Termine in den Kameradschaften

 

An dieser Stelle möchten wir wieder regelmäßig auf die Veranstaltungen der Kameradschaften im Blauen Bund hinweisen.
Erfreulicher Weise sind die Hürden nicht mehr so hoch.

Bonn
Mitgliederversammlung
11.01.2023
Bonn;

Bad Neuenahr/Ahrweiler
Vortrag der BWI – IT-Systemhaus der Bundeswehr
26.01.2023
Meckenheim;

Ulm/Dornstadt
Stammtisch
18.01.2023
Dornstadt;

Aachen/Eschweiler
Besuch Fernmeldemuseum Aachen
31.01.2023
Aachen;

Zentrum für Verifikation der Bw
16.03.2023
Geilenkirchen;

Containerbahnhof Köln-Eifeltor, ggf. mit Motorworld Köln
April 2023
Köln

Die Operative Leitlinie (OpLL) der FRA LaSK – Concept d’emploi des forces terrestres (CEFT) 2020-2035

Das FRA H befindet sich seit der Wahl Emmanuel Macrons (M.) zum frz. Staatspräsidenten im April 2017 in einem stetigen Modernisierungsprozess. Ministerin der Streitkräfte Florence Parly resümierte, M. habe dabei sehr stark unterstützt und „die Streitkräfte ins Zentrum der Nation gestellt“[1]. Ausgehend vom Anspruch FRA den Status einer „relevanten Macht“ („Puissance“) zu bewahren[2], jederzeit weltweit seine Interessen auch mit militärischen Mitteln durchsetzen zu können und dabei weitgehend unabhängig von den USA – unter Rückgriff auf Koalitionen der Willigen („nation cadré“ – dt.: Rahmennation) – in gaullistischer Tradition zu agieren, wurde unter M. die Finanzierung der Streitkräfte erheblich verbessert und die Modernisierung entschieden vorangetrieben.

Im Rahmen der Operation Serval hatte FRA noch im Jahr 2013 in beeindruckender Weise, jedoch unter Inkaufnahme hoher Risiken eine schnelle Anfangsoperation durchgeführt. Ziel war es, die von einer militärische Niederlage bedrohte malische Regierung zu stützen und das Land zu stabilisieren[3]. Gegnerische Kräfte waren vor allem die verschiedenen terroristischen Gruppierungen, wie sie auch heute noch (oder wieder) die Region dominieren.

Seither hat sich aus FRA Sicht die geopolitische Lage erheblich und damit die Anforderungen an die frz. LaSK verändert. Unter Staatspräsident M. läuft daher der Umbau des FRA H mit Nachdruck um neuen Bedrohungen gewachsen zu sein.

Verändertes sicherheitspolitisches Umfeld aus FRA Perspektive

Die Erfahrungen der Einsätze, in denen das FRA H weltweit ständig gebunden ist, spiegeln ein verändertes sicherheitspolitisches Umfeld, in dem die Gleichzeitigkeit von Bedrohungen verschiedener Natur (z.B. Terrorismus, Grenzkonflikte, Cyber-Angriffe, Propaganda) und eine stark angestiegene Geschwindigkeit, mit denen Krisen entstehen, einer Anpassung des bisherigen Konfliktmodells (Frieden – Krise – Krieg) hin zu einer Abfolge von Rivalität – Konkurrenz – Kampf bedurften.

Konfliktmodell FRA SK Blauer Bund
Konfliktmodell FRA SK

Sich grundsätzlich ständig in der Phase des Wettbewerbs von Staaten, Gesellschaftsmodellen und politischen Systemen befindend, wird die Konkurrenz mit friedlichen Mitteln in den Dimensionen Politik, Wirtschaft, Kultur und Militär, materiell sowie immateriell ausgetragen. In der Anfechtung wird ein Konkurrent zum de-facto Gegner, der danach trachtet ein strategisches Ziel zu erreichen, indem er Mittel verwendet, die noch akzeptiert und nicht unmittelbar als offener Konflikt wahrgenommen werden. Im Konflikt werden Streitigkeiten mit militärischen und anderen Mitteln offen ausgetragen, bis zum Konflikt hoher Intensität („engagement de haute intensité“).

Dabei betonte général d’armée Thierry Burkhard (56), FRA Generalstabschef – CEMA – (Chef d’État-major des Armées) im Herbst 2021, dass es dabei vor allem gelte den „Krieg vor dem Krieg“ zu gewinnen. D.h. mit den Fähigkeiten der Streitkräfte in allen Phasen in der Lage zu sein, einen entsprechenden Beitrag leisten zu können, um zu verhindern, dass es überhaupt zu einer bewaffneten Konfrontation komme. Diese bleibe die seltenere Form der Auseinandersetzung, auf die man sich aber als die schwerste Herausforderung vorbereiten müsse.[4]

Aus Sicht des général d’armée Pierre Schill (55), seit 14. Juli 2021 neuer Chef des FRA H – CEMAT – (Chef d’État-major de l’Armée de Terre), zeichnet sich nach diesem Verständnis die Dimension Land (le milieu aéroterrestre) durch eine hohe Fragmentierung, eine hohe Sättigung an materiellen und immateriellen Einflussfaktoren sowie eine hohe Komplexität, die durch Technologiesprünge noch verschärft wird, aus. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen die Landstreitkräfte (LaSK) die moralische und mentale Resilienz steigern, die Digitalisierung beherrschen und die Integration autonomer Robotersysteme vorantreiben. Diese sollen die Einheiten der LaSK verstärken und ihre Leistungsfähigkeit multiplizieren. In diesem Zusammenhang sind die Programme SCORPION (neue digitalisierte und vernetzte geschützte Plattformen, seit 2020 in der Einführung), VULCAIN (Robotisierung) und das darüberhinausgehende langfristige Fähigkeitsprogramm TITAN 2040 zu sehen, welches SCORPION, MGCS (Main Ground Combat System) und andere Systeme zu einem Verbund zusammenführen soll.

Neben den konventionellen Streitkräften bildet die „force de frappe“, die Nuklearstreitkräfte FRAs (luft- und seegestützt), den Kern der Nationalen Verteidigung und Basis der Unabhängigkeit als eine von fünf (offiziell erklärten) Nuklearmächten. Dies ist bei der Bewertung der französischen konventionellen LaSK zu bedenken, da man sich immer auf die letzte Option des Einsatzes von Nuklearwaffen zum Schutze FRAs berufen kann.

Beitrag des FRA H zu den strategischen Aufgaben der SK

Der Französische Kampfpanzer Leclerc; Blauer Bund
Der Französische Kampfpanzer Leclerc; Foto FRA SK/ Armée de Terre

Im Weißbuch der Verteidigung (Livre blanc) 2008 wurden erstmals fünf strategische Funktionen definiert, die in den Aktualisierungen 2013 und der ergänzenden strategischen Vorausschau (Revue stratégique de défense et de sécurité nationale) 2017 Erwähnung finden („connaissance et anticipation, prévention, intervention, protection-résilience et dissuasion“, zu dt. Aufklärung und Vorausschau, Prävention, Intervention, Schutz-Resilienz und Abschreckung). Schill sieht „das große Fähigkeitsspektrum und (die) Gefechtserfahrung“ der frz. LaSK als „einzigartig in Europa“ und die LaSK damit in der Lage, auf jede Art von Krise zu reagieren und eine Palette von Handlungsmöglichkeiten anzubieten.

Der Beitrag zu den strategischen Funktionen wird u.a. durch permanenten Einsatz in Auslandsmissionen, Vorausstationierung in den Überseeterritorien und Partnernationen (forces prepositionnées), hartes Training und Ausbildung, Spezialkräfte, operative Partner (z.B. Koalitionen der Willigen) sowie den Brigaden (Brig) des FRA H erbracht.[5]

Diese Mittel und Kräfte sollen gleichsam als Sensoren zur Einschätzung des strategischen Umfeldes beitragen, den politischen Willen untermauern, einen Gegner frühzeitig zum Einlenken zwingen und, falls nötig, das Gefecht in einer größeren Auseinandersetzung führen.

Mit den einzigartigen Fähigkeiten von LaSK (lange Stehzeit im Einsatz, Fähigkeit zum Nehmen und Halten von Gelände, Glaubwürdigkeit und Umkehrbarkeit, skalierbarer Einsatz im Heimatland („l’Hexagone“) und im Einsatzland, Beitrag zu schnell verlegbarem Kräftedispositiv / nat. Krisenreaktionskräfte (System GUÉPARD), Teilnahme an Informationsoperationen, Bereitstellung von Kräftedispositiven mit vielen verschiedenen Fähigkeiten) leistet das FRA H damit einen entscheidenden Beitrag, müsse aber stets „Plug-In“-fähig sein, um mit anderen Kräften oder Fähigkeitsträgern zivil wie militärisch zusammen wirken zu können.

Das Zusammenwirken der unterschiedlichen Fähigkeiten des Heeres in seinen vielfältigen Rollen haben unmittelbarer Wirkungi n andere Dimensionen hinein, wie die Spezialkräfte des Heeres, Aufklärung, Kampfunterstützung (Flugabwehr/Luftverteidigung und Pioniertruppen), Koordination des Kampfes in der Tiefe, Logistik, Überwachen des rückwärtigen Raumes, End-to-End-Verbindungen der digitalen Kräfte, Teilnahme an Informationsoperationen sowie an amphibischen oder luftgestützten Operationen, müssen koordiniert und „de-conflicted“ werden um aus den Beiträgen der Multiplikatoren einen echten Mehrwert zu generieren.

Grundsätze beim Einsatzes von LaSK

Einsatz Tigre von Landungsschiff Blauer Bund
Einsatz Tigre von Landungsschiff, Foto: A. ROINÉ/ECPAD

Das FRA H stellt in seiner derzeitigen Struktur („Au contact“) mit einem Korpshauptquartier („corps de réaction rapide“; Rapid Reaction Corps / RRC-FR in Lille) als taktisches Hauptquartier unterhalb des Führungskommandos der Landstreitkräfte (commandement de forces terrestres – CFT, ebenfalls in Lille) den Nukleus der FRA LaSK. Das CEFT definiert innerhalb eines Kapitels Grundsätze für den Einsatz des Korps und das Zusammenwirken mit unterstellten Verbänden sowie Nachbarn. Gem. CEFT wird dem Korps eine frz. Division mit zwei Brigaden und ggf. mehrere Divisionen von Partnernationen unterstellt. In den Grundsätzen ist damit auch die Basis für die Rolle der LaSK als Rahmen für eine ad-hoc Koalition gelegt, so wie M. dies seit einiger Zeit regelmäßig postuliert (und dabei TF TAKUBA als Beispiel anführt). Aus Erfahrungen in Einsätzen, aber vor allem auch aus der Teilnahme der US-Übungsserie WARFIGHTER, werden Funktionen des Korps und der Führung der ihm unterstellten Truppenteile definiert.

So befasst sich der erste Abschnitt mit der Raumordnung. In einem Operationsumfeld, das durch große, z.T. voneinander getrennte Räume und Gleichzeitigkeit geprägt ist (Anlehnung an Multi-Domain-Warfare) komme es entscheidend auf die Raumordnung und eine angepasste Führungsorganisation an. Die Raumordnung wird in kurzen Beispielen für Boden- und Luftraumordnung sowie Aspekte des Cyberspace, dargestellt um ein Verständnis für die Herausforderung zu entwickeln.

Die Führungsorganisation solle in einer „Kaskade“ von Gefechtsständen disloziert die Führungsfähigkeit in jeder Lage sicherstellen. Die in den LaSK dabei vorherrschende vertikale Organisation wird als Widerspruch zur allg. vorherrschenden Matrixorganisation gesehen, deren Vorteil aber nicht nur in der schnellen und verzugslosen Weitergabe der Absicht der übergeordneten Führung liegt, sondern vor allem in der Elastizität und der Befähigung der Führer auf allen Ebenen unabhängig Entscheidungen zu treffen. Insbesondere im sog. „mode dégradé“ oder „alternatif“ (dt. etwa „Zustand eingeschränkter Führungsfähigkeit“) kommen demnach die Stärken einer dislozierten Führung und größerer Freiheitsgrade zum Tragen. Man sei also grundsätzlich zukunftsfest und müsse in der Führerausbildung noch mehr Wert auf eigenständiges Denken und Handeln legen.

In einem weiteren Abschnitt des Kapitels über das Korps werden Aufgaben von Division und Brigaden beschrieben. Im Rahmen der Operationsführung kann demnach eine Division unter dem Befehl eines Korps stehen oder selbst die Funktion eines Land Component Command (für kleinere Operationen) wahrnehmen und übernimmt in dieser Funktion die Synthese von operativem Plan und taktischer Befehlsgebung. Die Division ist die erste Führungsebene die zum autonomen Gefecht befähigt ist und verfügt dafür in einem groupment de soutien divisionnair (GSD; dt. Logistischer Unterstützungsverband Division) über alle notwendigen nationalen Unterstützungsleistungen sowie die der integrierten Verbündeten. Organisch als Divisionstruppen unterstellte Aufklärungs- und OpKom/Cyber-Komponenten runden das Fähigkeitsportfolio der Division ab.

Die der Division unterstellten Brigaden sind je nach ihrer Spezialisierung mit bestimmten Waffensystemen ausgestattet die sie für den konkreten Einsatz besonders befähigen. Trotz der Spezialisierung findet die streitkräftegemeinsame Auftragserfüllung auch auf der Brigadeebene vollständig Anwendung. Führung und Unterstützung sind auf dieser Ebene hochmobil und ggf. geschützt bzw. gehärtet geplant. Insbesondere für den Einsatz einer mechanisierten (schweren) Brigade ist davon auszugehen, dass sie aufgrund des Operationstempos, der Störfähigkeiten des Gegners und der Herausforderungen der Topographie ggf. nicht mehr unmittelbar durch die übergeordnete Ebene geführt werden können und somit autark und zu selbstständigem Handeln zu befähigen sind.

Zusammenfassung und Bewertung

Robotik im Programm VULCAIN Blauer Bund
Robotik im Programm VULCAIN; Bild: FRA SK,/1er régiment de tirailleurs

Das CEFT ist ein gut verständnliches Grundlagendokument zum Schaffen eines gemeinsamen Verständnisses des Einsatzes von LaSK für Führer aller Ebenen aus dem Heer und anderer Kommandobereiche sowie von Partnernationen. Es bildet gleichsam den Ausgangspunkt für weitere doktrinäre Dokumente, die sich derzeit in der Erarbeitung befinden. Das Dokument entspricht den spezifischen nationalen Anforderungen FRAs und knüpft zugleich an die NATO-Doktrinlandschaft an.

 Trotz Parallelen in der Analyse und dem Verständnis des sicherheitspolitischen Umfeldes ergeben sich aus FRA Sicht andere Anforderungen an LaSK, als beispielsweise für DEU oder POL. Der selbstgestellte Anspruch an die SK insgesamt weltweit in Konflikten aller Intensitätsstufen einsetzbar zu sein und dabei den Kampf gegen hochgerüstete Gegner, vor allem in der südlichen Peripherie Europas mit seinen weiten Räumen in Nord- und Zentralafrika und zum Schutz der eigenen Territorien in Übersee führen zu können, erfordert andere Fähigkeiten als die zentraleuropäischer SK, die in erster Linie eine Abschreckung RUS vorsehen.

In diesen unterschiedlichen Sichtweisen bestehen möglicherweise Sollbruchstellen für eine Zusammenarbeit (Was muss ein zukünftiges Hauptwaffensystem der LaSK können? Verlegbarkeit vs. Schutz vs. Wirkung), die frühzeitig mitgedacht werden müssen um nicht im Verlauf der kommenden Jahre ein Scheitern dieser, auch für die europäische Verteidigung wichtigen Projekte zu gefährden. Eine reine politische Kooperationsabsicht könnte langfristig nicht ausreichen um unterschiedliche Anforderungen zu überbrücken. Gleichzeitig bieten diese Unterschiede gerade für Ausbildung und Übung sowie gemeinsam geführte Einsätze potentiell Synergien, die das Fähigkeitsspektrum europäischer Verteidigung erweitern können.

Der Schlüssel zur Erfüllung des Anspruchs an die strategische Autonomie Frankreichs findet sich schlussendlich in der nuklearen Abschreckungsfähigkeit. Mittel und Methoden hybride Kriegsführung bedrohen die eigene nationale Sicherheit jedoch jederzeit, auch unterhalb der Schwelle eines Krieges, und erfordern ggf. den Einsatz der konventionellen Streitkräfte. In deren Lastenheft steht zwar die Landes- und Bündnisverteidigung, die jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Heimatschutz (Cyberabwehr, Weltraum, Objektschutz) und weltweit gegen Regionalmächte oder Terrorgruppen zum Einsatz kommen werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sich nicht nur doktrinär und strukturell, sondern auch mit entsprechender Ausrüstung darauf einzustellen. FRA LaSK müssen vor allem schnell verlegbar, durchsetzungsstark und im gesamten Fähigkeitsspektrum autark sein, um nach kurzer Entscheidung durch den Staatspräsidenten weltweit FRA Interessen und Überseeterritorien schützen zu können.

Für das Deutsche Heer bedeutet dies Anknüpfpunkte zu suchen, wo FRA LaSK die eigenen, zunehmend auf Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) zu konzentrierenden Fähigkeiten ergänzen können. Dies ist zum Beispiel bei Einsatzgrundsätzen, Ausstattung und Gliederung mittlerer Kräfte sowie dem Einsatz in unterschiedlichen Klimazonen und amphibischen Operationen der Fall. Wer LV/BV kann, kann auch Kampf gegen irreguläre Kräfte und Stabilisierung, jedoch sind die Mittel und Wege durchaus unterschiedlich. FRA LaSK bieten hier Erfahrung und Anknüpfpunkte, um das Fähigkeitsportfolio des DEU H zu ergänzen und auch zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit deutscher Außen- und Sicherheitspolitik gehören. Gleichzeitig kann das FRA H von den deutschen Erfahrungen beim Führen mit Auftrag und schweren Kräften profitieren.

Der Angriff RUS auf die UKR und dem seit einem dreiviertel Jahr andauernden Krieg hat die Führung der frz. LaSK grundsätzlich in ihren Überlegungen zum Kriegsbild und der OpLL (insb. quantitativer Aspekte / Bedarf an größerer materieller und personeller Durchhaltefähigkeit) bestätigt. Ggf. wird es in Zukunft jedoch leichte Anpassungen geben.

Hinweis für den Leser: aufgrund der sprachlichen und doktrinären Unterschiede werden ggf. frz. Begriffe den deutschen ggü. aus Authentitätsgründen bevorzugt.

[1] Ministère des Armées, Discours de Florence Parly, voeux aux armées, Balard, Paris, 21. Januar

2022

https://www.defense.gouv.fr/salle-de-presse/discours/discours-de-florence-parly/discours-de-florence-parly-ministre-des-armees-voeux-aux-armees-le-jeudi-21-janvier-2021-a-balard

[2] CEFT, Seite 5

[3] Shurkin, Michael; „France’s War in Mali – Lessons for an Expeditionary Army“, Santa Monica, CA, RAND Corporation 2014.

https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR770.html

[4] Ministère des Armées, Vision Stratégique du CEMA 2021

https://www.defense.gouv.fr/content/download/628900/10435817/file/211022_EMACOM_VisionStrategiqueCEMA_FR_Vdef_HQ.pdf

[5] brigades différencées (dt. „spezialisierte Brigaden; z.B. brigades blindées de décisions (PzBrig / sKr), brigades medianes (MotInfBrig / mKr), brigades amphibie (amphBrig), brigades d’urgences parachutiste (LLBrig), brigade de montagne (GebJgBrig), brigade d’aérocombat (LuftMechBrig) und die bigade franco-allemande (D/F-Brig).

Text: Oberstleutnant i.G. Sascha Nötzel, stellvertretender Heeresattaché, MilAttStab Paris

Zuverlässigkeit und Materialerhaltbarkeit von Landsystemen - Treiber der Lebenswegkosten (LCC) und Leitthema des Symposiums. Bild: BiZBw Biemann Blauer Bund

Symposium „Zuverlässigkeit und Materialerhaltbarkeit von Landsystemen“ – ein Resümee

Nach der Auftaktveranstaltung im Jahr 2019 konnte nun nach zwei Jahren lagebedingter Pause eine Fortsetzung des Symposiums „Zuverlässigkeit und Materialerhaltbarkeit von Landsystemen“ stattfinden. Über 100 Teilnehmer waren geladen.

Die Teilnehmer des Symposiums 2022 Blauer Bund
Die Teilnehmer des Symposiums 2022; Foto: Bundeswehr/Susanne Braun

Die Schirmherrschaft des Symposiums hatten der Abteilungsleiter Kampf des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, Generalmajor Schmidt, und der Leiter der Wehrtechnischen Dienststelle für landgebundene Fahrzeugsysteme, Pionier- und Truppentechnik, Direktor WTD Simon, inne.

Da das Thema des Symposiums nicht nur innerhalb der Bundeswehr brisant ist, sondern auch aufgrund der Medienberichterstattung und nicht erst seit dem Zitat des Generalinspekteurs („Die Bundeswehr steht mehr oder weniger Blank da.“[1]) auch außerhalb der Bundeswehr viel Interesse hervorruft, fand die Veranstaltung dieses Mal auch unter Einbezug Bundeswehr-Externer aus der Industrie und von Instituten statt.

Die Gespräche im Anschluss an die Vorträge waren fruchtbar und intensiv.

Direktor WTD Simon konstatierte, dass wir in Zeiten exponentiellen technischem Wachstums leben und dass sich diese Tatsache insbesondere bei wehrtechnischen Produkten bemerkbar.

Nicht nur die Variantenvielfalt wächst, auch werden die Systeme selbst immer komplexer und somit zunehmend schwieriger beherrschbar.

Beispielsweise darf modernes Fahrzeug, ausgestattet mit einem schadstoffarmen Dieselmotor, im Einsatz nicht aufgrund minderwertigen Kraftstoffes liegenbleiben.

Schadstoffarme Dieselmotoren sind heute vielfach in Bundeswehrfahrzeugen verbaut - hier: im Materiallager in Karlsruhe Blauer Bund
Schadstoffarme Dieselmotoren sind heute vielfach in Bundeswehrfahrzeugen verbaut – hier: Ein Wechselladersystem Lkw 15t mil gl Multi 2 im Materiallager in Karlsruhe ©2022 Bundeswehr/Roland Alpers

Wann immer sogenannte „Tech-of-the-Art“-Produkte zum Einsatz kommen, ist das Risiko hoch. Die Ausfallwahrscheinlichkeit eines neuartigen Produktes kann erst nach einem längeren Beobachtungszeitraum, also Erprobung, reell erfasst werden. Am Beispiel eines Schweizer Uhrwerks, das seine Präzision und Zuverlässigkeit seit vielen Jahrzehnten unter Beweis stellt, ohne dass das grundlegende Konzept geändert wurde, wird dies deutlich.

Der Einsatz handelsüblicher Produkte mag an dieser Stelle zunächst sinnvoll erscheinen. Doch diese sind oft nicht für den harten militärischen Einsatz konzipiert. Daraus erwächst die strikte Forderung, dass diese deswegen ebenfalls und unbedingt auf ihre Einsatztauglichkeit hin ausgiebig erprobt werden müssen.

Der Projektleiter Leopoard 2 stellte in seinem Vortrag fest, dass es Zuverlässigkeit nicht zum Nulltarif gibt.

Am Beispiel der Baugruppeninstandsetzung zeigte er, dass eine gute Versorgung mit Ersatzteilen im ZKA[2] durch falsche Anreize leidet. Ökonomische Entscheidungen wirken sich zu allzu oft nachteilig auf die Zuverlässigkeit aus.

Man wisse, wer billig kauft, kauft zweimal. Dem Soldaten im Einsatz nützt ein Gewährleistungsanspruch wenig, wenn sein System gerade dann ausfällt, wenn er es dringend benötigt.

Der Referatsleiter PlgABw II 3 (5), zuständig für Fähigkeitsmanegement, zeigte auf, dass Bundeswehr-Inhousegesellschaften u. a. Dienstleister (wie z. B. HIL, Bw-Fuhrpark, BWI, BwBM[3]) aktuell nicht vollumfänglich die notwendigen Erfordernisse an die Kaltstartfähigkeit und Kriegstauglichkeit der deutschen Streitkräfte für die Landes- & Bündnisverteidigung erfüllen.

Mögliche Ursachen und Hebel, an denen man ansetzen könnte, wurden genannt aber auch genannt.

In dem für die Bundeswehr festgeschriebenen Verfahren für die Bedarfsermittlung und -deckung von Produkten und Dienstleistungen CPM gibt es bzgl. Zuverlässigkeit keine stringente Aussage über alle Phasen.

In diesem könnte das Projektelement Logistik[4] sowie die Projektbezogenen Logistischen Konzepte[5] optimiert werden.

Auch scheint es im Forderungsmanagement in dieser Hinsicht nur unzureichende Vorgaben zu geben.

Entsprechende techn.-logistischen Forderungen müssten möglichst frühzeitig Bestandteil des Vertrages werden.

Weitere, auch konkrete Lösungsmöglichkeiten wurden aufgezeigt:

Der Vertreter des Wehrwissenschaftlichen Instituts für Werk- und Betriebsstoffe der Bundeswehr (WIWeB) hat gezeigt, dass es Möglichkeiten, schadstoffarme Fahrzeuge im Notbetrieb auch bei unzureichender Kraftstoffqualität nutzen zu können ohne dass sie zwangsläufig ausfallen.

Neue Technologien müssen nicht nur Fluch, sondern können auch Segen sein:

Die Fa. Hutchinson zeigte an Beispielen, wie mit Hilfe neuartiger Werkstoffe Schutzmechanismen für Kraftstofftanks, Reifen, aber auch der Fahrerkabine das Ausfallrisiko landgebundener Fahrzeuge bei Treffereinwirkung reduziert werden kann.

Eine defekte Radbaugruppe vom Transportpanzer Fuchs Radbaugruppen waren gleich zweimal Vortragsthema. Blauer Bund
Eine defekte Radbaugruppe vom Transportpanzer Fuchs; Radbaugruppen waren beim Symposium gleich zweimal Vortragsthema. Foto: Bundeswehr/PAO MINUSMA

Neben materiellen gab es auch organisatorische Ideen:

Eine Standardisierung und somit Reduktion der Vielfalt insbesondere der Baugruppe Rad kann einen wesentlichen zur Vereinfachung der Logistik beitragen. Weitere Möglichkeiten im Supply-Chain-Management, der Serialisierung und Predictive Maintenance, also Voraussagungen darüber zu treffen, welche Bauteile ihre Belastungsgrenze als nächstes erreichen, um genau dort bei der Instandsetzung einzugreifen, nannte der Bereichsleiter Logistik der HIL GmbH.

Notwendige Voraussetzungen dafür wurden auch genannt:

So ist z. B. eine ganzheitliche Betrachtung vom Werkstoff bis zum System anzustreben, um Zuverlässigkeit, Sicherheit und Strukturdynamik exakt bewerten zu können.

Der Erhalt und die Verbesserung der Zuverlässigkeit und Materialerhaltbarkeit von Landsystemen erfordert permanente Anstrengungen in der Zusammenarbeit, zwischen allen Dienststellen im Rüstungsbereich, der Truppe , insbesondere dem Bereich Technik/Logistik aber auch der Industrie.

Dieses Symposium sollte einen Beitrag dazu leisten. Damit der rege Austausch nicht abreißt, wird es 2023 eine Fortsetzung[6] geben. Der geplante Termin ist 14.-16. November 2023. Save the Date!

[1] Tagesspiegel, 24.02.2022

[2] Zustandscode „Alpha“, d. h. neuwertig

[3] Bw Bekleidungsmanagement

[4] PE-Log

[5] PLK

[6] Wehrtechnik Land – BAAINBw K1.1 – Informationen – Wiki-Service Bw (bundeswehr.org)

Veranstaltungsort des Symposiums - das Bildungszentrum der Bundeswehr Blauer Bund
Veranstaltungsort des Symposiums – das Bildungszentrum der Bundeswehr

Text: Wissenschaftlicher Direktor Dipl.-Ing. Jörg Biemann, Bildungszentrum der Bundeswehr