermöglichen zusätzliche Bergeösen an der Front die Unterstützung durch einen Bergepanzer. Auch dieses Manöver muss geübt werden. Neben den Ösen gibt es an der Front und am Heck jeweils eine Seilwinde am Fahrzeug. In der Regel werden die zu bergenden Fahrzeuge aber über die Abschleppbrille, mit entsprechenden Adaptern, abgeschleppt. Der Einsatz dieser Abschleppbrille ist ein Ausbildungsschwerpunkt. An unterschiedlichen Fahrzeugen von kleinen Geländewagen, wie einem WOLF, bis zu schweren Lastwagen, beispielsweise einem MULTI, wird geübt. Mit verschiedenen Adaptern, die nach der NATO-Norm ausgelegt sind, können auch Fahrzeuge anderer NATO-Partner „an den Haken“ genommen werden.

Kürzere Ausbildungsdauer während Corona

„Im Einsatzgebiet sind die Kameraden vor Ort die Spezialisten, auf die sich alle verlassen müssen. Dort ist kein Ausbilder mehr im Hintergrund, der mit nützlichen Hinweisen unterstützen kann“ – so Stabsfeldwebel Christian Biernoth, BISON-Ausbilder an der LogSBw. Die anspruchsvolle Bedienerausbildung des Bisons wird während der Corona-Pandemie von üblichen sechs auf fünf Wochen gekürzt. „Die verkürzte Ausbildungszeit macht diesen Lehrgang noch anspruchsvoller, aber die Teilnehmenden bringen viel eigenes Interesse mit und fordern uns Ausbilder. Das macht Spaß“, sagt Stabsfeldwebel Christian Biernoth.

Text: LogSBw Brian Melzer        Foto(s): LogSBw Brian Melzer