Besuch der Lebenshilfe AACHEN – Führung durch eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es für Menschen mit geistigen, psychischen oder schweren körperlichen Behinderungen zurzeit etwa 700 anerkannte Werkstätten Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. mit rund 280.000 Plätzen. Auch in der Städteregion AACHEN sind mehrere dieser Einrichtungen ansässig. Und so besuchten 22 Mitglieder und Angehörige der Kameradschaft AACHEN/Eschweiler am 28.März 2019 die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH.

Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), so die offizielle Bezeichnung nach dem SGB IX, sind keine profitorientierten Erwerbsbetriebe. Sie sind Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation und sollen Menschen mit Behinderungen die Teilnahme am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit ermöglichen. Ein eigener Pflegedienst und soziale Fachdienste unterstützen die individuelle Förderung ebenso wie Unterrichte, Sport und Gymnastik. Eingesetzt werden die Mitarbeiter*innen in vielen Produktions- und Dienstleistungsbereichen wie Metall- und Holzbearbeitung, in der Konfektionierung und Verpackung, sowie Dienstleistungen wie Catering und Gartenbau. Auch Eigenprodukte werden hergestellt und vermarktet. Unterstützt werden sie dabei von Fachpersonal aus den Fachbereichen und sozialen Berufen. Wenn auch nicht auf Gewinn orientiert, so stehen die Werkstätten dennoch im Wettbewerb. Preis und Qualität der Produkte und Dienstleistungen müssen stimmen, Termintreue und guter Service sind Pflicht.

Die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie gründete sich als sogenannte. „Beschützende Werkstatt“ in AACHEN-Brand. Parallel dazu existiert der Verein Lebenshilfe AACHEN e.V. und ist Gesellschafter der Werkstatt. In den folgenden Jahren war sie an mehreren Standorten im Stadtgebiet ansässig. 1988 und 1992 wurden die heutigen Betriebsstätten in AACHEN-EILENDORF (Werk 1) und AACHEN-HAAREN (Werk 2) errichtet. Hier, sowie in den Betriebsintegrierten Arbeitsplätzen auf dem 1. Arbeitsmarkt und in den Integrations-Unternehmen werden rund 800 Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Werkstattrat, Angehörigen-, Eltern- und Betreuerbeirat, Betriebsrat und eine Frauenbeauftragte sind Organe der sozialen Mitbestimmung.

Besuchergruppe beim Anlegen der Hygienebekleidung

Nach einer kurzen Einweisung durch die Sozialarbeiter*in Frau Schweitzer und Herrn Jacoby wurden zunächst alle Besucher mit einem weißen Kittel und einer Kopfhaube ausgestattet (Hygienemaßnahme für den „Lindt-Bereich“). Dann erfolgte die Führung in 2 Gruppen.

Seit über 30 Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Lebenshilfe Werkstätten und dem Süßwarenhersteller Lindt & Sprüngli AG. Die Werkstätten führen hierfür Konfektions- und Verpackungsarbeiten durch. Ausgeführt werden die Arbeiten in mehreren gekühlten Räumen und einem eigenen Warenein- und –ausgangsbereich, der eine direkte Datenanbindung an das Warenwirtschaftssytem der Lindt & Sprügli AG besitzt. Bei diesen Arbeiten handelt es sich um Terminarbeiten mit einem großen Anspruch an Lebensmittelhygiene und Qualität. Regelmäßig werden hierfür Proben gezogen und auf Güte und Quantität geprüft.

Nächste Station waren die holzbearbeitenden Werkstätten. In diesen werden u.a. Verpackungsmittel hergestellt. So z.B. schöne Schmuckkisten für die berühmten AACHENer Printen. Aber auch Möbelherstellung, wie beispielsweise Schreib- und Spieltische oder Küchenmöbel für Kindergärten werden hier gebaut. Und selbst Buden für einen Weihnachtsmarkt entstanden hier. Mit einfachen Arbeiten wie sägen, bohren und schrauben, bis zur Bedienung großer holzbearbeitenden Maschinen werden auch hier behinderte Menschen eingesetzt. Mit hohem Anspruch an die Arbeitssicherheit.

Im Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) sind vor allem Menschen mit schweren und Mehrfachbehinderungen eingesetzt. Die Arbeitsgruppen sind meist kleiner und es stehen mehr geschulte Betreuer*innen zur Verfügung. Aber auch gegenseitige Hilfe ist gefragt. Es werden hier beispielsweise Anzündhilfen (kleine Holzstäbchenbündel) konfektioniert und im hauseigenen Basar an jedermann verkauft. Und in der Kunstwerkstatt entstehen handgemachte Gruß- und Weihnachtkarten, eigene Kunstpapiere und viele weitere schöne Dinge.

Zum Schluss gab es dann noch einen Einblick in die hauseigene Großküche. Von dieser werden täglich die Beschäftigten in beiden Werken mit Essen und Getränken versorgt. Die Küche wird darüber hinaus auf Bestellung zum Caterer für Veranstaltungen bis 200 Personen, auf Wunsch auch mit Service-Personal. Hätten Sie es gedacht? Die Lebenshilfe Werkstätten betreiben außerhalb ihrer Werke sogar ein eigenes Cafè, das „Cafè Life“. Es kann für Veranstaltungen bis zu 60 Personen gemietet werden.

Wir haben nicht alles gesehen, da wir nur das Werk 1 besuchten. Aber die Lebenshilfe Werkstätten betreiben auch eine vollausgestattete Metallbearbeitungswerkstatt und Garten- Landschaftsbau, sind im Montage-Service in einem großen Autohaus integriert und unterstützen mit einem Office-Team externe Betriebe. Einnahmen über den eigenen Geschäftsbedarf fließen über den Verein Lebenshilfe e.V. wieder zurück und kommen den behinderten Menschen wieder zugute. Sie erhalten für ihre Arbeit einen Lohn und bereits nach 20 Jahren haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine Arbeitsunfähigkeitsrente. Viele arbeiten aber darüber hinaus weiter, einige haben schon ihr 50. Dienstjubiläum erreicht.

Unser 1. Vorsitzende, Herr Oberst a.D. Günter Selbert, hat als Dank für diese interessante und vielfach beeindruckende Veranstaltung das Wappen der Kameradschaft überreicht.

Traditionell haben wir im Anschluss an diese Führung und Besichtigung noch in gemütlicher und angenehmer Atmosphäre den Ausklang im Restaurant BRANDER BAHNHOF gefunden. Dieser, am 1. Dezember 1885 eröffnete Bahnhof war eine Station der Venn-Bahnlinie. Am 29. Mai 1960 wurde der Personenverkehr eingestellt, am 1. April 1980 schließlich auch der Güterverkehr. Später wurden dann auch die Gleise zurückgebaut, heute ist davon bis auf die Trassenführung als Radweg nichts mehr zu sehen. Geblieben ist der Bahnhof, aufgelistet in den Baudenkmälern von AACHEN-BRAND.

Autor: Hauptmann a.D. Gerd Junkersdorf, Fotos: Oberst a.D. Günter Selbert

Besuch der Versandapotheke DocMorris

Vor einigen Jahren wurde sehr kontrovers darüber diskutiert, ob Versandapotheken in Deutschland erlaubt werden müssen. Natürlich gibt es eine Menge Argumente, die für eine Versandapotheke sprechen. Genauso gibt es aber auch Argumente für die Apotheke vor Ort. Egal wie man dazu steht, eins ist aber gewiss, wer mitreden will in dieser teils unsachlich geführten Diskussion, der muss sich erst einmal beide Seiten anhören. Daher besuchte Ende Januar die Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER im „blauer Bund e.V.“ mit 39 Teilnehmern den Hauptsitz der größten Versandapotheke in Europa, nämlich DocMorris, in HEERLEN (NL).

Hier hat DocMorris im Jahre 2015 auf etwa 16.000 m² seine neue Logistik- und Verwaltungszentrale im European Business Park AVANTIS eröffnet. Erwartet wurden wir von Herrn Matthias Stromberg, dem Vice President Operations und ehemaligen Offizier der Nachschubtruppe, der auch diesen Besuch vorbereitet hat und ihn selbst mit durchführte.

Zahlen, Daten, Fakten

DocMorris gehört hierzulande zu den bekanntesten Versandapotheken überhaupt. Dies liegt wohl auch daran, dass die Apotheke einst der Vorreiter für die heute florierende Branche des Medikamentenversandhandels gewesen ist.

An den Start im Jahr 2000 ging die Versandapotheke mit fünf Mitarbeitern – und jede Menge Engagement und Mut zur Innovation. Der Erfolg gab den Gründern schon bald Recht: Bereits ein Jahr nach der Gründung gab es mehr als 60.000 Kunden. Im Jahr 2005 war die Apotheke bereits bei über 600.000 Kunden angelangt, hatte mehrere Auszeichnungen gewonnen und freute sich über starke Umsätze.

Heute ist DocMorris Europas größte Versandapotheke und ein Tochterunternehmen der Zur Rose Group AG, die neben DocMorris auch die Versandapotheken Vitalsana, apo-rot, Eurapon und medpex zu ihrem Portfolio zählt. Zur Rose erzielte im Jahr 2018 in Deutschland einen Umsatz von 581 Mio €. Davon entfallen 262 Mio. € auf rezeptpflichtige Arzneimittel. Insgesamt liegt der Anteil aller EU-ausländischen Versandapotheken bei ca. 1% am gesamten deutschen Apothekenmarkt für verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Die Apotheke DocMorris hat bis zu 180.000 Gesundheitsprodukte auf Lager, darunter rezeptpflichtige Arzneimittel (Rx) und frei verkäufliche Medikamente (OTC) sowie Gesundheits- und Körperpflegeprodukte. Am Standort HEERLEN arbeiten ca. 600 Mitarbeiter für das Unternehmen.

Wer über das Internet bestellt, muss nicht lange auf sein Päckchen warten – alle Aufträge verlassen in der Regel innerhalb von 24 Stunden das Haus einschließlich der besonders zu behandelnden kühlpflichtigen Medikamenten. Dass dabei eine durchdachte Logistik und ein effizientes Supply Chain Management mit einem hohen Level an Automatisierung und Digitalisierung überragende Rollen spielen, versteht sich von selbst.

Die Führung durch den Betreib orientierte sich am Weg des Rezeptes, d.h. vom Eingang einer Rezept-Bestellung, über die pharmazeutische Prüfung bis zur Kommissionierung und Endkontrolle der Medikamente bis zur Übergabe des Paketes an den Logistikdienstleister.

Auftragsmanagement, Pharmazeutische Prüfung und Customer Service

Täglich werden neben den online oder in anderer Form erfolgten Bestellungen noch tausende in Papierform vorliegende Rezepte bearbeitet. Dazu sind schon in den frühen Morgenstunden die Briefe bei der Poststelle abzuholen, zu öffnen und zu scannen, um sie anschließend als elektronischen Auftrag ins Firmensystem einzuspeisen. Nach dieser Digitalisierung und Vorsortierung als erste Schritte beginnt die Korrekturlesung mit anschließender Belegerstellung.

Im zweiten Schritt erfolgt die pharmazeutische Auftragsprüfung. Im 4-Augenprinzip wird jedes Detail der Bestellung von Pharmazeuten doppelt geprüft. Dazu sind ca. 90 Apotheker und Pharmazeuten vor Ort. Sie kontrollieren nicht nur jede Bestellung nach pharmazeutischen Sicherheitsstandards, sondern beraten auch die Kunden persönlich. Sollten mehrere Medikamente verordnet worden sein, kontrolliert DocMorris, ob sich die Wirkstoffe in den Medikamenten miteinander vertragen. Dabei werden die Bestellungen der letzten 3 Monate miteinbezogen.

Diese Wechselwirkungsprüfung mit Langzeitbetrachtung garantiert mehr Sicherheit bei der Medikamenteneinnahme. Kontrolliert wird ebenfalls die Plausibilität der verordneten Wirkstoffstärke und – falls auf dem Rezept vermerkt – auch die Dosierung. Dabei wird auch berücksichtigt, ob eventuell von verschiedenen Ärzten der gleiche Wirkstoff verschrieben wurde. Diese Dosierungsprüfung mit Doppelverordnungskontrolle ergibt somit besseren Schutz vor Überdosierung. Alle wichtigen Hinweise zu den Medikamenten nebst Rezeptduplikaten werden schriftlich – zum Nachlesen und Abheften – mit versandt. Schriftliche Einnahmeempfehlungen informieren über die verordnete Dosis des Arztes, über eventuelle Beeinträchtigungen, über Unverträglichkeiten mit Nahrungsmitteln etc.

Durch den Betrieb von eigenen Callcentern kann eine pharmazeutische Beratung per Video-Live-Chat, telefonisch und schriftlich erfolgen. Damit kann jeder Kunde ausführlich, anschaulich und individuell, bequem und diskret von zu Hause aus beraten werden.

Lagerlogistik

Sie umfasst alle Aufgaben zur Planung, Steuerung, Bereitstellung und Optimierung von Prozessen entlang der Wertschöpfungskette. Somit bestimmt sie die Art und Weise, wie Waren im Lager aufbewahrt und verwaltet werden. Bei DocMorris werden im Lager mehrere tausend stock keeping units (SKU), also Bestandseinheiten oder unterschiedliche Artikel im Lager, vorgehalten. Aus diesem zuvor richtig einsortierten Bestand werden die Arzneimittel automatisch kommissioniert oder Mitarbeiter entnehmen per Hand die bestellten Waren, legen sie auf Förderbändern in Auftragskörben bereit und führen sie der Endkontrolle zu. So werden täglich bis zu 25.000 Aufträge abgearbeitet. Dahinter stehen natürlich großteils automatisierte, aber auch manuelle Verfahren, ohne die eine Lagerung, Kommissionierung und der Warentransport vom Wareneingang bis zum Warenausgang nicht durchführbar wäre. Trotz der komplexen Prozesse liegt der Anteil der Retouren unter erfreulichen 1% der Versandpakete. Wesentlich zu diesem guten Ergebnis trägt eine effektive, doppelte Qualitätskontrolle bei.

Zurzeit verlassen jährlich bis zu 6 Mio. Pakete, korrekt adressiert, kommissioniert und den Vorschriften entsprechend verpackt, das Lager. Um das zukünftige Wachstum in der Logistik (Logistik 4.0) verwirklichen zu können, ist ein Erweiterungsbau bzw. Neubau in unmittelbarer Nähe zur jetzigen Lagerhalle in Umsetzung.

Zusammenfassung und Ausklang

Natürlich ließ es sich DocMorris nicht nehmen, unsere abschließenden Fragen durch Herrn Max Müller, Mitglied des Vorstandes, beantworten zu lassen. Hochinteressant waren seine Ausführungen zur Weiterentwicklung des Versandapothekenwesens und zu den Arzneidosierungen. So erfuhren wir, dass seit 2004 der Versandhandel mit Medikamenten in Deutschland erlaubt ist. Im Oktober 2016 entschied dann der Europäische Gerichtshof (EuGH) gegen den Widerstand der deutschen Standesvertretung der Apotheker (ABDA), dass EU-ausländische Versandapotheken ihren Kunden auf rezeptpflichtige Medikamente Boni gewähren dürfen.

Bei der Arzneimittelweiterentwicklung sieht er hier zukünftig Arzneimittel, die Wirkstoffe in auf den Patienten exakt zugeschnittenen Dosierungen enthalten. Im Prinzip eine Hülle mit den für den Patienten genau abgemessenen Wirkstoffen, quasi eine Pille für den ganzen Tag.

Nach einem herzlichen Dankeschön unseres Vorsitzenden, Herrn Oberst a.D. Selbert, für diese sehr gut und umfassend vorbereitete sowie insgesamt äußerst gelungene Betriebsführung bei DocMorris begaben wir uns zum Ausklang in die „zwarte Madonna“.

Am Westrand von VAALS liegt in einer Senke das neueste Museum VAALS mit einer einzigartigen Sammlung von Heiligenstatuen und -bildern belgischen und niederländischen Duktus aus katholischen Kirchen und Klöstern. Gegenüber befindet sich das pittoreske Museumscafé „De Zwarte Madonna“. Hier wurde in lockerer Atmosphäre und in intensiven Tischgesprächen der hochinteressante Besuch bei DocMorris nochmals nachbereitet.

Autor und Bilder: OTL a.D. J. Steibel

Neuer Vorstand der Kameradschaft NORDWEST

Am 07. März 2019 führte die Kameradschaft NORDWEST ihre Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstandes durch.

Auftakt dazu war eine Weiterbildungsveranstaltung für Offiziere und Unteroffiziere der Logistikschule der Bundeswehr. Dazu konnte als Referent Oberst Bischoff, Vorsitzender Kameradschaft NORDWEST und Kommandeur LogmobTr des LogKdo Bw, gewonnen werden.

Vortragender Oberst Bischoff zu: Rückblick auf die NATO-Übung TRIDENT JUNCTURE 2018

Er trug vor ca. 60 Teilnehmern zur „Planung und Durchführung der Großübung Trident Juncture 2018“ vor. Von großem Interesse waren dazu seine Ausführungen zum Einsatz der Logistikbataillone der mobTr des LogKdo’s der Bw und der dabei geübte und umgesetzte Multinationale Ansatz in der Logistik. Sein Ausblick in 2020 bis 2023 zeigte jedem auf, wie herausfordernd und wechselhaft die Logistik in den nächsten Jahren sein wird und welche großen Erwartungen dabei in Richtung Logistik gerichtet sind.

Im Anschluss ging das Auditorium zur Mitgliederversammlung und Neuwahl des Vorstandes über, dazu nahmen die Mitglieder der Kameradschaft NORDWEST in einer Stärke von 20 Mitgliedern weiterhin teil.

Oberst Bischoff ging als noch Vorsitzender der Kameradschaft in seinem Rechenschaftsbericht auf die in den letzten zwei Jahren durchgeführten Aktivitäten der Kameradschaft NORDWEST ein.

Als erstes stellte er die weiter sehr rege und intensive Zusammenarbeit mit der BVL, im Besonderen mit der Regionalgruppe WESER/EMS der BVL, dar. Diese besteht seit 2014, was einmalig im gesamten Netzwerk des bB ist. So konnten die erfolgreichen gegenseitigen Besuche in 2017, z.B. mit einem Besuch im MatWiZ Einsatz in HESEDORF im Dezember mit 40 Vertretern aus der zivilen Logistik durchgeführt werden.

In 2018 wurde die Kooperation weiterhin durch regelmäßige Teilnahme an Veranstaltungen der BVL gepflegt. Ausdruck der sehr guten Zusammenarbeit war auch die Teilnahme jeweils eines Vertreters der Kameradschaft an den vier Logistik – Kongressen der BVL in BERLIN (2015- 2018).

 

Weitere Aktivitäten und Schwerpunkt in der Vereinsarbeit war die Gewinnung von jungen Mitgliedern aus den Lehrgangsteilnehmern der LogSBw und dem Stammpersonal. Dazu gelang es der Kameradschaft, ihre Mitgliederstärke teilweise auf 315 Mitgliedern zu steigern.

Dank dazu an alle, die sich im Umgang mit den jungen Mitgliedern einbringen und eine Kontaktpflege auch nach ihrer Verwendung an der LogSBw unterhalten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit lag und wird auch 2019 von Bedeutung sein, die jeweilige „Logistik Challenge“ zwischen jungen Offizieren und Managern aus der Industrie. Diese konnte bisher dreimal erfolgreich durchgeführt werden. Letzter Sieger 2018 war unsere Mitgliedsfirma EAFT – EMDER Anlagen u. Fahrzeugtechnik, die sich auf diesen Event intensiv vorbereitet hatte, um bei der dritten Teilnahme auch das Siegerteam zu stellen.

Da entsprechend dem Bericht des Kassenprüfers dem Kassenführer und damit auch dem Vorstand eine ordnungsgemäße Kassenführung bescheinigt wurde, stand einer Entlastung des alten Vorstandes nichts mehr im Wege.

In der anschließenden Neuwahl des Vorstandes wurden Oberst Arnd Frie zum neuen Vorstandsvorsitzenden, Oberstleutnant Christoph Schladt zum stellvertretenden Vorsitzenden und Oberstleutnant Michael Janczyk zum neuen Geschäftsführer gewählt.

Im Anschluss kam der neue Vorstand zur ersten Vorstandssitzung zusammen. Vorrangiges Thema war die aktive und attraktive Umsetzung des Jahresprogramms 2019.

Autor und Bild: Oberstleutnant a.D. Michael Janczyk, Geschäftsführer der Kameradschaft NORDWEST

Was bietet eigentlich meine örtliche Kameradschaft im „blauer Bund e.V.“?

Auszüge der geplanten Vorhaben

AACHEN/ESCHWEILER

  • 16.04.2019: Besuch des ATC – „Aldenhoven Testing Center“ in ALDENHOVEN,
  • 08.05.2019: Exklusiv-Führung durch das AACHENER Rathaus,
  • 15.06.2019: Besuch der WDR-Studios in KÖLN-BOCKLEMÜND,
  • Ende Juni 2019: Vorbereitungsabend für die Erlebnisreise „BODENSEE“,
  • 07.07. – 14.07.2019: Erlebnisreise „BODENSEE“.

MITTELDEUTSCHLAND

  • 22.05.2019: Logistischer Stammtisch,
  • 17.07.2019: Logistischer Stammtisch.

NORDWEST

  • Besuch des BREMER Airport/Zoll, noch nicht terminiert,
  • Besuch der BREMER METRO, noch nicht terminiert,
  • 04./05.06.2019: 4. Logistik Challenge Offiziere & Manager,
  • 22.06.2019: Tag der offenen Tür-Logistikschule der Bundeswehr in GARLSTEDT

Neuer Bericht zur Einsatzbereitschaft – umfangreicher und detaillierter

Generalinspekteur Eberhard Zorn hat dem Verteidigungsausschuss des Bundestags am Montag seinen Jahresbericht zur Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr vorgelegt. Er ergänzt die Berichte der vergangenen vier Jahre um neu eingeführte Hauptwaffensysteme, um die fünf Hauptsysteme des Cyber- und Informationsraums sowie um acht Systeme, die im Rahmen der Very High Readiness Joint Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) der NATONorth Atlantic Treaty Organization von besonderer Bedeutung sind.

Die Datenbasis hat sich enorm geändert. Der Jahresbericht 2018 ist nicht nur umfangreicher, sondern auch aufschlussreicher. Auf dieser Grundlage wurde der Bericht neu bewertet, so dass er nur in der Geheimschutzstelle des Bundestags eingesehen werden kann. „In der Gesamtschau lässt er so konkrete Rückschlüsse auf die Fähigkeiten der Bundeswehr zu, dass eine Kenntnisnahme durch Unbefugte die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland schädigen würde“, stellt Zorn in seinem Schreiben an den Vorsitzenden des Ausschusses klar.

Trotz enormer Mehrbelastung Einsatzbereitschaft verstetigt

Die materielle Einsatzbereitschaft der insgesamt rund 10.000 Waffensysteme der Bundeswehr lag im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 70 Prozent – ausgenommen jene Waffensysteme, die derzeit gewartet oder modernisiert werden. „Damit war die Bundeswehr trotz erheblicher Mehrbelastung aktuell in der Lage, ihren Auftrag im Einsatz, in einsatzgleichen Verpflichtungen und im Grundbetrieb zu erfüllen“, resümiert Zorn. Und das, obwohl das zurückliegende Jahr unter anderem mit der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Trident Juncture zur Vorbereitung der VJTFVery High Readiness Joint Task Force  2019 und elf mandatierten Auslandseinsätzen äußert fordernd gewesen sei. Der Abwärtstrend bei der materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme sei gestoppt, in Teilen sogar umgekehrt worden.

Als Paradebeispiel für diese Entwicklung führt der Generalinspekteur den Radpanzer GTK (Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer an. Zudem ist „auch beim A400M ein positiver Trend zu verzeichnen, bei gleichzeitigem Zulauf von zehn weiteren Luftfahrzeugen und der Zertifizierung als Tankflugzeug.“ Der A400M könne mittlerweile Transporte in die Einsatzgebiete übernehmen; dies sei unter anderem auf die Vereinfachung von Verfahrensabläufen und die Erhöhung der Wartungskapazitäten zurückzuführen.

Herausforderungen bleiben

Die Bundeswehr sei auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel. So sei die Einsatzbereitschaft der U-Bootklasse U212A nicht zufriedenstellend. Immerhin hätten im Jahr 2018 gegen Jahresende zumindest wieder drei Uboote für Einsätze zur Verfügung gestanden. Auch beim Tornado-Kampfjet und dem CH-53-Transporthubschrauber habe die Bundeswehr in punkto Einsatzbereitschaft „lediglich das niedrige Niveau des Vorjahres“ gehalten. Grund seien lange Instandsetzungszeiten. Viele Ersatzteile müssten aufwändig produziert werden, zudem würden die alten Maschinen häufiger als neue ausfallen. „Vor diesem Hintergrund gewinnen die Vorhaben Nachfolge CH-53 und Nachfolge Tornado an Bedeutung“, so Zorn in seinem Schreiben an den Verteidigungsausschuss.

Trendwenden greifen – weitere Reformen geplant

In Summe würden die Trendwenden Material und Finanzen langsam, aber immer deutlicher greifen. Zudem seien für dieses Jahr neue Reformen geplant. Die Ressourcen der Bundeswehr seien in Auslandseinsätzen und den einsatzgleichen Verpflichtungen gebündelt, die dort genutzten Waffensysteme würden über eine weit überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft verfügen. Nun gelte es, „diesen hohen Grad der Einsatzbereitschaft stufenweise auf die ganze Bundeswehr zu übertragen“, so der Generalinspekteur in seiner Bilanz des zurückliegenden Jahres.

Künftig wird der Generalinspekteur den Bundestag alle sechs Monate mit einem aktuellen Bericht über den Zustand der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr versorgen. Der Report wird künftig gemeinsam mit dem Rüstungsbericht vorgelegt.

Anschreiben des Generalinspekteurs an den Verteidigungsausschuss

Quelle:

https://www.bmvg.de/de/aktuelles/neuer-bericht-zur-einsatzbereitschaft-umfangreicher-und-detaillierter-34116

Kameradschaft Aachen/Eschweiler besucht Theaterwerkstätten

Nachdem wir im letzten Jahr aufgrund des großen Andrangs mit zwei Besuchergruppen die interessante und kurzweilige Führung im Theater AACHEN mit „Blick hinter die Kulissen“ genießen durften, kam verständlicherweise der Wunsch auf, nun in der Folge einmal einen Blick in die Werkstätten des Theaters zu werfen.

Daher haben wir eine

Führung durch die Werkstätten des AACHENer Theaters

für den 14. und 19. Februar 2019

geplant.

Nicht dem Stadttheater, einer im Jahre 1825 eröffneten Kultureinrichtung für Schauspiel und Musiktheater der Stadt Aachen mit seinem Sitz in einem von Karl Friedrich Schinkel und Johann Peter Cremer entworfenen klassizistischen Gebäudekomplex am Aachener Kapuzinergraben, sondern dem nicht weit entfernt liegende MÖRGENS, einer weiteren Spielstätte des Stadttheaters, gilt diesmal unser Interesse.

Hier im MÖRGENS, einem ehemaligen Fabrikgelände, sind ausgedehnte Magazine untergebracht. In diesen lagern Kulissen und Requisiten abgespielter Produktionen. So entstand ein Fundus mit einem riesigen Bestand an (zum Teil schon sehr alten) Kostümen oder den dazugehörigen Accessoires. Auf diesen kann dann bei Bedarf immer wieder, ggf. nach leichtem Verändern, zurückgegriffen werden.

Neben den Magazinen befinden sich hier die vielen Werkstätten wie Malersaal, Schreinerei, Schlosserei, Schneiderei, Maskenbildnerei (Kaschierwerkstatt), Elektrowerkstatt sowie die Büros der Verwaltung.

Besonders interessant scheint die Kaschierwerkstatt zu sein. Egal ob falsche Zähne, Hände oder Glatzen – ein Bühnenplastiker muss neben dem Herstellen von Schminkmasken auch zahlreiche andere Fertigkeiten besitzen. Er löst Fragen, wie stellt man künstliche Haut her? Eignet sich der Gips- oder der Alginatabdruck besser zum Abformen von Gesicht und Körper? Aus Styropor lässt er Felsen entstehen, die aussehen wie massiver Marmor öder schwerer Granit, die aber fast nichts wiegen dürfen. Oder ein Helm, der tatsächlich nur aus Stoff geschnitten ist, wirkt auf der Bühne im richtigen Licht so, als sei er aus robustem und starkem Metall. Diese Leichtigkeit hat vor allem für die Darsteller in mehrstündigen Vorstellungen große Vorteile. Liebe zum Detail ist also das Credo der hier arbeitenden „Künstler“ und somit spielen sie mit ihren Produkten eine doch wichtige Rolle am Theater und in der Welt der Illusionen.

Dies alles und weitere Aspekte erleben wir dann unter sachkundiger Führung durch die Magazine und Werkstätten des Stadttheaters AACHEN.

Wie immer finden der Ausklang und die Nachbereitung der Führung in einer originellen AACHENer Lokalität statt. Diesmal haben wir das Bistro „Aposto“ in der alten Post ausgewählt. Dort können wir in ungezwungener Atmosphäre bei einem Cocktail oder sonstigen Angeboten unsere Eindrücke von diesem Besuch vertiefen.

 

Autor und Bild: OTL a.D. Joseph Steibel

Was bietet eigentlich meine örtliche Kameradschaft im blauer Bund e.V.?

Unsere Kameradschaften, derzeit sind es 8, bieten regelmäßig Veranstaltungen an.

Für das I. Quartal 2019 sind folgende Veranstaltung der Kameradschaften geplant. Für einzelne Veranstaltungen ist eine Anmeldung nötig. Dieses wird dem Mitglied der jeweiligen Kameradschaft aber zeitgerecht über eine persönliche Einladung mitgeteilt.

AACHEN/ESCHWEILER

BAD NEUENAHR/AHRWEILER

  • 22.01.2019: Vortragsabend zum Thema „Transatlantische Handelspolitik – Was kommt nach TTIP?“ in BAD NEUENAHR
    Vortragender Herr Jacob Schrot, Politikwissenschaftler

BONN

  • 16.01.2019: Logistischer Stammtisch mit Vortrag „Technische Bedrohung für Einsatzfahrzeuge“ in BONN
    Vortragender Herr Oberst a.D. Wagner

MITTELDEUTSCHLAND

ULM/DORNSTADT

  • 15.01.2019: Vortragsveranstaltung in Zusammenarbeit mit der GSP DORNSTADT zum Thema: „Neue Herausforderungen der Bundeswehr am Beispiel der Entwicklungen in der zivil-militärischen Zusammenarbeit auf Grundlage von Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit“
    Vortragender Herr Generalleutnant Knappe
  • 22.01.2019: Neujahrsstammtisch im Gasthof Rössle in 89250 AUFHEIM bei ULM-SENDEN,
  • 11.02.2019: Vortrag „Das Kommando Informationstechnik der Bundeswehr (KdoITBw) – Einsatz, Betrieb und Schutz des IT-Systems der Bw weltweit und im Cyberraum“ in Zusammenarbeit mit der GSP DORNSTADT
    Vortragender Herr Brigadegeneral Moosmann
  • 11.03.2019: Vortrag „Die Bedeutung der Entwicklungspolitik für die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland“in Zusammenarbeit mit der GSP DORNSTADT
    Vortragender Herr Dr. Thomas Helfen, Referatsleiter Frieden u. Sicherheit im BMZ

 

Perspektiven Wehrtechnik 2019

„Perspektiven Wehrtechnik 2019“ am 22. und 23. Januar 2019 im Maritim Hotel Bonn markiert den Startpunkt für das neue Veranstaltungsjahr und wird sich mit den aus den drei Dokumenten „Weißbuch 2016“, „Konzeption der Bundeswehr“ und „Fähigkeitsprofil der Bundeswehr“ hervorgehenden Fragen zu Richtung, Realisierungsart und notwendigen Mitteln auseinandersetzen.

Mit den eingeleiteten Trendwenden für Finanzen, Personal und Material sind die ersten Schritte getan. Wie zeichnet sich nun der weitere Weg unter Betrachtung verfügbarer Ressourcen und anderer Rahmenbedingungen ab? Wie wird das neue Fähigkeitsprofil der Bundeswehr umgesetzt? Welche Herausforderungen ergeben sich für Forschung, Entwicklung und Beschaffung und damit auch für die wehrtechnischen Unternehmen? Wie wird Führungspersonal rekrutiert und gehalten?

Wir würden uns freuen, gemeinsam Ihnen und Vertretern Ihres Hauses diese Fragestellungen auf unserer Jahresauftaktveranstaltung zu diskutieren.

Weitere Informationen können Sie folgenden Verlinkungen entnehmen:

Programm und Teilnahmebedingungen

Datum: Dienstag 22. Januar 2019 – Mittwoch 23. Januar 2019
Anmeldung bis: Montag 21. Januar 2019

Ort: Bonn
Adresse: Maritim Hotel Bonn, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 1, 53175 Bonn

Zur Anmeldung von „Perspektiven Wehrtechnik 2019“ für Teilnehmer »

 

Quelle:

DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR WEHRTECHNIK e.V. (DWT)

www.dwt-sgw.de

Aus dem „Ich“ ein „Wir“ werden lassen

Sie ist derzeit in aller Munde. Für Gegner ist sie ein Zwangsdienst oder die Wehrpflicht durch die Hintertür. Befürworter sprechen von der Dienstpflicht oder dem allgemeinen Gesellschaftsdienst. Seit 2015 sein führender Verfechter: der Reservistenverband.

Aus dem politischen Winterschlaf geholt hat das Thema CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. Um sich ein Bild davon zu machen, was die Parteibasis bewegt, hat sie auf ihrer „Zuhörtour“ in diesem Sommer an 40 Stationen zahlreiche Mitglieder getroffen. Und dort sind Wehr- oder Dienstpflicht tatsächlich Thema. Mit einem Videobeitrag auf der Webseite ihrer Partei brachte sie das Thema vor einigen Wochen schließlich auf das Tableau der Bundespolitik. Verstärkt durch die Personalnot der Bundeswehr, den vielfältigen Stellenbedarf gemeinnütziger und sozialer Einrichtungen und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, bestimmt es seitdem den politischen Sommerdiskurs. Die Bild am Sonntag vom 12. August beschäftigt sich mit dem Thema auf vier Seiten. Die Nummer 33 des Magazins „Woche“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat es als Aufmacher. Alle Tageszeitungen berichten.

Im Gegensatz zur CDU-Parteibasis lehnt die Regierung einen verpflichtenden Gesellschaftsdienst ab, wie Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer Anfang August mitteilte. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen begrüßt zwar die Diskussion an sich, bezieht in der Sache jedoch keine klare Position. Viele Journalistinnen und Journalisten haben die Debatte um die Sinnhaftigkeit einer Dienstpflicht zunächst als Sommerloch-Thema abgetan. Es ist ein großes Sommerloch, denn mittlerweile haben sich zahlreiche Bürger, Journalisten, Interessenverbände und viele der Parlamentarier darin vertieft. Und laut Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen sprechen sich immerhin 68 Prozent von 1294 Befragten für die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht aus.
Gesellschaftsdienst statt Wehrpflicht.

„Die Wiedereinführung der (alten) Wehrpflicht ist weder hilfreich noch sinnvoll“, sagt der Präsident des Reservistenverbandes und Oberst d.R. Oswin Veith MdB. Vielmehr sei es an der Zeit, über die Einführung eines allgemeinen Gesellschaftsdienstes nachzudenken. Der Unterschied: Die Wehrpflicht bestand nur für Männer. Wer verweigerte, musste den Zivildienst ersatzweise leisten. Das galt zumindest so lange, wie die Wehrgerechtigkeit noch gegeben war und konsequent alle Männer eines Jahrganges gemustert wurden. Beim allgemeinen Gesellschaftsdienst geht es nicht mehr darum, junge Männer an der Waffe auszubilden. Stattdessen sollen nun alle jungen Menschen nach ihrem Schulabschluss einen Dienst an der Allgemeinheit leisten – auch dies verpflichtend, wohlgemerkt.

„Wir stellen uns vor, dass sich junge Männer und Frauen ab 18 Jahren ein Jahr lang verpflichten, sich zu engagieren. Unterhalb dieser Pflicht wollen wir die Möglichkeit einer breiten Wahl lassen; beispielsweise Dienst in den Streitkräften, der Reserve, in den Blaulichtorganisationen und Hilfsdiensten, der Pflege, im Gesundheitsbereich ebenso wie in sozialen und karitativen Verbänden etc. Da ist vieles denkbar und möglich. In Teilen könnte dieser Pflichtdienst sogar unabhängig von der Staatsbürgerschaft angeboten werden“, beschreibt Veith. Dass ein „Zwangsdienst“ eben nicht „nichts bringt“ – wie zum Beispiel Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, in einem Interview mit der Wirtschaftswoche vom 6. August argumentiert – zeigt die jüngste deutsche Vergangenheit – der Zivildienst bis 2011 hat funktioniert.

Zwang oder Freiheit?

„Zwang“ ist ein starker Begriff der mit zahlreichen negativen Assoziationen verknüpft ist. Nicht umsonst wird er gern von den Gegnern des Gesellschaftsdienstes verwendet. Zu Recht? Ein Beispiel: Programme wie das Freiwillige Soziale Jahr seien ein Zuschussgeschäft für die Teilnehmenden und würden deshalb vornehmlich von Sprösslingen gut situierter Akademikerfamilien in Anspruch genommen, schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 12. August. Junge Menschen haben also durchaus ein Interesse am Dienst an der Gesellschaft. Menschen aus einkommensschwachen Familien dieses Interesse pauschal abzusprechen, wäre diskriminierend. Für sie könnte der Gesellschaftsdienst bei gerechter Entlohnung also eine Befreiung bedeuten. Nämlich eine Befreiung von ökonomischen Zwängen, die verhindern, dass sie sich auf gleichberechtigte Art und Weise ausprobieren dürfen, Neigungen nachgehen und Fähigkeiten entwickeln.

Für Josa Mania-Schlegel bedeutet ein Gesellschaftsdienst genau das: Freiheit. Der Journalist hat Zivildienst geleistet und hält in einem Kommentar vom 10. August im Online-Magazin Krautreporter ein entsprechendes Plädoyer. Für ihn ist der Gesellschaftsdienst eine einzigartige Möglichkeit, den Pflichten des Lebens – Schule, Ausbildung, Universität oder Beruf – für eine gewisse Zeit eine Absage zu erteilen. Auch Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, setzt sich in einem Videokommentar vom 7. August mit Nachdruck für einen Gesellschaftsdienst ein. Er wirbt für ein „soziales Erfahrungsjahr“, ein „Jahr der Begegnung“ und „ein Jahr der Erkenntnis für die Nöte der Gesellschaft.“

Aus dem „Ich“ ein „Wir“ werden lassen Die breite Debatte dreht sich um junge Menschen als „Zielgruppe“ für den Gesellschaftsdienst. Es geht darum, ihnen in unserer Ich-bezogenen Gesellschaft ein Gefühl von Gemeinschaft und die Bedeutung wechselseitiger Verantwortung zu vermitteln. Der Gesellschaftsdienst bietet die Möglichkeit, Menschen aus unterschiedlichsten Lebenswelten zusammenzuführen, ihnen Vorurteile und vielleicht auch Ängste zu nehmen. „Die Einbindung aller jungen Menschen in einen solchen Dienst an der Gesellschaft könnte Zusammenhalt und Widerstandsfähigkeit stärken und die Identifikation mit dem eigenen Land wieder fördern“, sagt Veith dazu. Und das ist unbezahlbar.

Trotzdem unternimmt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Artikel vom 14. August den Versuch, mögliche Kosten der Einführung des Gesellschaftsdienstes zu schätzen. 13 Milliarden Euro sollen dadurch jährlich anfallen, wenn man einen Mindestlohn von 9,35 Euro (ab 2020 gültig), eine Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden und 700.000 Dienende pro Jahrgang zu Grunde legt. Wer sich aber auf dieses Argument stützt, macht es sich bequem. Denn die immateriellen Werte auf Seiten des Gesellschaftsdienstes lassen sich nicht mit einer Geldsumme ausdrücken.

Heute für die Zukunft Deutschlands eintreten

Das Strohfeuer hat sich mittlerweile zu einem Waldbrand entwickelt – um im thematischen Sommer-Kontext zu bleiben. Geht es nach Kramp-Karrenbauer, wird die Frage nach dem Gesellschaftsdienst Thema auf dem CDU-Parteitag Ende des Jahres. Auf diesem werden auch Leitfragen für die Erstellung eines neuen Grundsatzprogrammes diskutiert. „Gesetzlich sind zahlreiche Hürden zu nehmen, vieles wird neu gedacht und überarbeitet werden müssen. Das braucht seine Zeit und muss breit diskutiert werden. Daher müssen wir die Debatte darüber heute führen, um auch in Zukunft in einer sicheren, wehrhaften Gesellschaft leben, die Sicherungssysteme aufrechterhalten und die Herausforderungen für unser Land angemessen bewältigen zu können“, sagt Veith. Die Hürden bleiben damit hoch, aber ein Anfang ist gemacht.

Quelle:
Reservistenverband, Postfach 20 14 64, 53144 Bonn
Ein Beitrag aus Loyal – Das Magazin für Sicherheitspolitik, September-Ausgabe „Das Zerwürfnis“
Autor: Julian Hückelheim

Domführung der besonderen Art in Aachen

Auch der Geschäftsführer des Domkapitels, Günter Schulte, der die Führung gestaltete war ein ausgesprochener Glücksfall. Da er quasi dienstlich stets mit der Bauerhaltung dieses wunderbaren Bauwerks betraut ist, konnte er uns viel von der Bauzeit bis in die Gegenwart erzählen. Dies machte er sehr unterhaltsam und kurzweilig und garnierte die architektonischen und handwerklichen Aspekte mit kulturellen, geschichtlichen und religiösen, Anekdoten und Kurioses eingeschlossen.

Zunächst einmal mussten allerdings die Teilnehmer die Erfahrung machen, dass vertikal bedeutet, viele Treppen und Stufen zu steigen, da dieses ehrwürdige Gemäuer über keinen Aufzug verfügt.

Auf dem Weg nach oben konnten wir die wunderbaren Glasfenster bestaunen (Bild 4) und entdecken, wie die vielen unterschiedlichen Gipskopien von Fassadenteilen erfinderisch im Glockenturm „verstaut“ werden. ( Bild 5 und 6 )

Hinter einer Glaswand sahen wir, dass hinter der „neuen“ Innenmauerung aus Ziegelstein ( Ende 19. Jhd ) noch die Ursprungsmauer ( vor 800 ) für Stabilität sorgt.

Etwa in halber Höhe kamen wir in einer der vielen angebauten herrlichen mit Kostbarkeiten ausgestatteten Kapellen. Hier erfuhren wir, wie früher die vier im Marienschrein aufbewahrten Textilreliquien, die Windeln und das Lendentuch Jesu, das Kleid Mariens und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers, den Pilgern präsentiert wurden.

Die Reliquien wurden über die Fensterbrüstung der geöffneten Fenster gehangen und konnten von der großen Pilgerschar vom Katschhof aus verehrt werden. Die erste Heiligtumsfahrt zur Verehrung dieser Reliquien fand übrigens 1349 statt. Die Nächste wird 2021 sein. Mittlerweile muss man sich auch nicht mehr so den Kopf verrenken; die Reliquien werden heutzutage auf dem Katschhof bzw. im Dom gezeigt.

Wieder ein paar Stufen weiter sind wir im Dachbereich über dem Oktogon. ( Bild 9 ) Hier zeigt sich, wie in der neueren Zeit die Kooperation mit der RWTH mit ihrem Innovationspotenzial sich segensreich für die Erhaltung des Domes auswirkt. Baufehler wie die Durchtrennung des Ringankers um größere Fenster in der Chorhalle zu ermöglichen, verursachten einen größeren Spalt zwischen Oktogon und Chorhalle. Dies wurde durch eine Stabilisierungskonstruktion aus Teflon entwickelt durch ein Team von Wissenschaftlern der RWTH wieder korrigiert. Auf dem weiteren Weg über die Brücke zum Dachgeschoss der Chorhalle konnten wir schon einen ersten sagenhaften Blick über die Innenstadt Aachen und darüber hinaus genießen. Der Blick in die Dachkonstruktion über der Chorhalle war dann verwirrend und faszinierend zugleich. ( Bild 10 ) Im Rahmen der Dachsanierung waren die wahrscheinlich hunderte von Balken nummeriert worden, um an der richtigen Stelle wieder eingebaut zu werden. Von Parasiten befallene Hölzer wurden entweder ersetzt oder entsprechend präpariert. Auch das Thema Brandschutz zeigte, an was man alles denken muss: wie viel Liter Wasser müssen in einem Brandfall pro Zeiteinheit gepumpt werden – übrigens die Wasserpumpe stammt aus dem Jahre 1937 -, wie wird verhindert, dass das Löschwasser in das Dachgewölbe aus Mergelstein dringt, und wie müssen die Abwasserrohre dimensioniert sein uvm.

Der absolute Höhepunkt vor unserem Abstieg war dann der Blick von der Dachbalustrade über Aachen und darüber hinaus.

Blick vom Domdach Richtung Osten

Der interessante, lehrreiche, informative, erlebnis- und abwechslungsreiche Nachmittag wird uns lange in Erinnerung bleiben. Der Ausklang im „Restaurant Elisenbrunnen“ schloss das Programm angemessen ab. Und die Teilnehmer hatten alle das gute Gefühl, mit unserem Obolus von 10,- € pro Teilnehmer etwas wertvolles für den Erhalt dieses einmaligen UNESCO-Welterbes, unserem Aachener Dom, beigetragen zu haben.

Quelle:

Kameradschaft Aachen/Eschweiler
Text: Oberstleutnant a.D. Werner
Bilder: R. Pawlowsky