Rheinmetall erhält Auftragspaket im Wert von 54 MioEUR:
Rheinmetall hat Aufträge über Ausstattung für den Schützenpanzer Puma der Bundeswehr erhalten. Der Düsseldorfer Technologiekonzern soll Ersatzteile und Sonderwerkzeuge im Gesamtwert von rund 54 MioEUR brutto liefern. Rheinmetall positioniert sich damit als dauerhafter Servicepartner der Bundeswehr auch in der Versorgung des Pumas über seine langjährige Nutzungszeit. Von der Auftragssumme wurden 10 MioEUR noch 2019 eingebucht, 44 MioEUR werden in den Geschäftsjahren 2020 bis 2022 einzubuchen sein.
Das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat die industrielle Seite, vertreten durch eine Projektmanagementgesellschaft, nun mit der Lieferung eines umfangreichen Ausstattungspakets beauftragt.
Innerhalb des Konsortiums, das für die Entwicklung und die Produktion des Puma verantwortlich ist, entfallen vom jetzigen Auftragswert auf Rheinmetall rund 54 MioEUR.
Die Ersatzteile im Auftragswert 44 MioEUR werden als Abrufe aus einem jetzt unterzeichneten Rahmenvertrag ab Mitte 2020 ausgeliefert, wobei sich der Lieferzeitraum voraussichtlich auf gut zwei Jahre erstreckt. Die separat beauftragten Sonderwerkzeuge, auf die ein Auftragswert von rund 10 MioEUR entfällt , sollen ebenfalls im Zeitraum von 2020 bis 2022 an die Heeresinstandsetzungslogistik GmbH (HIL) sowie die Wehrtechnischen Dienststellen der Bundeswehr ausgeliefert werden. Über diese Bestellungen hinaus ist auch künftig mit weiterem Materialbedarf zu rechnen.
Vom neuen Schützenpanzer Puma werden im Laufe des Jahres 2020 alle bestellten 350 Exemplare an die Truppe ausgeliefert sein. Die aktuelle Bestellung von Ersatzteilen soll im nun anlaufenden Betrieb die bestmögliche Versorgung und eine höchstmögliche Verfügbarkeit der Fahrzeuge bei der Truppe sicherstellen. Als Kernbestandteil des „Systems Panzergrenadier“ bei der Bundeswehr spielt der Schützenpanzer Puma eine wesentliche Rolle bei der modernen Ausstattung der von der Bundeswehr gestellten NATO-Speerspitze Very High Readiness Joint Task Force 2023 (VJTF 2023). Im Sommer 2019 waren an eine Arbeitsgemeinschaft für das Vorhaben „System Panzergrenadier VJTF 2023“ Aufträge erteilt worden, die für Rheinmetall insgesamt einen Wert von über 470 MioEUR brutto haben.
Der Schützenpanzer Puma ist das weltweit leistungsfähigste und modernste System seiner Art. In punkto Wirksamkeit im Einsatz, Mobilität, Führungsfähigkeit und Aufklärung setzt er neue Maßstäbe. Neben einem modularen, hochwirksamen Schutz besitzt der Puma ein einzigartiges Durchsetzungsniveau und die Fähigkeit, im Rahmen vernetzter Operationen eingesetzt zu werden.
Quelle:
RHEINMETALL AG
Unternehmensbereich Defence
Presse und Information
Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf
Am 10. und 11. März 2020 findet das 13. Anwenderforum Logistik „LOG.NET“ wiederum in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin statt.
Das etablierte Anwenderforum wird die Thematiken rund um die Zukunftsorientierung in Kooperationen der Logistik in den Mittelpunkt stellen.
Neben einer herausfordernden Gleichgewichtung der Themen Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) und internationales Krisenmanagement (iKM) werden wie gewohnt die Fachpanel Logistische Unterstützung und IT-Unterstützung in der Logistik fachlich beleuchtet sowie ergänzend die Thematik Ausbildung in der Logistik aufgerufen.
Angestoßen durch das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) als inhaltlichen Impulsgeber verfolgt das Veranstaltungskonzept den fachbezogenen Gedankenaustausch durch Vorträge der Streitkräfte und Industrie.
Den Charakter einer Hochwertveranstaltung unterstreicht in diesem Jahr die fachliche Begleitung durch Oberst i.G. Robert Wilhelm, stellvertretender Kommandeur Logistikkommando der Bundeswehr, Erfurt.
Im Rahmen der begleitenden Ausstellung werde Konzepte und Lösungen vorgestellt, die den Informationsaustausch fördern sowie Produkte und Dienstleistungen der Industrie fassbar machen.
Weitere Informationen, das Programm und die Anmeldemodalitäten finden sie hier.
Mit dem Fahrzeugkonzept U-Shift wollen die Verkehrsforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) neue Wege gehen, um die urbane Mobilität von morgen nachhaltiger, effizienter und komfortabler zu gestalten. Das zentrale Merkmal von U-Shift ist die Trennung von Fahrzeug und Raum für Personen und Güter. Ein U-förmiges Fahrgestell, das Driveboard, beinhaltet alle technischen Komponenten und Systeme, die zum autonomen, elektrischen Fahren notwendig sind. Mit dem ebenfalls im Driveboard integrierten Hebesystem kann die Nutzeinheit einfach und schnell nach dem Prinzip Plug-and-drive ausgetauscht werden. Im Wirtschaftsverkehr sind damit vielerlei Einsätze denkbar, vom Paket- und Lieferdienst über die Abfallentsorgung bis hin zu mobilen Ladengeschäften. Aufgrund der hohen Standardisierung lassen sich die Kapseln auch einfach auf andere Verkehrsträger umladen.
Weitere Informationen zu diesem Interessanten Ansatz finden Sie hier.
Ein besonderes Angebot für unsere Mitglieder ist der Newsletter Verteidigung.
Der Newsletter Verteidigung (NV) wird vom Verlag Deutsche Spezialmedien veröffentlicht und präsentiert sich im neuen, zeitgemäßen Design. Diesen Newsletter bieten wir als Lizenznehmer 1-mal pro Woche (Dienstag) unseren Mitgliedern kostenfrei in diesem Portal an.
Wenn Sie keine Ausgabe mehr verpassen möchten, so können Sie diesen hier kostenfrei abonnieren.
Alle in diesem Portal veröffentlichen Newsletter Verteidigung , ab Ausgabe 45/2018 finden Sie hier.
Die aktuelle Ausgabe stellen wir unseren Mitgliedern jeden Dienstag als Download zum Herunterladen bereit.
In der letzten Sitzungswoche in 2019 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages dem noch in 2019 geplanten Abschluss von vier Verträgen mit einem Gesamtvolumen von rund 864 Millionen Euro für Investitionen in die Bundeswehr zugestimmt. Somit können Fahrzeuge und Lenkflugkörper beschafft und Ausbildungsmöglichkeiten der Bundeswehr verbessert werden.
Für die rund 864 Millionen Euro können Lastkraftwagen und leichte bodengebundene Lenkflugkörper beschafft werden. Zudem wird der Vertrag für simulatorgestützte Ausbildung der Besatzungen des Hubschraubers NH-90 verlängert und der Schützenpanzer Puma erhält ein laserbasiertes Ausbildungssystem. Damit können Gefechtssituationen realitätsnah geübt werden.
1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen
Im Januar 2020 werden folgende Personalmaßnahmen wirksam: Marine
Flottillenadmiral Markus KRAUSE-TRAUDES, zuletzt im Marinekommando, Rostock, eingesetzt, tritt in den Ruhestand.
Streitkräftebasis
Brigadegeneral (TR) Fritz Jürgen URBACH, zuletzt Gruppenleiter Europäische Union beim Deutschen Militärischen Vertreter im Militärausschuss der NATO und bei der Europäischen Union, Brüssel, wird Military Advisor der EU Delegation USA und Kanada, Washington D.C.
Brigadegeneral (TR) Klaus Dieter KOHL, zuletzt Branch Head Education and Training Hauptquartier Supreme Allied Commander Transformation, Norfolk, wird Innovation Champion im Hauptquartier Supreme Allied Commander Transformation, Norfolk.
2. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen
Im Januar werden keine Veränderungen in zivilen Spitzenstellen wirksam.
Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab
Ein Stimmungsbild von Herrn Oberstleutnant Roman Schlosser, Redakteur im blauer Bund e.V.
Der Verein veranstaltete am 07. und 08. November 2019 die Mitgliederversammlung und eine zentrale Informationsveranstaltung für Logistikfachleute innerhalb und außerhalb der Bundeswehr sowie interessierte Gäste in der Donnerberg-Kaserne in ESCHWEILER.
Die rund 200 Besucher setzten sich aus Mitgliedern aller Teilstreitkräfte (TSK)/Organisationsbereiche (OrgBer), aus allen Dienstgradgruppen sowie zahlreiche zivilen Logistikern, Rüstungsfachleuten, Wehrtechnikern, Firmenvertretern und weiteren Gästen zusammen. Bemerkenswert ist die hohe Anzahl an (Noch-)Nichtmitgliedern, die das Weiterbildungsangebot dankbar angenommen hatten. Am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZTLS) in der Donnerberg-Kaserne konnte der Präsident, GenMaj Volker Thomas, zur jährlichen Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung begrüßen. Zwei Tage lang trugen hochrangige Entscheidungsträger aus militärischer Führung der Streitkräfte und TSK/OrgBer, zivilen Bundesbehörden, Logistik und Rüstung, aber auch aus dem militärischen Anteilen von NATO/EU und den Ausbildungseinrichtungen zu aktuellen, zukunftsweisenden Themen vor.
Zuvor jedoch wurde in der Mitgliederversammlung die Bilanz des vergangenen Jahres gezogen und über Neuerungen informiert.
Der Präsident des bB, GenMaj Thomas, bei der Begrüßung
Mitgliederversammlung: Informationsmedien und Netzwerk machen den „blauer Bund e.V.“ (bB) interessant.
Der Präsident blickte auf eine positive Entwicklung zurück und freut sich über den erneuten Anstieg der Mitglieder auf nun über 1.150. Vor allem der Zuwachs an „jungen“ Mitgliedern sei sehr willkommen und es gelte diesen künftig auszubauen und „die Jungen“ im Verein einzubinden. Das gebotene Netzwerk sei in dieser Gemeinschaft ein wertvolles Gut, das viele Vorteile im täglichen Berufsleben biete und den bB attraktiv mache. Weiter ging GenMaj Thomas auf den sehr gelungenen neuen Web-Auftritt des bB ein. Endgeräte unabhängig und in modernem Design wurden heuer rund 150 Artikel eingestellt. Zusammen mit den Vereinsmedien Info-Heft und Newsletter handelt es sich um das Aushängeschild des Vereins. Den anwesenden Partnerfirmen empfahl der Präsident die Möglichkeit, freie Stellen auf der Web-Seite anzubieten, intensiver zu nutzen. Sei doch die Suche nach qualifizierten Bewerbern die Herausforderung der Zukunft für alle Arbeitgeber.
Der Vizepräsident, Oberst a.D. Schaprian, führte gemeinsam mit dem Präsidenten durch die Veranstaltung
Die folgenden zwölf Einzelvorträge mit dem Leitthema „Deutschland als (logistische) Drehscheibe für kollektive Verteidigung im Bündnis“ waren geprägt von erfreulicher Offenheit und höchst aktuell. An der Vielzahl der gestellten Fragen konnte man das große Interesse an den Inhalten ablesen.
In einem kurzen Grußwort ging der Präsident des bB auf die Großübung DEFENDER EUROPE 20 ein und führte so zum Leitthema hin. Die von den USA initiierte Übung quer durch Europa wird von den DEU SK mit mehr als 1400 Logistikkräften unterstützt, um den fast 50.000 Soldaten mit ihrem Großgerät unter anderem den Durchmarsch durch DEU zu ermöglichen.
Im Grußwort des Gastgebers ging BrigGen Cohrs, Kommandeur des AusbZTLS, auf die Verbundenheit mit dem bB ein und stellte den Stellenwert des persönlichen Kontakts und der Kameradschaft im Verein, bei allen Veränderungen der heutigen modernen Zeit heraus.
Oberst a.D. Freiling, Vizepräsident im VdRBw
Ein weiteres Grußwort richtete Oberst d.R. Freiling, Vizepräsident im Verband der Reservisten an das Auditorium. Er lobte dabei den bB für die Beiträge und gemeinsame Mitarbeit im Beirat der Reservisten.
Oberst Meyer: „NATO 3.0 heißt 29 for 29, @360°, 24/7.“
Den thematischen Aufschlag machte Oberst i.G. Meyer, Deutscher Militärischer Vertreter im Militärausschuss der NATO und EU, aus strategischer Sicht im Bündnis gab er eine Standortbestimmung.
Oberst i.G. Meyer
Er stellte dar, dass die Bedrohungen wie Terror, Migration und Hybride Konflikte weiterhin Bestand hätten, die Wahrnehmung durch die einzelnen Mitgliedsstaaten, z.B. zur Bedrohung durch Russland sich unterschieden. Der Strategiewandel der NATO drückt sich aus in „29 for 29“ also der Aussage „Ein Angriff auf einen Alliierten erfordert immer eine strategische Antwort.“ Dem Ansatz des Wirkens in jeder Richtung, „@360°“ und der schnellen Reaktionsfähigkeit „24/7“. Realisiert werden soll der Ansatz auch durch die NATO Readiness Initiative. Mit dem Schlagwort 30/30/30/30 sind hier zusätzlich zur NATO Response Force (NRF) vorgesehene Kräfte im Ansatz von 30 Bataillonen, 30 Kampfflieger-Staffeln, 30 Kampfschiffen innerhalb von 30 Tagen einsatzbereit, gemeint. Diese Ressourcen sind wichtige Optionen des SACEUR und für die Verlegung solcher Kräfte ist Military Mobility eine wichtige Voraussetzung. Das PESCO Projekt zu Military Mobility mit den 24 europäischen Mitgliedsstaaten sei ein sehr gutes Instrument dafür und Zeichen der Zusammenarbeit zwischen NATO und EU.
Als nächster BrigGen Seifert, stv Kommandeur des Multinationalen Kommando Operative Führung, aus Sicht eines Joint Support and Enabeling Command (JSEC) vor.
BrigGen Seifert
Seinen Ausführungen war zu entnehmen, dass das JSEC im „Rückwärtigen Gebiet“, also nicht im Operationsgebiet der NATO-Truppen, für die Führung einer Joint Logistics Support Group (JLSG) zuständig ist. Die für die NATO-Folgekräfte zu erbringenden Aufgaben dazu sind zivile und Militärische Sicherheit, Schutz der Truppen, Durchmarsch der Folgekräfte, Training und Integration sowie Steuern von Host Nation Support (HNS) und Infrastrukturmaßnahmen. Alle Maßnahmen dienen dazu die Folgekräfte rechtzeitig zur Wirkung bringen zu können. Das JSEC wächst derzeit auf und soll bis IV./2021 die volle Einsatzbereitschaft erreicht haben.
Nun ging der Staffelstab an GenLt Schelleis, Inspekteur der SKB und Nationaler Territorialer Befehlshaber (NatTerrBefh), aus dieser Zweitrolle legte er auch den Fokus auf das Leitthema.
GenLt Schelleis
Er beleuchtete zunächst die Aufgabe des NatTerrBefh, der als nationaler Ansprechpartner eines JSEC im rückwärtigen Raum dient und aus einem Territorialkommando (TerrKdoBw), gespeist aus dem Kdo SKB, heraus die Funktionsfähigkeit der Drehscheibe Deutschland sicher stellt. Das TerrKdoBw hält auch Verbindung zu Bundesbehörden und zivilen Dienstleistern, um z.B. die Aufgaben Aufmarschführung der Bundeswehr oder Transit Alliierter zu bewerkstelligen. Die Abstimmung mit den Verantwortlichen der verschiedenen Verkehrswege sei, vor dem Hintergrund des Ziels für Military Mobility mit 5 Tagen Vorbereitungszeit auszukommen, eine besondere Herausforderung. Die Zusammenarbeit mit zivilen Dienstleistern sei auch deshalb erforderlich, weil ein hoher Anteil der Kräfte aus der SKB, die Gleiches leisten könnten, schon mit den ersten Kräften der NRF in Einsatzgebiete verlegen und so in Deutschland beim Transit von Folgekräften nicht mehr zu Verfügung stehen. GenLt Schelleis erläuterte die Herausforderungen an der bevorstehenden Übung DEFENDER EUR 20 und schloss mit der Feststellung, dass HNS in Deutschland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei.
Der Schließende des ersten Tages war Herr Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Herr Christoph Unger
Zunächst erläuterte er die Zuständigkeiten bei der integrierten Hilfeleistung im föderalen Bundesstaat, die von den Kommunen für Alltagsereignisse, über die Länder bei Regionalen Katastrophenlagen, bis hin zum Bund bei kriegerischen Konflikten und Lagen mit nationaler Bedeutung sowie der Katastrophenhilfe reichen. Das BBK, welches dem Ressort des BMI angehört, hat ein vielfältiges Aufgabenspektrum, das für den Anteil Zivile Verteidigung auf den Säulen Aufrechterhaltung der Staats- und Regierungsfunktionen, Zivilschutz, Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft sowie Unterstützung der Streitkräfte fußt. Bei der Unterstützung der Streitkräfte hat die NATO Mindestvoraussetzungen wie Aufrechterhaltung der Regierungsfunktion, Versorgung mit Energie/Nahrung/Wasser/Kommunikation/von Verletzten, Umgang mit Flüchtlingen und resiliente zivile Verkehrssysteme, formuliert. Herr Unger stellte fest, dass für die Zivile Verteidigung bestehende Regelungen angepasst werden müssten und insbesondere die Versorgung der Bevölkerung noch mit Leistungserbringern zu hinterlegen sei.
Gesprächsrunde am Gesellschaftsabend
Der Gesellschaftsabend kam bei allen Teilnehmern sehr gut an und beförderte das Kennenlernen und einen regen Austausch. Den würdigen Rahmen nutzte der Präsident, um besondere Auszeichnungen vorzunehmen. So wurde einem verdienten Mitglied im Bundesvorstand, Herrn Oberstlt a.D. Steibel, die Ehrenmitgliedschaft im bB verliehen und einem weiteren verdienten Mitglied, nämlich Oberstlt a.D. Laux, die Ehrennadel des bB verliehen. Drei Ehrungen zur 25-jährigen Mitgliedschaft wurden ebenfalls vor Ort vorgenommen. Die Empfänger waren BrigGen Lungershausen, Oberst a.D. Selbert und OStFw a.D. Matheis. Die durchgeführte Sammlung zu Gunsten des Soldatenhilfswerkes ergab knapp 1000€.
Oberstlt a.D. Steibel wird EhrenmitgliedOberstlt a.D. Laux wird die Ehrennadel verliehenGenMaj Thomas ehrt drei mal zur 25-jährigen Mitgliedschaft. v.li BrigGen Lungershausen, Oberst a.D. Selbert und OStFw a.D. Matheis
Der zweite Tag wurde von GenMaj Breuer, Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben (Kdo TerrAufgBw), zum Thema „Unterstützung der Drehscheibe DEU durch das KdoTerrAufg“ begonnen.
GenMaj Breuer: „Nur aus Strukturen heraus ist HNS verlässlich zu leisten.“
GenMaj Breuer
Er führte aus, dass die Aufgabe HNS deutlich mehr als Logistik umfasst und auch Themen wie SanVersorgung, Militärische Sicherheit, Diplomatische Vorgänge, GeoInformation und andere bedacht werden müssen. HNS ist keine neue Erfindung, sondern in Deutschland Alltagsgeschäft, welches in 2019 zu knapp 1000 Anträgen anderer Nationen geführt hat. Aus der OPZ im KdoTerrAufgBw und den 16 Lagezentren in den Ländern, wird die Unterstützung durch vorhandene verfügbare Ressourcen gesteuert. Hier setzt GenMaj Breuer Kritik an, wenn er die Verlässlichkeit der Unterstützung im großen Stil ausschließlich durch verfügbare Ressourcen in Zweifel stellt. Nur aus Strukturen heraus sei HNS verlässlich zu leisten. Auch das KdoTerrAufgBw selbst erreiche bei mehreren Vorfällen an Hilfeleistung bei Katastrophen/Notfällen die Grenze des Machbaren.
Im engen Schulterschluss mit dem KdoTerrAufgBw agiert das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw), zu dem GenMaj Thomas, Kommandeur des LogKdoBw, vortrug.
Er machte klar, dass HNS für das LogKdoBw vielfältige Aufgaben in Planung und Durchführung mit sich bringt. Doch dazu seien erforderliche Weisungen, Aufmarschpläne, Operationspläne und andere Dokumente zeitgerecht zu erstellen.
GenMaj Thomas: „Mit den PESCO LogHubs ist ein wichtiger Schritt getan. Die aktuell größte Herausforderung ist die Führungsorganisation.“
GenMaj Thomas beschrieb die Zuständigkeiten für Planungsprodukte bei strategischer Verlegung und zeigte auf, dass die National Detailed Deployment Plans (NDDP) aus seinem Kommando eine wichtige Grundlage für die Multinational Detailed Deployment Plans (MNDDP) sind und somit Garant einer erfolgreichen Verlegung. Um einen Maßstab für die Durchführung zu bekommen, zeigte er auf, dass schon bei der Übung DEFENDER EUR 20 Personal in Stärke 1400 aus seinem Kommando unterstützen wird. Sorge mache auch die unzureichende Lagerkapazität, die dringend erhöht werden müsse. Ein Abstützen auf privatwirtschaftliche Leistungserbringer für HNS sei ebenfalls unabdingbar.
Noch stärker aus der Sicht des Durchführenden berichtete Oberstlt Dr. Henschke, Kommandeur des Logistikbataillons 172.
Oberstlt Dr. Henschke
Er stellte dar, dass die Gleichrangigkeit von Stabilisierungsoperationen und Landes-/Bündnisverteidigung in der Truppe angekommen sei. Nämlich in der Form, dass die bisher existierenden Einsatzpausen jetzt mit Zeiten von anhaltender Bereitschaftsverpflichtung, z.T. mit Vorwarnzeiten von nur 48 Stunden gefüllt würden. Die Situation für diese NRF sei auch deshalb herausfordernd, weil das zukünftige Operationsgebiet unbekannt sei, ein Sachverhalt, mit dem man lernen müsse, wieder umzugehen. Eine Konstante hat Oberstlt Dr. Henschke auf der Durchführungsebene aus den durchlaufenen Großübungen ausgemacht: Zeit ist immer der kritische Faktor! Neben den auffälligen Schwächen bei den eigenen Führungsmitteln, wo er sich schnell Verbesserung wünsche, zieht er doch auch ein sehr positives Fazit. Er Lobt den Zusammenhalt und die Kreativität seiner Unterstellten und ist stolz auf die Vielzahl von Dingen die gut funktionieren.
Als nächster referierte Oberst Schellhase, Stv Abteilungsleiter Kampf im Bundesamt für Ausrüstung Information und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw).
Oberst Schellhase
Zunächst warb er für seinen Bereich, der häufig in der öffentlichen Kritik steht, indem er die Rahmenbedingungen der Beschaffung erläuterte. So zeigte er auf, dass im Vergleich zu einem Versandhaus mit rund 60.000 Artikeln im BAAINBw ca. 2.000.000 Artikel im Bestand geführt werden. Nach dem Hinweis auf die angespannte Personalsituation, schilderte er die Grundzüge der Beschaffung nach CPM und daraus erwachsende, einschränkende Faktoren. Mit dem Zielbild Rüstungsmanagement zeigte er die Bemühungen des BAAINBw sich weiter zu entwickeln und zu verbessern.
Im folgenden Teil berichtete BrigGen Denk, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr, über aktuelles aus seiner Ausbildungseinrichtung. Zunächst zeigte er die Neuausrichtung der Offizierausbildung der Logistikoffiziere auf, die weniger verschult und mit mehr Praxis und Truppengattungsbindung zu weniger Abbrechern führen soll. Der erste Durchgang des neuen Fahnenjunker-Lehrganges soll im I./2021 beginnen und mit je 80 Teilnehmern an der LogSBw und dem AusbZTLS stattfinden. Weiter informierte er über die Individual- und Teamausbildung am JCTS sowie der Schwerpunktaufgabe der Unterstützung des I. DEU/NDL Korps in 2020/2021. Zuletzt zeigte er das Aufgabenpaket des LogÜbZ mit den Anteilen Ausbildung des Stab LogRgt und Ausbildung des RSOM Btl.
Die beiden Kommandeure der Ausbildungseinrichtungen. li BrigGen Denk, re BrigGen Cohrs
Den Abschluss bildete BrigGen Cohrs, Kommandeur des AusbZTLS, der gleichfalls über aktuelles aus seiner Ausbildungseinrichtung informierte. Anfangs erklärte er die Situation zur Infrastruktur, der personellen Ausstattung und den Fortschritten zur Kompetenzorientierten Ausbildung an seinem Zentrum. Weiter machte er deutlich, welche wichtige und sinnvolle Rolle der Bereich Technik/Logistik bei der Nachweisführung zur Beschaffung von Wehrmaterial habe und weit entfernt von einer Rolle als „Spielverderber“ liege. Dann zeigte er die Zeitlinie auf, wie die Instandhaltungsfähigkeiten zum SPz PUMA bis 2023 aufgebaut werden sollen und schloss mit dem Ausblick auf das AusbZTLS 2030+, für das Fragestellungen zu den Bereichen Ressourcen, Technologie, Rahmenbedingungen und Ausbildung beantwortet werden müssten.
In seinem Schlusswort stellte GenMaj Thomas fest, dass der angesprochene Verbesserungsbedarf aus den Vorträgen der sichtbare Bereich des Eisberges sei, aber auch die gelösten Probleme und die Kreativität in der Lösungsfindung überwiegen würden. Letztlich sprach er sich bei komplexen Dingen für die nötige strategische Geduld aus.
Weiter hege er die Hoffnung, die Mitglieder des Vereins im Jahre 2020 am 05. und 06. November an der Logistikschule der Bundeswehr wieder begrüßen zu dürfen. Es gäbe schließlich Grund zum Feiern, da der bB 30-jähriges Bestehen feiert und so forderte der Präsident auf, für die Teilnahme zu werben.
Zum Schluss galt der Dank dem Gastgeber, BrigGen Cohrs und dem Team des AusbZTLS für die gelungene Unterstützung im Rahmen der Weiterbildungsmaßnahme.
Die „Macher“ im Hintergrund, li Oberstlt Küppenbender, re StFw Paul
Fazit: Die diesjährige Mitgliederversammlung und zentrale Informationsveranstaltung des „blauer Bund e.V.“ war wieder eine gelungene Sache, die Messlatte hängt sehr hoch.
Im vergangenen Jahr hat sich die NATO äußerlich verändert. Wir sind mit dem Hauptquartier umgezogen. Seit einem guten Jahr sind wir schon im neuen Gebäude. Hier ist alles offen, modern, man begegnet sich auf den Fluren, der großen Agora in der Mitte des Gebäudes. Aber begegnen wir uns auch in unseren Auffassungen? Verändert sich die NATO auch in den Strukturen, Prozessen, ihrer Strategie?
Die Allianz ist eine Allianz im Umbruch. Bei dem Gipfel in Brüssel im Sommer 2018 wurde dies besonders deutlich. Übrig bleibt bis heute, dass Deutschland seine Rolle in der Mitte nach Meinung einiger Akteure nicht ausreichend wahrnimmt. Wir zahlen vermeintlich nicht genug. Wir sind irgendwie mittendrin, aber nicht bei allem dabei.
Das wohl bedeutendste Dokument aus dem Gipfel ist die Readiness-Initiative. Unter dem Schlagwort 4 mal 30 oder besser 30/30/30 Bataillone, fliegende Staffeln, Schiffe verfügbar in 30 Tagen geht es um die Erhöhung der Einsatzbereitschaft und die Übernahme von Lasten. Inzwischen haben die Alliierten ihre Beiträge zu dieser Initiative eingemeldet. Deutschland ist ganz vorne mit dabei. Rechtzeitig zum Leaders Meeting kann dies eine Erfolgsgeschichte sein.
Zugleich wird in diesen Tagen der Umbruch wieder spürbar. Rund um das Außenministertreffen im November, dem Leaders Meeting mit den Staats- und Regierungschefs der Allianz im Dezember in London und dem aufrüttelnden Interview des französischen Staatspräsidenten in einer britischen Zeitschrift, in der er den Hirntod der Allianz konstatierte, wird die Zukunft der NATO diskutiert.
Und das alles in einer Zeit wo die Allianz vor Veränderungen steht. In Zeiten, in denen sich die Wahrnehmung der Rolle Russlands in den vergangenen Jahren stark verändert hat. Nach 2014, der Ost-Ukraine und der Krim, aber auch nach dem Fall Skripal in Großbritannien und dem Ausspähen der OPCW in Den Haag reagieren viele Alliierte nicht nur gereizt auf Russland, sondern sehen in Russland die eine dominierende Herausforderung.
Russland als potentieller Aggressor, Russland als Gegner, Russland als Bedrohung ist alltäglich Gegenstand in den Diskussionen im NATO Hauptquartier. Dabei ist das Bedrohungsempfinden etlicher Alliierter tief emotional und für die jungen Mitgliedsstaaten tief existenziell. Das Gleiche gilt für die Frage, wie man Russland begegnen soll, im Frieden, in der Krise und im Krieg. Sind wir mit Russland überhaupt noch im Frieden oder stattdessen zumindest in einer aktiven Wettbewerbsphase, in der jeden Tag weit unterhalb der Schwelle eines Artikel 5 Auseinandersetzungen stattfinden.
In den letzten zehn Jahren hat sich das sicherheitspolitische Umfeld mit und ohne Russland, wegen oder gegen Russland verändert. Internationaler Terrorismus wird als Herausforderung gesehen, die Alliierte unmittelbar bedroht, Regionen in der Allianz destabilisieren könnte, Sekundäreffekte auf die territoriale Integrität ebenso, wie auf die innere Stabilität von Mitgliedsstaaten hat.
Wir sind konfrontiert mit Verletzungen internationalen Normen, wie auf der Krim und in der Ost-Ukraine, an dem nicht Halt machen vor Grenzen, Aktionen mit militärischen Mitteln und nicht-militärischen Mitteln, sich dazu bekennend oder auch nicht.
Migrationsströme und die daraus resultierenden innenpolitischen Instabilitäten, Verschiebungen und Zerwürfnisse in Gesellschaften und politischen Landschaften beschreiben den Zustand in einigen Ländern. Einzelne Alliierte werden nicht müde, Migration als die große sicherheitspolitische Herausforderung zu benennen. Daraus folgen auch unterschiedliche Auffassungen zum Einsatz von Streitkräften im Inneren, der heute der Normalfall in vielen Ländern ist.
Die Folgen der Finanzkrise haben die Schere zwischen Arm und Reich größer werden lassen. Zurückgehende Ressourcen, Diskussionen um deren Verwendung, so auch das Einhalten des 2 %-Ziels für die Verteidigungshaushalte, haben das sicherheitspolitische Umfeld verändert, bestimmen heute die Diskussion.
So driftet die Allianz ein Stück weit auseinander. Es fehlt das vereinigende Ziel. Und es fehlt die Kohäsion, sich auf das eine große Ziel auszurichten. Was ist wirklich eine Bedrohung für die Mitgliedstaaten? Aus welcher Richtung schießt der Feind. Sind wir vorbereitet, alarmiert, resilient oder empfinden wir gar keine Bedrohungen in unseren Gesellschaften. Ist die kleinste Dysfunktionalität vielleicht Folge eines Cyberangriffes? Engagieren wir uns zu wenig? Leben wir auf Kosten der anderen? Was sind wir bereit zu geben, zu investieren? Wofür stehen eigentlich die nationalen Sicherheitspolitiken? Lastenteilung und Bedrohungsperzeptionen sind sehr unterschiedlich.
Einer der wesentlichen Gründe für den Aufstieg der NATO zur erfolgreichsten Sicherheitsallianz in der neueren Geschichte ist ihre Fähigkeit, sich an veränderte politische Rahmenbedingungen anzupassen. Anders als Wirtschaftsunternehmen, die ihre Marktstrategien ständig überprüfen, werden neue NATO-Strategien nur in großen Zeitabständen formuliert. Ganze sieben solcher strategischen Konzepte hat es in der fast 70-jährigen Geschichte des Bündnisses gegeben. Selten wurden Strategien im Voraus geschrieben. Meistens sind sie entstanden, wenn ihre Inhalte schon längst Realität gewesen sind. Sie verschriftlichen, was das Bündnis in Reaktion auf sicherheitspolitische Veränderungen bereits längst in der Praxis tut.
Das Strategische Konzept von 1999 betonte die Notwendigkeit des Krisenmanagements, nachdem die NATO diese Aufgabe schon seit 1995 auf dem Balkan wahrgenommen hatte. Im Strategiepapier von 2010 wurde die kooperative Sicherheitsvorsorge durch Partnerschaften als eine der Kernfunktionen der Allianz definiert, nachdem bereits eine Vielzahl von Partnerschaften in Europa, mit den Mittelmeeranrainern oder den Golfstaaten initiiert worden war. NATO-Strategien sind damit immer auch zugleich Standortbestimmungen und Festschreibungen bewährter Praktiken.
Nach einer NATO 1.0 in der NATO der Collective Defence, hatten wir eine NATO 2.0, die sich mit Krisenmanagement befasste. Heute brauchen wir beides. Heute brauchen wir eine NATO, die sich kollektiv mit der Bedrohung insgesamt aus dem Osten, auseinandersetzt und dieser begegnet. Und wir brauchen eine NATO, die weiterhin am Rande ihres Bündnisgebietes Instabilitäten bekämpft, so Krisenvorsorge und Krisenmanagement betreibt, möglichst bevor Krisen das Bündnisgebiet destabilisieren.
Anpassungsdruck – Notwendiger Strategiewandel
Dabei stellt sich die Frage, bereiten wir uns auf die richtigen Herausforderungen vor, bereiten wir uns richtig vor? Bereiten wir uns qualitativ und quantitativ, flexibel genug, mit einem militärischen „Instrument of power“ und weiteren Instrumenten richtig vor?
Es gibt in der Allianz ein neues Bewusstsein für Bündnisverteidigung – Collective Defence. Dabei sind vor allem diejenigen Alliierten die Treiber des Geschehens, die sich von Russland emotional und existenziell bedroht fühlen. Der Gegner wird vor allem von unseren osteuropäischen Bündnispartnern an ihren jeweiligen Grenzen wahrgenommen.
Internationaler Terrorismus bedroht weitere Alliierte ganz konkret an ihren Grenzen und immer wieder auch auf ihren Territorien. Herrschaftsfreie Räume jenseits der Allianz haben destabilisierende Sekundäreffekte auf einzelne Mitgliedsstaaten.
Die Eventualfallplanungen in der Allianz werden vorangetrieben und das dazu notwendige Kräftedispositiv immer umfangreicher. Verlegung und Verstärkung innerhalb des Bündnisses wird wieder gedacht und bald auch geübt. Die anstehenden Großübungen mit der Beteiligung etlicher Alliierter zeugen davon. Das wird ein großes Thema in 2020 und darüber hinaus. Dabei leistet Deutschland mit dem neuen Joint Support and Enabling Command in Ulm (JSEC) einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der Allianz.
Autor: Oberst i.G. Ralph Meyer, Deutscher Militärischer Vertreter im Militärausschuss der NATO und EU
Spätestens mit den Terroranschlägen seit 2015 in den europäischen Hauptstädten Paris, Brüssel, London und Berlin und dem noch heute andauernden Konflikt in der Ost-Ukraine sowie der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 hat sich die geopolitische Situation in Europa grundlegend verändert. Eine Analyse aller relevanter Faktoren hat ergeben, dass eine Rückbesinnung auf die Bündnisverteidigung in Europa für die Allianz unabdingbar ist. Beim NATO-Gipfel in Warschau 2016 beschloss die NATO in diesem Zusammenhang unter anderem, ihre Kommandostruktur diesen neuen Gegebenheiten anzupassen, um den aktuellen und zukünftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen besser begegnen zu können.
Im Februar 2018 billigten die NATO Verteidigungsminister einen entsprechenden Vorschlag, der u.a. vorsah, zwei neue Führungskommandos auf der operativen Ebene innerhalb der „NATO Force Structure“ (NFS) aufzustellen:
das Joint Force Command Norfolk (JFC NF) in Norfolk, Virginia, verantwortlich für den transatlantischen Raum und
das Joint Support and Enabling Command (JSEC) in Ulm, verantwortlich für den rückwärtigen Raum (Rear Area) des Oberbefehlshabers der NATO Streitkräfte in Europa (SACEUR).
Während des Treffens der Verteidigungsminister der NATO im Juni 2018 wurde Deutschland die Verantwortung als sogenannte Rahmennation (Framework Nation) für die Aufstellung des JSEC übertragen.
Für eine effektive Bündnisverteidigung setzt die NATO vorrangig auf die wirkungsvolle Abschreckung durch eine angemessene Präsenz von Streitkräften in ihren Mitgliedstaaten. Das wird gerade in Polen und den baltischen Staaten umgesetzt mit der Enhanced Forward Presence und der schnellen Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) als potentielle erste Verstärkung, die lageabhängig durch weitere Kräfte (NATO Response Force und Follow on Forces) ergänzt werden kann. Hierfür sind Truppenbewegungen in und durch ganz Europa notwendig, um schnell und sicher Verstärkungskräfte in eine Krisenregion verlegen zu können. Die Glaubwürdigkeit und der Grad der Abschreckung hängen wesentlich davon ab, solche Truppenbewegungen nach kurzer Vorbereitungszeit und ggf. auch unter Bedrohung effektiv und sicher durchführen zu können.
Zuständig hierfür sind zunächst die truppenentsendenden Staaten. Die Verlegung der Streitkräfte – sei es per Flugzeug, Straße, Bahn und/oder Schiff – und ihre Zusammenführung in einem Sammelraum, insbesondere aber auch Maßnahmen zur Absicherung und der Bedarf an Ausbildungs- und Versorgungseinrichtungen wurden bislang stets direkt durch das entsendende Land mit den betroffenen Transit- oder Gastgeberländern individuell abgestimmt und koordiniert. Bis zu einem Unterstellungswechsel der Truppen unter das entsprechende NATO Führungskommando in einem Operationsgebiet, ist dieser Prozess eine Angelegenheit zwischen zwei oder mehreren souveränen Staaten. Er ist hoch komplex, in vielen Fällen zeitintensiv und bedeutet im schlechtesten Fall, dass SACEUR nicht immer ein klares Lagebild hat, wo sich seine Verstärkungskräfte zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden und ob sie noch rechtzeitig dort eintreffen, wo sie benötigt werden.
An dieser Stelle beginnen die Kernaufgaben des Joint Support and Enabling Command, dessen Auftrag wie folgt lautet:
„…der NATO einen sicheren rückwärtigen Raum für strategische Aufmarschbewegungen sowie zur Unterstützung der Operationsführung und der Bündnispartner zur Verfügung zu stellen.“
Dieser rückwärtige Raum ist, grob umschrieben der Teil des europäischen Festlandes, der Territorialgewässer und des darüber befindlichen Luftraumes, die nicht einem der sogenannten Joint Force Command (JFC) in Brunssum oder Neapel als Operationsgebiet zugeordnet sind. Doch wie können diese koordinierenden Aufgaben in einem Raum souveräner Staaten wahrgenommen werden, ohne deren Hoheitsrechte zu beschneiden? Gerade der rückwärtige Raum darf insbesondere im Frieden und in der Krise nicht als ein Verantwortungsbereich im militärischen Sinne verstanden werden. Vielmehr muss das rückwärtige Gebiet als multifunktionaler Raum betrachtet werden, der vor allem als Durchmarschgebiet, Bereitstellungsraum und Versorgungsbasis dienen soll.
Das JSEC folgt dabei einem umfassenden Ansatz. Es werden vier Operationslinien unterschieden:
Vier Operationslinien
zivile und militärische Sicherheit, Schutz eigener Kräfte,
Gefechtsschadensbegrenzung,
Ausbildung und Bereitstellung der Kräfte,
Versorgung und Durchhaltefähigkeit
Jede dieser Operationslinien wird ganzheitlich innerhalb der fünf Dimensionen (Land, Luft, See, Cyberraum und seit kurzem auch der Weltraum) betrachtet und erforderliche Maßnahmen mit den jeweils zuständigen souveränen Staaten und anderen Akteuren (bspw. zivilen Betreibern, GOs/NGOs, aber auch der EU) abgestimmt und koordiniert. Die fünf wesentlichen Aufgabenbereiche des JSEC innerhalb der Operationslinien sind
Aufbau eines funktionellen Netzwerkes bereits im Grundbetrieb, um im Falle einer Aktivierung als singulärer Ansprechpartner der NATO gegenüber den einzelnen Nationen zu dienen,
Aufbau eines Lagebildes des rückwärtigen Raumes in enger Zusammenarbeit mit den Nationen und Erarbeitung von Grundlagenwissen,
Befähigung der NATO- Kräfte und -Akteure zu Operationen,
Operationsplanung,
Führung von Operationen.
Ziel dabei ist das Schaffen eines sicheren und in allen Bereichen funktionsfähigen rückwärtigen Raumes, aus dem heraus Wirkung (Effekte) für ein NATO Operationsgebiet erzielt werden kann. U.a. geht es um den Aufmarsch und die Bereithaltung von Kräften mit einem zu jeder Zeit aktuellen Lagebild für den SACEUR.
Transnationale Abstimmung und Koordination
Insbesondere, wenn eine spezifische Sicherheitsbedrohung vorliegt und der Aufmarsch unter Zeitdruck erfolgt, ist eine umfangreiche, transnationale Abstimmung und Koordination notwendig. Bei Verlegungen von Kräften für Operationen im Rahmen der Krisenbewältigung außerhalb der klassischen Bündnisverteidigung gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrages, also z.B. für die International Security Assistance Force (ISAF) oder die Kosovo Force (KFOR), war das bislang meist nicht der Fall. In der Bündnisverteidigung gegen einen gleichwertigen Gegner, der in der Lage ist, seine Streitkräfte schnell zu verlegen und einzusetzen, ist diese besondere Herausforderung jedoch zu erwarten.
Die NATO muss daher bereit sein, schnell, effizient und nachhaltig reagieren zu können. Das erfordert nicht nur Flexibilität, hohe Einsatzbereitschaft und Geschwindigkeit, sondern auch, dass bereits im Vorfeld die Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen den Nationen und Organisationen mit allen dazugehörigen Abläufen und Verfahren klar definiert und trainiert sein müssen – das schließt auch Nicht-NATO Staaten mit ein. Dabei geht es unter anderem um die Planung von Transportrouten und um logistische Kapazitäten, um den Schutz dieser Routen und Einrichtungen sowie die Verfügbarkeit von Ausbildungs- und Übungseinrichtungen. Und es geht nicht nur um militärische Einrichtungen, vielmehr um jede Art von kritischer Infrastruktur, Maßnahmen zur Cybersicherheit, Regelungen für den Warenverkehr, Zollfragen, Umgang mit zivilen Dienstleistern und noch vieles andere mehr. Die erforderliche Befähigung der beteiligten Institutionen versteht das JSEC als einen „Whole of Government Approach“ ähnlich dem allseits bekannten Comprehensive Approach. Dieser geht davon aus:
Jede Aktion des JSEC im Sinne der Auftragserfüllung wird somit in enger Abstimmung mit den Nationen erfolgen, unter Berücksichtigung der Souveränität.
Unter dem Strich wird das JSEC mit Blick auf die Kernaufgaben der NATO einen zentralen Beitrag leisten und durch seine Koordinationsfähigkeit den souveränen Nationen eine wirkungsvolle Unterstützungsleistung bieten!
Wo steht das JSEC jetzt?
Zum 1. Oktober 2019 hat das JSEC eine erste Teilbefähigung erlangt, die sogenannte Initial Operational Capability (IOC), um nun in den nächsten knapp zwei Jahren seine volle Einsatzbefähigung zu erreichen. Auf diesem Weg wird die Durchführung von Übungen eine zentrale Bedeutung spielen.
Das JSEC ist ein multinationales Hauptquartier mit einem multinationalen Gesicht. Mehr als die Hälfte der Dienstposten in der Friedensstruktur sind multinational ausgebracht.
Bereits heute leisten mehr als ein Dutzend Soldaten aus mehreren NATO Ländern am Standort Ulm für JSEC ihre Dienste. Die für die Anfangsbefähigung erforderliche Infrastruktur sowie die IT stehen zur Verfügung und werden in den nächsten Jahren in mehreren Schritten für die umfassende Aufgabenwahrnehmung weiter ausgebaut.
Mit der Aufstellung des JSEC leistet Deutschland als Rahmennation zusammen mit den teilnehmenden Nationen in einem breiten Ansatz, der weit über eine logistische Funktion hinausgeht, einen entscheidenden Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit der NATO.
Die Großübung Defender Europe, Grafik: US Army Europe
In 2020 wird das JSEC seine Initial Operational Capability unter Beweis stellen. Angelehnt an die Großübung DEFENDER EUROPE 20 (DE20) werden in einer parallel angelegten Übungsstruktur COMBINDED DEFENDER 20 (CODE20) die bisher im Kommando erarbeiteten Grundlagen und Einsatzverfahren erstmalig angewandt und auf Herz und Nieren erprobt werden. Ziel ist es, Mitte 2021 im Rahmen einer weiteren Großübung die NATO-Zertifizierung zu erhalten. Damit verbunden wird das JSEC im Oktober 2021 den Status der Full Operational Capability (FOC) erreichen.
Autor: BrigGen Seifert, stv Kommandeur des Multinationalen Kommando Operative Führung
Die Annexion der Krim und die Destabilisierung der Ukraine durch Russland seit 2014 erforderte eine militärisch robustere Aufstellung der NATO und der EU in Europa. Aufgrund seiner zentralen geografischen Lage ist Deutschland hierbei potenzielles Aufmarschgebiet, Transitland wie auch rückwärtiges Operationsgebiet. Alle relevanten Verbindungslinien nördlich der Alpen führen durch Deutschland.
Dies fordert bei der Verlegung militärischer Verbände vor allem die Host-Nation-Support-Fähigkeiten Deutschlands und damit die der Streitkräftebasis. Ein Beispiel: Bereits bei der Verlegung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), der schnellen Speerspitze der NATO im Umfang einer verstärkten Brigade, würden etwa 11.000 Soldaten, 4.000 Fahrzeuge und 900 Container über die Drehscheibe Deutschland in Richtung Operationsgebiet bewegt – eine herausfordernde Aufgabe!
Die Streitkräftebasis leistet einen zentralen Anteil der erforderlichen Unterstützungsleistungen. Die Dimension solcher Truppenverlegungen erfordert gleichwohl einen ganzheitlichen Ansatz. Dies betrifft sowohl die bundeswehrgemeinsame ressortübergreifende Zusammenarbeit auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene, aber auch die Einbindung gewerblicher Leistungen und nicht zuletzt die Akzeptanz der deutschen Bevölkerung.
Sehr wertvolle Erfahrungen konnten in Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften gemacht werden. Diese nutzen im Rahmen ihrer OPERATION ATLANTIC RESOLVE die Rotationsphasen bei enhanced Forward Presence im Baltikum, um vor dem Hintergrund unterschiedlicher Lagen und Rahmenbedingungen eines Transits durch Europa verschiedene Verkehrswege und Transportverfahren realistischen Belastungstests zu unterziehen.
2020 wird durch die Übung DEFENDER EUROPE eine neue Dimension erreicht. Dann verlegt eine verstärkte Division mit 20.000 US-Soldaten und weiteren 17.000 Soldaten verbündeter Streitkräfte.
Bei DEFENDER EUROPE 20 wird neben der Fähigkeit zum Host Nation Support vor allem die Führungsfähigkeit der Streitkräftebasis gefordert.
Die Aufgaben zur Planung und Führung militärischer Verlegungen im großen Umfang wurde dem Inspekteur der Streitkräftebasis übertragen. Seither fungiert der Stab des Kommando Streitkräftebasis als „Aufmarschführendes Kommando für die Bundeswehr“- eine gute Grundlage für die Bewältigung der oben genannten Aufgaben im internationalen Rahmen.
Die Verlegung von großen Truppenkörpern der Bundeswehr erfolgt in verschiedenen Phasen. Für die Aufgabe „Aufmarsch führen“ sind insbesondere zwei Phasen von Bedeutung. In der Phase „Mount“ werden die nach der Alarmierung bereitstehenden Truppenteile an die vorbestimmten See- und Flughäfen sowie Bahneinrichtungen verlegt oder halten sich für die selbstständige Verlegung bereit. In der folgenden Phase „Deploy“ erfolgt die eigentliche strategische Verlegung in ein Einsatzgebiet.
Die Zusammenführung und Verlegung der VJTF (L) 2019 betrifft nicht nur die beteiligten deutschen Truppenteile, sondern auch die Kräfte der weiteren an der VJTF beteiligten Nationen – immerhin neun an der Zahl. Die Marschbewegungen sind zu koordinieren, auch unter Friedensbedingungen mit dem üblichen Berufs- bzw. Individualverkehr.
Die Übernahme der Führungsverantwortung für die Verlegung der VJTF bis in ein potenzielles Einsatzgebiet ist eine neue Aufgabe für den Inspekteur der Streitkräftebasis, die dazu benötigten Fähigkeiten sind allerdings bereits in seinem Verantwortungsbereich gebündelt. Dies betrifft insbesondere die durch das Logistikkommando der Bundeswehr abgebildete logistische Kompetenz oder die für den zu erwarteten Host Nation Support benötigten Netzwerke, die durch das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr gepflegt werden. Hinzu kommen weitere unterstützende Fähigkeiten wie beispielsweise Verkehrslenkung und Schutz durch die Feldjägerkräfte oder Dekontamination durch ABC-Abwehrkräfte der Streitkräftebasis.
All diese Fähigkeiten werden im Rahmen von NATO (Framework Nations Konzept) und EU (PESCO) multinational ausgebracht und in Abstimmung mit dem Joint Support and Enabling Command (JSEC), ebenfalls Teil der Streitkräftebasis, weiterentwickelt.
Die Streitkräftebasis übernimmt Verantwortung im Zentrum eines europäischen Unterstützungsnetzwerks, stellt wesentliche Leistungen selbst bereit und integriert als Anlehnungspartner die Fähigkeiten kleinerer Partner. Zudem werden Fähigkeiten und Kapazitäten von Industrie, Gewerbe und nationalen Sicherheits- und Unterstützungskräften in das Gesamtsystem eingebunden.
Damit wird sie ihrem Anspruch gerecht, Schrittmacher der Multinationalisierung im Unterstützungsbereich in Europa zu sein.
Autor: Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis