Bedarfsfall BwFPS – Das 555-Tage-Projekt

Bedarfsfall BwFPS – das ist die Übernahme der Logistik an BwFuhrparkService (BwFPS)-Fahrzeugen, -Gerät und Anhängern durch die Bundeswehr, wenn die zivile Industrie diese Arbeiten nicht mehr durchführen kann. Normalerweise sind alle Geräte, die durch die BwFPS GmbH an die Bundeswehr vermietet werden, im „Full Service“ – die gesamten logistischen Aufgaben werden direkt durch die BwFPS GmbH gesteuertund durch Vertragspartner im In- und Ausland durchgeführt. Aber was ist in Krisen- und Kriegsgebieten oder im Fall der Landes- und Bündnisverteidigung, wenn der Rückgriff auf Vertragspartner nicht gegeben ist? Dann muss die Bundeswehr die Logistik wieder eigenständig durchführen können. Dieser sogenannte Bedarfsfall wurde als Rückfallposition bei der Gründung der BwFPS im Vertrag niedergeschrieben, aber nicht umgesetzt.

Das änderte sich schlagartig mit der Ausplanung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2019. Bei den Planungen der Landmobilität stellte das BMVg frühzeitig fest, dass jedes vierte Fahrzeug oder mitgeführte Gerät vom Dienstleister BwFPS GmbH stammt. Daraufhin wurde die Projektleitung BwFPS im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) beauftragt, die Rückfallposition auszuplanen und umzusetzen.

Damit begannen die Herausforderungen: Es gab keinerlei logistische Erfahrung im Umgang mit den Fahrzeugen, hier im Schwerpunkt mit Lastkraftwagen. Auf eine logistische Einsatzuntersuchung wurde nach der Einführung verzichtet, da das zunächst nicht notwendig erschien. Nach den Fahrzeugplanungen der VJTF-Truppenteile wurden vorrangig die Lkw hümS (Lastkraftwagen handelsüblich mit Sonderausstattung) für den Einsatz ausgeplant. Aufgrund der kurzen Zeitvorgaben (Beginn der Planungen Oktober 2016 und Abschluss aller Maßnahmen bis Mitte 2018) konnten nur die zahlenmäßig größten Lkw hümS Berücksichtigung finden.

Folgende Fahrzeuge wurden ausgeplant:

  • Mercedes-Benz „Axor“
  • „Atego“ U5000/U5023
  • „Greenliner“ G280/G300
  • Iveco „Trakker“
  • Scania Sattelzugmaschine
  • die Anhänger von Schmitz-Cargobull und Fliegl.

Zuerst wurde durch das Logistikkommando der Bundeswehr die Instandhaltungsstufe 3 und 24 Stunden Verweildauer innerhalb des logistischen Prozesses festgelegt. Mit dieser Vorgabe wurden die Lkw hümS und Anhänger an das Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZ TLS) in Aachen gesteuert und eine Einsatzuntersuchung durchgeführt. Das Ergebnis mündete ineinen Bericht, der im Schwerpunkt festlegte, dass die Tätigkeiten innerhalb der 24 Stunden in der Instandhaltungsstufe 3 durchzuführen sind und die dazu benötigten Werkzeuge und Sonderwerkzeuge, Mess- und Prüfmittel, Ersatzteile und einen Vorschlag für die Ausbildung der Instandhaltung beinhaltete. Die Untersuchung dauerte fünf Monate und wurde nur durch die schnelle und zügige Zuarbeit der BwFPS ermöglicht. Hier sind vor allem die schnelle Bereitstellung der Werkstatthandbücher und die speziellen Mess- und Prüfgeräte hervorzuheben.

Eine sofortige, unkomplizierte Investition von rund 100 000 Euro wurde getätigt. Ein Projektleiter im BAAINBw hätte hier Wochen oder gar Monate benötigt, diese Investition aufgrund der Rahmenbedingungen des jährlichen Haushalts zu stemmen. Im Sommer 2017 sollten die ersten Lehrgänge an den BwFPS-Fahrzeugen (LKW hümS) starten. Eine Durchführung ist aber nur mit der Bereitstellung der notwendigen Werkzeuge, Sonderwerkzeuge und so weiter möglich. Das gesamte Ausbildungsequipment hatte einen Wert von rund einer Million Euro. Die BwFPS zögerte nicht und löste die Bestellung aus, damit das Ziel „Ausbildungsbeginn nach der Lehrgangspause 2017“ am AusbZ TLS gehalten werden konnte.

Ein Projektleiter im BAAINBw hätte diese Summe mindestens zwei Jahre zuvor im Haushalt anmelden müssen. Damals war das Projekt im BAAINBw jedoch noch gänzlich unbekannt.
Wir befinden uns mittlerweile im Juni 2017:
Das Ausbildungsmaterial ist bereitgestellt worden und die Ausbilder bereiten sich auf die Ausbildung vor. Zwischenzeitlich wurden sie bei den Firmen Mercedes-Benz, Scania und Iveco geschult. Auch diese Kosten wurden durch die BwFPS vorfinanziert. Gleichzeitig wurden die Planungen für die Leistungsbeschreibung der Werkstattausstattung mobile Instandhaltung Bedarfsfall BwFPS (WSA mobIH Bed BwFPS) begonnen.

Lagercontainer mit Ladekran

Hierzu dienten zwei ausgesonderte Container, in denen das notwendige Equipment zur Instandhaltung der Fahrzeuge und Geräte montiert wurde.
Die Planungen auf der Basis von nur zwei Containern ging glücklicherweise auf, trotz integrierter eigener Stromversorgung, Druckluft und Kran. Die Leistungsbeschreibung für die WSA mobIH Bed BwFPS wurde innerhalb von einer Woche im August 2017 durch zwei Stabsoffiziere schriftlich fixiert und der BwFPS zur Ausschreibung an die Vertragspartner zur Verfügung gestellt. Natürlich wurden notwendige Vorarbeiten durch die logistische Einsatzprüfung geleistet.

Zudem wurde auf dem seit fünf Jahre laufenden Projekt der Erneuerung der Werkstattwagen 1 und 2 seitens der Bundeswehr aufgebaut. Große Mitzeichnungsgänge der Leistungsbeschreibung WSA mobIH Bed BwFPS konnten ausbleiben, weil die Bevollmächtigten der TSK/OrgBereiche regelmäßig über den Fortschritt informiert oder direkt in die Entscheidungsprozesse mit eingebunden wurden.

Die Ausschreibung ist sehr zügig durch die BwFPS erfolgt und bereits im Dezember 2017 konnte der Vertrag mit der Firma zur Herstellung von zehn Systemen der WSA mobIH Bed BwFPS, bestehend aus jeweils zwei Containern, gezeichnet werden. Noch im selben Monat wurde die Startbesprechung zum Projekt mit der Herstellerfirma durchgeführt und im Februar 2018 die finale Containerlösung abgezeichnet. Ende April 2018 konnte bei der Leistungsschau der BwFPS am Stammsitz in Troisdorf der Prototyp zum ersten Mal einem breiteren Publikum vorgestellt werden. Alle Beteiligten waren anwesend und konnten neben den Fahrzeugen und Geräten der BwFPS auch den Prototyp der WSA mobIH Bed BwFPS kennenlernen. Die hier geäußerte, zum Teil auch berechtigte Kritik wurde aufgenommen, zusammengefasst und mit der Herstellerfirma besprochen.
Mitte Juli wurde die erste und Ende August 2018 die letzte WSA mobIH Bed BwFPS mit einer feierlichen Zeremonie an das Logistikbataillon 172 übergeben. Nur zwei Tage nach dieser Übergabe wurden die Systeme für den Transport nach Norwegen zu „Trident Juncture“ 2018 für den Schiffstransport vorbereitet und versandt.
Derzeit läuft noch das Projekt der „24 Stunden“- Bereitstellung der Ersatzteile. Ein erster Erfolg ist die Bereitstellung der Container „Baugruppe Rad“. In zwei Containern, die bei der unterstützenden Einheit implementiert wurden, sind alle gängigen Räder eingelagert. Der Abruf wird über SASPF mit dem entsprechenden IH-Auftrag möglich. Weiterhin ist die Ausschreibung für die Container „Ersatzteile“ noch in vollem Gange. Wegen der hohen Vielfalt der Fahrzeuge und Anhänger werden für die unterstützenden Einheiten jeweils vier Container mit 650 verschiedenen Ersatzteilen (insgesamt 2550) bereitgestellt. Damit ist eine schnelle Verfügbarkeit gewährleistet.

Die BwFPS war zeitlich und personell sehr stark in die Prozesse eingebunden. Erst nach Auslieferung des gesamten Equipments, hierzu gehörten auch noch die Bereitstellung der allgemeinen Mess- und Prüfmittel für die Schirrmeister, Hauptuntersuchungs-Adapter für die Prüforganisation der Bundeswehr sowie die Anpassung der Ausbildungsausstattung des AusbZ TLS, konnten die monatlichen Mietpreise festgelegt werden. Ebenfalls erst Ende des Jahres 2018 wurde die Gesamtrechnung seitens der Bundeswehr beglichen. Der Schwerpunkt bei allen Beteiligten lag bei einer zeitgerechten Bereitstellung. Dieses Projekt war ein Novum in der Bundeswehr.

Wie der Titel schon andeutet, wurde dieses aufwändige Projekt innerhalb von nur 555 Tagen (von der Beauftragung der Projektleiter BwFPS im BAAINBw bis zur Auslieferung der ersten WSA mobIH Bed BwFPS) vollumfänglich umgesetzt.

Dies wurde nur möglich, weil allen Beteiligten das Ziel bekannt war und die Investitionssumme durch die BwFPS vorerst getragen wurde. Mit mehr Freiheiten für die Projektleitung im BAAINBw könnte die materielle Ausstattung der Bundeswehr wesentlich schneller, effektiver und effizienter durchgeführt werden. Es muss nicht immer ein Projekt aus dem Bereich „komplexe Dienstleistungen“ der Taktgeber sein.

Einer kleinen schlagkräftigen Mannschaft aus Soldaten und Mitarbeitern der BwFPS haben wir den schnellen Erfolg zu verdanken. Kurze Wege, kompetente Ansprechpartner und regelmäßige Besprechungen – ohne Mangelverwaltung – haben diesem Projekt den Erfolg gesichert.

Autor:

Oberstleutnant Sirko Bednarski
BAAINBw E3.2
Projektleitung BwFPS


Einen weiteren Artikel zu diesem Thema aus der Sicht des Ausbildungszentrums Technik Landsysteme (AusbZ TSL) finden sie hier.

Werkstattausstattung mobile Instandhaltung – Bedarfsfall Bundeswehrfuhrparkservice

Wieso eine WSA?
Wenn im Rahmen von Auslandseinsätzen oder der Landes- und Bündnisverteidigung ein zuverlässiger Rückgriff auf Instandhaltung (IH) durch Dritte nicht gegeben ist, müssen die IHAufträge durch militärische (mil.) Kräfte bearbeitet werden. Im Hinblick auf VJTF 2019 wird dieser sogenannte Bedarfsfall angenommen. Dies bedeutet, dass neben den eigenbewirtschafteten Systemen auch ca. 1700 handelsübliche Fahrzeuge mit Sonderausstattung (hümS) – bei mil. Einrichtungen instand zu halten sind. Die Vorbereitungen, um dieser neuen logistischen Aufgabe zu begegnen, wurden im Informationsheft Blauer Bund e.V. Nr.49 (Ausgabe Oktober 2017) beleuchtet. Neben der Vermittlung des notwendigen Know-hows durch Lehrgänge am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZTLS) in Aachen werden auch die richtigen Handwerkzeuge benötigt. Diese Handwerkzeuge stellt die BwFuhrparkService GmbH (BwFPS) als Werkzeugsonderausstattung (WSA) zur Vorbereitung und Durchführung des Bedarfsfalls ebenso als Mietobjekt zur Verfügung wie die Fahrzeuge selbst.

Herleitung WSA-Inhalt
Die Projektleitung (PL) BwFPS im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) beauftragte im Frühjahr 2017 das AusbZTLS mit der Durchführung von technischlogistischen Einsatzprüfungen an den für VJTF 2019 festgelegten hümS-Fzg. Im Einzelnen handelt es sich um Fahrzeuge der Hersteller Mercedes (G280, G300, Atego, Axor, U5000 und U5023), Iveco (Trakker) und Scania (Sattelzugmaschine) sowie Anhänger der Hersteller Schmitz-Cargobull (Containerträger 12,5t) und Fliegl (Tiefbett 24t). Im Ergebnis standen Mitte 2017 die abzudeckenden IH-Tätigkeiten fest, aus denen der Bereich Technik/Logistik des AusbZTLS die benötigten Werkzeuge ableitete.
Nach erfolgter Ausschreibung durch die BwFPS als Auftraggeber erfolgte die Vergabe des Auftrags im Dezember 2017 an eine im Spezialcontainerbau erfahrene Firma. Im April 2018 konnte die Projektleitung während einer Informationsveranstaltung gemeinsam mit der BwFPS in Troisdorf das erste Stück der Serie einem breiteren Publikum präsentieren. Die Auslieferung an die Truppe erfolgte ab Juli 2018. Dort werden die WSA bereits zur
Inübunghaltung genutzt und teilweise auch zur VJTF-Zertifizierungsübung „Trident Juncture“ im Herbst 2018 nach Norwegen verschifft.

Hülle
Neben den Überlegungen zu den über 1800 Einzelteilen war über deren Verpackung zu entscheiden. Die  bisherige in der Bundeswehr (Bw) übliche Bereitstellung von Werkzeugen in Holzkisten bringt nicht nur einige Nachteile beim Umschlag und internationalem Transport mit sich, sondern steht auch dem Konzept der „Trennung von Funktionalität und Mobilität“ durch lange Verladezeiten entgegen.
Somit entschied die Projektleitung eine Lösung in 20-ft-Containerhüllen zu realisieren. Jede WSA wird in 2 Containern untergebracht, die sich aufteilen in den Werkstatt- und den Lagercontainer. Beide Containerhüllen
sind isoliert und klimatisiert sowie mit einer Lüftungs- und Luftentfeuchtungsanlage ausgestattet. Die maximale
Luftfeuchtigkeit kann so (bei  geschlossenen Türen) auf maximal 65 % begrenzt werden, um Korrosionsschäden an den Teilen der WSA vorzubeugen.
Die typischen Portaltüren der Container blieben erhalten und wurden durch eine Tür-in-Tür-Lösung ergänzt. Zusätzlich befindet sich jeweils in der rechten Längsseite eine Personaltür. Eine Besonderheit sind die Treppen an den Seitentüren, die sich in den Containerboden einschieben lassen und somit nicht nur sofort nutzbar sind,
sondern auch immer waagerechte Trittflächen bieten.

Strom und Druckluft
Damit die in den VJTF-Verbänden ausgeplante Instandsetzungsgruppe (InstGrp) ihre Aufträge autark erfüllen
kann, verfügt der Lagercontainer zudem über einen Technikraum, in dem ein Stromerzeugeraggregat (SEA) mit einer max. Leistung von 15 kW bei einem sehr moderaten Betriebsgeräusch untergebracht ist. Oberhalb des SEA befindet sich ein Kompressor mit einem Vorratsbehältervolumen von 90 Litern, der über eine druckseitige Lieferleistung von >270 l/min bei 6 bar verfügt. Dies erlaubt mehrere, in der WSA enthaltenen,  druckluftbetriebe Werkzeuge wie Schlagschrauber, Ratschen und Kartuschenpressen zeitgleich zu nutzen.

Werkstattcontainer
Die WSA ist auf eine InstGrp mit 6 Personen ausgelegt, die 3-4 Arbeitsplätze parallel betreiben können. Diese Zahlen sind Grundlage für die Ausstattung mit Rollbrettern, Handlampen, Ölwannen etc.
Der Werkstattcontainer beinhaltet hauptsächlich querschnittliche Werkzeuge (s. Bild 4), deren Umfang den Erfordernissen der Instandhaltung moderner Fahrzeuge entspricht. Der bekannte Ring-Maul-Schlüssel ist natürlich vertreten, reicht heute aber nicht mehr aus. Die vielen Zusatzsysteme moderner Nutzfahrzeuge verengen die Bauräume, so dass die Mechatroniker der Instandsetzungsgruppen auch Ratschen-Ringschlüssel und Stecknuss-Systeme mit 3/8“-Antrieb für platzsparendes Arbeiten benötigen.
In neuen Fahrzeuggenerationen setzen die Entwicklungsabteilungen vermehrt auf neue Schraubenkonzepte, so dass auch Stecknüsse für Vielzahn-, Torx- und Ribe-Standard die WSA komplettieren.
Viele Handwerkzeuge sind in Schäumen modular untergebracht. Damit kann in Verbindung mit tragbaren Werkzeugboxen, jeder Mechatroniker seine Werkzeugausstattung an seine Aufträge und Arbeitsweise anpassen.
Jeweils zwei Werkzeugboxen lassen sich mit Rollwagen und Ablageplatte zu einem Werkstattwagen kombinieren.

Lagercontainer
Die aktuelle Technik der Nutzfahrzeuge (NFz), mit der hümS-Fzg ausgestattet sind, erfordert zudem eine  Vielzahl von Sonderwerkzeugen (SdWz). Für Modelle desselben Herstellers lassen sich oft mehrere  Sonderwerkzeuge, je nach Fahrwerks- und Motorenfamilie, für mehrere Typen nutzen. Mit steigender Herstelleranzahl steigt somit auch der Umfang der mitzuführenden herstellerspezifischen Sonderwerkzeuge.

Lagercontainer mit Ladekran

Diese finden zum Großteil im Lagercontainer ihren Platz, der auch große und schwere Gegenstände der querschnittlichen Anteile beherbergt, wie beispielsweise Rangierwagenheber, Getriebeheber und Radheber. Für die Instandsetzung an Bremsen ist eine pneumatisch betriebene Bremsbelagnietmaschine enthalten. Es ist bei
großen Herstellern immer noch üblich, die Bremsbeläge ohne die schweren Träger zu liefern. In diesem Fall vereinfacht es die Ersatzteillogistik, weil die Rücklieferung der ausgebauten Träger mit verschlissenen Belägen als Austauschteil entfällt. Mit der ebenfalls vorhandenen Bremsenabdrehmaschine können die frisch aufgenieteten Beläge an den Bremstrommeldurchmesser angepasst sowie gebrauchte Beläge bearbeitet werden.
Die WSA soll sowohl abgesetzt als auch auf LKW und Anhänger aufgesetzt nutzbar sein. Um Ausfallzeitendes Personals durch Arbeitsunfälle beim Aus- und Einladen schwerer Gegenstände gering zu halten und ergonomisches Arbeiten zu fördern, verfügt der Lagercontainer über einen Ladekran mit elektro-hydraulischem Antrieb. Mit dem Strom des eigenen SEA ist auch hier eine autarke Arbeitsweise möglich. Der Kran kann bis zu einer Auslegerlänge von 5 m teleskopiert werden und in diesem Zustand noch eine Last von ca. 0,5 t heben. Je nach Bedarf kann der Kran zum Aus- und Einladen von verlastetem Material oder als Hilfskran bei Instandhaltungsarbeiten genutzt werden.
Eine weitere Arbeitserleichterung stellt der rollbare, hydraulische Hubtisch dar. Mit seiner Hilfe können schwere Komponenten an Fahrwerken, Bremsen und Abgasanlagen rückenschonend demontiert werden.

Diagnose
Den mechanischen Arbeiten geht in der Regel ein virtueller, aber grundlegender Arbeitsschritt voraus: Die Diagnose. Die für diese Tätigkeiten nötige Hardware mit den dazugehörigen Software-Modulen sind Bestandteil der WSA. Die Schirrmeister erhalten ein querschnittliches, herstellerungebundenes Diagnosegerät, dessen Fähigkeiten ausreichen, um den Fehlerspeicher von Schadfahrzeugen auszulesen und die Instandhaltungsebene
festzulegen, zu der das Fahrzeug abgeschoben werden soll. Kleinere Arbeiten und das Zurücksetzten von Service-Intervallanzeigen, beispielsweise nach dem Wechsel bzw. Reinigen von Filtern, können damit direkt vor Ort durchgeführt werden.

Für die Mechatroniker der InstGrp sind die Diagnosegeräte der jeweiligen Hersteller, mit den auf die zu  unterstützenden hümS-Fzg abgestimmten Software-Modulen, enthalten. Diese Geräte können tiefer in die  DatenprotokolleDatenprotokolle der vielen im Fahrzeug verbauten Steuergeräte eindringen und ermöglichen es auch diese auszutauschen bzw. Updates an deren Software vorzunehmen. Eine Herausforderung ist hierbei die  Update-Politik der Fahrzeughersteller, die keine unbegrenzte Nutzung der Diagnosegeräte vorsehen.
Vielmehr benötigen die meisten Diagnosegeräte eine regelmäßige online Anbindung zum Hersteller. Unterbleibt diese, wird in der Regel der Funktionsumfang der Geräte stark eingeschränkt.
Ersatzteile und weitere Container Das Lastenheft gab zusätzlich die Mitnahme von Ersatzteilen (ET) in einem kleinen Handvorrat vor. Scheibenwischerblätter, Reifenventilkappen und Radmuttern lassen sich recht einfach verstauen. Wenn man jedoch das Volumen von Außenspiegeln vergangener LKW-Generationen mit den vollverkleideten Gehäusen (mit ihren bis zu 3 Spiegelgläsern) samt Verpackung aktueller Modelle vergleicht, stellt sich schnell heraus, dass die Mitnahme solcher Ersatzteile nur sehr eingeschränkt sein kann. Um eine rasche Versorgung dennoch sicher zu stellen, erhält die unterstützende Nachschub-Einheit der Instandhaltungseinrichtung einen Satz Ersatzteile, der ebenfalls in 20-ft- Containerhüllen untergebracht sein
wird. Die unterstützenden Nachschubeinheiten erhalten auch einen Satz Radbaugruppen in 20-ft-Containerhüllen.
Die Typenvielfalt und die Tatsache, dass einige Modelle an Vorder- und Hinterachse unterschiedliche Profile und  traglasten benötigen, macht zwei 20-ft-Containerhüllen erforderlich, damit von jedem Fzg ein Rädersatz
untergebracht werden kann. Alle Räder können einzeln entnommen werden.Herausforderungen Der Auftragnehmer ist eine erfahrene Firma im Bereich des Spezialcontainerbaus und brachte in der Umsetzung des  Konzeptes gute Detaillösungen ein. Zusätzlich wurde im Auftrag der Projektleitung der Prozess der Einrüstung des Prototypen durch Personal des AusbZTLS begleitet. Konkurrierende Anforderungen bezüglich Schwerpunktlage, Gewichtsbilanz der Container, thematische Zusammensortierung der Werkzeuge sowie Zugriffshäufigkeit und –dauer mussten häufig gegeneinander abgewogen werden. Durch verlängerte Lieferzeitenbei einigen SdWz-Teilen seitens der Fahrzeughersteller kam es zu Verzögerungen, so dass in der  Einrüstungsphase teilweise mit Platzhaltern gearbeitet werden musste. Aufgrund der am Anfang beschriebenensehr kurzen Zeitspanne für die Realisierung konnte eine Erprobung im üblichen Umfang nicht  durchgeführt werden. Stattdessen flossen die Erfahrungen von Lehrgangsteilnehmern des AusbZTLS, die in Vorbereitungslehrgängen für VTJF 2019 ein Vorserienmodell der WSA nutzen konnten, in die Entwicklung ein.
Es ist von der Projektleitung und des AusbZTLS beabsichtigt im Nachgang zu VTJF 2019 die während der  Nutzungsphase auf den Übungen bzw. während des Einsatzes gesammelten Erfahrungen auszuwerten, um zweckmäßige Nachrüstungen für die weitere Nutzung zu initiieren.

Fazit
Letztendlich konnte eine Werkzeugausstattung realisiert werden, die den Anforderungen der Instandhaltung moderner Nutzfahrzeuge gerecht wird. Deutschland wird im Jahr 2023 erneut die Rolle der Lead-Nation bei  VJTF übernehmen. Dazu gilt es die bis dahin gesammelten Erfahrungen umzusetzen und die WSA anzupassen.
Innerhalb kürzester Zeit konnte auf diesem Weg, durch Bündelung der Kompetenzen AusbZTLS, BwFPS und  BAAINBw, ein Projekt realisiert werden, für das im Rüstungsprozess nach CPM mehrere Jahre benötigt würde. Dieser Umstand und die einfachere Anpassbarkeit der Mietobjekte an geänderte Anforderungen sind die großen Vorteile dieser Realisierungsmöglichkeit.
Gleichzeitig werden aber auch viele Fragen zur Integration in die logistischen Abläufe der Bundeswehr und zur Materialbewirtschaftung in SASPF aufgeworfen. Der vertraglich festgelegte Erhalt der Mobilität im Bedarfsfall  dachte diesen Realisierungsweg als Einzelfall möglich. Bisher fehlt die vertragliche Grundlage für weitere solche Vorgänge.
Ganz gleich welches Verfahren genutzt wird, in Zeiten einer sich schnell entwickelnden Technik, die in immer kürzeren Intervallen neue Standards und Schnittstellen hervorbringt, müssen Wege gefunden werden, damit die Instandhaltungskräfte der Bundeswehr mit der Technik schritthalten können.

Autor:

Hauptmann Thorben Borgwardt, AusbZTLS