1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen
Im April 2020 wurde folgende Personalmaßnahme wirksam:
Bundesministerium der Verteidigung:
Vizeadmiral Joachim RÜHLE, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin, wird auf seine zukünftige Verwendung als Chief of Staff SHAPE/BEL vorbereitet. Sein Nachfolger wird Generalleutnant Markus LAUBENTHAL, Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin.
Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab
1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen
Im Februar 2020 wurde folgende Personalmaßnahme wirksam:
Bundesministerium der Verteidigung:
Kapitän zur See Axel Manfred RISTAU, zuletzt Büroleiter Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Tauber im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin, wurde Unterabteilungsleiter Politik II im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin.
Im März 2020 werden folgende Personalmaßnahmen wirksam:
Streitkräftebasis:
Generalmajor Erich SIEGMANN, Director Plans und Capabilities, Internationaler Militärstab, Brüssel/BEL, tritt in den Ruhestand.
2. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen
Im März 2020 werden keine Veränderungen in zivilen Spitzenstellen wirksam.
Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab
1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen
Heer:
Oberst Frank PIEPER, zuletzt Unterabteilungsleiter Planung Kommando Heer, Strausberg, wurde Chief Digital Officer Heer/Landbasierte Operationen (CDO H/LBO) im Kommando Heer, Strausberg
Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung:
Brigadegeneral Thorsten PUSCHMANN, Abteilungsleiter Kampf im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, Koblenz, wurde Projektleiter Umsetzung Beschaffungs- und Nutzungsorganisation sowie Optimierung Beschaffungswesen im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin.
Im Februar 2020 werden folgende Personalmaßnahmen wirksam:
1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen
Bundesministerium der Verteidigung:
Generalarzt Dr. med. Bernd Christoph MATTIESEN, Beauftragter des BMVgBundesministerium der Verteidigung für einsatzbedingte posttraumatische Belastungsstörungen und Einsatztraumatisierte (Beauftr PTBSPosttraumatische Belastungsstörung BMVgBundesministerium der Verteidigung), Berlin, wird Direktor Wehrmedizinische Wissenschaft und Fähigkeitsentwicklung Sanitätsdienst und Stellvertretender Kommandeur Sanitätsakademie der Bundeswehr, München. Sein Nachfolger wird Generalarzt Dr. med. Ralf Uwe HOFFMANN, Kommandeur und Ärztlicher Direktor Bundeswehrkrankenhaus, Ulm. Ihm folgt Generalarzt Dr. med. Hans-Ulrich HOLTHERM, Direktor Wehrmedizinische Wissenschaft und Fähigkeitsentwicklung Sanitätsdienst und Stellvertretender Kommandeur Sanitätsakademie der Bundeswehr, München.
Einsatz:
Brigadegeneral Markus KURCZYK, zuletzt J7 Headquarters Resolute Support, Afghanistan, wird im Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, eingesetzt. Sein Nachfolger wird Brigadegeneral Frank SCHLÖSSER, Kommandeur Schule Informationstechnik der Bundeswehr, Feldafing. Ihm folgt Oberst Rainer SIMON, Abteilungsleiter J6 im Einsatzführungskommando der Bundeswehr, Schwielowsee.
2. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen
Im Februar 2020 werden keine Veränderungen in zivilen Spitzenstellen wirksam.
Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab
Der Wehrbeauftragte des Bundestages hat am 28.Januar 2020 seinen Jahresbericht 2019 vorgelegt: Wie in den Vorjahren beklagte Hans-Peter Bartels bei der Vorstellung seines Jahresberichts für 2019 viele Defizite, die er bereits in den Vorjahren moniert hatte.
Nutzungsdauerverlängerung durch die Bundeswehr beauftragt
Rheinmetall ist von der Bundeswehr mit weiteren Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung des Schützenpanzers Marder beauftragt worden. Um die Kettenfahrzeuge für die kommenden Jahre bei der Bundeswehr einsatzbereit zu halten, wird der Antriebsstrang der 71 Fahrzeuge des Typs Marder 1A5 ersetzt. Zwischen 2020 und 2023 soll Rheinmetall insgesamt 78 Umrüstsätze, Bord- und Sonderwerkzeuge, logistische Anteile, einen Ersatzteil-Erstbedarf sowie Ausbildungsleistungen an die Truppe liefern. Der Auftrag hat einen Wert von rund 110 MioEUR brutto und wurde im Dezember 2019 eingebucht. Mit der Nutzungsdauerverlängerung soll die Leistungsfähigkeit der Marder, die erstmals 1971 bei der Bundeswehr eingeführt wurden, erhalten und ausgebaut werden.
Bei dem Austausch des Antriebsstrangs wird an allen Marder-Fahrzeugen erstmals ein neues Triebwerkmodell verbaut, mit dem die Motorleistung des Marders von 600 auf über 750 PS gesteigert wird. Das neue Triebwerk steigert die Agilität des einsatzbewährten Schützenpanzers deutlich. Die Bundeswehr setzt hier auf eine neue und zugleich moderne und zukunftsweisende Lösung namhafter deutscher Hersteller.
Im Rahmen eines umfangreichen Entwicklungsvertrages gab es zuletzt bereits signifikante Modernisierungen für die Marder-Flotte. So wurde die neue Panzerabwehrwaffe Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem (MELLS) in die verschiedenen Varianten des Schützenpanzers Marder integriert sowie auch ein neues Fahrersichtsystem, ein Wärmebildzielgerät sowie eine Feuerwarn- und Löschanlage beauftragt. Teile dieser Nutzungsdauerverlängerung sind bereits mit Serienverträgen beauftragt und befinden sich im Zulauf an die Truppe.
Im Mittelpunkt all dieser Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung geht es vor allem um die Beseitigung bekannter Obsoleszenzen des Marders. Dabei können einzelne Maßnahmen als modulare Umrüstsätze geliefert werden und – beispielsweise im Rahmen von planbaren Wartungsarbeiten – integriert werden, um die Verfügbarkeit der Fahrzeuge zu gewährleisten.
Der im Dezember 2019 durch die Bundeswehr erteilte Auftrag an Rheinmetall birgt Potential für weitere nutzungsdauerverlängernde Maßnahmen im In- und Ausland. Neben Deutschland nutzen auch Chile, Indonesien und Jordanien den Schützenpanzer Marder.
Als Entwickler und Systemhaus verfügt Rheinmetall über ausgewiesene Kompetenz und Erfahrung für den Schützenpanzer Marder. Das Waffensystem lief bei den Vorgänger-organisationen der heutigen Rheinmetall Landsysteme GmbH in Kassel von den Bändern. Der äußerst zuverlässige und einsatzerprobte Marder wird noch einige Jahre ein wichtiges Arbeitspferd der deutschen Panzergrenadiertruppe bleiben, auch wenn der Nachfolger Puma bald in einer Stückzahl von 350 Exemplaren bei der Truppe eingeführt sein wird.
Quelle:
RHEINMETALL AG
Unternehmensbereich Defence
Presse und Information
Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf
Rheinmetall ist Ende Dezember 2019 mit der Lieferung von 1.000 Logistikfahrzeugen im Wert von 382 MioEUR brutto für die Bundeswehr beauftragt worden.
Dabei handelt es sich um den dritten Abruf aus einem im Juli 2017 geschlossenen Rahmenvertrag über mehr als 2.200 hochmoderne militärische LKWs, die die Bundeswehr unter dem Projektnamen „Ungeschützte Transportfahrzeuge“ beschafft. Dabei gehören 675 Fahrzeuge der Zuladungskategorie 5 Tonnen an, weitere 325 Fahrzeuge bieten 15 Tonnen Zuladung. Die LKWs werden ab Januar 2020 von der Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH (RMMV) am Standort Wien gebaut und bis Ende 2020 ausgeliefert.
Die robusten und geländegängigen Fahrzeuge besitzen eine militärische Grundkonfiguration und sollen der Bundeswehr auch für Aufgaben im Rahmen der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2023 zur Verfügung stehen.
Der am 5. Juli 2017 durch das Bundesamt für Ausrüstung Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) erteilte und auf sieben Jahre angelegte Rahmenvertrag umfasst die Gesamtzahl von 2271 Fahrzeugen der HX-Familie. In einem ersten Schritt war ein Los von 558 LKWs unter Vertrag genommen worden. Im Mai 2019 folgte der erste Abruf von 252 Fahrzeugen, im November 2019 dann ein zweiter Abruf von 60 weiteren LKWs.
Mit dem bedeutenden Vorhaben Erneuerung der Logistikfahrzeuge übernimmt der Düsseldorfer Technologiekonzern für Mobilität und Sicherheit eine Führungsrolle bei der Modernisierung der viele tausend Fahrzeuge umfassenden LKW-Flotte der Bundeswehr.
Der überwiegende Teil der wesentlichen Komponenten – Motoren, Achsen, Getriebe und Aufbauten – entstammt deutscher Fertigung, die Montage der Fahrzeuge wird im Wiener RMMV-Werk erfolgen.
Die hohe weltweite Verbreitung von RMMV-Fahrzeugen bringt gerade im Hinblick auf multinationale Einsätze große Vorteile bei Interoperabilität und Logistik. Aktuell gehören unter anderem Großbritannien, Australien, Neuseeland und Dänemark zum Nutzerkreis. Norwegen und Schweden haben ebenfalls LKW-Aufträge in nennenswerten Größen bei Rheinmetall platziert.
Quelle:
RHEINMETALL AG
Unternehmensbereich Defence
Presse und Information
Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf
In der letzten Sitzungswoche in 2019 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages dem noch in 2019 geplanten Abschluss von vier Verträgen mit einem Gesamtvolumen von rund 864 Millionen Euro für Investitionen in die Bundeswehr zugestimmt. Somit können Fahrzeuge und Lenkflugkörper beschafft und Ausbildungsmöglichkeiten der Bundeswehr verbessert werden.
Für die rund 864 Millionen Euro können Lastkraftwagen und leichte bodengebundene Lenkflugkörper beschafft werden. Zudem wird der Vertrag für simulatorgestützte Ausbildung der Besatzungen des Hubschraubers NH-90 verlängert und der Schützenpanzer Puma erhält ein laserbasiertes Ausbildungssystem. Damit können Gefechtssituationen realitätsnah geübt werden.
1. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen
Im Januar 2020 werden folgende Personalmaßnahmen wirksam: Marine
Flottillenadmiral Markus KRAUSE-TRAUDES, zuletzt im Marinekommando, Rostock, eingesetzt, tritt in den Ruhestand.
Streitkräftebasis
Brigadegeneral (TR) Fritz Jürgen URBACH, zuletzt Gruppenleiter Europäische Union beim Deutschen Militärischen Vertreter im Militärausschuss der NATO und bei der Europäischen Union, Brüssel, wird Military Advisor der EU Delegation USA und Kanada, Washington D.C.
Brigadegeneral (TR) Klaus Dieter KOHL, zuletzt Branch Head Education and Training Hauptquartier Supreme Allied Commander Transformation, Norfolk, wird Innovation Champion im Hauptquartier Supreme Allied Commander Transformation, Norfolk.
2. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen
Im Januar werden keine Veränderungen in zivilen Spitzenstellen wirksam.
Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab
Im vergangenen Jahr hat sich die NATO äußerlich verändert. Wir sind mit dem Hauptquartier umgezogen. Seit einem guten Jahr sind wir schon im neuen Gebäude. Hier ist alles offen, modern, man begegnet sich auf den Fluren, der großen Agora in der Mitte des Gebäudes. Aber begegnen wir uns auch in unseren Auffassungen? Verändert sich die NATO auch in den Strukturen, Prozessen, ihrer Strategie?
Die Allianz ist eine Allianz im Umbruch. Bei dem Gipfel in Brüssel im Sommer 2018 wurde dies besonders deutlich. Übrig bleibt bis heute, dass Deutschland seine Rolle in der Mitte nach Meinung einiger Akteure nicht ausreichend wahrnimmt. Wir zahlen vermeintlich nicht genug. Wir sind irgendwie mittendrin, aber nicht bei allem dabei.
Das wohl bedeutendste Dokument aus dem Gipfel ist die Readiness-Initiative. Unter dem Schlagwort 4 mal 30 oder besser 30/30/30 Bataillone, fliegende Staffeln, Schiffe verfügbar in 30 Tagen geht es um die Erhöhung der Einsatzbereitschaft und die Übernahme von Lasten. Inzwischen haben die Alliierten ihre Beiträge zu dieser Initiative eingemeldet. Deutschland ist ganz vorne mit dabei. Rechtzeitig zum Leaders Meeting kann dies eine Erfolgsgeschichte sein.
Zugleich wird in diesen Tagen der Umbruch wieder spürbar. Rund um das Außenministertreffen im November, dem Leaders Meeting mit den Staats- und Regierungschefs der Allianz im Dezember in London und dem aufrüttelnden Interview des französischen Staatspräsidenten in einer britischen Zeitschrift, in der er den Hirntod der Allianz konstatierte, wird die Zukunft der NATO diskutiert.
Und das alles in einer Zeit wo die Allianz vor Veränderungen steht. In Zeiten, in denen sich die Wahrnehmung der Rolle Russlands in den vergangenen Jahren stark verändert hat. Nach 2014, der Ost-Ukraine und der Krim, aber auch nach dem Fall Skripal in Großbritannien und dem Ausspähen der OPCW in Den Haag reagieren viele Alliierte nicht nur gereizt auf Russland, sondern sehen in Russland die eine dominierende Herausforderung.
Russland als potentieller Aggressor, Russland als Gegner, Russland als Bedrohung ist alltäglich Gegenstand in den Diskussionen im NATO Hauptquartier. Dabei ist das Bedrohungsempfinden etlicher Alliierter tief emotional und für die jungen Mitgliedsstaaten tief existenziell. Das Gleiche gilt für die Frage, wie man Russland begegnen soll, im Frieden, in der Krise und im Krieg. Sind wir mit Russland überhaupt noch im Frieden oder stattdessen zumindest in einer aktiven Wettbewerbsphase, in der jeden Tag weit unterhalb der Schwelle eines Artikel 5 Auseinandersetzungen stattfinden.
In den letzten zehn Jahren hat sich das sicherheitspolitische Umfeld mit und ohne Russland, wegen oder gegen Russland verändert. Internationaler Terrorismus wird als Herausforderung gesehen, die Alliierte unmittelbar bedroht, Regionen in der Allianz destabilisieren könnte, Sekundäreffekte auf die territoriale Integrität ebenso, wie auf die innere Stabilität von Mitgliedsstaaten hat.
Wir sind konfrontiert mit Verletzungen internationalen Normen, wie auf der Krim und in der Ost-Ukraine, an dem nicht Halt machen vor Grenzen, Aktionen mit militärischen Mitteln und nicht-militärischen Mitteln, sich dazu bekennend oder auch nicht.
Migrationsströme und die daraus resultierenden innenpolitischen Instabilitäten, Verschiebungen und Zerwürfnisse in Gesellschaften und politischen Landschaften beschreiben den Zustand in einigen Ländern. Einzelne Alliierte werden nicht müde, Migration als die große sicherheitspolitische Herausforderung zu benennen. Daraus folgen auch unterschiedliche Auffassungen zum Einsatz von Streitkräften im Inneren, der heute der Normalfall in vielen Ländern ist.
Die Folgen der Finanzkrise haben die Schere zwischen Arm und Reich größer werden lassen. Zurückgehende Ressourcen, Diskussionen um deren Verwendung, so auch das Einhalten des 2 %-Ziels für die Verteidigungshaushalte, haben das sicherheitspolitische Umfeld verändert, bestimmen heute die Diskussion.
So driftet die Allianz ein Stück weit auseinander. Es fehlt das vereinigende Ziel. Und es fehlt die Kohäsion, sich auf das eine große Ziel auszurichten. Was ist wirklich eine Bedrohung für die Mitgliedstaaten? Aus welcher Richtung schießt der Feind. Sind wir vorbereitet, alarmiert, resilient oder empfinden wir gar keine Bedrohungen in unseren Gesellschaften. Ist die kleinste Dysfunktionalität vielleicht Folge eines Cyberangriffes? Engagieren wir uns zu wenig? Leben wir auf Kosten der anderen? Was sind wir bereit zu geben, zu investieren? Wofür stehen eigentlich die nationalen Sicherheitspolitiken? Lastenteilung und Bedrohungsperzeptionen sind sehr unterschiedlich.
Einer der wesentlichen Gründe für den Aufstieg der NATO zur erfolgreichsten Sicherheitsallianz in der neueren Geschichte ist ihre Fähigkeit, sich an veränderte politische Rahmenbedingungen anzupassen. Anders als Wirtschaftsunternehmen, die ihre Marktstrategien ständig überprüfen, werden neue NATO-Strategien nur in großen Zeitabständen formuliert. Ganze sieben solcher strategischen Konzepte hat es in der fast 70-jährigen Geschichte des Bündnisses gegeben. Selten wurden Strategien im Voraus geschrieben. Meistens sind sie entstanden, wenn ihre Inhalte schon längst Realität gewesen sind. Sie verschriftlichen, was das Bündnis in Reaktion auf sicherheitspolitische Veränderungen bereits längst in der Praxis tut.
Das Strategische Konzept von 1999 betonte die Notwendigkeit des Krisenmanagements, nachdem die NATO diese Aufgabe schon seit 1995 auf dem Balkan wahrgenommen hatte. Im Strategiepapier von 2010 wurde die kooperative Sicherheitsvorsorge durch Partnerschaften als eine der Kernfunktionen der Allianz definiert, nachdem bereits eine Vielzahl von Partnerschaften in Europa, mit den Mittelmeeranrainern oder den Golfstaaten initiiert worden war. NATO-Strategien sind damit immer auch zugleich Standortbestimmungen und Festschreibungen bewährter Praktiken.
Nach einer NATO 1.0 in der NATO der Collective Defence, hatten wir eine NATO 2.0, die sich mit Krisenmanagement befasste. Heute brauchen wir beides. Heute brauchen wir eine NATO, die sich kollektiv mit der Bedrohung insgesamt aus dem Osten, auseinandersetzt und dieser begegnet. Und wir brauchen eine NATO, die weiterhin am Rande ihres Bündnisgebietes Instabilitäten bekämpft, so Krisenvorsorge und Krisenmanagement betreibt, möglichst bevor Krisen das Bündnisgebiet destabilisieren.
Anpassungsdruck – Notwendiger Strategiewandel
Dabei stellt sich die Frage, bereiten wir uns auf die richtigen Herausforderungen vor, bereiten wir uns richtig vor? Bereiten wir uns qualitativ und quantitativ, flexibel genug, mit einem militärischen „Instrument of power“ und weiteren Instrumenten richtig vor?
Es gibt in der Allianz ein neues Bewusstsein für Bündnisverteidigung – Collective Defence. Dabei sind vor allem diejenigen Alliierten die Treiber des Geschehens, die sich von Russland emotional und existenziell bedroht fühlen. Der Gegner wird vor allem von unseren osteuropäischen Bündnispartnern an ihren jeweiligen Grenzen wahrgenommen.
Internationaler Terrorismus bedroht weitere Alliierte ganz konkret an ihren Grenzen und immer wieder auch auf ihren Territorien. Herrschaftsfreie Räume jenseits der Allianz haben destabilisierende Sekundäreffekte auf einzelne Mitgliedsstaaten.
Die Eventualfallplanungen in der Allianz werden vorangetrieben und das dazu notwendige Kräftedispositiv immer umfangreicher. Verlegung und Verstärkung innerhalb des Bündnisses wird wieder gedacht und bald auch geübt. Die anstehenden Großübungen mit der Beteiligung etlicher Alliierter zeugen davon. Das wird ein großes Thema in 2020 und darüber hinaus. Dabei leistet Deutschland mit dem neuen Joint Support and Enabling Command in Ulm (JSEC) einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der Allianz.
Autor: Oberst i.G. Ralph Meyer, Deutscher Militärischer Vertreter im Militärausschuss der NATO und EU
Die Annexion der Krim und die Destabilisierung der Ukraine durch Russland seit 2014 erforderte eine militärisch robustere Aufstellung der NATO und der EU in Europa. Aufgrund seiner zentralen geografischen Lage ist Deutschland hierbei potenzielles Aufmarschgebiet, Transitland wie auch rückwärtiges Operationsgebiet. Alle relevanten Verbindungslinien nördlich der Alpen führen durch Deutschland.
Dies fordert bei der Verlegung militärischer Verbände vor allem die Host-Nation-Support-Fähigkeiten Deutschlands und damit die der Streitkräftebasis. Ein Beispiel: Bereits bei der Verlegung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), der schnellen Speerspitze der NATO im Umfang einer verstärkten Brigade, würden etwa 11.000 Soldaten, 4.000 Fahrzeuge und 900 Container über die Drehscheibe Deutschland in Richtung Operationsgebiet bewegt – eine herausfordernde Aufgabe!
Die Streitkräftebasis leistet einen zentralen Anteil der erforderlichen Unterstützungsleistungen. Die Dimension solcher Truppenverlegungen erfordert gleichwohl einen ganzheitlichen Ansatz. Dies betrifft sowohl die bundeswehrgemeinsame ressortübergreifende Zusammenarbeit auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene, aber auch die Einbindung gewerblicher Leistungen und nicht zuletzt die Akzeptanz der deutschen Bevölkerung.
Sehr wertvolle Erfahrungen konnten in Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften gemacht werden. Diese nutzen im Rahmen ihrer OPERATION ATLANTIC RESOLVE die Rotationsphasen bei enhanced Forward Presence im Baltikum, um vor dem Hintergrund unterschiedlicher Lagen und Rahmenbedingungen eines Transits durch Europa verschiedene Verkehrswege und Transportverfahren realistischen Belastungstests zu unterziehen.
2020 wird durch die Übung DEFENDER EUROPE eine neue Dimension erreicht. Dann verlegt eine verstärkte Division mit 20.000 US-Soldaten und weiteren 17.000 Soldaten verbündeter Streitkräfte.
Bei DEFENDER EUROPE 20 wird neben der Fähigkeit zum Host Nation Support vor allem die Führungsfähigkeit der Streitkräftebasis gefordert.
Die Aufgaben zur Planung und Führung militärischer Verlegungen im großen Umfang wurde dem Inspekteur der Streitkräftebasis übertragen. Seither fungiert der Stab des Kommando Streitkräftebasis als „Aufmarschführendes Kommando für die Bundeswehr“- eine gute Grundlage für die Bewältigung der oben genannten Aufgaben im internationalen Rahmen.
Die Verlegung von großen Truppenkörpern der Bundeswehr erfolgt in verschiedenen Phasen. Für die Aufgabe „Aufmarsch führen“ sind insbesondere zwei Phasen von Bedeutung. In der Phase „Mount“ werden die nach der Alarmierung bereitstehenden Truppenteile an die vorbestimmten See- und Flughäfen sowie Bahneinrichtungen verlegt oder halten sich für die selbstständige Verlegung bereit. In der folgenden Phase „Deploy“ erfolgt die eigentliche strategische Verlegung in ein Einsatzgebiet.
Die Zusammenführung und Verlegung der VJTF (L) 2019 betrifft nicht nur die beteiligten deutschen Truppenteile, sondern auch die Kräfte der weiteren an der VJTF beteiligten Nationen – immerhin neun an der Zahl. Die Marschbewegungen sind zu koordinieren, auch unter Friedensbedingungen mit dem üblichen Berufs- bzw. Individualverkehr.
Die Übernahme der Führungsverantwortung für die Verlegung der VJTF bis in ein potenzielles Einsatzgebiet ist eine neue Aufgabe für den Inspekteur der Streitkräftebasis, die dazu benötigten Fähigkeiten sind allerdings bereits in seinem Verantwortungsbereich gebündelt. Dies betrifft insbesondere die durch das Logistikkommando der Bundeswehr abgebildete logistische Kompetenz oder die für den zu erwarteten Host Nation Support benötigten Netzwerke, die durch das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr gepflegt werden. Hinzu kommen weitere unterstützende Fähigkeiten wie beispielsweise Verkehrslenkung und Schutz durch die Feldjägerkräfte oder Dekontamination durch ABC-Abwehrkräfte der Streitkräftebasis.
All diese Fähigkeiten werden im Rahmen von NATO (Framework Nations Konzept) und EU (PESCO) multinational ausgebracht und in Abstimmung mit dem Joint Support and Enabling Command (JSEC), ebenfalls Teil der Streitkräftebasis, weiterentwickelt.
Die Streitkräftebasis übernimmt Verantwortung im Zentrum eines europäischen Unterstützungsnetzwerks, stellt wesentliche Leistungen selbst bereit und integriert als Anlehnungspartner die Fähigkeiten kleinerer Partner. Zudem werden Fähigkeiten und Kapazitäten von Industrie, Gewerbe und nationalen Sicherheits- und Unterstützungskräften in das Gesamtsystem eingebunden.
Damit wird sie ihrem Anspruch gerecht, Schrittmacher der Multinationalisierung im Unterstützungsbereich in Europa zu sein.
Autor: Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis