Kernvorgaben für die Reserve

Unter dem Dach einer wirksamen Gesamtverteidigung trägt die Bundeswehr außerdem zur Resilienz von Staat und Gesellschaft bei. Die Bundeswehr selbst ist dann resilient, wenn sie ihre  Widerstandsfähigkeit erhöht, die Auswirkungen von Angriffen dämpft und sich schnell auf veränderte Lagen einstellt.
Das bedeutet, dass sie Reserven aufbaut, Verfahren sowie Abläufe agil und flexibel ausgestaltet und Eigenverantwortlichkeit stärkt.

Zur Auftragserfüllung in der Landes- und Bündnisverteidigung ist die personelle Aufwuchsfähigkeit durch die Reserve vorzusehen. Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor ist die Ausgestaltung und Zuordnung einer „Aufgabe Verstärkung LV/BV“, die die Friedensaufgabe des aktiven Personals ergänzt, das in Dienststellen und Strukturen eingesetzt ist, die im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung temporär reduziert werden. Diese Planungen sind prioritär voranzutreiben. Im Falle der Landesverteidigung sind alle verfügbaren Kräfte einzusetzen.

Für den unmittelbaren personellen Aufwuchs, die Einsatzbereitschaft und die Durchhaltefähigkeit wird das aktive Personal im gesamten Aufgabenspektrum durch die Reserve verstärkt. Perspektivisch sind dazu alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Einplanung für die Reserve weiter zu erhöhen. Neben ihrem elementaren Beitrag zur Auftragserfüllung fördert die Reserve  zudem die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft.

Die erfolgreiche und glaubwürdige Landes- und Bündnisverteidigung bedarf neben allen anderen Anstrengungen eines gemeinsamen Selbstverständnisses von Wehrhaftigkeit. Es ist  unverzichtbare Richtschnur unseres Denkens und Handelns. Dieses Selbstverständnis muss auf allen Ebenen unser tägliches Dienen durchwirken und anleiten. Wehrhaftigkeit beschreibt die innere Haltung zur Verteidigungsbereitschaft der gesamten Bundeswehr mit langfristiger Strahlkraft in alle verteidigungsrelevanten Bereiche und in die deutsche Gesellschaft. Die Bundeswehr einschließlich der Reserve gehört in die Mitte der Gesellschaft. Sie muss dort erlebbar sein, wo die Menschen sind. Die Bundeswehr wird daher den wechselseitigen und kontinuierlichen Austausch mit der Gesellschaft weiter pflegen und das Verständnis dafür fördern, dass Wehrhaftigkeit zum Schutz Deutschlands eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Eine aktive, auch von der Gesellschaft getragenen Veteranen- und Gefallenenkultur ist eine stete Verpflichtung.

Dieses gemeinsame Selbstverständnis von Wehrhaftigkeit erwächst aus dem Willen und der persönlichen Einsatzbereitschaft aller Bundeswehrangehörigen und ihrer Reserve und wird getragen durch das Vorleben vor allem der Vorgesetzten aller Ebenen.

Es bedarf eines zukunftsfesten Personalkörpers aus aktiven militärischen und zivilen Angehörigen sowie einer gut ausgebildeten Reserve. Dabei ist es Aufgabe des Personalmanagements und der militärischen Organisationsbereiche, die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass die qualitativen und quantitativen strategischen Vorgaben für den Personalkörper erreicht werden.

Zum Nachlesen …

Verteidigungspolitischen Richtlinien 2023

Quelle: Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (Text)

Kommandoübergabe im Logistikregiment 1 in Burg

Das Logistikregiment 1 hat einen neuen Kommandeur!

Der Kommandeur der mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis, Oberst Alexander Heinze (M), übertrug das Kommando von Oberstleutnant Roland Bögel (R) an Oberst Christoph Schladt (L)

Drei Jahre nach Indienststellung des Logistikregiment 1 wurde jetzt der erste Führungswechsel vollzogen.

Während eines feierlichen Übergabeappells in der Clausewitz-Kaserne übertrug der Kommandeur der mobilen Logistiktruppen der Bundeswehr, Oberst Alexander Heinze, das Kommando des Logistik-regiment 1 von Oberstleutnant Roland Bögel an Oberst Christoph Schladt.

Der scheidende Kommandeur hat das Logistikregiment 1 seit Aufstellung 2020 geprägt. Zu den Schwerpunkten seiner Verwendung als Kommandeur zählten neben der Aufstellung des Regiments und das Erreichen der Einsatzbereitschaft des Verbandes, die NATO-Zertifizierung als Unter-stützungsverband NATO Response Force 2022-2024. Im Falle einer Aktivierung der VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) stellt das Logistikregiment 1 den Unterstützungsverband NRF (NATO Response Force) 2022-2024, welcher bis zu 2.600 Frauen und Männer bereitstellt. Diese unterstützen die schnelle Eingreiftruppe logistisch.

Oberstleutnant Bögels neue militärische Heimat wird das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln. Seinem Nachfolger versichert Bögel: „Das Logistikregiment ist bereit für die neuen, noch größeren Aufgaben.“

Oberst Schladt ist unter den Logistikern kein Unbekannter und für die bevorstehende Aufgabe bestens gerüstet. Vom Crawl über den Walk zum Run begleitete der neue Kommandeur, damals eingesetzt als Übungsdirektor an dem Logistischen Übungszentrum der Bundeswehr in Garlstedt das Logistik-regiment 1 bereits. Er zählte damit zum „wesentlichen Gestalter und Vorbereiter des Herstellens der Einsatzbereitschaft für das Regiment“, erklärt Oberstleutnant Bögel.

Oberst Heinze begrüßt Oberst Schladt herzlich erneut im Team der Streitkräftebasis und wünscht Ihm alles Gute.

Dies wünscht auch die Kameradschaft NORDWEST Ihrem Vorsitzenden Oberst Christoph Schladt, immer ein gutes Händchen, Soldatenglück und viel Erfolg bei den anstehenden Aufgaben des LogRgt 1.

Übergabe der Truppenfahne an Oberst Christoph Schladt

Text: © Hptm Franziska Gehrke, Oberstlt a.D. Michael Janczyk      Fotos: ©Hptm Franziska Gehrke,

Rheinmetall präsentiert hochmobiles Brückenlegesystem ANACONDA auf der FIREmobil

Rheinmetall, der Düsseldorfer Technologiekonzern, präsentiert den neuen Radbrückenleger HX ANACONDA vom 14. bis 16. September 2023 während der FIREmobil Messe im brandenburgischen Welzow. Die Ausstellung und Leistungsschau bringt Anwender und Entscheider aus den Bereichen des Krisen- und Katastrophenschutzes zusammen. Rheinmetall stellt das Brückenlegesystem als Lösung für die zivil-militärische Zusammenarbeit in Krisenlagen und Katastrophenfällen vor.

Der Brückenleger setzt sich zusammen aus dem Brückenlegesystem Anaconda von General Dynamics European Land Systems (GDELS) und einem HX 8×8-Trägerfahrzeug von Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV). Eine optional geschützte 10×10 Variante soll das Portfolio perspektivisch erweitern und so auch den Hochrisiko-Einsatz, etwa in munitionsbelastetem Gebiet, ermöglichen.

Entwickelt nach den hohen Maßstäben militärischer Erfordernisse, eignet sich der Brückenleger zur schnellen Verlegung auf eigener Achse. Er ist in der Lage, schnell und effizient temporäre Brücken über Hindernisse wie Flüsse, Gräben oder zerstörte Straßen zu errichten – auch in unwegsamem Gelände. Zerstörte oder geschwächte Überwege ersetzt der HX ANACONDA wahlweise mit seiner robusten 22-Meter-Brücke oder einer ebenso qualifizierten 2×12-Meter-Variante von GDELS. Die Tragfähigkeit meistert Lasten bis zum modernen Kampfpanzer und eignet sich somit verlässlich für Einsatzkräfte und schweres Gerät jeglicher Art.

Quelle: Rheinmetall AG (Text und Bild)

Bericht der Kameradschaft Aachen/Escheiler zur Bildungs- und Erlebnisreise 2023

Bericht der Kameradschaft zur Bildungs und Erlebnisreise 2023

Blick vom Dreifaltigkeitsberg auf das Zentrum von Regensburg und den Dom

Als wir jüngst in Regensburg waren…

Ein Reisebericht

Aber warum ausgerechnet nach Regensburg?!

Regensburg, am nördlichsten Punkt der Donau gelegen, doppelte UNESCO-Welterbestadt, kurze Wege nach München, Prag, Berlin, und auch Aachen ist in erreichbarer Nähe. Regensburg ist eine Hafenstadt und über die Donau mit dem Schwarzen Meer verbunden. 365 Kirchen jeder Größenordnung, um die 350 Lokale, Gaststätten, Restaurants und damit die Stadt mit der größten Gaststätten-Dichte in Bayern, Regensburger Domspatzen – der älteste Knabenchor der Welt, Steinerne Brücke – , Weltwunder des Mittelalters, fast 150 Jahre lang Sitz des Immerwährenden Reichstags, Walhalla, Schloss St. Emmeram – das größte privat bewohnte Schloss Deutschlands, einzige Wohntürme nördlich der Alpen, bis zur Schrumpfung der Bundeswehr größter Militär Standort in Bayern, ein Heimspiel folglich für diejenigen, die wesentliche Teile ihrer Dienstzeit hier in Regensburg verbracht haben. Gründe genug, nach Regensburg zu fahren.

Am Sonntag, 18. Juni, 8:00 Uhr, soll in der Donnerberg-Kaserne gestartet werden. Um 7:57 Uhr sind wir bereits unterwegs. Man kennt sich, man weiß militärische Pünktlichkeit zu schätzen und unser Reiseleiter, Günter Selbert, kann zu einem besonderen Ereignis gratulieren. Am heutigen Tag, vor 47 Jahren, haben Ingrid und Heinrich Rüttgers den Bund fürs Leben geschlossen. Eine Win-Win-Situation! Den Rüttgers wird mit „viel Glück und viel Segen…“ gratuliert, die Bus-Belegschaft ist mit Sekt versorgt.

Um 15:30 Uhr ist Regensburg erreicht, wenig später unsere Unterkunft, der Bischofshof, im Zentrum von Regensburg direkt neben dem Dom gelegen. Die Stadt feiert seit drei Tagen ihr Bürgerfest und ist in Hochstimmung. Alle zwei Jahre feiern sich die Bürger, aber das letzte Bürgerfest war Corona zum Opfer gefallen. Dichtes Gedränge aller Orten, auf jedem der vielen Plätze wird Musik geboten, wer einen Platz zum Zuhören oder Biertrinken ergattert hat, gibt ihn nicht mehr auf.

Seit Montagvormittag ist allen klar, dass wir uns auf einer Bildungs-, nicht auf einer Urlaubsreise befinden. Zwei Stunden sollte die Stadtführung dauern, aber Peter Höfele, OStFw a.D., in Regensburg geboren und lange dort stationiert, passionierter Läufer, führt uns durch Ecken und Winkel und macht jedem klar, warum Regensburg eine Stadt ist, die eine lange Geschichte hat und es wert ist, besucht zu werden. Stadtführungen haben alle von uns schon über sich ergehen lassen müssen, aber die persönliche Art, wie Höfele die Stadt präsentiert, stellt wohl alle professionellen Stadtführer in den Schatten. Kenntnisreich, humorvoll, mit persönlichen Anekdoten versehen, ist es eine Freude, ihm zuzuhören. Nach zweieinhalb Stunden ist er und sind wir fertig und reif für die Historische Strudelfahrt, die am Nachmittag ansteht.

Steinerne Brücke – im Hintergrund Stadtamhof

…sind wir über den Sprudel gefahren.

Strudelfahrten sind für Menschen weiblichen Geschlechts ein gefährlich Ding. „Wem der Myrtenkranz geblieben, landet froh und sicher drüben, wer ihn hat verloren, ist dem Tod erkoren.“ So in der fünften Strophe des bayerischen Volkslieds nachzusingen. Dank moderner Technik werden die Strudel überwunden, und alle erreichen wieder das rettende Ufer.

Am Dienstag bekommen wir eindrucksvoll bewiesen, dass die Lebensweisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius (551 – 479 v.Chr), dass der Weg das Ziel sei, noch immer richtig ist. Bodenmais ist unser Ziel, aber wer offenen Auges durch Gäuboden und anschließend in den Bayerischen Wald fährt, kann sich an der wunderschönen Landschaft Niederbayerns erfreuen.
Unser Ziel ist die Glasfabrikation Joska. Wir haben gehört, dass Quarzsand die Hauptzutat für die Herstellung von Glas ist. Kalk, Sulfat und Soda kommen dazu. Alle Zutaten werden bei großer Hitze von 1600° geschmolzen. Glasfabrikation, besonders die Glasbläserei ist in Bayern wegen des Waldreichtums zu finden. Heute besteht das Rohmaterial aus dem Weißglas, das wir in den Müllcontainern entsorgen. Wir können staunend verfolgen, wie der Glasbläser innerhalb kürzester Zeit ein farbiges Glas herstellt. Das Angebot, ein farbiges Glas nach eigenem Gusto hergestellt zu bekommen, will dennoch niemand annehmen. Wohin damit, wenn man eher bereit ist, seinen Hausstand zu reduzieren?! Die Ware, die man im Ausstellungsraum besichtigen kann, löst bei so mancher Mitreisenden Kopfschütteln aus.

Der Baumwipfelpfad in Neuschönau ist das Ziel für den Nachmittag. Es ist immer wieder faszinierend, einen solchen Pfad zu besteigen. Der gleichmäßige Anstieg überfordert niemanden, die Entfernung zum Boden wird immer größer, bis man schließlich oberhalb der Bäume angelangt ist. Konstruktion und Bau eines solchen Pfades sind aufwendig, zumal die Sicherung an allererster Stelle steht. Ist man nach 44 Höhenmetern und einer spiralförmigen Wegstrecke von 1200 m oben angelangt, ist die Sicht atemberaubend.

Blick vom Baumwipfelpfad auf die Höhenzüge des Bayerischen Waldes

Am Mittwoch sind wir in der Weißbierbrauerei Kuchlbauer in Abensberg angemeldet.  Wir verlassen den Bus, gehen einige Schritte und sehen durch das Grün der Bäume einen schlanken hohen Turm mit bunten Kugeln und einem goldenen Dach. Doch das Ziel ist die Brauerei. Bier wird in Bayern aller Orten gebraut, ein Schwerpunkt liegt oben in Bamberg. In der Nähe der Ortschaft Abensberg erstreckt sich das größte Hopfenanbaugebiet der Welt. Jetzt wissen wir, dass es männlichen und weiblichen Hopfen gibt. Nur der weibliche Hopfen wird genutzt, und sollte auch nur eine Pflanze männlichen Hopfens dazwischengeraten sein, ist der gesamte Anteil nicht brauchbar. Durch Gäuboden waren wir am Vortag bereits gefahren. Auf dem fruchtbaren Boden im Gäuboden gedeiht Brauweizen hervorragender Güte, und im bayerischen Jura wächst die Braugerste.

Hundertwasserturm Abensberg, Brauerei Kuchlbauer

Das für die Brauerei benötigte Wasser entnimmt man dem eigenen Brunnen. Das Brauereiverfahren ist original echt altbayerisch. Wofür allerdings früher Fachleute mit unterschiedlichen Kompetenzen benötigt wurden, braucht man heutzutage zwei Mann, die die Produktion überwachen. Der Chef der Brauerei, Leonhard Salleck, hatte eine enge Beziehung zum Österreicher Hundertwasser. Hundertwasser wollte die Welt mit Farbe und lustigen Formen fröhlicher machen. Aus der Freundschaft ist der Hundertwasser- Kuchlbauer-Tower entstanden. In der Planung war eine Turmhöhe von 70 m vorgesehen, doch Bürgermeister und Landeskonservator wollten eine Umsetzung verhindern. Hundertwasser war im Februar 2000 an Bord der QE2 vor Brisbane gestorben. Der Entwurf für den Turm musste geändert werden, die Höhe wurde auf ca. 35 m beschränkt. Der Grundstein wurde im April 2007 gelegt, im August 2008 die 12 t schwere Dachkugel auf den Turm gesetzt und der Tower 2010 für den Publikumsverkehr freigegeben. Per Fahrstuhl sind wir nach oben gefahren und bekommen einen Eindruck von der Wirkungsweise des österreichischen Künstlers und Architekten.

Am Nachmittag fahren wir zum Kloster Weltenburg und besichtigen die Abteikirche. Das Kloster wurde um das Jahr 600 gegründet und ist damit die älteste klösterliche Niederlassung Bayerns.
Um das Jahr 800 übernahm die Abtei die Regeln des heiligen Benedikt. Im Kloster leben heute noch sieben Benediktiner-Mönche. In der Klosterkirche sorgt unsere Führerin für Ruhe bei den wenigen Gästen, die sich neben uns eingefunden hatten. Betritt man den Kirchenraum, fällt sofort das sonnenartige Rundfenster im Hochaltar auf. Der Kirchenpatron Sankt Georg erscheint zu Pferde in glänzender Rüstung in blendendem Gegenlicht. Auf einen Denkmalsockel erhoben, führt er eine flammende Lanze gegen einen wütend sich aufbäumenden Drachen, dem sich die lebensnahe lybische Prinzessin durch das Dazwischenfahren ihres Retters Sankt Georg entziehen kann. Die Szene aus der Legende des Heiligen erhält eine wirkungsvolle Steigerung durch die effektvolle Lichtführung. Der aus der Lichtfülle in die Dämmerung des Kirchenraums stoßende Streiter Christi wird zum Vorreiter im Kampf des Lichtes gegen die Finsternis.

Asamkirche Benediktinerabtei Kloster Weltenburg

Ein Kloster ist auch ein Wirtschaftsbetrieb. Wer das klösterliche Museum besuchen will, muss Eintritt zahlen. Die Abteikirche scheint wenig besucht, im Biergarten herrscht Hochbetrieb. Es regnet und der große Innenraum ist schnell besetzt. Von der Qualität des im Kloster gebrauten Bieres sind wir schnell überzeugt.

Wenige Meter entfernt kommen wir zur Anlegestelle, wo uns die Schifffahrt durch den Donaudurchbruch erwartet. Die Donau verengt sich hier auf 110 m und erreicht eine Wassertiefe von 20 m. Zu beiden Seiten türmen sich die Felswände bis zu einer Höhe von 80 m. Leider schon nach 20 Minuten Schifffahrt ist Kehlheim erreicht, der Bus bestiegen und der Rest des Tages steht zur freien Verfügung.

Heute ist Donnerstag, und wir werden Regensburg nicht mehr verlassen. Wer nach Regensburg fährt, für den ist der Besuch der Walhalla eine Pflichtaufgabe. Der eine Weg dorthin führt über die Donau. Man geht unterhalb von Walhalla wieder von Bord, hat bis dahin die Möglichkeit gehabt, ausdrucksstarke Fotos von der Walhalla zu machen und bewegt sich zum Aufstieg nach oben. Jetzt erwarten ihn 358 Stufen, unterschiedlich hoch, Geländer nicht vorhanden. Eine Freude für Herrn Höfele, eine Zumutung für normal veranlagte Menschen. Wir fahren aber mit dem Bus. Die beiden Führerinnen informieren über Historie, Bauwerk und Inhalt. Dorischer Stil, 52 Säulen, 64 Gedenktafeln, 253 Büsten, davon nur 13 Frauen. Käthe Kollwitz ist die letzte, die aufgenommen wurde. Frühestens 20 Jahre nach dem Tod ist eine Aufnahme in die heilige Halle möglich. Alle sind beeindruckt und fotografieren.

Walhalla aus den Donauniederungen, Innen- und Außenansicht

Nach dem Besuch der Walhalla widmen wir uns Regensburg als Garnisonsstadt. Sechs Kasernen hat es gegeben, keine ist übriggeblieben. Früher lag hier die 4. PzGrenDiv. Die herkömmliche Landesverteidigung ist nicht mehr gefragt und 2006 wird das zuletzt hier stationierte Kommando Luftbewegliche Kräfte/ 4. Division in Kombination mit einer Umgliederung nach Stadtallendorf verlegt. Diejenigen, die hier gedient haben, erinnern sich wehmütig, vielen anderen ist es anderswo ähnlich ergangen.

Im Zentrum von Regensburg liegt der Dom. Er ist die bedeutendste Kirche der Stadt und die Kathedrale des Bistums Regensburg. Die Kathedrale gehört neben dem Kölner Dom zu den bedeutendsten gotischen Bauwerken in Deutschland. Der entstandene Bau ist Nachfolger eines romanischen Doms, von dem noch ein Turm erhalten ist. Der Bau des gotischen Dom begann 1275. Der Ausbau der beiden Domtürme und der Turmhelme erfolgte erst von 1859 bis 1869.
Wenn man den Kirchenraum aus hellem Sonnenschein heraus betritt, muss sich das Auge erst an die Dunkelheit gewöhnen. Unsere Führung beginnt im Lapidarium, wo die Führerin die Baugeschichte und Bedeutung des Doms uns zur Kenntnis bringt. Natürlich spricht sie auch über die Regensburger Domspatzen, einen der ältesten Knabenchöre der Welt. Georg Ratzinger war 30 Jahre lang Domkapellmeister und Leiter dieses Knabenchores. Im Dom weist sie besonders auf ihre Lieblingsfiguren, den lachenden Engel und den hl. Paulus hin. Ihr besonderes Augenmerk gilt aber den Fenstern, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Sicherheit gebracht worden waren und nach Beendigung des Krieges wieder eingebaut werden konnten.

Am letzten Tag unserer Bildungsreise werden wir von Elisabeth Blersch, Germanistikstudentin im vierten Semester, durch das Schloss der Thurn und Taxis geführt. Eine Fremdenführerin sollte sprachgewandt, kenntnisreich, humorvoll und möglichst auch noch ansehnlich sein und sich auf die Geführten einstellen können. Frau Blersch erfüllte die Herausforderungen. Hier also lebt ihre Durchlaucht, Fürstin Gloria, und verwaltet ihre Güter. Fast hätten wir die Fürstin zu Gesicht bekommen, Fahrer und Ferrari standen schon bereit, aber wir haben keine Zeit. Wir hören die Geschichte der Familie, hören vom Post-Monopol, sehen die Pracht eines alten Herrscherhauses, das kein Museum ist, sondern genutzt wird und sind beeindruckt.
Zum Anwesen gehört die Kapelle St. Emmeram. Der Kern der Kirche wurde 780 errichtet. Durch einen Brand wurde 1642 das Mittelschiff der Kirche zerstört, anschließend wieder aufgebaut. Zwei Jahre lang bis 1733 erfolgte die Neuausgestaltung durch die Brüder Asam im Stil des Barocks. Eine besondere Rolle in der Historie von St. Emmeram spielt Wolfgang. Er wurde 968 im Alter von 43 Jahren zum Priester, 972 zum Bischof von Regensburg geweiht. 975 gründete er eine Domschule mit Chor, aus dem die heutigen Regensburger Domspatzen hervorgingen.

Schloss St. Emmeram, Thurn und Taxis

Eigentlich haben wir genug gesehen und gehört, aber am Nachmittag des letzten Regensburg-Tages steht der Besuch des Rathauses auf dem Plan. Hier tagte von 1663 bis 1806 die Dauerhafte Versammlung der Reichsstände im Heiligen Römischen Reich. Oben tagten die Landesfürsten, unten befand sich der Folterkeller. Man sollte meinen, um einen solchen Keller sollte man einen Bogen machen, aber die Führerin konnte eindrucksvoll das Handwerkszeug erklären, das bis zum Geständnis eingesetzt wurde.

Mit dem gemeinsamen Abend in der fürstlichen Brauerei beenden wir den offiziellen Teil unseres Aufenthalts. Am Samstag wird die Heimreise angetreten. Der Geburtstag von Franz-Josef liegt zwar schon 14 Tage zurück, ist aber Anlass genug, – wenn auch ohne Ständchen –, einige Pappbecher voll Sekt auf das Wohl von Franz-Josef zu trinken.

Der Dank aller geht an diejenigen, die für Organisation und Logistik zuständig sind, an Joseph für die Beschallung, an Thomas für Ess- und Trinkbares und gute Laune, große Anerkennung aber besonders an Günter Selbert, Leiter der Kameradschaft und verantwortlich für die Reiseplanung 2024.

Autor: Dr. Wolfgang Wietzker, Kameradschaft Aachen / Eschweiler
Fotos: Wietzker (4), Rühmkorff (3)

 

 

Bundeswehr bestellt bei Rheinmetall weitere 57 schwere Sattelzugmaschinen

Rheinmetall ist von der Bundeswehr mit der Lieferung von 57 schweren Sattelzugmaschinen mit der Zuladungsklasse 70 Tonnen (SaZgM 70t mil) beauftragt worden. Die ungeschützten Schwerlast­transporter sollen in den Jahren 2023 und 2024 ausgeliefert werden. Der Auftragswert für die 57 Fahrzeuge liegt bei etwas über 50 MioEUR brutto. Die Sattelzugmaschinen dienen den Streitkräften vor allem zum Transport schwerer gepanzerter Fahrzeuge, zum Beispiel des Kampfpanzers Leopard 2 oder der Panzerhaubitze 2000.

Die jetzt erfolgte Bestellung ist der letzte Abruf aus einem 2018 geschlossenen Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 137 SaZgM 70t mil. Aus dem Rahmenvertrag mit einer Laufzeit von sieben Jahren wurden bereits 80 Sattelzug­maschinen abgerufen und an die Bundes­wehr ausgeliefert.

Die Sattelzugmaschine des Typs HX81 von Rheinmetall verfügt über einen Achtzylinder-Dieselmotor mit 680 PS. Hierdurch erreicht der hochmobile Allrad-LKW eine Höchstgeschwindigkeit von 89 km/h und kann Steigungen von 60 Prozent überwinden. Das technisch zulässige Zuggesamtgewicht liegt bei 130 Tonnen. Die HX81 Sattelzug­maschine verfügt über die gleiche Fahrerkabine wie die UTF-Fahrzeug­familie von Rheinmetall. Die Kabine lässt sich bei Bedarf durch eine geschützte Variante austauschen. Zur Fahrzeug­ausstattung gehört weiterhin eine Doppelwinden-Anlage der Firma Rotzler mit jeweils 20 Tonnen Zugkraft, um schwere Gefechtsfahrzeuge auf die gelände­gängigen Sattelzuganhänger zu ziehen.

Wichtiger Beitrag zur Stärkung der logistischen Fähigkeiten der Bundeswehr

Logistikfahrzeuge tragen erheblich zur Einsatzfähigkeit der Kampfverbände sowie zu deren Kaltstart- und Durchhaltefähigkeit bei. Gerade der Transport schwerer Gefechtsfahrzeuge bildet eine Schlüsselfähigkeit bei der Landes- und Bündnis­verteidigung. Der HX81 ergänzt die Schwerlasttransporter (SLT) der Bundeswehr. Neben dem ungeschützten HX81 liefert Rheinmetall auch den geschützten Schwerlast-Transporter Mammut. Dazu kommen die sogenannten Ungeschützten Transport­fahrzeuge (UTF) und die Wechselladersysteme (WLS).

Rheinmetall hat seit 2018 über 4.000 Militär LKW an die Bundeswehr geliefert. Die Sattelzugmaschine 70t bildet zusammen mit den UTF und den WLS das logistische
Rückgrat der Bundeswehr.

Quelle: Rheinmetall AG (Text und Bild)

Langen/Geestland Besuch bei MWB durch Kameradschaft NORDWEST

Langen/Geestland: Am 27. April 2023 besuchte die Kameradschaft NORDWEST im Rahmen Ihrer Veranstaltungsreihe in 2023, die MWB Fahrzeugtechnik GmbH in Langen bei Bremerhaven.

Geschäftsführer Dr. Patrick Neuhaus und Betriebsleiter Joachim Plagge führten vor Ort durch das Programm. „Die MWB Fahrzeugtechnik unterstützt die Instandsetzung der Bundeswehr seit 1971“, so Dr. Patrick Neuhaus in seinem Vortrag. „Das Kernprodukt der MWBF war über viele Jahrzehnte die Werksinstandsetzung von Kat I Fahrzeugen der Bundeswehr. Die MWBF muss sich allerdings jetzt auch auf neue Produkte und neue Kunden einstellen“, so Dr. Neuhaus weiter. Neben der HIL stünden auch die U.S. Streitkräfte im Fokus.

Nach dem Vortrag, führte Joachim Plagge die Besucher über das Werksgelände. Die MWBF verfügt über Spezialgewerke wie beispielsweise Sattlerei und Holzbau. Im Bereich Oberflächenbehandlung steht eine Lkw-Lackiererei und Sandstrahlanlage zur Verfügung. Technisch besonders interessant war das Nebeneinander von U.S. Hakenliftfahrzeugen und deutschen MULTI FSA. Beide Fahrzeuge dienen dem gleichen taktischen Zweck, aber unterscheiden sich stark in der Ausführung. Nach etwa drei Stunden endete der informative Nachmittag in einer Diskussionsrunde mit guten Gesprächen bei Kaffee und Kuchen.

Der Vorsitzende der Kameradschaft, Oberst Christoph Schladt bedankte sich bei der MWBF für die Einblicke in das gewerbliche Instandsetzungsgeschäft und die sehr gute Betreuung durch das gesamte Team. Schade nur, dass wiederum nur wenige Mitglieder des blauen Bund e.V. den Termin wahrnahmen. Kooperativ übergreifend nutzte allerdings das Mitglied Sven Robold aus der Kameradschaft Ulm/Dornstadt den Besuch bei MWBF zur Weiterbildung in seinem Urlaub in Norddeutschland. Dank an alle Teilnehmer für eine sehr interessante Veranstaltung der Kameradschaft NORDWEST.

Dr. Neuhaus, Oberst Schladt und Herr Plagge

Ausblick: ein zweiter Besuchsanlauf bei CHS – Bremen (CHS Container Handel GmbH) ist für Ende Juni geplant, eine Einladung ergeht in den nächsten Tagen.

Autor Dr. Neuhaus, OTL a.D. Janczyk;   Fotos © Michael Janczyk

Blauer Bund e.V. Kameradschaft Aachen/ Eschweiler mit vielfältigem Programm in Köln

In den aktuellen Zeiten großer Umbrüche in der Energiewirtschaft, dem Verkehrswesen und der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung mit ihren logistischen Auswirkungen, haben wir unseren Blick zunächst speziell auf den Güterverkehr gerichtet. Ein Besuch des Bahnhofs Köln Eifeltor am Donnerstag den 20. April 2023 hat uns hierzu unmittelbare Einblicke ermöglicht.

Köln-Eifeltor kann durchaus als authentischer Zeuge der ständigen Weiterentwicklung der logistischen Systeme seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten. Mit mehr als 4000 Zügen und über 300.000 Umschlägen pro Jahr ist das Terminal nach dem besonderen Hamburger Terminal das zweitgrößte im Straße – Schiene kombinierenden Güterverkehr im Netz der Deutschen Bahn und gleichzeitig das drittgrößte Europas.

Auf mehr als 40 Zügen und 850 Lastwagen werden aktuell täglich etwa 1.400 Transporteinheiten verladen und in andere deutsche Städte oder ins europäische Ausland (mit deutlichem Schwerpunkt Italien, Schweiz, Spanien) weitertransportiert, die meisten mit Gütern für die Chemie-, Auto- und Papierindustrie.

Unsere Besichtigung bei eher unfreundlichem Wetter zeigte uns vor Ort die sprichwörtlich handfeste Bearbeitung der vielfältigen Aufgaben. In drei voneinander unabhängigen „Bearbeitungslinien“, mit jeweils drei Bahngleisen und fünf Lagerflächen – Linien, stellen insgesamt neun Portalkräne mit 40 Tonnen Hublast die Be- und Entladung von Lastkraftwägen und Güterzügen sicher. Die Lagerplätze sind als Pufferflächen zwischen Anlieferung und Abholung/Versand zwingend erforderlich. Standardmäßig noch ohne satellitengestütztes Tracking wird der Umschlag in beide Richtungen, in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Spediteure und der Güterzüge und damit der Bahnkapazitäten gewährleistet. Mit flexiblem Handeln des eingesetzten Personals wird dabei der Zeitaufwand/Verbleib der Lastfahrzeuge möglichst minimiert, gleichzeitig natürlich aber auch die zeitgerechte Bereitstellung der Güterzüge gewährleistet.

Die Vielfalt der umzuschlagenden Systeme reicht von einfachen Seecontainern unterschiedlicher Größe, über Tankcontainer, wechselbaren Ladungsträgern bis zu Schüttgutmulden offen und bedeckt. In diesem drittgrößten Umschlagbahnhof Europas „Straße – Schiene, Schiene – Straße“ erbringen gut 80 Mitarbeiter diese wichtige Serviceleistung rund um die Uhr – die Woche und das Jahr.

Die Steuerung dieser Materialflüsse wird von zwei Mitarbeitern vom Steuerstand aus geleistet. Dazu wird ein computergestütztes System genutzt, das auch jedem Kranführer an seinem Arbeitsplatz zur Verfügung steht und sowohl als Vorgabe seines Handelns dient, als auch zum Quittieren seiner erbrachten Kranleistung. In diesem Bereich dürfte aber deutliches Entwicklungspotenzial für Modernisierung des eingesetzten DV‑Systems, bzw. Verbesserung durch KI bestehen.

Trotz eines eher ruhigeren Zeitabschnitts des Tages konnten die zwölf Teilnehmer der Kameradschaft einen guten Einblick in die Erfordernisse dieses wichtigen Abschnitts der Transportkette gewinnen. Zugleich wurde aber natürlich auch die Grenze der Verlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene klar, die sowohl wirtschaftliche als auch zeitliche und ökologische Kriterien berücksichtigen muss.

Weitere zwölf Teilnehmer unserer Exkursion nach Köln besuchten das Traditionshaus des Kölnisch Wasser 4711. In einer knapp einstündigen Führung im Museum des Hauses wurden viele Informationen zur Geschichte und Entwicklung der Marke erläutert, die auf die Hausnummer aus Napoleonischer Besatzungszeit zurückgeht. Exponate von Produktverpackungen und beeindruckende Bilder konnten die gesamte Entwicklung, somit auch die schwierige Zeit der vollständigen Zerstörung im Herzen Kölns im Zweiten Weltkrieg, anschaulich vermitteln. Als Marke von Weltruf weiß man geschickt die Tradition im notwendigen Umfang zu pflegen, zugleich aber auch moderne aktuelle Trends in die Produktpalette einfließen zu lassen. Insgesamt gewannen unsere Mitglieder einen guten Eindruck in die aktuelle Lage des Hauses 4711, das heute im Besitz der Wirtz‑Gruppe aus unserer Nachbarstadt Stolberg ist.

Die Duftwolke, die unsere 4711‑Besucher in unseren Omnibus einbrachten, war auch für die Eifeltor‑Terminalbesucher zumindest ein kleiner Eindruck von der alternativen Besichtigung im Rahmen unseres Tagesprogramms.

Der Weg führte uns dann gemeinsam vom Zentrum in die Motorworld Köln im Butzweiler Hof. Hier, wo schon 1910 erste waghalsige Flugversuche stattfanden, hat sich auf einer Fläche von rund 50.000 m² die MOTORWORLD Köln | Rheinland auf einer ehemals militärisch genutzten Anlage etabliert. In unglaublicher Vielfalt kann man besondere Exemplare der Automobilgeschichte, vom Oldtimer über Youngtimer, Raritäten, moderne Luxusautomobile bis hin zum Bike besichtigen.

Darüber hinaus präsentiert die MOTORWORLD Köln als Dauerausstellung eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen des Motorsports: die private Sammlung von Formel-1-Legende Michael Schumacher. Zu bewundern sind Karts seiner Anfangszeiten, Sportwagen, Pokale, einzigartige Erinnerungsstücke und natürlich auch ein Großteil seiner F1-Boliden, mit denen er sieben Mal Weltmeister wurde.

Das vielfältige kulinarische Angebot in Verbindung mit den verfügbaren Exponaten in der Motorworld ermöglichte allen Teilnehmern in den verbleibenden drei Stunden vor Ort eine individuelle Abrundung unseres Tages in Köln. Die sichere Rückkehr mit dem Bus in die Donnerberg-Kaserne beendete einen gelungenen und vielfältigen Informations- und Erlebnistag.

 

Autor: Oberst a.D. Günter Selbert

PRESSEMITTEILUNG: Bundeswehr beauftragt Nachrüstung für 143 Schützenpanzer PUMA

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat die Projekt System & Management GmbH (PSM), ein Joint Venture von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall, beauftragt, weitere 143 Schützenpanzer PUMA nachzurüsten. Dabei handelt es sich um die Auslösung von zwei Optionen, die Bestandteil des Vertrages zur Nachrüstung der Serien-Schützenpanzer PUMA auf den neuen Konstruktions-Stand S1 sind. Dieser Vertrag war im Juni 2021 geschlossen worden.

Das Auftragsvolumen liegt bei über 770 Millionen Euro. Bis 2029 sollen die 143 PUMA- Systeme in den Kernfähigkeiten Feuerkraft und Führungsfähigkeit modernisiert werden. Mit Auslösung der Optionen ist nun sichergestellt, dass alle Serien-Schützenpanzer PUMA auf den einheitlichen Konstruktions-Stand S1 gebracht werden. Die Nachrüstung umfasst unter anderem die Integration hochauflösender tag- und nachtsichtfähiger Kamerasysteme, des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS) sowie die Integration einer digitalen Funkgeräteausstattung.

Quelle: Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG

Gruppenfoto beim ZVBw in Geilenkirchen; Blauer Bund

Kameradschaft Aachen/Eschweiler zu Gast beim ZVBw

Kameradschaft Aachen/Eschweiler zu Gast beim Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBw)

Das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBw) befindet sich seit 1991 in der Selfkant-Kaserne in Geilenkirchen und gründet seinen Ursprung aus der damaligen historischen Umbruchssituation, nämlich der „Tauwetterperiode“ und dem späteren Niedergang der Sowjetunion und nachfolgend des Warschauer Pakts sowie der daraus entstandenen Möglichkeit einer sicherheitspolitischen Kooperation und Abrüstung für ganz Europa.

Obwohl die Kameradschaft schon vor ca. 20 Jahren das ZVBw besuchte, fanden sich dennoch 14 Teilnehmer, um sich über neueste Erkenntnissen aus den vielfältigen Verifikationsaufgaben unter der nun doch stark veränderten geopolitischen Situation unterrichten zu lassen.

Gruppenfoto beim ZVBw in Geilenkirchen; Blauer Bund
Gruppenfoto beim ZVBw in Geilenkirchen; © Bundeswehr/ZVBw

Vorstellung Auftrag, Aufgaben und Aktuelles

Wesentliche Aufgabe ist die Implementierung und Verifikation von 21 Rüstungskontrollverträgen und -abkommen, mit besonderem Augenmerk auf die großen Verträge der konventionellen Rüstungskontrolle in Europa (KSE- Vertrag, Wiener Dokument und Vertrag über den Offenen Himmel), im Inland zu begleiten und im Ausland zu überprüfen. Die so gewonnenen Informationen werden ausgewertet an das Bundesministerium der Verteidigung und Auswärtige Amt weitergeleitet sowie anderen Vertragsstaaten zur Verfügung gestellt.

Die rund 185 Angehörigen des Zentrums führen Beobachtungsflüge durch, inspizieren Militäranlagen der Vertragspartner und begleiten ausländische Delegationen, die zur Inspektion nach Deutschland kommen. Von den jährlich rund 300 Rüstungskontrollmaßnahmen des Zentrums finden etwa zwei Drittel im Ausland statt.

Daneben werden am ZVBw deutsche und ausländische Rüstungskontrolleure ausgebildet, in der Summe sind dies bisher ca. 1300 Inspektoren.

Einblicke in die Abteilungen Regionale Rüstungskontrolle (RegRüKo), Globale Rüstungskontrolle (GlobRüKo) und Offener Himmel (OH)

Das Ziel der Rüstungskontrolle ist, durch Transparenz und Vertrauensbildung einen Beitrag zur internationalen Sicherheit und Stabilität zu leisten. Auf Grundlage internationaler Verträge und Abkommen werden beispielsweise Informationen über Waffensysteme wie Art, Anzahl, Standorte oder über bevorstehende militärische Übungen bestimmter Größenordnungen unter den Vertragsstaaten ausgetauscht.

Ein Beispiel ist der Nukleare Nichtverbreitungsvertrag. Dieser ist eine wichtige Grundlage für deutsches Regierungshandeln bei der nuklearen Nichtverbreitung und Abrüstung. Allerdings gestaltet sich eine Verifikation schwierig, da infolge des russischen Angriffskrieges strategische Gespräche zwischen USA und Russland ausgesetzt sind und ein Folgeabkommen für den 2026 auslaufenden New START (Strategic Arms Reduction Treaty) -Vertrag nicht in Aussicht steht. Ein Folgevertrag ist aber für die europäische Sicherheit enorm wichtig, um das Problem der nichtstrategischen Nuklearwaffen in Europa, wo Russland eine sehr große Überlegenheit besäße, anzugehen. Perspektivisch wäre für eine effektive nukleare Rüstungskontrolle eine Beteiligung aller Atomwaffen besitzenden Staaten sinnvoll.

Auf der Grundlage des Wiener Dokuments über Vertrauens- und Sicherheitsbildende Maßnahmen aus dem Jahr 1990 (letzte Anpassung aus 2011) und des KSE-Vertrags werden Inspektionen und Überprüfungen durchgeführt, um festzustellen, ob die Reduzierung des militärischen Großgeräts den vertraglich festgelegten Obergrenzen entspricht. Darüber hinaus dienen die Maßnahmen insbesondere der Vertrauens- und Sicherheitsbildung. Beispiel dafür ist eine 2019 durchgeführte Inspektionsreise nach Armenien, um die Zerstörung von 21 Mannschaftstransportwagen zu überwachen. Selbst 2020 und 2021 führte das ZVBw noch Rüstungskontrollen in die Russische Föderation durch, um als Beobachter die ankündigungspflichtige Großübung KAVKAZ zu inspizieren oder ein Luftsturmregiment zu überprüfen.

Der Vertrag über den Offenen Himmel (OH), der 2002 in Kraft trat, ermöglicht darüber hinaus Beobachtungen aus dem Luftraum über dem Territorium anderer Mitgliedsstaaten durch Kameraaufnahmen aus unterschiedlichen Höhen mit speziell ausgerüsteten Beobachtungsflugzeugen. Dazu hat Deutschland 2021 eine A319 OH beschafft und in 2022 für Beobachtungen im Rahmen OH zertifiziert. Unsere Gruppe konnte sich anhand der Luftaufnahmen von der Detailliertheit und hohen Genauigkeit der Bilder überzeugen. Bis heute wurden über 1.500 Beobachtungen nach dem Vertrag durchgeführt. Deutschland war an über zwölf Prozent dieser Flüge beteiligt.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass wichtige Verträge wie der „Offener Himmel“, der völkerrechtlich verbindliche KSE-Vertrag (Konventionelle Streitkräfte in Europa) oder auch das politisch verbindliche Abkommen Wiener Dokumentnach dem Ausstieg Russlands heute als beschädigt angesehen werden müssen. Das Ziel sei aber, und daran arbeitet das Zentrum als Arbeitsmuskel des BMVg und nach den Vorgaben des Auswärtigem Amtes, diese und andere wichtige Instrumente der Rüstungskontrolle wenigstens zu erhalten, besser noch zu erweitern. Allerdings herrscht die Prämisse vor, keine irreversiblen Schritte zu unternehmen, um den Gegnern der Rüstungskontrolle keine Vorwände zu liefern, die Implementierung von Verträgen zu torpedieren.

Interessant war der Aspekt der „Kleinwaffenkontrolle und deren Munition“. Darunter versteht man die Kontrolle von Handfeuerwaffen unterschiedlichster Herkunft, deren Sicherheit und Lagerung, einschließlich funktionsfähig gemachter Spielzeugwaffen. Besonders in Regionen des Westbalkans, Afrikas und Lateinamerikas kreisen illegal und unkontrolliert Millionen von Handwaffen mit entsprechender Munition. Eine Rüstungskontrolle in diesem Bereich ist auch in schwierigen Zeiten wie den heutigen prinzipiell möglich, besonders angesichts der Gefahren durch die Proliferation von Kleinwaffen dringend notwendig. Hier gibt es durchaus Fortschritte zu verzeichnen. Ziel ist es, Konflikte und Krisen, verursacht durch Kleinwaffen, einzudämmen und Gefahren von Deutschland abzuwenden Einen hoch interessanten Einblick in unterschiedlichste Handwaffen ergab die Führung durch die Waffenlehrsammlung des ZVBw.

Herausforderungen der Zukunft

Der KSE-Vertrag wird durch Russland schon lange nicht mehr implementiert, der russische Austritt aus dem OH-Vertrag wurde vollzogen, die Modernisierung des Wiener Dokuments wird durch Russland blockiert.

Militärische Aggression, Misstrauen und Bedrohungen sind durch das russische Verhalten in den letzten Jahren nach Europa zurückgekehrt. Die Stärkung von Abschreckung und Verteidigung haben angesichts des massiven Vertrauensverlusts in Europa zu Recht eine hohe Priorität seitens der NATO-Staaten erhalten. Mehr Sicherheit und Stabilität benötigen aber auch ein neues Denken für die Rüstungskontrolle, für militärische Vertrauensbildung und für militärische Risikoreduzierung in Europa. Eine Vielzahl politischer, militärischer und vor allem technologischer Veränderungen gestalten die Weiterentwicklung und Anpassung der Rüstungskontrollarchitektur in Europa zu einer mehr als komplexen Aufgabe für die NATO und OSZE.

Hier sticht besonders das Thema „Neue Technologien und Rüstungskontrolle“ ins Auge. Zu benennen sind die Felder Weltraumsicherheit, LAWS (Letale Autonome Waffensysteme) und Künstliche Intelligenz (KI). Es gelte, das teils aggressive Engagement Chinas und Russlands, etwa mit Anti-Satelliten-Raketen, im Blick zu behalten.

Damit fällt dem ZVBw als Durchführender der Implementierung und der Verifikation weiterhin eine zentrale Rolle für die Zukunft der konventionellen Rüstungskontrolle in Europa zu.

Zusammenfassung

Nach 4 Stunden detaillierter Information und Diskussion endete der Nachmittag in einer gemeinsamen Aussprache mit den Teilnehmern des ZVBw in lockerer Kaffeerunde. Oberst a.D. Günter Selbert, Vorsitzender der Kameradschaft Aachen/Eschweiler, bedankte sich bei den Durchführenden des ZVBw für die hochinteressanten und offenen Einblicke in das aktuelle Verifikationsgeschehen. Ganz besonders bedankte er sich bei unserem Truppengattungs- und Vereinskameraden, Oberst i.G. Andreas Kräutner, der uns als Dezernatsleiter des Zentrums begleitete und rundum mit betreute. Alle Teilnehmer der Kameradschaft sind sich einig, eine hoch informative, offene und dem aktuellen Stand zu den Verifikationsaufgaben entsprechende Weiterbildung genossen zu haben. Sie können jetzt ihre Meinung zur aktuellen Sachlage auf diesem Gebiet fundiert kundtun. Schade nur, dass nicht mehr Mitglieder des bB diese Gelegenheit der Gewinnung von Informationen aus erster Hand wahrgenommen haben. Ein besonderer Dank dafür gilt insbesondere Oberstleutnant a.D. Joseph Steibel, der diese Veranstaltung initiiert und durchgehend organisiert hat.

Text: Oberstlt a.D. Joseph Steibel