Demonstrator am Projektstand der Gruppe STEPS (Bild: FMZ TSH) Blauer Bund

FSHT – Techniker präsentieren ihre Projekte

Projektarbeiten 2023 der FSHT

Für Unteroffiziere mit Portepee (UmP), die sich durch ihre bisherigen Leistungen für den Wechsel in die Laufbahn der Offiziere des Militärfachlichen Dienstes (OffzMilFD) qualifiziert haben, sieht die Bundeswehr unter anderem eine zweijährige Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker vor. Diese Ausbildung wird angepasst an die Ausbildungs- und Verwendungsreihen (AVR) der Soldaten durchlaufen. An der Fachschule des Heeres für Technik (FSHT) in Aachen absolvieren die UmP der AVR 27912(Kraftfahrzeug-/ und Panzertechnik) und 28403 (Militärkraftfahrlehrer), die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker Wirtschaftstechnik Schwerpunkt Kfz-Technik, sowie die UmP der AVR 27913 (Waffen- und Gerätetechnik) und 27916 (Munitionstechnik) die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker Spreng- und Sicherheitstechnik. Mit dem erfolgreichen Abschluss haben die Studierenden letztlich die benötigte Qualifikation erlangt um als zukünftiger OffzMilFD Diensposten zu besetzten, unter anderem in den Bereichen Rüstung, Ämtern, Kommandobehörden und in Stäben.

Sie sind damit wichtige und begehrte Fachkräfte, die zum einen praktische Kenntnisse und Fähigkeiten aus der Truppe mitbringen und zum anderen über vertiefte theoretische Kenntnisse aus Ihrer Technikerausbildung verfügen. Damit bringen sie wichtige Impulse aus verschiedenen Perspektiven in Ihre zukünftigen Verwendungen mit.

Ein Höhepunkt in der zweijährigen Technikerausbildung ist die Bearbeitung eines Projektes. Hier arbeiten die Studierenden im zweiten Jahr selbstgesteuert und -organisiert. Sie müssen nunmehr im Team ihr bisher erworbenes Wissen anwenden. Dazu ist es notwendig in fachrichtungsübergreifenden Teamstechnische Lösungen für real existierende Herausforderungen, die sich aus der Nutzung von Produkten im militärischen Einsatz ergeben oder anderswertig im Betrieb des Katastrophenschutzes ergeben, zu finden. Auftraggeber für diese Projektarbeiten ist neben der Truppe, das Bundesamt für Ausrüstung Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und das Technische Hilfswerk (THW).

Die Projektarbeit umfasst dabei ca. 300 Ausbildungsstunden. Begleitet durch Fachlehrer der FSHT bearbeiten die Teams ihre Problemstellung eigenständig nach den allgemeinen Regeln des Projektmanagements. Ziel der Projektarbeit ist es, eine meist technische Lösung unter zu Hilfenahme von Kreativtechniken und Bewertungsmethoden der Konstruktions- und Entwicklung abschließend begründet und dokumentiert, zu erarbeiten.

Das Finale der Projektarbeitsphase ist die Projektpräsentation des entsprechenden Jahrgangs an der FSHT. Für den laufenden Lehrgang fand diese am 30. März 2023 im Tagungszentrum der Dr. Leo Löwenstein Kaserne statt. Die Studierenden präsentierten in zehn Projektgruppen ihre eindrucksvollen Ergebnisse. Neben den begleitenden Fachlehrern und internen wie externen Auftraggebern war auch der Kommandeur der TSH, Brigadegeneral Dirk Kipper anwesend. Abgerundet wurde die Gästeliste durch Lehrer und Studierende anderer Berufskollegs der Aachener Region.

Folgende Projektergebnisse wurden während dieser Veranstaltung präsentiert:

1             ASAGIRA – Universelle Absaug-Giraffe für Abgase von Bw-Fzg’en

Die Bundeswehr besitzt über 1000 Iveco Trakker in geschützter und ungeschützter Ausführung. Dies sind große LKWs, bei denen sich die Ausstoßöffnung der Abgasanlage in ca. 3,5 m Höhe befindet. Zu Diagnose- und Ausbildungszwecken muss die Abgasanlage mit der Absauganlage der Wartungshallen verbunden werden. Dazu wird bisher als Provisorium ein relativ starrer Schlauch auf der einen Seite fest mit der Absauganlage verbunden. Das andere Ende wird einer auf dem LKW stehenden Person unter erheblichen Sicherheitsrisiken angereicht und dann von dieser über die Ausstoßöffnung gestülpt.

Die VI. Inspektion der TSH erteilte der Projektgruppe den Auftrag den Arbeitsablauf zu optimieren und die Sicherheitsrisiken zu eliminieren.

Dazu entwickelte die Projektgruppe ASAGIRA (Absaug-Giraffe-Abgase) eine vom Hallenboden aus bedienbare und sichere Schnittstellenlösung. Sie besteht aus zwei Elementen: zum einem aus einem handelsüblichen Plattenheber für Gipskartonplatten und zum anderen einer selbstkonstruierten Aufnahme für den Schlauch zur Abgasführung.

Mit der Aufnahme wird der Schlauch an dem hochfahrbaren Ausleger des Plattenhebers fixiert. Der Plattenheber selber ist auf Rollen gelagert und kann leicht in Position gebracht werden. Damit ist es vom Boden aus möglich den Schlauch sauber zur Ausstoßöffnung zu positionieren. Durch ihre Flexibilität in der Bewegung und Hubhöhe ist die Lösung nicht nur technische einfach, leicht zu beschaffen und wirtschaftlich, sondern kann universell für verschieden Fahrzeugtypen eingesetzt werden. Ihr Einsatz beseitigt die bisherigen Mängel hinsichtlich der Arbeitssicherheit und ermöglicht ein effizientes Arbeiten.

ASAGIRA – Die ASAGIRA beim Einsatz in der Wartungshalle (Bild: Projektgruppe ASAGIRA) Blauer Bund
ASAGIRA – Die ASAGIRA beim Einsatz in der Wartungshalle (Bild: Projektgruppe ASAGIRA)

2             BliSchuK-DCRC – Blitzschutzkonzept „Deployable Control an Reporting Center“

Beim „Deployable Control an Reporting Center“ handelt es sich um eine weltweit verlegbare, technisch hochausgerüstete Einheit zur Luftraumüberwachung. Der Einsatzort ist im Schwerpunkt eine Deployable Operation Base (DOB).

Bei 110 Blitzunfällen und vier Toten im Jahr in Deutschland bedarf es eines Blitzschutzkonzeptes, um Mensch und das hochsensible Material zu schützen. Der Auftrag durch den Einsatzführungsbereich 3 der Luftwaffe lautete somit, die Lage zu analysieren und ein geeignetes, mitverlegbares Konzept zu entwickeln.

Das erarbeitete Blitzschutzkonzept der Projektgruppe umfasst zum einen ein ausgeklügeltes System zum fangen des Blitzes und zum anderen ein weiteres System zum Ableiten der Blitzenergie.

Durch Berechnungen und Simulationen konnte die Gruppe genaue Angaben zur Masthöhe und deren Mindestabstand zueinander machen: So reichen gerade mal 9 Masten aus, um das ganze DCRC samt Personal zu schützen.

Nach einer ausgiebigen Marktrecherche und Analyse von bestehendem Material in der Bundeswehr wurden Masten eines zivilen Anbieters gewählt. Die Firma OBO Bettermann stellt Blitzfangmasten her, die die benötigte Höhe und Standfestigkeit haben und dabei mobil einsetzbar sind. Die Besonderheit dieser Ausführung ist, dass sie zusätzlich zur direkten Umgebung hin isoliert sind und somit im Falle eines Blitzeinschlages vorbeigehende Passanten geschützt sind.

Die Blitzenergie wird durch am Boden zu verlegendes Leitersystem abgeleitet. Die Ableiter der einzelnen Masten sind zueinander vermascht und brauchen einen Querschnitt von 50 mm². Die Energie wird dann über zwei Tiefenerder im Abstand von 30 m in den Boden abgeleitet. Der mittlere Mast muss zum Potentialausgleich mit dem Ringerdungssystem über einen Ableiter mit einem Querschnitt von mindestens 10 mm² verbunden sein.

Mit berechneten Kosten von knapp 33 000 € für das mitverlegbare Blitzschutzkonzept kann das DCRC effektiv vor Blitzeinschlägen und den Folgeschäden geschützt werden.

BliSchuK-DCRC mit Blitzkugel 1: CAD Modell eines DCRC mit Blitzkugel (Bild: Projektgruppe BliSchuK) Blauer Bund
BliSchuK-DCRC mit Blitzkugel 1: CAD Modell eines DCRC mit Blitzkugel (Bild: Projektgruppe BliSchuK)

3             Dingoknacker – Ausbildungssimulator für das Trainingsmodul „Rettungs- und Bergungssatz“

Im Training „Retten und Bergen“ werden die GSI-Truppführer an den Arbeitsgeräten des mobilen Rettungssatzes ausgebildet und die Notöffnung an geschützten Fahrzeugen trainiert. Bei der Notöffnung werden die Türscharniere aufgeschnitten und die Türen herausgehebelt. Die Türaufnahmen an den Türen und den Karosserien werden dabei irreparabel zerstört. Ein provisorisches Reparieren und Wiedereinpassen der Türen ist nicht möglich; bei Versuchen wurden hierdurch bereits Soldaten gefährdet. Ein Training an instandgesetzten Türaufnahmen erreicht durch unzureichende Festigkeit nicht den gewünschten Trainingseffekt.

Daraus ergab sich der Projektauftrag einen Ausbildungssimulator zu entwickeln, an dem Trainingsteilnehmende unter gleichbleibenden realistischen Bedingungen die Notöffnung üben können.

Die Projektgruppe „Dingoknacker“ entwickelte daraufhin, eine Trainingstür. Diese besteht aus einer Rahmenkonstruktion aus T-Profilen, über zwei Rohre versteift und mit 5 mm starkem Aluminiumriffelblech verkleidet. Im Blech befinden sich Ausschnitte über die die Rohre zum besseren Handling beim Ein- und Ausbau gegriffen werden können. Die Scharniere und Minenriegel wurden nachkonstruiert und werden aus handelsüblichem Baustahl gefertigt.

Die Trainingstür, Rigel und Scharniere bestehen rein aus handelsüblichen Materialien und können durch das MechZentrum hergestellt werden. Dadurch können die Materialkosten gegenüber den Originalbauteilen extrem gesenkt werden und bei der Beschaffung entstehen keine Versorgungskonflikte mit den im Einsatz befindlichen Fahrzeugen. Durch das minimierte

Trainingstür Dingoknacker (Bild: Projektgruppe Dingoknacker) Blauer Bund
Trainingstür Dingoknacker (Bild: Projektgruppe Dingoknacker)

4             HesBe – Hebeeinrichtung für die statischen Blenden KPz Leo 2

Das Projekt befasst sich im Auftrag der IV. Inspektion der TSH mit der Montage und Demontage der statischen Blendenelemente des Kampfpanzers Leopard 2. Mit der derzeitig vorhandenen Hebevorrichtung kommt es beim Herausheben bzw. Einsetzen der Blendenelemente am Turm zu Pendelbewegungen, die zum einem zu einer Schädigung des Turms führen und zum anderen zu möglichen Verletzungen beim Personal. Diese Pendelbewegung entsteht durch konstruktiv ungünstig vorgegebene Haltepunkte, die nicht verändert werden können.

Die Projektgruppe entwickelte eine Adapterplatte, die an den bestehenden Haltepunkten am Blendenelement fixiert wird. Durch eine geschickte Positionierung der Kranaufnahme über den Masseschwerpunkt des Elements können nun die beiden Elemente mit einem Gewicht von ca. 550 kg, bzw. 650 kg senkrecht und in der Lage stabil angehoben werden.

Berechnungen zeigen, dass die Adapterplatte ausreichend dimensioniert ist, sodass weitere Aufnahmepunkte für andere Elemente angebracht werden können. Mit Hilfe eines Farbcodes können diese eindeutig den jeweils zugehörigen Blendenelementen zugewiesen werden. Damit ist die Adapterplatte ein umfangreiches und unkompliziert einsetzbares Sonderwerkzeug, dass die Arbeit am Leopard 2 deutlich effizienter und für Mensch und Material sicherer macht.

Schräg hängendes Blendenelement am Deckenkran bei der der Demontage ohne Adapterplatte (Bild: Projektgruppe HesBe) Blauer Bund
Schräg hängendes Blendenelement am Deckenkran bei der der Demontage ohne Adapterplatte (Bild: Projektgruppe HesBe)

5             U-W-C-C – Universal-Weapon-Cleaning-Concept

Das Projekt Universal-Weapon-Cleaning-Concept beschäftigt sich mit der Problemstellung „Waffenreinigung in der Bundeswehr“. Das Ziel des Projektes war es, ein Waffenreinigungskonzept speziell für den Einsatz im Bereich der Forward Operating Base bzw. des Combat Outpost zu erstellen. Berücksichtigt wurden dazu die 12 am häufigsten verwendeten Handwaffensysteme der Bundeswehr mit dem Kaliber 4,6 mm bis 12,7 mm.

Die Projektgruppe hat dazu im Auftrag des BAAINBw die Vielzahl der aktuell genutzten Reinigungssets, die zu jeder Waffe eigens beschafft wurden, möglichst zu reduzieren. Dazu hat die Gruppe eine Reinigungskiste konzeptioniert, die alle Werk- und Verbrauchsmaterialien für die Waffenreinigung eines Gruppen- bzw. Zugverbandes in einem Zeitraum von 14 Tagen enthält. Das Ziel ist es, nicht mehr allein auf die persönlichen Waffenreinigungsgeräte angewiesen zu sein oder auch diese möglichst zu ersetzen.

Bei der Bestückung der Reinigungskiste wurde festgestellt, dass aktuell kein geeignetes Waffenreinigungsöl durch die Bundeswehr zugelassen ist. Bei der Suche nach Ersatz wurde festgestellt, dass entgegen der Kennzeichnung durch die Hersteller, die existierenden Reinigungsmittel nur bedingt innerhalb der Umwelt- und Arbeitsschutzvorgaben nutzbare sind. Es gilt weiter mögliche neue Waffenreinigungsmittel zu identifizieren, diese durch das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe der Bundeswehr testen zu lassen und wenn möglich eine Zulassung des Produktes einzuleiten.

Projektstand: Projektstand der Gruppe U.W.C.C (Bild: FMZ der TSH) Blauer Bund
Projektstand der Gruppe U.W.C.C (Bild: FMZ der TSH)

6             PX7 ECU – SPz Puma-Stecker X7 Evolution/Construction/Update

In den letzten Jahren kam es mehrfach zu Bränden im Schützenpanzer Puma, bei denen nicht nur das Gerät schwer beschädigt wurde, sondern auch das Leben der Besatzung gefährdet war. Die Brände brachen im Triebwerksraum aus und breiteten sich bis in den Kampfraum des Schützenpanzers aus. Als Ursache konnte eine nicht fachgerecht angebrachte Verbindung des Steckers X7 (Ansteuerung der Grobstaubabsauggebläse) ausgemacht werden. Der Stecker ist stark verbaut und damit schwer zugänglich, somit wird eine ordnungsgemäße Verbindung erschwert und eine Sichtprüfung ist im eingebauten Zustand unmöglich. Die Gruppe PX7 ECU untersuchte im Auftrag des BAAINBw konzeptionelle und konstruktive Lösungen, um zukünftig die höchstmögliche Sicherheit der Besatzung zu erzielen.

Da konstruktive Änderungen aufgrund der hohen Kosten ausgeschlossen wurden, besteht die Lösung der Projektgruppe aus zwei zentralen Elementen: Zum einen wurde die Handlungsanweisung überarbeitet, sodass dort jetzt alle relevanten Informationen zu finden sind und auf mögliche Fehler ausreichend hingewiesen wird. Zum anderen ist ein Sonderwerkzeugsatz zusammengestellt worden. Dieser beinhaltet neben Lackstiften zum Markieren der Verschlussposition des Steckers und einer Endoskopkamera für eine optische Überprüfung ein selbstkonstruiertes Sonderwerkzeug. Mit Hilfe dieses Sonderwerkzeugs kann eine Textile Schlaufe um den Stecker festgezurrt werden, sodass über diese Schlaufe ohne einen direkten Zugang zum Stecker dieser angezogen werden kann.

In der Herstellung kostet das Werkzeug unter 10 € und kann in unterschiedlichsten Situationen an unterschiedlichem Gerät eigesetzt werden.

Neuentwickeltes Sonderwerkzeug zum Anziehen und Lösen von Steckern (Bild: Projektgruppe PX7 ECU) Blauer Bund
Neuentwickeltes Sonderwerkzeug zum Anziehen und Lösen von Steckern (Bild: Projektgruppe PX7 ECU)

7             STEPS – Static towbar with electric power supply

Das Minenverlegesystem 85 ist ein Ein-Achs-Anhänger mit einer elektro-hydraulischen Anlage zum Verlegen von Panzerabwehrminen DM-31. Im Normalbetrieb und in der Truppeninstandsetzung wird die Spannungsversorgung sowie die Lastaufnahme durch ein Zugfahrzeug sichergestellt. Die Projektgruppe STEPS (Static tow-bar with electric power supply) wurde durch die V. Inspektion der TSH beauftragt, eine mobile Lastenaufnahme inklusive Spannungsversorgung für den Minenverleger zu entwickeln. Diese soll ein fahrzeug- und ortsunabhängiges Arbeiten während der Systemtechnikausbildung des Instandsetzungspersonals an der TSH ermöglichen.

Aktuell wird eine Behelfslösung genutzt: es wurde eine Aufnahme direkt im Hallenboden fixiert. Die Fixierung wird so stark beansprucht, dass sie sich mit der Zeit frei arbeitet und herausbricht. Eine sorgfältige Analyse des aktuellen Verfahrens ergab, dass neben der vertikalen Bewegung zum Herausfahren des Verlegesystems auch eine horizontale Bewegung stattfindet. Dadurch entstehen hohe Kräfte an der Behelfsaufnahme.

Die Lösung der Projektgruppe besteht nun aus einem Dreibein, dass hohe, vertikale Kräfte aufnehmen kann. Die Aufnahme des Anhängers wird jedoch nur aufgelegt und nicht fixiert, sodass sich der Anhänger horizontal auf dem Dreibein geführt bewegen lässt. Durch diesen Freiheitsgrad entstehen die hohen Kräfte, die zu den Schäden im Hallenboden geführt haben, erst gar nicht. Zusätzlich wurde ein Schaltkasten an das Dreibein angebracht, über die die Stromversorgung für das Minenverlegesystem bereitgestellt wird.

Demonstrator am Projektstand der Gruppe STEPS (Bild: FMZ TSH) Blauer Bund
Demonstrator am Projektstand der Gruppe STEPS (Bild: FMZ TSH)

8             UniTraK – Universelle Transportkiste für Fundmunition

Die Bundeswehr ist für die Beseitigung von Fundmunition aus eigenen Beständen, den Beständen der NVA (inkl. der Grenztruppen) und der befreundeten Streitkräfte verantwortlich. Regelmäßig werden fachkundige Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr durch die Landeskommandos der Bundesländer beauftragt diese Munition zu bergen und zu vernichten. Häufig muss die Fundmunition zu einem geeigneten Vernichtungsort transportiert werden. Bisher fehlte es jedoch den beauftragten Fachkundigen universell einsetzbaren und zugelassenen Transportbehältern. Die Fachkundigen müssen jedes Mal erneut nach einer Behelfslösung suchen und diese nach bestem Wissen und Gewissen als geeignet erklären.

Um hier eine höhere (Rechts-) Sicherheit und eine Vereinfachung für die Fachkundigen zu erreichen wurde die Projektgruppe UniTrak vom BAAINBw beauftragt ein Konzept zum sicheren Transport unterschiedlichster Fundmunition gemäß ADR und das zugehörige Packmittel zu entwickeln.
Die Lösung der Projektgruppe besteht zwei Elementen: einer geeigneten Box und einem geeigneten Inlay.

Die Aufgabe der Box ist es, die Munition von äußeren Einflüssen zu schützen und den Transport zu erleichtern. Hier wurde durch geeignete Verfahren ein in der Bundeswehr schon eingesetzte Pelicase ausgewählt. Dieses ist gut im Handling und ausreichend stabil.

Das Inlay muss eine dämpfende Wirkung haben und zugleich ein verrutschen der Munition im Transportbehälter verhindern. Mit Hilfe der WTD 91 konnte über Versuche ein Schaumstoff identifiziert werden, der sowohl stabil genug ist, als auch ausreichende Dämpfungseigenschaften besitzt. Das finale Schaumstoffinlay ist modular aufgebaut, sodass durch Entnahme einzelner Teile eine für die jeweilige Munition geeignete Aufnahme entsteht und die Munition sicher in der Box fixiert ist.

Eine Zertifizierung konnte im zeitlichen Rahmen der Projektarbeit nicht erreicht werden, soll aber über den Auftraggeber in Form einer Initiative eingeleitet werden.

Präsentation des Demonstrators am Projektstand der Gruppe UniTraK (Bild: FMZ TSH) Blauer Bund
Präsentation des Demonstrators am Projektstand der Gruppe UniTraK (Bild: FMZ TSH)

9             GeFaG22 – Modularer ballistischer Geschossfang

Der Auftrag der Projektgruppe war es, für die Ortskampfanlage des Truppenübungsplatzes Lehnin einen neuen Geschossfang zu entwickeln, der alle Anforderungen von Taktik, Technik und Arbeitssicherheit genügt.

In der Ortskampfanlage wird mit dem Scharfschützengewehr G22 geübt. Nur trainierten Schützen ist es erlaubt an dieser Ausbildung teilzunehmen. Deswegen ist der vom Geschossfang abzudeckende Schusswinkel relativ klein. Die bisherigen Geschossfänge sind schon seit Jahrzenten im Einsatz und haben bald ihre Verschleißgrenze erreicht. Sie müssen demnächst ersetzt werden. Ein Nachbau der bisherigen Lösung kann jedoch aus veränderten Anforderungen zum Arbeitsschutz nicht mehr eingesetzt werden. Zum einen gab es erhebliche Schwierigkeiten und Gefahren beim Aufbau durch extrem schwere und zeitweise ungesicherte Einzelteile. Zum anderen kommt es durch die bisherige massive Bauweise zu einer hohen Bleistaubbelastung der Umgebung.

Die Projektgruppe entwickelte einen modularen Geschossfang, der einen weiten Einsatz erlaubt. Der Geschossfang besteht aus beliebig vielen stapelbaren und durch Schrauben miteinander fixierbaren Kisten. Die Maße der Kisten wurde so gewählt, dass eine Verlegbarkeit im zusammengesetzten Zustand palettiert möglich ist.

Die Kisten bestehen aus einer Rahmenkonstruktion aus Standartprofilen und Wänden aus Blech. Sie kann mit gängigen, handelsüblichen Werkzeugen von einer Person montiert werden. Zur Minimierung der Bleistaubbelastung wurde die beschossene Fläche mit Matten aus Gummigranulat gebunden mit PU bestückt.

Die Füllung der Kisten erfolgt mit einem Polyurethan-Granulat mit einer Körnung von 8 – 23mm hergestellt durch die Firma Rutec. Dieses wurde bereits durch einen Beschussversuch beim Beschussamt Mellrichstadt zertifiziert.

Die Nutzung von dem PU-Granulat beseitigt die Gefährdung durch Bleistaub und erlaubt eine bedenkenlose Entsorgung durch den Hausmüll. Durch den modularen Aufbau kann der Geschossfang vielseitig an verschiedensten Orten eingesetzt werden

GeFaG22: Befüllter Geschossfang (Bild: Projektgruppe GeFaG22) Blauer Bund
GeFaG22: Befüllter Geschossfang (Bild: Projektgruppe GeFaG22)

 

10           ZerMoHeSch – Zerlegbarer Mobiler Hebekran für die Schutzmodule des SPz Puma

Der Schützenpanzer Puma besitzt ein modulares Schutzkonzept zur Anpassung an verschiedenste Einsatzszenarien. Eine Verlegemöglichkeit zum Einsatzort ist der Bahntransport. Dabei wird die maximale Verladebreite jedoch überschritten. Durch die Demontage des ballistischen Schutzes kann die maximal zulässige Verladebreite wieder erreicht werden. Das Gewicht einiger Module macht hierzu die Nutzung eines Hebemittels erforderlich. Derzeit werden Bergepanzer oder Feldkräne genutzt. Durch die geringe Verfügbarkeit dieser Hebemittel entsteht ein erheblicher organisatorischer und zeitlicher Aufwand. Gleichzeitig ist der Einsatz unwirtschaftlich. Das Projektteam entwickelte somit im Auftrag der VII. Inspektion der TSH einen zerlegbaren, mobilen Hebekran.

Der ZerMoHeSch SPz Puma besteht aus acht Baugruppen, die durch den Nutzer eigenständig montiert und demontiert werden können. Durch große Räder ist die Mobilität auch auf verschmutzten, ebenen Flächen gegeben. Feststellbare Räder am Querträger sichern den Kran gegen unbeabsichtigtes Wegrollen. Der Griff am Ständer ermöglicht dem Bediener das Gerät einfach zu steuern. Durch einen doppeltwirkenden Hydraulikzylinder mit Handhebel kann eine Last von maximal 260 kg angehoben oder abgesenkt werden.

Die Nutzung des Hebekrans ist unter Einhaltung der geltenden Bestimmungen des Arbeitsschutzes und ohne spezielle Einweisung möglich. Die verwendeten Materialprofile und Materialien sind handelsüblich. Somit sind eine Wartung und Instandhaltung durch das Bundeswehrpersonal vor Ort möglich. Der Einsatz des Hebemittels ist damit unkompliziert, zeitsparend und ohne großen organisatorischen Aufwand möglich.

CAD Model des Hebemittels ZermoHeSchPz Puma (Bild: Projektgruppe ZermoHeSchPz Puma) Blauer Bund
CAD Model des Hebemittels ZermoHeSchPz Puma (Bild: Projektgruppe ZermoHeSchPz Puma)

Die Projektteams beweisen mit ihren Lösungen eindrucksvoll, wie sie ein komplexes Problem analysieren und praxistaugliche Lösungsansätze entwickeln können, indem sie theoriegeleitet arbeiten und ihr Praxiswissen zielführend einbringen. So konnten sie mit technisch einfachen Mitteln hochkomplexe Probleme aus der Truppe lösen und zielgerichtet Werkzeuge für ein sicheres, effizientes und kostengünstiges Arbeiten bereitstellen.

Immer wieder werden Arbeiten, die in der Projektdurchführung entstehen, als Arbeitnehmererfindung anerkannt und ausgezeichnet. Auch von den aktuellen Ergebnissen sind derzeit zwei Projekte hierfür vorgeschlagen.

Unsere zukünftigen OffzMilFD haben mit ihren Projekten eindrucksvoll gezeigt, dass sie in der Lage sind konzeptionelle Lösungen und praktische Verbesserungen in der Nutzung und im Umgang mit Produkten zu entwickeln.

Text: Frau Christine Weinhold, Fachlehrerin an der FSHT

Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw; Blauer Bund

10 Jahre Logistikkommando der Bundeswehr

10 Jahre Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) –
Ein Blick in die Zukunft

Das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) blickt nunmehr auf eine 10-jährige Geschichte zurück. Nach zahlreichen Erfolgen in der Vergangenheit, richtet sich der Fokus auf die Herausforderungen der Zukunft. Im weiteren Verlauf des Artikels wird ein Überblick über die notwendigen Rahmenbedingungen der Logistik der Bundeswehr in der Zukunft dargestellt.

Rückblick 10 Jahre LogKdoBw („Wo kommen wir her?“)

Das Logistikkommando der Bundeswehr wurde vor 10 Jahren (15. Januar 2013)[1] in Erfurt als zentrales Fähigkeitskommando der Bundeswehr für Logistik aufgestellt. Die Indienststellung war insofern ein revolutionärer Schritt, als mit der Auflösung des ehemaligen Wehrbereichskommandos III in Erfurt und der Bündelung streitkräftegemeinsamer logistischer Aufgaben aus dem Führungsstab der Streitkräfte des Bundesministeriums der Verteidigung, des Logistikamtes der Bundeswehr sowie der Abteilung Logistik/G4 des ehemaligen Streitkräfteunterstützungskommandos, ein organisationsbereichsübergreifender Ansatz verfolgt wurde. Im Sinne des Aufgaben-Kompetenzen-Verantwortung-Prinzips (AKV-Prinzip) erzielte dieser Ansatz klare Zuständigkeiten und den Abbau dysfunktionaler Verantwortungsdiffusion.

Dem Kommandeur dieses einzigartigen Fähigkeitskommandos wurde zugleich die Rolle des Generals Bundeswehrlogistik (GenBwLog) zugeordnet. Daher zeichnet das LogKdoBw für die logistischen Prozesse und Verfahren der gesamten Bundeswehr verantwortlich.

Dies beinhaltet die Gesamtverantwortung für das Ausgestalten und Weiterentwickeln des Logistischen Systems der Bundeswehr (LogSysBw). Die Leistungsfähigkeit des LogSysBw als bundeswehrgemeinsamer leistungsorientierter Wirkverbund aus Basislogistik (BasisLog), der Einsatzlogistik (EinsLog) der Streitkräfte, der Bundeswehrverwaltung sowie unter Einbindung Dritter (Host Nation, Verbündete, gewerbliche Industrie/Dienstleister, andere staatliche Ressorts/Organisationen etc.) wird dabei täglich in den Einsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen und Übungen im nationalen und multinationalen Umfeld unter Beweis gestellt.

Neben dem Kommandostab in Erfurt bilden die mobLogTr SKB, das Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw), die Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) und das Zentrum für Kraftfahrtwesen der Bundeswehr (ZKfWBw)[2] die „vier Pfeiler des LogKdoBw“ und damit die Grundlage, um die umfangreichen Aufgaben erfüllen zu können.

Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw; Blauer Bund
Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw

Übergeordnetes Ziel ist es, die richtige logistische Leistung (Qualität und Quantität), zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle, für den richtigen Bedarfsträger zu erbringen. Die erfolgreiche Rückverlegung unserer Einsatzkontingente der International Security Assistance Force (ISAF) und, später, der Resolute Support Mission (RSM) aus Afghanistan, die Wiederinbetriebnahme zusätzlicher Material- und Munitionslager in Deutschland im Rahmen des Wiedererlangens der vollumfänglichen Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) sowie der Aufbau eines europäischen Logistiknetzwerks (Network of Logistic Hubs in Europe & Support to Operations) sind nur wenige ausgewählte Beispiele, die die Bedeutung des LogKdoBw für unsere Streitkräfte hervorheben.

Zukünftige Herausforderungen („Wo wollen wir hin?“)

Nach Ende des Kalten Krieges und der damit verbundenen Ausrichtung der Streitkräfte auf Internationales Krisenmanagement (IKM) war die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch die Russische Föderation im Jahr 2014 ein wesentlicher Indikator der sich veränderten globalen sicherheitspolitischen Lage. Der NATO-Gipfel in Wales 2014 sowie daran anschließend die Anpassung der konzeptionellen Rahmenlandschaft waren der Ausgangspunkt für strukturelle Anpassungen der Streitkräfte, an die veränderte sicherheitspolitische Lage. Dies begann mit der Erstellung Weißbuch der Bundeswehr (2016), erstreckte sich über die Konzeption der Bundeswehr bis hin zum Fähigkeitsprofil der Bundeswehr. Diese Unterlagen bildeten den Grundstein für  die Weiterentwicklung des LogSysBw, um den neuen Rahmenbedingungen zukunftsfähig begegnen zu können.

Für den Bereich der mobLogTr SKB bedeutet diese Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung eine Veränderung der Ausbildung sowie eine Umgliederung der sechs Logistikbataillone (LogBtl), die konzeptionell auf Einsätze im Rahmen des IKM ausgerichtet waren. Künftig soll es schwere LogBtl, als quasi-stationäre logistische Basen im Einsatzgebiet, sowie leichte LogBtl geben. Diese sind dislozierte, schnell verlegbare- und lageangepasste Logistische Einrichtungen, die den Anschluss der Einsatzlogistik aller militärischen Organisationsbereiche (milOrgBer) sicherstellen.Gemeinsam spannen diese Verbände ein logistisches Netzwerk auf, das die Leistungen der Basislogistik an die Kräfte der Einsatzlogistik anschließt und so die logistische Unterstützung aller milOrgBer ermöglicht. Die notwendige Anzahl der Kräfte der Basislogistik ergibt sich aus den logistischen Bedarfen aller milOrgBer. Gerade unter den Bedingungen LV/BV und den Forderungen an DEU als Bündnispartner ergibt sich die Notwendigkeit der Stärkung der Logistik

Mind Set change; kriegstauglich und kaltstartfähig © Bundeswehr/LogKdoBw ; Blauer Bund
Mind Set change; kriegstauglich und kaltstartfähig © Bundeswehr/LogKdoBw

Drehscheibe Deutschland und Multinationalisierung

Die geographische Lage Deutschlands, als zentrales Land in Europa, und die sicherheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre führen dazu, dass die Bedeutung Deutschlands als strategisches Transitland und logistische Drehscheibe für den Aufmarsch eigener und verbündeter Kräfte in Europa immer weiter zunimmt. Deutschland ist fest in seinen Bündnissen verankert und wird sein Handeln eng mit seinen Bündnispartnern abstimmen und koordinieren. Der Ausbau der multinationalen Zusammenarbeit in den entsprechenden Formaten, der Permanenten Strukturierten Partnerschaft (PESCO) der EU und dem Framework Nations Concept (FNC) der NATO, bietet hierbei die Möglichkeit, knappe Ressourcen zu bündeln und die Interoperabilität zwischen den Nationen deutlich zu verbessern.

Ableitungen aus dem Ukraine-Krieg

Wie elementar wichtig eine durchgängig funktionierende logistische Unterstützung für den Einsatzwert der Streitkräfte ist, lässt sich an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine ableiten. Die Tiefe des Raumes allein bietet keine ausreichende Sicherheit, demzufolge kommt dem Schutz logistischer Einrichtungen und der Mobilität/Flexibilität der logistischen Verbände eine besondere Bedeutung zu.

Ein Schritt zur Stärkung der logistischen Leistungserbringung soll mit der Umgliederung und dem Aufwuchs der mobLogTr SKB perspektivisch auf bis zu 10 LogBtl erreicht werden. Die Stärkung der logistischen Basis im Inland wird über das Projekt „ortsfeste logistische Einrichtungen 2019+ (olE 2019+)“ vorangetrieben und sieht die Wiederinbetriebnahme von acht Material-/Munitionslagereinrichtungen vor. Das ZKfWBw wird eine Ergänzung seiner Fähigkeiten im Hinblick auf die Zulassung neuer innovativer Technologien erfahren. Gleichzeitig machen wir uns auch über den Schutz unserer logistischen Kräfte und Einrichtungen Gedanken, suchen nach technologischen Lösungen, passen unsere Ausbildung und Vorschriften an und stärken den „Mindset LV/BV“ auf allen Ebenen.

Demografischer Wandel und politische Einflussfaktoren

Neben den veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen stellen externe gesellschaftliche aber auch politische Einflussfaktoren (z.B. demografischer Wandel, personelle Obergrenze) Herausforderungen dar, denen es zu begegnen gilt. Demzufolge führt die rückläufige Bevölkerungsentwicklung sowie die sinkende Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland dazu, dass sich der buchstäbliche „Kampf“ um Fachkräfte auch auf die Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr und damit einhergehend auf den Kommandobereich LogKdoBw auswirkt. Es bedarf insofern neben dem Aufwuchs logistischer Kräfte innovativer Lösungsansätze, auch und vor allem unter der Nutzung (zukünftiger) technologischer Möglichkeiten.

Technologischer Fortschritt und Digitalisierung

Der technische Fortschritt, die voranschreitende Digitalisierung sowie die zunehmende Automatisierung in allen Lebensbereichen sind wesentliche Treiber, die starken Einfluss auf militärische Anwendungsgebiete und Entwicklungen haben werden. Das LogKdoBw beteiligt sich aktiv an vielversprechenden Zukunftsprojekten, wie beispielsweise das Concept Delopment and Experimentation (CD&E-Projekt) des Planungsamts der Bundeswehr (PlgABw) „Unbemanntes Fahren von Landsystemen in der Bundeswehr“ (UFLSBw). Dieses Projekt untersucht Auswirkungen der Integration unbemannter Fahrzeuge auf unser Personal, unsere Organisationformen sowie auf Infrastruktur, Prozesse und Verfahren. Erste Erkenntnisse zeigen, dass mit der Integration unbemannter Fahrzeuge in logistische Transporte eine deutliche Erhöhung der Transportkapazität bei gleichem Personaleinsatz erzielt werden könnte. Das Projekt dient als Beispiel, wie Automatisierung bis hin zu einer möglichen Autonomie weiter vorangetrieben werden kann und bietet Anknüpfpunkte für Folgeprojekte, um die Leistungsfähigkeit der Logistikkräfte zu steigern und gleichzeitig die Bedrohung für das eigene Personal zu reduzieren. Insbesondere der Personalbedarf wird jedoch sorgfältig zu bewerten sein, da Automatisierung/Autonomie durchaus auch zu erhöhtem Bedarf an IT-Spezialisten und/oder Ingenieuren führen kann.

Digitale Transformation im Bereich LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw ; Blauer Bund
Digitale Transformation im Bereich LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw

Darüber hinaus werden weitere Digitalisierungsprojekte vorangetrieben, wie die Integration von additiven Fertigungstechniken (3D-Druck) ins LogSysBw, z.B. zur Ersatzteilproduktion im Einsatzland, der Einsatz von Transportdrohnen zur Erhöhung eigener Transportkapazitäten und zur logistischen Versorgung aus der Luft Darüber hinaus gehört dazu auch die Implementierung von Datenbrillen zur Verbesserung der Prozesse in der Instandsetzung sowie die Einführung von Exoskeletten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Personals.

Das größte Digitalisierungsprojekt im LogSysBw stellt jedoch die Überführung der bestehenden IT-Unterstützung SASPF in die nächste SAP-Generation „S/4HANA“ (HANA steht für High Performance Analytic Appliance; englisch für Hochleistungsanalyseanwendung) dar. Die ortsfesten logistischen Einrichtungen (olE) und die mobLogTr SKB werden schrittweise vom heutigen SASPF in das zukunftssichere SASPF X.0 (SASPF X.O ist die neue bundeswehrspezifische, auf dem neuen SAP-Standard basierende Anwendung) übergehen können. SASPF ist und bleibt für die logistische Leistungserbringung existentiell, deshalb müssen alle Digitalisierungsprojekte der Streitkräfte entweder in SASPF bruchfrei integrierbar und damit kompatibel sein oder dürfen der Nutzung nicht entgegenstehen.

Digitalisierung ist jedoch kein Selbstzweck. Dementsprechend müssen diese Zukunftsprojekte den Anspruch haben, „kriegstauglich“ zu sein, d.h. sie müssen in Einsatz und Gefecht funktionieren. Daher ist es durchaus zielführend, einen Mix aus hoch- und auch weniger technologisierten „Waffen“-Systemen vorzuhalten, um diesen Herausforderungen entsprechend begegnen zu können.

Moderne Ausbildung

Die voranschreitende Digitalisierung wird auch Arbeitsprozesse und Ausbildungslandschaften verändern. In diesem Zusammenhang wird oft von „Bildungsrevolution“ gesprochen. Mit dem Projekt „Modernes Lernen LogSBw“ werden durch konsequente Umsetzung kompetenzorientierter Ausbildung, Aufbau eines gelebten Wissensmanagements sowie zielgerichteter Nutzung von Digitalisierungspotenzialen (hybride Trainings, moderne Lernmanagementsysteme, Simulatoren, innovative Lernformate) die Voraussetzungen für eine attraktive und zeitgemäße Ausbildung sowie für lebenslanges Lernen geschaffen. Modernes Lernen stellt einen Kulturwandel dar und steuert einen „smarten“ Beitrag zu LV/BV durch Stärkung der Resilienz bei.

Einbindung der zivil-gewerblichen Wirtschaft

Aufgrund begrenzter personeller wie auch materieller Ressourcen werden auch zukünftig Fähigkeiten und Leistungen benötigt, die durch die Einbindung der zivil-gewerblichen Wirtschaft – möglichst auch im Rahmen LV/BV – erbracht werden können. Diese Einbindung externer Leistungserbringer ist für eine umfassende und durchhaltefähige logistische Leistungserbringung essentiell, jedoch ist darauf zu achten, dass die bruchfreie Integration („Plug-in“) in das LogSysBw und Kompatibilität mit den etablierten und standardisierten Prozessen und Verfahren der Bundeswehrlogistik gewahrt bleiben. Eine robust ausgestaltete durchgängige logistische Leistungserbringung bedingt jedoch bei entsprechenden Bedrohungslagen und der damit einhergehenden begrenzten Verfügbarkeit von Leistungen Dritter den Einsatz militärischer Kräfte. Demzufolge muss genau geprüft werden, wo die Leistungserbringung durch Dritte einen sinnvollen Beitrag bietet.

Darüber hinaus sind für die zwingend erforderliche militärische Handlungsfähigkeit in Anfangsoperationen für neue Einsätze/Missionen strategische Rückfallpositionen (Backup-Lösungen) auszuplanen, um den Spagat zwischen Abhängigkeiten von externen Leistungserbringern und robusten kriegstauglichen Logistikketten beherrschbar zu halten.

Fazit

Das LogKdoBw blickt auf eine zehnjährige erfolgreiche Vergangenheit zurück. Getreu dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ gilt es nun, die Weichen zu stellen, um auch in der Zukunft den dargestellten Herausforderungen im Bereich der geänderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen, des demografischen Wandels, des technologischen Fortschritts und der zunehmenden Digitalisierung begegnen zu können.

Mit den bereits angestoßenen Projekten und der konsequenten Ausrichtung auf die Zukunft, werden die Voraussetzungen für ein durchgängig robustes LogSysBw geschaffen,welches aufgrund seiner Agilität, Flexibilität und Resilienz auch zukünftig alle milOrgBerim Ergebnis effektiv und im Ressourceneinsatz effizient unterstützen kann. Das übergeordnete Ziel bleibt, die richtige logistische Leistung, zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle, für den richtigen Bedarfsträger zu erbringen. Dies wird durch einen ausgewogenen Mix aus nationalen und multinationalen militärischen Kräften, Leistungen anderer staatlicher Ressorts sowie aus Leistungen der zivil-gewerblichen Wirtschaft erreicht.

Autor: Oberstleutnant Christian Raue

 

[1] Aufstellungsdatum mit Wirkung zum 01. Januar 2013

[2] Zugeordnete Fachaufgabe

Das Wappen des JCTC; Blauer Bund

JCTC: We train multinational

Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre (JCTC): We train multinational

Das Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre (JCTC) wurde im Oktober 2017 an der Logistikschule der Bundeswehr aufgestellt. Nachdem sich Deutschland innerhalb des sogenannten Framework Nations Concept im Cluster Logistic verpflichtet hat, bis 2024 eine Joint Logistic Support Group (JLSG) mit einem JLSG Headquarters (JLSG HQ) aufzubauen, wurde die Ausbildungseinrichtung JCTC in Dienst gestellt. Hier wird das Personal eines JLSG HQ als multinationaler taktischer Gefechtsstand umfassend, standardisiert und den Einsatzerfordernissen angepasst ausgebildet und zertifiziert.

Die Gliederungdes JCTC; Blauer Bund
Die Gliederung des JCTC

Das multinationale Übungszentrum ist in verschiedene Bereiche (Sektionen) gegliedert: Ausbildung und Übung, Steuerung JLSG HQ Personalpool sowie konzeptionelle Grundlagenarbeit. Weiterhin gehört ein Unterstützungselement dazu, welches in der Zielstruktur 2024 befähigt sein wird, einen verlegefähigen Gefechtsstand mit entsprechender IT-Ausstattung für die Aufstellung eines JLSG HQ jederzeit abrufbar vorzuhalten. Im Bereich der konzeptionellen Grundlagenarbeit unterstützt Personal derzeit die Fortschreibung des politischen Grundlagendokumentes zur NATO-Logistik.

„Rotes Netz“

Aufgabenschwerpunkt des JCTC als Ausbildungseinrichtung ist es, verstärkt Übungsvorhaben der NATO zu unterstützen. Ziel ist es dabei, dass beide große JLSGs der HQ Brunssum und Neapel jährlich nach Garlstedt kommen, um dort ausgebildet und sofern erforderlich im Rahmen von Übungen zertifiziert zu werden. Dies ist beispielsweise für die Standby-Phasen der NRF der Fall. Für solche Zertifizierungen kann das JCTC die dazu notwendige Übungsumgebung idealtypisch bereitstellen. So auch in der Übung Steadfast Jupiter 22, an deren Ende das JLSG HQ Neapel zertifiziert wurde. Das JLSG HQ Brunssum hat ebenfalls bereits beantragt, das JCTC entsprechend zu nutzen. Im Oktober 2023 werden Angehörige des HQs nach Garlstedt kommen, um in einer vergleichbaren Übung im Ausbildungsgefechtsstand des JCTC überprüft zu werden.

Die Ausbildungsanlage JCTC an der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt, Blauer Bund
Die Ausbildungsanlage JCTC an der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt

NATO-Übungen werden in der IT- Sicherheitsdomäne NATO Secret durchgeführt. Umgangssprachlich wird hier vom „Roten Netz“ gesprochen, ohne welches keine gesicherte Kommunikation möglich ist.
Bereits seit längerer Zeit initiiert, nun durch Staatssekretärweisung angestoßen, wird das JCTC diese Fähigkeit erhalten und kann so künftig auch Übungen in der Sicherheitsdomäne NATO Secret durchführen.
Dies ist der erste Schritt der Weiterentwicklung des JCTC von seiner Anfangsbefähigung hin zur Zielbefähigung.

SatComm Antenne des JCTC; Blauer Bund
Weitreichende Verbindung über Satellitenkommunikation

Für Steadfast Jupiter 22 wurde, wie bereits bei der Zertifizierung des I. Deutsch-Niederländischen Korps im Dezember 2020, durch eines der NATO Fernmelde/ IT-Bataillone diese Rote Informationstechnik inklusive einer Satellitenkommunikationsmöglichkeit aufgebaut und betrieben um die direkte Anbindung an das NATO-Führungsinformationssystem sicher zu stellen.

Mit dem Angebot dauerhaft verfügbarer und verbesserter „roter IT“ in der stationären Übungsumgebung des JCTC wird es als permanente und hochwertige Übungseinrichtung innerhalb der NATO nachhaltig Akzeptanz finden.

Arbeit in der JLOC (Joint Logistic Operation Centre) während des Trainings; Blauer Bund
Arbeit in der JLOC (Joint Logistic Operation Centre) während des Trainings

Wichtiger Bestandteil des JCTC ist auch die Individualausbildung im Bereich des NATO-Grundlagentrainings. In JLSG Orientation Trainings wird innerhalb ihrer eigenen Nationen national ausgebildetes Personal darauf vorbereitet, in einem multinationalen JLSG HQ zusammen zu arbeiten. In diesen Trainings werden Grundlagen der NATO-Logistik sowie die komplexen Arbeitsweisen eines solchen HQ vermittelt. Zudem werden Spezialisten, die in den HQs mitarbeiten sollen, in der logistischen Unterstützungs- und Führungssoftware Logistic Functional Area Services (LOGFAS) der NATO ausgebildet und unterrichtet. In verschieden Trainings findet die Ausbildung für die Anwender der Module für die Verlege-, Transport- und Folgeversorgungsplanung und -durchführung, welche LOGFAS bietet, statt. Dabei hat die Bundeswehr und die NATO einen immer größer werdenden Bedarf innerhalb der Spezialisten. Entsprechende Ausbildungskapazitäten innerhalb der NATO sind eine gesuchte Mangelressource.

Die Idee des JCTC: Mindestens ein „Zweiklang“

Das „Rote Netz“ wird das JCTC befähigen, eine Zusammenarbeit zwischen dem JCTC in Garlstedt und dem NATO Joint Warfare Centre Stavanger in Norwegen, und gegebenenfalls anderen internationalen Institutionen, an denen unterstützende Einheiten üben können, zu ermöglichen.
Hinter dieser Idee steckt ein einfacher Grundgedanke: Ist ein Allied Joint Force Command (JFC) beauftragt, in einem Einsatz operativ zu führen und ein JLSG HQ ist als logistische Führungselement vorgesehen, wird das JFC im Schulungs- und Trainingszentrum der NATO in Stavanger zertifiziert. Entsprechend ist auch das dazugehörige JLSG HQ zu zertifizieren. Aus Kapazitätsgründen, insbesondere im Bereich der logistischen Fachexpertise, welche ein solches Übungsvorhaben abverlangt, bietet es sich an, dies in einer hierfür spezialisierten Ausbildungseinrichtung mit entsprechenden Trainern zu tun.

Der ideale Ort für eine Zertifizierungsübung einer JLSG. Blauer Bund
Der ideale Ort für eine Zertifizierungsübung einer JLSG.

Für eine gemeinsam Zertifizierungsübung mit dem JFC HQ ist die Rote Informationstechnik Grundvoraussetzung.
Mit Blick auf eine Weiterentwicklung der Ausbildung am JCTC ist es vorstellbar, die einem JLSG HQ unterstellten Truppenteile, beispielsweise im Logistischen Übungszentrum an der Logistikschule der Bundeswehr, im gleichen Übungsszenario trainieren.
So entsteht durch Dislozierung der Beteiligten ein reales Szenario, welches ähnlich wie bei einer großen Feldeinsatzübung ist.

Mit dem JCTC in Garlstedt bietet der Bundeswehr eine in der NATO in dieser Form einmalige Einrichtung, die sich – Dank des außergewöhnlichen Engagements und der Begeisterung des hier tätigen Personal – innerhalb kürzester Zeit eine hervorragende Reputation erarbeitet hat.

Erstmals erschienen im Hardthöhenkurier Ausgabe 6/2022

Autor: Kathleen Boungard

Bilder: © Bundeswehr/LogSBw

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund

ÜBUNG BLUE BRIDGE 22

Bei der ÜBUNG BLUE BRIDGE 22 üben Logistikbataillon 163 RSOM und Logistikbataillon 172 erstmalig die gemeinsame strategische Verlegung.

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund
Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. © Bundeswehr/Christopher Preloznik

Für die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis hat sich seit wenigen Jahren der Fokus von der Versorgung von Einsatzkontingenten in fernen Regionen hin zur Steigerung der Einsatzbereitschaft in einem Szenar der Landes- und Bündnisverteidigung gewandelt. Die Basislogistik ist heute mehr denn je darin gefordert, Großverbände der Landstreitkräfte und Geschwader der Luftwaffe in einem konventionellen Konflikt versorgen zu können. Gleichzeitig haben die Logistikbataillone den Auftrag, einen Beitrag zur „Drehscheibe Deutschland“, der Sicherstellung des Aufmarsches von NATO-Partnern durch Deutschland zu unterstützen. Beide Aufgabenbereichen fordern die Logistik bereits im Grundbetrieb und erfordern es, die Truppe kaltstartfähig auszubilden und auszurüsten.

Ein wesentlicher Bestandteil dafür, dass sie in einem konventionellen Krieg zur Wirkung kommen können, ist deren Verlegung über große Entfernungen und unter Nutzung verschiedener Verkehrsträger wie Eisenbahn, Flugzeug und Fähre. Um diesen komplexen Anteil des Aufmarsches zu üben, haben das Logistikbataillon 163 RSOM aus Delmenhorst und das Logistikbataillon 172 aus Beelitz im September 2022 mit der Übung BLUE BRIDGE 22 eine komplexe Feldeinsatzübung unter Einbindung von Truppenteilen aus Heer, Luftwaffe und dem Zentralen Sanitätsdienst durchgeführt.

Die Ausgangslage dieser Übung war ein Szenar der Bündnisverteidigung, bei dem das RSOM-Bataillon in Nordwestdeutschland verschiedene logistische Einsatzräume eingerichtet und betrieben hat und das Beelitzer Logistikbataillon per Eisenbahn und Flugzeug als Teil von Folgekräften der NATO Response Force in das fiktive Einsatzland ALTRAVERDO verlegt hat. Das Logistikbataillon 163 bot somit die „Blaue Brücke“, über die das Logistikbataillon 172 ins Einsatzgebiet verlegen konnte.

Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; Blauer Bund
Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; © Bundeswehr / OTL Tobias Schmidt

Dazu haben die Beelitzer Fahrzeuge, Gerät und Waffen des gesamten Bataillons vorab für den Eisenbahntransport vorbereitet und nach ALTRAVERDO per Schiene transportiert. Die Soldaten wurden anschließend vom Airport of Embarkation BERLIN-SCHÖNEFELD mit A400-M zum Airport of Debarkation in NORDHOLZ geflogen. Dort angekommen, durchliefen sie den sogenannten RSOM-Prozess (Reception-Staging-Onward Movement), der durch das Logistikbataillon 163 RSOM durchgeführt wurde. Im Kern lag die Herausforderung dabei auf der Zusammenführung von Personal und den per Eisenbahn nach HESEDORF verbrachten Fahrzeuge der Beelitzer Logistiker. Zudem galt es, für die Männer und Frauen des Logistikbataillon 163 ihre Kameraden für den bevorstehenden Straßenmarsch in einen einsatznahen Verfügungsraum im Osten ALTRAVERDOs vorzubereiten. Dazu erfolgten umfangreiche Einweisungen in die Lage, die Übergabe von Material und Versorgungsgütern sowie die Bereitstellung von Ruheräumen. Nachdem die Marschteileinheiten des Logistikbataillons 172 in der sogenannten Staging Area in ROTHENBURG/WÜMME auffrischen konnten, erfolgte der fast 400 Kilometer lange Straßenmarsch zum Convoy Support Center in TROLLENHAGEN, der den Marschteileinheiten vieles abverlangte. In der Nacht und bei strömendem Regen bewegten sich hunderte Großfahrzeuge auf Autobahn und Landstraßen nach Osten. Regelmäßig wurden Technische Halte durchgeführt um Mensch und Material einsatzbereit zu halten. Im Convoy Support Center angekommen konnten die Marschteileinheiten des Logistikbataillon 172 auftanken, verpflegen und ruhen, bevor sie ihren letzten Verlegesprung in den einsatznahen Verfügungsraum JÄGERBRÜCK bewältigten. Die logistische Einrichtung wurde ebenfalls durch das RSOM-Bataillon betrieben und war wesentlicher Garant dafür, dass der Marsch der Beelitzer Logistiker gelingen konnte.

Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben 3000 Meter. Blauer Bund
Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben eine Strecke von 3000 Meter. ©Bundeswehr/Christopher Preloznik

Insgesamt ist festzuhalten, dass es sich bei BLUE BRIDGE 22 um eine der größten logistischen Übungen der letzten Jahre gehandelt hat. Die Besonderheit hierbei war neben dem komplexen Koordinierungsaufwand in der Vorbereitung das Einrichten von insgesamt sechs großen logistischen Knoten und die Verlegung eines Logistikbataillons auf Schiene, Straße und auf dem Luftweg.

Text: Oberstleutnant Tobias Schmidt und Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann

Simulatorgestützte Meisterausbildung an der TSH

Eine große Variantenvielfalt an Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen bringt große Herausforderungen für die Ausbildung der Instandsetzer mit sich. Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren komplexer Systeme stellt die Technische Schule des Heeres eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Europäische Sicherheit und Technik, Ausgabe 12/2022.

Die Technische Schule des Heeres (TSH) in Aachen ist das Kompetenzzentrum für die technische Ausbildung an Landsystemen der Bundeswehr. Sie führt neben den system- und gerätespezifischen technischen Trainings im Rahmen der Individual- und Führerausbildung auch die zivilberufliche Weiterbildung für das Instandsetzungspersonal der Streitkräfte durch.

Unteroffiziere der Instandsetzungstruppe werden in der Fachschule des Heeres für Technik (FSHT), die zur Technischen Schule des Heeres gehört, zu Industrie- bzw. Handwerksmeistern ausgebildet. Hierbei erfordern die im Rahmen der zivilen Ausbildungen stetig steigenden  technischen Anforderungen der Industrie und der Streitkräfte eine ständige Optimierung der Ausbildung. Die hierfür an der Technischen Schule des Heeres eingeführte vielfältige simulatorgestützte und digitalisierte Ausbildung trägt diesen Erfordernissen Rechnung.

Digitalisierung der Ausbildung

Um die theoretische und praktische Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres attraktiv und zukunftsorientiert zu gestalten, wurde an der Schule ein Gesamtkonzept zur Digitalisierung der Ausbildung entwickelt und etabliert. Dieses Konzept ist an die aktuellen Anforderungen der zivilen Wirtschaft und der Bundeswehr angepasst. Es basiert auf Handlungsorientierung und weitreichender Digitalisierung. Die Bildungsträger in der Meisterausbildung an der Fachschule des Heeres für Technik sind die Handwerks- sowie die Industrie- und Handelskammer. Sie unterstützen diese moderne Entwicklung in vollem Umfang. So wird gewährleistet, dass an der Heeresschule ausgebildete Meister über aktuelles Wissen verfügen, welches ihnen nach der Bundeswehrzeit eine hervorragende Ausgangsposition für den zivilen Arbeitsmarkt verschafft. Gleichzeitig bleibt die heutige Landsystemtechnik der Bundeswehr trotz zunehmender Komplexität zuverlässig beherrschbar.

Um dieses Konzept umsetzen zu können, sind u. a. Ausbilder, Dozenten und Trainingsteilnehmer mit modernen Tablets ausgestattet. Zusätzlich stehen für die Ausbildung Smart-Board-Varianten zur Verfügung. Basierend auf dem Lernmanagementsystem „moodle“ als Lernplattform erfolgt auch die Nutzung unterschiedlicher digitaler Simulationsprodukte über das Aus- und Fortbildungsportal der Bundeswehr. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität und Vielfalt in der Ausbildungsgestaltung. Einerseits werden Hard- und Softwarekomponenten zur Ergänzung der Präsenzausbildung und im Rahmen des Selbststudiums zur Stoffvertiefung genutzt. Andererseits eröffnen sie Möglichkeiten zur Durchführung von Distanzschulungen. Trainingsteilnehmer und Lehrpersonal können die Ausbildung an technische Möglichkeiten angepasst ortsunabhängig durchführen und gestalten. Nebenbei besteht auch die Möglichkeit für Dozenten,per Video in einem Hörsaal präsent zu sein, wodurch Zeit und Kosten eingespart werden können. Gerade die letzten Jahre unter den pandemiebedingten Einschränkungen haben die Vorteile dieser Form des Lehrens und Lernens deutlich aufgezeigt.

Grenzen sind hierbei allerdings insoweit gesetzt, als dass die praktische Ausbildung am Gerät, also das praktische „Anfassen des Problems“ nicht vernachlässigt werden darf. Die Haptik und die Fertigkeiten im Umgang mit den Werkzeugen und Geräten über das digitale Training hinaus ist und bleibt von entscheidender Bedeutung für eine wirksame, handlungsorientierte Ausbildung, gerade in der Instandsetzung.

Die Nutzung digitaler Simulationsprodukte ermöglicht durch eine gezielte Visualisierung eine bessere Erfassung komplexer technischer Vorgänge und Abläufe. Das so erreichte Systemverständnis ist die entscheidende Voraussetzung für eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung und Fehlerbehebung an Schadgerät innerhalb kürzester Zeit. Allerdings ergänzen digitale Simulationsprodukte und Realsystemsimulatoren die technische Ausbildung am Originalgerät, ersetzen sie aber nicht. Die Priorität in der Ausbildung liegt weiterhin beim praktischen, auch drillmäßigen Handeln, um auch unter Stress wie z. B. in Gefechtssituationen bestehen zu können.

3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2, Bundeswehr/MAT-Autoren-Team TSH, BlauerBund
3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2

Daher sind Simulationen ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres. Sie werden bei der technischen Individualausbildung seit Jahrzehnten genutzt und stetig weiterentwickelt. Die Spannbreite reicht von der Nutzung digitaler Simulationsprodukte am Computer bis zu komplexen Nachbauten von Realsystemen.

Visualisierung und Animation von 3D bis AR/VR

Das an der Technischen Schule des Heeres etablierte MAT-Autorenteam (Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte durch 3D-Software so zu visualisieren und physikalisch richtig zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung genutzt werden können. Das bedeutet, dass technische Bewegungsabläufe, aber auch funktionale Abhängigkeiten gezielt dargestellt werden können.

Darüber hinaus werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel von Tablets bis MR-Brillen erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Mixed Reality (MR) umfasst hierbei die Technologien der Augmented Reality (AR) und des Virtual Reality (VR).

Eine besondere Form von simulationsgestützter Ausbildung wird aktuell im Rahmen der Ausbildung am Brückenlegepanzer Leguan angewandt. Hierbei werden die Möglichkeiten eines der modernsten, derzeit in der Industrie verfügbaren technischen Ausbildungshilfsmittels genutzt: Durch Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten Realität (AR) werden komplexe technische Vorgänge, welche bauartbedingt von außen nicht sichtbar im Verborgenen ablaufen, für die Ausbildung aufbereitet, digital animiert und in das Sichtfeld des Trainingsteilnehmer an der richtigen Stelle des Originalsystems eingeblendet. Beispielsweise wird das hydraulische System zur Ansteuerung des Brückenantriebs des Leguan am Realsystem visualisiert. Hierdurch werden die Ausbilder befähigt, Ausbildungsthemen des Brückenantriebs effektiv zu behandeln, ohne das Gerät zerlegen zu müssen oder es zerlegt in der Präsenzausbildung vor Ort verfügbar zu haben.

Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan; Blauer Bund
Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan

Mittels MR-Brillen werden durch eine überlagerte Simulation der hydraulischen Vorgänge Bewegungsabläufe der Legebrücke auf das reale Fahrzeug projiziert und so verdeckte Abläufe und Mechanismen realitätsgetreu virtuell dargestellt. Diese Verbindung von realem Fahrzeug und der Überlagerung mit virtuellen Elementen wird als erweiterte Realität (AR) bezeichnet. Darüber hinaus erfolgt eine Bearbeitung weiterer technischer Ausbildungsthemen des Brückenlegepanzers auch ohne Vorhandensein des realen Fahrzeugs. In diesem Fall wird zusätzlich zur Visualisierung, beispielsweise des hydraulischen Systems, das gesamte restliche Fahrzeug im Raum dargestellt und animiert. Würde neben der umfänglichen Visualisierung des gesamten Fahrzeugs auch der Raum visualisiert, würde dies als virtuelle Realität (VR) bezeichnet werden. Augmented Reality, Virtual Reality und deren Kombination Mixed Reality bieten völlig neue Ansätze, um Inhalte der technischen Ausbildung zu realisieren und zu ergänzen. Durch die Nutzung dieser Möglichkeiten an der Technische Schule des Heeres kann auf individuell unterschiedliche Lernfortschritte der Teilnehmer künftig noch flexibler reagiert werden.

Simulatoren als Nachbauten von Realsystemen

An der Heeres-Technik-Schule werden bereits seit Anfang der 1980er-Jahre Nachbauten von Realsystemen in der Ausbildung eingesetzt. Hier erfolgte z. B. die Einführung komplexer Ausbildungssimulatoren für den Turmbetrieb sowie für das Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2. Der Turmsimulator bietet die Möglichkeit, Systemzustände und Systemfehler für verschiedene Szenarien zu simulieren. Somit ist man beispielsweise in der Lage, die komplexen Funktionen in der vollstabilisierten Waffenanlage während einer Geländefahrt umfänglich darzustellen. In Verbindung mit dem Einsatz von fehlerbeschalteten Baugruppen wird über ein breites Funktionsspektrum hinweg eine intensive Ausbildung im Bereich der Taxonomie zur Lokalisierung von sogenannten statischen und dynamischen Fehlern ermöglicht. Dadurch wird ein hoher Grad an Systemverständnis gefördert, der Simulator ersetzt das Vollsystem.

Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs; Blauer Bund
Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs

Ein weiteres Beispiel eines bei der Meisterausbildung genutzten Ausbildungssimulators ist FELS (Frame Electric Systems). Seit 2021 wird der UTF-Simulator (Ungeschütztes Transportfahrzeug) der Firma Rheinmetall MAN Military Vehicles an der Schule in Aachen genutzt.

Ein richtungsweisender Vorteil des Systems ist die hohe Verfügbarkeit in der täglichen technischen Ausbildung. Dieser auf einer rollfähigen Stahlträgerplattform installierte Simulator ist flexibel und 24/7 uneingeschränkt nutzbar. Er unterliegt nicht der durch wiederkehrende technische Prüfungen eingeschränkten Nutzbarkeit eines realen Fahrzeugs. Darüber hinaus werden Materialermüdungen der Peripherie infolge zahlreicher Ein- und Ausbauten und Zerlegearbeiten der Baugruppen während der Ausbildung durch Fehlerbeschaltungen und Funktionssimulationen signifikant reduziert. Die praktische Ausbildung der Kraftfahrzeugtechnikmeister erfolgt in einem kompetenzorientierten Ausbildungsansatz. Dabei ergibt sich für die Trainingsteilnehmer nach einer Fehlermeldung des Nutzers die Aufgabe, handlungsorientiert selbstständig Prüfschemata anzuwenden und somit eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung an einem defekten Fahrzeug durchzuführen.

Der neu eingeführte FELS ermöglicht die Fehlersimulation mittels vernetzter Bauteile und einer mobilen Workstation. Der Trainer bietet somit eine schnelle, umfangreiche, reproduzierbare und präzise Fehlersimulation für die technische Ausbildung am UTF. Alle für die Funktionalität und Ausbildung notwendigen Komponenten (Motorsteuerung, Getriebesteuerung, Beleuchtung, Klimaanlage, Standheizung und Druckluftbremsanlage) sind in FELS integriert und didaktisch zweckmäßig angeordnet.

FELS verfügt über die gesamte elektrische und pneumatische Anlage des Ungeschützten Transportfahrzeugs. Der Trainer bildet die Funktionsweise und Steuerung aller Subsysteme des Gesamtsystems ab.

Für die Fehlersimulation lassen sich systemseitig bis zu 75 elektronische und bis zu sieben pneumatische Fehler schalten. Kombinationen mehrerer Funktionsfehler ermöglichen eine fast unbegrenzte Erweiterung der für die Ausbildung notwendigen Schadensbilder. Zudem sind alle Schäden verlässlich reproduzierbar.

Über eine OBD-Schnittstelle (On-Board- Diagnose) können vollumfänglich Messsignale der Fahrzeugsensorik, der Steuergeräte und der Datenübertragung der einzelnen Bussysteme diagnostiziert werden. Dazu kann das Diagnosesystem MAN-CATS III, das in der realen Instandsetzung in der Truppe ebenfalls angewendet wird, mit dem Simulationstrainer verbunden werden. Somit werden die Trainingsteilnehmer optimal auf die Praxis vorbereitet. Zwei 80‘‘ große Smart-Boards zur visuellen Darstellung von Schaltplänen ermöglichen eine Ausbildung im Gruppenrahmen.

Ausbildungsstation UTF mit Ausbildungssimulator Frame Electric System

Ausblick

Der hohe Anspruch der Technischen Schule des Heeres an eine moderne, attraktive und zukunftsorientierte Ausbildung erfordert eine ständige Bewertung neuer, in der Ausbildung nutzbarer Verfahren. Den Möglichkeiten einer simulationsbasierten und netzwerkgestützten Ausbildung – auch und speziell im internationalen Rahmen – wird dabei besondere Beachtung geschenkt. Hier besteht insbesondere bei Systemen mit steigender Komplexität weiteres Innovationspotenzial.

Allerdings muss neben den hohen Kosten der Entwicklung derartiger Systeme auch immer berücksichtigt werden, dass Simulatoren niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können. Das Handwerk der Instandsetzung muss zu einem großen Anteil auch Handwerk bleiben.

In der technischen Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres tragen moderne Ausbildungstechnologien einschließlich der simulatorgestützten Anteile zunehmend dazu bei, die Trainingsteilnehmerzeitgemäß und didaktisch geschickt auf zukünftige Anforderungen in den Streitkräften und auf dem zivilen Arbeitsmarkt effizient vorzubereiten.

Text: Major Jörg Eutin, Stabshauptmann Frank Schmitt, Hauptmann Enrico Hansen und Hauptmann Raik Rieger, Technischen Schule des Heeres.

Fotos: Bundeswehr/ MAT-Autorenteam TSH

Die Ausrichtung der TSH im Kontext der Befähigung zur Landes- u. Bündnisverteidigung

Der Prozess der Refokussierung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung wurde nach dem Russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 deutlich beschleunigt. Diese Zeitenwende hat natürlich auch signifikanten Einfluss auf die TSH als eine zentrale Ausbildungseinrichtung des Heeres.

Soldaten der Streitkräfte (SK) der UKR wurden und werden an der TSH an den von Deutschland gelieferten Waffensystemen ausgebildet.

Die gesamte Ausbildung an der TSH, d.h. Inhalte, Organisation, Verfahren und Strukturen – einschließlich der Abläufe zu deren Bedarfsdeckung, ist im Lichte der aktuellen Herausforderungen unter den Schlagworten Flexibilisierung, Digitalisierung und Optimierung auf den Prüfstand zu stellen. Es gilt, sämtliche Ressourcen bestmöglich zu nutzen, Handlungsbedarfe zu identifizieren und notwendige Anpassungen in den Prozess der Weiterentwicklung der TSH zielgerichtet einzubringen. Dies bedeutet u.a., neben der verstärkten Integration von Leistungen Dritter, gerade auch die Implementierung moderner Ausbildungstechnologien stringent weiter voranzutreiben und innovatives Potential im Rüstungsprozess zu identifizieren.

Ausbildungsunterstützung UKR SK durch die TSH

An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet - Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. Blauer Bund
An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet – Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. ©2022 Bundeswehr/Florian Sorge

Die TSH führt seit Mai 2022 die Ausbildungsunterstützung (AusbUstg) UKR Instandhaltungskräfte (IHKr) an der PzH 2000 durch. Die AusbUstg wurde entlang weiterer Waffenlieferungen an die UKR Mitte des Jahres auf den Raketenwerfer MARS II und das geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeug DINGO 2 ausgeweitet.

Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Blauer Bund
Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. ©2022 Bundeswehr/Mario Bähr

Vorbereitung und Durchführung der Sondertrainings erfolgten unter hohem zeitlichem Druck und mit großer sicherheits- und außenpolitischer Wirkung.

Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Blauer Bund
Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Bundeswehr/Roberto Pfeil

Auch wenn der Auftrag – mit nachhaltiger Unterstützung durch externe Dienststellen – erfolgreich durch die TSH ausgeführt wurde und wird, so zeigt die AusbUstg UKR IHKr auch die Grenzen der TSH im Rahmen der Bereitstellung zusätzlicher, über die eigentliche Trainingsplanung des Ausbildungsjahres hinausgehender Ausbildungskapazitäten auf. Die Belastung für Ausbildungs- sowie Unterstützungspersonal, Dolmetscher und Sprachmittler ist erheblich, Verdrängungseffekte auf nationale Trainingsbedarfe sind signifikant.

Einbindung von Leistungen Dritter in die technische Ausbildung der TSH

Die heutige Soll-Organisation der TSH leitet sich im Kern aus dem Ergebnis der in 2015 durchgeführten Lehrer- u. Hörsaalbedarfsrechnung ab. Diese entspricht nicht mehr den aktuellen Ausbildungsbedarfen. Einmal entstandene Defizite in der Bedarfsdeckung können kaum kompensiert werden, da die Soll-Organisation der TSH keine flexiblen Trainingskapazitäten vorsieht. Vielmehr ist externe Unterstützung, z.B. durch die Beistellung von – auch in der Truppe nur sehr begrenzt dafür verfügbarem – Ausbildungspersonal, erforderlich.

Zudem bieten sich Ausbildungskooperationen mit der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH oder mit multinationalen Partnern sowie die Einbindung von Industrieausbilderkapazitäten an. Vertreter der TSH führen dazu derzeit eine Vielzahl von Abstimmungsgesprächen. Absicht ist es, bereits im kommenden Jahr in diesem Handlungsfeld signifikante Fortschritte zu erzielen.

Ausbildungskooperation mit der HIL GmbH

Die HIL GmbH ist integraler Bestandteil des Logistischen Systems der Bundeswehr und maßgeblicher Instandhaltungsdienstleister für Landsysteme der SK. Die Umsetzung der ministeriell gebilligten Unternehmensstrategie der HIL GmbH bis 2031 führt zu einem erheblichen personellen Regenerations- und Ergänzungsbedarf. Bereits jetzt gibt es einen hohen Bedarf an Erst- und Zweitausbildungen für Instandsetzungspersonal, der sich in den folgenden Jahren durch beabsichtigte Neueinstellungen weiter steigern wird.

Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH Blauer Bund
Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH

Die HIL GmbH verfügt über qualifiziertes und erfahrenes Instandsetzungsfachpersonal, das bei individueller Eignung („Können und Wollen“) als Ausbildungspersonal für die TSH gewonnen und qualifiziert werden kann. Seit 2021 wird daher die Einbindung von Ausbildern der HIL GmbH zur kooperativen Ausbildung von militärischen IHKr und HIL-Mitarbeitern an der TSH erfolgreich erprobt. In der nun fast zweijährigen Pilotphase konnten deutliche Synergieeffekte („win-win“) im Rahmen der Ausbildungsbedarfsdeckung der SK und der HIL GmbH identifiziert werden. Ziel ist die Erarbeitung einer auf Dauer angelegten Kooperationsvereinbarung mit einer gesicherten und planbaren paritätischen Ressourcen- u. Lehrgangsplatzteilung für SK und HIL GmbH, um so die Ausbildungsbedarfe von SK und HIL GmbH flexibel zu decken.

Kooperative Ausbildung mit multinationalen Partnern

Ähnlich geartete Synergieeffekte bestehen im Rahmen der gemeinsamen Ausbildung mit internationalen Partnern.

Der Wechsel bei gemeinsam genutzten Landsystemen von einer national ausgerichteten Ausbildungsorganisation hin zu einem multinationalen Ausbildungsverbund generiert deutliche Vorteile für alle Beteiligten und ist mit Blick auf die grundsätzliche Relevanz von Multinationalität im militärischen Kontext in vielerlei Hinsicht folgerichtig. Neben dem optimierten Ressourceneinsatz werden zusätzlich interoperable Instandsetzungsfähigkeiten aufgebaut, die auch bei multinationalen Übungen und in Einsätzen dazu beitragen können, den logistischen Footprint beherrschbar zu halten. Zu erwartende beiderseitige Vorteile lohnen den Aufwand, insbesondere die Überwindung der nicht zu unterschätzenden Sprachbarriere sowie die Beantwortung noch offener rechtlicher Fragestellungen.

Mit den NLD SK werden entsprechende Kooperationen bereits im Rahmen der Ausbildung an der PzH 2000 und am FENNEK sehr erfolgreich praktiziert. Dabei werden Ausbildungsmittel und Infrastruktur gemeinsam genutzt. In 2023 wird die Ausbildungserweiterung auf den TPz FUCHS angestrebt. Diese Ausbildung wird in englischer Sprache erfolgen.

Neben weiteren Systemen bietet gerade auch der GTK BOXER vielfältige Möglichkeiten zur Multinationalisierung der technischen Ausbildung. Erste Gespräche mit der GBR Seite sind dazu für Januar 2023 geplant.

Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Blauer Bund
Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Bundeswehr/Marco Dorow

 

Einbindung von Industrieleistungen in die technische Ausbildung

Die großen Systemhäuser der Rüstungsindustrie verfügen über umfangreiche Ausbildungskapazitäten. Diese Kapazitäten wurden bereits in der Vergangenheit durch die Bundeswehr und andere Armeen genutzt. Die Einbindung von Ausbildungskapazitäten der Industrie – z.B. durch Abruf aus Rahmenverträgen – bietet eine zweckmäßige zusätzliche Möglichkeit, um Trainingskapazitäten der TSH flexibel zu nutzen bzw. bedarfsgerecht anzupassen. Daher wird derzeit im engen Zusammenwirken mit der Industrie und zuständigen Stellen (AusbKdo, BAAINBw) geprüft, wie eine derartige Kooperation realisiert werden kann.

Implementierung moderner Ausbildungstechnologien

Zusätzlich zur ressourcenoptimierten, flexibilisierten Auslastung der TSH ist die Ausbildung auch an die stetig steigenden technischen Anforderungen anzupassen. Dies ist eine Daueraufgabe.

Den Herausforderungen einer großen Variantenvielfalt an komplexen Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen ist auch mit der zielgerichteten Anwendung moderner Ausbildungstechnologien zu begegnen. Mit digitalisierter Ausbildung und darauf angepasster Didaktik und Methodik lassen sich Ausbildungsinhalte in Kombination von Fernausbildung und Präsenzzeiten effizient und effektiv vermitteln.

Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality (MR) bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren bei komplexen Systemen stellt die TSH eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN; Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Blauer Bund
Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN;
Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Bundeswehr/Alexander Bozic

Das an der TSH etablierte MAT-Autorenteam (MAT: Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte mittels 3D-Software so zu visualisieren und zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung nutzbar sind. So werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel – vom Tablet bis zur Augmented-/Virtual-Reality (AR/VR)-Brille – erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Beim Brückenlegepanzer LEGUAN werden z.B. durch den Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten virtuellen Realität (MR) komplexe technische Vorgänge für die Ausbildung aufbereitet und digital animiert. Das Innovationspotenzial einer simulationsbasierten und Netzwerk-gestützten Ausbildung, insbesondere bei komplexen Landsystemen, ist groß. Simulatoren werden niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können, gleichwohl wird an der TSH der Weg der Implementierung moderner Ausbildungstechnologien konzeptionell, organisatorisch, strukturell, materiell sowie inhaltlich konsequent und mit Nachdruck fortgesetzt. Zur weiteren Ausplanung, Steuerung und Überwachung sämtlicher Maßnahmen wird ablauforganisatorisch ein Koordinationselement eingerichtet.

Weiteres Vorgehen

Neben den bereits beschriebenen Handlungsfeldern erzeugt auch die Qualität der Ausbildungs- u. Unterbringungsinfrastruktur an der TSH erheblichen Handlungsdruck. Die umfänglichen Bedarfe sind identifiziert und der Infrastrukturprozess ist in allen Bereichen nachhaltig angestoßen; von einer Realisierungszeit bis weit in die 2030er Jahre ist auszugehen.

Ausbildungsorganisation, Trainingsmanagement und Ausbildungsinhalte werden derzeit bis Ende des Jahres TSH-intern untersucht; die entsprechenden Erkenntnisse werden in einem „Gedankenpapier“ zusammengefasst und auf dem Dienstweg gemeldet. Ziel ist es, auf Basis dieser Überlegungen Prozesse zur Neuausrichtung der TSH anzustoßen bzw. umzusetzen.

Verkleinerung des logistischen Fußabdrucks der IHKr des Heeres

An der TSH gehen das Streben nach Optimierung der Ausbildung sowie Identifizieren von Innovationspotential im Rüstungsprozess Hand-in-Hand. Dazu abschließend ein Beispiel:

Die Vielfalt genutzter Waffensysteme und deren stetig steigende technische Komplexität sowie der Einsatz von BwFPS-Fahrzeugen sind wesentliche Ursachen für eine – aus logistischer Sicht – überbordende und unkoordinierte Ausstattung der IHKr mit Werkzeugen, Sonderwerkzeugen sowie Werkzeug-/Werkstattausstattungen.

Der Bereich Technik/Logistik an der TSH verfügt vor allem mit dem „Fachbereich querschnittliche Werkzeuge“ über umfassende Kompetenz zu Werkzeugen für sämtliche Landsysteme. Aus dem Fachbereich wird jetzt in einem ersten Schritt der Versuch gestartet, die Ausstattung mit querschnittlichem Werkzeug zielgerichtet zu strukturieren und minimieren.

Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Fallmöglich soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Blauer Bund
Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Falls möglich, soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Bundeswehr/TSH, Ber T/L

Dazu soll künftigen Auftragnehmern von Rüstungsprojekten eine neu generierte Auflistung der bei den IHKr bereits verfügbaren querschnittlichen Ausstattung übergeben werden. Damit ist die Auflage verbunden, möglichst sämtliche IH-Arbeiten mit diesem Werkzeug zu ermöglichen und auf den Einsatz von Sonderwerkzeug weitestgehend zu verzichten. So sollen die Fähigkeit zum mobilen Einsatz der IHKr erhöht, der Gesamtumfang an Werkzeugen minimiert und die verfügbaren Haushaltsmittel noch wirtschaftlicher verwendet werden. Erste Besprechungen zum Vorhaben zunächst mit den Verantwortlichen im Amt für Heeresentwicklung sind für November 2022 vorgesehen.

Zusammenfassung

Instandsetzungspersonal aller Ebenen muss und wird mit qualitativ hochwertiger Ausbildung auch zukünftig bestmöglich befähigt werden, Landsysteme unter allen Bedingungen, in Frieden, Krise und Krieg, instand zu halten. Für die TSH ist dieses Rational handlungsleitend!

BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH. Blauer Bund
BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH.

Text: Brigadegeneral Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres
Anm. Red.: Dieser Artikel steht im Zusammenhang mit dem Vortrag des Autors bei der Informationsveranstaltung des Blauer Bund e.V. im November 2022

Rheinmetall modernisiert Simulatoren für Marinehubschrauber NH90 NFH Sea Lion

Weiterer Erfolg für führende Produktreihe Asterion

Rheinmetall konnte mit seiner Simulatoren-Produktreihe Asterion einen weiteren Erfolg erzielen. So hat die Rheinmetall Electronics GmbH von seinem Partner Reiser Simulation und Training GmbH (RST) einen Folgeauftrag für die Simulatoren des Marinehubschraubers NH90 NFH Sea Lion erhalten.

Rheinmetalls Simulationsspezialisten aus Bremen werden ein Upgrade des Asterion-Cockpit Trainers „Funktionales Cockpit“ vornehmen. Das Funktionale Cockpit ist Bestandteil des von Reiser Simulation und Training GmbH entwickelten und gelieferten Maintenance Training Rig des NH90 für die deutsche Marine in Nordholz. Dieser Simulator ermöglicht dem Wartungspersonal des Marinefliegergeschwaders 5 das realistische Training von Wartungs- und Instandsetzungsprozeduren. Die Simulatoren werden bis 2024 aktualisiert.

Mit diesem Upgrade wird die Ausbildung des Marinepersonals auf dem aktuellen Konfigurationsstand des Marinehubschraubers NH90 NFH Sea Lion ermöglicht. Dieses Upgrade stellt einen wichtigen Meilenstein für die Nutzung des Maintenance Training Rigs in Verbindung mit dem integrierten Asterion-Cockpit Trainer „Funktionales Cockpit“ für den NH90 NFH der deutschen Marine dar.

Bei der Asterion-Produktreihe von Rheinmetall handelt es sich um ein herausragendes dynamisches und realistisches Trainingsmittel für die Ausbildung von technischem Personal. Asterion überzeugt durch seine hohe Nachbildungsgüte. Damit ermöglich Rheinmetall eine absolut realitätsnahe Ausbildung des NH90-Bodenpersonals – inzwischen sowohl bei den deutschen Heeres- als auch den Marinefliegern.

Bereits im Dezember 2016 erfolgte die Abnahme des weltweit ersten Asterion-Cockpit Trainers für den NH90 TTH des Heeres. Dieser wurde dem internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in Fassberg zur Nutzung übergeben. Daraufhin erhielt Rheinmetall im August 2017 den Auftrag zur Weiterentwicklung dieser hochkomplexen Asterion-Ausbildungssimulationssoftware sowie dessen Integration in das Maintenance Training Rig (MTR) der Firma Reiser Simulation und Training GmbH. Das MTR bildet alle relevanten Funktionen ab für den neuen Mehrzweckhubschrauber NH90 NFH Sea Lion der deutschen Marine in Nordholz in der ersten Ausbaustufe des Hubschraubers.

Mit Hilfe einer Datenaufnahme am echten Hubschrauber der Deutschen Marine wird Rheinmetall diese Software nun an den aktuellen Konfigurationsstand des NH90 Hubschraubers anpassen und in das funktionale Cockpit integrieren. Damit spiegelt das Trainingsmittel das Verhalten des Originalgeräts identisch wider. Dies ist für die Ausbildung und das Training des Wartungs- und Instandsetzungspersonals der deutschen Marine unumgänglich.

Die jetzt erfolgte Beauftragung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für Rheinmetall im Bereich Maintenance Trainingsmittel, um die Nutzer bei ihrer Hochwertausbildung auf Niveau der europäischen Luftfahrtregelungen EMAR maßgeblich zu unterstützen.

Quelle: RHEINMETALL AG (Text und Bild)

 

Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund

Kommandowechsel an der Technischen Schule des Heeres

Am 16. Mai 2022 hat Generalmajor Michael Hochwart, Kommandeur des Ausbildungskommandos, das Kommando über die Technische Schule des Heeres (TSH) an Brigadegeneral Dirk Kipper übergeben. Sein Vorgänger, Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs, ist nun Kommandeur des Logistikzentrums der Bundeswehr in Wilhelmshaven.

Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Die Aachener Schulungseinrichtung ist verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung aller Instandsetzungskräfte für Landsysteme. Damit leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Einsatzbereitschaft des Heeres. Seite Mitte Mai leitet Kipper die TSH. Mit einem großen Appell endete Cohrs‘ Zeit als Schulkommandeur nach vier ereignisreichen Jahren am Standort Aachen. Bereits am 28. März wurde ihm das Kommando über das Logistikzentrum in Wilhelmshaven übertragen. In seiner Abschiedsrede vor den angetretenen Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedankte sich Cohrs bei den Bereichen der Schule für die ausgezeichnete Arbeit und ließ die letzten Jahre noch einmal Revue passieren.

Neben den Kernaufgaben hob er dabei besonders die Unterstützungsleistung der Schule während der Corona-Pandemie seit 2020 und der Flutkatastrophe, die die Garnisonsstädte Aachen, Stolberg und Eschweiler 2021 heimgesucht hatte, hervor. Die eingesetzten Helfer würden, so der General, noch heute voller Stolz von ihren Einsätzen berichten. „Die Angehörigen der Schule verbindet weiterhin ein großes Herz mit Tatkraft“, führte er aus und nannte unter anderem die Initiativen zur Unterstützung krebskranker Kinder an der Universitätsklinik, das Frühstück für Kinder an Schulen und die Weihnachtsgeschenke für Kinder in Heimen in der Städteregion. Er sei dankbar, dies miterlebt zu haben.

Gemeinsam mit Generalmajor Michael Hochwart schreitet Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (r.) die Formation ab, bevor das Kommando über die Schulungseinrichtung an Brigadegeneral Dirk Kipper übertragen wird. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Gemeinsam mit Generalmajor Michael Hochwart schreitet Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (r.) die Formation ab, bevor das Kommando über die Schulungseinrichtung an Brigadegeneral Dirk Kipper übertragen wird. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

 Cohrs sagte weiter, der Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres hätte die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr in den besonderen Fokus gerückt. „Die Technische Schule des Heeres und die Heereslogistiktruppen leisten dafür einen unverzichtbaren Beitrag. Ohne Logistik kommt vorn nichts an.“ Zum Abschied bedankte sich der Brigadegeneral bei den Angehörigen der Schule für eine unvergessene Zeit als Kommandeur: „Alles Gute, viel Glück und bleiben Sie gesund. Ich melde mich ab!“

Ehrung für Brigadegeneral Cohrs

Für seine Dienste wird Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres ausgezeichnet. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Für seine Dienste wird Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres ausgezeichnet. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Als Novum bei einer Kommandoübergabe überraschte der Führer der Paradeaufstellung, Oberst Frank Hartwig, Leiter des Bereichs Lehre und Ausbildung und stellvertretender Schulkommandeur, den scheidenden Schulkommandeur. Im Interregnum, dem kurzen Zeitraum während der Übergabezeremonie, in dem die Schule ohne Kommandeur war, zeichnete er ihn vor dem Hintergrund seiner besonderen Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres aus – eine Auszeichnung, die grundsätzlich nur der Kommandeur selbst vergibt. Sichtlich überrascht und gerührt nahm Brigadegeneral Cohrs die Auszeichnung entgegen.

Abschied im Oldtimer

Auf einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den frühen Sechzigerjahren wird der scheidende Kommandeur zum abschließenden Gruß an seinen Gästen und den angetretenen Soldaten vorbeigefahren. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Auf einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den frühen Sechzigerjahren wird der scheidende Kommandeur zum abschließenden Gruß an seinen Gästen und den angetretenen Soldaten vorbeigefahren. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Abgeschlossen wurde der Kommandowechsel mit der symbolischen Übergabe der Truppenfahne. Die Fahne ist das Symbol der Kommandogewalt. Wo sich zum Beispiel „Spieße“ ihre gelbe Schnur bei Personalwechseln unmittelbar überreichen, hat bei dem Kommandeurswechsel der Kommandeur des Ausbildungskommandos die Ehre, die Truppenfahne zu überreichen. Mit der Nationalhymne endet zwar der eigentliche Übergabeappell, jedoch noch nicht der Abschied des „Alten“.

Am Abschluss der traditionsreichen Veranstaltung wartete eine weitere Überraschung auf Cohrs. In einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den Anfangszeiten der Bundeswehr wurde der hohe Offizier an der Paradeaufstellung und den zahlreichen Gästen vorbei zum anschließenden Empfang chauffiert. Seine Freude darüber war ihm deutlich anzusehen. Es folgte der Schlachtruf der Logistik-Truppen, ein dreifach kräftiges: „Logistik – rollt!“

Zur Vita von Brigadegeneral Dirk Kipper führt nachstehender Link:

https://www.blauer-bund.de/?p=6058&preview=true&preview_id=6058

Text: TSH, Hptm Torsten Küppers

 

Ein neues Format: Im Info-Cafe‘ wurde das logistische System erklärt. Im gegenseitigen Austausch wurde viel Wissen vermittelt und gemeinsam gelernt. Blauer Bund

Von der Theorie in die Praxis: Der Offizierslehrgang 3

Kurz vor der Zielgeraden: An der Logistikschule der Bundeswehr begann der Offizierslehrgang 3. Der finale Lehrgang innerhalb der Regelausbildung der Offiziere aller Teilstreitkräfte im Bereich Logistik.

Ein neues Format: Im Info-Cafe‘ wurde das logistische System erklärt. Im gegenseitigen Austausch wurde viel Wissen vermittelt und gemeinsam gelernt. Blauer Bund
Ein neues Format: Im Info-Cafe‘ wurde das logistische System erklärt. Im gegenseitigen Austausch wurde viel Wissen vermittelt und gemeinsam gelernt. Foto: Bundeswehr, Petra Reiter

 

Im Frühjahr begann an der Logistikschule der Bundeswehr, eine Ausbildungsstätte der Streitkräftebasis, der Offizierslehrgang 3, kurz: OL3. Der finale Lehrgang in der Regelausbildung der Offiziere im Bereich Logistik. Die meisten Teilnehmenden reisten wortwörtlich mit Sack und Pack zu ihren Unterkünften in Garlstedt an. Die Mehrheit von ihnen wird hier nämlich die nächsten acht Monate verbringen. Für andere, wie z.B. Offiziere und Offiziersanwärter der Reserve kann der Offizierslehrgang Teil 3 auf das Fachmodul verkürzt sein. Dieser Lehrgang ist, neben dem Studium, nicht nur der längste in der Offiziersausbildung, sondern auch eine der längsten Ausbildungseinheiten an der Logistikschule der Bundeswehr.

Neues Handwerkzeug

Die jungen Offiziere haben bereits verschiedene Lehrgänge und ein Studium, in den meisten Fällen an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr, absolviert. An der Logistikschule der Bundeswehr erhalten sie jetzt ein ergänzendes Training, um zukünftig ihre Truppe zu führen, zu erziehen und auszubilden. Neben den Offizieren des Truppendienstes nehmen an verschiedenen Abschnitten des Lehrgangs auch Anwärterinnen und Anwärter sowie Offiziere der Reserve teil. „Am Ende sind sie hier, weil wir ihre Führungskompetenz besser machen wollen. Meine Botschaft: Lassen sie sich darauf ein. Führung ist komplex. Probieren sie Dinge aus“, so Schulkommandeur, Brigadegeneral Boris Nannt, in seiner Begrüßung vor dem Offizierslehrgang Teil 3.

Die jungen Soldatinnen und Soldaten informieren sich über die modernen Ausbildungsmittel an der Logistikschule der Bundeswehr. Blauer Bund
Die jungen Soldatinnen und Soldaten informieren sich über die modernen Ausbildungsmittel an der Logistikschule der Bundeswehr. Foto: Bundeswehr, Petra Reiter

 

Die Inspektionschefs der II. und III. Inspektion „Modulare Offiziersausbildung“, Oberstleutnant Meik Eckhardt und Oberstleutnant Christian Goldbeck, sind die Verantwortlichen dieses Lehrgangs. „Wir tragen mit unserer Ausbildung im OL3 die Verantwortung, unsere Lehrgangsteilnehmenden auf ihre erste Verwendung in der Truppe vorzubereiten und ihnen das nötige Handwerkszeug zu geben, um dort bestehen zu können“, so Oberstleutnant Eckardt.

Entscheiden / Beraten / Gestalten

„Entscheiden, Beraten und Gestalten“, so Brigadegeneral Boris Nannt. Er möchte, dass die Lehrgangsteilnehmenden diese drei Dinge aus ihrer Zeit an der Logistikschule mitnehmen. Er begleitet die zukünftigen Führungskräfte auf diesem wichtigen Abschnitt in ihrer Ausbildung. Neben der Theorie werden die Lehrgangsteilnehmenden immer wieder in Führungsverantwortung gestellt, um sich so darin üben zu können. Unterstützend gibt es viele praktische Lehrvorführungen und Truppenbesuche: Beispielsweise eine Lehrvorführung Anlegen und Durchführen von Gefechtsschießen in Bergen, den Besuch von Feldeinsatzübungen, den logistischen Anteil der Übung „Wettiner Heide“ beim Versorgungsbataillon 131 aus Bad Frankenhausen und den Besuch einer Logistischen Basis im Einsatzland, dargestellt durch das Logistikbataillon 171 aus Burg. Hier werden die Soldatinnen und Soldaten in der Theorie Erlerntes praktisch angewendet sehen und die Tragweite der logistischen Verantwortung verstehen.
Nach Abschluss des Lehrgangs haben die Teilnehmenden des Offizierslehrgang Teil 3 das nötige Rüstzeug, um die ihnen anvertrauten Soldatinnen und Soldaten zu führen, zu erziehen und auszubilden.

Text: Web Redaktion LogSBw, Brian Melzer