Startseite

Die Titelseite des Buches "Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus" - Blauer Bund

Denkmäler für den Widerstand – eine Buchrezension

Blotz, Josef D: Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft am Beispiel des 20. Juli 1944.

Verlag De Gruyter Oldenbourg, München 2024, 322 Seiten, 39,95 €. ISBN (PDF) 978-3-11-138074-2, ISBN (EPUB) 978-3-11-138115-2, ISSN 21-3222.

Das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 jährt sich 2024 zum achtzigsten Mal. Zu diesem wichtigen Ereignis der neuern deutschen Geschichte liegen heute Forschungsergebnisse und andere Veröffentlichungen in großer Fülle vor – auch zur Rezeption des Widerstandes gegen das NS-Regime nach 1945. Ergänzend zu dem kaum noch überschaubaren Schrifttum und den jährlichen Gedenkfeiern gibt es in Deutschland, in einigen Fällen auch im Ausland, zahlreiche ››Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus‹‹, so der Titel des hier vorzustellenden Buches von Josef D. Blotz. Darin wird beschrieben, wie der Widerstand sichtbar gemacht wird. An 300 Orten im Bundesgebiet wurden im öffentlichen und privaten Raum, in Schulen, Kirchen und Kasernen rund 1.130 Denkmäler, Gedenktafeln und anderen sichtbaren Formen der Erinnerung an Persönlichkeiten oder Ereignissen im Zusammenhang mit dem Widerstand errichtet, zumeist dort, wo es einen regionalen Bezug dazu gibt.

Die Titelseite des Buches "Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus" - Blauer Bund
Die Titelseite des Buches „Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus“

Blotz untersucht die Vielfalt dieser Denkmäler und anderer Erinnerungsstätten, ihre Entstehungsgeschichte sowie deren sich im Laufe der Zeit ändernde Wahrnehmung. Die in seinem Buch erfassten Denkmäler sind räumlich im Bundesgebiet sehr ungleichmäßig verteilt.  Besonders viele befinden sich in Berlin, weil sich dort ein Schwerpunkt des Widerstandes war. Seit 1952 fanden die ersten Gedenkveranstaltungen im Bendlerblock statt. Ein Großteil der Denkmäler befindet sich in Bayern und Baden-Württemberg-Württemberg, im Norden und Westen der Bundesrepublik deutlich weniger. In seinem Buch untersucht Blotz auch die Gründe für dieses regionale Ungleichgewicht.

Da Kenntnis und Bedeutung des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus heute vielfach in Vergessenheit geraten, können und sollen die in dem Buch beschriebenen Denkmäler auch Lernprozesse, insbesondere bei Jugendlichen unterstützen. Außer den von Blotz beschriebenen Denkmälern gibt es noch andere Formen der Erinnerung: Filme, Fernsehsendungen, Briefmarken, Symposien oder zwei IC-Züge der Deutschen Bahn.

Das Buch leistet einen wichtigen Betrag zur Erinnerungskultur für einem wichtigen Abschnitt der neueren deutschen Geschichte. Der Verfasser untersucht auch die mit diesen Denkmälern verbundenen städtebaulichen und kunstgeschichtlichen Aspekte, wobei viele dieser Denkmäler nicht als Kunstwerk, sondern zumeist als bescheidene Erinnerungs- und Mahnobjekte konzipiert sind, wie zum Beispiel die dem Widerstand gewidmeten Stolpersteine. Mit dem Buch erwirbt der Verfasser auch ein Stück Deutungshoheit über den bis heute noch zum Teil umstrittenen Widerstand gegen das NS-Regime

Generalmajor a. D. Josef D. Blotz hat seine Arbeit zwei Jahre nach dem Eintritt in den Ruhestand abgeschlossen, als Dissertation vorgelegt und wurde damit zum Dr. phil. promoviert. Dabei ist ein gut lesbares, reich bebildertes und materialreiches Buch entstanden. Die für die Darstellung der Erinnerungslandschaft erforderlichen Tabellen und Graphiken sind anschaulich und übersichtlich. Der als Datenbasis für Folgeuntersuchungen angelegte Katalog ist online verfügbar.

Generalmajor a.D. Josef Dieter Blotz - Blauer Bund
Der Autor: Generalmajor a.D. Josef Dieter Blotz; © Bw/Andrea Rippstein

Dem Verfasser und seinem Buch sind zu wünschen, dass damit die Erinnerung an den deutschen Widerstand auch im Bewusstsein der jüngeren Generation angemessene Anerkennung und Verbreitung findet.

Text: Dr. Michael Vollert, Oberst a. D.

Volle Fahrt voraus: „Schwerer Waffenträger Infanterie“ für die Bundeswehr – Nachweismuster vorgestellt

Feuerkraft und hohe Beweglichkeit für die Mittleren Kräfte

Rheinmetall hat der Bundeswehr heute (2. Mai 2024) das erste nationale Nachweismuster des „Schweren Waffenträgers Infanterie“ für Entwicklungs- und Erprobungszwecke präsentiert.

Die symbolische Schlüsselübergabe erfolgte am Rheinmetall-Standort Unterlüß in Anwesenheit der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesverteidigungs­ministerium Siemtje Möller, MdB, sowie von Generalmajor Christian Freuding, Leiter Planungsstab BMVg, dem stellvertretenden Inspekteur des Heeres Generalleutnant Andreas Marlow, und dem Abteilungsleiter Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung, Vizeadmiral Carsten Stawitzki.

Erst vor wenigen Wochen war Rhein­metall mit der Lieferung von insgesamt 123 dieser auf der Boxer-Plattform basierenden Fahrzeuge mit 30mm-Maschinenkanone beauftragt worden. Die Auslieferung der Serienfahrzeuge soll ab 2025 beginnen.

Die Fertigung soll nach dem Erreichen der Serienreife hauptsächlich am austra­lischen Rheinmetall-Standort Redbank erfolgen. Die Nutzung der australischen Kapazitäten dient vorrangig dem Ziel, die Fahrzeuge für die Bundeswehr so schnell wie möglich verfügbar zu machen. Substanzielle Leistungsanteile werden dabei aus Deutschland kommen, so auch die ersten zwanzig Serienfahrzeuge sowie wesentliche Schlüsselkomponenten aller Serienfahrzeuge.

Die Rheinmetall Landsysteme GmbH wird zudem für das komplette Leistungspaket aus Logistik, Wartung und Instandsetzung verantwortlich sein und der Bundeswehr über die gesamte Nutzungsdauer der Fahrzeuge als Ansprechpartner in Deutschland dienen.

Bereits ab 2025 soll der Schwere Waffenträger Infanterie den Mittleren Kräften, der neuen Kräfte­kategorie des Deutschen Heeres, als Kernelement schnell bewegliche zusätzliche Feuerkraft verleihen.

Der Schwere Waffenträger Infanterie dient dabei als Ersatz für das Ketten­fahrzeug Wiesel zur direkten taktischen Feuerunter­stützung der Infanterieverbände. Die 8×8-Gefechtsfahrzeuge zeichnen sich durch schnelle Verlegefähigkeit über weite Strecken aus und tragen somit zur glaubhaften Landes- und Bündnisverteidigung bei.

Der Schwere Waffenträger Infanterie basiert auf dem Combat Reconnaissance Vehicle (CRV), dem Radspähpanzer der australischen Streitkräfte, welcher ebenfalls von Rheinmetall geliefert wird. Dabei handelt es sich um das bewährte 8×8-Gefechtsfahrzeug mit einem Radspähpanzer-Missionsmodul einschließlich des Zwei-Mann-Turms Lance. Als Hauptwaffe dient die Maschinen­kanone MK30-2 ABM, die auch im deutschen Schützenpanzer Puma verbaut ist.

Die für die Bundeswehr vorge­sehenen Fahrzeuge werden mit Masse unter Nutzung von Produktions­kapazitäten des hoch­modernen Rheinmetall-Kompe­tenzzentrums für militärische Fahrzeuge (MILVEHCOE) in Redbank im Südosten von Queensland gebaut – zusammen mit den für die australischen Streitkräfte produzierten Radspähpanzern.

Hierzu war bereits im Jahr 2023 eine umfassende deutsch-australische Kooperation – mit Zeichnung von Grundsatzvereinbarungen – auf den Weg gebracht worden.

Quelle: Rheinmetall AG

Rede des Bundesministers der Verteidigung, Boris Pistorius, zum Jahresbericht 2023 der Wehrbeauftragten vor dem Deutschen Bundestag am 25. April 2024 in Berlin:

Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete!
Sehr geehrte Frau Wehrbeauftragte, liebe Eva Högl!

Auch ich beginne gerne und von Herzen mit einem herzlichen Dank für die großartige Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Liebe Eva, du bist Anwältin, Sprachrohr und Interessenvertreterin, alles in einem, und gleichzeitig aufmerksame Beobachterin und konstruktive Kritikerin an dem, was passiert. Vielen Dank an dich und das ganze Team für die geleistete Arbeit!
Das Berichtsjahr 2023 – das kann man ohne Übertreibung sagen – war verteidigungspolitisch erneut ein bewegtes und ganz sicher nicht einfaches. Und auch in diesem Jahr geht es so weiter. Zum russischen Angriffskrieg in seinem zweiten furchtbaren Jahr – also im Jahr 2023 – kamen weitere Krisen und Herausforderungen.

Die Welt ist im Dauerstress, und mit ihr die Frauen und Männer der Bundeswehr, die die Folgen direkt spüren: im Rahmen unserer anhaltenden Unterstützung der Ukraine, durch unsere Bündnisverteidigung an der Ostflanke, mit unseren Rettungs- und Evakuierungseinsätzen, sei es der außerordentlich erfolgreiche Evakuierungsvorgang im Sudan oder die schnell abgeschlossenen Vorbereitungen für eventuell notwendig werdende Evakuierungen im Nahen Osten – das alles wohlgemerkt parallel zur Ausrichtung auf den neuen Kernauftrag, den neuen alten Kernauftrag Landes- und Bündnisverteidigung, das alles zusätzlich zu laufenden und neuen Auslandseinsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen, Übungen und Amtshilfeersuchen. Das sind nur ein paar Schlaglichter auf die Vielzahl und die Vielfalt der Aufträge der Bundeswehr. Sie unterstreichen zweierlei.

Zum Ersten: Auf die Bundeswehr kam viel zu. Zum Zweiten. Auf die Bundeswehr war und ist Verlass. Oder um es mit den Worten der Wehrbeauftragten zu sagen: Die Truppe macht es immer möglich. Deswegen geht mein großer Dank an unsere Soldatinnen und Soldaten für ihren engagierten Dienst als unser aller Garant für Frieden, Freiheit und Sicherheit. Stellvertretend an die Soldatinnen und Soldaten auf der Tribüne: Vielen herzlichen Dank.

Aber wir alle wissen, ich weiß: Das Ganze mutet der Truppe viel zu. Wir müssen die Bundeswehr deshalb dringend weiter in der Breite aufstellen. Zu diesem Schluss kommt richtigerweise auch der Jahresbericht.

Ich will aus meiner Sicht zwei zentrale Themen aufgreifen. Zum Thema Finanzen: Es kommt gewiss nicht überraschend, dass ich mich der Wehrbeauftragten ausdrücklich anschließe: Wir brauchen einen kontinuierlich steigenden Einzelplan 14.

Ich will es noch klarer machen: Wir brauchen eine Erhöhung des Verteidigungsetats in einer Größenordnung von mehreren Milliarden Euro. Sonst werden wir das, was wir im Rahmen der Zeitenwende so erfolgreich begonnen haben, gegen die Wand fahren, sonst laufen wir im nächsten Jahr in einen faktischen Rüstungsstopp. Mehr Schlagkraft für die Bundeswehr ist ohne ein deutliches Mehr an Verteidigungsausgaben nicht zu haben.

Das Sondervermögen war und ist ein richtiger Schritt. Es wird zum Ende des Jahres vertraglich gebunden sein, und deswegen muss etwas anderes kommen. Gleichzeitig will ich deutlich unterstreichen: Die Verausgabung des Sondervermögens in dieser Größenordnung hat uns noch vor 15 Monaten niemand zugetraut. Ich danke ausdrücklich dem viel gescholtenen Personal im Bundesverteidigungsministerium und in den nachgeordneten Behörden für seine großartige Arbeit. Vielen Dank.

Ich füge hinzu – da hat die Wehrbeauftragte natürlich recht –: Jetzt kommt es darauf an, dass all das, was wir so schnell bestellt haben, jetzt auch schnell zur Truppe kommt. Ich bin in regelmäßigen Gesprächen mit den Vertretern der Rüstungsindustrie. Sie tun, was sie können, aber zaubern können sie eben auch nicht. Bis bestimmte Systeme produziert sind, braucht es seine Zeit. Deswegen ist es so wichtig gewesen, die Aufträge zu erteilen, damit wir auf dieser Achse keine weitere Zeit verlieren.

Das Sondervermögen kann aber nur der Startschuss gewesen sein. Meine Überzeugung ist daher: Wir müssen die Finanzierung unserer Sicherheit separat abbilden. Sicherheit hat Verfassungsrang. Gleichzeitig darf das nicht im Wege eines sozialen Kahlschlags in unserem Land passieren.

Der Verteidigungshaushalt ist die Grundlage für die Umsetzung der Zeitenwende. Ich danke Ihnen allen hier im Hohen Haus ausdrücklich für Ihre bisherige Unterstützung und baue auch künftig darauf. Nur so können wir die Bundeswehr nachhaltig befähigen.

Ich komme zu den Strukturen. Auch mit Blick auf die notwendigen Strukturen sind wir ins Handeln gekommen. Die neue Struktur im Verteidigungsministerium, bei den Streitkräften und im zivilen Bereich wird die Bundeswehr in der Wahrnehmung ihres Auftrags bestmöglich unterstützen. Landes- und Bündnisverteidigung ist unser Fokus mit der noch klareren Verortung der jeweiligen Verantwortung, mit zukünftig einem Operativen Führungskommando, vier Teilstreitkräften und einem Unterstützungsbereich. Das sind substanzielle Veränderungen, weil auch hier ein Weiter-so nicht möglich war. In den kommenden Monaten arbeiten wir an der Umsetzung, Feinausplanung, und in spätestens einem Jahr, im April nächsten Jahres, werden wir in der neuen Struktur voll arbeitsfähig sein.

Gleichzeitig – das wissen wir alle gemeinsam – sind Strukturveränderungen kein Allheilmittel; das ist klar. Sie führen nicht dazu, dass neue Panzer auf dem Hof stehen, Kasernen modernisiert werden oder der Bundeswehr ausreichend Männer und Frauen zur Verfügung stehen. Der Jahresbericht 2023 konstatiert, dass Verbesserungen auf sich warten lassen, ja. Ich verstehe die Mahnung und stimme sogar zu. Das Motto der Zeitenwende kann deshalb nur Ungeduld sein. Sie ist angebracht, treibt uns an – mich zuallererst. Aber ich sage auch sehr deutlich: Man kann die Bundeswehr nicht über Nacht neu ausrichten und ausstatten. Bei aller Ungeduld müssen wir planen und zielgerichtet vorgehen. Das tun wir, und ich freue mich, dass das auch im Jahresbericht Anerkennung findet.

Wir haben wichtige Weichen gestellt, und das in vielen Bereichen: Personal, Infrastruktur, Material, Beschaffung, flankiert mit entsprechender neuer Industriepolitik. Wir werden in unseren Anstrengungen nicht nachlassen; das kann ich Ihnen versichern, liebe Eva, dir auch, und wir nehmen deine Impulse auf und ernst.

Vielen Dank.

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung