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Rede des Bundesministers der Verteidigung, Boris Pistorius, zum Jahresbericht 2023 der Wehrbeauftragten vor dem Deutschen Bundestag am 25. April 2024 in Berlin:

Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete!
Sehr geehrte Frau Wehrbeauftragte, liebe Eva Högl!

Auch ich beginne gerne und von Herzen mit einem herzlichen Dank für die großartige Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Liebe Eva, du bist Anwältin, Sprachrohr und Interessenvertreterin, alles in einem, und gleichzeitig aufmerksame Beobachterin und konstruktive Kritikerin an dem, was passiert. Vielen Dank an dich und das ganze Team für die geleistete Arbeit!
Das Berichtsjahr 2023 – das kann man ohne Übertreibung sagen – war verteidigungspolitisch erneut ein bewegtes und ganz sicher nicht einfaches. Und auch in diesem Jahr geht es so weiter. Zum russischen Angriffskrieg in seinem zweiten furchtbaren Jahr – also im Jahr 2023 – kamen weitere Krisen und Herausforderungen.

Die Welt ist im Dauerstress, und mit ihr die Frauen und Männer der Bundeswehr, die die Folgen direkt spüren: im Rahmen unserer anhaltenden Unterstützung der Ukraine, durch unsere Bündnisverteidigung an der Ostflanke, mit unseren Rettungs- und Evakuierungseinsätzen, sei es der außerordentlich erfolgreiche Evakuierungsvorgang im Sudan oder die schnell abgeschlossenen Vorbereitungen für eventuell notwendig werdende Evakuierungen im Nahen Osten – das alles wohlgemerkt parallel zur Ausrichtung auf den neuen Kernauftrag, den neuen alten Kernauftrag Landes- und Bündnisverteidigung, das alles zusätzlich zu laufenden und neuen Auslandseinsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen, Übungen und Amtshilfeersuchen. Das sind nur ein paar Schlaglichter auf die Vielzahl und die Vielfalt der Aufträge der Bundeswehr. Sie unterstreichen zweierlei.

Zum Ersten: Auf die Bundeswehr kam viel zu. Zum Zweiten. Auf die Bundeswehr war und ist Verlass. Oder um es mit den Worten der Wehrbeauftragten zu sagen: Die Truppe macht es immer möglich. Deswegen geht mein großer Dank an unsere Soldatinnen und Soldaten für ihren engagierten Dienst als unser aller Garant für Frieden, Freiheit und Sicherheit. Stellvertretend an die Soldatinnen und Soldaten auf der Tribüne: Vielen herzlichen Dank.

Aber wir alle wissen, ich weiß: Das Ganze mutet der Truppe viel zu. Wir müssen die Bundeswehr deshalb dringend weiter in der Breite aufstellen. Zu diesem Schluss kommt richtigerweise auch der Jahresbericht.

Ich will aus meiner Sicht zwei zentrale Themen aufgreifen. Zum Thema Finanzen: Es kommt gewiss nicht überraschend, dass ich mich der Wehrbeauftragten ausdrücklich anschließe: Wir brauchen einen kontinuierlich steigenden Einzelplan 14.

Ich will es noch klarer machen: Wir brauchen eine Erhöhung des Verteidigungsetats in einer Größenordnung von mehreren Milliarden Euro. Sonst werden wir das, was wir im Rahmen der Zeitenwende so erfolgreich begonnen haben, gegen die Wand fahren, sonst laufen wir im nächsten Jahr in einen faktischen Rüstungsstopp. Mehr Schlagkraft für die Bundeswehr ist ohne ein deutliches Mehr an Verteidigungsausgaben nicht zu haben.

Das Sondervermögen war und ist ein richtiger Schritt. Es wird zum Ende des Jahres vertraglich gebunden sein, und deswegen muss etwas anderes kommen. Gleichzeitig will ich deutlich unterstreichen: Die Verausgabung des Sondervermögens in dieser Größenordnung hat uns noch vor 15 Monaten niemand zugetraut. Ich danke ausdrücklich dem viel gescholtenen Personal im Bundesverteidigungsministerium und in den nachgeordneten Behörden für seine großartige Arbeit. Vielen Dank.

Ich füge hinzu – da hat die Wehrbeauftragte natürlich recht –: Jetzt kommt es darauf an, dass all das, was wir so schnell bestellt haben, jetzt auch schnell zur Truppe kommt. Ich bin in regelmäßigen Gesprächen mit den Vertretern der Rüstungsindustrie. Sie tun, was sie können, aber zaubern können sie eben auch nicht. Bis bestimmte Systeme produziert sind, braucht es seine Zeit. Deswegen ist es so wichtig gewesen, die Aufträge zu erteilen, damit wir auf dieser Achse keine weitere Zeit verlieren.

Das Sondervermögen kann aber nur der Startschuss gewesen sein. Meine Überzeugung ist daher: Wir müssen die Finanzierung unserer Sicherheit separat abbilden. Sicherheit hat Verfassungsrang. Gleichzeitig darf das nicht im Wege eines sozialen Kahlschlags in unserem Land passieren.

Der Verteidigungshaushalt ist die Grundlage für die Umsetzung der Zeitenwende. Ich danke Ihnen allen hier im Hohen Haus ausdrücklich für Ihre bisherige Unterstützung und baue auch künftig darauf. Nur so können wir die Bundeswehr nachhaltig befähigen.

Ich komme zu den Strukturen. Auch mit Blick auf die notwendigen Strukturen sind wir ins Handeln gekommen. Die neue Struktur im Verteidigungsministerium, bei den Streitkräften und im zivilen Bereich wird die Bundeswehr in der Wahrnehmung ihres Auftrags bestmöglich unterstützen. Landes- und Bündnisverteidigung ist unser Fokus mit der noch klareren Verortung der jeweiligen Verantwortung, mit zukünftig einem Operativen Führungskommando, vier Teilstreitkräften und einem Unterstützungsbereich. Das sind substanzielle Veränderungen, weil auch hier ein Weiter-so nicht möglich war. In den kommenden Monaten arbeiten wir an der Umsetzung, Feinausplanung, und in spätestens einem Jahr, im April nächsten Jahres, werden wir in der neuen Struktur voll arbeitsfähig sein.

Gleichzeitig – das wissen wir alle gemeinsam – sind Strukturveränderungen kein Allheilmittel; das ist klar. Sie führen nicht dazu, dass neue Panzer auf dem Hof stehen, Kasernen modernisiert werden oder der Bundeswehr ausreichend Männer und Frauen zur Verfügung stehen. Der Jahresbericht 2023 konstatiert, dass Verbesserungen auf sich warten lassen, ja. Ich verstehe die Mahnung und stimme sogar zu. Das Motto der Zeitenwende kann deshalb nur Ungeduld sein. Sie ist angebracht, treibt uns an – mich zuallererst. Aber ich sage auch sehr deutlich: Man kann die Bundeswehr nicht über Nacht neu ausrichten und ausstatten. Bei aller Ungeduld müssen wir planen und zielgerichtet vorgehen. Das tun wir, und ich freue mich, dass das auch im Jahresbericht Anerkennung findet.

Wir haben wichtige Weichen gestellt, und das in vielen Bereichen: Personal, Infrastruktur, Material, Beschaffung, flankiert mit entsprechender neuer Industriepolitik. Wir werden in unseren Anstrengungen nicht nachlassen; das kann ich Ihnen versichern, liebe Eva, dir auch, und wir nehmen deine Impulse auf und ernst.

Vielen Dank.

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Rede des Bundesministers der Verteidigung, Boris Pistorius, zur Einführung eines Veteranentags vor dem Deutschen Bundestag am 25. April 2024 in Berlin:

Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete!
Sehr geehrter Herr Botschafter!
Sehr geehrte Frau Wehrbeauftragte, liebe Eva Högl!

Heute geht es hier im Bundestag, der Herzkammer der Demokratie, um viel. Es geht um Wichtiges. Es geht um viel Wichtiges für viele. Es geht um zehn Millionen Frauen und Männer, meine sehr geehrten Veteranen auf der Besuchertribüne, die als aktive oder ehemalige Soldatinnen oder Soldaten in der Bundeswehr dienen oder gedient haben. Es geht um zehn Millionen Veteraninnen und Veteranen, und es geht um ihre Familien.

Der überparteiliche Antrag zur Einrichtung eines nationalen Veteranentages und zur Verbesserung der Versorgung von Veteraninnen und Veteranen sowie ihrer Familien ist ein starkes, ein wichtiges und, ja, auch ein überfälliges Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung. Wertschätzung für diejenigen, die sich mit ihrem Leben im parlamentarischen Auftrag für das Recht und die Freiheit unseres Landes einsetzen oder eingesetzt haben – ob in Afghanistan, in Mali oder im Roten Meer. Wertschätzung für die, die im Fall der Fälle unsere Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus den Krisengebieten dieser Welt evakuieren – sei es in Kabul oder aus dem Südsudan. Wertschätzung für die, die rund um die Uhr für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger bereitstehen – sei es in den vielen Operationszentralen der Alarmrotte für unseren Luftraum oder auf der Ostsee. Wertschätzung für all diejenigen, die helfen, wenn die zivilen Rettungskräfte am Ende sind – sei es bei einem Lawinenunglück, einem Waldbrand oder einer Pandemie. Vielen Dank!

Eine parteiübergreifende Annahme des heutigen Antrags verleiht dem nationalen Veteranentag eine besondere, eben eine nationale und eine sehr emotionale Strahlkraft. Dafür danke ich von Herzen. Ich möchte einer Person dieses Hohen Hauses besonders danken, dem Abgeordneten Johannes Arlt, der sehr früh mit dieser Idee auf mich und viele andere zukam und gefragt hat: Haben wir dafür die Unterstützung? – Lieber Johannes, ja, du hast sie, du hast sie vom ganzen Haus. Vielen Dank für diese großartige Initiative!
Die heutige Annahme des gemeinsamen Antrags – ich bin sehr dankbar, dass alle dahinterstehen – zeigt: Wir stehen gemeinsam hinter den Frauen und Männern unserer Bundeswehr. Jeder Soldat, jede Soldatin ist uns wichtig – ganz gleich, ob im aktiven Dienst oder darüber hinaus. Es geht um die Anerkennung derjenigen, die in letzter Konsequenz bereit sind, das Äußerste für andere zu geben, und die ihr Leib und Leben für unser Land einsetzen. Und es geht um ihre Familien; denn eines ist klar: Keine Soldatin, kein Soldat dient alleine. Hinter jeder Soldatin, hinter jedem Soldaten steht eine ganze Familie, die ihn oder sie trägt, mit ihr oder ihm leidet, für sie oder ihn hofft.

Wir haben in Deutschland in den letzten Jahren mit Blick auf unsere Veteranenkultur wichtige und überfällige Fortschritte gemacht. Ich denke vor allem an die einmalige, eben schon beschriebene Atmosphäre bei den Invictus Games in Düsseldorf im vergangenen Jahr und an die Eröffnung eines Veteranenbüros der Bundeswehr in Berlin. Der vorliegende Antrag ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg, der noch nicht zu Ende ist. Er spiegelt viele Wünsche aus der Veteranencommunity wider, Wünsche, die in vielen Ländern bereits heute eine Selbstverständlichkeit sind.

Besonders freut mich, dass dieser Antrag aus dem Deutschen Bundestag kommt und dass Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordneten, den Veteranentag öffentlich und in der Gesellschaft sichtbar begehen wollen. Ein Tag, der nicht durch die Streitkräfte für sich selbst ausgestaltet wird, hat eine deutlich größere Symbolkraft als ein Tag von Uniformierten für Uniformierte. Lassen Sie uns diesen Tag gemeinsam weiter ausgestalten!

Ein nationaler Veteranentag ist auch ein Zeichen in die Gesellschaft, und das ist nicht weniger wichtig. Viel zu oft kam in den vergangenen Jahren das Gefühl auf, dass unser Leben in Freiheit und Frieden eine Selbstverständlichkeit ist. Der Veteranentag macht deutlich, dass dies eben nicht der Fall ist und in vielen Regionen dieser Welt, in denen unsere Soldatinnen und Soldaten eingesetzt sind, auch nie der Fall war. Dieser Tag macht klar, was der höchste Preis für unser Leben in Freiheit und Frieden ist. Denn wenn wir heute über zehn Millionen Veteraninnen und Veteranen sprechen, dürfen und wollen wir die nicht vergessen, die ihren Einsatz für ihre Nation mit dem höchsten Gut bezahlt haben: ihrer Gesundheit und ihrem Leben. An sie alle denken wir besonders.
Als Bürger dieses Landes und Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt bitte ich Sie um Unterstützung Ihres eigenen vorliegenden Antrags. Dieser Antrag steht für Fürsorge, er steht für Respekt, er steht für Wertschätzung unseres Parlaments und unserer Bürgerinnen und Bürger, die Sie vertreten, für unsere Veteraninnen und Veteranen.

Vielen Dank.

 

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

GDELS stellt neuen PIRANHA HMC vor

General Dynamics European Land Systems (GDELS) hat die PIRANHA-Familie um eine neue Variante erweitert: Den PIRANHA Heavy Mission Carrier „HMC“.

Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 40 Tonnen und einer Nutzlast von 17 Tonnen stellt der PIRANHA HMC das obere Ende der erfolgreichsten Radpanzerfamilie der westlichen Hemisphäre dar. Das Fahrzeug verfügt über die modernste Antriebs- und Aufhängungstechnologie, wie den 10×10- Allrad-Antriebsstrang und das einzigartige Multi-Link-Aufhängungssystem mit Lenkung der ersten, zweiten, sowie der vierten und fünften Achse. Die Auslegung stellt minimale Achslasten in Einklang mit dem europäischen Straßenverkehrsrecht, überragende Geländegängigkeit und Grabenüberschreitfähigkeit, sowie einen auf weniger als 18 Meter reduzierten Wendekreis sicher.

Mit dem 10×10 PIRANHA Heavy Mission Carrier kommt das Unternehmen dem steigenden Bedarf an hochbeweglichen Plattformen für immer anspruchsvollere Missionsprofile und den dringenden Anforderungen von NATO- und internationalen Kunden an militärische Mobilität nach. „Der PIRANHA HMC ist eine direkte Antwort auf die Anforderungen unserer weltweiten Kundenbasis an Nutzlast und -volumen für vielseitige und flexible Missionen wie direktes und indirektes Feuer, Flugabwehr und taktische Brückenlegekapazitäten“, so Dr. Thomas Kauffmann, GDELS Vice President für Global Sales & Services. „Diese einzigartige Plattform ist das Ergebnis unseres anhaltenden Strebens nach innovativen Fahrzeug- und Antriebstechnologien, zusammen mit 40 Jahren Exzellenz und Erfahrung als ein Fahrzeughersteller von Weltrang“, ergänzt Giuseppe Chillari, GDELS Vice President Wheeled Vehicles & Managing Director GDELS-Mowag.

Die PIRANHA-Fahrzeugfamilie stellt mit mehr als 12.000 Fahrzeugen bei über 20 Nutzernationen den erfolgreichsten Radpanzer der westlichen Welt dar. Neben dem verbreiteten 8×8 sind auch Ausführungen mit den Antriebsformeln 4×4, 6×6 und 10×10 sowie amphibische Varianten im Einsatz.

 

Quelle: GDELS (Text und Bilder)

Erfolg in Australien: Produktionsvertrag für 123 Schwere Waffenträger Infanterie Boxer unterzeichnet

Das Commonwealth of Australia hat Rheinmetall heute den Auftrag über die Produktion von 123 Gefechtsfahrzeugen „Schwerer Waffenträger Infanterie“ erteilt, von denen über 100 in Australien für die Bundeswehr gefertigt und nach Deutschland exportiert werden sollen. Es handelt sich hierbei um den größten militärischen Export Australiens an die Bundesrepublik Deutschland.

Nathan Poyner, Geschäftsführer von Rheinmetall Defence Australia, bekräftigte, dass es sich bei dem Auftrag um den bisher größten australischen Rüstungsexport nach Deutsch­land handelt. „Die Auslieferung soll im Jahr 2025 beginnen“, fügte Poyner hinzu.

Der „Schwere Waffenträger Infanterie“ basiert auf dem Boxer Combat Reconnaissance Vehicle (CRV) der australischen Armee. Der Boxer ist ein modernes, gepanzertes 8×8-Fahrzeug, das bei Armeen auf der ganzen Welt im Einsatz ist. Es bietet verbesserten Schutz für die Besatzung und verbindet ein hohes Maß an Feuerkraft und Mobilität für internationale Einsätze, vor allem in friedens­erhaltenden Missionen, bis hin zu Gefechten mit hoher Intensität. Der CRV ist mit einem Aufklärungsmodul ausgestattet, das den digitalen Zwei-Personen-Turm Lance umfasst; der erste bemannte Mittelkaliber-Turm, der auf der Boxer-Plattform in Dienst gestellt wird.

Die Boxer werden im Rheinmetall-Kompetenzzentrum für militärische Fahrzeuge in Redbank im Südosten Queenslands produziert. Dort fertigen mehr als 650 qualifizierte Rheinmetall-Mitarbeiter Fahrzeuge, Panzerungen und Elektronik für Australien und globale Partner.

Der Auftrag unterstützt Rheinmetalls Ziel, die Fähigkeiten der australischen Rüstungsindustrie auszubauen, lokale Wertschöpfung zu generieren und australische Unternehmen in die globale Lieferkette von Rheinmetall zu integrieren.

„Wir sind dankbar dafür, mit dem ‚Schweren Waffenträger Infanterie‘ ein wesentliches Element der neuen Streitkräftekategorie ‚Mittlere Kräfte‘ des Heeres liefern zu dürfen. Wir bündeln das Know-how und die Fähigkeiten unserer australischen MILVECOE-Kollegen aus unserem weltweiten Rheinmetall-Netzwerk, um dem deutschen Heer so schnell wie möglich die benötigten Kampffahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Damit werden die Verteidigungs­beziehungen zwischen Australien und Deutschland weiter vertieft und eine nachhaltige souveräne Verteidigungsfähigkeit Australiens gestärkt.“

„Wir begrüßen die enge Partnerschaft zwischen Australien und Deutschland im Bereich der strategischen Verteidigung, da die beiden Nationen zusammenarbeiten, um die globale Sicherheit zu erhöhen. Das deutsche Boxer-Programm in Australien wurde durch die langfristigen australischen Investitionen von Rheinmetall in die Produktentwicklung und fortschrittliche Fertigung ermöglicht“, so Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG.

Neben den 211 Fahrzeugen, die im Rahmen des australischen Projekts Land 400 Phase 2 bestellt wurden – 133 davon sind die CRV-Variante mit dem bemannten digitalen Lance-Turm – betreut Rheinmetall auch die HX-LKW-Flotte der australischen Armee, die mehr als 2.900 Fahrzeuge umfasst. Das Unternehmen liefert zudem das Multi-Ammunition Soft-Kill System (MASS) an die Royal Australian Navy, entwickelt und betreut Ausbildungssysteme für den militärischen Bereich und hat mehr als 200 HX-Trucks an die neuseeländischen Streitkräfte geliefert.

Quelle: Rheinmetall AG (Text und Bild)

Panzerhaubitze 2000

Rheinmetall mit der Fertigung von 22 Fahrgestellen und Waffenanlagen für die Panzerhaubitze 2000 beauftragt

Der Düsseldorfer Technologiekonzern Rheinmetall ist über seine Divisionen Weapon and Ammunition und Vehicle Systems Europe mit der Lieferung von Kernkomponenten für 22 Panzerhaubitzen der Bundeswehr durch KNDS Deutschland unterbeauftragt worden. Rheinmetall liefert für die Panzerhaubitzen des Typs PzH 2000 u.a. 22 Waffenanlagen L52 im Kaliber 155mm und ebenso viele Fahrgestelle. Nach einer abschließenden Systemintegration und Inbetriebnahme bei Rheinmetall in Unterlüß sollen die ersten dieser Artilleriesysteme noch im Sommer 2025 an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Mit diesem Auftrag verbindet sich für Rheinmetall insgesamt ein Auftragsvolumen von rund 135 MioEUR.

Rheinmetall unterstreicht mit dieser Beauftragung seine Expertise als Technologieführer für 155mm-Artilleriewaffen und als leistungsfähiger Partner im Kettenfahrzeugbau. Bei Geschützrohren und der dazugehörigen Munitionstechnologie – zum Beispiel auch der 120mm-Glattrohrkanone für Kampfpanzer – ist Rheinmetall weltweit führend. Viele Nutzerstaaten weltweit vertrauen der Waffentechnologie von Rheinmetall.

Dieser Vertrag unterstreicht das anhaltende Vertrauen der Bundeswehr in die Qualität und Zuverlässigkeit der PzH 2000. Das Waffensystem, das in den 1980er und 90er Jahren entwickelt und seitdem ständig modernisiert wurde, ist für seine hervorragende Mobilität, weitreichende Feuerkraft und Schutz bekannt. In der Ukraine beweist die PzH 2000 aktuell ihre Zuverlässigkeit sowie eine herausragende Treffgenauigkeit. Der Düsseldorfer Technologiekonzern gehört weltweit zu den bedeutendsten Herstellern von Waffen- und Munitionssystemen.

 

Quelle: Rheinmetall AG (Text), KNDS (Bild)

Schaubild PRADA-Web-Service ©PlgABw Blauer Bund

Der PRADA-WebService – Innovative Entscheidungsunterstützung als IT-Service

Der PRADA-WebService des Planungsamtes der Bundeswehr – Innovative Entscheidungsunterstützung als IT-Service

Nicht erst mit der Zeitenwende rückte die materielle Einsatzbereitschaft in der Nutzung von Waffensystemen in den Fokus. Schon Jahre davor war festzustellen, dass die generelle Verfügbarkeit hinter den Erwartungen zurückblieb. Die in 2017 aufgelegte „Agenda Nutzung“ hatte das Ziel, dies nachhaltig zu ändern. Die Erarbeitung einer Fähigkeit, logistische Prozesse, die Nutzung von Waffensystemen und deren Instandhaltung auf Basis von Daten darstellen und modellieren und sogar Prognosen zur zukünftigen Verfügbarkeit der Waffensysteme erstellen zu können, war von Anfang an Bestandteil dieses Konzeptes.

 Kernfrage: Lässt sich auf Basis vorhandener Daten aus der Nutzung eine weitgehend automatisierte Prognosefähigkeit herstellen, um Defizite zu analysieren, Optimierungspotenziale zu identifizieren und die zukünftige materielle Einsatzbereitschaft zu prognostizieren?

Von den Dimensionsblaupausen zum PRADA-WebService

Das Planungsamt der Bundeswehr ist ministerieller Dienstleister und gestaltet darüber hinaus eigenständig. Es ist u. a. zentraler Serviceleister zur Analyse von Problemstellungen mit wissenschaftlichen Methoden. 2018 wurde die Abteilung Wissenschaftliche Unterstützung und Interoperabilität des Planungsamtes vom BMVg mit der Untersuchung der Kernfrage beauftragt.

Word cloud Prognosefähigkeit ©PlgABw Blauer Bund
Word cloud Prognosefähigkeit ©PlgABw

Anhand dreier Studien sollte gemeinsam mit industriellen Partnern die grundsätzliche Machbarkeit eines Simulationssystems zur Abbildung der realen Prozesse der Nutzung, Instandhaltung und Materialbewirtschaftung untersucht werden. Als Untersuchungsobjekt wurde in den Dimensionen Land, Luft, See je ein Waffensystem ausgewählt (GTK BOXER, Eurofighter, Korvette 130). Die Studien endeten mit dem Ergebnis, dass es möglich ist eine Prognosefähigkeit auf Basis waffensystemspezifischer Simulationsmodelle in jeweils separaten Softwaredemonstratoren herzustellen. Die Fähigkeit, Kennzahlen des technisch-logistischen Managements unter vereinfachten Annahmen abzuschätzen, konnte nachgewiesen werden. Die „Blaupause“ für Folgeaktivitäten lag damit vor.

Die beauftragte Folgestudie „Prognosefähigkeit, Änderung des Ausfallverhaltens“ kurz: PRADA knüpfte inhaltlich an die vorangegangenen Ergebnisse an. PRADA zielte darauf ab, die getroffenen Annahmen zu konkretisieren und das Ganze in einem Softwaredemonstrator für die zu untersuchenden Waffensysteme GTK BOXER, FENNEK und KH TIGER umzusetzen. Im Schwerpunkt sollte der Einfluss von Nutzungsprofilen[1] auf das Ausfallverhalten der genannten Waffensysteme bis auf Hauptbaugruppenebene und die Implikationen auf das Instandhaltungssystem quantifiziert werden. Nutzungsprofile und Prozesse der Instandhaltung werden in ausführbaren und waffensystemspezifischen Simulationsmodellen abgebildet und können über einen beliebig einstellbaren Zeitraum bis zu sieben Jahren in die Zukunft untersucht werden.

Was ist PRADA?

PRADA ermöglicht sogenannte „Was-wäre-Wenn“-Analysen. Mit Hilfe statistischer Methoden und Machine Learning werden aus Nutzungsdaten der Waffensysteme unterschiedlicher Quellen Muster in der Nutzung festgestellt, entsprechende Abnutzungsparameter pro Hauptbaugruppe berechnet und in die Simulation übernommen. Dies ermöglicht bei vergleichbarer zukünftiger Nutzung der Komponenten eine quantitative Abschätzung über die Belastung der Flotte und den Instandhaltungsbedarf in der Zukunft. Der PRADA-WebService vereint die Simulationsmodelle, die Datenanalyse und das Management in einer softwarecontainer-basierten Anwendung. Ergebnis ist ein experimenteller IT-Service zur simulationsgestützten Flottenanalyse und Nutzungsplanung.

Schaubild PRADA-Web-Service ©PlgABw Blauer Bund
Schaubild PRADA-Web-Service ©PlgABw

 Von der Theorie zur Praxis

Der Kampfhubschrauber TIGER als Träger der luftgestützten Panzerabwehr- und Aufklärungsfähigkeit des Heeres stand trotz Bewährung im Einsatz in Afghanistan und Mali seit Jahren in der Kritik, da seine Zuverlässigkeit hinter den Erwartungen zurückblieb. Zwischen der Bundeswehr und der Industrie wurden Maßnahmen zur Optimierung des technisch-logistischen Systems vereinbart. PRADA konnte erfolgreich eingesetzt werden, um Ursachen für die zu geringe Einsatzbereitschaft zu analysieren und mögliche Änderungen vorab auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen. Die Datenanalyse zeigte eindeutig, dass Wartungsplan und korrespondierende Instandhaltungskapazität begrenzende Faktoren für eine Steigerung der Verfügbarkeit waren. Mit PRADA kann neben der Jahresflugstundenplanung, den Instandhaltungskapazitäten und den Durchlaufzeiten für Inspektionen auch das implementierte Inspektionssystem in seinen Komponenten frei konfiguriert werden So können sich daraus ergebende Implikationen auf die Einsatzbereitschaft frühzeitig untersucht werden. Mit der Gegenüberstellung diverser, vorab auf grundsätzliche Machbarkeit geprüfter Änderungen der Wartungspläne und Instandhaltungskapazitäten konnte simulativ das erfolgversprechendste Maßnahmenpaket bestimmt werden.

Entscheidungsunterstützung ©PlgABw Blauer Bund
Entscheidungsunterstützung ©PlgABw

Dabei zeigte sich auch, dass eine Änderung bei Wartungsplänen, -zyklen und -kapazitäten erst mit einem deutlichen zeitlichen Verzug Wirkung entfaltet, weil sich das neue System erst „einschwingen“ muss. Umso wichtiger ist damit die Fähigkeit, Änderungen vorab im Rahmen von Simulation zu prüfen, um besser fundierte Entscheidungen zu treffen und somit Zeit und Geld zielgerichtet zu investieren. Inzwischen ist festzuhalten, dass sich die reale Einsatzbereitschaft der TIGER-Flotte wie prognostiziert vom negativen Trend lösen konnte.

Studie Datenraum Nutzung – GTK BOXER

Während das TIGER-Modell einen weit fortgeschrittenen Stand der Modellentwicklung vorwies und die Nutzung der Simulation für weitere Zielvereinbarungen im Projekt als verstetigt angesehen werden konnte, wurde beim GTK BOXER ein anderer Ansatz gewählt.

Bei allen Simulationen dieser Art sind Daten die Grundlage für gute Prognoseergebnisse. Bei allen Waffensystemen der Dimension Land spielen insbesondere für die Nutzung das „Wo“ und „Wie“ eine herausragende Rolle. Beim GTK BOXER kann die Nutzung im Vergleich zu anderen Waffensystemen der Dimension Land durch die Existenz eines in jedem Fahrzeug integrierten, digitalen Logbuches kontinuierlicher nachvollzogen werden. Im Rahmen von PRADA wurde mit diesen Daten anhand des entwickelten Algorithmus zur automatisierten Quantifizierung des Ausfallverhaltens in Abhängigkeit von Nutzungsintensität, Verwendungsdauer und Umwelteinflüssen (Nutzungsprofil) festgestellt, dass die verfügbare Datenbasis für eine hinreichende Qualität der Vorhersagen bisher unzureichend ist. Insbesondere in Bezug auf das Ausfallverhalten von Baugruppen konnten noch keine Kennzahlen für nutzungsabhängiges Ausfallverhalten quantifiziert werden.

Im Rahmen der F&T-Studie „Datenlabore – Datenraum Nutzung“ wird von der WTD 41[2] die Schwingungsbelastung an ausgewählten Radfahrzeugen messtechnisch erfasst und ausgewertet. Genutzt wird dazu ein speziell entwickeltes Einsatzmesssystem, das sowohl eigene Daten wie z. B. Beschleunigungswerte generiert, als auch Daten aus dem CAN-Bus des Fahrzeuges sammelt und alle Daten georeferenziert ablegt. Parallel dazu wurde BMVg Rüstung (Rü I 2) mit der Einführung eines Produktlebenszyklus-Management befasst. So wurde entschieden, dass das Planungsamt der Bundeswehr, die WTD 41, die Universität der Bundeswehr München und ein externer Partner eine gemeinsame Forschungs- und Technologiestudie aufsetzen. Zudem wurde das Einsatzmesssystem in ausgewählte Radfahrzeuge der BOXER-Flotte eingerüstet, um neue Daten zu gewinnen. Während die WTD 41 vorrangig die Betriebsfestigkeit der Fahrzeuge mit dem sogenannten „Durability-Transfer-Verfahren“ („Rupp´sches Verfahren“) untersucht, sollen die zu gewinnenden Daten auch als verbreiternde Basis für den PRADA-WebService genutzt werden. Insbesondere von der Georeferenz der Datenpakete wird erwartet, dass Ableitungen möglich sind, wie sich die Nutzung der BOXER in unterschiedlichem Gelände auf das Ausfallverhalten auswirkt. Die dann vorliegenden Nutzungsprofile würden es zukünftig erlauben, auf Basis der Einsatzplanung Aussagen über die Verfügbarkeit zu treffen und Empfehlungen für die Bemessung der technisch-logistischen Unterstützung abzugeben. So könnten die nutzenden Verbände in die Lage versetzt werden, ihren Kräfteansatz für den Einsatz als auch für die Wartung und Instandhaltung präziser vorauszuplanen.

PRADA goes private Cloud Bundeswehr

Bisher wird der prototypische Demonstrator PRADA-WebService in einer gekapselten IT-Umgebung des Planungsamtes am Standort Taufkirchen betrieben. Mit der „Cloud First“-Strategie der Bundeswehr eröffnen sich neue Möglichkeiten. Neue IT-Services sollen grundsätzlich als Cloud-basierte Dienste bereitgestellt werden und Product-Lifecycle-Management-Systeme stehen hierbei im Mittelpunkt. Um PRADA als IT-Service zukünftig einem breiten Nutzerkreis bei den Waffensystemverantwortlichen zugänglich zu machen, ist die Überführung des IT-Service auf die private Cloud der Bundeswehr (pCloudBw) bis Ende 2024 geplant. Eine erste Implementierung auf der Entwicklungsumgebung der pCloudBw wurde erfolgreich realisiert, bis zur vollständigen Umsetzung sind jedoch noch einige Schritte zu gehen.

Ausblick

PRADA ist noch ein experimenteller IT-Service zur simulationsgestützten Flottenanalyse und Nutzungsplanung von Waffensystemen. Unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden können aber schon heute für ausgewählte Waffensysteme entscheidungsrelevante Kennzahlen und Prognosen auftragsbezogen, datengestützt und teilautomatisiert berechnet werden.

PRADA ermöglicht daher in Ergänzung zur Einschätzung der Waffensystemexperten erstmals eine datengestützte und somit objektive und reproduzierbare Perspektive im Nutzungsprozess. Der Mehrwert, gerade für die Projektleitungen, spricht sich herum. So werden im laufenden Jahr mit dem SPz PUMA, NH90 NTH SeaLion und A400M weitere Waffensysteme in PRADA integriert.

In Verbindung mit dem Private-Cloud-Programm der BWI soll die Prognosefähigkeit mit dem PRADA-WebService als Nukleus als Anwendungsfall im Cloud-Clusterprogramm „Analytics & Simulation“ ausgerollt werden. Eine Entscheidung dazu steht unmittelbar bevor. Dies böte zukünftig vielen Projektleitungen weiterer Waffensysteme die Möglichkeit, diesen IT-Service für die zielgerichtete Nutzungssteuerung zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft zu verwenden.

[1] Kombination aus Umweltfaktoren und der Nutzung des Waffensystems

[2] Wehrtechnische Dienststelle für landgebundene Fahrzeugsysteme, Pionier- und Truppentechnik

Text: PlgABw

Das Planungsamt der Bundeswehr