Arrow 4 – Luftwaffe setzt weiter auf israelische Raketenabwehr

Die Bundeswehr plant bereits den nächsten Sprung in der Luftverteidigung: Mit dem israelischen Abwehrsystem Arrow 4 soll Deutschland künftig auch die letzte Lücke des Luftraums verteidigen können. Arrow 4 soll nach Angaben von Generalleutnant Lutz Kohlhaus – der die Absicht der Luftwaffe heute in Berlin verkündete – in Höhen oberhalb des Patriot-Systems, aber unterhalb von Arrow 3 zum Einsatz kommen.

Generalleutnant Lutz Kohlhaus verkündete heute in Berlin die Absicht der deutschen Luftwaffe, Arrow 4 aus Israel zu beschaffen.
Bild: CPM / Navid Linnemann / Blauer Bund

Auf dem heute begonnenen Ground Based Air Defence (GBAD) Summit in Berlin gab der stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Lutz Kohlhaus, bekannt, dass die Bundeswehr bereits jetzt plane, das israelische Raketenabwehrsystem Arrow 4 zu beschaffen. Das ist nur folgerichtig, da das gegenwärtig von den USA und Israel entwickelte System dieselben Radare und Abschussgeräte wie das von Deutschland beschaffte Luftverteidigungssystem Arrow 3 nutzt.

Technologische Weiterentwicklung – Arrow 4

Das Arrow-4-System wird eine Weiterentwicklung der bewährten Arrow-Serie von Israel Aerospace Industries dar. Es wird seit vergangenem Jahr von Israel und den USA entwickelt, um nicht nur den aktuellen, sondern auch zukünftigen Bedrohungen durch Hyperschallraketen effektiv begegnen zu können. Für die israelischen Entwickler stehen iranische Langstreckenraketen im Fokus, doch auch eine potenzielle Bedrohung aus Russland soll durch Arrow 4 bekämpft werden können. Mit verbesserten Sensoren, erhöhter Reichweite und einer optimierten Zielverfolgung soll Arrow 4 eine robuste Fähigkeit zur Abwehr von Angriffen in großer Höhe und über weite Distanzen bieten. Arrow 4 wird zudem mit Winglets ausgestattet sein, die es dem Abfangflugkörper ermöglichen, im Flug Manöver durchzuführen. Diese sind beispielsweise notwendig, wenn auch die Bedrohung selbst eine Manövrierfähigkeit im Flug besitzt.

Der Arrow 4 Interceptor erhöht erneut die Fähigkeiten des israelischen Raketenabwehrsystems.
Bild: IAI / Blauer Bund

Integration in die Bundeswehrstruktur

Beim GBAD Summit von CPM sprach Generalleutnant Kohlhaus von seiner kürzlich erfolgten Israel-Reise: „Wir haben dort gesehen, dass auch Israel sich einem Mengenproblem stellen muss. Auch dort sind die Lenkflugkörper gerade der leistungsfähigen Systeme Arrow 3, Arrow 2 begrenzt.“

Das von Israel genutzte Luftverteidigungssystem Arrow 2 solle nach seinen Angaben durch den Nachfolger Arrow 4 ersetzt werden. „Wir haben uns entschieden“, erklärte Generalleutnant Kohlhaus, „Arrow 4 zu beschaffen, das ist eine offizielle Luftwaffenforderung.“

Neben dem Vorteil, dass dieser Lenkflugkörper mit den gleichen Radar- und Startgeräten verschossen werden kann wie Arrow 3, betrachtet Kohlhaus es auch als „kostengünstige Erweiterung“ der eigenen Fähigkeiten. Wörtlich sagte er: „Damit ist die Bundeswehr künftig in der Lage – beginnend mit der Heeresflugabwehr bis zu Arrow 3 – das gesamte Höhenspektrum abzudecken.“

Start einer Arrow 3 in Israel
Bild: IAI / Blauer Bund

Stärkung der Luftverteidigungskapazitäten insgesamt

Die geforderte Beschaffung von Arrow 4 reiht sich ein in eine umfassende Modernisierung der deutschen Luftverteidigung. Angesichts der zunehmenden Bedrohungen durch ballistische Raketen und andere Luftangriffe – wie sie in der Ukraine tagtäglich zu beobachten ist – wird die Fähigkeit der bodengebundenen Luftverteidigung immer bedeutender. Arrow 4 und Arrow 3 sollen bestehende bzw. gerade ankommende Systeme wie Patriot und IRIS-T SLM.

„Das heißt nicht“, dämpfte Generalleutnant Kohlhaus den eigenen Enthusiasmus, „dass wir genug von allem haben. Natürlich nicht: Wir haben zu wenig von allem, aber das gesamte Höhenspektrum ist dann abdeckbar.“

Zuerst erschienen in CPM Defence-Network am 07. Mai 2025

Autor: Navid Linnemann

Symbolbild: Das Bild zeigt ein deutsches PAT-RIOT-System während einer Übung, bei der Neubeschaffung wird auf Sattelzüge zurückgegriffen. Blauer Bund

Bundeswehr erhält neue PATRIOT-Luftverteidigungssysteme

Die Bundeswehr beschafft insgesamt vier neue Flugabwehrraketensysteme des Typs PATRIOT. Ein entsprechender Vertrag wurde gestern im Beschaffungsamt der Bundeswehr mit dem Hersteller Raytheon geschlossen. Zuvor hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages das Vorhaben gebilligt. Der Kauf dieser Waffensysteme dient in Teilen gleichzeitig der Wiederbeschaffung der an die Ukraine abgegebenen Feuereinheiten.

„Es wird nicht nur das an die Ukraine abgegebene Material in kürzester Zeit ersetzt, die neuen PATRIOT-Systeme gehören zur aktuellsten Version des bewährten Luft- und Raketenabwehrsystems“, betont der verantwortliche Projektleiter im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, kurz BAAINBw. Vom Angebotseingang im BAAINBw über die parlamentarische Billigung hin zur Unterzeichnung wurden weniger als zehn Monate benötigt.

Symbolbild: Das Bild zeigt ein deutsches PAT-RIOT-System während einer Übung, bei der Neubeschaffung wird auf Sattelzüge zurückgegriffen. Blauer Bund
Symbolbild: Das Bild zeigt ein deutsches PAT-RIOT-System während einer Übung, bei der Neubeschaffung wird auf Sattelzüge zurückgegriffen – ©Bundeswehr/Lars Koch

Jede der Feuereinheiten besteht aus einem Gefechtsstand, den Startgeräten zum Verschuss der PATRIOT-Lenkflugkörper sowie den Radargeräten und weiterem Material. Der Vertrag beinhaltet neben weiteren Unterstützungsleistungen auch die zugehörigen Ersatzteile.

PATRIOT, die Kurzbezeichnung steht für „Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target“, zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Das Waffensystem wird derzeit von acht europäischen Staaten zur Abwehr von gegnerischen Marschflugkörpern, ballistischen Raketen sowie feindlichen Drohnen und Flugzeugen eingesetzt. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Kuppel um die Stellung Ziele treffen – abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper.

Text: PIZ AIN

Für die Bundeswehr wird das Skyranger 30-System mit einem Boxer realisiert. ©Rheinmetall Electronics GmbH Blauer Bund

Mobile Flugabwehr: Bundeswehr beschafft neue „Flak-Panzer“

Mit der Beschaffung des Flugabwehrkanonenpanzers, kurz „Flak-Panzer“, des Typs Skyranger 30 schließt die Bundeswehr eine Fähigkeitslücke im Bereich der mobilen Abwehr unbemannter Luftfahrzeugsysteme (Counter-Unmanned Aircraft System, C-UAS). Ein entsprechender Vertrag wurde Ende Februar 2024 im Beschaffungsamt der Bundeswehr mit der Firma Rheinmetall Electronics GmbH unterzeichnet. In der Vorwoche hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages das Vorhaben gebilligt.

Die Präsidentin des BAAINBw und Vertreter der Firma Rheinmetall Electronics GmbH unterzeichneten am 27. Februar den Beschaffungsvertrag für 19 neue Flak-Panzer. Blauer Bund
Die Präsidentin des BAAINBw und Vertreter der Firma Rheinmetall Electronics GmbH unterzeichneten am 27. Februar den Beschaffungsvertrag für 19 neue
Flak-Panzer. ©Bundeswehr/Dirk Bannert

Der nun geschlossene Vertrag sieht die Beschaffung eines Prototyps sowie von 18 Serienfahrzeugen des neuen Flak-Panzers vor. Die Lieferung des Prototyps soll bereits Ende 2024 erfolgen. Die Seriengeräte werden nach erfolgreicher Qualifikation ab Anfang 2026 erwartet. Zusätzlich besteht die Option für die Beschaffung 30 weiterer Systeme. Basis wird das gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug Boxer sein, auf dem die Komponenten zur Flugabwehr installiert werden.

Das Teilsystem des Luftverteidigungssystems im Nah- und Nächstbereichsschutz wird zunächst mit einer Maschinenkanone im Kaliber 30 Millimeter und dem Lenkflugkörper Stinger ausgestattet. Später soll außerdem ein weiterer Lenkflugkörper ergänzt werden, um die Abwehrfähigkeit gegen Angriffe aus der Luft zu verstärken. Der neue Panzer ist so aufgebaut, dass er ohne großen Aufwand mit bereits bestehenden Komponenten der Luftverteidigung kombiniert und in deren Einheiten komplett integriert werden kann.

Für die Bundeswehr wird das Skyranger 30-System mit einem Boxer realisiert. ©Rheinmetall Electronics GmbH Blauer Bund
Für die Bundeswehr wird das Skyranger 30-System mit einem Boxer realisiert. ©Rheinmetall Electronics GmbH

Mit der Beschaffung des Skyranger 30 wird langfristig die Lücke, die durch die Ausmusterung des Flugabwehrkanonenpanzers Gepard entstanden war, geschlossen.

Text: PIZ AIN

Eine Visualisierung zeigt das geplante Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz. Blauer Bund

Neues Luftverteidigungssystem für mittlere Distanzen

Um eine Fähigkeitslücke in der bodengebundenen Luftverteidigung zu schließen, beauftragte das Beschaffungsamt der Bundeswehr Ende Januar 2024 die Arbeitsgemeinschaft Nah- und Nächstbereichsschutz mit einem entsprechenden Entwicklungsauftrag. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss der Unternehmen Rheinmetall Electronics, Diehl Defence und Hensoldt Sensors.

Aufgrund eines Vertragswertes über 25 Millionen Euro wurde das Vorhaben zuvor durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gebilligt.

Das Vorhaben „Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz“, kurz LVS NNbS, soll den Schutz von bewegten Truppen der Landstreitkräfte gegen Angriffe aus der Luft sicherstellen. Zusätzlich ist es auch für den sogenannten Raumschutz, wie zum Beispiel kritische Infrastruktur geeignet.

Eine Visualisierung zeigt das geplante Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz. Blauer Bund
Eine Visualisierung zeigt das geplante Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz. – ©ARGE NNbS GbR

Kern des nun beauftragten Entwicklungsvorhabens ist die Optimierung der Luftverteidigung bis zu 40 km Reichweite sowie die Entwicklung von hochmobilen Komponenten. Diese sollen die Fähigkeit besitzen, Landstreitkräften im Gefecht folgen zu können um diese vor Angriffen aus der Luft zu schützen. Der Fokus liegt auf der Modularität und der Vernetzung auch zu anderen Luftverteidigungssystemen der NATO.

Neben der Einbindung von bereits in anderen Teilstreitkräften eingesetzter Waffensysteme, sollen später auch schnell verfügbare Einzelkomponenten in das Gesamtsystem NNbS eingebunden werden können. Das erhöht die Wirksamkeit der nationalen und internationalen Luftverteidigung signifikant.

Nach derzeitiger Planung sollen die Prototypen ab 2027 qualifiziert werden, um die Serienproduktion ab 2028 zu ermöglichen.

Text: PIZ AIN