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Rede der Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen, zum Jahresbericht 2017 des Wehrbeauftragten vor dem Deutschen Bundestag.

Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte mich dem Dank, lieber Herr Bartels, anschließen, vor allen Dingen dem Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihrem Amt. Wir wollen über zwei Berichte zugleich diskutieren. Ich finde, die Zeit reicht nicht, um sie ausführlich und angemessen zu würdigen. Deshalb möchte ich mich auf einige wenige Punkte konzentrieren.

Lieber Herr Bartels, Sie haben kürzlich in einem Interview gesagt: „Seit 2014 gibt es […] beide Aufgaben parallel.“ Gemeint sind die Landes- und Bündnisverteidigung und das Krisenmanagement. „Und das mit der kleinsten Bundeswehr aller Zeiten.“

Das stimmt. Nie war das Aufgabenspektrum der Bundeswehr breiter und heterogener, und nie war die Bundeswehr so klein.

Aber wir sollten auch nicht vergessen, woher wir gekommen sind. Seit der Wiedervereinigung hat die Bundeswehr 25 Jahre lang Schrumpfung, Kürzung, Reduzierung und Reformen erlebt. Sie alle haben es miterlebt: Personal wurde abgebaut, Material wurde aussortiert, Ersatzteillager wurden abgeschafft. Das heißt, man hat Gerät, das zu viel da war, kannibalisiert, also Ersatzteile entnommen, um sie in anderes Gerät, damit dieses noch funktioniert, einzubauen. Aber die Modernisierung ist damit natürlich vertagt worden, denn irgendwann hat man keine Geräte mehr, um diese zu kannibalisieren.

Das war nach dem Ende des Kalten Krieges nachvollziehbar und sicherheitspolitisch absolut notwendig. Die Zusammenführung von zwei großen und unterschiedlichen Armeen brauchte das. Aber wir alle wissen, dass spätestens seit der Finanzkrise 2008 aus den Kürzungen bei der Bundeswehr ein Leben von der Substanz folgte. Der Tiefpunkt war in der Tat, dass es hohle Strukturen und eine Verwaltung des Mangels gab und dass an allen Ecken und Enden Personal fehlte.

Dann kam es zu der dramatischen Veränderung der Sicherheitslage, die wir ab 2014 erlebt haben: zur Annexion der Krim, zum Beginn des hybriden Krieges in der Ostukraine, zum veränderten Verhalten Russlands. Ein Vierteljahr später folgten der Aufmarsch des IS über Mosul bis zehn Kilometer vor Bagdad, das Abschlachten der Jesiden bis hin zur Destabilisierung Afrikas durch Migrationsbewegungen, wie wir sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen haben.

Wir haben gemeinsam umgesteuert und Trendwenden bei Personal, Material und Finanzen eingeleitet. Die Bundeswehr wächst wieder. Aber das Wachsen ist nicht einfach ein Umdrehen des Trends. Vielmehr macht es etwas mit einer Organisation, dass man neu, ins Offene und in die Modernisierung hinein planen und sich neu aufstellen muss. Wir stellen mehr Berufssoldatinnen und -soldaten und mehr Soldaten auf Zeit ein. Die Bewerberlage ist übrigens trotz aller Unkenrufe gut.

Wir haben die starren Obergrenzen, die sich seit 2011 nicht verändert hatten, abgeschafft. Da geht mein Dank für das Vertrauen, das Sie uns gegeben haben, an das Parlament. Jetzt müssen wir nicht mehr die Wirklichkeit an die Obergrenzen anpassen. Wir legen dem Parlament die Planungsprozesse jedes Jahr transparent vor, sodass wir mit Blick nach vorne darlegen können, was wir, um die Auftragserfüllung der Bundeswehr zu gewährleisten, tatsächlich brauchen. Wir haben Transparenz geschaffen, etwa durch Rüstungsberichte, wie es sie nie zuvor gegeben hat. Wir sind schneller und besser geworden.

Wir haben es geschafft, das Volumen der Beschaffungsaufträge zu verfünffachen. Herr Wehrbeauftragter, ich nenne die Zahlen für die letzte Legislaturperiode: Uns sind 51 Boxer, 1.800 Geländewagen und Lkw, 181 Puma, 28 NH90, 16 A400M, 15 Hubschrauber für die Spezialkräfte und 31 Tiger zugegangen. Das reicht noch nicht, aber das ist der Weg in die richtige Richtung. Wir dürfen jetzt aber nicht nachlassen. Die Trendwenden müssen verstetigt werden.

Wir haben im letzten Dezember in der Tat auch die Europäische Verteidigungsunion aus der Taufe gehoben.

Herr Wehrbeauftragter, ich bin beim Thema Ausbildung bei Ihnen. Deshalb haben wir die Agenda Ausbildung ganz oben auf die Prioritätenlisten für diese Legislaturperiode gesetzt, und wir werden sie gemeinsam auch breit diskutieren.

Ja, das Bestandspersonal, wie Sie es nannten, Herr Wehrbeauftragter, muss sich gerade auch in der Gesetzgebung wiederfinden. Deshalb planen wir ein Artikelgesetz, das genau darauf zielt. Ich will nur einige Punkte nennen: Der von Ihnen eben beschriebene notwendige Zugang der Familien von an posttraumatischen Belastungsstörung Erkrankten zu therapeutischen Angeboten steht in diesem Artikelgesetz.

Die Gehaltsstruktur wird überprüft und muss verbessert werden. Die soziale Absicherung unserer Soldatinnen und Soldaten nach der aktiven Zeit – insbesondere, wenn es um die Krankenversicherung der Rentner geht – muss ermöglicht werden. All das sind Bausteine, die wir dann in der Breite auch gemeinsam diskutieren werden. Herr Wehrbeauftragter, Sie laufen bei uns also gewissermaßen offene Türen ein.

Wir sind in der vergangenen Legislaturperiode verbindliche europäische Verpflichtungen eingegangen, die wir umsetzen wollen. Ich nenne die Kooperation mit Frankreich beim Transportflugzeug C-130J und die Entwicklung der nächsten europäischen Generation eines gemeinsamen Kampfpanzers sowie eines gemeinsamen Luftkampfsystems. Das haben wir im letzten Jahr in der Feuille de route festgelegt. Niederländische Einheiten von Heer und Marine sollen tief in unsere militärischen Strukturen integriert werden, und wir planen, den Digitalfunk – die sogenannte Mobile Taktische Kommunikation – gemeinsam auf den Weg zu bringen. Mit Norwegen haben wir eine U-Boot-Kooperation; mit Frankreich, Spanien und Italien entwickeln wir die Eurodrohne.

Jetzt müssen diese Vereinbarungen mit Leben gefüllt werden, denn darauf verlassen sich unsere Verbündeten und unsere Soldatinnen und Soldaten. Das ist kein Sprint. Jetzt zeigt sich, ob wir diesen Dauerlauf schaffen, den langen Atem haben und tatsächlich das umsetzen, was wir in der letzten Legislaturperiode auf den Weg gebracht haben.

Unsere Soldatinnen und Soldaten warten auch auf neue Nachtsichtgeräte, erstklassige Schutzkleidung, moderne persönliche Ausrüstung und moderne mobile Kommunikationsmittel. Sie erwarten als Parlamentsarmee dafür auch eine nachhaltige und verlässliche Finanzierung.

Man kann den Rückbau der letzten mehr als 20 Jahre nicht in drei Jahren aufholen oder ungeschehen machen. Deshalb sind uns die Beschlüsse im Koalitionsvertrag so wichtig: die überjährige Finanzierung, die Verbesserung im Vergaberecht, die deutsche Umsetzung des europäischen Vergaberechts.

Ja, wir brauchen neue Beschaffungsregeln, wie Sie, Herr Wehrbeauftragter, das nannten, und wir müssen gemeinsam mit allen Beteiligten die Organisation des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr betrachten. Vor allem ist für uns wichtig, dass im Koalitionsvertrag kein Absinken der Nato-Quote und auch kein Absinken der ODA-Quote, sondern eine Erhöhung dieser beiden Quoten eins zu eins festgehalten ist. Diese nachhaltige Finanzierung ist unverzichtbar für die Ressorts des äußeren Handelns, und unsere Soldatinnen und Soldaten verlassen sich darauf.

Nicht nur unsere Soldatinnen und Soldaten verlassen sich darauf. Auch unsere Verbündeten verlassen sich in diesem Punkt auf uns. Wir wissen, dass wir verlässlich sind. Diese Verantwortung wollen wir auf unsere Schultern nehmen, und wir wollen ihr auch gerecht werden.

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Autor: Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen

REMSCHEID ist nicht nur die Stadt mit dem „Bergischen Löwen“: Führung durch zwei technisch hochinteressante Kleinode

Am 22. März, bei teilweise heftigem Schneegestöber, begaben sich frühmorgens 15 Personen der Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER unter organisatorischer Leitung von Oberstleutnant a. D. Karl-Heinz Laux, Schatzmeister im Vorstand der Kameradschaft, nach REMSCHEID auf den Weg, um unter dem Fokus Technik zwei außergewöhnliche Museen zu entdecken.

Jetzt wird sich mancher fragen, wo liegt REMSCHEID und was ist dort so interessant. Nun, wir wurden eines Besseren belehrt. REMSCHEID ist die drittgrößte Stadt des Bergischen Landes mit dem „Bergischen Löwen“ als Wappentier und wird volkstümlich auch die „Seestadt auf dem Berge“ genannt. Diese Bezeichnung entstand gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts, weil die in REMSCHEID ansässige Metall- und Werkzeugindustrie vielfältige Handelsbeziehungen nach Übersee und in die ganze Welt unterhält. Daneben hat aber REMSCHEID noch mehr zu bieten als innovative und weltweit bekannte Unternehmen. Sicherlich gehören dazu das unter technischen Aspekten besonders hervorzuhebende Deutsche Röntgenmuseum und das Deutsche Werkzeugmuseum.

1. Das Deutsche Röntgenmuseum

Das Deutsche Röntgenmuseum in Wilhelm Conrad Röntgens Geburtsstadt REMSCHEID-LENNEP versucht, nicht nur dessen Lebenswerk zu würdigen und verständlich der Nachwelt zu präsentieren. Es zeigt auch Exponate, die die Auswirkungen und Weiterentwicklungen seiner bahnbrechenden Entdeckung bis in die Gegenwart vor Augen führen.

Das Röntgen-Museum in REMSCHEID von Außen, Foto: Oberstleutnant a.D. H. Rüttgers

Wie kaum eine andere Entdeckung haben Röntgens X-Strahlen Einfluss nicht nur auf das Leben der Menschen, sondern auch auf alle Bereiche der Wissenschaft und Technik genommen. Wilhelm Conrad Röntgen wurde am 27.03.1845 in REMSCHEID-LENNEP geboren. Seine Eltern waren der Tuchhändler Friedrich Conrad Röntgen und dessen Ehefrau Charlotte, geb. Frowein. 1849 zog die Familie nach APELDORN (Niederlande); dort und später in UTRECHT besuchte er verschiedene Schulen und begann ein Universitätsstudium.

Von 1865 bis 1868 studierte er an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule in ZÜRICH und erhielt das Diplom als Maschinenbauingenieur. Mit seiner Dissertation “Studien über Gase” erwarb er 1868 an der ZÜRICHer Universität den Grad eines Doktors. 1888 nahm er die Berufung als Ordentlicher Professor für Physik und Leiter des Physikalischen Instituts der Julius-Maximilians-Universität WÜRZBURG an. Am 8. November 1895 entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen die unsichtbaren Strahlen. Er experimentierte mit einer fast luftleeren Kathodenstrahlröhre aus Glas. Er deckte sie mit Pappe ab, aber die Strahlen konnten diese durchdringen und bildeten ein zufällig auf dem Tisch liegendes Objekt auf einem danebenliegenden Fluoreszenzschirm ab. In einer öffentlichen Demonstration seiner neuen Entdeckung im Januar 1896 schlug ein Teilnehmer der Veranstaltung vor, diese Strahlen künftig “Röntgen´sche Strahlen” zu nennen. 1900 wurde er als Ordentlicher Professor und Vorstand des Physikalischen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität nach MÜNCHEN berufen. Am 10.12.1901 erhielt Wilhelm Conrad Röntgen den ersten Nobelpreis für Physik der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Er starb am 10.02.1923 zwar in MÜNCHEN, begraben jedoch ist er in GIESSEN.

Seitdem sind die Röntgenstrahlen in Medizin, Technik und Forschung allgegenwärtig und es gibt kaum jemanden, der nicht schon einmal mit ihrer Hilfe untersucht wurde und sei es nur in einer Röntgenreihenuntersuchung. Röntgen selbst gab ihnen den Namen „X-Strahlen“.

Die Entdeckung der Röntgenstrahlung (Nachbildung), Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Die Sammlungen des Deutschen Röntgen-Museums umfassen ca. 155.000 Objekte. Unter den Sammlungsobjekten ist eine hohe Zahl an wertvollen Originalexponaten und eine in der Welt einmalige Sammlung von Geräten zur Entdeckung, Erforschung und Anwendung der Röntgenstrahlen auf allen wissenschaftlichen Fachgebieten zu finden.

In der Medizin:

In der Medizin dient das Röntgen hauptsächlich zur Feststellung von Anomalien im Körper, die im Zusammenhang mit Symptomen, Zeichen und eventuell anderen Untersuchungen eine Diagnose ermöglichen (Röntgendiagnostik). Die unterschiedlich dichten Gewebe des menschlichen (oder tierischen) Körpers absorbieren die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark, so dass man eine Abbildung des Körperinneren erreicht. Dieses Verfahren wird zum Beispiel häufig bei Verdacht auf Knochenbruch angewendet: Zeigt das Röntgenbild eine Unterbrechung der Kontinuität des Knochens, ist der Verdacht bestätigt.

Einsatz als Feldmäßiger Röntgenapparat:

Mehr als neun Millionen tote Soldaten, viele Millionen Verwundete – die Bilanz des Ersten Weltkriegs erschüttert bis heute. Nicht nur die Zahlen sind schockierend, sondern auch die Schwere der Verletzungen. Einfache Schusswunden zählten noch zu den harmloseren Folgen der Kämpfe. Die neuen Kriegstechnologien richteten die Menschen furchtbar zu: Manche Soldaten verloren Arme, Beine oder Teile ihres Gesichts, sie erblindeten oder trugen Lähmungen davon.

Feldmäßiger Röntgenapparat, Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Ärzte versuchten nach Kräften, den Schwerverwundeten zu helfen – und setzten dabei erstmals auf eine besonders von einer weiteren Nobelpreisträgerin, nämlich von Madame Curie, unterstützende neuartige Technik: den Röntgenbildern. Die waren für viele verletzte Soldaten lebensrettend, weil man Geschosssplitter im Körper entdeckte, die man sonst nicht gefunden hätte.

In der Biologie:

In biologischen Fachbereichen, wie beispielsweise der Zoologie, wird versucht, mit Hilfe von Röntgen-basierten Darstellungen verschiedenste Fragestellungen zu beantworten. So kann beispielsweise der Aufbau des Kreislaufsystems bei Wirbellosen und seine Lage im Körper besser und schneller untersucht werden, als es mit konventionellen Methoden wie Präparation unter dem Mikroskop oder histologischen Schnitten möglich wäre.

Zur Strukturanalyse:

Indem man die Beugung von Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch eine Substanzprobe misst, lässt sich die Kristallstruktur von Substanzen aufklären. Moleküle können so visualisiert werden. Bei organischen Molekülen wie DNA, RNA und Proteinen lässt die Struktur Schlüsse auf die Funktion zu, daher greifen Molekularbiologen besonders oft auf die Röntgen-Strukturanalyse zurück.

In der Geologie und Mineralogie:

Die chemische Analyse von Gesteinen und Mineralen ist mit Hilfe der Röntgenfluoreszenz-Analyse möglich. Durch Bestrahlung mit Röntgenstrahlen von ca. 50 kV werden die in einer Probe enthaltenen chemischen Elemente zu einer Fluoreszenz-Strahlung angeregt, deren Wellenlänge charakteristisch für das betreffende Element ist. Durch Messung der Wellenlänge dieser Strahlung können die Elemente qualitativ bestimmt werden. Durch Messung der Intensität und Vergleich mit einer Standardprobe bekannter Zusammensetzung kann auch eine quantitative Analyse durchgeführt werden.

In der Archäologie:

In der Archäologie wird die Röntgenaufnahme beispielsweise zum Durchleuchten von Mumien genutzt, wenn deren Einbandagierung nicht zerstört werden soll. Ferner können kompliziert aufgebaute Funde wie Waffen, verzierte Ornamente oder unter Verschluss befindliche Objekte in Truhen ohne Öffnung untersucht werden.

Zur Gemäldeuntersuchung:

Die Röntgentechnik wurde erstmals eingesetzt, um verschiedene Schichten des Bildaufbaus bei Gemälden sichtbar zu machen.

Mobile Durchleuchtungseinheit für LKW und Busse der Bundeszollverwaltung

An manchen Kontrollpunkten wird Röntgentechnik in Scannern angewendet, um zeitsparend, aber wirksam Hohlräume oder Menschen zu durchleuchten. Es gibt Röntgengeräte, die ganze LKW-Ladungen oder Container durchleuchten können. Zudem wird das Röntgen auch bei der Delaborierung von Bomben zur Hilfe genommen.

Materialprüfung

Weitere Anwendungen findet man beim Röntgen in der Werkstoffprüfung. Durch Röntgen kann man im Verlauf der Durchstrahlungsprüfung Objekte auf Risse und Hohlräume im Innern untersuchen. Dies geschieht mit sogenannten Röntgenrefraktionsanlagen, meist mit einem Belastungsmechanismus zum leichten Öffnen der Mikrorisse.

Qualitätskontrolle in der Nahrungsmittelproduktion

Immer häufiger verlangen große Handelsketten von den Nahrungsmittelherstellern eine bessere Detektion von Fremdkörpern zur Erhöhung der Produktqualität. Nachdem der Metalldetektor in den letzten Jahren das Mittel der Wahl war, kommen jetzt immer häufiger Röntgensysteme zum Einsatz. Diese Röntgensysteme bestehen zum einen aus dem bekannten Röntgensystem (Röhre/Kollimator und Empfänger) sowie aus einer weitentwickelten computergestützten Bildverarbeitung mit Aussteuergerät.

Gefahren von Röntgenstrahlen

Röntgenstrahlung durchdringen alle Gewebe des menschlichen Körpers und können zu Schädigungen führen, vor allem infolge Beeinträchtigung der Zellteilung. Hier zu nennen sind besonders:

  • Verbrennungen verschiedenen Grades durch Strahleneinwirkung auf die Haut.
  • Schädigung des Knochenmarks und der Keimzellen, dadurch Entstehung von Missbildungen, Unfruchtbarkeit oder Krebs.
  • Bei schwangeren Frauen: Röntgenstrahlen sind für das ungeborene Kind lebensgefährlich, daher sollten Aufnahmen nur dann durchgeführt werden, wenn sie überlebenswichtig sind. Frauen im gebärfähigen Alter sollten vor einer Röntgenuntersuchung einen Schwangerschaftstest durchführen, wenn sie nicht ausschließen können, dass sie schwanger sind.

Die maximal erlaubte Dosis pro Jahr für beruflich exponierte Personen beträgt 5 Rem. Das entspricht 10 Thorax-Röntgenbildern. Darum ist Strahlenschutz für Patienten und Personal, die mit Röntgenstrahlen zu tun haben, besonders wichtig.

Die für die Führung vorgesehene Zeit verflog rasend schnell. Unser Führer verstand es geschickt, uns die wichtigsten und interessantesten Exponate kurzweilig und durch kleine Anekdoten aufgelockert vorzustellen. Nach einer Kräftigung mit Pasta und Pizza beim Italiener verlegten wir zum zweiten hochinteressanten Museum.

2. Das Deutsche Werkzeugmuseum

Dieses Museum ist in Deutschland einzigartig. Es beherbergt eine umfangreiche technik-, sozial- und kulturgeschichtliche Sammlung von Werkzeugen aus vielen Jahrhunderten, beginnend beim steinernen Faustkeil aus einer Zeit vor 200.000 Jahren und reicht bis in die Gegenwart.

Daneben ist es gerade für Techniker wieder interessant, zu erfahren, woher solche Bezeichnungen wie „Maulschlüssel“, „Klauen“-, „Gelenk“-, „Steck“- oder „Hakenschlüssel“ stammen Den letztgenannten müssten vor allem VW-Käferfahrer noch kennen, denn der ist zum Aus- und Einbau des Anlassers nötig, da kein gradliniger Zugang zur Verschraubung möglich ist. Oder was ist ein „Innenschruppdrehmeißel“ oder „Schaftschruppfräser“? Dies und andere Fachausdrücke erklärte uns unser Führer, ein erfahrener Werkzeugbauer, beim 90 min Museumsrundgang.

Außen gibt sich der 1967 gegründete und 1995/96 neu konzipierte und neu gestaltete Museumskomplex im REMSCHEIDer Stadtteil HASTEN eher bescheiden. Doch das trügt: Bereits im Eingangsbereich fällt unser Blick auf ein fast vier Meter großes Schwungrad einer Dampfmaschine aus dem Jahre 1907, von der aus über eine Transmission unter der Decke mehrere Werkzeugmaschinen angetrieben werden, und versetzt uns zurück in die Vergangenheit.

Dampfmaschine mit Schwungrad, Foto: Oberstleutnant a.D. H. Rüttgers

Ein anderer Bereich des Museums ist dem schon vor über 200 Jahren vom Bergischen aus weltweit betriebenen Handel mit Werkzeug und anderen Eisenwaren gewidmet. Zu sehen sind originalgetreue Kopien alter Kataloge, Fotos überseeischer Niederlassungen großer Exporthäuser, Musterkoffer und Kisten für Werkzeuge aller Art für den Seetransport. Unlängst hinzu gekommen ist eine Ausstellungseinheit, die zwei Handelsreisen dokumentiert, die der Inhaber einer traditionsreichen Firma in den frühen 1950er Jahren durch den damals noch wenig erschlossenen afrikanischen Kontinent unternahm.

Im Mittelpunkt aber steht Werkzeug, seine Funktion und seine Herstellung: Von den Gerätschaften der Steinzeit, der Bronzezeit, des Mittelalters und der handwerklich geprägten Frühindustrie bis zum computergesteuerten High-Tech-Produkt unserer Tage, von der Eisenerzeugung im Bauernrennfeuer bis zum ersten industriellen Lichtbogen-Schmelzofen für Stahl von 1906 veranschaulicht das Museum diese Themenbereiche auf vielfältige Weise. Die in anderen Museen allgegenwärtigen Schilder „Bitte nicht berühren“ sucht man hier vergeblich. Im Gegenteil: Immer wieder lädt der Hinweis „Bitte ausprobieren“ große und kleine Besucher ein, sich selbst im Umgang mit Werkzeug zu versuchen.

In das Museum integriert ist eine historische Fabrikhalle mit Kontorgebäude. Weiterhin sind zwei originalgetreue Schmieden aus der Zeit um 1900, eine kleine Feilenhaustube, ein kleiner Wasserhammer und ein wasserradgetriebener Schleifkotten zu besichtigen.

Eisenerzvorkommen, Holz für die Holzkohle als reinem Brennstoff und bald auch das Wasser der von reichen Niederschlägen gespeisten Bäche mit starkem Gefälle zum Antrieb leistungsstarker Wasserräder waren Grundlage für die Entstehung der frühindustriellen Werkzeugfertigung im Raume REMSCHEID. So konnte hier – zunächst in kleinen Schmelzöfen, sogenannten „Rennöfen“, später in bis zu 10 Meter hohen „Hochöfen“ – Stahl erzeugt und weiterverkauft oder zu Werkzeug und anderen Kleineisenartikeln weiterverarbeitet werden.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts standen bestimmte Rohstoffe für die Metallherstellung nicht mehr zur Verfügung. Daher beschränkte man sich von da an auf die Veredelung von Roheisen. Dieses wurde vor allem aus dem Siegerland bezogen und dann zum sogenannten „Raffinierstahl“, dem frühindustriellen Edelstahl, weiterverarbeitet.

Die Ausstellungseinheit „Werkzeugform – Werkzeugfunktion“ will zeigen, dass die Form eines Werkzeugs zwar durch Funktion und ergonomische Zweckmäßigkeit bestimmt ist, sie aber dennoch im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Ausprägungen erfährt. Neben Handwerkzeug wird auch Elektrowerkzeug, hier insbesondere in Bezug auf die Entwicklung der Elektrobohrhämmer, angesprochen.

Perfektes „Feilenhauen“, Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Gleich nebenan die Ausstellungseinheit „Feilenhauerei“, wo exemplarisch verdeutlicht wird, welche – zunächst handwerklichen – Arbeitsschritte zur Feilen-Herstellung erforderlich sind. Am Beispiel der Mechanisierung der Produktion werden auch die sozialen Auswirkungen für die Menschen und deren Arbeit verdeutlicht: Die Feilenhauer verloren ihre Selbstständigkeit, wurden zu Fabrikarbeitern.

Unsere Besuchsgruppe in der Diskussion, Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

In engem Zusammenhang mit der Feilenhauerei steht die Ausstellungseinheit „Kleinindustrielle Fertigung“, deren Mittelpunkt Werkzeugmaschinen und Maschinenwerkzeuge des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bilden. Räumlich gehört dazu auch die schon erwähnte Dampfmaschine von 1907, die ihre Kraft über eine Transmissionsanlage auf Produktionsmaschinen überträgt. Diese, ein Symbol der „Industriellen Revolution“, leitet thematisch über zur Ausstellungseinheit „Industrielle Werkzeugfertigung“. Neben sozialgeschichtlichen Aspekten informiert hier ein weiterer Schwerpunkt über das industrielle Gesenkschmieden, nach wie vor ein wichtiger Produktionsschritt in der Werkzeugindustrie. Angegliedert sind weitere Großobjekte, die zwar mit der Werkzeugproduktion in einem Zusammenhang stehen, thematisch jedoch darüber hinaus weisen. Dies ist zum einen der weltweit erste Produktionsofen zur Herstellung von hochwertigem Elektrostahl (1906 von Richard Lindenberg in REMSCHEID-Hasten in Betrieb genommen). Zum anderen ist es eine Exponatgruppe mit Modellen und Original-Versuchs-Walzanlagen zur Herstellung nahtloser Röhren, entwickelt von Max Mannesmann (1857-1915) und dessen Bruder Reinhard (1856-1922).

Ganz aktuell schließlich die Ausstellungseinheit „Moderne Werkzeuge – Moderne Fertigung“: Neue Organisationsformen, neue Verfahren im Fertigungsfluss, neue Produkte aus innovativen Werkstoffen und hochpräzise Methoden der Qualitätssicherung bestimmen heute den Alltag der Werkzeugindustrie.

Leider verflog die Zeit für unsere sachkundige Besuchsgruppe viel zu schnell. Jedoch hatten wir somit für die Heimfahrt ausreichend Gelegenheit, um die eine oder andere technische Fragestellung weiter zu diskutieren.

Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER
Autor: Oberstleutnant a.D. Steibel

Informationsveranstaltung 2017

Über 300 Personen, bestehend aus Mitgliedern aus allen Teilstreitkräften/Organisationsbereichen, aus allen Dienstgradgruppen sowie zahlreiche zivilen Logistikern, Rüstungsfachleuten, Wehrtechnikern, Firmenvertretern und Gästen, konnte unser Präsident, Generalmajor Volker Thomas, zur jährlichen Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZ TLS) in ESCHWEILER begrüßen. Unter den Teilnehmern befand sich auch eine größere Abordnung unseres Partners Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL), die über 50 Teilnehmer umfasste.

Zwei Tage lang trugen hochrangige Entscheidungsträger aus Sicherheitspolitik/militärischer Führung, Logistik und der Wirtschaft, aber auch aus der Truppe und den Ausbildungseinrichtungen zu aktuellen Themen vor.

Zuvor jedoch wurde in der Mitgliederversammlung die Bilanz des vergangenen Jahres gezogen und über die nächste Zukunft entschieden.

Mitgliederversammlung: „blauer Bund e.V.“ (bB) wächst an Mitgliedern um 10%

Der Präsident blickte auf eine beachtliche, positive Periode zurück und beleuchtete nochmals das würdige Begehen des 25-jährigen Jubiläums des Vereins in BERLIN, aber auch die beiderseits gewinnbringende Zusammenarbeit mit der BVL. Weiter ging er auf die Mitarbeit des bB innerhalb des „Beirat für Reservistenangelegenheiten“ ein, in dem unser Verein, zuletzt über eine flink durchgeführte Mitgliederbefragung, ein erstes Meinungsbild zu den Themen „Innere Führung“ und „Tradition“ beisteuerte, welches viel Beachtung und Anerkennung fand. Darüber hinaus gab GenMaj Thomas seiner Freude über den Zuwachs an Mitgliedern Ausdruck, deren Zahl im vergangenen Jahr um ca. 100 anstieg.
Ein wesentlicher Bestandteil der Mitgliederversammlung war die Neuwahl des Bundesvorstandes. Hier gab es keine umwälzende Veränderung zur vorherigen Besetzung.

Die folgenden zehn Einzelvorträge sowie das durchgeführte Interview/Podiumsdiskussion waren geprägt von erfreulicher Offenheit und höchst interessant, was man über die intensive Beteiligung des Publikums durch gestellte Fragen ablesen konnte.
Den Anfang machte der Gastgeber, indem Oberst Brauner als Stellvertreter des Kommandeurs AusbZ TLS über aktuelle Handlungsfelder wie, Erweiterung der internationalen Zusammenarbeit zur Aufgabe Gefechtsschaden Instandsetzung und die Unterstützung von einsatzbedingtem Ausbildungsbedarf informierte.

Daran anschließend zeigte Brigadegeneral Lüth, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw), was sich unter den Clustern „Modernisierung der Lehre“ und „Modernisierung der Struktur“ an Veränderungen an „seiner Schule“ verbirgt und spannte dabei den Bogen von „Kompetenzorientierter Ausbildung“ bis zum „Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre (JCTC)“. Letzteres hat im Rahmen des Framework Nations Concept (FNC) der NATO hohen Stellenwert und wird deshalb in Garlstedt ambitioniert vorangetrieben (siehe auch bB-Infoheft 49).

Danach eröffnete Generalmajor Thomas, Kommandeur des Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw), den Schwerpunkt des ersten Tages unter der Überschrift „Wirtschaft und Bundeswehr – Partner in der Logistik“; indem er die angewachsenen Forderungen an die Logistik der Streitkräfte den Herausforderungen der demographischen Entwicklung gegenüberstellte und seine Vorstellungen zu Kooperationsmöglichkeiten mit der Wirtschaft aufzeigte. Denkbar erscheint bei Personalgewinnung, der Lagerung/Bewirtschaftung von Material, Instandhaltung und Fertigung und Verlegung/Marsch, kooperative Lösungen zu finden. In einer Klausur von SKB und Wirtschaft sollen dazu in 2018 erste Untersuchungen angestellt werden.

Kdr LogKdoBw: „Alleine wird es keiner von uns schaffen die jeweiligen Forderungen an die Logistik in der Zukunft zu erfüllen. Nur die Kooperation von Streitkräften und Wirtschaft ermöglicht es die Herausforderungen zu bewältigen.“

In der Folge schilderte Prof. Dr. Wimmer, Vorsitzender der BVL, aktuelle Trends und Strategien in der zivilen Wirtschaft. Anhand von Beispielen erläuterte er die Aktivitäten von Firmen zu innovativen Technologiekonzepten. Der Firma Bosch ist es beispielsweise gelungen durch einen innovativen Veränderungsprozess, globale Bedarfe in den Materialfeldern stärker zu bündeln, Beschaffungsprozesse weltweit zu standardisieren und die Kompetenzen der Mitarbeiter weiter zu stärken. Dafür wurde die Firma 2016 mit dem BME-Innovationspreis ausgezeichnet. Die Trends Veränderung in der Wertschöpfungskette und in den Kompetenzanforderungen wurden ebenso erläutert wie das Etablieren neuer Geschäftsmodelle und mündete in die eindeutige Empfehlung des Professors, den Trend zunehmender Digitalisierung der Berufswelt in Unternehmen besser heute als morgen anzugehen.

Zur Personalgewinnung als gemeinsame Herausforderung für Bundeswehr und Wirtschaft referierte Oberst i.G. Dormanns vom Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr wobei er, zu seiner Aufgabe passend, den Schwerpunkt auf die Einbindung von Reservedienst Leistenden und ungedienten „Quereinsteigern“ legte. Zwei Personengruppen die den Demographie-bedingten Personalmangel abschwächen sollen.

Abgeschlossen wurde das Themenfeld gegenseitiger Zusammenarbeit mit einem Interview führender Logistiker der Unternehmen REWE (Herr Moosmüller) und PENNY (Herr Ritter) zur wechselseitigen Einbindung von Personal in der Wirtschaft und den Streitkräften. Da beide Interviewten eine Vergangenheit als Soldat auf Zeit in der Bundeswehr haben konnte der Interviewer, Prof. Dr. Wimmer, authentische Aussagen einfangen, die sicher bei den zahlreich anwesenden Offizieren des Truppendienstes, die noch vor der Übernahme zum Berufssoldaten stehen auf Interesse stieß.

Aus dem Interview: „Die Fähigkeiten zur Menschenführung und das Verinnerlichen des Führungsprozesses haben mir beim Einstieg in die zivile Berufswelt entscheidend geholfen!“

Der Gesellschaftsabend kam bei allen Teilnehmern sehr gut an und beförderte das Kennenlernen und einen regen Austausch. Den würdigen Rahmen nutzte der Präsident um besondere Auszeichnungen vorzunehmen. So wurde seinem Vorgänger als Präsident, Herrn Generalleutnant Warnecke die Ehrenmitgliedschaft im bB verliehen und weiteren verdienten Mitgliedern, nämlich den Obersten a.D. Bruderhofer und Fischer, die Ehrennadel des bB in Gold verliehen. Ehrungen zur 25-jährigen Mitgliedschaft wurden ebenfalls vorgenommen.
Der zweite Tag wurde von Generalleutnant Warnecke, Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im BMVg, zum Thema Auslandseinsätze begonnen. Nach einer Einschätzung der Sicherheits- und Bedrohungslage betonte er die Komplexität und Volatilität der Situation, worauf er auf das Engagement Deutschlands in AFRIKA mit Schwerpunkt MALI einging. Die Einschätzung, dass LYBIEN und die UKRAINE für die Zukunft in den Fokus rücken, erläuterte Generalleutnant Warnecke ebenso wie das derzeit zu ertragende Geduldsspiel welches für Mandatsverlängerungen nötig ist, da es noch nicht zur einer neuen Bildung einer neuen Bundesregierung gekommen ist.

Aus Sicht des Sanitätsdienstes der Bundeswehr beleuchtete Generalarzt Most, Abteilungsleiter Planung/Führung/Steuerung im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Erfahrungen und Perspektiven zu den Aufgaben der Streitkräfte. Nach den Ausführungen zur Rettungskette Personal und den Bedingungen des SanDst im MALI-Einsatz wurde schnell deutlich, dass auch der SanDst in Zukunft verstärkt auf den multinationalen Ansatz baut und dazu ein Multinational Medical Coordination Center (MMCC) etablieren möchte. Die Einschätzungen zur erforderlichen Struktur des ZSanDst innerhalb der Landes- und Bündnisverteidigung legte er abschließend dar. Wie zu erwarten müssten dazu auch die Kräfte des ZSanDst erheblich (Faktor >6) anwachsen.

Den Sprung von der politisch/strategischen Ebene hinunter zur Taktischen vollzog Frau Major Gerung, TrVersStOffz Panzergrenadierbataillon 122, die über ihre Erfahrungen mit dem Auftrag Enhanced Forward Presence Battle Group in LITAUEN informierte. Anschaulich vermittelte sie den erheblichen Umfang an Vorbereitung innerhalb enger Zeitfenster („wir konnten nicht immer auf die Befehlsgebung warten“) und schilderte die logistischen Herausforderungen des multinationalen Verbandes vor Ort („wir mussten unsere Transporte regelmäßig suchen, um sie zum Entladeort zu leiten“).

Major Gerung: „Ich hätte mir gewünscht, dass vor Ort dauerhaft ein DEU Verbindungselement zu den LUT Streitkräften (HNS) bestanden hätte und ich aus LITAUEN heraus nicht parallel Aufgaben am Heimatstandort wahrnehmen zu müssen.“
Den Sprung zurück bis auf das politische Parkett in BRÜSSEL vollzog Generalleutnant Wiermann, Deutscher Militärischer Vertreter im Militärausschuss der NATO und EU.
Er machte deutlich, dass die Geschlossenheit von Bündnispartnern und das verlässliche Einbringen von militärischen Fähigkeiten das wirksamste Mittel gegen eine eventuelle Bedrohung, wie der NATO-Ostflanke, ist. Die NATO wird ihre Kapazitäten in der Kommandostruktur aber auch in der Logistik (Standing JLSG in MONTS) verstärken. Während sich in der EU 21 Nationen auf eine permanente Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen verständigt haben und auch bei Planung der nationalen Verteidigung und bei Rüstungsvorhaben enger zusammenarbeiten wollen.

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass der Gesellschaftsabend wie immer eine runde Sache war – die Sammlung für das Soldatenhilfswerk ergab die Summe von 1.060,80 Euro.
In seinem Schlusswort sprach Generalmajor Thomas die Hoffnung aus, die Mitglieder des Vereins im Jahre 2018 am 08. und 09.November an der LogSBw begrüßen zu dürfen.

Zum Schluss dankte der Präsident dem Gastgeber, Oberst Brauner und dem Team des AusbZTLS für die gelungene Unterstützung im Rahmen der Weiterbildungsmaßnahme.
Fazit: Die diesjährige Mitgliederversammlung und zentrale Informationsveranstaltung des „blauer Bund e.V.“ war wieder eine gelungene Sache.
Auf Wiedersehen im nächsten Jahr in GARLSTEDT!

Informationsveranstaltung 2016

Mit dem Grußwort des Kommandeurs der Logistikschule der Bundeswehr als Hausherr der diesjährigen Veranstaltung wurde die Informationsveranstaltung, an der rund 200 Mitglieder und Interessierte teilnahmen, eröffnet. Der Verlauf der Informationsveranstaltung folgte im Weiteren dem Titel des diesjährigen Informationsheftes „Logistik – Gestern & Heute“. Hierbei wurden folgende Themenkomplexe mit hochkarätigen Vortragenden in logischer Folge behandelt : Einsätze – Einsatzerfahrungen, Logistisches System der Bundeswehr – neue Herausforderungen aufgrund der sicherheitspolitischen Veränderungen, Erfahrungen –Auswertung der multinationaler Großübung JOINT DERBY 2016 und abschließend Aktuelles von den Schulen / Ausbildungszentren.

Im ersten Teil des ersten Tages erläuterte Brigadegeneral Albl, Kommandeur der dt-frz. Brigade seine Erfahrungen als Kommandeur der Ausbildungsmission in MALI (EUTM). Hierbei gelang es Ihm eindrucksvoll die besonderen Herausforderungen, beruhend auf Geschichte, klimatische Bedingungen und Multinationalität, aber auch die besonderen Erfolge (Ausbildung von mehr als 8.000 Soldaten der malischen Streitkräfte) darzustellen.

Auch der folgende Vortrag von Dr. Kieschoweit, heute EAFT GmbH, EMDEN, zuvor Geschäftsführer der BwFPS, griff die Herausforderungen von Einsätzen im Ausland, diesmal aus Sicht eines zivilen Dienstleisters, erneut auf. Der Umfang der Unterstützung im Einsatz weitet sich zunehmend aus und umfasst heute neben der Erbringung von Instandsetzungsleistungen auch die Bereitstellung von Werkzeug / Sonderwerkzeug, die Ausbildung des Bedienerpersonals als auch die Bereitstellung von Ersatzteilen, einschließlich der zugehörigen Managementleistung, bei ggf. unklaren Lagebild im Einsatzland und unbekannten Schadensbildern am genutzten Einsatzgerät. Zur Sicherstellung / Unterstützung auch kommender Einsätze kommt somit der Einsatzauswertung und dem Aspekt „Lessons learned“ besondere Bedeutung zu.

Nach diesem ersten Teil, der sich mit den aktuellen Einsätzen und deren Herausforderungen beschäftigte, befasste ich der zweite Teil des ersten Tages der Informationsveranstaltung mit den sich verändernden sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen und derer Folgen.

Herr Klingbiel, Mitglied des Deutschen Bundestags sowie unter anderem Mitglied des Verteidigungsausschusses, skizzierte die sich verändernde Sicherheitslage und den resultierenden strategischen Ansatz deutscher Sicherheitspolitik, wie er im Weißbuch niedergelegt wurde. Einem präventiven Engagement im multinationalen Rahmen kommt hierbei besondere Bedeutung zu.

Den auf den Vorgaben des Weißbuch 2016 basierenden Planungen für die Zukunft der Bundeswehr wurden im Folgenden durch Generalleutnant Bühler, BMVg AbtLtr Planung, erläutert. Die eingeschlagene Trendwende umfasst neben dem Personal auch die Rüstungsinvestitionen (Ausstattung/Material). Bis 2020, so der Plan, erfolgt die Steigerung der Investitionsquote bis auf 20%. Dies führt unter anderem bis 2021 zur Beschaffung von 403 GTK BOXER bzw. 328 KPz Leopard. Der „Konzeption der Bundeswehr“, die 2017 zu erwarten ist, wird dem vernetzten Handeln (Multinationalität/Integration) und Flexibilität / Agilität besondere Rechnung tragen.

Der erste Tag schloss in bewährter Form mit dem Gesellschaftsabend, der neben einem vorzüglichen Buffetangebot reichlich Gelegenheit für interessante Gespräche, Erfahrungsaustausch und zur Pflege der Vereinsgedankens bot. Neben der Ehrung / Auszeichnung verdienter Mitglieder durch den Präsidenten spendeten bei der auch schon traditionellen Sammlung für das Bundeswehr Sozialwerk mehr als 1.500,– € (ohne Zuschuss durch die Bundeskasse).

Der zweite Tag der Informationsveranstaltung wurde durch den Präsidenten des blauen Bund e.V. , Herrn Generalmajor Thomas mit einem Vortrag zum logistischen System der Bundeswehr –Sachstand und Herausforderungen, begonnen.

In seinem Vortrag beleuchtete Generalmajor Thomas die durch Staatssekretärin Suder beauftragte Untersuchung zur Weiterentwicklung des logistischen Systems und darüber hinaus die Auswertung und Schlussfolgerungen aus der Rückführung von Material/Gerät aus dem Afghanistaneinsatz. Die Veränderung der sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen stellt auch die Logistik vor neue Herausforderungen. Die bisherige Einsatzrealität erfordert aufgrund vieler „kleiner“ Einsätze zwingend die Einbindung von Leistungen Dritter, z.B. ziviler Dienstleister (bis hin zum Full-Service). Der Einsatz von bis zu 10.000 Soldaten in zwei Einsatzgebieten neben Einsätzen im Rahmen der Landes- bzw. Bündnisverteidigung stellen die aktuellen Herausforderungen dar. Die Fähigkeiten hierzu sind schrittweise (wieder) aufzubauen.

Eine zentrale Rolle im logistischen System spielt das durch das BAAINBw wahrgenommene Rüstungsmanagement. Über wesentliche Aspekte der Agenda Rüstung, die auf einem Gutachten der Fa. KMPG basiert und rund 180 Empfehlungen zur Optimierung enthält, referierte der Abteilungsleiter Kampf im BAAINBw, Herr Brigadegeneral Könen. Kernelemente der Agenda Rüstung bilden ein Kennzahlensystem, die Festlegung klarer Verantwortlichkeiten und ein entsprechendes Berichtswesen zur Information / Befassung der Leitung bis hin zur Ministerin. Mit Umsetzung der Agenda Rüstung wird das Rüstungsmanagement hohe Effizienz und Effektivität erlangen.

Herr Generalleutnant Roßmanith, Befehlshaber des Multinational Joint Headquarter ULM (MN JHQ) berichtete anschließend zur multinationalen Großübung JOINT DERBY 2016. Es handelte sich zwar nicht um eine logistische Großübung, doch stellte die erforderliche Logistik eine wesentliche Komponente dieser Übung dar. In logistischer Hinsicht war der Einsatz einer Joint Logistic Support Group (JLSG) entscheidend, da hier die gesamte logistische Unterstützung geplant und umgesetzt wurde. Die Übung JOINT DERBY 2016 ist nicht als isolierte Übung zu verstehen, sondern ist eine von mehreren Übungen, die in 2018/2019 auch zu der Zertifizierung des JLSG ULM führen werden. Schwerpunkt der Übung war der Aufmarsch von multinationalen Truppenteilen auf dem Land-, See- und Luftweg. Die komplexe Vorbereitung der Übung erstreckte sich über mehr als 18 Monate. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem Erfahrungsbericht zusammengefasst, der bis auf die Ebene des Generalinspekteurs der Bundeswehr betrachtet und bewertet werden wird.

Die Informationsveranstaltung schloss in bekannter Weise mit aktuellen Informationen aus den Schulen, wobei aufgrund der fortgeschrittenen Zeit der Beitrag des AusbZTLS entfallen musste. Brigadegeneral Zimmer, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr, informierte über die Neuerungen im Bereich der Lehre (Einsatz moderner Technologie, wie zum Bsp. computerunterstützte Ausbildung, Fernausbildung) sowie die Einrichtung neuer Lehrgänge, wie zum dem JLSG Orientation Trainings. In 2017 erwartet die LogSBw eine Anpassung der Soll-Organisation (ehem. STAN), basierend auf einer Vor-Ort-Erhebung. Der Betrieb des Logistischen Übungszentrums wird erweitert, macht aber bereits unter Berücksichtigung der bindenden europäischen Arbeitszeitrichtlinie einen personellen Mehrbedarf erforderlich.

Zum Ende der Informationsveranstaltung bedankte sich der Präsident des blauer Bund e.V. bei allen Vortragenden und interessierten Teilnehmern. Besonderer Dank galt dem Projektoffizier der LogSBw, Herrn Oberstleutnant Janczyk, der mit hervorragender Vorbereitung und Flexibilität wesentlich zum Erfolg der Informationsveranstaltung beigetragen hat. Insgesamt eine höchst interessante Informationsveranstaltung, die den Teilnehmer die aktuellen Entwicklungen in der Logistik der Bundeswehr durch sehr gute, anschauliche Vorträge vermitteln konnte. Zahlreiche Teilnahme im nächsten Jahr ist somit gesichert.

Im nächsten Jahr wird die Mitgliederversammlung / Informationsveranstaltung am 09./10.11.2017 am AusbZTLS, AACHEN stattfinden.

Informationsveranstaltung 2015

Stimmungsbericht der zentralen Informationsveranstaltung 2016

Das 25-jährige  Jubiläum war Anlass genug, um zur diesjährigen Mitgliederversammlung sowie zur  Zentralen Informationsveranstaltung nach Berlin in das Casino der Julius-Leber-Kaserne  einzuladen. Allerdings spielte die Vergangenheit auf keiner der beiden Tagungen eine große Rolle, vielmehr war der Blick deutlich nach vorn gerichtet, sowohl auf die Zukunft des „blauen Bund e.V.“ als auch auf die zukünftige Entwicklung der Bundeswehr.

Gefordert ist die Präsenz in der Fläche

Herstellen und Halten einer soliden Präsenz in der Fläche ist eine der größten Herausforderungen für den Verein in den kommenden Jahren, so der Präsident, Herr Generalleutnant Warnecke. Davon wird es abhängen, ob das Angebot an Information und Kommunikation, welches der Verein seinen Mitgliedern bietet, weiterhin ausgebaut und genutzt werden kann. Um dies zu ermöglichen, soll in jedem Standort mit Logistikkräften ein fester Ansprechpartner ernannt werden, welcher vor allem den aktiven militärischen und zivilen Logistikern die zahlreichen und attraktiven Leistungen des Vereins erschließt.
(Anmerkung: Im Anschluss an die Tagung erklärte sich ein Kamerad spontan bereit, diese Aufgaben für den Standort Volkach zu übernehmen).

General Warnecke wies besonders auf die Partnerschaft des „blauen Bund e.V.“ mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) hin. Diese bietet jedem Logistiker hervorragende Möglichkeiten zur fachlichen Information und nicht zuletzt zur zivilberuflichen Weiterbildung. Mit Oberstleutnant d. Res. Gimmler von der Kameradschaft Koblenz steht ein kompetenter Ansprechpartner zur BVL bereit.
Der Präsident ermunterte die Kameradschaften, die Kontakte und vor allem die gemeinsamen Aktivitäten mit der BV L vermehrt zu pflegen.

Neuausrichtung der Bundeswehr und Schluss mit dem „Mehr durch weniger“

Die Themen auf der nun folgenden Informationsveranstaltung wurden beherrscht durch den gewandelten Auftrag der Streitkräfte: die Neuausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung unter Beibehaltung der laufenden Stabilisierungsoperationen. Wie ein Leitmotiv durchzog dieser Paradigmenwechsel die Vorträge zu den aktuellen Entwicklungen in der Bedrohungsanalyse, der Bundeswehrplanung sowie dem Rüstungsmanagement. Eine Ebene tiefer, bei den Truppenkommandos und Schulen dominierte die Suche nach Lösungen für die logistischen Herausforderungen, welche sich u.a. aus der schwierigen personellen Nachwuchslage und aus den Rahmenbedingungen für die Einsätze ergeben.

Aber der Reihe nach :

Den Auftakt der Veranstaltung machten der Vorsitzende des Beirates der Reservisten, Herr Generalmajor a.D. Fiege, und der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Herr Oberstleutnant Wüstner. Generalmajor a.D. Fiege zeigte auf, dass den Reservisten angesichts der zunehmenden Aufgaben der Streitkräfte wieder eine mittragende Rolle zukomme. Der Reservist dürfe nicht mehr als Lückenbüßer und Urlaubsvertreter angesehen werden, sondern als verlässlicher und unverzichtbarer Leistungsträger mit fester Aufgabenzuweisung innerhalb der Gesamtverteidigung. Leider blieb zu wenig Zeit, um über die Realisierung dieser Gedanken, vor allem über deren strukturelle Gestaltung zu debattieren.
Oberstleutnant Wüstner richtete eine deutliche Forderung an die politische Führung: Eine allgemein akzeptierte Definition der nationalen Interessen des Landes als Grundlage für die Planung der Bundeswehr!
Er verlangte eine klare Abkehr vom bisherigen „Mehr mit weniger“; die Zusage der Ministerin, zukünftig 1,17 % des BSP für die Verteidigung  einzuplanen, bewertete er als längst fällige Voraussetzung für eine anforderungsgerechte Neuausrichtung der Bundeswehr.

Neue Finanzplanungslinie und neues Rüstungsmanagement

Nachdem damit  der allgemein-politische Rahmen abgesteckt worden war, stellte der Abteilungsleiter Planung im BMVg, Herr Generalleutnant Bühler, die Leitgedanken für die Weiterentwicklung der Bundeswehr vor, so wie sie sich im Erarbeitungsprozess für das neue Weißbuch wiederfinden werden:
Die Fokussierung auf die Landes – und Bündnisverteidigung, welche 2014 auf dem NATO-Gipfel in Wales beschlossen wurde, stellt eine Zäsur für Planung, Ausrüstung und Einsatz der Streitkräfte dar. Eine neue Finanzplanungslinie wird zu einem real wachsenden Anteil der Investitionen im Rüstungsbereich führen. Vorrangiges Ziel ist es, die Vollausstattung der Truppe mit Großgerät wieder herzustellen. Allerdings ist dies auf längere Sicht nur möglich durch die parallele Nutzung von Gerät unterschiedlicher Generationen. Die Truppe wird sich also auf eine fortdauernde Typenvielfalt beim Großgerät einstellen müssen. Was dies für die Logistik, insbesondere für die Materialerhaltung bedeutet, braucht nicht erläutert zu werden.
Eine mittelfristige Möglichkeit zur Effizienzsteigerung ist die internationale und arbeitsteilige Zusammenarbeit. Als vielversprechendes Beispiel wurde das Framework Nation Concept vorgestellt, in welchem Deutschland eine zentrale Rolle zukommt.

Die künftige Gestaltung des Rüstungsprozesses war Gegenstand des folgenden Vortrags. Herr Ministerialdirigent Blahnik von der Abteilung Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung stellte das neugeschaffene Steuerungsboard Rüstungsmanagement vor. Ziel dieses Organisationselements ist es, der Leitungsebene Entscheidungsgrundlagen für eine effiziente Lenkung aller rüstungsspezifischen Teilprozesse zur Verfügung zu stellen. Dies wurde anhand von Einzelfunktionen wie der Vertragsgestaltung und des Berichtswesens vorgestellt. Das neue Managementsystem muss seine Tauglichkeit bei der Planung mehrerer „Leuchtturmprojekte“ unter Beweis stellen, u.a. beim neuen Mehrzweckkampfschiff. Dieses wird europaweit ausgeschrieben werden– ein Novum bei Projekten dieser Größenordnung.
Die anschließende lebhafte, aber sachkundig geführte Diskussion betraf vor allem die Problematik von Rüstungsexportbeschränkungen bei i nternationalen Kooperationen und nicht zuletzt das Gewehr G 36 ! Die Diskussion zum letzterem Thema konnte von Herrn Blahnik durch eine sehr diplomatische Zusammenfassung – mit der alles gesagt wurde –zu einem aussagekräftigen Abschluss gebracht werden.

Neue Aufgaben – alte Probleme

In den nächsten Vorträgen  berichteten der stellvertretende Kommandeur des Logistikkommandos, Herr Brigadegeneral Funke und der Bereichsleiter Unterstützung des Luftwaffentruppenkommandos, Herr Oberst i.G. Mielke, zur aktuellen Lage in ihren Bereichen: Eine der größten Herausforderungen an die Logistik stellt die Vielzahl der Einsatzgebiete dar. Während die jetzige Struktur von der Konzeption her nur von zwei parallelen Einsätzen ausgeht, sind inzwischen siebzehn Kontingente in weltweit unterschiedlichen geographischen Gebieten zu versorgen. Weiterhin hat die Fokussierung auf die Bündnisverteidigung zur Folge, dass sich die Bundesrepublik auf eine Rolle als Transitland einstellen muss. Jeder der Älteren, der einmal in einer Territorialen Kommandobehörde Dienst geleistet hat, weiß, was dies  konzeptionell, planerisch und organisatorisch bedeutet – die Jüngeren werden es wieder lernen müssen.
Die Truppe ist zusätzlich durch eine Vielzahl einsatzgleicher Übungen belastet – natürlich wirft dies Fragen nach der Attraktivität des Dienstes auf. Auch gibt die Personallage in einigen Bereichen Anlass zur Besorgnis, die deutliche Unterbesetzung bei den Unteroffizieren o.P. und eine zunehmende Überalterung beim zivilen Personal sind nur zwei besonders markante Beispiele.

Mit neuartigen Denkansätzen machte der Einblick in die Luftwaffenlogistik vertraut: Anstelle der klassischen Stabsabteilung Logistik hat das neuaufgestellte Luftwaffentruppenkommando jetzt einen „Bereich Unterstützung“ mit sowohl Stabs- als auch Linienkompetenz. Dadurch soll ein effizienterer Einsatz des Wirkverbundes von organischer und Waffensystemlogistik erzielt werden.
Dagegen ist die intensive Kooperation mit der zivilen Luftfahrtindustrie nicht grundsätzlich Neues, sondern eine technische und wirtschaftliche Notwendigkeit. Am Beispiel des A 400 M und des Leichten Unterstützungshubschraubers wurde dies detailliert dargestellt.

Nach den eher auf abstrakt-konzeptionellem Niveau angesiedelten Vorträgen bot der Beitrag des Vertriebsleiters Wehrtechnik der Firma Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH, Herrn Peter, eine willkommene Abwechslung. Sehr anschaulich wurden die „neuen Eisen im Feuer“ der Firma vorgestellt: Mehrrollenfähige Trägerplattformen wie der Berge-, Pionier- und Minenräumpanzer Wisent sowie der völlig neu konzipierte modulare Waffenträger G 5, ein potentieller Nachfolger des jahrzehntealten M 113.

Mehr Ausbildung mit weniger Zeit und weniger Ausbildern

Die Vorstellung der Schulen mit logistischem Auftrag zeigte, dass alle diese Einrichtungen mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen haben: Die neue europäische Arbeitszeitrichtlinie, welche entweder  eine Verlängerung der Lehrgänge oder eine Reduzierung der Ausbildungsinhalte erfordert sowie die zunehmende Gerätevielfalt bei eher geringer werdenden Stückzahlen, wodurch sowohl eine Mehrfachqualifikation der Auszubildenden als auch mehr Ausbilder nötig werden.
Herr Fregattenkapitän Schwede, Kommandeur Lehrgruppe Ausbildung der Marinetechnikschule schilderte anschaulich die Grenzen der Simulation in der schiffstechnischen Ausbildung und wies auf die Vorteile einer Internatsunterbringung für die Teilnehmer an der zivilberuflichen Qualifizierung hin – letzteres wird wohl leider nur  noch im Nordosten Deutschlands praktiziert!
Der stellvertretende Kommandeur der Logistikschule, Herr Oberst Betz, stellte die laufenden Aktivitäten am Logistischen Übungszentrum vor – erstmalig üben Logistikkräfte von Heer und SKB im gemeinsamen Wirkverbund. (Mein erster Gedanke war: “Wieso erst jetzt?“, aber dann dachte ich an den Aufwand, den allein die Koordinierung und Planung einer gemeinsamen Übung mit Kräften aus unterschiedlichen Organisationsbereichen mit sich bringen … ).
Herr Oberst Selbert, stellvertretender Kommandeur des Ausbildungszentrums Technik Landsysteme, demonstrierte wie auf die Verknappung der Ressourcen Personal und Zeit reagiert werden kann: Mit Komprimierung der Lehrgänge, dargestellt am Beispiel der Mehrfachqualifizierung zum Instandsetzungsunteroffizier für die Panzerhaubitze, den SPz Marder und den KPz Leopard 2. Auch die Rolle der Fernlehrgänge als unverzichtbarer Anteil im Ausbildungsverbund wurde allen ersichtlich.

Aktuelle Bedrohung und verfügbare Kräfte

Den Abschluss der Informationstagung bildete wieder ein Thema auf der politisch-strategischen Ebene. Herr Generalleutnant Warnecke, Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im BMVg, referierte zu aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen und Bedrohungspotenzialen. Die bekannten Bedrohungsfaktoren, weltweiter Staatszerfall und Terrorismus, Migration etc., zwingen die Streitkräfte zu einer Vielzahl dauerhafter Einsätze. Dadurch sind besonders die Kapazitäten der Führungssysteme und der militärischen Logistik bis über die Grenzen ihrer Durchhaltefähigkeit hinaus beansprucht. Hinzu kommen die hochaktuellen Aufgaben im Bereich der Flüchtlingshilfe. All dies zwingt zu einer Gratwanderung zwischen verantwortlicher Ausführung des Auftrages und der verfügbar zu machenden militärischen und zivilen Ressourcen.
Am Beispiel der kräfteintensivsten Einsätze, wie Resolute Support und EUTM MLI, wurde dies im Detail vorgestellt. Leider blieb nur wenig Zeit für eine Aussprache über die weitreichenden logistischen Anforderungen dieser Einsätze.

Damit endete die Informationsveranstaltung zum 25 –jährigen Jubiläum des „blauen Bund e.V.“ Die Teilnehmer konnten Berlin mit neuen und wertvollen Erkenntnissen verlassen.

Blick zurück: Auszeichnungen und Ehrungen

Bleibt noch der Gesellschaftsabend am Donnerstag, dem 05. November zu erwähnen. Hier wurde ausnahmsweise zurück in die Vergangenheit geblickt:

Für ihre Verdienste um den „blauen Bund e.V.“ wurden zwei Kameraden zu Ehrenmitgliedern ernannt: Herr Oberst Selbert für seine langjährige Arbeit als Bundesgeschäftsführer und Herr Oberstabsfeldwebel Zarth für seine Arbeit als Schatzmeister und Webmaster.

Mit der neugeschaffenen Ehrennadel des „blaue Bund e.V.“ wurden folgende Herren für ihre 25-jährige Mitgliedschaft gewürdigt:

  • Oberst a.D. Joachim Schaprian
  • Oberst a.D. Gerd Thormann
  • Oberst a.D. Peter Näser
  • Oberst a.D. Werner Dösereck
  • Oberst a.D. Wolfgang Rabach
  • Oberstleutnant a.D. Hans-Georg Hollube
  • Oberstleutnant a.D. Karl-Dieter Karstens
  • Oberstleutnant a.D. Dieter Fricke
  • Oberstleutnant a.D. Heinrich Rüttgers
  • Oberstleutnant a.D. Karl-Heinz Laux

Nicht Vorort anwesend, aber dennoch für 25-jährige Mitgliedschaft gewürdigt:

  • Generalmajor a.D. Rainer Fell
  • Generalmajor a.D. Hartmut Schmidt-Petri
  • Brigadegeneral Hans-Hermann Schwede
  • Brigadegeneral Kurt-Helmut Schiebold
  • Brigadegeneral Erich Schwemmle
  • Brigadegeneral Joachim Prignitz
  • Oberst a.D. Josef Norda
  • Oberst a.D. Günter Georg Villinger
  • Oberst a.D. Klaus Mettig
  • Oberstleutnant a.D. Walter Lennert
  • Oberstabsfeldwebel a.D. Helmut Arndt
  • Oberstleutnant a.D. Klaus Göttsch
  • Oberstleutnant Karl-Heinz Heil
  • Oberst a.D. Horst Joachim Mostert
  • Oberst a.D. Heinz Hartwig
  • Oberst a.D. Wolfgang Rockel
  • Oberst a.D. Rainer Dölker
  • Oberst a.D. Klaus Zeisig
  • Oberst a.D. Rolf Damke
  • Oberst a.D. Fridolin Bruderhofer
  • Oberst a.D. Karl Wiegand
  • Oberst a.D. Dieter Korte
  • Oberst a.D. Manfred Nass
  • Oberst a.D. Norbert Wenzlick
  • Oberst a.D. Dieter Hesse
  • Oberst a.D. Michael Dusch
  • Oberst a.D. Harald Weißhaar
  • Oberst Josef Schmidhofer
  • Oberst a.D. Rolf Plath
  • Oberst a.D. Bruno Hasenpunsch
  • Oberst a.D. Bernd Clausen
  • Oberst a.D. Peter Bischof
  • Oberst a.D. Axel Schwer
  • Oberst a.D. Hans-Joachim Wagner
  • Oberstleutnant a.D. Dietmar Taubert
  • Oberstleutnant a.D. Hans-Ulrich Kulka
  • Oberstleutnant a.D. Konrad Gasper
  • Oberstleutnant a.D. Dietrich Lehmann
  • Oberstleutnant a.D. Karsten Meyer
  • Oberstleutnant a.D. Claus Ruthenberg
  • Oberstleutnant a.D. Hans-Werner Maetzing
  • Oberstleutnant Michael Friedrich
  • Oberstleutnant a.D. Paul Rüth
  • Oberstleutnant a.D. Hans Brünler
  • Oberstleutnant Ulrich Meyer
  • Oberstleutnant Hartmut Kirchner
  • Oberstleutnant Franz Kaindl
  • Oberstleutnant Stefan Bär
  • Oberstleutnant a.D. Ernst-Ludwig Hoffmann
  • Oberstleutnant i.G. Michael Mager
  • Oberstleutnant a.D. Wilhelm Schleyer
  • Oberstleutnant a.D. Otto Eck
  • Oberstleutnant a.D. Christian Schäfer
  • Oberstleutnant a.D. Dietrich Pfeiffer
  • Oberstleutnant a.D. Hans Gräbner
  • Oberstleutnant Stefan Degelow
  • Major a.D. Heinz Gelenewsky
  • Major a.D. Wolfgang Seimetz
  • Major d.R. Enno Kapelle
  • Hauptmann a.D. Josef Bock
  • Hauptmann Manfred Reimer
  • Hauptmann a.D. Dieter Stüve
  • Oberstabsfeldwebel a.D. Günther Kühnel
  • Oberstabsfeldwebel a.D. Albert Piro
  • Oberstabsfeldwebel a.D. Helmut Schönell
  • Oberstabsfeldwebel a.D. Horst Reckmann
  • Stabsfeldwebel a.D. Hermann Honermann
  • Hauptfeldwebel a.D. Hermann List
  • Oberst a.D. Karl Klüser
  • Oberst a.D. Werner Grube

Die ausgezeichneten Mitglieder erhalten ihre Anstecknadel demnächst per Post zugesendet.

Die traditionelle Sammlung zugunsten des Soldatenhilfswerks erbrachte den Betrag von 1.440,10 Euro. Der Bundesvorstand blauer Bund e.V. stockte diesen Betrag auf 1.800 Euro auf.

Berlin-Programm

Ein Dank geht an die Kameradschaft Aachen/Eschweiler, die das Berlin-Programm organisierte. Ein besonderer Dank geht an Oberstleutnant a.D. Karl-Heinz Laux, der die Teilnehmer über 3 Tage in Berlin und Potsdam begleitete und mit zahlreichen Informationen aus erster Hand versorgte.
Ein weiterer Bericht über diese Aktivitäten erscheint in Kürze.

Ausblick

Die nächste Zentrale Informationsveranstaltung findet vom 03. bis zum 04. November 2016 an der Logistikschule der Bundeswehr statt.

Auf Wiedersehen in Garlstedt !

Informationsveranstaltung 2014

Mitgliederversammlung:  Der „blaue Bund“ wird attraktiver für Jüngere  –  und –  jetzt haben auch wir einen Präsidenten !

Auf besonderes Interesse stieß der Bericht über die Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung der Logistiker (BvL). Das Netzwerk der BvL umfasst mehr als 10.000 Führungs- und Fachkräfte aus Logistik und Supply Chain Management. Es sind alle Wirtschaftsbereiche und Branchen vertreten, ebenso wie Wissenschaft und Politik; weiterhin betreibt die BvL eine eigene Fachhochschule, die Hochschule für Internationale Wirtschaft und Logistik in Bremen. Sie ist bundesweit präsent durch Regionalgrupen und studentische Gruppen an den Universitäten.

Die BvL bietet ihren Mitgliedern  vielfältige Möglichkeiten zur Aus- ,Fort- und Weiterbildung, die von Arbeitskreisen, Wochenendseminaren bis hin zum Studium reichen  und unterhält eine spezielle Stellenvermittlung für logistische Fach – und Führungskräfte. Dies alles macht die BvL gerade für jüngere Soldaten aller Dienstgrade interessant – Angehörige des „blauen  Bund e.V.“ können der BvL  gewissermaßen zum “ Studententarif “ beitreten. Wie berichtet, wurden vor allem die Informationsveranstaltungen der BvL bereits rege in Anspruch genommen. Die Vorsitzenden  der Kameradschaften werden in ihrer Region die Kontakte zur BvL weiter vertiefen.

Ansonsten verlief der formelle Teil der Mitgliederversammlung in geregelten Bahnen; mit der neuen Satzung ist der Verband jetzt auch terminologisch und vereinsrechtlich auf der Höhe der Zeit; die Entscheidung, die beiden Vorsitzenden von nun an “Präsident” und “Vizepräsident”  zu nennen, ist dafür wenn auch nicht das bedeutsamste, so doch das markanteste Beispiel.

Die folgenden zwölf Einzelvorträge waren geprägt von erfreulicher Offenheit. Auch wenn zahlreiche Fragen nicht immer umfassend beantwortet werden konnten, so wurde einhellig festgestellt, dass die Vortragenden kein Blatt vor den Mund nahmen und zu den Stärken und Schwächen ihrer Verantwortungsbereiche engagiert und sachlich informierten.

Erosion der militärischen Fähigkeiten ? – Neuausrichtung der SKB – Rückführung und Instandsetzung von Material aus Afghanistan – Herausforderungen an die Logistik werden nicht geringer.

Den Anfang machte der Inspekteur der Streitkräftebasis (SKB), Vizeadmiral Nielson , mit einem Vortrag zum Stand der Neuausrichtung der SKB. Er zeigte auf, dass vor allem durch kleine, aber zahlreiche Einsätze  die Ressourcen der SKB an ihre Grenzen gelangen; wörtlich sprach er von einer „Erosion der militärischen Fähigkeiten“ und begründete die geplante Nachsteuerung in bestimmten Engpassbereichen, z.B. bei den logistischen Sonderaufgaben.

Das Ausmaß, welches die Neustrukturierung der SKB angenommen hat, wird besonders an der neuen Führungsstruktur deutlich: Statt wie bisher fünf, wird es zukünftig nur noch drei Führungsebenen geben: Die Ebenen des  Inspekteurs, der Fachkommandos und der Bataillone. Etwas Bedrückung rief jedoch die Bewertung der Personallage hervor: Künftig müssten jährlich 100 000 junge Frauen und Männer, d.h. 15 % eines Geburtenjahrgangs, eine Bewerbung für den Dienst in der Bundeswehr schreiben, damit ausreichend qualifizierte Bewerber eingestellt werden können. Dass dies nicht  der Fall sein wird, liegt auf der Hand –Lösungen sind zur Zeit nicht in Sicht, müssen aber bald auf den Tisch.

Der eindeutige Schwerpunkt der Basislogistik liegt zur Zeit bei der Rückführung und Instandsetzung des Wehrmaterials aus Afghanistan. Ziel ist es, der Truppe ihr Material so zeitig wie möglich wieder zur Verfügung zu stellen. Der Inspekteur wies nachdrücklich darauf hin, dass er bei den aktuellen Abläufen des Instandsetzungs – und Rückführungsprozesses noch erheblichen Verbesserungs- und Vereinfachungsbedarf sieht.

Damit  war der folgende Referent, Oberst Attermeyer, Abteilungsleiter Instandhaltung und Fertigung im Logistikzentrum der Bundeswehr, direkt angesprochen. Er erläuterte den in der Tat recht komplexen Prozess der Rücklieferung und Instandsetzung  und machte deutlich, dass die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft dieses Materials einen, im Vergleich zum Grundbetrieb, einen sehr hohen Instandsetzungsaufwand erfordert. Auf großes Interesse stießen auch die Erkenntnisse für neuartige, einsatzbedingte Anforderungen an die technische Einsatzreife von Wehrmaterial.

Die Anforderungen, welche an die Logistikverbände gestellt werden, stellte auch der Stellvertretende Kommandeur des Logistikkommandos, Brigadegeneral Gäbelein, sehr klar heraus: Allein aufgrund der planmäßig vorgesehenen Einsätze sind die Erholungsphasen für die Verbände äußerst knapp bemessen. Wenn dazu noch Einsätze im Rahmen der NATO Response Force oder der EU  Battle Group kommen sollten, wäre  dies nur mit einer Verlängerung von Stehzeiten im Einsatzgebiet zu realisieren. Was dies für die Attraktivität des Dienstes bedeutet, brauchte nicht weiter ausgeführt zu werden. Deutlich betont wurde, dass die Fähigkeiten der Basislogistik in ihrem gesamten Spektrum aufrechtzuerhalten sind, damit zumindest  zu Beginn eines Einsatzes alle erforderlichen Leistungen zeitgerecht erbracht werden können. Die im weitern Zeitablauf erforderlich werdende Durchhaltefähigkeit  ist dann, so weit wie möglich, durch zivile bzw. internationale Partner sicherzustellen.

Rüstungsplanung im Wandel – Geringer finanzieller Spielraum – Unbequeme Entscheidungen

Der Leiter des Planungsamts der Bundeswehr, Generalmajor  Leidenberger, sowie der Abteilungsleiter Kampf im Bundesamt für Ausrüstung, IT-Technik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw),Brigadegeneral Könen, stellten in detaillierter Form die Prozesse der Rüstungsplanung vor. Das hochkomplexe Zusammenwirken zwischen Führungsstäben, Ämtern und Kommandobehörden wurde am Beispiel  einzelner Landsysteme erläutert.

Nachhaltigen Eindruck hinterließ danach die Vorstellung des Finanziellen Planungsrahmens für 2016. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kontroversen zur Rüstungsplanung zeigte Generalmajor  Leidenberger  auf, wie gering der  finanzielle Spielraum für effektive Änderungen in der Beschaffung von Wehrmaterial tatsächlich ist  – nicht ohne Grund ist dieser Finanzierungsrahmen um mehrere Milliarden „gesteuert“ überplant. Als unmittelbare Folge drängen sich unangenehme Entscheidungen auf: Teilausstattung von Verbänden, Inkaufnahme langer Lieferzeiten für Ersatzteile etc. Weiterhin verursacht die Reduzierung von Stückzahlen für neues Gerät einen unverhältnismäßig hohen Aufwand. Dies führt dazu, dass in vielen Fällen die Nutzungsdauer von altem Gerät („komplexe Legacysysteme“) zulasten von Neubeschaffungen verlängert werden muss.

Einsatzlogistik der Luftwaffe: Unterschiede, aber kein Sonderweg –Heftig diskutiert: Die Heeresinstandsetzungslogistik – Blick in die Schullandschaft

Der Unterabteilungsleiter Logistik/Grundsatz im Luftwaffenkommando, Oberst i.G. Mittelstädt, gab einen Überblick über ausgewählte Handlungsfelder der Einsatzlogistik seiner Teilstreitkraft. Im Verlauf der letzten Jahre sind die Schnittstellen zur Basislogistik der SKB erfolgreich harmonisiert  worden, ein beträchtlicher Teil der Einsatzlogistik wird jedoch durch Industriekooperation bzw. Betreiberlösungen sichergestellt. Die technischen Besonderheiten bestimmen die Leistungserbringung in besonderem Maße, so ist z.B. auch zwischen Luftfahrzeugen des gleichen Typs in der Regel kein Austausch von Baugruppen möglich. Eine maßgebliche Rolle spielt die Zertifizierung  von Luftfahrtmaterial. Anhand eines Pilotprojektes, des neuen Airbus A 400 M, wurde erläutert, wie dieses im multinationalen, europäischen Rahmen erfolgt.

Einen nicht ganz leichten Stand hatten die Vertreter der Heeresinstandsetzungslogistik  GmbH (HIL GmbH). Der Geschäftsführer, Herr Kaptein,  sowie der Bereichsleiter Kunden- und Produktmanagement, Herr Hartmann, gaben einen Bericht über die Aktivitäten des vergangenen Jahres. Anschließend folgte eine emotional, aber sachlich geführte Debatte über das Konzept des „Dynamischen Verfügbarkeitsmanagements“, d.h. einer reduzierten  Ausstattung im Grundbetrieb, welche ergänzt wird durch eine einsatz- und übungsbezogene Bereitstellung von Waffensystemen. Diskutiert wurde vor allem die Kosteneffizienz diese Konzepts und dessen grundsätzliche Praktikabilität.

Die Kommandeure der TSL/FSHT, Brigadegeneral Hochwart, und der Marinetechnikschule (MTS), Kapitän zur See Möding, sowie der stellvertretende Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw), Oberst Geyer, stellten aktuelle Entwicklungen innerhalb ihrer Schulen vor.

Die wesentliche Herausforderung für die Schulen bleibt weiterhin der zunehmende Bedarf an unterschiedlichen, hochspezialisierten Lehrgängen mit sehr kleiner Teilnehmerzahl,  bei  einem gleichzeitig tendenziell abnehmenden Stellenumfang  für Ausbilder. Die TSL/FSHT  reagiert darauf durch Effizienzsteigerung mittels einer nach Systemfamilien zusammengefassten Ausbildung und mit Fernunterricht. Letzterer führt nicht zu einer Reduzierung des Hörsaalleiterbedarfs, führt aber zu überraschend guten Lernerfolgen.

Die MTS steht darüberhinaus vor der traditionellen Herausforderung, technisches Spezialistentum mit seemännischem Können verknüpfen  zu müssen– eine Aufgabe, die vor allem Zeit benötigt. Der Einsatz von Simulatoren ist dabei eine wichtige Hilfe – ersetzt aber nicht die Borderfahrung.

Die LogSBw steht mit ihren Ausbildungszentren für den Feldlagerbetrieb sowie für den Betrieb von Feldtanklagern, auch im  Vergleich mit Partnerländern, einzigartig dar. Dies wird nicht zuletzt anhand der multinationalen Zusammenarbeit deutlich. Ein entscheidender Beitrag zur Neuausrichtung der logistischen IT-Landschaft ist  die Ausbildung in den  SASPF – Verfahren. Die Schule bildet hierzu – auch das ist einmalig – einen Großteil ihrer Ausbilder mit hohem Zeitaufwand selbst aus.

Bericht aus dem NATO Hauptquartier  zum Ukraine – Konflikt – Herausforderung für die NATO und Reaktionen

Wie in jedem Jahr stand auch diesmal ein hochkarätiger Vortrag zu einem  militärpolitischen Thema auf der Tagesordnung. Der Abteilungsleiter Operations Division im International Military Staff des NATO Hauptquartiers, Generalmajor Blotz, berichtete fundiert und offen über die Reaktionen  im NATO –Bündnis auf die Entwicklung in der Ukraine. Er schilderte die offizielle Bewertung des Konflikts, insbesondere zu dessen  Ursachen sowie die Konsequenzen für das weitere Vorgehen im Bündnis. Spätestens mit der NATO-Tagung  in Wales ist die umfassende Neuausrichtung der NATO  beschlossene Sache. Einsätze im Rahmen von Artikel 5 des NATO-Vertrages sind wieder in den Vordergrund des politischen und militärischen Interesses gerückt. Erstes Ergebnis sind die bereits angelaufenen Immediate Assurance Measures zur politischen und militärischen Unterstützung der baltischen Staaten, z.B. das verstärkte Air Policing im Vor allem aber sind  Auftrag und Struktur der Schnellen Eingreifkräfte neu gestaltet worden. Bereits im nächsten Jahr findet  die erste multinationale Übung mit der neukonzipierten Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) statt.
Im Anschluss wurden die Konsequenzen diskutiert, welche die Neuausrichtung der NATO für die Bundeswehr in struktureller und operativer Hinsicht mit sich bringen wird.

Ausblick – 25 jähriges Jubiläum in Berlin ?

Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass der Gesellschaftsabend wie immer eine runde Sache war – die Sammlung für das Soldatenhilfswerk ergab die Summe von eintausend Euro. Der Bundesvorstand stockte den Betrag auf 1.500 Euro auf.

In seinem Schlusswort sprach Generalmajor Warnecke die Hoffnung aus, die Mitglieder des Verbandes im Jahre 2015 – dem 25 jährigen Jubiläum des „blauen Bund e.V.“ – in Berlin begrüßen zu können. Termin und  Tagungsgort werden  sobald wie möglich bekanntgegeben.

Zum Schluss dankte der Präsident dem Gastgeber, Brigadegeneral Hochwart und dem Team der TSL/FSHT für die gelungene Unterstützung .

Fazit : Die Mitgliederversammlung/Informationsveranstaltung des „blauen Bund e.V.“  in Aachen war eine gelungene Sache.

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr – wo auch immer !

Informationsveranstaltung 2013

Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung des bB vom 7./8. November 2013 in GARLSTEDT

Erste-Hand-Information aus Afghanistan – Zwischenbilanz der Neustrukturierung von Logistik und Rüstung – Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des bB

Zur diesjährigen Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung des bB kamen über 150 Interessierte an die Logistikschule der Bundeswehr nach Garlstedt.

Hinsichtlich der Durchführung und Organisation beider Veranstaltungen wurde primär auf die Infrastruktur des der LogSBw unterstellten Logistischen Übungszentrums (LogÜbZ) zurückgegriffen. Somit konnte die moderne Informationsübertragungstechnik des LogÜbZ in der Ausbildungshalle 418 der Lucius D. Clay-Kaserne einmal mehr genutzt werden, um der vielbeachteten Veranstaltung einen angemessenen organisatorischen Rahmen zu bieten. Zur Durchführung des geselligen Kameradschaftsabends wechselte man am 07. November in die gastfreundlichen Räumlichkeiten des Rolandclub, der Gemeinsamen Heimgesellschaft (GHG) in der Lucius-De-Clay-Kaserne.

Nach vorheriger Mitgliederversammlung und der anschließenden Begrüßung der Teilnehmer durch den Bundesvorsitzenden BLAUER BUND e.V., Herrn Generalmajor Dieter Warnecke, hat der Leiter des LogÜbZ, Herr Oberst Bischoff, zum Auftrag, zu aktuellen und zukünftigen Ausbildungsinhalten sowie darüber hinaus zur methodischen, aber auch infrastrukturellen Weiterentwicklung des LogÜbZ vorgetragen.
Auch das Ausbildungsjahr 2014 wird im LogÜbZ durch viele Übungs-, aber auch Ausbildungsvorhaben geprägt sein. An dieser Stelle sind vorrangig die turnusmäßigen Kontingentausbildungen im Rahmen der Einsatzvorbereitung sowie die Zentralen Ausbildungen Logistik (ZALog) der Logistikbataillone (LogBtl) der SKB und des Heeres zu nennen. Aber auch Lehrgänge zur Ausbildung und anschließen-dem Handlungstraining am „Führungs-(Waffen)-Einsatzsystem für landbasierte Operationen“ [Fü(W)ES-LBO] werden das Portfolio des vielseitigen Auftragsspektrums des LogÜbZ in 2014 abrunden.

Beginnend ab 2015 werden die ZALog mit den LogBtl der Streitkräftebasis (SKB) und den (zukünftigen) Versorgungsbataillonen des Heeres (VersBtl H) gemeinsam durchgeführt, um so die gesamte logistische Kette von Basis- (SKB) und Einsatzlogistik (H) unter Nutzung von SASPF in der neu entwi-ckelten Schullage „OBSIDIA Logistik“ abbilden und beüben zu können.
Oberst Bischoff führte abschließend aus, dass der Kommandeur Logistikkommando der Bundeswehr die Bedeutung des LogÜbZ als „Ausbildungseinrichtung Nr. 1 für alle logistischen Truppenteile und Verbände“ während seiner Dienstaufsicht vor Ort dargestellt hat.

In den Veranstaltungspausen konnten die Mitglieder und Gäste zudem an der LogSBw befindliches Großgerät der Lehrgruppe D, unter anderen auch das Bergefahrzeug BISON oder den Schwerlast-transporter SLT 70 to, kennenlernen und im Bedarfsfall auf die praktische Fachexpertise des Bedie-nerpersonals zurückgreifen.

Kalte Dusche zum Auftakt – Verstärkte Kooperation mit privatwirtschaftlicher Logistik

Hauptthema der Mitgliederversammlung war die Vorstellung der ersten Ergebnisse einer internen Studie zur Steigerung der Attraktivität des bB. Die zusammenfassende Feststellung war eigentlich wenig überraschend: Dem bB droht die Überalterung und er ist in der Truppe – vor allem in den Logistikverbänden – so gut wie gar nicht bekannt!
Gegen beides gibt es nur ein Mittel: Verstärkte Information in der Fläche! Nicht nur über Ziele und Aktivitäten des bB , sondern auch über die Vorteile einer Zugehörigkeit zum bB – gerade für jüngere Soldaten. Solche Vorteile sind vor allem die Kommunikation zwischen Logistikern aller Organisationsbereiche und Führungsebenen sowie der Austausch mit Logistikfachleuten aus der zivilen Wirtschaft. Letzterer wird in Zukunft dank der beschlossenen Kooperation des bB mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) verstärkt gefördert werden. Dadurch können sich –nicht zuletzt für jüngere Soldaten – neue Perspektiven für die fachliche und zivilberufliche Weiterbildung ergeben.
Über dies alles muss in den Regionen – vor allem in den Verbänden – gezielt informiert werden. Bundesvorstand und Kameradschaften bereiten entsprechende Veranstaltungen vor.
Besondere Aufmerksamkeit wird künftig den Regionen BERLIN und ERFURT gewidmet – hier ist die Einrichtung von neuen Kameradschaften geplant.

An die Mitgliederversammlung schloss sich nahtlos die eintägige Informationsveranstaltung an.

Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) stellt sich vor: Ein starker Partner, auch für die zivilberufliche Weiterbildung

Die BVL ist eine Interessengemeinschaft von Logistikfachleuten aus der Privatwirtschaft. Sie umfasst über 10 000 Mitglieder und führt über 250 Veranstaltungen im Jahr durch. Hierbei arbeitet sie mit zahlreichen, hochqualifizierten Experten, Dozenten und Firmen zusammen. Das Angebot reicht von Informationsforen und Arbeitskreisen bis hin zu fachlichen Ergänzungsstudiengängen. Diese beinhalten z. B. ein Kompaktstudium Logistik oder eine Ausbildung zum Certified Automotive Logistician; nicht zuletzt sind es solche Themen, welche die BVL für Zeitsoldaten interessant machen.
Mit dem Geschäftsführer der BVL, Herrn Peters, und Herrn Gimmler, Dozent für Logistikrecht und stv. Vorsitzendem der bB – Kameradschaft Rhein/Lahn, wurden künftige gemeinsame Aktivitäten von bB und BVL diskutiert. Die Kameradschaften des bB werden mit den regionalen Gruppen der BVL zusammenarbeiten und ihre Mitglieder informieren.
(Hier der Link zur BVL: www.bvl.de)

Entscheidung in Afghanistan: Eindrücke aus der Perspektive des ISAF JOINT COMMANDS –Vorsichtiger Optimismus

Herr GM Warnecke, Abteilungsleiter Einsatz im Kommando Streitkräftebasis und Bundesvorsitzender des bB, berichtete hochaktuell und ungeschminkt aus seiner gerade beendeten Verwendung als Deputy Commander ISAF Joint Command. Offen und anschaulich analysierte er diejenigen Faktoren, welche das politische Schicksal Afghanistans in den kommenden Jahren bestimmen werden.
Nach seiner Bewertung ist der militärische Zweck des ISAF-Einsatzes erfüllt, nämlich der Aufbau von nationalen afghanischen Streitkräften. Deren Einsatzwert beurteilte er als zufriedenstellend, insbesondere im Hinblick auf die afghanischen Hauptkräfte, die leichte Infanterie. Diese hat inzwischen einen befriedigenden Stand der Ausbildung – und Ausrüstung erreicht. Nachholbedarf gibt es noch im Bereich der operativen Führungsfähigkeit, der Luftwaffe sowie bei speziellen Fähigkeiten, wie z. B. IED und Logistik. Dieser Bedarf wird den Folgeeinsatz der Allianz in Afghanistan nach 2014 bestimmen, und damit auch die Forderungen an den deutschen Anteil. Letztlich wird das Engagement der Alliierten – über 2014 hinaus – darüber entscheiden, ob die Qualität der Sicherheitskräfte weiter gehalten und gesteigert werden kann.
Der politische Erfolg des Einsatzes in Afghanistan dagegen hängt ausschließlich vom Willen der nationalen Führung ab, die Sicherheitskräfte auch wirksam und nachhaltig einzusetzen. Den Wahlen im nächsten Jahr kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu.
Zusammenfassend schätzte GM Warnecke die Zukunft des Landes vorsichtig optimistisch ein.

Einen weitgefassten Überblick über aktuelle Tendenzen in der Entwicklung der deutschen Sicherheitspolitik bot der Vortrag:

Künftige Ausrichtung der deutschen und europäischen Sicherheitspolitik aus der Sicht der Wissenschaft: Eine umfassende Orientierung

Herr Dr. habil. Kaim, Leiter der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik, gab einen sachkundigen Überblick über die hauptsächlichen Herausforderungen an die künftige deutsche Sicherheitspolitik. Hierzu zählen besonders die Definition der deutschen Interessen und die Festlegung der Rolle Deutschlands bei der Übernahme internationaler Verantwortung, eine sich abzeichnende Innenwende der USA, die Konsequenzen einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit, vor allem hinsichtlich der Abgabe staatlicher Souveränität sowie die Rolle Deutschlands angesichts der zunehmenden Einsätze, die immer weniger im NATO – Rahmen, sondern immer mehr innerhalb einer ad-hoc gebildeten „Coalition of the Willing“ stattfinden.
Leider reichte die Zeit auch hier nicht annähernd aus, um auf die zahlreichen engagierten Fragen und Diskussionsbeiträge erschöpfend einzugehen.

Aber auch das Kerngeschäft des bB , Logistik und Rüstung, kam nicht zu kurz:

Die Neuausrichtung der Logistik in der Streitkräftebasis: Logistikkräfte extrem eng auf Rand genäht!

Der Kommandeur des Logistikkommandos, Herr GM Antoni, stellte die gewaltigen Herausforderungen an sein Fachkommando vor: Bei einem nahezu gleichen Einsatzspektrum werden die mobilen Logistikkräfte der SKB um fast die Hälfte reduziert! Dazu kommt mittelfristig ein schmerzhafter Mangel an Mannschaftsdienstgraden. Die daraus resultierenden Belastungen für die Truppe wurden unverblümt aufgezeigt. Eine Durchhaltefähigkeit der Logistik auf der Ebene der SKB kann daher nur durch noch stärkere Inanspruchnahme Dritter, sprich ziviler Leistungserbringer, sichergestellt werden. Hierzu müssen neue Wege und Verfahren erschlossen werden, z. B. neue zivil-militärische Projekte für den Einsatz; „HIL im Einsatzland“ ist dabei nur eine Option unter vielen.
Die derzeit größte Herausforderung an die Logistik, die Rückverlegung aus Afghanistan, wurde detailliert vorgestellt. Damit die operative logistische Führung kurzfristig auf Änderungen der Lage reagieren kann, ist es unabdingbar, stets über mehrere Handlungsoptionen (Bahn, Luft, Luft/See etc.) zu verfügen.

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw): Großbaustelle oder gelungene Fusion?

Herr Oberst Schmidhofer, BAAINBw, stellte die aus der Fusion mehrerer Ämter und Abteilungen entstandene Mammut-Dienststelle vor. Sein Schwerpunkt lag dabei auf den Teilprozessen Rüstung/Kampf/Landsysteme. Anhand der komplexen Schilderungen wurde deutlich, dass die von vielen skeptisch beurteilte Zusammenfassung von Bedarfsträger- und Bedarfsdeckerämtern auf gutem Wege ist. Gleiches gilt für die Übernahme der Materialverantwortung zum Erhalt der Einsatzreife aus den Teilstreitkräften. Offen ist hingegen die Zukunft der alten IT-Systeme in Nutzung (SinN). Hier werden noch längerfristig Ressourcen gebunden sein, welche dann andernorts fehlen werden.
Auch nach diesem Vortrag entflammte eine heftige, aber informative Fachdiskussion.

Neues aus der Schullandschaft: Die Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) und die Technische Schule Landsysteme/Fachschule des Heeres für Technik (TSL/FSHT) – Kleiner, aber noch mehr Qualität

Die Kommandeure der beiden großen logistischen Schulen, Herr BG Weidhüner (LogSBw) und Herr BG Hochwart (TSL/FSHT), stellten ihre Einrichtungen vor. Gemeinsam ist beiden Schulen, dass zwar die Anzahl der Lehrgangsteilnehmer geringer werden wird, der Stoffumfang und damit die Dauer der Lehrgänge jedoch ständig zunehmen. Demgegenüber wird die Zahl der Ausbilder überproportional reduziert. Damit sinkt die Fähigkeit der Schulen, auf kurzfristigen, zusätzlichen Bedarf so flexibel zu reagieren, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Der einsatzbedingte Ausbildungsbedarf wird dabei natürlich stets Vorrang vor allem anderen haben.
Auch für die Schulen wird das „Outsourcen“ von bestimmten Ausbildungsvorhaben immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Die LogSBw stellte ihr Logistisches Übungszentrum (LogÜbZ, Oberst Bischoff) vor. Diese Einrichtung ist seit fast zwei Jahrzehnten der Garant für die Qualität der Logistik im Einsatz. Dies zeigt nicht zuletzt das hohe Interesse anderer Nationen an diesem Zentrum.
Die Demonstration einer DV-gestützten Konvoiausbildung stellte eindrucksvoll den hohen Standard des LogÜbZ unter Beweis.

IT-Unterstützung im Einsatz: Neue feldtaugliche Eisen im Feuer

Die Firma CONET (Herr Maucher) informierte über zwei Projekte zur IT-Unterstützung der Logistik im Einsatz.
Das Logistic Execution System ermöglicht eine autarke Bewirtschaftung von Material im Einsatzgebiet. Eine besondere Stärke dieses Systems liegt darin, dass es den Übergang vom logistischen Grundbetrieb zum Betrieb im Einsatzland erheblich erleichtert.
Weiterhin ermöglicht das SAP Netware Weaver Gateway die mobile Erfassung von Daten.
Interessierte Teilnehmer konnten anhand einer detaillierten Demonstration tieferen Einblick in die Verfahren gewinnen.

Gesellschaftsabend – Sammlung und Mitgliederzahl: Zweimal die Tausendermarke erreicht

Wie immer bot der Gesellschaftsabend im Roland-Club allen Teilnehmern Gelegenheit zu ausgiebigen und guten Gesprächen.
Dabei wurden zwei Rekorde aufgestellt: Die Sammlung für das Soldatenhilfswerk ergab – nach Aufrundung – den Betrag von 1400.- Euro.
Und zu guter Letzt gelang es, die Mitgliederzahl des blauen Bundes erstmals in seiner Geschichte in den vierstelligen Bereich zu heben. Ob durch Zufall oder Planung, die Firma HIL GmbH, vertreten durch ihren Geschäftsführer, Herrn BG Zimmer, trat als korporatives Mitglied bei und konnte als tausendstes Mitglied begrüßt werden.

Fazit: Eine lohnende Sache

Die Veranstaltung bot, wie in jedem Jahr hochwertige und aktuelle Informationen zur Logistik, Rüstung und zur Sicherheitspolitik sowie zum freien Meinungsaustausch über die Grenzen der Teilstreitkräfte und der Führungsebenen hinweg. Es hat sich gelohnt!
Herrn GM Warnecke wies in seinem Schlusswort noch einmal auf die Chancen hin, die sich vor allem für jüngere Soldaten aus einer Kooperation mit der Bundesvereinigung Logistik ergeben.
Sein besonderer Dank galt der Logistikschule der Bundeswehr für ihre Gastfreundschaft.

Bitte vormerken: Nächstes Jahr in Eschweiler!

Die nächste Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung des bB wird vom 06./07.November 2014 an der TSL/FSHT in Eschweiler stattfinden.