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Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen – Nachmeldung Januar 2021

1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen

2. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen

Folgende Nachmeldungen:

Bundesministerium der Verteidigung

Mit Wirkung vom 1. Januar 2021 hat Ministerialrätin Anke DOMURADT, bisher Referatsleiterin Z der Abteilung Cyber/Informationstechnik im BMVgBundesministerium der Verteidigung in Berlin, die Leitung der Unterabteilung I der Abteilung Recht im BMVgBundesministerium der Verteidigung in Berlin übernommen.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2021 hat Ministerialrat Nils HOBURG, LL. M., bisher Referatsleiter II 5 der Abteilung Recht im BMVgBundesministerium der Verteidigung in Bonn, die Leitung der Unterabteilung II der Abteilung Recht im BMVgBundesministerium der Verteidigung in Bonn übernommen.

Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung

Direktor einer Wehrtechnischen Dienststelle Dipl.-IngDiplom-Ingenieur. Jan GESAU, bisher Leiter der Wehrtechnischen Dienststelle für Informationstechnologie und Elektronik (WTD 81) in Greding, hat mit Wirkung vom 1. Dezember 2020 die Leitung der Programmorganisation im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Lahnstein übernommen.

 

Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: Presse- und Informationszentrum Personal

Rheinmetall liefert digitalen Klassenraum für neuen Mehrzweckhubschrauber NH90 NTH Sea Lion der Deutschen Marine nach Nordholz

Die Deutsche Marine setzt bei der Ausbildung ihrer NH90NTH Sea Lion-Hubschrauberbesatzungen erneut auf die Simulationsexpertise Rheinmetalls. Im Dezember 2020 erhielt das Unternehmen über die europäische NH90-Beschaffungs-und Managementorganisation NAHEMA den Auftrag, eine Asterion-Klassenraumlösung an das Marinefliegergeschwader 5 in Nordholz zu liefern. Die Auslieferung wird noch 2021 erfolgen.

Der digitale Asterion-Klassenraumdient der Ausbildung des Wartungspersonals des neuen Marinetransporthubschraubers (Naval Transport Helicopter, NTH) NH90 NTH Sea Lion. Hierzu umfasst die Anlage unter anderem ein Softpanel-Cockpitmit Darstellung der Instrumente über Touchscreens sowie einen für die Marinehubschrauberausbildung erforderlichen Missionskonsole-Trainer, AsterionSoftware, Desktop Hardware sowie Tablets.

Asterionist ein modernes, integriertes ganzheitliches Trainingskonzept für alle Trainingsphasen. Es simuliert das Verhalten sämtlicher Systeme des Hubschraubers originalgetreu wie z.B. hydraulische, elektrische oder taktische Systeme.

Die in Kürze stattfindende Auslieferung des digitalen Asterion-Klassenraumes stellt einen weiteren Vertriebserfolg bei derBundeswehr dar. Die Asterion-Simulationssoftware wurde in ähnlicher Form bereits in das Funktionale Cockpit des Maintenance Training Rigs NH90 NTH integriert. Diese Anlage wird ebenfalls bei dem Marinefliegergeschwader 5 für die Ausbildung des Wartungspersonals genutzt. Auch das Heer nutzt Asterion-Simulationstechnologie bei seinen Ground-Crew-Trainingssystemen am Internationalen Hubschrauber Ausbildungszentrum in Faßberg. Hier wird das Wartungs-und Instandsetzungspersonal der Heeresflieger auf drei original getreuen Cockpitnachbauten von Rheinmetall hinsichtlich der Bedien-und Wartungsprozeduren für die Heeresvariante des NH90 geschult.

Das NH90-Programm gilt als größtes europäisches militärisches Hubschrauberprogramm, an welchemRheinmetall nun mit weiteren Ausbildungsmitteln beteiligt ist. Bei der NH90-Beschaffungs-und Managementorganisation NAHEMA ist nun auch die Asterion-Simulation gelistet und damit für alle NH90-Nutzernationen beschaffbar. Weitere NH90-Nutzernationen haben bereits großes Interesse an dem Konzept bekundet.

Die Deutsche Marine hat die ersten NH90 NTH Sea Lion-Mehrzweckhubschrauber mittlerweile übernommen und kann inder Zukunft mit den Rheinmetall Simulatoren die ganzheitliche Ausbildung des Wartungspersonals durchführen. Die Ausbildung-und Umschulung des Personals auf dem neuen, sehr komplexen Hubschrauber ist gerade in der Anfangsphase von höchster Priorität.

Quelle: Rheinmetall AG

Newsletter Verteidigung 01/2021

Sehr geehrtes Mitglied im blauen Bund e.V.,

wir haben das Zugriffsverfahren auf den Newsletter Verteidigung ab der Ausgabe 13/2020 geändert.

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Dieses lautet: bB_Verteidigung

Wenn Sie keine Ausgabe mehr verpassen wollen und den Zugriff auf den Newsletter Verteidigung haben möchten, ohne sich im Portal einzuloggen, dann können sie diesen hier abonnieren. Sie erhalten dann jeden Dienstag den Link per eMail zum Herunterladen der aktuellen Ausgabe.

 

In dieser Ausgabe finden sie die folgenden Themen:

  • Inspekteur Heer zu Planungen 2021
  • Erstmals digitales Training für UN-Missionen
  • Tender „Werra“ bricht in Ägäis auf
  • Ausbildung „Close Air Support“ in Ämari
  • Andreas Hubert zum deutschen Drohnendebakel
  • Neue Transportfahrzeuge aus KonjunkturpaketProfessionalisierung luftbeweglicher Operatione

Der Newsletter Verteidigung (NV) wird vom Verlag Deutsche Spezialmedien veröffentlicht und präsentiert sich im neuen, zeitgemäßen Design. Diesen Newsletter bieten wir als Lizenznehmer 1-mal pro Woche (Dienstag) unseren Mitgliedern kostenfrei  an.

Alle in diesem Portal veröffentlichen Newsletter Verteidigung , ab Ausgabe 45/2018 finden Sie hier.

Zum Download …

Rüstungsbericht 2020

Rheinmetall liefert weitere Logistikfahrzeuge an die Bundeswehr

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat bei der Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) weitere 1.401 Militär-Lkw der Kategorie Ungeschützte Transportfahrzeuge (UTF) im Gesamtwert von 543 MioEUR brutto bestellt. 1.000 dieser Fahrzeuge sind eine Beschaffung aus Zusatzmitteln des Konjunkturpaketes der Bundesregierung. Die Fahrzeuge sollen in den Jahren 2021 und 2022 ausgeliefert werden. Der im Juli 2017 geschlossene Rahmenvertrag über die Beschaffung hochmoderner militärischer Lkw, der ursprünglich die Lieferung von 2.271 Fahrzeugen vorsah, wurde um 1.000 Stück erhöht und lässt jetzt die Beschaffung von bis zu 3.271 UTF-Lkw zu.

Aus dem ursprünglichen Rahmenvertrag werden 292 Lkw der Zuladungsklasse 5 Tonnen und 109 Lkw der Zuladungsklasse 15 Tonnen abgerufen. Diese insgesamt 401 Fahrzeuge und weitere Serviceleistungen haben einen Wert von 154 MioEUR und sollen bis Ende 2021 ausgeliefert werden. In den Jahren 2021 und 2022 sollen darüber hinaus weitere 1.000 Lkw – davon 150 Fünf-Tonner und 850 Fünfzehn-Tonner – im Wert von rund 389 MioEUR beschafft werden. Diese aus dem Konjunkturpaket finanzierten Lkw werden bis Ende 2022 ausgeliefert.

Mit dem bedeutenden Vorhaben Erneuerung der Logistikfahrzeuge leistet der Düsseldorfer Technologiekonzern für Mobilität und Sicherheit einen wesentlichen Anteil bei der Modernisierung der viele tausend Fahrzeuge umfassenden Lkw-Flotte der Bundeswehr. Der überwiegende Teil der wesentlichen Komponenten – Motoren, Achsen, Getriebe und Aufbauten – entstammt deutscher Fertigung, die Montage der Fahrzeuge wird im Wiener RMMV-Werk erfolgen.

Die hohe weltweite Verbreitung von RMMV-Fahrzeugen bringt gerade im Hinblick auf multinationale Einsätze große Vorteile bei Interoperabilität und Logistik. Aktuell gehören unter anderem Großbritannien, Australien, Neuseeland und Dänemark zum Nutzerkreis. Norwegen und Schweden haben ebenfalls Lkw-Aufträge in nennenswerten Größen bei Rheinmetall platziert.

Quelle: Rheinmetall AG

 

 

Bundeswehr bestellt bei Rheinmetall weitere 48 schwere Sattelzugmaschinen

Die Bundeswehr hat Rheinmetall mit der Lieferung weiterer schwerer Sattelzugmaschinen mit der Zuladungsklasse 70 Tonnen (SaZgM 70t mil) beauftragt. 2021 und 2022 sollen jeweils 24 weitere ungeschützte Schwerlasttransporter ausgeliefert werden. Der Auftragswert für die 48 Fahrzeuge liegt bei insgesamt 41 MioEUR. Die Sattelzugmaschinen dienen den Streitkräften vor allem zum Transport schwerer gepanzerter Fahrzeuge, zum Beispiel des Leopard 2-Kampfpanzers.

2018 hatte die Bundeswehr mit Rheinmetall einen Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 137 SaZgM 70t mil geschlossen. Dieser läuft über sieben Jahre und hat einen möglichen Gesamtauftragswert von 122 MioEUR brutto. Zwischen 2019 und 2020 wurden bereits 32 Fahrzeuge ausgeliefert.

Die Sattelzugmaschine des Typs HX81 von Rheinmetall verfügt über einen Achtzylinder-Dieselmotor mit 680 PS. Hierdurch erreicht der hochmobile Allrad-LKW eine Höchstgeschwindigkeit von 89 km/h und kann Steigungen von 60 Prozent überwinden. Das technisch zulässige Zuggesamtgewicht liegt bei 130 Tonnen. Die HX81 Sattelzugmaschine verfügt über die gleiche Fahrerkabine wie die UTF-Fahrzeugfamilie von Rheinmetall. Die Kabine lässt sich bei Bedarf durch eine geschützte Variante austauschen. Zur Fahrzeugausstattung gehört weiterhin eine Doppelwinden-Anlage der Firma Rotzler mit jeweils 20 Tonnen Zugkraft.

Mit dem HX81 ergibt sich ein Familienzuwachs bei den Schwerlasttransportern (SLT) der Bundeswehr. So ergänzt der ungeschützte HX81 den geschützten Schwerlast-Transporter Mammut, welcher ebenfalls durch Rheinmetall geliefert wurde. Insbesondere im Hinblick auf die Verpflichtung Deutschlands, 2023 die schnelle NATO-Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF 2023) zu stellen, stellt der Transport schwerer Gefechtsfahrzeuge eine Schlüsselfähigkeit dar.

 

Quelle:

Bild und Text: Rheinmetall AG

Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen – Januar 2021

1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen

Marine:

Flottillenadmiral (TR) Axel Heinz Gustav SCHULZ, Referatsleiter Politik I 1 im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin, wird Commander Maritime Task Force UNIFIL Naqoura/LBN.

Heer:

Brigadegeneral Andreas DURST, Kommandeur Panzergrenadierbrigade 41, Neubrandenburg wird Chef des Stabes DMV MC/NATO und EU, Brüssel. Ihm folgt Oberst Christian Jörg NAWRAT, zuletzt Referatsleiter Strategie und Einsatz II 5 im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin.

2. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen

Im genannten Zeitraum werden keine zivilen Personalmaßnahmen wirksam.

 

Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: Presse- und Informationszentrum Personal

Fähigkeitsentwicklung der Bundeswehr – Sachstand und Ausblick

Beitrag Brigadegeneral Gerald Funke, Unterabteilungsleiter BMVg Planung I zur ausgefallenen Informationsveranstaltung bB 2020

 Bild: Brigadegeneral Gerald Funke, Unterabteilungsleiter BMVg Planung I

„Gegner der Planung sind Freunde des Zufalls“ (Manfred Rommel, 1928-2013)

In den nachfolgenden Ausführungen möchte ich die Ansatzpunkte und Rahmenbedingungen heutiger strategischer Fähigkeitsplanung für die Bundeswehr aufzeigen. Dazu scheint mir zu Beginn zur besseren Einordnung ein kurzer geschichtlicher Exkurs in die letzten 30 Jahre sinnvoll.

Mit Ende des Kalten Krieges trat das „Ende der Geschichte ein“, wie es der amerikanische Politologe Fukuyama proklamierte, und es galt die sogenannte „Friedensdividende“ einzufahren. Für unsere Bundeswehr bedeutete dies, dass die Landes- und Bündnisverteidigung mehr und mehr in den Hintergrund rückte. Das Bedrohungsbild dieser Zeit („umzingelt von Freunden“) und die damit einhergehende Reduzierung der uns zugestandenen Ressourcen (insbesondere finanziell und personell) machte ein Fokussieren auf die wahrscheinlichsten Einsätze – nämlich das Internationale Krisen- und Konfliktmanagement – möglich bzw. notwendig.

Russlands unrechtmäßige Annexion der Krim und die Intervention in der Ostukraine stellten eine sicherheitspolitische Zäsur dar, die im NATO Gipfel von Wales im September 2014 eine erste Reaktion erfuhr: Neben der Rück­besinnung auf die Collective Defense stimmten die Staats- und Regierungschefs einem „Defense Investment Pledge“ zu, der neben der Erhöhung der Verteidigungsausgaben bis 2024 auf mindestens 2% des BIP bis 2024 auch eine damit einhergehende Investivquote von 20% des Budgets vorsah.

National wurde die Rückbesinnung auf die Collective Defense mit dem ressortübergreifenden Weiß­buch 2016 aufgegriffen und die Landes-/Bündnisverteidigung (LV/BV) als Aufgabe der Bundeswehr wieder in den Fokus genommen. Seine „Übersetzung“ für den Geschäftsbereich des BMVg erfuhr dies mit der Konzeption der Bundeswehr (KdB) und dem zugehörigen Fähigkeitsprofil (FPBw) im Jahre 2018. Das FPBw legte folgerichtig die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung als anspruchsvollste Anforderung aus dem Aufgabenportfolio als planerische Maxime zugrunde und beschrieb dafür eine konzeptionelle Zielvorstellung als nationale Ambition. Realitätssinn wurde dadurch gewahrt, dass deren Erreichung über drei Zwischenschritte angelegt wurde, die die in Wales 2014 beschlossene Absicht und die zwischenzeitlich durch die deutsche Politik weiterentwickelte Interpretation (1,5% BIP-Anteil in 2024 bei unverändertem Bekenntnis zum 2% Ziel) sowie einen maximalen militärischen Personalkörper von 203.000 Soldatinnen und Soldaten als begrenzenden Rahmen annahm. Zusätzlich wurde das FPBw von vornherein als iteratives Dokument angelegt, um planerische Flexibilität in einer sich – nicht nur im Hinblick auf Innovationen, Bedrohungsszenarien oder politischen Schwerpunkt­setzungen – weiterentwickelnden Welt zu behalten und strukturelle Entscheidungen nicht vorschnell treffen zu müssen. Nicht aus dem Auge zu verlieren ist dabei die hohe Bedeutung von KdB und FPBw hinsichtlich ihres Beitrag zur Kohäsion in den Bündnissen. Das FPBw dient gerade gegenüber der NATO als Dokumentation unseres Willens, akzeptiert NATO Planungsziele auch zu erfüllen. Als „große“ NATO-Nation stehen wir dabei besonders im Fokus und unsere Ambition wird als Gradmesser der Ernsthaftigkeit unseres Bekenntnisses zum Bündnis gewertet.

Ausgehend von den konzeptionellen Zielvorstellungen gilt es im Rahmen des jährlichen Planungs­prozesses einen im Sinne einer ganzheitlichen Fähigkeitsentwicklung bestmöglichen Weg der Umsetzung zu betreten, der insbesondere von der jeweiligen politischen Willensbildung abhängt (z.B. finanzielle Ausstattung des Epl 14; Vorgaben zu Rüstungsprojekten). Unser planerisches Ziel ist der Aufbau eines „runden“ Fähigkeitsprofils, bei dem beispielsweise Kampf- und Unterstützungskräfte in einem ausgewogenen, sinnvollen Verhältnis zueinanderstehen. Begrenzte personelle Ressourcen können dabei durch die unterschiedliche Ausbringung von aktiven, teilaktiven und nichtaktiven Strukturen mit unserer Ambition in Einklang gebracht werden. Gewisse Stellgrößen auf begrenzte finanzielle Ressourcen hat die Fähigkeitsentwicklung und die Planungsumsetzung durch die zeitliche Modellierung der Realisierung, aber auch der quantitativen und qualitativen Ausgestaltung. Eigene Ressourcenersparnis kann auch durch eine „Multinationalisierung“ erreicht werden; dies setzt gegen­seitiges (!) Vertrauen der verlässlichen Leistungserbringung im Bedarfsfall voraus.

Lassen Sie mich nun etwas dezidierter die Ausprägung des logistischen Zielbildes im angestrebten Fähigkeitsprofil skizzieren. Und auch hier gilt: es ist eine Zielvorstellung, die im Hinblick auf den (unstrittigen!) Bedarf zusätzlicher Kräfte in Ressourcenkonkurrenz zu anderen Forderungen steht. Um eine sinnvolle gesamtplanerische Bewertung anstellen zu können, wurden als planerisches Hilfs­kon­strukt 12 „Systemverbünde“ definiert, die die Nationale Ambition in konsistente und kohärente Kräftedispositive aufteilt. Sie enthalten auch sämtliche jeweils erforderliche Unterstützungselemente. So umfasst zum Beispiel der Systemverbund „BV Land“ neben Wirkelementen des Heeres auch die für einen Einsatz zwingend notwendigen Unterstützungselemente aus anderen Organisationsbereichen und beinhaltet auch die Unterstützungskräfte der Einsatzlogistik.

Wenn aus Effektivitäts- und Effizienzgründen sinnvoll, sind Unterstützungskräfte aber auch zentralisiert in anderen kohärent zusammengestellten Systemverbünden abgebildet. Dies ist zum Beispiel bei der Zuordnung von logistischen Unterstützungsleistungen der Basislogistik in die Systemverbünde „BV Unterstützung Bundeswehr“ und „Basis Inland“ der Fall.

Ein einzelner Sys­tem­verbund kann seine Wirkung nur entfalten, wenn er im Gleichschritt mit den anderen Systemverbünden (quasi als system-of-systems) ausgewogen und kohärent aufwächst. In der gesamt­pla­nerisch zu bestimmenden Vorgehensweise kommt es darauf an, im gemeinsamen „Marsch“ der System­verbünde einen Gleichschritt in der Fähigkeitsentwicklung zu gewährleisten und Ungleichgewichte zu verhindern.

Diese Denkweise macht einen, den Anforderungen aller Systemverbünde gerecht werdenden Auf­wuchs querschnittlicher logistischer Fähigkeiten unabdingbar. Dabei ist vor allem die quer­schnitt­liche, auf gemeinsamen Standards und Anwendungen beruhende Logistik als vital für das Funktio­nie­ren des Systems der Systemverbünde zu begreifen. Logistische Planungsmaßnahmen sind stets mit den logistischen Unterstützungsforderungen der einzelnen Systemverbünde zu har­mo­ni­sieren. Dies gilt für realistische Umrechnungs-/und Intensitätsfaktoren, ebenso wie für Über­le­gun­gen be­züglich der Kaderung von Verbänden oder der Einbindung von Drittleistungen unter Be­rück­sich­tigung unter­schied­licher Einsatzbereitschaftsstufen. Fähigkeitsentwicklung auch im Bereich der Unter­stüt­zung darf dabei nicht nur auf quantitative Aspekte des Erhalts bestehender Strukturen und deren Befüllung blicken, sondern auch auf qualitative wie innovative Weiterentwicklungsmöglichkeiten als Chance begreifen. Genannt seien in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Facetten der Digi­talisierung und Automatisierung bis hin zur Teilautonomie; Projekte wie die elek­tronische Deichsel, un­be­­mannte Trans­portfahrzeuge, Transportdrohnen, 3D-Druck, Augmented Reality oder auch Exo-Ske­lette besitzen ein hohes Potenzial für Synergie- und Innovationsgewinne. Sie sind damit potenziell geeignet, die Ressourcenfrage zu entspannen, aber auch der Logistik und der Bundeswehr als Ganzes zu nützen.

Zusammenfassend ist es mir wichtig festzustellen, dass im FPBw eine Zielvorstellung für die logistischen Kräfte angelegt ist, die den Anforderungen aller denkbaren künftigen LV/BV-Szenarien gerecht wird. In konzeptioneller Hinsicht gilt es zu erkennen, wie die Logistik vor dem Hintergrund der anspruchsvollsten Szenare der Landes- und Bündnisverteidigung hinsichtlich u.a. aktiver Truppenteile, gekaderter Einheiten und notwendiger Leistungen Dritter synchronisiert werden kann und muss. Gleichzeitig ist aber auch ein klarer Blick zu bewahren für die wahrscheinlichsten Anforderungen bei Einsätzen im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements, der nationalen Krisenvorsorge, dem Beitrag zur Wahrnehmung der Drehscheibenfunktion in Deutschland für großangelegte Übungen, aber auch in der „Friedensversorgung“ der Truppe oder im Hinblick auf subsidiäre Anforderungen und „Erwartungshaltungen“ im Inland. Und dies gilt für alle Bereiche der Logistik; wenn auch in ungewohnter Zusammenstellung möchte ich hier Transport, Materialgrundlagen, Materialbewirtschaftung und Lagerung aber auch Instandsetzung explizit ansprechen.

Und auch dessen sollten wir uns bewusst sein (nicht neu aber trotzdem unverändert richtig): Logistik gehört zum Aufgebot der ersten Stunde – in jedem denkbaren Szenario! Und sie ist auch für die Politik eine „gern genommene“ Fähigkeit, die oftmals (leider) nur dann von sich reden macht, wenn sie nicht funktioniert.

So wie ein Zitat am Anfang meiner Gedanken stand, so möchte ich Ihnen abschließend mit folgendem Zitat des französischen Philosophen Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues, eines Zeitgenossen von Voltaire und Friedrich dem Großen, eine Anregung zum Weiterdenken anbieten:

„Kunst, Pläne zu machen, besteht darin, den Schwierigkeiten ihrer Ausführung zuvorzukommen.“

Die Streitkräftebasis: Zukunftsorientierte Logistikprojekte als Fundament der Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung

Beitrag Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis und Nationaler Territorialer Befehlshaber zur ausgefallenen Informationsveranstaltung bB 2020

Mit dem „Dresdener Erlass“ vom 21. März 2012 wurden die formalen Grundlagen für eine umfängliche Neuausrichtung des Bundesministeriums der Verteidigung und seines Geschäftsbereiches geschaffen. Die damaligen haushälterischen Rahmenbedingungen zwangen dazu, Aufgaben, Fähigkeiten und finanzielle Ausstattung der Bundeswehr so in die Balance zu bringen, dass sie als „Armee im Einsatz“ das gesamte Einsatzspektrum bedienen und gleichzeitig durchhaltefähig auch längere Einsätze personell bestreiten konnte. Da man auch 2012 noch davon ausging, dass Deutschland ausschließlich ‚von Freunden umgeben‘ war, verfolgte man eine konsequente Ausrichtung auf Einsätze des Internationalen Krisenmanagements.

Mitten in die Umsetzung dieser Neuausrichtung fiel die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland in 2014. Die dadurch verschärften Spannungen schlugen sich schließlich in den strategischen Grundlagen der westlichen Sicherheitsarchitektur, wie den Beschlüssen des NATO Gipfel von Wales, und konsequenterweise auch in nationalen Dokumenten nieder. So beschreibt das Weißbuch 2016 die Landes- und Bündnisverteidigung – trotz der Gleichrangigkeit der Aufgaben der Bundeswehr – nunmehr wieder als anspruchsvollste Aufgabe für die Bundeswehr. Dieser Tage hat der Generalinspekteur der Bundeswehr dies noch einmal unmissverständlich in seinem Tagesbefehl hervorgehoben und das Erfordernis zum einen struktureller Anpassungen, zum anderen aber auch der Entwicklung eines entsprechenden „Mindsets Landes- und Bündnisverteidigung“ nachdrücklich unterstrichen.

Der Fokus auf kollektive Verteidigung in NATO aber auch EU fordert insbesondere Deutschland aufgrund seines politischen Gewichtes, seiner wirtschaftlichen und militärischen Leistungsfähigkeit und nicht zuletzt seiner zentralen geostrategischen Lage in Europa.

Deutschland spielt heute als leistungsfähige Mittelmacht in der kollektiven Verteidigung eine verantwortungsvolle Doppelrolle: Zum einen stellt die Bundeswehr Kampf- und Unterstützungskräfte für den Einsatz im unmittelbaren Operationsgebiet, zum anderen gewährleistet unser Land Beherbergung, Versorgung und Transit großer Truppenverbände in weite Teile Europas. Gleichzeitig werden nach wie vor die Aufgaben im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements und des Heimatschutzes in all seinen Facetten weiterhin wahrgenommen.

Diesem veränderten, überaus komplexen und im anspruchsvollsten Fall gleichzeitig zu bewältigenden Aufgabenspektrum der deutschen Streitkräfte wird seit 2014 wieder verstärkt Rechnung getragen. Insbesondere die Anforderungen an die Streitkräftebasis wurden perspektivisch deutlich erweitert.

Abbildung 1: Sicherheitspolitische Herausforderungen aus heutiger Sicht © Bundeswehr / KdoSKB

Die Streitkräftebasis stellt nicht nur, zum Teil einzigartige, „Enabling“- und Unterstützungsfähigkeiten zur Gewährleistung der Durchhaltefähigkeit der Land-, Luft- und Seestreitkräfte bereit. Sie garantiert gleichzeitig die im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung so wichtige Funktionsfähigkeit der „Drehscheibe Deutschland“ inklusive eines passgenau auf die Anforderungen unserer Partner zugeschnittenen Host Nation Support. Darüber hinaus trägt sie im Rahmen ihrer territorialen Aufgaben die Verantwortung für alle Einsätze im Innern und für die Hilfeleistungen der Bundeswehr im Zusammenhang mit dem Heimatschutz.

Diesen anspruchsvollen Herausforderungen kann die Streitkräftebasis allein mit rein militärischen Lösungen nicht gerecht werden.

Zur Verdeutlichung ein konkretes Beispiel:

Die Nachfrage an Logistikleistungen ist in der Bundeswehr in den vergangenen Jahren, vor dem Hintergrund des neugewichteten Aufgabenspektrums, stetig angestiegen. Die Logistikkräfte der Streitkräftebasis sind konstitutiv sowie substanziell an allen deutschen Einsatzkontingenten beteiligt und sichern die Erst- und Folgeversorgung der eingesetzten Kräfte aus Deutschland heraus bis in die Einsatzgebiete. Zugleich sind sie verantwortlich für die Verlegung eigener Kräfte und Vorräte. Zusätzlich gewährleisten sie die Verlegung weiterer deutscher Truppenteile aus Deutschland heraus und deren Unterbringung im Einsatzland. Schließlich unterstützen sie den Transit alliierter Partner durch Deutschland und stellen die gesicherte Aufnahme sowie die anschließende logistische Versorgung und Unterstützung der Weiterfahrt im Einsatzgebiet – kurz den Reception, Staging and Onward Movement Prozess (RSOM) – sicher.

Dabei unterscheiden sich Szenare der Landes- und Bündnisverteidigung wesentlich von Einsätzen im Rahmen des internationalen Krisenmanagements. Erstere erfordern kürzere Reaktionszeiten und zeichnen sich durch einen höheren Verbrauch von Munition, Betriebsstoffen und Ersatzteilen aus. Dies wiederum begründet einen erhöhten Bedarf an Lagerkapazitäten und hochmobilen Logistikkräften der Streitkräftebasis.

Anpassungen des Logistischen Systems der Bundeswehr (LogSysBw) sind somit zwingend erforderlich. Mit den vorhandenen eigenen Kräften und Mitteln der Streitkräftebasis ist dies jedoch allein nicht zu bewältigen. Vielmehr bedient sich die Streitkräftebasis hier einer Mischung aus nationalen und multinationalen militärischen Ansätzen in Ergänzung verschiedenster Kooperationen mit Industrie und Wirtschaft.

Abbildung 2: Das „Haus der Logistik“ © Bundeswehr / LogKdoBw

Den Fahrplan für die schrittweise Modernisierung der Bundeswehr insgesamt, und damit auch für die der Logistikkräfte der Bundeswehr, als wesentlicher Bestandteil fast aller beschriebenen Systemverbünde (bundeswehrübergreifende und auftragsbezogene Kräftedispositive), liefert das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr. Im Zentrum des ersten Schritts stehen dabei die Anteile der Bundeswehr, die bis Ende 2023 die volle Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung erlangen müssen.

Aufgrund seiner besonderen Bedeutung für jede militärische Operation, bedeutet dies für das LogSysBw wesentliche strukturelle Veränderungen, die die Führungsfähigkeit eigener logistischer Verbände stärken, die Mobilität wie auch Agilität dieser fördern und ausgewählte Fähigkeiten ertüchtigen sollen.

Strukturveränderungen in vielen Bereichen weisen bereits heute den Weg in eine Zukunft der Streitkräftebasis mit gestärkten Fähigkeiten. Im Bereich der Logistik konnten wir zum Beispiel mit dem vor Kurzem in Burg neu aufgestellten Logistikregiment 1 die Führungsfähigkeit der mobilen Logistiktruppe in der Landes- und Bündnisverteidigung verbessern. Zugleich haben wir damit eine wesentliche Voraussetzung für die Führung der Nationalen Unterstützungskräfte – der so genannten Speerspitze der NATO – der Very High Readiness Joint Task Force 2023 geschaffen. Nahezu gleichzeitig konnten wir mit der Aufstellung des Logistikbataillons 163 in Delmenhorst eine kritische Fähigkeitslücke für die NATO im Bereich der RSOM-Fähigkeiten schließen. Um den Anforderungen der logistischen Unterstützung im Rahmen Landes- und Bündnisverteidigung in Gänze gerecht werden zu können ist beabsichtigt, neben den heutigen Kräften, weitere Bataillone und ein weiteres Logistikregiment aufzustellen.

Auch im Bereich unserer eigenen Lagerlogistik konnten bereits substantielle Fortschritte erzielt werden. Insgesamt wird die Streitkräftebasis nach und nach ab 2021 acht Munitions- und Materiallager wieder in Betrieb nehmen. Die drei Munitions- und fünf Materiallager bereiten sich im Zuge des organisationsbereichsübergreifenden Projekts „ortsfeste logistische Einrichtungen 2019+“ auf den Zufluss von Versorgungsgütern vor. Die damit gewonnenen zusätzlichen Lagerkapazitäten der Streitkräftebasis werden künftig die schnelle und umfassende Bereitstellung des erforderlichen Materials ergänzend sicherstellen.

Multinationale Kooperationen auf der Ebene von NATO und EU festigen und erweitern die eigenen Fähigkeiten und schaffen Synergieeffekte unter den Partnernationen. So verfolgt zum Beispiel das Projekt „Network of LogHubs in Europe and Support to Operations” als eines der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit in Europa, auch bekannt als PESCO – Permanent Structured Cooperation – das Ziel, sich gegenseitig durch Leistungen in den Bereichen Transport, Lagerung, Umschlag sowie Instandhaltung oder durch die Möglichkeit der Vorausstationierung von Material zu unterstützen.

Die Streitkräftebasis stellt unter anderem einen sogenannten Logistic Hub, eine logistische Einrichtung des Bundeswehrdepots Süd im hessischen Pfungstadt. Dieser bietet den internationalen Partnern seit 2020 Umschlag- und Transportleistungen in Einsatzgebiete und Übungsräume. Bis Ende 2024 werden zudem weitere Möglichkeiten wie Zwischenlagerung, Vorausstationierung und werterhaltende Lagerung angeboten. Zusätzlich stellt Deutschland das seit Ende September voll einsatzfähige Joint Coordination Centre (JCC) am Logistikzentrum der Bundeswehr für dieses Projekt. Hierbei handelt es sich um ein Koordinierungselement, das multinational auf europäischer Ebene agiert. Auftrag des JCC ist die Unterstützung beim Aufbau und Betrieb eines robusten europaweiten Netzwerkes von militärischen logistischen Knotenpunkten. Durch den sukzessiven Ausbau dieses multinationalen Logistiknetzwerkes werden die Handlungsfähigkeit der EU und der europäische Pfeiler in der NATO gestärkt, da logistische Unterstützungsleistungen aufgrund der Harmonisierung und Standardisierung von Verfahren, effektiver und schneller umgesetzt werden können.

Ergänzt werden nationale und multinationale militärische Fähigkeiten zusätzlich durch gezielte Kooperationen mit Industrie und Wirtschaft. Die für Einsatz und Grundbetrieb erforderlichen logistischen Funktionalitäten werden schon heute in wesentlichen Aufgabenfeldern durch die Einbindung gewerblicher Dienstleister erbracht. Die Bundeswehr wird absehbar jedoch deutlich höhere gesicherte logistische Kapazitäten benötigen als heute militärisch verfügbar sind und zukünftig abbildbar sein werden. Der Ausbau von Kooperationen mit gewerblichen, logistischen Leistungserbringern ist daher notwendiger denn je. Das Projekt “Zukunftsorientierung Kooperationen in der Logistik“ untersucht Möglichkeiten, um zum Beispiel Teile der Materialbewirtschaftung und Lagerung, Instandhaltung und Fertigung sowie die logistische Unterstützung von Truppenverlegungen und intermodale Transporte in zivile Hände zu geben.

Sie sehen also: Allein im Bereich der Logistik wurden eine Vielzahl unterschiedlicher zukunftsorientierter Projekte auf verschiedensten Ebenen angestoßen und werden auch weiterhin zielstrebig verfolgt. Dieser Mix an Kooperationsbeziehungen zeichnet gleichfalls die Weiterentwicklungsprojekte unserer weiteren Spezialfähigkeiten wie ABC-Abwehr, Zivil-Militärische Zusammenarbeit und Feldjägerwesen aus. Nicht unterschlagen werden darf dabei, dass neue Strukturen und personeller Aufwuchs auch immer eine angemessene Ausstattung mit gut ausgebildetem Personal und ausreichend Material erfordern. In diesen Bereichen besteht in der Streitkräftebasis nach wie vor ein großer Nachholbedarf. Insgesamt sind die Weichen bei der Streitkräftebasis auf Wachstum, Fortschritt und Modernisierung ausgerichtet. Wir haben uns einen fundierten, anerkannten und realisierbaren Plan erarbeitet, den wir weiterhin Zug um Zug umsetzen werden.

Text und Grafiken: Kdo SKB