80 mittlere geschützte Sanitätsfahrzeuge beauftragt

Die Bundeswehr bekommt weitere Sanitätsfahrzeuge. Der Vertrag über die Herstellung und Lieferung von 80 mittleren geschützten Sanitätsfahrzeugen wurde kürzlich im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr unterschrieben. Das Fahrzeug auf Basis des Eagle 6×6 soll im Sanitätsdienst der Bundeswehr und in der Marine eingesetzt werden.

Das geschützte, allradangetriebene Radfahrzeug dient vor allem der mobilen, sanitätsdienstlichen Erstversorgung. Egal ob vor Ort oder zwischen verschiedenen Behandlungseinrichtungen, der Eagle wird als Bindeglied im sogenannten qualifizierten Verwundetentransport eingesetzt. Die Fahrzeuge werden ab 2021 in der Truppe erwartet.

Den Fuhrpark sinnvoll erweitert

„Das neue Fahrzeug ergänzt die leichten und schweren geschützten Sanitätsfahrzeuge Eagle IV BAT und GTK Boxer. Es ermöglicht zukünftig ein neues Niveau in der bodengebundenen sanitätsdienstlichen Versorgung“, weiß Oberstleutnant Klaus Krickl vom Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr. Und es erfüllt alle aktuellen Anforderungen: Schutz, Mobilität, sanitätsdienstliche Funktionalität und Transportkapazität – bei einem zulässigen Gesamtgewicht von maximal 20 Tonnen.

Viel Platz für medizinisches Fachpersonal und die Patienten

In dem Sanitätsfahrzeug können bis zu zwei liegende Personen aller medizinischen Schweregrade transportiert werden. Der Innenraum bietet dem Fachpersonal ausreichenden Platz für die rettungsmedizinische Überwachung und den Erhalt der Vitalfunktionen. Je nach Auftrag wird das Fahrzeug mit unterschiedlich medizinisch geschultem Personal besetzt. Während zwei Notfallsanitäter in der Einsatzvariante „Rettungstrupp“ alleine die Versorgung der Verwundeten übernehmen, ist in der Variante „Beweglicher Arzttrupp“ ein Notarzt mit an Bord.

Bestmöglicher Schutz für die Insassen

Das Sanitätsfahrzeug sichert und erweitert die Fähigkeit der bodengestützten sanitätsdienstlichen Unterstützung in der Bundeswehr. Der Eagle stellt nicht nur die hochmoderne sanitätsdienstliche Versorgung der Patienten sicher. Die Insassen können sich auch auf den bestmöglichen Schutz verlassen. Die Panzerung schützt gegen Minen und improvisierte Sprengfallen, sogenannte IED.

Drei Achsen für höchste Mobilität

Bei der Planung lag der Fokus auf einer sehr hohen operativen sowie taktischen Mobilität. Gleichzeitig sollen die zu behandelnden Personen besonders schonend transportiert werden. Dies ist speziell bei Fahrten im Gelände eine besondere Herausforderung. Möglich wird dies durch eine besondere Fahrwerkskonstruktion mit einem verlängerten Fahrgestell mit dritter Achse.

Wieder eine Fähigkeitslücke geschlossen

Der erfolgreiche Vertragsschluss im Rahmen der Projektrealisierung schließt eine weitere Fähigkeitslücke. Die gemeinsam erarbeiteten Erfahrungen im Vertrags- und Projektmanagement können auch in zukünftigen Projekten erfolgreich übernommen und angewendet werden.

Autor: Wolfgang Schmittinger, BAAINBw U4.2, Bildquelle: Kai Weber, GDELS

Greenliner 2020: Neue Mobilität für die Truppe

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat gemeinsam mit der Abteilung Ausrüstung des Bundesministeriums der Verteidigung die Weichen dafür gestellt, dass der Lkw Greenliner noch in diesem Jahr an die Truppe ausgeliefert wird. Insgesamt 700 Fahrzeuge erhält das Deutsche Heer ab September als Full-Service-Paket. Grundlage dafür ist die gerade erteilte Freigabe zur Nutzung.

„Damit wird die ungeschützte militärische Fahrzeugflotte der Bundeswehr weiter vorangetrieben“, erklärt Oberstleutnant Jan Woywod, Projektleiter BwFuhrparkservice im BAAINBw. Der Mobilitätsservice für die Truppe wird so weiter ausgebaut: Das Fahrzeug dient dem Transport von Personen und Material, es wird aber auch im Einsatz genutzt, um die Truppe mittels eines eingebauten Funksystems zu führen.

Der Name „Greenliner“ entstand im Jahr 2006 im Zuge der Beschaffung der ersten grünen Fahrzeugflotte seitens der BundeswehrFuhrparkService GmbH (BwFPS). Durchgesetzt hat sich der Name bei der ersten Serie im Jahr 2008, die wie der Wolf auf der G-Klasse von Mercedes-Benz basiert. Die handelsübliche Mobilität wird „Silberlinge“ genannt, weil die ersten Fahrzeuge im Jahre 2003 in Silbern ausgeliefert wurden.


Allradantrieb, Klimaanlage, Kältepakete, Automatikschaltung: Das neue Fahrzeug können die Soldaten in verschiedenen Klimazonen nutzen.
Bundeswehr/Sirko Bednarski

Das Beschaffungsprojekt Greenliner begann im August 2019. Mindestens 300 Fahrzeuge sollen noch 2020 an die Truppe übergeben werden. „Allen Beteiligten war von Anfang an klar, dass es ein Kampf gegen die Uhr werden würde“, erläutert Stefan Pauly. Der Technische Regierungsamtmann ist im BAAINBw in der Projektleitung der Fahrzeugfamilie Wolf tätig und unterstützt die technische Realisierung des Fahrzeugs maßgeblich. Mit den 300 Fahrzeugen soll das derzeitige Fehl im Deutschen Heer ausgeglichen werden, um für die Schnelle Eingreiftruppe VJTF 2023 notwendiges Gerät zu liefern.

Stresstest für Mensch und Maschine

Die Anpassung des Greenliners an die aktuellen militärischen Bedarfsforderungen, also das, was die Truppe an Fähigkeiten für Lkw gefordert hat, nahm das BAAIN gemeinsam mit dem Zentrum für Kraftfahrwesen der Bundeswehr, der BwFPS, Daimler sowie der Knapp Service GmbH vor. Hersteller des Fahrzeuges ist die Mercedes-Benz G GmbH in Graz, Österreich. Die militärischen Sonderausstattungen werden in Koblenz eingebaut.

Mit der Projektstartbesprechung im August 2019 begann der Marathon gegen die Zeit. In der ersten von zahlreichen Besprechungen wurde der Arbeits- und Zeitplan festgelegt. Das Ziel war, am Ende des Jahres 2019 das erste Serienmodell in Koblenz bereitzustellen, um anschließend die erforderlichen Testreihen wie z. B. zur Elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) vorzunehmen, die Zertifizierung der neuen Reifen oder aber die Prüfung der Geräuschmessung durchzuführen.


Der Greenliner – hier noch ohne Flecktarn – wird zahlreichen Tests unterzogen, von der Geräuschmessung bis zur Reifenzertifizierung
Mercedes-Benz, Guido Monreal

Im November 2019 wurde das erste Serienfahrzeug bestellt. Kurz vor Weihnachten wurde der Lkw von Graz nach Koblenz überführt und mit der geforderten Flecktarnlackierung sowie dem Einbausatz „Fu 2“ versehen. Dahinter verbergen sich zwei Funkkreise mit verschiedenen Frequenzen. Im Januar und Februar 2020 fanden zahlreiche zusätzliche Testreihen mit dem Fahrzeug statt. Im Februar gab es die letzte Projektbesprechung. Die abschließenden Papiere wurden befüllt, um die Voraussetzung für die Freigabe zur Nutzung zu schaffen. Durch die BwFPS können die handelsüblichen Fahrzeuge mit militärischer Sonderausstattung an die nutzenden Truppenteile ab September 2020 übergeben werden.

Platz für 4 Personen mit Ausrüstung

Der Greenliner verfügt über einen 6-Zylinder-Motor mit einer Leistung von 135 Kilowatt, Allradantrieb und Automatikgetriebe. Für Übungen und Einsätze ist der Greenliner gleichermaßen geeignet. Während der Fahrt sind Differentiale steuerbar. So wird eine hohe Geländegängigkeit ermöglicht, da die Traktion dem Gelände entsprechend angepasst werden kann. Auch die Nutzung in unterschiedlichen Klimazonen ist durch eine leistungsfähige Klimaanlage und ein Kältepaket mit Standheizung gewährleistet.

Der Projektleiter für die Fahrzeugfamilie Wolf, Technischer Regierungsoberamtsrat Peter Kropp, erläutert, was den Greenliner ausmacht: Die Kabine des Greenliners biete in ihrer Grundkonfiguration vier Soldaten mitsamt ihrer Ausrüstung Platz. Die militärische Sonderausstattung bestehe unter anderem aus Halterungen für Waffen und Gerät, Tarnbeleuchtung, Blendschutz für Scheiben, Scheinwerfer und Spiegel, Fremdstartsteckdose und dem Einbausatz Funk Fu 2. Alles konnte zeitgerecht integriert werden, um die Freigabe zur Nutzung „Greenliner 2020“ zu erteilen. „Aufgrund der ausgezeichneten Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte das schlagkräftige Projektteam den Zeitplan trotz aller Herausforderungen halten – damit steht der Auslieferung an die Truppe nichts mehr im Weg.“

Autor: OTL Sirko Bednarski BAAINBw E3.2